Kategorie: Schule

Kita- und Schulstart: Übergänge für Kinder gestalten

Der Eintritt in den Kindergarten oder in die Schule sind große Meilensteine für Kinder. Auf einmal verändert sich ein großer Anteil ihres bisherigen Alltags, es müssen neue Tagesabläufe und Regeln verinnerlicht werden. Auch neue Bezugspersonen erweitern die Erfahrungswelt des Kindes. Diese Übergangssituationen und Neuanfänge sind nicht selten auch Herausforderungen für Kinder. Es muss losgelassen werden, Veränderungen müssen eingegangen werden. Nicht selten ist das auch mit der Angst vor dem Neuen verbunden: der Kindergartenstart, der Abschied morgens, der Übergang zur Schule, das Einschlafen. Ein Ritual für den Übergang und die Aufnahme in eine neue Gruppe können das Kind darin unterstützen, dem Neubeginn positiv entgegenzusehen und das Kind als Teil einer (neuen) Gemeinschaft feiern.

Den Neubeginn feiern

Wir alle kennen bereits Rituale, um den Übergang zu feiern: das Kindergartenfest, die Einschulungsfeier samt gefüllter Schultüte. Das alles sind bereits Rituale, um den Übergang zu feiern. Darüber hinaus können wir auch noch gemeinsam als Familie mit dem Kind den Übergang zelebrieren, um die beiden Welten „Familie“ und „Schule“ miteinander zu verbinden und etwaige Angst zu nehmen vor der Veränderung und das Gefühl, in eine Gemeinschaft zu gehören, zu stärken. Ein paar Ideen hierzu sind:

  • alle nahestehenden Personen schenken ein Foto von ihnen bei der Einschulung (das Kind erfährt, dass alle nahestehenden Personen diesen Weg schon gegangen sind)
  • schenken eines Lieblings-Kinderbuches, das die erwachsene Person besonders mag, vielleicht sogar selbst als Kind gelesen hat samt Widmung (Vorfreude auf das Lesenlernen, Unterstützung eines entspannenden Vorlese-Rituals zu Hause)
  • eine Kiste/Glas mit kleinen Notizen anlegen, von denen jeden Tag eine in die Brotdose gelegt werden kann (kleine Zeichnungen von den nahestehenden Personen + Namen)/alternativ: Kindertattoos, die als Stärkung auf den Handrücken geklebt werden können/alternativ: eine kleine Liste mit schönen Symbolen machen, von denen sich das Kind jeden Schultag eines auf den Handrücken malen lassen kann von einer Bezugsperson
  • gemeinsam eine Kerze gestalten zur Einschulung mit bunten Wachsplatten, auf die jede nahe Person einen Wunsch aus Wachs aufschreibt oder verbildlicht
  • ein Fotobuch anlegen mit einer kleinen Geschichte zum Kindergarten-/Schulstart mit den Bezugspersonen

Übergangsrituale für den neuen Alltag

Auch nach der Einschulung oder Eingewöhnung in den Kindergarten haben manche Kinder noch Schwierigkeiten mit den Übergängen. Übergangsrituale können dann der Angst (sofern vorhanden) und Unsicherheit Raum geben. Das Kind erfährt: Es ist in Ordnung, dass ich Angst habe, denn auch dieses Gefühl darf sein und hat in unserer Familie Platz. Wenn es mir nicht gut geht, werde ich verlässlich getröstet, bis es mir wieder besser geht. 

Gleichzeitig werden durch die Rituale oft auch hilfreiche Handlungsstrategien eingeübt und das Kind erfährt, wie es sich selbst helfen kann oder wie und wann es auf Hilfe durch andere zurückgreifen muss, beispielsweise indem wir dem Kind Ideen geben, was es immer machen kann, wenn es sich einsam fühlt, wohin es sich jeden Morgen als erstes wenden kann, dass es das aufgemalte Bild auf dem Handrücken anfassen kann, wenn es uns vermisst.

Manchmal können wir durch Übergangsrituale auch die verschiedenen „Welten“ miteinander verbinden: Von Zuhause wird das Lieblingskuscheltier mitgenommen, damit das Kind in der Schule etwas Vertrautes hat. Damit geben wir nicht nur dem Kind eine Stütze für den Übergang mit, sondern erleichtern uns selbst auch die Begleitung und das Loslassen.

Sicherheit gibt es dem Kind auch, wenn wir schon vor dem Start der neuen Situation einige der Neuerungen vorwegnehmen: Beispielsweise kann der neue Weg vorab abgelaufen werden und besonders schöne Punkte können gemeinsam betrachtet werden, so dass das Kind sich auf dem neuen Weg auf diese Aspekte fokussieren und sie zugleich als Anhaltspunkte des richtigen Weges erinnern kann. Auch Piktogramme, die die neuen Tagesabläufe veranschaulichen, können hilfreich sein und zusammen mit dem Kind gestaltet werden (kleine Bilder, was morgens nach dem Aufstehen alles gemacht wird).

Rituale müssen keine starren, altbackenen Traditionen sein. Ein Ritual zum Feiern eines Übergangs oder ein Ritual für den Alltag kann das sein, was ihr dazu macht. Wichtig ist, dass es zu euch passt, euch Freude bereitet und hilft.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Lerntrott und Hausaufgabenfrust ade: Neue Lernspiele, die für spaßige Lernabenteuer sorgen

Wer kennt das nicht? Wenn Kinder am Vormittag in der Schule sind, haben nur wenige
Lust, Zuhause am Schreibtisch ihre Hausaufgaben zu erledigen oder Wissenslücken zu
schließen: viel zu mühsam und langweilig. Besonders die Corona-Pandemie wirbelt
den Alltag der Schüler*innen durcheinander und stellt Familien vor erhebliche Herausforderungen. Distanz und Mundschutz im Unterricht, aber auch Homeschooling und digitale Unterrichtseinheiten sind anstrengend für alle Beteiligten. Immer wieder müssen
Kinder sich den Schulstoff selbständig erarbeiten und wiederholen. Eltern geraten an ihre
Grenzen, weil sie neben dem Beruf und Haushalt lehrende Tätigkeiten der Schule
übernehmen sollen. Es kann ganz schön kräftezehrend sein, die Kinder beim Lernen bei Laune zu halten und zur Erledigung ihrer Hausaufgaben zu motivieren. Schnell ist man überfordert – die Nerven liegen blank. Verabredungen mit Freunden, Toben auf dem Spielplatz oder Fahrrad fahren: All das ist für Kinder attraktiver, als am Schreibtisch zu sitzen. Wie können wir also die Lernmotivation steigern und dem Lernfrust ein Ende setzen?

Abwechslungsreiche Lernspiele für Zuhause und an der frischen Luft

Schluss mit trockenem Wiederholen: Vielfältige Lernspiele mit Bewegung und Spaß sind jetzt angesagt. Wir alle wissen, dass Kinder es lieben, die Welt zu entdecken, sich zu bewegen und zu spielen. Lernspiele mit Gute-Laune-Garantie sind da eine willkommene Abwechslung. Sie fördern die Motivation, weil sie das Lernen mit Freizeitaktivitäten verbinden. Deshalb lohnt es sich, die Begeisterung für Bewegung und Spiele mit dem Lernen zu verknüpfen. Spielerisches Lernen bereichert den Lernalltag enorm und entspannt viele Lernsessions. Der Lernstoff bleibt vor allem im Gedächtnis hängen, wenn das Lernen wirklich Freude macht. Abwechslungsreiche Lernspiele mit hohem Spaßfaktor bringen Schwung in den Schulalltag, vertreiben die Langeweile und stillen den Bewegungsdrang. Zudem erhöhen Lernspiele die emotionale und soziale, als auch motorische und kognitive Entwicklung der Kinder. Besonders bei trockenem Wetter erfreuen Lernsessions
unter freiem Himmel. Es gibt jede Menge unterschiedliche Materialien wie Wäscheklammern, Kastanien, Kreide, Sand, Wasserbomben, Knete etc., um ansprechende
Lernspiele zu kreieren.

Der Activity-Kreis/ Activity-Pfad

Der Activity-Kreis/ Activity-Pfad ist ein Lernspiel für draußen, bei dem die Kinder sich auch
bewegen können. Ob Rechenaufgaben, Vokabeln, Fragen oder Leseübungen: Das Lernthema variiert Ihr ganz flexibel. Dazu lässt sich das Lernspiel wunderbar an die Interessen des Kindes anpassen!


So geht`s:

  • Malt auf ein Pflaster mit Kreide einen Kreis oder Pfad mit 10-12 Feldern.
  • In jedes zweite Feld schreibt Ihr die Lerninhalte zum Üben.
  • Die „Activity“-Felder gestaltet Ihr mit tollen, kurzen Spielen oder Bewegungen, die das Kind ausführen kann, bevor es die Aufgaben löst.

Activity-Ideen für ein fußballbegeistertes Kind:

  1. Fußball hochhalten
  2. Fußball mit dem Kopf hochhalten
  3. Fußball um Hindernisse dribbeln
  4. Ein Hindernis abschießen etc.

Weitere vielfältige Activity-Ideen: 10x Seilspringen, Hula Hoop, Froschhüpfen, Rückwärts-
oder Slalom laufen, ein Ziel (Eimer) mit Bällen treffen, Ballon in der Luft halten, Balancieren,
mit Rollschuhen oder einem Skateboard zu einer bestimmten Stelle fahren, eine bestimmte
Gummitwist-Übung, Tischtennisball hochhalten etc.

Fahnen-Alarm

Euer Kind muss alle fünf Burgen mit den farbigen Flaggen erobern. Doch das wird gar nicht
so einfach. Schließlich meistert es einige Herausforderungen. Das Lernthema ist variabel
(Hier ein Beispiel zum Lernen der Irregular Verbs in Englisch).

Material drinnen: Papier, farbige Stifte, Schere, Spielfigur
Material draußen: Kreide, Papier, Schere, farbige Stifte

So geht’s:

  • Malt das abgebildete Spielfeld mit farbigen Stiften auf ein Blatt.
  • Tragt in die bunten Felder unterhalb der Burgen ein Verb der Irregular Verbs.
  • Stellt die Spielfigur auf ein beliebiges Startfeld am unteren Rand.
  • Schneidet aus einem weiteren Blatt Papier fünf Kärtchen aus. Auf jedes Blatt malt Ihr einen
    einzigen farbigen Punkt (gelb, rot, blau, hellgrün, dunkelgrün). Beim Umdrehen der Karte
    darf der farbige Punkt nicht erkennbar sein.

Dreht die farbigen Karten um und mischt sie. Zuerst nennt das Kind die weiteren
unregelmäßigen Formen zu dem Verb auf dem Startfeld der Spielfigur. Sind die Formen
richtig, darf es dem Pfeil auf das nächste Feld in der Reihe davor Richtung Burg folgen. Ist das Ergebnis falsch, zieht das Kind eine Karte. Ist die Farbe auf der Karte beispielsweise blau, stellt das Kind nun seine Spielfigur auf das blaue Feld in der gleichen Reihe und zieht von dort weiter. Erreicht das Kind eine Burg, ist sie erobert. Jetzt startet es wieder am unteren Spielrand auf einem beliebigen Feld, das es frei wählt. Draußen malt Ihr das Lernspiel auf das Pflaster mit Kreide. Das Kind läuft dann als Spielfigur von Feld zu Feld.

Zur Autorin:
Katharina Hilberg ist Diplom-Pädagogin mit jahrelanger Erfahrung in der Kinder- und
Jugendarbeit sowie Nachhilfe. Die 36-Jährige stellt in ihren beiden Bändern
„Hausaufgabenfrust ade! Lernen mit Spiel & Spaß“ sowie „Raus aus dem Lerntrott – Ab ins
Lernabenteuer! Lernen mit Spiel & Spaß“ über 80 tolle Lernspiele vor, die für Spaß beim
Lernen sorgen. Die Bücher sind lediglich auf ihrer Homepage
www.lernenmitspielundspass.de erhältlich.

Zu Hause lernen mit Schulkindern

Schulen auf, Schulen zu. Distanzunterricht, Wechselunterricht… Im vergangenen Jahr haben viele Schulkinder viele verschiedene Formen des Unterrichtens erlebt und ein Ende ist noch nicht absehbar. Auch weiterhin wird an vielen Orten viel zu Hause gelernt. Während es anfangs für einige Kinder noch eine spannende Neuerung war, ist mittlerweile Gewöhnung eingetreten. Einige Kinder werden besser und abwechslungsreicher von der Schule mit Lernmaterialien versorgt, andere weniger. Einige sind weiterhin motiviert, andere haben Schwierigkeiten in Bezug auf die Motivation, den vorgelegten Stoff zu Hause zu bearbeiten. Um Kinder auch weiterhin zu motivieren und das Lernen zu Hause nicht zu einem ewigen Streitthema werden zu lassen, gibt es einige Punkte, die beachtet werden können.

Lernen

Generell unterstützend für das Lernen ist es, wenn das Kind sich sicher und wohl fühlt in der aktuellen Umgebung. Die Atmosphäre ist also von Bedeutung: Schaffen wir es, eine stressfreie, wohlwollende Atmosphäre für das Kind zu schaffen, in der es Lust hat, sich auszuprobieren? Als Eltern wissen wir, worin unser Kind gut ist, was ihm besonders Freude macht und können dieses Wissen aktiv einbinden in die Gestaltung der Lernsituation. Angst und Stress behindern hingegen das Lernen – weshalb wir versuchen sollten, nicht mit Druck („Wenn du das nicht lernst, erreichst du nicht die nächste Klasse!“) oder Bestrafung („Du sitzt hier so lange, bis das fertig ist, auch wenn du dann nicht mehr spielen kannst!“) zu arbeiten.

Für ein Lernen ohne Druck müssen wir den Funken finden, der das Feuer aufglimmen lässt. Schon bei kleinen Kindern kann der Ansatz des Psychologen Kuno Beller hilfreich sein: Verknüpfen wir einen Bereich, den das Kind nicht besonders mag oder in dem es eine geringe Leistung bringt, mit einem Bereich, den das Kind besonders gerne mag und/oder in dem es erfolgreich ist. Auf neurologischer Ebene passiert dann eine Ausschüttung von Dopamin, die auch mit erfolgversprechender Vorerfahrung verknüpft ist, in Zusammenhang mit einer Herausforderung: Das Kind bekommt Lust auf das Lernen.

S. Mierau (2021): Frei und unverbogen, S.230

Kreative Lernangebote

Das Lernen zu Hause ist anders als im Kontext der Klasse und auch die Lernmedien sind andere, als die Kinder es aus der Schule gewohnt sind. Wir können daher nicht die Erwartung ansetzen, dass Kinder „einfach“ Arbeitsblätter oder Aufgaben abarbeiten und/oder sich problemlos an den Stundenplan der Schulzeiten halten würden. Je jünger die Kinder sind, desto kreativer muss mit den Lerninhalten umgegangen werden und desto mehr Motivationsarbeit ist oft von den Bezugspersonen zu leisten.

Hilfreich für das Lernen zu Hause können sein:

  • Aufgaben kreativ aufbereiten: Ein Text soll abgeschrieben werden und das Kind hat keine Lust? Mach daraus ein Laufdiktat und zerschneide den Text in kleine Einheiten, versehe ihn mit Zahlen und hänge diese Textteile in der Wohnung auf. Vielleicht hilft es auch, mal nicht in das Heft zu schreiben, sondern mit hellem Stift auf schwarzes Papier. Statt eines Textes kann vielleicht auch ein Poster gestaltet werden… Auch neue Stifte können wieder Schwung in die Aufgaben bringen.
  • Ein Aufgabenzettelberg sieht erst einmal nach riesig viel Arbeit aus und kann die Laune gleich sinken lassen. Zerteilt die Aufgaben von Anfang an in kleine Häppchen oder gehe auch hier mit etwas Kreativität heran: Klebe die Aufgaben wie bei dem Spiel „Himmel und Hölle“ auf den Boden oder als Wegstrecke für den heutigen Tag.
  • Plane regelmäßige Pausen ein: Kinder brauchen ein Gleichgewicht von Anspannung und Entspannung. Pausen sind deswegen wichtig. Hier kann ausgeruht werden, es kann etwas gegessen werden, gemeinsam kann ein Buch angesehen werden oder jede*r macht etwas für sich allein.
  • Rausgehen ist nicht nur für Pausen toll, sondern auch für das Lernen: Im Sandkasten können mit einem Stock Buchstaben gezeichnet oder im Wald mit Naturmaterialien gelegt werden. Es können Steine gesammelt werden, die später für Matheaufgaben benutzt werden können und Stöcker, die vermessen werden.
  • In Montessori-Shops gibt es oft kreative Lernmaterialien für unterschiedliche Lernfächer. Manches davon kann auch selbst nachgebaut werden.
  • Fehler sind okay: Wir alle machen Fehler und unsere Kinder auch. Denn genau so funktioniert ja das Lernen – man kann nicht alles gleich von Anfang an. Deswegen brauchen wir Toleranz für die Fehler der Kinder. Und auch wir Eltern haben nicht immer die richtigen Antworten auf alles – auch das ist normal und wir können uns gemeinsam auf die Suche begeben. So lernt das Kind auch, nach Informationen zu suchen.
  • Hier gibt es kindzentrierte Mathematikdidaktik von Mathemathiklehrer Dr. Hendrik Simon
  • Hier bietet Lerncoach Caronline Tipps für Homeschooling an

Zum Zeitfaktor der Eltern

Je nach Temperament und Alter des Kindes braucht Homeschooling/Homelearning eine intensivere oder weniger intensive Begleitung. Gerade wenn es darum geht, Kinder zum Lernen zu motivieren, ist dies manchmal zeit- und emotionsintensiv. Der Anspruch, die Lernbegleitung könnte „einfach so nebenher“ laufen, ist daher in der Realität oft nicht umsetzbar. Leider gibt es weiterhin keine gute Unterstützung und Entlastung von Eltern in dieser Zeit, die dem hohen Anspruch an die Begleitung lernender Kinder Rechnung trägt. Wichtig ist in dieser Zeit vor allem, dass wir es schaffen, dass unsere Eltern-Kind-Beziehung nicht leidet unter dem Schuldruck, dem die Familie ausgesetzt wird. Eine gute Kommunikation mit den Lehrenden ist daher wichtig, um Probleme frühzeitig aufzuzeigen und auch dafür einzustehen, dass das Lernen in dieser Zeit nicht auf Kosten der Eltern-Kind-Beziehung gehen darf.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Das Zeugnis für die Eltern

Liebe*r_________,

dein erstes Schuljahr mit Homelearning ist nun vorüber. Es war eine aufregende Zeit, in der du dich stets für neue Themen begeistern musstest. Über diese Monate hinweg hast du eine hohe Lernbereitschaft gezeigt. Es fiel dir zunächst etwas schwer, dich in die neuen Themen einzuarbeiten und einen Platz in der Gruppe der Zuhauselernenden zu finden. Der Kontakt zu den Lehrer*innen war vielleicht nicht immer einfach für dich, aber du hast verantwortungsbewusst eine Position in diesem Gefüge eingenommen. Vielen Dank dafür!

Im Lernverband Zuhause hast du eine führende Position übernommen und im Laufe der Zeit deutlich an Sicherheit gewonnen. Es war nicht immer einfach, eigenständig, motiviert und sorgfältig die geforderten Aufgaben zu bewältigen und weiterzugeben. Dabei hast du großes Geschick bewiesen und nicht nur die zu erledigenden Aufgaben im Blick behalten, sondern auch große emotionale Kompetenz bewiesen in der Begleitung deines Kindes. Nicht immer ist alles reibungslos verlaufen. Flexibel hast du abgewägt zwischen Erfordernissen und Möglichkeiten. Das war sicherlich nicht immer eine leichte Entscheidung, aber du hast in der Mehrheit der Fälle sehr sicher reagieren können.

In den vergangenen Wochen hast du Kreativität bewiesen, Organisationsfähigkeit, emotionale Stärke, Flexibilität, Ausdauer und Empathie. Deine Leistungen lagen über dem Erwarteten und an manchen Stellen auch über dem Möglichen. Wir sind uns alle dessen bewusst, welche enormen Anstrengungen du erbracht hast, um dein Kind durch diese Zeit zu führen. Gewaltfrei und verständnisvoll zu handeln unter den gegebenen Rahmenbedingungen ist für die Atmosphäre im Familienalltag besonders wichtig – dies hast du gut gemeistert, auch wenn es an einigen Stellen manchmal zu Streitigkeiten gekommen ist. Du hast Konfliktfähigkeit und Kompromissbereitschaft bewiesen.

Liebe*r______________, wir danken dir für dein Engagement. Leider wurde deine Tätigkeit im Gesamtsystem noch zu wenig und zu selten bemerkt, berücksichtigt und honoriert. An dieser Stelle können wir aktuell nichts daran ändern außer zu sagen: Du hast Großes geleistet und es tut uns leid, dass es der Politik noch schwer fällt, das zu sehen. Wir hoffen, es ist nicht nötig, dich in ein weiteres Schuljahr zu versetzen. Aber wir danken dir – wenn es schon sonst niemand anderes tut – aus ganzem Herzen.

Der Verbund der Homelearning-Eltern

Hier kannst Du Dir Dein Zeugnis herunterladen und ausdrucken

Hier gibt es bei grossekoepfe auch ein Elternzeugnis oder hier bei Nils Pickert

Wenn Mathe immer schwierig ist – Dyskalkulie erkennen

Finn rechnet 8–1, indem er von 8 Fingern einen einklappt.
Finn merkt es nicht, dass das Ergebnis „20“ bei der Aufgabe 45 + 47 nicht stimmen kann.
Finn braucht für seine Mathe-Hausaufgaben fast eine Ewigkeit.
Finn macht seine Eltern verrückt.
Mathematik ist zu Hause das bestimmende Thema.
Finn kommt in Mathe nicht weiter.
Finns Eltern werfen ihm vor, faul zu sein.
Finn wird immer schneller aggressiv, denn er gibt sich Mühe.
Sein Leben besteht aus unerkannter Mühe.
Finn hat Dyskalkulie.

Was ist Dyskalkulie?

„Dyskalkulie“ ist eine der vielen Bezeichnungen für das mathematische Gegenstück zur Legasthenie. Weitere Begriffe, die dasselbe meinen, sind „Rechenschwäche“, „Rechenstörung“ oder „Arithmasthenie“. Dyskalkulie ist weit weniger bekannt als Legasthenie, aber genauso häufig.

Kinder, die von einer Dyskalkulie betroffen sind, haben außerordentliche Schwierigkeiten, mathematische Inhalte in der Schule zu lernen, zu verstehen, zu behalten und anzuwenden. Ihnen fehlen die wichtigsten Voraussetzungen dafür, Wissen im Bereich des Rechnens aufzubauen. Dyskalkulie ist unter dem Namen „Rechenstörung“ ein international anerkanntes Krankheitsbild und in der internationalen Klassifikation der Krankheiten der WHO aufgelistet.

Man spricht von einer „Rechenstörung“ oder „Dyskalkulie“, wenn ein Kind schlechter rechnet als 90% seiner Altersgenossen, gleichzeitig aber von seiner Intelligenz her eine wesentlich bessere Leistung zu erwarten wäre. Diese Störung darf aber nicht durch schlechten Unterricht oder Krankheit ausgelöst worden sein. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen sind im dritten Schuljahr 5-7% der Kinder von einer Dyskalkulie betroffen.

Was ist die Ursache für eine Dyskalkulie?

Eine möglich mathematische Lernschwäche kündigt sich oft bereits im Kindergartenalter an. Kinder, die aufgrund motorischer Probleme ungenau abzählen, verstehen das Verhältnis zwischen Mengen und Zahlen wesentlich später als Altersgenossen. Auch wenn Kinder verzögert Zählen lernen oder viele Zählfehler machen, leidet darunter dieses Mengen- und Zahlverständnis.

Auch schlechtere  Lernprozesse, die durch Blockaden des unterbewussten Denkens entstehen, können eine Ursache für Dyskalkulie sein. Solche Blockaden werden durch traumatische Ereignisse oder Krankheiten in der frühen Kindheit, aber auch durch Schlafmangel ausgelöst. Unerkannte Linkshändigkeit und die damit verbundenen Probleme im räumlichen Denken und gedanklichen Durchführen von Handlungen werden ebenfalls immer wieder in Verbindung mit mathematischen Lernschwächen gebracht.

Untersuchungen beweisen, dass der vorschulische Rückstand eines Kindes mit großer Wahrscheinlichkeit auch in der Schulzeit erhalten bleibt. Andere Untersuchungen (auch eigene) zeigen aber im Umkehrschluss, dass eine vorschulische Förderung hingegen auch schwächere Kinder gut auf den späteren Unterricht vorbereiten kann, sodass eine Dyskalkulie nicht auftreten muss.

Woran erkenne ich, ob mein Kind betroffen sein könnte?  

Es gibt viele mögliche Anzeichen für eine Dyskalkulie. Die folgenden Beobachtungen legen eine solche Rechenstörung nahe, ohne sie aber zu beweisen.

Allgemeine Anzeichen:

  • Wegen Mathematik kommt es zu Hause schnell zum Streit. Für andere Fächer gilt dies nicht.
  • Das Kind benötigt für Mathe-Hausaufgaben weitaus länger als für die anderen Fächer und wirkt dabei sehr unkonzentriert.
  • Viele mathematische Inhalte verschwinden schnell aus dem Gedächtnis, obwohl sie ständig geübt werden.

Fachliche Anzeichen:

Mitte der 1. Klasse:

  • Das Kind zählt noch nicht sicher bis 12. 
  • Rückwärts Zählen ist nur unter großer Mühe möglich.
  • Das Kind benutzt bei Plusaufgaben unter 10 die Finger so, dass beide Zahlen gezeigt werden und zählt für das Ergebnis alle Finger ab.
  • Das Kind kennt 2+2, 3+3 oder 5+5 nicht auswendig.
  • Das Kind kann nur mit Mühe -1 oder -2 rechnen

Mitte der 2. Klasse:

  • Das Kind zählt noch nicht zügig bis 20 und nicht flüssig ab 10 rückwärts.
  • Das Kind kennt einige Verdopplungsaufgaben wie 7+7 oder 9+9 nicht auswendig.
  • Das Kind verwendet beim Rechnen manchmal die Zehner so, als wären sie Einer. Beispiel: 45+47 ist 20, weil 4+4=8 und 5+7=12, und 8 und 12 zusammen 20 sind.
  • Extreme Schwierigkeiten beim Minusrechnen

Mitte der 3. Klasse:

  • Das Kind zählt schlecht bis 100. Vor Zahlen wie 40, 50 etc. muss das Kind lange überlegen.
  • Das Kind hat große Probleme, von Zahlen (unter 100) rückwärts zu zählen.
  • Das Kind kann nicht erklären, warum „drei mal vier“ 12 ergibt.
  • Das Kind schreibt dreistellige Zahlen mit vertauschten Einern und Zehnern. (Beispiel: „264“ für die Zahl „zweihundertsechsundvierzig“)
  • Das Kind rechnet fast alles zählend.
  • Sie haben Ihrem Kind das Untereinander-Rechnen beigebracht, bevor es in der Schule gelehrt wurde.

Mitte der 4. Klasse:

  • Das Kind rechnet die meisten kleinen Aufgaben (beim Untereinander-Rechnen) immer noch mit den Fingern.
  • Das Kind rechnet ausschließlich in den Reihen hoch, wenn es malrechnet.
  • Alle Probleme, die es in der dritten Klasse hatte, sind immer noch vorhanden.
  • Das Kind verweigert sich sehr stark in Mathematik. Die Leistungen in den anderen Fächern beginnen zu sinken.

Natürlich können bei Ihrem Kind diese Beobachtungen vorliegen, obwohl es keine Dyskalkulie hat. Aber Sie sollten hellhörig sein, wenn Sie Ihr Kind eben wiedererkannt haben.

Was soll ich tun, wenn mein Kind möglicherweise betroffen ist?

Suchen Sie das Gespräch mit der Klassenlehrerin und bitten Sie um eine schonungslose Einschätzung der Matheleistung Ihres Kindes. Normalerweise ist der erste Schritt, dass Ihr Kind eine zusätzliche schulische Förderung in Mathe bekommt. Falls diese Stunden aber keine Besserung bringen, sollten Sie an eine außerschulische Förderung denken.

In Deutschland wird eine außerschulische Förderung nach §35a im SGB VIII (Eingliederungshilfe) durch das Jugendamt bezahlt, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Informieren Sie sich hierzu möglichst zeitnah beim Jugendamt, da der Weg von Antragsstellung über Diagnose bis zur Bewilligung meist mehrere Monate dauert.

Die Diagnose wird von einem hierfür zugelassenen Kinder- oder Jugendpsychiater oder -psychologen durchgeführt und beinhaltet einen mathematischen Teil und einen Intelligenztest. Für die Genehmigung einer Förderung durch das Jugendamt ist im Schreiben des Psychologen dann der Passus wichtig, dass „es aufgrund der Teilleistungsschwäche zu psychischen Behinderungen beim Kind kommen kann (bzw. dass diese bereits eingetreten sind)“.

Wenn in Ihrem Bundesland bzw. an der Schule Ihres Kindes die Möglichkeit eines Nachteilsausgleiches wegen Dyskalkulie besteht, sollte die Dyskalkulie natürlich ebenfalls diagnostisch abgesichert werden.

Eine Förderung Ihres Kindes sollten Sie in jedem Falle anstreben, da die Nachteile des Nicht-Rechnen-Könnens im Alltag erheblich sind. Ein mathematisches Grundverständnis ist zur Bewältigung des Alltags unerlässlich.

Was sind Merkmale einer guten Förderung?

Die Förderung muss sich an den Kenntnissen Ihres Kindes orientieren und nicht am aktuellen Unterrichtsstoff. Sie sollte flexibel auf Denkmuster eingehen und daher nicht aus einer Abfolge von Arbeitsblättern oder der unbeaufsichtigten Arbeit am Computer bestehen. Oft ist es nötig, dass erst einmal Grundlagen geschaffen werden, die mit dem Schulstoff gar nichts zu tun haben.

Angebote mit einer langen Vertragslaufdauer sind unseriös. Sie sollten als Eltern jederzeit die Möglichkeit haben, an Sitzungen teilzunehmen. Heimlichtuerei seitens der fördernden Einrichtung ist kein gutes Zeichen.

Fazit

Ein rechenschwaches Kind gibt sich unendlich viel Mühe. Es ist nicht faul. Ihm fehlen nötige Grundvoraussetzungen, um den Schulstoff zu verstehen. Es braucht zuallererst Verständnis für seine Situation und Hilfe, aber keinen Druck. Sein Zuhause muss ein Ort der Geborgenheit bleiben.

Dr. Hendrik Simon ist Dozent für Mathematikdidaktik an der Bergischen Universität Wuppertal, Diplommathematiker und Autor u.a. von Sachbüchern zum Thema Dyskalkulie. Mehr von Hendrik gibt es hier auf seiner Homepage  und auf Instagram .

Programmieren lernen mit Kindern

Ob die Kinder Programmieren lernen, kann jede Familie gemeinsam für sich entscheiden. Wir halten es für eine gute Idee, denn es ermöglicht Kindern einen Blick hinter die Kulissen der Welt, die sie umgibt: Wie funktioniert eine Fahrstuhlsteuerung? Warum macht ein Programm manchmal nicht, was man möchte? Und wo kommen die vielen Apps eigentlich her? Dabei soll es gar nicht darum gehen, aus Kindern gleich die nächsten Software-EntwicklerInnen zu machen. Sie sollten nur die Möglichkeit haben, Technik zu verstehen und spielerisch damit umzugehen. Und nicht selten ist es auch für die Eltern eine gute Gelegenheit, eigene Berührungsängste zu überwinden.

Mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten für und mit Kindern die Welt des Programmierens zu erforschen. Wir haben eine Liste interessanter Hard- und Software-Projekte zusammengestellt, mit denen wir bereits selbst Erfahrungen sammeln konnten. Manche Projekte sind nicht unbedingt auf das Programmieren an sich fokussiert, sondern zeigen einen generellen Einstieg in die Welt der Elektronik. Da die Grenzen hier fließend sind, könnt Ihr selbst schauen, welche Themen Eure Kinder und Euch selbst interessieren. Die Altersempfehlungen sind natürlich immer nur Richtlinien: Je nach Interesse und Entwicklung des Kindes kann sich das geeignete Alter nach oben oder unten verschieben.

Bücher für Kinder zum Thema Programmieren

Ein früher Einstieg ins Thema geht auch ganz ohne Technik. Zum Beispiel mit dem wunderbaren Buch „Hello Ruby. Programmier Dir Deine Welt“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) der finnischen Autorin, Illustratorin und Programmiererin Linda Liukas. Das Buch kann bereits kleineren Kindern vorgelesen werden. Es regt neben der Geschichte zu spielerischen Experimenten an, die das Prinzip der Programmierung näher bringen. In einem sehenswerten TED Talk erklärt Linda die Idee hinter dem Buch, das für Kinder ab fünf Jahren geeignet ist:

Mittlerweile gibt es weitere Teile des Buches, die weiter ins Thema führen: »Wenn Roboter zur Schule gehen«, »Expedition ins Internet« und »Die Reise ins Innere des Computers«.

Programmieren mit der Maus

Der Klassiker unter den Programmier-Umgebungen für Kinder ist Scratch. Die grafische Programmieroberfläche wird seit 2007 für die Bildung von Kindern und Jugendlichen entwickelt und es gibt viele Webseiten, Videos und Bücher mit Erklärungen, zum Beispiel zur Programmierung kleiner Spiele. Für Maus-Fans gibt es seit 2018 eine angepasste Scratch-Version: »Programmieren mit der Maus«, die schon allein durch Maus und Elefant Kindern den Einstieg erleichtert. Auf der Webseite gibt es Tipps für Lehrkräfte und Eltern. Wer sich weiter einarbeiten möchte, findet einen kleinen Workshop bei „Planet Schule“, den man mit Kindern durcharbeiten kann. Empfohlen für Kinder ab 8 Jahren (sie sollten bereits ein wenig lesen können).

Programmieren lernen ohne Computer: Kodi

Die meisten Programmier-Projekte benötigen Tablet, Smartphone oder Computer. Wer spielerisch mit den Kindern ohne Bildschirm Technologie direkt erkunden möchte, kann sich den »mechanischen Coding-Roboter Kodi« (Amazon* | Hersteller) ansehen. Kodi bietet einen Einstieg in die Welt des Programmierens ohne Smartphone oder Computer, denn hier geht es darum, eines von fünf Roboter-Modellen zusammenzubauen, das rein mechanisch Zeichnen, Greifen, Basketball werfen, Fußball spielen oder Gegenstände transportieren kann und über Stecker in ein Rad programmiert werden kann. Ein schönes Set, um allein oder gemeinsam am Tisch zu bauen und zu experimentieren. Empfohlen für Kinder zwischen 8 und 14 Jahren, aber der Zusammenbau der Plastikteile von Kodi ist ziemlich schwierig im Handling und es braucht erwachsene Begleitung.

little Bits

Little Bits (Amazon* | Hersteller) macht das Kennenlernen der Elektronikwelt besonders einfach: Mit kleinen thematisch sortierten Steckmodulen lassen sich spielerisch elektronische Schalten bauen und testen. Statt zu löten können Kinder einfach verschiedene Module aneinanderreihen und gucken, was passiert. Die „Bits“ genannten Module sind farblich nach ihren Funktionen markiert: pinke Input-Bits für Taster, Schalter und Sensoren, grüne Output-Bits für Licht, Motoren und Sound, blaue für Stromversorgung und orange für Verbindungen.

Mit diesen Bits können ganz einfach Schaltungen und Kreisläufe gebaut werden. Die Handhabung ist durch die einfache magnetische Verbindung sehr einfach. littleBits bietet verschieden Sets mit verschiedenen Umfang zu diversenen Themen an. Das littleBits Base Inventor Kit bietet n diese Elektronikwelt und ermöglicht erste Erfahrungen im Zusammenbauen, beispielsweise kann ein sprachgesteuerter Robotergreifarm gebaut werden. Kinder können aber damit aber auch eigene Projekte auf einfache Weise verwirklichen. Ein besonderer Spaß also für alle Kinder mit Freude am Programmieren, Basteln und Erfinden. Wir hatten Spaß mit einem Set zur elektronischen Musik, mit dem sich erstaunliche Synthesizer-Effekte bauen lassen. Empfohlen für Kinder ab 8 Jahren.

Einfache Erklärungen zur Bedienung

Dash

Dash (Amazon* | Hersteller) ist ein knuffiger Roboter, der robust genug ist, um auch von jüngeren Kindern bespielt zu werden. Über die zugehörigen Apps für Smartphone und Tablet kann Dash nicht nur einfach ferngesteuert, sondern richtig programmiert werden: Mit einzelnen Bausteinen, die in der Blockly App zusammengesetzt werden, können einfache Programme bis zu komplexe Handlungen programmiert werden: So kann Dash in der Wohnung rumfahren, Geräusche von sich geben, auf Hindernisse reagieren und mit Lichteffekten spielen.

Erste Schritte zur Programmierung können in der App mit einem kleinen Führerschein erlernt werden, später können eigene Ideen umgesetzt werden. Die App Blockly ist beispielsweise so aufgebaut, dass es einen ansteigenden Schwierigkeitsgrad gibt und die zu programmierenden Aufgaben immer anspruchsvoller und komplexer werden. Sogar eigene Wörter und Sätze können aufgenommen und von Dash mit entsprechendem Befehl wiedergegeben werden. Eine typische Aufgabe, die man mit Dash bewältigen kann ist zum Beispiel ein kleiner Parcour: Man klebt mit farbigen Klebestreifen eine Fahrtstrecke auf den Fußboden ab. Durch eine Kamera im Boden kann Dash so programmiert werden, dass er sich seinen Weg entlang der Strecke sucht.

Neben der Programmierapp Blockly gibt es auch weitere Apps, die genutzt werden können. An einigen Stellen ist die Übersetzung aus dem Englischen nicht ganz geglückt und unser Kind musste nachfragen, was mit einer Aufgabe konkret gemeint sei. Insgesamt jedoch sind Roboter und App von einem Schulkind nach kurzer Zeit allein bedienbar. Sarah von Sarah von mamaskind.de hat hier einen sehr ausführlichen Bericht über die einzelnen Apps und Funktionen geschrieben. Wer in Berlin wohnt und sich für das Programmieren interessiert, kann sich einmal die Workshops im Juniorlab ansehen. Dash hat übrigens aus Datenschutzgründen keine Kamera, auch wenn er ein wenig so aussieht. Geeignet für Kinder ab sechs Jahren.

LEGO Mindstorms

Ein mittlerweile fast schon betagter Klassiker ist das Mindstorms Set von Lego (Amazon* | Hersteller). Rund um einen programmierbaren „Brick“ können mit diversenen Motoren und Sensoren Maschinen entworfen und gesteuert werden. Wir haben vor einiger Zeit mit den Kindern einen Tee-Roboter gebaut, der nach einer frei wählbaren Ziehzeit einen Tee-Beutel aus einer Tasse gezogen hat. Es ist erstaunlich, wie viele Ideen Kinder zu so einem Projekt haben (und wie viel Tee plötzlich freiwillig getrunken wird):

Ein wenig gestört hat uns am Basis-Set von Mindstorms, dass es so sehr auf kämpfende Roboter fokussiert ist. Man muss den Anleitungen aber nicht folgen und es gibt viel Literatur und Ideen zu weiteren Projekten. Mittlerweile hat Lego auch für kleinere Kinder ein Einstiegsset veröffentlicht. Wir haben es noch nicht getestet, aber es sieht vielversprechend aus.

Calliope

Wer sich und seinen Kindern schon etwas mehr zutraut, kann mit Kindern Experimente mit dem „Calliope mini“ (Amazon*| Hersteller) machen. Das deutsche Projekte hat sich zum Ziel gemacht, allen Kindern ab der dritten Klasse den Zugang zu Elektronik zu ermöglichen. Bis dahin ist es wahrscheinlich noch ein Stück, aber der sogenannte »Einplatinencomputer« kann auch außerhalb der Schule gekauft werden. Es handelt sich um einen recht robusten kleinen Computer, der über den Computer oder Tablet/Smartphone programmiert wird. Er verfügt über einige eigenen Sensoren und Ausgabemöglichkeiten, kann aber vor allem durch seine Anschlüsse um eigene elektronische Ideen erweitert werden. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Klavier aus Alltagsgegenständen?

Aufgrund des pädagogischen Hintergrunds gibt es zum Calliope bereits Bücher wie »Der kleine Hacker: Programmieren lernen mit dem Calliope mini« und »Coden mit dem Calliope mini«. Die Bücher eignen sich besonders für Eltern, die Ideen suchen, die sie mit ihren Kindern umsetzen können. Empfohlen für Kinder ab 8 Jahren.

Anregen statt Durchziehen

Wichtig für das spielerische Lernen mit Elektronik und Programmiersprachen ist es, Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen zu lassen. Es sollte nicht darum, stumpf Programmiersprachen zu vermitteln. Kinder lieben es, auszuprobieren und oft führt ihr Weg sie an ein ganz anderes Ziel, als man ursprünglich vor Augen hatte. Und wenn dann aus der geplanten Ampelschaltung doch eine digitale Pups-Orgel wird, sollte das nicht enttäuschen, sondern man hat genau erreicht, was man wollte: Das Kind hat Erfahrungen im kreativen Umgang mit Technologie gemacht und dadurch oft mehr gelernt, als man vielleicht vermutet.

Caspar Clemens Mierau ist Diplom-Kulturwissenschaftler (Schwerpunkt Medienkultur) und berät Startup-Unternehmen in technischen Fragen. Auf vierpluseins bloggt er über seinen Familienalltag und betreibt mit Patricia Cammarata den erfolgreichen Elternpodcast „Mit Kindern leben“  

Dieser Artikel wurde von keiner der genannten Firmen beauftragt oder bezahlt. Die vorgestellten Produkte sind selbst gekauft (Ruby, Lego Mindstorms, Calliope), PR-Sample (littleBits, Kodi) oder stammen aus früheren Kooperationen (Dash).
* Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen. Die vorgestellten Bücher, Karten und Messer haben wir selbst gekauft .

Einschlafbegleitung mit großen Kindern

„Aber in dem Alter muss das Kind noch nun wirklich alleine schlafen können!“ habe ich kürzlich bei einem Gespräch von Schuleltern gehört. Sehr wahrscheinlich kann das Kind auch im Schulalter allein einschlafen, wenn es das Gefühl erworben hat, sicher zu sein an diesem Schlafort und bei Bedarf bei den Eltern das Bedürfnis nach Schutz und Nähe einfordern kann. Und dennoch gibt es auch darüber hinaus Gründe, warum das Kind in den Schlaf begleitet werden kann. Denn nur weil es etwas kann, bedeutet es nicht, dass es das muss.

Vielleicht war der Tag voll und anstrengend. Vielleicht gab es nach der Schule noch eine Verabredung oder einen Termin oder Hausaufgaben oder es musste unbedingt in Ruhe gespielt werden… Und dann ist auch schon der Abend da und es war viel zu wenig Zeit, um vom Tag zu berichten, um die Ereignisse des Tages los zu lassen. Und genau jetzt, am Abend, tut das noch einmal so gut: Sich den Tag von der Seele zu reden. Sagen, was heute besonders schön war und was blöd erlebt wurde. Einen Blick zurück werfen auf den Tag. Nicht allein, sondern gemeinsam. Das Gefühl, dazu zu gehören, mit allen Gedanken aufgehoben zu sein.

Viele Kinder können und wollen mit 6,7,8… Jahren allein in einem Bett einschlafen und dort die Nacht verbringen. Manche Kinder brauchen aber auch noch Nähe oder nachts eine andere Person an der Seite, wenn sie aus dem Schlaf hochschrecken. Und viele Kinder brauchen einfach noch lange eine Begleitung am Abend, gerade dann, wenn die Zeiten unruhig sind. Ob uns das besorgen sollte? Denken wir einen Moment an uns selbst und unsere eigenen Bedürfnisse. Denken wir daran, dass gerade abends Menschen dazu neigen, zu grübeln und Gedanken hin und her zu wälzen und dann gerne einmal mit einer anderen Person darüber sprechen. Vielleicht sogar aus dem Halbschlaf hochschrecken und sagen: „Weißt du was, ich muss dir dringend noch erzählen, dass…“ Wahrscheinlich kennen wir alle diese Momente. Und auch Kinder haben sie. Auch sie müssen abends manchmal noch ihre Gedanken aussprechen, um dann beruhigt in die Nacht zu finden. Und auch bei Kindern ist das in Ordnung – warum auch nicht?

Manchmal sind es auch keine Worte, die wir am Abend nach einem anstrengenden Tag brauchen – und anstrengende Tage gibt es gerade zum Schulbeginn oft -, sondern das Gefühl, gehalten zu werden. Einfach im Arm eines anderen Menschen liegen, die Nähe genießen, das wohlige Gefühl des Vertrauens und die Beruhigung, die durch das Oxytocin in unseren Körper strömt. Manchmal braucht es das an Tagen, an denen so viel neu ist, an denen sich ein Kind vielleicht in der neuen Schule ausgegrenzt gefühlt hat oder das schmerzende Gefühl hat, nicht dazu zu gehören.

Wenn unsere großen Kinder in den Schlaf begleitet werden wollen, ist das meist kein Zeichen eines Mangels an Regulationsfähigkeit, sondern ein Zeichen für einen Bedarf. Bedarf nach Nähe, Vertrautheit, Zuwendung. Und mit der kleinen Geste der Zuwendung am Abend, mit dem Zuhören im Bett, mit einem um die Schultern gelegten Arm können wir ihnen am Ende des Tages das wohlige Gefühl geben, in dieser aufregenden Welt einen sicheren Ort zu haben, an dem sie den Tag loslassen können. Was für ein wunderbares Gefühl muss das sein.

Eure

„Ich hab Bauchweh“ – Wenn Kinder eine Pause brauchen

Manchmal sind die Tage anstrengend. Manchmal gibt es Streit mit Freund*innen, manchmal gibt es Umbrüche im Alltag. Auch für Kinder ist nicht jeder Tag einfach. Und auch bei ihnen kann Stress und Anspannung auf den Bauch schlagen. Wichtig ist natürlich, zunächst abzuklären, ob nicht wirklich eine Erkrankung hinter dem Bauchweh oder den Kopfschmerzen steht*. Neben solchen Erkrankungen projizieren Kinder aber auch unangenehme Gefühle auf Kopf oder Bauch: „Mein Kopf tut weh!“, „Ich hab Bauchweh.“ – Diese Sätze kennen wohl viele Eltern. Aber wie können wir damit umgehen, wenn das Kind scheinbar Schmerzen ohne „echte“ Ursache hat?

Schmerzen sind Schmerzen

Schmerzen sind Schmerzen. Wir können nicht nachfühlen, ob das Kind Schmerzen hat oder nicht, auch wenn es keine medizinische Ursache gibt. Es ist möglich, dass sich ein Unwohlsein tatsächlich durch Schmerzen äußert. Deswegen gilt immer: Wenn Kinder Schmerzen haben, sollten wir diese Ernst nehmen. Hat ein Kind Schmerzen oder spricht es über Schmerzen, sollten wir daher nicht sagen: „Das ist nicht schlimm“, „Das kann gar nicht sein“, „Das bildest du dir nur ein“, sondern vielmehr Verständnis entgegen bringen: „Das tut dir weh!“ „Zeig mir, wo es weh tut“ oder auch „Was glaubst du, woher die Schmerzen kommen“ – solche Reaktionen bieten eine Möglichkeit zum Gespräch. Das Kind fühlt sich angenommen und verstanden und kann sich weiter öffnen.

Die Frage nach einer möglichen Ursache kann gerade auch bei größeren Kindern eine Tür sein, um dem Grund auf die Spur zu kommen: Vielleicht ist ein anderes Kind krank mit solchen Schmerzen, vielleicht hat es in Kita oder Schule etwas über eine Krankheit gehört, das es verängstigt hat. Vielleicht sagt es auch direkt, dass ein anderes Kind es geärgert hat und es seither Schmerzen hat. Oder dass es weh tut, weil gerade eine bestimmte Situation so anstrengend ist. Geben wir den den Kindern die Möglichkeit, den Schmerz zu benennen und sind wir bereit, uns darauf einzulassen, helfen wir den Kindern bereits durch das Gefühl, nicht allein zu sein.

Schmerzen „behandeln“

Vielleicht können wir durch solche Gespräche bereits die Ursache finden und an einem konkreten Problem gemeinsam arbeiten. Manchmal ist die Ursache aber auch nicht so einfach oder überhaupt nicht zu finden. Hier hilft es, wenn wir dem Kind Unterstützung geben beim Umgang mit dem Schmerz.

Oft haben Kinder „Bauchschmerzen“ oder „Kopfschmerzen“, wenn sie eine Ruhepause brauchen und ein wenig aus dem Alltag ausbrechen müssen, um mal wieder Zuwendung und Aufmerksamkeit von den Bezugspersonen zu bekommen. Das kann im Alltag einfach vorkommen, dass es zwischenzeitlich mal ein stärkeres Bedürfnis danach gibt, vielleicht weil der Alltag gerade sehr anstrengend oder mit vielen Veränderungen verbunden war. Wichtig ist, dies zu erkennen und (ohne Anklage) darauf zu achten, dem Kind zu vermitteln, dass es auch andere Wege geben kann, um Ruheinseln in den Alltag einzubetten, ohne dass dafür Beschwerden herangezogen werden müssen. Gerade in anstrengenden Übergangszeiten oder wenn es gruppendynamische Probleme gibt, bieten sich regelmäßige Rituale an, um die Akkus wieder aufzufüllen.

In der konkreten Situation aber geht es zunächst darum, für diese aktuelle Situation eine gute Begleitung zu finden und dem Kind liebevolle Zuwendung zukommen zu lassen. Wie sie aussehen kann, ist ganz verschieden – je nach Vorlieben des Kindes.

Ideen zur „Behandlung“ sind beispielsweise:

  • An erster Stelle steht immer das Mitgefühl
  • Körperkontakt: die warme Hand des anderen auf dem schmerzenden Bauch oder Kopf tut gut. Über Körperkontakt können wir Fürsorge vermitteln, Oxytozin, das bei positivem Körperkontakt ausgeschüttet wird, beruhigt und entspannt. Auch eine entspannende Bauchmassage (im Uhrzeigersinn) kann helfen. Oder mit etwas Creme ein lachendes Gesicht, eine Sonne oder ein Herz auf den Bauch des Kindes zu malen.
  • Ruhig zusammen atmen: Das Kind kann bei Bauchschmerzen die eigenen Hände auf den Bauch legen und bis in den Bauch atmen: Der Bauch hebt sich. Dann langsam ausatmen lassen und beobachten, wie sich der Bauch wieder senkt.
  • Bei Kopfschmerzen kann der Kopf in die Hände genommen und angenehm umfasst und dabei ebenfalls ruhig geatmet werden.
  • Mag das Kind Berührung (gerade) weniger, kann auch ein warmer Tee beruhigend und entspannend wirken.
  • Manchmal tut es auch gut, den Schmerz zu verbildlichen: Ein Bild dazu malen, eine Figur kneten. So wird der Schmerz in Gedanken aus dem Körper ausgelagert.
  • Hat das Kind über einen längeren Zeitraum Schmerzen, sollten auch die Gewohnheiten in den Blick genommen werden: Gibt es konkrete Auslöser, schläft es zu wenig, treten Schmerzen nach ganz bestimmten Situationen auf?

So, wie für Erwachsene, gibt es auch für Kinder eine Vielzahl an anstrengenden Situationen. Nur weil die Kinder sind, kommen sie nicht zwangsweise leichter mit dem Alltag zurecht oder sind unbeschwerter. Haben wir einen Blick für ihre Bedürfnisse und gönnen wir ihnen die Ruhe- und Entspannungspausen, die wir uns ja auch oft wünschen.

Eure

*Bei plötzlich auftretenden Schmerzen oder länger andauernden Schmerzen ist eine Ärztin/ein Arzt aufzusuchen. Gerade bei Bauch- und Kopfschmerzen gibt es eine Vielzahl möglicher Ursachen, die abgeklärt werden sollten. Dieser Artikel bezieht sich ausschließlich darauf, wenn von medizinischer Seite Erkrankungen/Nahrungsmittelunverträglichkeiten/Sehprobleme etc. ausgeschlossen werden können und Bauch- oder Kopfschmerzen durch Anspannung/Stress/Nähebedürfnis entstehen.

Wir sind für dich da

Als Baby lagst du in unseren Armen, wurdest getragen. Wir sind zu dir gekommen bei jedem Schrei, bei jedem Weinen – und es waren viele. Kein Weinen musste allein durchlebt werden. Es wurde begleitet, manchmal über Stunden. In der Kleinkindzeit haben wir die Höhen und Tiefen gemeinsam gemeistert: Zusammen gelacht, zusammen die Wut durchgestanden. Wunden angepustet, Hände gehalten, Tränen getrocknet. Wir haben gemeinsam die Stunden durchgestanden, in denen der beste Freund „Du bist nicht mehr mein Freund“ war – und mitgefiebert bei aufregenden Geschichten. Wir haben zusammen Abschiede gemeistert und neue Wege beschritten. Nicht immer einfach, nicht immer ohne Anstrengungen und auch nicht immer ohne Elterntränen. Aber immer wieder mit Liebe.

So bist du größer geworden, jeden Tag. Du bist aus dem Familienbett ausgezogen, hast an anderen Orten übernachtet. An vielen Stellen bist du über dich selbst hinaus gewachsen, immer wieder. Und wir waren da. Manchmal an deiner Hand, manchmal an deiner Seite. Manchmal irgendwo im Hintergrund. Immer ein Ort, an den du zurück kommen kannst. Immer der Ort, an dem sicher alle Gefühle ihren Raum bekommen. An dem du sein kannst, wer du bist. Nicht, wer du sein solltest oder könntest. Manchmal ein lachendes Kind, manchmal weinend, manchmal zornig, manchmal still und dann wieder laut.

Du hast erfahren: Es gibt diesen einen Ort, an dem du angenommen wirst wie du bist. Dieser Ort ist kein Haus, kein Raum, es sind wir, deine Eltern. Mit jeder Geschichte, hast du gelernt, kannst du zu uns kommen. Mit jedem Kummer, mit jedem Unsinn. Wir haben gemeinsam Lösungen für Probleme gesucht, haben – nicht selten – die Augenbrauen hochgezogen und tief durchgeatmet, bevor wie geantwortet haben. Wir haben als Eltern manchmal zusammen gesessen und uns aneinander gelehnt, um uns gegenseitig aufrecht zu halten. Und wir haben heimlich gelacht über die Streiche, bei denen wir eigentlich ernst sein sollten.

Dieser Ort des Vertrauens geht nicht verloren. Die Themen ändern sich, die Probleme bekommen so manches Mal eine gewisse Schwere. Die Sachen, die „angestellt werden“ sind bedeutender als der fehlende Keks aus dem Weihnachtsvorrat. Aber was auch immer es ist, sind wir erst einmal da. Hören zu, atmen, nicken. Wir sind der Ort, an dem die Geschichten des Lebens erzählt werden können. Der Ort des Vertrauens, an dem dies möglich ist.

Wenn ich Familien eines wünsche, dann ist es dies: Dass das Gefühl dafür, da zu sein, bestehen bleibt. Auch nach der Babyzeit, auch nach der Kleinkindzeit. Seid die sicheren Orte, zu denen getragen werden kann, was belastet – ohne Furcht vor Strafen. Seid die Menschen, mit denen Lösungen gesucht werden anstatt die zu sein, vor denen Probleme versteckt werden. Seid der Ort, der signalisiert: Ich bin für Dich da, egal was ist.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Entspannungsideen für Erstklässler*innen

Für ein Kind, das in die Schule kommt, beginnt ein neuer Lebensabschnitt: War es im Kindergarten die/der „Große“, so ist es nun, nach den Ferien, die/der „Kleine“. Es hat einen neuen Tagesablauf, einen neuen (Schul-)Weg zu beschreiten, neue (Bezugs-)Personen, die es kennen lernen muss, neue Kinder, Klassenkameraden, um sich. Dort sind Kinder über mehrere Stunden einer hohen Lautstärke und vielen Sinneseindrücken ausgesetzt. Die Räumlichkeiten und das Gebäude sind ebenso neu wie die Regeln, die Kommunikation, überhaupt das ganze System Schule. Vielleicht kommen Kinder auch bewusst zum ersten Mal mit Vergleich und Bewertung in Kontakt. Eine ganz schöne Leistung, die die neuen Schulkinder da bewältigen, oder?

Rückzugsort Zuhause

Wenn wir uns vor Augen führen, was ein Schulkind bis mittags schon alles leistet, ist es nicht verwunderlich, dass Kinder zuhause erst einmal „in ein Loch fallen“ oder „aufdrehen“. Was viele Kinder jetzt brauchen, sind sicherere, vertrauter Personen und Orte. Die allerwenigsten Kinder rufen jetzt: „Bitte bring mich zum Klavierunterricht!“. Meist wünschen sich Kinder nun einfach „sein“ zu dürfen – und auch ein Stück in Ruhe gelassen zu werden bzw. haben das Bedürfnis nach gemeinsamer Spiel- oder auch Kuschelzeit mit den Eltern. Die Akkus wollen aufgeladen werden. Sie haben bereits schon viele Stunden kooperiert. Wichtig ist, dass nun die Kinder zu Wort kommen. „Was wünscht DU dir jetzt? Wollen wir gemeinsam ein Buch lesen/ malen/ etwas spielen?“ zeigt den Kindern, dass sie uns wichtig sind. 

Raus in die Natur – am besten Barfuß

In der Natur erden sich – nicht nur – Kinder. Das Grün der Pflanzen wirkt entspannend auf die Augen und auf den gesamten Organismus (Stichwort „Waldbaden“). Also raus in Wald und auf die Wiese, in den Stadtpark, in den Garten. Es tut Kindern gut, die Schuhe auszuziehen zu dürfen, barfuß zu laufen, Kontakt zum Boden aufnehmen. Die Füße bilden das Fundament für den ganzen Körper. Spielerisch können die Kinder barfuß ihre Füße trainieren: Auf den Fersen, auf den Ballen, auf den Außen- und dann Innenkanten versuchen zu gehen, Steine oder Eicheln mit den Zehen aufheben,… Anschließend in die „Berghaltung“ kommen: Gerade stehen, Augen schließen und bewusst zu den Füßen spüren. Wie fühlen sich die jetzt an?

Auch gärtnern, in der Erde wühlen, tut gut und baut Stress ab. Barfußpfade fördern die Wahrnehmung. In der Natur entwickeln sich meist von ganz alleine Spielideen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Hier kann ein Stock ein Zauberstab, eine Person, ein Schwert oder ähnliches sein. Die Kinder kommen wieder in den „Selbstwirksamkeitsmodus“. Hier legen sie Spielregeln fest.

In der Schule verbringen Kinder zudem in der Regel die meiste Zeit im sitzenden Zustand. Hier gilt es „auszugleichen“ den Kindern viel Bewegungsfreiheit zu bieten, denn Bewegung baut Stress ab. 

Ton aus

Oft lassen wir uns bewusst oder unbewusst „berieseln“: Das Radio läuft beim Kochen, Duschen oder beim Frühstück, die Kinder lassen beim Spielen den CD Player laufen, im Auto laufen die Nachrichten, im Zug per Kopfhörer Musik oder ein Hörspiel und abends läuft der Fernseher, während wir noch am PC arbeiten. Es kann gut tun, einmal bewusst darauf zu verzichten. Der Stille zu lauschen, die Geräusche wahr zu nehmen, die z. B. innerhalb des Autos oder der Wohnung ganz natürlich entstehen. Und welche außerhalb. „Was kannst du jetzt in dem Moment alles hören?“ Ist eine ganz simple Achtsamkeitsübung für Kinder, die überall gespielt werden kann. Oder man öffnet das Fenster und das Kind lauscht bewusst für 1-2 Minuten den Geräuschen. Hinterher kann man sich über das Erlebte austauschen. 

Ruhehaltung Shavasana

Bitte dein Kind sich in Rückenlage auf den Boden zu legen. Es kann sich auf eine Decke oder eine Yoga-/ Gymnastikmatte legen, damit es nicht so hart ist.  Die Beine sind gestreckt und entspannt, die Füße fallen locker auseinander. Die Arme liegen ausgestreckt neben dem Körper, die Handflächen zeigen nach oben.  Das Kind kann nun die Augen schließen, wenn es mag. Mag es nicht auf dem Rücken liegen, so kann es sich alternativ auf den Bauch drehen.

An kalten Tagen kann eine warme Wärmflasche (oder auch mehrere) bzw. Körnerkissen auf den Bauch (oder Rücken) gelegt werden. Eine Wohltat nach einem aufregendem Schultag. Wichtig ist zu fragen, ob es für das Kind angenehm ist und nicht zu heiß oder schwer. Andersrum geht es genau so gut: An heißen Tagen kann mit Kühlis gearbeitet werden, z. B. eins auf die Stirn, je eins auf jedes Handgelenk.  Liegt das Kind auf dem Rücken, so kann auch ein Augenkissen (ggf. sogar mit entspannendem Lavendelduft) auf die Augen gelegt werden. Dies kann die Entspannung vertiefen. Wer mag, kann sich auch Kopfhörer aufsetzen, um die Außengeräusche auszublenden.

Massagen

Viele Kinder lieben Massagen. Ihr könnt gemeinsam ein Körbchen mit unterschiedlichen Materialien füllen: verschieden große und harte Igelbälle, unbenutzte Malerpinsel – und Rollen, Schwämme, Bürsten, Tuschpinsel, usw. Nach Lust und Laune können die Massageutensilien für Massagen verwendet werden. Schön ist es auch, wenn eine Massagegeschichte dazu erzählt wird. Zu den Klassikern gehört die „Pizzamassage“ oder eine „Wettermassage“. Das Kind darf natürlich auch die Eltern oder Geschwister massieren und sich eigene Massagegeschichten ausdenken. Selbstverständlich kann sich das Kind auch selbst massieren: Dazu kann es sich zum Beispiel mit einem Fuß auf einen Igelball stellen und darauf kreisen. Der Druck bestimmt die Intensität der Massage. Das Kind kann sich auch auf den Boden legen und einen Tennisball unter den Rücken schieben und sich durch Bewegung eine wohltuende Rückenmassage schenken. Eine Kopfhautmassage mit den Fingerspitzen wirkt belebend und entspannend. Müde Beine können auch mit einem Igelball sanft bearbeitet werden. 

Zeug stresst Familien

Der Eintritt in die Schule bietet auch allgemein die Chance bestimmte Bereiche als Familie einmal anzugucken. Denn häufig entsteht Stress aus einem Mangel an Zeit und einem zuviel an Zeug, wie Klamotten oder Spielsachen. Hier könnte „Weniger ist mehr“ helfen, den Alltag zu entschleunigen. Folgende Fragen dienen als Reflexionsinspiration: 

  • Passt unser Tagesablauf zu unseren Bedürfnissen?
  • Was wollen wir als Familie wirklich? Was ist uns wichtig? Was nicht mehr?
  • Muten wir unserem Kind zu viel zu in Bezug auf „Freizeitprogramm“?
  • Stresst sich das Kind evtl. sogar selbst mit seinen Freizeitbeschäftigungen?
  • Wer oder was raubt ungewollt Zeit – wie können wir das abschalten?  
  • Welche Personen sind uns wichtig und wollen wir weiterhin in unserem Leben haben?
  • Und welche Personen tun uns nicht gut?
  • Können wir Haushaltsaufgaben neu und anders aufteilen oder an Dritte delegieren?
  • Fühlen wir uns in unseren 4 Wänden wohl?
  • Mit welchen Räumen oder Ecken in der Wohnung sind wir unzufrieden? Wie können wir das ändern?
  • Gibt es Streit über bestimmte Sachen? Welche Sachen werden nicht mehr benötigt und können weitergegeben oder verkauft werden?

Ich wünsche allen Familien einen entspannten Schulalltag!

Stephanie Weich ist Erzieherin und Krippenpädagogin aus Vechelde. Sie hat u.a. Weiterbildungen zur Entspannungstherapeutin, Stressmanagementtrainerin und Kursleiterin für Progressive Muskelentspannung & Autogenes Training besucht. Weitere Angebote finden sich auf ihrem Blog und auf Instagram.Zu dem ist sie Autorin des Buches Spielerische Meditationen mit Klang, Bewegung und allen Sinnen.