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Kinderbücher aus Indien

Eine Kindheit ohne Bilderbücher? Unvorstellbar für mich. Schöne, gut illustrierte Kinderbücher sind in Indien allerdings gar nicht so leicht zu finden. Die Auswahl ist geringer, und gerade auch Geschichten indischer Autorinnen und Autoren sind eher rar. Gleichzeitig ist die Bedeutung, die ich Büchern beimesse, auch eine kulturelle Prägung. Ich kenne es eben so aus Deutschland. Dabei gibt es nach wie vor sehr viele Kinder auf dieser Welt, die mit wenigen oder keinen Büchern aufwachsen.

Und es gibt ja  auch andere Möglichkeiten, Geschichten mit Kinder zu teilen! Von unserer Nachbarsfamilie weiß ich, dass weniger vorgelesen, als erzählt wird: Dort erzählt der Papa abends die  Mahabharata, ein indisches Epos, zu dem auch die berühmte Weisheitsschrift Bhagavadgita gehört. 

Und es gibt sie doch auch hier, die wunderbaren Kinderbücher! Beim Verlag Tara Books habe ich eine ganze Reihe außergewöhnlicher Funde gemacht, von denen ich eine kleine Auswahl vorstellen möchte. Einige der Bücher gibt es sogar auch auf deutsch, denn der Tara Verlag ist weit über die Grenzen Indiens hinaus bekannt und beliebt. Auch die Herstellung der Bücher ist bemerkenswert: Die Illustrationen und Geschichten stammen teilweise von Künstlerinnen und Künstlern aus dem ländlichen Indien, deren Kunst sonst kaum über ihre Dörfer hinaus wahrgenommen wird. Gedruckt werden viele der Bücher in der hauseigenen Siebdruckwerkstatt.

In einem indischen Dorf

So sehr Indiens Städte boomen und modernisiert werden – das traditionelle Leben auf dem Dorf ist nach wie vor noch sehr verbreitet. Davon wird in diesem Buch erzählt. Hier gibt es soviel zu entdecken, dass man sich an Wimmelbücher erinnert fühlt. Jede Seite ist von einem kurzen erklärenden Text begleitet, der einen kindgerechten Einblick in indische Lebensweisen auf dem Dorf bietet. Ein spannender Einblick in eine ganz andere Lebenswelt. Gemalt ist dieses Buch, das sich Seite um Seite der Länge nach ausklappen lässt, im Malstil der bengalischen Patua. Von Rohima Chitrakar und V. Geetha. Ab 6 Jahre.

Sun and Moon

Dieses Buch enthält Erzählungen und Bilder von Sonne und Mond, gemalt in verschiedenen kunsthandwerklichen Traditionen von Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen Regionen Indiens. Erhältlich ist das Buch zwar nur auf English, doch der Text beträgt nur wenige Zeilen und ist leicht zu übersetzen. Die Bilder sind wunderbar anzusehen, wie eine Meditation für Kinder und Erwachsene über die natürlichen Rhythmen, in die unser Leben eingebettet ist: „The sun gives birth to life and the moon gives rise to time“. Lesealter: 6-9 Jahre. 

Wasser 

Dieses Buch berührt mich sehr, weil es ein wirklich großes Problem aufgreift. Sauberes Wasser gehört in Indien zu den kostbarsten Dingen überhaupt. Viele Menschen habe keinen Zugang dazu. In der Zukunft wird sich die Lage durch Klimawandel und hohen Wasserverbrauch weiter verschlimmern. Kein Thema für ein Kinderbuch? Tara Books hat es gewagt. 

In diesem Buch erzählt eine indische Künstlerin aus dem Stamm der Gond vom Leben auf ihrem Dorf. Von den wachsenden Schwierigkeiten, dort Wasser zu finden. Von der „Gier“ der Stadt, dem enormen Ressourcenverbrauch, der mit dem Leben dort einhergeht. Eingebettet in ihre Erzählung ist eine Fabel ihres Stammes über den Umgang mit Wasser. Darin geht es um die Grenzen der natürlichen Ressourcen, die wir respektieren müssen. Und darum, was geschieht, wenn wir das nicht tun. Es geht auch um die Ungerechtigkeit, dass für die Verschwendungssucht der Reichen die ohnehin schon Armen bezahlen müssen.

„Was kann ich tun, um die Leute dazu zu bringen, ihre Seite der Abmachung mit der Natur einzuhalten? Alles, was ich anzubieten habe ist…die Geschichte der Schwestern und den See.“ Dieses Buch gibt Menschen eine Stimme. Es erlaubt uns die Sichtweise der Menschen auf dem Dorf nachzuvollziehen. So können wir uns dem schwierigen Thema im Gespräch mit Kindern nähern. Wir können gemeinsam darüber nachzudenken, wie wir mit Ressourcen umgehen und welche Konsequenzen das hat für andere. Sowohl Text und Thematik sind für ältere Kinder (ab 12), die Illustrationen aber sind auch für sich wunderbar zu betrachten und machen das Buch für alle Altersgruppen interessant. Von Subhash Vyam.

Ein indischer Strand

TaraBooks arbeitet nicht nur mit indischen Künstlerinnen und Künstlern, sondern mit Menschen aus aller Welt zusammen: Dieses Buch von einer Französin gestaltet, die einige Tage in Chennai am Meer verbrachte und dort verwundert feststellte, wie sehr sich ein Strand in Indien von einem in Europa unterscheidet. Wie das Leben am Strand aussieht, zeigt dieses Buch. Die Illustratorin fertigte zunächst Skizzen an, die sie dann in Linoldrucke übertrug. So entstanden schwarz-weiß-Bilder, die das lebendige Treiben am Wasser zeigen, bei Tag und bei Nacht. Das Buch ist voller kleiner Geschichten, aber ohne Text. Es hat jedoch Platz, um eigenen Text einzufügen oder die Bilder auszumalen. Das Buch ist so gestaltet, dass es aufgeklappt werden kann, aufgestellt wie ein Panorama oder wie ein Stern, oder auch ganz normal gelesen. Lesealter: 4-8 Jahre. Von Joëlle Jolivet.

Klopf! Klopf! 

Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein kleines Mädchen vermisst seinen Teddybär und macht sich auf die Suche. Alle Stockwerke des Hauses klappert es ab und entdeckt dabei ganz verschiedene Welten, Menschen und wundersame Dinge. Die Gestaltung des Buches stellt den Inhalt auf wunderbare Weise nach: Zimmer für Zimmer und Stockwerk für Stockwerk entfaltet sich das Haus, bis es in ganzer Größe vor uns liegt. Das Buch ist eine Anregung, Geschichten auf Papier auch anders zu erzählen und eine schöne Inspiration, mit älteren Kindern auch mal selbst Bücher zu basteln. Lesealter: 5-6 Jahre. Von Kaori Takahashi.

Wir werden mit unseren Kindern nicht mehr guten Gewissens kreuz und quer durch die Welt fliegen können. Aber wir können uns ein wenig Welt in die Kinderzimmer holen. Mit Büchern zum Beispiel. Denn eine Ahnung davon, wie Menschen anderswo leben, brauchen wir mehr denn je. 

Anka Falk hat einen Magister in Rhetorik und Pädagogik und ist Körperpsychotherapeutin, Coach und Dozentin. Von 2007-2017 arbeitete sie in Lehre und Forschung an einem experimentellen Design Institut in der Schweiz. Sie ist im Alter von 37 Jahren mit ihrem Mann nach Indien gegangen. Ihr Kind hat sie in Deutschland geboren, ist dann aber zurück gegangen nach Indien und berichtet von ihrem Alltag dort. Zudem bloggt sie auf ljuno.de und gibt einen Einblick in ihr Alltagsleben in Indien hier auf Instagram 

Die Bücher können im Online-Shop des Verlags (tarabooks.com) erworben werden. Sie werden nach Deutschland verschickt. Vielen Dank an Tara Books für die Bereitstellung von Rezensionsexemplaren. 

„Mama/Papa, schaut mal!“ – Kinder und Aufmerksamkeit

Wahrscheinlich kennen wir alle die Situation, dass wir abends auf dem Sofa sitzen neben einer Freund*in oder Partner*in und etwas von unserem Tag erzählen. Auf einmal stellen wir fest, dass unser Gegenüber an unpassender Stelle nickt. „Hey, hörst Du mir eigentlich zu?“ Wir wünschen uns, dass wir in solchem Momenten beide die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Thema richten, über das wir uns austauschen. Wir wollen Aufmerksamkeit, um ein Thema zu besprechen, ein Problem zu erörtern, Hilfe zu bekommen. Das kennen wir nicht nur aus dem Alltag mit Erwachsenen. Gerade Kinder brauchen unsere Aufmerksamkeit für die Bewältigung des Lebens.

Warum Aufmerksamkeit für Kinder wichtig ist

Wir Menschen benötigen das Gefühl, zugehörig zu sein zu einer Gruppe. Wenn wir uns ausgeschlossen fühlen, schmerzt das. – Nicht nur umgangssprachlich, sondern tatsächlich werden im Gehirn bei Abweisung ähnliche Reaktionen hervorgerufen wie bei körperlicher Verletzung. Es tut weh, ausgeschlossen oder abgewiesen zu werden.

Zudem brauchen Kinder die Versicherung, dass wir als Erwachsene uns um sie kümmern, denn als Kinder sind sie lange auf unser Umsorgen angewiesen, damit ihre Bedürfnisse erfüllt werden können. Viele Bedürfnisse können sie noch lange Zeit nicht selbst erfüllen: Als Babys brauchen sie unsere Nähe beim Einschlafen, sie müssen von uns mit Nahrung versorgt werden, sie brauchen uns als Partner*in in der sozialen Interaktion. Weil wir so wichtig sind für ihr Wachsen und ihre Entwicklung, sind sie darauf bedacht, diese Zuwendung zu bekommen.

Viele Wege zur Beachtung

Haben Kinder einen Mangel in Bezug auf unsere Aufmerksamkeit, versuchen sie sie zu erlangen: Oft versuchen sie es zunächst durch einfache Kontaktaufnahmen in Form von Ansprachen: „Papa, schau mal!“. Manchmal nutzen sie nicht die Sprache, sondern ziehen unsere Aufmerksamkeit körperlich auf uns, indem sie scheinbar an „unserem Körper kleben“. Sie drängen sich immer wieder an uns, klettern auf den Schoß, zupfen am Bein oder lecken vielleicht den Arm an: „Hallo, ich bin hier!“ auf einer anderen Sprache. Manche Kinder fordern auch Aufmerksamkeit, indem sie Fähigkeiten zurückschrauben und auf einmal nicht mehr die Schuhe binden „können“. Wie genau ein Kind Aufmerksamkeit auf sich lenken möchte, kann ganz unterschiedlich sein – eine Frage des Typs, aber auch der Situation und des Anlasses, Aufmerksamkeit (wieder) zu bekommen.

Manchmal ist es gar nicht so leicht, zu verstehen, dass unser Kind gerade „nur“ Aufmerksamkeit haben möchte. Wir nehmen das Verhalten als störend wahr, wenn wir es nicht entziffern können: „Hör auf, immer meinen Arm abzulecken!“ sagen wir vielleicht und merken nicht, dass das Kind eigentlich Aufmerksamkeit und Zuwendung sucht. In gewisser Weise bekommt es das nun auch: allerdings auf negative Weise, die weder das Kind langfristig und gesund erfüllt, noch uns. Denn durch vermeintlich negative Verhaltensweisen Aufmerksamkeit zu erlangen, bringt zwar Zuwendung, aber nicht die ersehnte und erfüllt nicht das eigentliche Bedürfnis: das Kind wird zwar gesehen und wahrgenommen, aber das Bedürfnis nach Nähe und Zuwendung wird nicht erfüllt. Deswegen wird das Kind wieder versuchen, Aufmerksamkeit zu erlangen, um das eigentliche Bedürfnis zu befriedigen.

Bedürfnisse erkennen und Aufmerksamkeit schenken

In Situationen, in denen wir immer wieder denken: „Mein Kind ist gerade extrem anstrengend“ oder „Warum tut das Kind nur diese nervige Sache immer?“ sollten wir einen Schritt zurück treten und hinter das Verhalten des Kindes schauen. Das Anlecken, das ständige „Schau mal hier!“, das Babyverhalten sind nur Symptome einer anderen Ursache. Vielleicht braucht das Kind gerade jetzt mehr Nähe, mehr Körperkontakt. Das Kind, das abends wild alles herumschmeißt, braucht vielleicht unsere Aufmerksamkeit, weil es müde ist und allein nicht in den Schlaf findet und von uns co-reguliert werden möchte. Kinder wollen uns nicht verärgern. Ihr Verhalten ist meistens Ausdruck eines Anliegens. Sie sprechen nur manchmal eine andere Sprache, die wir manchmal nicht richtig verstehen.

Immer aufmerksam sein?

Natürlich sind wir nicht immer aufmerksam. Weder Freund*innen, Partner*innen noch Kindern gegenüber. Und wir müssen es auch nicht sein. Gerade bei Kindern reicht es oft aus, auch einfach verfügbar zu sein: in der Nähe, ansprechbar, vielleicht mit einer eigenen Sache beschäftigt, aber erreichbar für die Bedürfnisse. Manchmal gibt es aber Phasen, in denen sich Kinder unserer Zuwendung noch mehr versichern müssen, in der sie Aufmerksamkeit ganz besonders brauchen und wir mehr Aufmerksamkeit schenken müssen, weil sie mehr Unterstützung benötigen, um die Abenteuer der Welt verarbeiten zu können und ihren Weg darin zu finden. Und dann, wenn sie wieder sicher sind, brauchen sie wieder weniger. Aber sie wissen durch jede Phase, in der wir verstanden haben, dass sie uns brauchen und darauf eingegangen sind, dass wir im Notfall da sind. Und nach und nach bilden sich immer mehr Fähigkeiten aus, durch die sie selbst Kompetenzen im Umgang mit der Welt erwerben und immer weniger Aufmerksamkeit benötigen.

Eure

Die allgegenwärtige Glorifizierung von Mütter-Erschöpfung

Da stehen wir, wir Mütter. Und sind müde, weil wir nachts nicht richtig schlafen. Wir sind erschöpft, weil wir unsere Kinder liebevoll umsorgen und das nicht selten viel Kraft erfordert. Wir sind erschöpft, weil wir wieder viel zu tun hatten und vielleicht mehr, als vielleicht in den Tag hinein passen könnte. Die Liste der Dinge, die erledigt werden wollen, ist lang. Die Zeit, die wir neben Arbeit, Partnerschaft, Kindern, Haushalt (und vielleicht sogar noch ein wenig Hobbys oder anderer Selbstfürsorge ) haben, ist gering. Da gibt es die vielen Dinge des Alltags und dann auch noch die vielen Dinge in unserem Kopf: die Erinnerungen an U-Untersuchungen, die besucht werden müssen, die Schuhe, die neugekauft werden müssen für das Kind, die Unterlagen für die Schulfahrt, die noch nicht unterschieben sind – all der Mental Load, der gar nicht so richtig präsent, aber da ist.

Es geht uns nicht gut

Das Müttergenesungswerk (pdf) geht von 2 Millionen kurbedürftigen Müttern aus, von denen 130.000 beraten lassen. Im Berichtsjahr 2016/2017 haben 49.000 Mütter und 72.000 Kinder eine Kur in Anspruch genommen. Und auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (pdf) erklärt: 30 Prozent der untersuchten Mütter ihrer Studie erfahren eine substanzielle Verschlechterung des gesundheitsbezogenen Wohlbefindens innerhalb der ersten sieben Jahre nach Geburt des Kindes.

Die Ursachen dafür sind vielfältig: Auch wenn die meisten Mütter heute ein vereinbarkeitsorientiertes Muttersein leben – also arbeiten und Kinder haben-, stehen wir unter dem gesellschaftlichen Druck, dass wir mehr kindorientiert sein sollten – denn die gelebte Realität unterscheidet sich noch immer von der Erwartungshaltung (pdf). Immer wieder gibt es gesellschaftliche Erwartungen, dass wir das doch bitte alles schaffen sollen: Arbeit, Haushalt und natürlich Kind. Laut Befragung zum Familienleitbild aus dem Jahr 2012 wird erwartet, dass Mütter sowohl nachmittags zu Hause die Hausaufgaben begleiten, als auch erwerbstätig sind. Und nebenher gibt es auch noch die vielen anderen Dinge, damit Frau weiterhin körperlich und geistig attraktiv ist. Und auch wenn wir eigentlich alle wissen, dass Väter sich ebenso gut einbringen können und ebenso gut Haushalt und Kinder betreuen können, ebenso liebevoll sein können, ist die Gleichberechtigungsrealität oft eine andere und die Hauptlast der Arbeit kommt den Müttern zuteil. Auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen unterstützen, dass es Unterschiede zwischen Müttern und Vätern gibt: Durch den gender pay gap (bessere Bezahlung von Männern im Vergleich zu Frauen)beispielsweise ist eine Erwerbsunterbrechung der Väter in einigen Fällen schwierig, weil das Einkommen der Mutter zur finanziellen Absicherung der Familie nicht reicht.

Die Glorifizierung von Stress

Anstatt zu rebellieren, haben wir die Erschöpfung und Müdigkeit aber vielfach in unser Mutterbild übernommen: Wir denken, dass das alles eben natürlicherweise dazu gehört, zum Elternsein und ganz besonders zum Mutterbild. Und gerade jetzt, vor dem Muttertag, wird es wieder ganz besonders betont: Was Mütter alles schaffen! Was Mütter alles können! Muttitasking! Müde, aber glücklich! Und überhaupt ist WOW doch eine Spiegelung von MOM, weil wir alles so grandios können.

Wenn meine Freundin mich fragt, wie meine Woche war, sieht eine Antwort oft aus: „Ich arbeite gerade an dem neuen Buch und dafür muss ich noch xy machen, aber gerade ist Kind 1 krank geworden und musste aus der Schule abgeholt werden und die Wutausbrüche von Kind 3 sind gerade super anstrengend. Deswegen habe ich ganz vergessen, dass ich ja eigentlich noch für die Kita xy machen musste. Naja, wie immer ein bisschen.“ Und wir lachen kurz und sie erzählt aus ihrem stressigen Alltag. Ja, das ist ein Alltag. Ein stressiger Alltag. Ich bemühe mich, die vielen Dinge auf meiner Liste abzuarbeiten, aber jede Woche bleibt etwas übrig. Und das, obwohl ich das Glück habe, dass wir unsere Aufgaben in der Familie gerecht aufteilen und auch die Kinder in die Hausarbeit eingebunden werden. Aber selbst vier Hände scheinen oft nicht zu reichen für all die Dinge, die erledigt werden wollen. Und für all die Gefühle, die begleitet werden möchten. Und mir geht es dabei noch viel besser als vielen anderen Müttern, die in einer weniger privilegierten Position sind, die vielleicht keine Partner*in haben, die Aufgaben erledigt. Ich habe den Stress in mein Alltagsbild übernommen, aber gut ist das nicht.

Stress begleitet uns, er ist ein Symptom unserer Überlastung, das sich auf unseren Alltag auswirkt: Durch Stress können wir weniger feinfühlig reagieren, wir neigen eher zu negativem Erziehungsverhalten. Wir können nicht mehr gut abwägen und vorausschauend planen, weil unser Gehirn dazu einfach nicht mehr in der Lage ist. Wir sind überreizt und in Daueralarmbereitschaft, weshalb schon kleine Dinge unser persönliches Gefühlsfass zum Überlaufen bringen. Stress stört unsere Beziehungen. In stressigen Zeiten fällt es mir viel schwerer, mit meinen Kindern auf Augenhöhe zu kommunizieren, ruhig ihren Geschichten zuzuhören und mir die Zeit zu nehmen, die wir füreinander brauchen. An stressigen Tagen neige ich viel mehr dazu zu sagen „Mach Dich jetzt endlich fertig, wir müssen los!“ als die Selbständigkeit meines Kindes zu sehen und beachten zu können.

Und dennoch schient es so, als würde er dazu gehören zum Eltern- und ganz besonders Muttersein. Wir kultivieren ihn ein wenig mit unseren Ansprüchen, mit unseren Aussagen und der Erwartung an uns selbst. Wir relativieren unsere Erschöpfung, unsere Müdigkeit, unsere Überarbeitung: Was Mutti nicht alles tut für uns! Wir Mütter sind Supermütter bei dem, was wir alles stemmen! Diese Sätze sind keine Beschreibung, sie sind eine Glorifizierung der Überlastung, die wir haben.

Stopp jetzt

Aber was wäre, wenn wir einfach wirklich ehrlich sagen: Das ist gar nicht toll. Unser Kinder sind toll, wir lieben sie, aber die Rahmenbedingungen sind wirklich nicht super. Es ist zu viel, was da auf einzelnen Schultern lastet. Es ist zu viel bei zu wenig Unterstützung von allen Seiten. Wir brauchen keinen Dank dafür, dass wir alles so super toll hinbekommen, weil viele von uns wegen all dieser Aufgaben erschöpft sind.

Wir brauchen nicht Dank, sondern mehr Unterstützung. Aber vor allem sollten wir zunächst aufhören, den Stress, den wir haben, zu relativieren und zu glorifizieren indem wir erklären, wie toll die Mütter sind, weil sie alles wuppen. Sie wuppen das alles – bis sie müde umfallen – weil sie es müssen. Nicht, weil wir als Frauen und Mütter dazu besonders gut geeignet wären. Nicht, weil es ein Mama-Gen geben würde, das uns viel belastbarer machen würde oder durch das wir alles besser koordinieren könnten. Wir machen das, weil es von uns erwartet wird, weil wir selber schon annehmen, dass wir das leisten müssen. Weil wir uns selbst in Frage stellen, wenn wir das alles nicht schaffen – weil alle anderen das doch anscheinend auch können. Weil doch alle anderen Moms auch grandios sind und nur wir etwa nicht? Weil wir doch auch mithalten können müssen. Aber die Wahrheit ist: Wir haben keine Superkräfte als Mütter, sondern sie werden uns abverlangt.

Deswegen wünsche ich mir ein bisschen weniger „Ach wie toll doch Mütter sind“ und ein bisschen mehr „Lasst uns mal hinsehen, warum Mütter so viel tun müssen“.

Eure

Fünf stärkende Impulse zum Tragen von Babys

Gerade am Anfang ist es oftmals schwierig zwischen all den Tipps, gutgemeinten Ratschlägen und bedeutungsschweren Blicken anderer Mitmenschen für sich und seine Familie den eigenen individuellen Weg zu finden. Ist man doch vielleicht selbst noch nicht ganz vertraut mit der neuen Rolle als Mutter oder Vater. Gerade in Zeiten, in denen „missionierende Eltern“ gerne ungefragt ihre Meinung kundtun, wenn ein Baby nicht ganz optimal in der Tragehilfe oder dem Tuch zu sitzen scheint, ist die Entscheidung „Na, dann lass‘ ich es lieber doch sein“ schneller gefällt, als man es sich doch ursprünglich vorgenommen hatte. Das muss nicht sein. Es gibt eure Familie, euren Weg und die nachfolgenden stärkenden Worte, falls du vielleicht gerade einen zweifelnden Moment hast oder zum Thema Babytragen noch etwas Unsicherheit verspürst.

Finde deine ganz eigene Tragehilfe

„Also ich habe ja die xy Trage. Die ist so toll und sitzt perfekt. Am besten du holst dir die auch!“, empfiehlt die entspannt lächelnde Mutter, deren Baby genüsslich in der Trage schläft. So oder so ähnlich können Empfehlungen in Eltern-Kind-Cafés, Krabbel- oder Stillgruppen klingen. Völlig motiviert bestellst du dir daraufhin die empfohlene Tragehilfe und malst dir aus, wie dein Baby auch so entspannt darin schläft, während du selbst die Hände frei hast. Die anfängliche Euphorie ist jedoch oftmals nach dem Auspacken der ellenlangen Gebrauchsanweisung und dem ersten Anlegen getrübt, wenn nicht sogar gänzlich verflogen.

„Warum sitzt die denn nicht so wie bei der anderen Mama und wofür ist überhaupt diese Schnalle hier?“. Einmal ausprobiert und als unbequem befunden, landet die Tragehilfe schneller ungenutzt in der Ecke als einem lieb ist. Wie schade! Körperstaturen, auch die von Babys, sowie die Bedürfnisse und Empfindungen von Eltern sind so individuell, dass es gar nicht DIE EINE Tragehilfe, die wirklich jedem perfekt passt, geben kann. Jede Tragehilfe verfügt zwar über gewisse „Stellschrauben“ und anpassbare Funktionen, dennoch kann es sein, dass sie trotz optimaler Einstellung an euch ganz anders sitzt, als an der schwärmenden Mutter aus der Krabbelgruppe am Wochenende. Deshalb möchte ich dir ans Herz legen, dich nicht von
Empfehlungen anderer bei der Auswahl deiner Tragehilfe oder Bindeweise leiten oder verunsichern zu lassen. Die Variante mag für die empfehlende Person wirklich die optimale Lösung sein, aber eben auch nur das. Spar dir den Frust und das Geld für die Xte ans Herz gelegte Tragehilfe, sondern begib dich auf die wundervolle Reise eure ganz eigene Tragehilfe oder auch Bindeweise mit dem Tuch zu finden, denn die Möglichkeiten sind so vielfältig.

Hol dir Unterstützung

In den letzten Jahren ist die Auswahl enorm gewachsen und es ist wirklich viel verlangt, dass du dich nach der Geburt auch noch detailliert damit auseinandersetzt, was die Unterschiede der einzelnen Tragehilfen und Bindeweisen sind. Lass dir deshalb diese Arbeit von einer professionellen TrageberaterIn abnehmen. Die meisten TrageberaterInnen bieten Hausbesuche an und kommen bequem zu euch nach Hause. Keine Sorge, falls die Wohnung nicht top aufgeräumt ist. Ihr seid vermutlich noch im Wochenbett und selbst wenn nicht, in einer Wohnung mit Baby muss man nicht vom Boden essen können. Das wissen auch TrageberaterInnen. In einer Trageberatung werden dir dann die unterschiedlichen
Möglichkeiten vorgestellt, vorgeführt und du bekommst die Gelegenheit, unterschiedliche Modelle auszuprobieren oder Bindeweisen zu erlernen. Auf diesem Weg findet ihr dann gemeinsam die Tragehilfe oder Bindeweise, die absolut zu euren Bedürfnissen passt. Auf diesem Weg können Fehlkäufe vermieden werden und du bekommst zusätzlich noch nützliches Hintergrundwissen, Alltagstipps und weiterführende Informationen.
Ausgebildete TrageberaterInnen in deiner Nähe findest du sehr gut über das Internet.

Verzweifle nicht, wenn etwas nicht klappt

Jetzt hast du also eure Tragehilfe gefunden und das Tragen klappte bisher auch ganz gut. Doch dann ist urplötzlich der Wurm drin. Dein Baby überstreckt sich, weint und möchte partout nicht in die Tragehilfe, obwohl sie doch in der Beratung und der Zeit danach perfekt saß und optimal eingestellt war. Bitte verzweifle nicht, denn so ein „Tragestreik“ bedeutet keinesfalls das Aus für eure Tragezeit: Sehr wahrscheinlich beschäftigt sich dein Baby gerade mit etwas anderem. Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass es etwas Neues kann. Wenn nicht, beobachte es mal ganz genau. Häufig stehen Entwicklungsschübe damit in Zusammenhang, dass Babys zeitweise nicht so gern getragen werden. Bleib einfach dran und nimm den Druck raus. Alles was unter Druck geschieht, ist nahezu zum Scheitern verurteilt. Deshalb probiere einfach in regelmäßigen Abständen und entspannten Situationen immer wieder aus, ob sich dein Baby in die Tragehilfe setzen lassen oder ins Tuch gebunden werden möchte. Vielleicht gelingt es dir für die Zeit, in der es nicht gern getragen werden möchte, andere Ressourcen zu finden, die dir den Alltag erleichtern könnten. Oder du probierst dein Baby im Halbschlaf in die Tragehilfe zu setzen. Viele Babys nehmen das gut an und schlafen selig weiter, während du selbst dann wieder die Hände frei hast. Es kann auch helfen, die „Tragephase“ dann zu beenden, sobald dein Baby wieder wach wird und nicht erst zu warte bis es womöglich dies durch weinen signalisiert.

Versuche entspannt zu bleiben

Du und dein Baby übertragt ganz unbewusst eure Gefühle aufeinander, spiegelt diese und du bist (gerade am Anfang) vermutlich total aufgeregt, wenn dein Baby z.B. weint oder schreit. Da es natürlich leichter gesagt als getan ist, ruhig und entspannt zu bleiben, insbesondere wenn es sich um das erste Kind handelt, möchte ich dir auf den Weg geben, die Handgriffe beim Tuchbinden oder das Anlegen der Tragehilfe wirklich zu üben. Wenn du im Handling der Tragehilfe oder des Tuchs sicher bist, spürt dein Baby das. Du strahlst ganz unbewusst Ruhe und Sicherheit aus. Dabei ist es am Anfang auch nicht so wichtig, ob du direkt dein Baby oder ein Sofakissen einbindest. Solange es dir dabei hilft, HerrIn der Handgriffe zu werden, ist das wunderbar und zielführend. Hilfreich kann auch sein, die einzelnen Schritte sprachlich zu begleiten. So festigen sich einerseits die Handgriffe und dein Baby kann zusätzlich deiner Stimme lauschen. Üben, atmen und dann klappt das schon. Ganz sicher!

Lass dich nicht verunsichern

„Bist du dir sicher, dass das Tragen gut für dich und deinen Rücken ist?“; „Nicht, dass dein Baby nie das Krabbeln lernt, wenn du es die ganze Zeit herumschleppst…“. Diese zwei Sätze sind nur ein Ausschnitt, von dem was Eltern, die ihre Babys tragen häufig zu hören bekommen. Da kann man schon mal ins Zweifeln kommen…

Menschenbabys sind Traglinge. Als sogenannte physiologische Frühgeburten kommen sie unreif zur Welt und am Körper getragen herrschen die optimalen Entwicklungsbedingungen, damit ihre Knochen- und Knorpelstrukturen weiter reifen können. Während sie in sicherer Umgebung am Körper ihrer Bezugspersonen getragen werden, können sie die Körperhaltung einnehmen, die ihrem physiologischen Entwicklungsstand entspricht. Dabei hängen sie keinesfalls passiv im Tuch oder der Tragehilfe. Sie gleichen ganz automatisch ein Ungleichgewicht aus, bewegen sich mit und bauen dadurch ihre Tiefenmuskulatur auf. Dem natürlichen Aufrichtungsprozess der Wirbelsäule wird Raum gegeben, da Babys im Tuch oder der Tragehilfe mit einer gerundeten Wirbelsäule getragen werden. Auch die Hüfte erfährt in ihrer natürlichen Anhock-Spreiz-Haltung beim Tragen Bewegungsreize, die sie ebenfalls beim Reifen unterstützen.

Auch dein eigener Rücken wird es dir danken, wenn du in einer Tragehilfe oder im Tuch trägst. Denn du wirst dein Baby voraussichtlich sowieso tragen. Ohne Tragehilfe oder Tuch wird es sehr wahrscheinlich deinen Arm oder deine Hüfte „bewohnen“ und die Haltung, die du dabei einnimmst, ist wirklich nicht gut für deinen Rücken. Das Tragen auf dem Arm ist für kurze Momente natürlich kein Problem, aber längere Wege stellen eine viel größere Belastung für deinen Rücken und deine Körperhaltung dar, als wenn du das Gewicht deines Babys gut verteilt auf dem gesamten Körper mit einer Unterstützung in Form einer Tragehilfe oder einem Tuch trägst.

Vielleicht konnten dir meine Worte Mut machen oder dich auf deinem Weg bestärken. Ich wünsche dir und deinem Baby wundervolle Tragemomente und die richtige Unterstützung an der Seite, wenn es mal etwas turbulenter zugeht.

Kira Heck ist staatlich anerkannte Kindheitspädagogin B.A., geprüfte Trageberaterin und zertifizierte Stillbegleiterin. Sie arbeitet als Trage- und Stillberaterin sowie als Elternbegleiterin in Berlin und Brandenburg und ist selbst Mutter. Auf Geborgen Wachsen schreibt sie über das Tragen von Babys und Kleinkindern, gibt hilfreiche Tipps und stellt neben Tragehilfen und Bindeweisen auch Basics zum Thema vor. Auf Instagram ist sie unter Herzhöhe zu finden. Mehr Informationen gibt es auch auf Kiras Webseite 

Das Wochenbett mit Geschwisterkindern

Das erste Wochenbett ist eine besondere Zeit des Kennenlernens und wird oft von den Wöchnerinnen – besonders noch in der Schwangerschaft – unterschätzt, um dann zu merken, wie gut eine Zeit der Ruhe und des Ankommens im neuen Familienleben tut. Was aber, wenn nun schon ein Kind da ist, das auch umsorgt werden will, das die Bedürfnisse noch nicht hinten anstellen kann? Wie kann ein Wochenbett mit Geschwisterkindern gestaltet sein?

Das Wochenbett ist wichtig!

Auch beim zweiten, dritten,… Kind ist das Wochenbett eine wichtige Zeit der Erholung nach der Geburt und ebenso eine Zeit des Kennenlernens. Gerade mit mehreren Kindern ist gut, sich Ruhe zu gönnen, weil viele Gebärende viel zu schnell in den Alltag übergehen und dabei die eigenen Kräfte überschreiten ohne es zunächst zu bemerken. Aber der Körper freut sich darüber, nach der Geburt ein wenig Ruhe zu bekommen und auch die Umstellung von einem Kind auf zwei Kinder ist oft gar nicht so einfach. Auch das Baby will nach der Geburt erst einmal im neuen Leben ankommen.

Gerade jetzt braucht es Unterstützung

Sehr schnell kann man in die Falle tappen: Hab ich ja alles schon einmal gemacht, das wird schon klappen. Aber gerade jetzt braucht es Hilfe und Unterstützung durch andere. Wie auch beim ersten Wochenbett ist es wunderbar, wenn Menschen sich einbringen und Essen und Einkäufe bringen, vorkochen, Wäsche waschen, mal kurz staubsaugen oder fegen. – Alles im Sinne der Unterstützung der Familie und nach ihren Bedürfnissen.

Neu im Wochenbett mit Geschwistern ist aber Zeit für das große Geschwisterkind. Denn wenn die Gebärende noch erschöpft ist von der Geburt oder Umstellung, möchte das größere Geschwisterkind ja dennoch umsorgt werden. Hier braucht es neben dem anderen Elternteil auch Freunde und Familie, die Aktivitäten mit dem Kind einplanen. Nicht im Sinne von: „Hauptsache das Kind ist weg“, sondern vielleicht auch Aktivitäten, die dem Kind zeigen, dass es ganz besonders gesehen wird: Ausflüge zu Lieblingsorten, Besuch des Lieblingsspielplatzes, vielleicht sogar ein Kinobesuch zu einem Wunschfilm. So bekommt das Kind gleichzeitig vermittelt: Deine Wünsche sind weiterhin auch wichtig, du wirst gesehen.

Sehr wichtig aber ist, dass die Person, die sich bisher hauptsächlich um das größere Kind gekümmert hat, auch ganz exklusive Zeit mit diesem hat und das Kind erfährt, dass es weiterhin wichtig, sicher und geliebt ist. Gerade für Kinder, die bislang hauptsächlich von dem nun im Wochenbett liegenden Elternteil betreut wurden, kann der Wechsel zur anderen Bezugsperson schwer sein – auch wenn sie eigentlich eine gute Beziehung zueinander haben. Viele Kinder bilden in Kleinfamilien eine Bindungshierarchie aus und fordern dann den immer umsorgenden Elternteil auch dann ein, wenn der andere Elternteil anwesend und verfügbar ist. Das erschwert eine plötzliche Umstellung für alle.

Geht das Kind sonst in den Kindergarten, spricht nichts dagegen, das auch weiterhin so zu machen, wie Hebamme Anja Gaca hier beschreibt: Gleichbleibende Abläufe, Freunde und schöne Erlebnisse tun auch in dieser Zeit gut.

Wenn niemand da ist

Und wenn gerade niemand da ist und das größere Geschwisterkind beschäftigt werden will, es aber gerade nicht geht? Praktisch sind vorbereitete Wochenbett- oder Stillkörbchen für die größeren Geschwister. Hinein kommt, was dem Kind Freude macht und was es über einen längeren Zeitraum beschäftigt: Aufkleberhefte, Perlen zum Auffädeln, Knete, Hörspiel und Co. Und auch Fernseher, Pad oder Videos können im Wochenbett ihren Raum haben, wenn es darum geht, kurzfristig Entspannung zu finden. Gerade jetzt ist es wichtig, Stress zu reduzieren, denn Stress lässt uns weniger feinfühlig Bedürfnisse wahrnehmen und führt zu negativem Erziehungsverhalten. Daher: Lieber mit dem Kind eine Kinderserie sehen, als das Kind anzuschimpfen, weil man sich ausruhen möchte. Und nach dem Wochenbett gibt es wieder mehr Zeit für die anderen Beschäftigungen draußen – so bleibt langfristig alles in Balance.

Unterstützung am Abend

Besonders die Abende können anfangs leicht zum Problem werden, wenn das Baby Zuwendung braucht und das ältere Geschwisterkind beim Einschlafen begleitet werden will. Es ist eine Zeit der Veränderung und dem großen Geschwisterkind tut es gut, wenn es auch einige Konstanten hat. Daher: Sofern möglich, sollte das große Geschwisterkind wie gewohnt begleitet werden und das Baby kommt zum anderen Elternteil für diese Zeit. Oft sind es die Mütter, die zuvor die nun „großen“ Kinder ins Bett gebracht haben und daher auch jetzt gewünscht sind. Keine Sorge: das Baby ist auch beim anderen Elternteil gut versorgt und kann gerade am Anfang auch eine Gewöhnung aufbauen daran, eben vom anderen Elter abends begleitet zu werden. Hilfreich ist dabei oft eine Tragehilfe, in der das Baby getragen wird. Bei gutem Wetter ist so auch ein schöner Abendspaziergang mit Baby möglich, während das andere Kind in den Schlaf findet. Gibt es nur einen Elternteil oder ist nur einer abends anwesend, können vielleicht auch Freunde oder weitere Familie am Abend unterstützen.

Einbeziehen im Alltag

Außerhalb von besonderen Aktivitäten und Kindergarten geht zu Hause natürlich auch der Alltag los. Das neue Baby zeigt auch, wie groß das andere Geschwisterkind nun schon ist im Vergleich. Viele Eltern berichten, dass es ihnen schwer fällt, beiden Kindern gleichermaßen gerecht zu werden. Die gute Nachricht ist: Das muss auch niemand, denn die Kinder können unterschiedlich behandelt werden, weil sie ja auch unterschiedlich alt sind. Ein neues Geschwisterkind zu bekommen, kann dem größeren Kind auch die Chance für mehr Freiräume geben und mehr Selbständigkeit. Es kann – je nach Alter – eingebunden werden in die Routinen rund ums Baby, kann beim Anziehen und Pflegen helfen. Und es hat die Möglichkeit, auch selber eigene Sachen zu machen, die es vielleicht zuvor nicht durfte.

Wirklich wichtig in dieser Zeit ist, den Stress heraus zu nehmen. Wie das gemacht wird, kann in verschiedenen Familien ganz unterschiedlich aussehen. Wichtig ist, sich nicht für als „unpädagogisch“ verschriene Wege wie das Fernsehen zu schämen, wenn sie wirklich für diese ersten Wochen einfach eine Hilfe sind, um im neuen Leben anzukommen.
Eure

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Schlafbedürfnisse – aus Elternsicht

Da liegt also das kleine Baby, so lieb und kuschlig in den Armen und schläft. Endlich. Die kleinen Augen sind geschlossen, der Atem geht ruhig. Und mit diesem langsamen Atem werden auch wir müde. Endlich. Aber das Baby will nicht abgelegt werden, wacht wieder auf bei jeder Bewegung. Und so tragen wir weiter trotz der Müdigkeit. Elternschlaf ist nicht einfach zu finden. Nicht am Anfang und auch nicht später, wenn das Baby Zähne bekommt oder Kleinkind nachts aufwacht, wenn es vom Nachtschreck geweckt wird und schreit. Auch in Krankheitsnächten, bei Veränderungen wird der Schlaf gestört und schließlich sitzen wir nachts wach und warten auf unsere großen Kinder, wenn sie die ersten Male nachts ausgehen. Als Eltern ist es nicht so einfach mit dem Schlaf.

Nicht schlafen – gehört doch dazu, oder?

Wir lesen es überall, hören es überall: „Schlaf wird überbewertet“ heißt es so oft aus Elternmündern. Aber stimmt das wirklich? Wir erklären Eltern so bereitwillig, dass Schlafentzug eben zum Kinderhaben dazu gehört und wir uns daran gewöhnen müssten. Aber vielleicht machen wir einen Denkfehler? Vielleicht haben wir uns daran gewöhnt, dass wir zu wenig Schlaf bekommen, dass wir müde sind, weil es anders nicht in unseren überfüllten Alltag passt. Aber vielleicht ist der Schlafentzug doch gar nicht so normal und richtig, wie wir annehmen.

Auswirkungen von Schlafmangel

Wir wissen es alle: Wenn wir nicht schlafen, sind wir müde. Aber das ist eben nicht alles, was der Schlafmangel mit uns macht. Und gerade in Hinblick auf das Zusammenleben mit Kindern ist es wichtig, dass wir den Schlafmangel einmal genauer ansehen: Schlafmangel wirkt sich nämlich auch auf unsere Beziehungen und unseren Umgang miteinander aus. Schlafen wir zu wenig, wirkt sich das in unserem Gehirn auf den Bereich aus, der uns die Absichten und Handlungen anderer Menschen verstehen lässt. Wir können uns weniger gut in unser Gegenüber hinein versetzen. Gerade das aber ist im Familienalltag mit Baby oder Kleinkind besonders wichtig: Um feinfühlig reagieren zu können, müssen wir Signale interpretieren und dann darauf reagieren. Das stärkt die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Schlafmangel führt im Gegenteil eher dazu, dass wir uns zurück ziehen.

Wir können dadurch auch eine gereiztere Grundstimmung haben, weil das Gefühlszentrum im Gehirn durch den Schlafmangel überreagiert. Wir sind gestresst, genervt, schimpfen eher, sind verärgert. Und gerade das ist etwas, was das Zusammenleben mit Kindern sehr schwierig macht. Wir reden immer davon, dass wir weniger schimpfen und entspannter reagieren wollen im Alltag mit unseren Kindern. Dafür ist es wichtig, dass wir unsere Grundbedürfnisse wie das Schlafbedürfnis erfüllen. Schlafmangel ist ein Nährboden für negative Interaktionen und Überforderung im Familienalltag, genauso wie Stress.

Manchmal kann der Schlafmangel auch wirklich gefährlich werden: Denn durch den Schlafmangel sind wir unkonzentrierter und unsere Reaktionsfähigkeit sinkt. – Auch dies sind Faktoren, die im Leben mit Baby und Kleinkind wichtig sind. Wenn wir vollkommen übermüdet sind und einschlafen, können wir zudem in einen so tiefen Schlaf sinken, dass wir nicht merken, dass wir uns im Schlaf auf das Baby rollen, denn starker Schlafentzug wirkt wie Alkohol. – Das Familienbett ist also bei sehr starkem Schlafentzug keine gute Idee. Besser ist das Baby dann im Babybalkon aufgehoben oder im Bett neben dem Elternbett.

Was tun gegen Schlafmangel?

Insbesondere Mütter leiden unter dem Schlafmangel – und zwar über viele Jahre hinweg. Das liegt nicht nur daran, dass sie das Baby nachts stillen oder füttern, sondern insgesamt an einer ungleichen Verteilungen von Aufgaben und zu wenig Selbstfürsorge. Für ein wenig Abhilfe vom Schlafmangel sorgt der so genannte „Ammenschlaf„: Schlafen Mutter und Baby beieinander, gleichen sich die Schlafzyklen an. Erwacht das Baby, werden wir deswegen nicht direkt aus dem Tiefschlaf gerissen, sondern aus der REM-Schlafphase. Können das Baby direkt im Bett versorgt werden (mit Nähe, Zuwendung oder Nahrung), müssen Eltern nicht aufstehen, wonach das Einschlafen oft noch schwerer fällt und die Schlafdauer kürzer wird. Es kann also durchaus helfen, dass Eltern und Kinder beieinander schlafen (wichtig dabei: auf eine sichere Schlafumgebung achten, um dem Plötzlichen Kindstod vorzubeugen).

Wichtig ist, dass (sofern vorhanden) beide Elternteile ausreichend Schlaf bekommen. Nicht nur der eventuell erwerbstätige Elternteil muss für den Alltag und die Arbeit ausgeruht sein, sondern auch der Elternteil, der den Tag mit dem Kind verbringt. Es ist daher wichtig, gemeinsam langfristig einen Plan zu entwickeln, wie der Schlaf für Eltern sichergestellt werden kann. Einige teilen die Nächte auf, andere achten auf Möglichkeiten des Schlafes am Tag, so dass ein Elternteil schlafen kann. Besonders schwierig ist es natürlich da, wo ein Elternteil zum Abwechseln fehlt. Hier braucht es Unterstützungsangebote, die tagsüber ein wenig Nachholschlaf ermöglichen.

Viele Eltern tappen allerdings auch in die Aufräumen-Falle: Wenn das Baby schläft oder gerade mit jemand anderem spazieren geht, wird lieber schnell hier aufgeräumt, noch eben die Wäsche erledigt oder das Bad geputzt. Das Ausruhen wird dabei ganz vergessen. Für einen entspannten Alltag sind die Ruhepausen – gerade in Hinblick auf die Beziehung – aber besonders wichtig, wie wir gesehen haben.

Was Eltern also wirklich brauchen: Schlaf. Und Möglichkeit, wie sie diesen Schlaf finden, denn dass Babys und Kinder nachts nicht durchschlafen, ist normal. Daran können – und sollten wir (durch so genannte „Schlaflernprogramme“) nichts ändern. Woran wir aber etwas ändern können und sollten sind die Anforderungen an Elternschaft (perfekt aufgeräumte Wohnungen neben dem Kinderumsorgen und andere Verpflichtungen, die vom Schlaf abhalten) und die Unterstützung für Eltern, dass sie gleichberechtigt Schlaf finden können.

Eure

Vorbereitungen auf die Schule

Das Jahr schreitet voran, der Sommer ist nicht mehr fern. Nach den Sommerferien steht wie jedes Jahr für viele Kinder eine große Veränderung an: die Schulzeit beginnt. Langsam kann nun mit den Vorbereitungen auf den neuen Lebensabschnitt begonnen werden. Vorbereitung auf die Schule bedeutet dabei nicht, dass die zukünftigen Schulkinder schon jetzt an das Lesen und Schreiben herangeführt werden müssen. Vorbereitung auf die Schule meint vielmehr, sie emotional vorzubereiten auf die neuen Abläufe und Herausforderungen.

Schule ohne Eingewöhnung, aber mit Vorbereitung

Wenn die Kinder in die Schule kommen, haben sie oft schon ein konkretes Bild von dem, was sie erwartet. Sie wissen auch, dass nach einer bestimmten Anzahl von Stunden der Unterricht beendet sind und haben wesentlich weniger Schwierigkeiten damit, dass sie nun in einer neuen Gruppe mit neuen Bezugspersonen sind, ohne Eingewöhnung wie im Kindergarten. Manche Schulen bieten vorab einen Tag der offenen Tür an oder einen Kennenlerntag. Hier werden nicht nur die Kinder kennengelernt und die Klassenlehrer*in, sondern auch schon einmal der neue Ort: Wo ist der Speisesaal, wo sind die Toiletten. Manchmal nehmen auch die zukünftigen Klassenlehrer*innen schon Kontakt auf, indem sie jedem neuen Kind einen Brief schicken und es begrüßen.

Wenn in einer Schule keine Angebote vorab bestehen, können Eltern auch vor Ort nachfragen, ob sie ein privates Kennenlernen der zukünftigen Klasse organisieren können. Wie schon in Kindergartenzeiten kann die Vernetzung mit anderen Eltern auch in der Schule hilfreich sein, wenn schon vorab Kontakte geschlossen wurden, vielleicht erste Freundschaften ausgebildet werden und man früh andere Menschen kennt, die im Notfall um Unterstützung gebeten werden können: „Könntest Du mein Kind heute mit abholen?“

Vorbereitung zu Hause

Aber auch zu Hause können wir schon langsam mit der Vorbereitung auf die Schulzeit beginnen und dem Kind einen sicheren Start ermöglichen, indem wir schon vor dem Schulbeginn Vertrauen und Sicherheit des Kindes ausbauen. Das bezieht sich vor allem auf die eigenen Kompetenzen und die Selbständigkeit.

Wir können schon in den Wochen und Monaten vor Schulbeginn langsam neue Morgenroutinen einüben und das Kind immer etwas selbständiger werden lassen dabei. Schulbeginn bedeutet meistens auch, in einer ganz anderen Weise pünktlich sein zu müssen als bislang. Das kann am Anfang zu einem Stressfaktor werden, der in der ohnehin neuen Zeit der Umstellung belastet. Daher: Lieber schon vorher mit der Umstellung beginnen und schauen, wie die Morgenroutinen entspannt ablaufen können: Vielleicht am Abend schon die Kleidung heraus legen für den nächsten Tag und das Kind kann alles allein anziehen. Oder den Frühstückstisch schon am Abend decken, damit morgens mehr Zeit ist für das Miteinander.

Auch der Schulweg kann schon einmal gemeinsam angesehen und öfters abgelaufen werden. Gibt es hier bestimmte Läden, die das Kind im Notfall ansteuern kann, wenn es allein unterwegs ist? Gemeinsam können Läden erkundet werden, die auf dem Schulweg liegen, die dort arbeitenden Menschen können gegrüßt werden. So wird der neue Weg schon etwas vertrauter und sicherer.

Mit der Schule beginnt ein neuer Weg und ein alter will verabschiedet werden: Das ist bei aller Aufregung auch nicht einfach. Viele Kinder sind in der Zeit des Übergangs von der Kita zur Schule aufgeregt, unruhig, aufbrausender. Diese Gefühle wollen gut begleitet und aufgefangen werden. Manchmal werden Freunde und Freundinnen mit in die Schule gehen, manchmal sind es ganz neue und fremde Kinder, die dort warten. Von Erzieher*innen und Kindern aus der Kita wird Abschied genommen. Diese sind in der Vergangenheit Bezugspersonen geworden und es fällt dem Kind schwer, sie einfach verlassen zu müssen. Es ist schön, die Erinnerungen festzuhalten mit Fotos, Freundschaftsbüchern, die auch später gemeinsam angesehen werden können und auch der Möglichkeit, in der Kita wieder vorbei kommen zu können, beispielsweise zu Festen oder auch mal auf dem Spielplatz zu Besuch kommen zu können. So wie die Eingewöhnung langsam verlief, kann auch der Abschied langsam stattfinden.

Bücher und Spiele zur Vorbereitung

In Nikolai Rengers und Katja Reiders Buch „Mission Schulstart“ (Amazon* | Buch7* | Buchhandel) geht es genau um eine solche Vorbereitung auf die Schule und die Selbständigkeit: Weltraumfan Mats kommt in wenigen Tagen in die Schule und bekommt einen Brief von „Käpt’n Kosmo“ zur Mission Schulstart: Jeden Tag eine Aufgabe. Dabei geht es darum, sich selbst morgens anziehen zu können, den Weg zur Schule allein zu bewältigen, andere Kinder kennen zu lernen, sich selbst mit Nahrung versorgen zu können und zu zeigen, dass er jederzeit Kontakt nach Hause aufnehmen kann im Notfall. Ein wirklich niedliches und spannendes Buch, besonders für Weltraumfans.

Ein anderes schönes Buch zum Vorlesen ist „Wir Rüben aus der großen Stadt“ (Amazon* | Buch7* | Buchhandel) . Darin geht es gar nicht so sehr um den Schulstart, sondern es wird vielmehr das Leben von sechs Kindern aus vier Familien, die zusammen in einem Haus wohnen, beschrieben. Eine Art modernes Bullerbü. Dabei gibt es auch ein Kapitel, das sich mit dem Schulweg befasst und wahrscheinlich eher für die Eltern die Lehre bereit hält, den Kindern auch zu vertrauen und sie zusammen zur Schule gehen zu lassen – das fällt in dem Buch einem der Väter nämlich gar nicht so leicht. Aber „Die sieben goldenen Regeln“ für den Straßenverkehr sind auch für andere Familien gut zu besprechen und vielleicht ergeben sich daraus ja auch eigene Straßenregeln.

Um den Verkehr geht es auch in dem kleinen Spiel „Sicher zur Schule“ (Amazon* | Buch7* | KOSMOS Verlag) : Ein Memoryspiel der anderen Art rund um Verkehrszeichen und Regeln für den Straßenverkehr. Es werden dabei nicht nur zusammenpassende Bilder gesucht, sondern es können alle Situationen und Verkehrsschilder in Ruhe besprochen werden.

Lernen ist toll, Kinder lernen von sich aus und bringen eigene Motivation zum Lernen mit. So ist es auch bei den Tierkindern von Brigitte Weninger und Eve Tharlet im Buch „Lernen macht Spaß“ (Amazon* | Buch7* | Buchhandel): Sie entdecken, was sie alles voneinander lernen können und machen einfach ihre eigene Schule auf. „Aber was sollen wir machen, wenn wir alles gelernt haben, was wir sechs wissen und können?“ fragt Ivan. „Dann suchen wir uns einfach jemanden, der noch mehr weiß und kann“ lacht Max. „Dann hört das Lernen und Spaß-Haben nie auf!“ – Und so soll es doch eigentlich auch sein.

Und wie bereitet Ihr Euch auf die Schule vor?
Eure

* Transparenz:
Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen. „Wir Rüben aus der großen Stadt“, „Lernen macht Spaß“, „Sicher zur Schule“ und das Freundschaftsbuch habe ich als unverbindliche Rezensionsexemplare erhalten. Das Buch „Mission Schulstart“ ist selbst gekauft. Viele Bücher gibt es darüber hinaus zum Ausleihen in den öffentlichen Bibliotheken. Hier kann beispielsweise nach Büchern in den Bibliotheken in Berlin-Brandenburg gesucht werden.

Ideen fürs Wochenende April #04

Die vergangene Woche hat sehr viel Sonnenschein und Zeit im Freien mit sich gebracht. Am Wochenende geht es deswegen auch rund um Ideen für Blumenspaziergänge und Zubereitung für kleine Snacks, die dann auf Ausflüge und zum Abholen aus Kita und Schule mitgenommen werden können.

Papierreste und etwas Kleber – so werden aus getrockneten Blüten Blütenbilder

Spaziergang mit Blumenfreude

Es blüht! Ausgestattet mit einem Blumenführer können nun Spaziergänge unternommen werden, um zu sehen, was gerade blüht und grünt. In der Pflanzenpresse werden bei uns auch jedes Jahr Blüten gepresst und getrocknet und dann weiter verarbeitet: Sie kommen auf Papier, das dann zum Beispiel für selbstgemachte Karten verwendet wird. Sie können aber auch in Modelliermasse gedrückt werden für ein Blütenmemory, ähnlich wie wir es hier mit Abdrücken gemacht haben. Hier wurden getrocknete Pflanzen laminiert, um sie als Erinnerung an einen Urlaub aufzubewahren – eine schöne Ergänzung im Fotoalbum. Wer keine Pflanzenpresse hat, benutzt einfach ein dickes Buch.

Löwenzahnkränze lassen sich natürlich auch machen.

Eine schöne Idee ist es auch, die gerade überall wachsenden Pusteblumen zu benutzen für kleine Feengläser oder ein solches Wunscherfüllerset: Für jeden Monat des Jahres gibt es eine Pusteblume und einen Wunsch, der erfüllt wird. Prinzipiell ist der Weg vom Löwenzahn zur Pusteblume für Kinder sehr spannend: hier bei Montiminis ist ein ganzes Projekt für Kinder dokumentiert für alle, die so etwas vielleicht auch zu Hause umsetzen wollen.

Sauerteig

„Mama/Papa, ich hab Hunger!“

Kennt Ihr das auch, dass die Kinder nach der Kita/Schule -egal zu welcher Uhrzeit sie abgeholt werden – sagen: „Ich hab Hunger!“ Und zwar nicht nur Hunger nach Zuwendung oder Aufmerksamkeit haben, sondern tatsächlichen Hunger? Deswegen füllen wir am Wochenende mal wieder unser Snackregal auf. Zum Abholen kommt manchmal mit eine Dose mit Nüssen, manchmal klein geschnittenes Obst, manchmal gibt es auch ein Eis auf dem Rückweg. Da ja gerade Reis- und Maiswaffel bei den Kindern zwar beliebt sind, aber gerade die Reiswaffeln seit Jahren einen schlechten Ruf haben, wollen wir Reiswaffeln am Wochenende einmal selber machen. Dazu habe ich dieses Rezept gefunden. Aber auch selbstgemachtes Knäckebrot aus Sauerteig klingt sehr gut – wer allerdings keinen Sauerteig hat, braucht ein paar Tage Vorlauf zur Herstellung (dafür ist bei uns mein Mann zuständig, der das hier beschrieben hat: Lektion 12345678 ). Aber auch rundes Knäckebrot klingt toll.

Und was habt Ihr sonst geplant?
Eure

Nein zum Belohnungsschenken, ja zum Freudeschenken

Wir beobachten – und viele Erzieher/innen und Lehrer/innen bestätigen dies –, dass immer mehr Eltern Kindern etwas schenken, um sie zu belohnen. Dies nicht nur einmal, sondern regelmäßig zu allem, was die Kinder gut machen und wo sie Erfolg haben. Viele Kinder werden für Handlungen belohnt, die früher meist selbstverständlich waren.

Warum Belohnungen ein gefährlicher Trend sind

Ich habe nichts gegen das Schenken. Auf keinen Fall. Ich schenke gerne. Doch wenn alles, was Kinder erfolgreich leisten, mit Geschenken belohnt wird, dann ist dies ein gefährlicher Trend:

Erstens verliert die Freude ihre Bedeutung. Wenn ein Kind „das Seepferdchen“ gemacht hat, dann kann es sich darüber freuen, und dann freuen sich Eltern und Verwandte. Wenn dies mit Geschenken verbunden ist, tritt irgendwann die Freude in den Hintergrund und wird durch das Schenken ersetzt.

Zweitens führt das dauerhafte Schenken und Beschenkt-Werden dazu, dass die Geschenke tendenziell immer größer und teurer werden müssen. Wenn es für eine Drei ein Geschenk gibt, muss das Geschenk für die Note Zwei größer sein und erstrecht für die Eins. Diese Tendenz führt dazu, dass das Schenken maßlos wird und die Kinder selbst das Maß verlieren.

Drittens, und das ist der Kernpunkt unserer Kritik, führt diese Art des Schenkens zum Verlust dessen, was das Schenken eigentlich ausmacht. Ein Geschenk ist ursprünglich etwas, was nicht an Leistung gebunden ist. Es ist Ausdruck der Freude. Wer schenkt, möchte jemandem etwas Gutes zu tun.

Nein zum Leistungsprinzip

Auf erfolgreiches und „gutes“ Verhalten von Kindern mit Geschenken zu reagieren, macht aus Geschenken Belohnungen und führt das Leistungsprinzip noch mehr in die Kindheit ein, als es sowieso schon existiert. Für die Kinder kann das fatale Folgen haben. Sie denken, jede Leistung muss belohnt werden, sonst bräuchten sie doch nichts zu leisten. Und die Freude an Geschenken wird verknüpft mit Leistungen und ist nicht mehr Ausdruck liebevoller und freudiger Beziehungen.

Deswegen möchten wir Eltern dazu auffordern, mit den Belohnungen hauszuhalten. Sie müssen sie nicht ganz abschaffen, aber seien Sie sparsam damit. Eine Belohnung sollte etwas Außergewöhnliches sein und keine Regel.

Schenken aus Freude

Sie dürfen weiter schenken. Sie sollen weiter schenken, denn Schenken ist für alle Beteiligten schön, manchmal für die Eltern noch mehr als für das Kind, das ein Geschenk erhält. Doch knüpfen Sie das Schenken nicht an Leistungen der Kinder, sondern an Ihre eigenen Impulse, dem Kind eine Freude zu machen. Es braucht keinen Anlass, um etwas zu schenken. Es muss weder Weihnachten noch Geburtstag sein. Es braucht keine guten Noten noch sonstige außergewöhnliche Taten. Sie können an einem Tag etwas schenken, an dem kein besonderes Ereignis im Kalender angestrichen ist, keine besondere Tat des Kindes zu verzeichnen ist – Sie können dem Kind etwas schenken, schlicht und einfach, weil Sie Freude daran haben und weil Sie sich daran freuen, wie das Kind sich freut.

Bindungsstress – Von der Angst, keine sichere Bindung aufzubauen

Eltern stehen wegen vielen Dingen heute unter Druck: Wie sie den Alltag gestalten sollen, wie sie arbeiten oder nicht und Zeit mit den Kindern verbringen sollen. Wie Kinder gefördert werden sollen oder gerade nicht, aber dennoch frei lernen können und wie sie welche Werte mitgeben. Aber neben und über all diesen Anforderungen macht sich noch ein ganz besonderer Druck bemerkbar: Die Angst davor, dass das Kind keine sichere Bindung aufbauen könnte.

Viele Eltern wissen heute, wie wichtig die sichere Bindung ist. Sie bildet die Basis für so viele andere Dinge: Wie das Kind die Welt wahrnimmt, wie es Beziehungen darin eingeht, Freundschaften findet, lernt, gestärkt ist für das Leben. Mit einer sicheren Bindung können wir unseren Kindern viel mitgeben für das Leben und sie im Jetzt gut und sicher begleiten.

Hilfsmittel sind kein Garant

Und weil das heute so wichtig ist, wollen wir unseren Kindern unbedingt dieses große Geschenk mit auf den Weg geben: eine sichere Bindung, die sie schützt und bestärkt. Wir erfahren, wie eine solche Bindung auf einen guten Weg gebracht werden kann: durch das Bonding nach der Geburt, durch viel Zeit und Nähe – und vor allem eins: Feinfühligkeit und promptes Reagieren auf kindliche Bedürfnisse. Wir erfahren, dass es Hilfsmittel gibt, die darin unterstützen können, dass wir Zeit, Nähe und Feinfühligkeit haben oder entwickeln: Das Tragen des Kindes, das Co-Sleeping, vielleicht auch Stoffwindeln oder Windelfrei. ABER: Diese Hilfsmittel bilden von sich aus keine sichere Bindung aus. Sie sind kein Garant, kein Erfolgsfaktor. Sie können uns nur darin unterstützen, die Bedürfnisse des Kindes gut wahrzunehmen und zu befriedigen. So kommt das Tragen dem Bedürfnis nach Körperkontakt und Schutz nach und umhüllt das neugeborene Baby gebärmutterähnlich und schafft Vertrautheit und sanftes Ankommen. Co-Sleeping ermöglicht, nachts schnell auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen zu können. Aber die Bedürfnisbefriedigung ist meist auf verschiedene Arten möglich. Die Aufgabe von Eltern ist es, die jeweils passende Möglichkeit für diese eine Familie auszuwählen – nicht die, die gerade besonders populär ist. Sie müssen auch nicht alle Trends ausprobieren in der Hoffnung, die Bindung dadurch zu unterstützen.

Eine sichere Bindung entsteht da, wo wir den kleinen Menschen uns gegenüber wirklich wahrnehmen, ihn in den ganz persönlichen Eigenschaften wahr- und annehmen und diesen Menschen dazu passend begleiten: Manche Kinder brauchen mehr Körperkontakt als andere, manche Kinder sind lauter oder schüchterner. Wir müssen nicht unter Druck ausprobieren, was vielleicht andere tun, sondern das finden, was zu uns und genau diesem Kind passt. Und wenn das Kind vielleicht eine bestimmte Sache nicht mag, obwohl wir doch gelesen haben, dass das so wertvoll sein soll, dann machen wir das eben nicht und finden für unsere Beziehung bestimmt etwas anderes wertvolles.

Die Panik, etwas zu verpassen

Es passiert schnell zu denken: „Oh nein! Hier steht, dass Elimination Communication oder Babyzeichensprache die Bindung unterstützt. Das habe ich versäumt, was kann ich nun nur tun!“ Glücklicherweise ist Bindungsentwicklung keine To-Do-Liste. Wir können entspannt sein: Es kommt nicht auf das einzelne Angebot an, sondern die Grundstimmung, die Art des Umgangs: Es kommt darauf an, prinzipiell die Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen und darauf angemessen zu reagieren.

Manchmal gelingt das besser, manchmal schlechter. Manche Familien haben einen schweren Start und die Beziehung kann erst später richtig starten. Andere Familien haben zwischendurch mal schlechte Phasen, in denen es einfach nicht rund läuft. All das ist kein Anlass zur Panik. Glücklicherweise hat die Natur es eingerechnet, dass das Leben ist, wie das Leben eben ist: Mal ist es super, dann mal schlecht. Bindungsmuster entwickeln sich über einen langen Zeitraum, zu den Hauptbindungspersonen in den ersten drei Jahren. Und sie sind immer wieder veränderbar. Unsere Kinder können verschiedene Muster zu verschiedenen Menschen aufbauen. Ja, die ersten Jahre sind wichtig. Aber wenn es auch in dieser Zeit anstrengende Tage gibt oder Wochen, in denen es mal nicht rund läuft, haben wir nicht für immer alles verloren.

Gerade rund um die Geburt haben viele Eltern Sorgen, dass sie ein Fenster verpasst haben, wenn die Geburt anders lief als geplant, wenn es Interventionen gab, wenn das Baby nicht nach der Geburt auf die Brust genommen werden konnte. Das frühe Bonding, lesen wir so oft, ist so wichtig. Ja, es ist wichtig, es ist gut und es ist eine Zeit, in der gut die Weichen gestellt werden können für den Anfang einer Beziehung. Aber manchmal müssen diese Weichen auch erst später gestellt werden und der Zug fährt dann darauf ebenso gut und gleichmäßig. Wichtig ist dann, dass wir entspannte und liebevolle Menschen haben, die uns würden zweiten Start gut unterstützen und Rahmenbedingungen geboten werden, die dies erleichtern.

Bleib entspannt!

Wir müssen uns keinen Stress machen: Wir haben Zeit, um Beziehung aufzubauen und selbst wenn es mal zwischendurch nicht gut läuft, sind unsere Kinder wesentlich robuster als wir manchmal denken und unsere Beziehung ist nicht zerstört, weil wir mal eine schlechte Zeit haben. Wir müssen uns zu dem Stress, den Familien ohnehin heute haben, nicht noch unter zusätzlichen Bindungsstress setzen und krampfhaft versuchen, alles ganz richtig zu machen. Denn Stress und Anspannung verhindern genau das, worum es wirklich geht. Nämlich nicht um einzelne Angebote, nicht um Lernstunden in sozialem Miteinander, sondern um eine Haltung des Mitgefühls und der Empathie.

Und wenn wir merken, dass es gerade mal nicht rund läuft, zeigt das auch, wie gut wir nachspüren können, wie es eigentlich sein sollte. Nur dann, wenn es wirklich über einen längeren Zeitraum Probleme gibt, brauchen wir vielleicht professionelle Unterstützung. Aber selbst dabei gilt: Es ist nicht zu spät, um mit einem liebevollen Miteinander anzufangen. Sehen wir unserer Beziehung positiv entgegen und fokussieren wir nicht, was wir vielleicht nicht tun oder andere besser oder was wir noch ausprobieren könnten, um… Sehen wir, was wir tun und was uns wirklich gut tut. Denn Entspannung ist eine ganz besonders gute Grundzutat für das Bindungsrezept.

Eure