Kategorie: Baby

Einschlafrituale als Brücke zum Schlaf für Babys und Kleinkinder

Und wieder ist es Abend und wieder stellt sich die Frage: Wie schläft das Kind ein? Muss es jetzt eigentlich schon allein einschlafen können? Und wenn nicht jetzt, wann dann? Wie lange werde ich hier liegen/sitzen/stillen, damit das Kind in den Schlaf findet? Und warum erzählen die anderen eigentlich, dass bei ihnen alles ganz anders läuft?

Schau auf dein Kind

Bei allen Gemeinsamkeiten, Durchschnittswerten und Studien zum Schlaf und insbesondere zum Schlaf von Kindern ist es dennoch so, dass Schlaf und besonders das Einschlafen viele individuelle Komponenten hat. Manche Kinder schlafen leichter allein ein, anderer schwerer. Manche Kinder brauchen länger eine Einschlafbegleitung, manche kürzer. Manche Kinder kommen gut zur Ruhe im engen Körperkontakt, manchen reicht die Stimme einer Bezugsperson oder eine Berührung. Wir sollten uns weniger mit den anderen Kindern und ihren Gewohnheiten beschäftigen und mehr das Kind sehen, das sich direkt vor uns befindet: Was ist es, was dieses Kind beruhigt? Was hilft diesem, meinem Kind, in den Schlaf zu finden? Und auch: Was ist es bei diesem Kind, während ein anderes meiner Kinder vielleicht anders ist?

Der langsame Weg in den Schlaf

Während Babys oft einfacher den Weg in den Schlaf finden, ist es bei Kleinkindern manchmal schwieriger. Wir merken: Das Kind ist müde. Aber es findet nicht hinein in den Schlaf, will noch hier entdecken, da spielen oder noch eine Geschichte erzählen oder vorgelesen bekommen. Wie so oft merken wir auch hier: Es geht um Entwicklungsressourcen. Das Kleinkind möchte noch weiter lernen, erfahren oder fordert nach einem langen Tag noch Beziehung und Zuwendung von Bezugspersonen ein. Aber auch Babys sind manchmal nicht einfach in den Schlaf zu begleiten. Hilfreich ist es deswegen, wenn wir unser Denken über das Einschlafen ändern: Einschlafen „passiert“ nicht von Jetzt auf Gleich, sondern ist ein Prozess, eine Entwicklung. Und diese braucht auch, dass die Rahmenbedingungen richtig und Bedürfnisse erfüllt sind: nach Wärme, Sättigung, Sicherheit, aber eben auch das Gefühl, dazu zu gehören und emotional gesättigt zu sein am Ende des Tages.

Wenn diese Grundbedürfnisse erfüllt sind, können wir sehen, wie wir das Kind in den Schlaf begleiten. „In den Schlaf begleiten“ zeigt uns bereits als Redewendung, dass es eine Begleitung ist über einen Zeitraum. Eine Ruhe, die sich nach und nach ausbreitet in den Abläufen, in den Aktivitäten. Ein Übergang vom aufregenden Tag in ein langsames Geschehen bis hin zur richtigen Ruhe. Und welches Ritual hier für diesen Übergang zum Beruhigen, zum Zur-Ruhe-Finden gut ist, entscheidet jede Familie für sich. Sie können unterschiedlich sein, diese Rituale. Vielen Kindern hilft Regelmäßigkeit, einige mögen aber auch einen Wechsel der Rituale.

Sanft in die Abendruhe überführen: das Bad

Auf viele Kinder hat ein entspanntes Bad am Abend eine beruhigende Wirkung. Manche aber werden dadurch auch eher aufgeregt und genießen das Spiel im Nass aufgeweckt. Hier muss entschieden werden, welcher Typ das Baby oder Kleinkind ist. Spezielle Badezusätze mit für Babys und Kleinkindern geeigneten (!) ätherischen Ölen können unterstützen, werden aber ein Kind, das durch das Bad eher angeregt wird, nicht müde machen. Außerdem ist ein tägliches Bad für die empfindsame Babyhaut nicht empfehlenswert, daher eignet sich das Bad nur bedingt als regelmäßiges Ritual für den Übergang.

Vor dem Schlafen: eine Massage?

Eine Massage ist Nahrung für Haut und Gefühlswelt: Bei der Massage sind wir mit dem Baby verbunden, achten auf die Signale des Babys und berücksichtigen diese, sind zugewandt und kommunizieren. Mit einem Öl können wir dabei die Haut pflegen und mit sanften und rhythmischen Streichbewegungen beruhigen. Dabei ist eine ganz konkrete Technik nicht unbedingt erforderlich: Streichbewegungen von der Körpermitte hin zu den Extremitäten entspannen eher. Wichtig dabei: Darauf achten, welche achtsamen Berührungen das Baby wirklich mag und mit welchem Druck dabei massiert werden kann: Manche Kinder mögen sanfte Streicheleinheiten, manche einen stärkeren Druck.

Einschlafstillen/-trinken

Es ist der Klassiker unter den stillenden Familien: Das Baby schläft an der Brust ein. Viele Babys tun das sehr lange sehr zuverlässig. „Einschlafstillen wirkt so zuverlässig wie eine Narkose“ schreibt dementsprechend auch Hebamme und IBCLC Anja C. Gaca: Das Kind ist im Körperkontakt, dadurch gewärmt, beruhigt vom Herzschlag und dem Rhythmus der Atmung, gesättigt und an der Nahrungsquelle, in Sicherheit gewogen und dazu mit schlaffördernden Inhaltsstoffen der Muttermilch versorgt. Ist Einschlafstillen schlimm? Nein, solange es für die stillende Person und das Baby in Ordnung ist, kann beruhigt in den Schlaf gestillt werden. Ist das Stillen als Brücke zum Schlaf nicht mehr gewünscht, braucht das Baby ein anderes Ritual, an das es herangeführt und dabei begleitet wird, bis es dieses übernommen hat. Praktisch ist, wenn das Baby nicht ausschließlich an der Brust einschläft, sondern auch andere Übergänge nutzt, die dann für die Umstellung herangezogen werden können. Dass das Baby erst einmal auf dem alten Ritual beharrt, ist normal. Mit einer beständigen und einfühlsamen Begleitung aber wird es an eine neue Möglichkeit herangeführt.

Auch Babys, die nicht an der Brust, sondern aus der Flasche trinken, nutzen dieses oft als Einschlafhilfe und die damit verbundene Bedürfnisbefriedigung auf vielen Ebenen durch Körperkontakt und Zuwendung. Auch hier gilt: Solange es in Ordnung ist, ist es ein schönes Ritual. Das Baby lernt hierbei aber insbesondere das Nuckeln als Brücke in den Schlaf kennen und wünscht sich dieses auch zukünftig beim Weg in den Schlaf. Viele Eltern sind davon irgendwann erschöpft. Fühlt es sich nicht gut an, kann ein anderer Übergang gesucht werden – oder schon früher das direkte Einschlafen nicht mit dem Nuckeln verbunden werden, sondern ein Zwischenschritt zwischen dem Trinken und Einschlafen eingefügt werden: Das Baby wird fast schlafend abgelegt und ohne Nuckeln weiter begleitet.. Wichtig ist dabei, dass – unabhängig ob Muttermilch oder künstliche Säuglingsnahrung – Babys oft noch lange nachts Nahrung brauchen, die Mahlzeiten also durchaus noch wichtig sind, wenn das Baby Hunger hat.

Wiegen und Tragen

Das Wiegen und Tragen sind ebenso wunderbare Einschlafrituale für den Übergang. Im Tragetuch, der Babytrage oder im Kinderwagen oder der Federwiege schlafen Babys durch den Rhythmus und die Bewegung – eine Erinnerung an die vorgeburtliche Zeit des Gewiegtwerdens zusammen mit dem Gefühl, sicher in der Nähe der wiegenden Bezugsperson zu sein.

Wie auch beim Ablegen beim Einschlafstillen gilt auch hier, dass sich das Baby erst dann aus der Trage heraus gut ablegen lässt, wenn es die erste Tiefschlafphase erreicht hat. Erst nach etwa 20 Minuten REM-Schlaf geht das Baby in den Tiefschlaf über und lässt sich so auch ablegen. Wird es vorher abgelegt, erschrickt es oft. Wiegen und tragen sind daher eine gute Methode, um in den Schlaf zu begleiten, aber können auch einige Zeit in Anspruch nehmen. Sie sind oft auch das Mittel der Wahl, wenn nach dem Einschlafstillen ein neues Ritual gesucht wird.

Im Bett: Singen und Erzählen

Ist die Zeit des Einschlafstillens oder -tragens vorbei, werden die Babys/Kleinkinder im Bett in den Schlaf begleitet. Einige Familien wählen dies auch gleich als Methode zur Begleitung, so dass das Baby von Anfang an das Bett als sicheren und beruhigenden Schlafort wahrnimmt, sofern es sich mit dem Einschlafen im Bett begnügt. Für all jene, die erst später im Bett das Einschlafen begleiten, bietet sich ein Übergang zwischen den beiden Phasen an: Ein Lied, das beim Einschlaftragen gesungen wird, kann dann auch im Bett gesungen werden und so an die Einschlafzeit erinnern. Manchmal gibt es auch Lieder oder eine Musik, die schon aus der Zeit im Uterus noch bekannt ist. Generell gilt: unsere Stimmen sind vertraut, schenken Sicherheit und das Gefühl, dass umsorgende Personen in der Nähe sind. Babys schlafen deswegen – anders als wir manchmal denken – gar nicht so gerne in der Stille, sondern bevorzugen normale Hintergrundgeräusche, die signalisieren: alles in Ordnung, die Familie ist da.

Wer bringt das Baby ins Bett?

Der- oder diejenige mit ausreichend Kraft und Ruhe bringt das Baby ins Bett. Unsere Kinder spüren sehr gut, wenn wir angespannt sind oder unruhig, weil wir keine Lust haben, nach einem ohnehin schon anstrengenden Tag auch noch zwanzig Minuten im Bett zu liegen beim Kind. Diese Anspannung überträgt sich und lässt auch das Kind unruhiger werden. Die Brücke zum Schlaf baut deswegen die Person, die dafür die notwendige Gelassenheit mitbringt. Dabei gilt aber auch: Rituale können zwischen Eltern unterschiedlich aussehen: Während das Baby bei einer Person in den Schlaf gestillt wird, wird es bei der anderen vielleicht getragen oder in den Schlaf gesungen. Es gibt kein Richtig oder Falsch in der liebevollen Begleitung, nur unterschiedliche Wege, die zum Ziel führen.

Und wie sieht Euer Ritual aus?
Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Weiterführende Literatur:
Mierau, Susanne (2016): Geborgen wachsen. Wie Kinder glücklich groß werden. – München: Kösel.
Mierau, Susanne (2017): Geborgene Kindheit. Kinder vertrauensvoll und entspannt begleiten. – München: Kösel.
Lüpold, Sibylle (2014): Ich will bei euch schlafen! (Ein-)Schlafen lernen mit Co-Sleeping. – Freiburg: Urania Verlag.
Renz-Polster, Herbert/Imlau, Nora (2016): Schlaf gut, Baby! Der sanfte Weg zu ruhigen Nächten. – München: Kösel.

Ich spüre nicht die Liebe

Und da liegt es dann, dieses kleine Wesen in unserem Arm. Nach einer längeren oder kürzeren, nach einer einfachen oder schweren Geburt. Wir blicken es an, berühren es, staunen über den kleinen Menschen, der dort im Arm liegt – und fühlen… Ja, was eigentlich? Ja, es gibt die Liebe auf den ersten Blick. Die Liebe, die sich an die Geburt anschließt und sofort erscheint und einen wie eine Welle überrollt voller Emotionen. Neben dieser gewaltigen Flutwelle gibt es aber auch kleine Wellen oder auch erst einmal Ebbe. Es ist unterschiedlich, wie wir uns nach der Geburt fühlen und es ist unterschiedlich, was wir nach der Geburt fühlen.

Die große Angst

Wenn sich dieses große Gefühl direkt nach der Geburt erst einmal nicht einstellt, schleicht sich oft langsam die Unsicherheit ein: Du müsstest doch aber jetzt…? Warum fühlst Du jetzt nichts? Und diese Unsicherheit sich selbst gegenüber wandelt sich nicht selten dann in eine Angst: Wenn ich keine Liebe fühle, was tue ich meinem Kind an? Bindung ist so wichtig, mein Kind wird es immer schwer haben, wenn ich es jetzt nicht liebe!

Es ist gut, wenn dieses Gefühl in Worte gefasst wird, wenn es gegenüber Partner*in oder Hebamme formuliert wird. Dann kann beruhigt und geholfen werden. Nicht selten aber überwiegt erst einmal die Scham, die still macht. Die dazu führt, über die fehlenden Gefühle nicht zu sprechen, sondern diese schweren Gefühle und Gedanken in sich zu tragen, in sich zu konservieren und zu hoffen, dass es irgendwann anders wird oder sich irgendwie damit abzufinden.

Manchmal kommt die Liebe später

Wir müssen uns aber nicht schämen, wenn die Liebe nicht sofort kommt. Manchmal stehen andere Empfindungen nach der Geburt im Vordergrund und es ist kein Raum dafür da, gerade die Beziehung zum Kind einzugehen: die Geburt muss verarbeitet werden, Traumata verarbeitet werden, die Rahmenbedingungen der neuen Familie sind schwierig oder der Start war unglaublich kräftezehrend und die Beziehung konnte nicht aufgebaut werden, weil vielleicht das Kind oder die Mutter medizinisch versorgt werden mussten und keinen Kontakt hatten. Es kann viele Gründe dafür geben, dass das Gefühl der Liebe erst einmal nicht da ist.

Was tun, wenn die Liebe auf sich warten lässt?

Wenn sich das Gefühl der Liebe nicht zeigt, müssen sich Eltern also nicht schämen. Gut ist es aber, das fehlende Gefühl Fachpersonen gegenüber anzusprechen. Die erste Anlaufstelle kann die Hebamme sein. Sollte keine vorhanden sein, die Frauenärztin/der Frauenarzt, die entsprechend weiter verweisen können. Aber auch Familienberatungsstellen und auch der Verein Schatten und Licht können weitere Unterstützung bieten.

Je nach Ursache können Fachpersonen dann verschiedene Methoden anwenden, um den Gefühlsweg zwischen Baby und Elternteil anzubahnen: Das kann nach einer als traumatisch erlebten Geburt ein Bondingbad (pdf) sein oder aber eine Gesprächstherapie oder andere Form der Begleitung. Manchmal braucht es auch „einfach“ Zeit und die Gefühle entwickeln sich nach und nach ohne weitere Unterstützung.

Schade ich meinem Kind?

Die häufigste Angst bei fehlender Liebe ist, dem Kind damit zu schaden, wenn nicht von Anfang an tiefe Emotionen gefühlt werden, sie kann in einen regelrechten Bindungsstress verfallen. Wichtig ist zunächst, dass die grundlegenden Bedürfnisse des Kindes befriedigt werden: es gut versorgt wird in allen Bereichen der Pflege und Ernährung, dass es Körperkontakt hat und angesprochen wird. Durch dieses Gefühl des sicher umsorgt Werdens baut sich beim Kind die Bindung zur Bezugsperson aus, denn von Seiten des Kindes ist Bindung zunächst ein Sicherheitssystem, wie der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotraumatologe Prof. Dr. Karl-Heinz Brisch es formuliert. Das Kind vertraut darauf, dass sein Leben sicher ist und es Erwachsene gibt, die sich darum sorgen. Die Art der Interaktion wirkt sich dann auf die tatsächliche Art der Bindungsbeziehung aus. Aber: Bindung braucht Zeit. Auf Seiten des Kindes wie auch der Erwachsenen.

Erwachsene gehen nach und nach eine Bindung zum Kind ein und diese langsame Bindungsentwicklung ist in Anbetracht der Menschheitsgeschichte und früher hohen Säuglingssterblichkeit durchaus sinnvoll. Bis das Bindungsmuster vollständig aufgebaut ist, dauert es etwa drei Jahre. Zwar werden im ersten Jahr die Grundlagen gebildet und um den ersten Geburtstag herum zeigt das Kind dann jene Verhaltensweisen, die wir als Ausdruck von Bindungsbeziehungen kennen: Es versucht aktiv, Nähe herzustellen und reagiert mit Abwehr auf Trennung, sucht Sicherheit bei der Bindungsperson und erkundet von ihr ausgehend die weitere Umgebung und kehrt wieder zurück, wenn es das braucht.

Wenn es mir schwer fällt

Wenn es also einem Elternteil schwer fällt, eine tiefe emotionale Verbundenheit zum Kind aufzubauen, ist es – wie schon erwähnt – sinnvoll, sich Hilfe zu holen. Darüber hinaus sollte sicher gestellt werden, dass eine andere Bezugsperson jene Verbindung aufbaut, die vielleicht aktuell noch fehlt. Das kann der andere Elternteil sein oder aber auch weitere Familienmitglieder, die sich aktiv und viel um das Kind kümmern können. Im Laufe des Lebens wird das Kind viele Bindungen zu unterschiedlichen Personen aufbauen in unterschiedlicher Art und unterschiedlicher Qualität. Die eigene tiefe Bindung kann ebenso später aufgenommen werden, wenn eventuelle Hindernisse beseitigt sind. Auch wenn erst zu einem späteren Zeitpunkt diese tiefe Verbundenheit empfunden und ausgebildet wird, ist sie deswegen nicht einer schlechteren Qualität. Manchmal braucht Liebe Zeit.

Es ist wesentlicher häufiger, dass die anfängliche Verliebtheit fehlt, als wir oft denken, Nur sprechen viele Eltern nicht darüber. Traut Euch, Gefühle und fehlende Gefühle anzusprechen.
Eure

Weiterführende Literatur:
Mierau, Susanne (2019): Mutter.Sein – Von der Last eines Ideals und dem Glück des eigenen Wegs.
Brisch, Karl-Heinz (2010): SAFE – Sichere Ausbildung für Eltern. Stuttgart: Klett-Cotta.
Meissner, Brigitte (2013): Emotionale Narben aus Schwangerschaft und Geburt auflösen. – Brigitte Meissner Verlag.

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Babys von Anfang an optimal begleiten

Unsere Kinder kommen schon mit vielen Fertigkeiten und Fähigkeiten zur Welt: Sie verfügen in einem bestimmten Rahmen über Fähigkeiten zur Selbstregulation, können ihre Bedürfnisse über Signale mitteilen und notfalls über das Schreien vermitteln, wenn etwas nicht stimmt. Nach einer Zeit des so genannten „Nachreifens“ in den ersten Wochen, nehmen sie aktiv an unserem Alltag teil und lernen über diese Teilnahme etwas von der Welt, in der sie sich bewegen und passen sich nach und nach an die jeweiligen Rahmenbedingungen ihrer Familie und Lebensumwelt an. Neben den für ihre Familie speziellen Werten, Ritualen und Rahmenbedingungen gibt es allgemeine Anregungen für den Alltag, die wir im Alltag beachten können.

Auf die Signale des Babys achten

Babys teilen sich über Signale mit: Sie zeigen einen Suchreflex, wenn sie hungrig sind oder saugen an den Fäustchen. Wenn sie unruhig werden, ziehen die die Beinchen an. Wenn sie ausscheiden müssen, werden sie unruhig und teilen das mit Lauten mit. Wenn sie den Kopf abwenden vom Spiel oder Blickkontakt, brauchen sie eine Pause. Es dauert eine Weile, bis wir die Signale unseres Babys verstanden haben, aber prinzipiell sind sie da und Kinder teilen uns Bedürfnisse schon früh mit. Um die Signale des Babys zu lernen, ist Beobachtung eine gute Idee: Nimm Dir die Zeit, das Baby zu beobachten. Lege Dich zu ihm und beobachte die Gestik, die Mimik und ordne sie bestimmten Ereignissen zu.

Mit dem Baby reden

Auch wenn sie uns noch nicht mit Worten antworten, nehmen Babys aus unserer Sprache viel auf. Der passive Wortschatz erhöht sich und eine gute Kommunikation im ersten Lebensjahr wirkt sich nicht nur auf den späteren Wortschatz, sondern auch die Lese- und Schreibfähigkeit aus. Es bietet sich an, die vielen Alltagshandlungen mit dem Baby sprachlich zu begleiten: Gerade Routinesituationen wie Wickeln, Baden, Ernährung eigenen sich dafür: „Ich ziehe Dir jetzt den Body aus. Zuerst mache ich mal diese Knöpfe hier auf…“ Unsere Sprache passt sich dabei den Bedürfnissen des Babys an: Wir sprechen etwas langsamer, aber betonter und mit einer besonderen Melodie, damit das Baby die Besonderheiten der Sprache versteht.

… und dem Baby zuhören

Aber nicht nur wir sollen viel mit dem Baby sprechen, sondern auch das Baby darf sich mitteilen: Die Art, wie es Laute hervorbringt, ändert sich im Laufe des ersten Jahres über Laute zu Silben und schließlich zu Wörtern. Wenn wir dem Baby zugewandt sind und zuhören, hat es Freude an der Produktion der gerade möglichen Laute und probiert aus, wie einzelne Laute und Kombinationen geformt werden. Gerade im Austausch mit einer Bezugsperson erfreut sich das Baby an der Sprachproduktion : Es gurrt und der Erwachsene gurrt zurück, wodurch das Baby wieder gurrt.

Das Baby braucht Nähe

Gerade im ersten Jahr brauchen viele Babys körperliche Nähe: Sie fühlen sich sicher in der Anwesenheit einer Bezugsperson – sowohl beim Schlafen als auch am restlichen Tag. In der Nähe einer Bezugsperson wissen sie: sie sind geschützt, gewärmt und an einer Nahrungsquelle. Hier sind sie sicher und umsorgt und es kann schnell auf Bedürfnisse eingegangen werden. Auch tagsüber verbringen viele Babys, besonders am Anfang, gerne viel Zeit im Körperkontakt, weshalb eine gute Tragehilfe oder ein Tragetuch den Alltag erleichtern kann.

… und Freiraum

Neben der Nähe ist aber auch Raum für Bewegung sehr wichtig: Wurzeln und Flügel, wie das Sprichwort sagt. Anfangs ist es für Babys sehr ungewohnt, auf dem Rücken zu liegen: Aus ihrer Zeit im Uterus kennen sie nur die gerundete Körperhaltung, wie sie auch in einer Babytrage eingenommen wird. Das Liegen auf der Unterlage ist daher für viele Babys erst einmal auch anstrengend und es kann sein, dass sie allein dadurch unruhig werden. Wenn es ihnen gut geht, sollten wir ihnen aber auch die Möglichkeit geben, sich im Liegen mit dieser neuen Freiheit um sie herum (im Vergleich zur Enge vorher im Uterus) zu beschäftigen und dabei auch den Körper und die Beweglichkeit zu erkunden. Durch die Möglichkeit zur selbständigen Bewegung können sie nach und nach ihre Möglichkeiten ausbauen und von der Rückenlage erst auf die Seite kommen, dann auf den Bauch, das Seitwärtsrollen lernen usw. Für diese Bewegungsentwicklung brauchen sie die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und weder in der Bewegung behindert zu werden, noch Schritte vorweg genommen zu bekommen durch zu frühes Hinsetzen, wenn das Baby dies noch nicht selbst kann.

Auch bei besonders zierlichen Kindern ist es gut, wenn wir ihnen den Freiraum geben, sich eigenständig kennen zu lernen und zu entwickeln und versuchen, unsere Ängste und Sorgen nicht die Bewegungsfreiheit des Kindes zu sehr einschränken zu lassen. Es ist gut, eine Ja-Umgebung für das Kind zu gestalten, damit es explorieren kann.

Miteinander spielen

Im ersten Lebensjahr liegt die Beschäftigung mit sich selbst und den anderen als Spiel weit vorne: Kinder erkunden sich, die Fähigkeiten und Funktionen des Körpers und freuen sich an der Interaktion mit den sie umgebenden Menschen. Daneben ist die Erkundung der restlichen Welt ein Spiel: Sie wollen die Gardine ebenso anfassen wie die Haare der Eltern, die Puppe des Geschwisterkindes und wollen mit dem Mund, der noch viel sensibler ist als die Hände, die Oberfläche und Eigenschaften von Dingen erkunden. Viele Spielsachen brauchen Babys gerade im ersten Jahr nicht und selbst danach ist Spiel noch immer vor allem das Kennenlernen der Welt, das sie von sich aus vornehmen.

…ohne Geschlechterklischees

Wir selber sind mit vielen Klischees aufgewachsen, besonders in Bezug auf Geschlechter. Aus der Forschung wissen wir heute, dass das, was wir oft auf „typisch Junge“ oder „typisch Mädchen“ zurückführen weniger angeboren, sondern mehr erlernt ist. Es sind eher kleine Unterschiede, die wir durch unser Verhalten vergrößern und damit unsere Kinder einschränken, anstatt ihnen die Möglichkeit geben, sich frei zu entwickeln und die ganz eigenen Merkmale und Fähigkeiten auszubauen. Schon im Babyalter können wir darauf achten, dass wir uns in unserem Verhalten nicht beeinflussen lassen von Stereotypien: Dass wir mit dem Baby – unabhängig vom Geschlecht – Ball spielen, mit Puppen spielen, vorlesen, es beim Weinen trösten. Konzentrieren wir uns mehr auf die Wahrnehmung und Begleitung der individuellen Eigenschaften unseres Kindes als darauf, ob das nun typisch wäre für das ein oder andere Geschlecht: beobachten wir, ob es eher extrovertiert ist oder introvertiert, ob es eher leise oder laut ist, ob es schnell überreizt ist oder weniger. Und haben wir auch einen Blick darauf, andere Menschen dazu anzuregen, unser Kind individuell zu sehen und nicht nach Rollenklischees mit ihm umzugehen, so dass nicht nur wir Eltern, sondern auch die restliche Familie die Möglichkeit hat, dieses Kind individuell kennen zu lernen.

Gemeinsam an einem Strang ziehen und Stress vermeiden

Ein Baby zu begleiten erfordert viel Kraft. Mehr, als uns manchmal im Alltag bewusst ist. Es ist eine Aufgabe, die nicht nur für eine Person allein gedacht ist. Wir brauchen Hilfe, Aufteilung, gegenseitige Wertschätzung. Vor allem aber hilft es uns, wenn wir Stress vermeiden können. Stress lässt uns weniger feinfühlig sein, lässt uns weniger gut die Signale unseres Babys (und anderer Menschen) erkennen und wir nehmen andere durch Stress feindseliger war und werden selbst aggressiver. So kommt es, dass Stress zu negativem Erziehungsverhalten führt. Vermeiden können wir diesen Stress nicht immer in unserer schnelllebigen Zeit, aber wir können einiges tun, um ihn zu mindern: Unseren Alltag gut planen und uns in dieser Planung als Erwachsene mit eigenen Bedürfnissen nicht vergessen, Hilfe erbitten und annehmen. Vor allem aber ist es hilfreich, den anderen Elternteil aktiv zu beteiligen: So kann gleichermaßen eine gute Beziehung aufgebaut werden und eine gleichermaßen einfühlsame Begleitung des Babys vermindert wiederum Stress, weil das Baby beide Elternteile als Partner für die Bedürfniserfüllung akzeptieren lernt. Auch nehmen wir durch eine gleichmäßige Aufteilung einen Einfluss darauf, welche inneren Bilder von Elternschaft und Rollen sich beim Kind ausbilden, was den vorherigen Punkt der Vermeidung von Klischees weiter ausbaut.

Mit diesen wenigen Aspekten können wir unser Baby bereits gut im ersten Jahr begleiten und durch Bewusstmachung und Interaktion einen guten Start mit ermöglichen.
Eure

Mehr Literatur zum Thema:
Mierau, Susanne (2019): Mutter.Sein. Von der Last eines Ideals und dem Glück des eigenen Wegs. Weinheim: Beltz.
Mierau, Susanne (2016): Geborgen wachsen. Wie Kinder glücklich groß werden. München: Kösel.
Elliot, Lise (2002): Was geht da drinnen vor? Die Gehirnentwicklung in den ersten fünf Lebensjahren. Berlin: Berlin Verlag.
Elliot, Lise (2010): Wie verschieden sind sie? Die Gehirnentwicklung bei Mädchen und Jungen. Berlin: Berlin Verlag.

Wie Babys schlafen

Der Schlaf von Babys und Kindern ist eines der großen Themen in den ersten Jahren. Wir lesen davon, dass „Kinder schlafen lernen“ müssen, dass Schlaf wichtig sei für die Entwicklung und zu wenig Schlaf ungesund, wir stellen uns Fragen darüber, ob nun Mittagsschlaf wirklich wichtig ist, wenn wir abends doch gerne ein wenig Zeit für uns hätten ohne Kind. Wie also ist es nun mit dem Schlaf? Können oder müssen Kinder das lernen oder machen sie das von ganz allein? Und wie verändert sich das Schlafen im Laufe der Zeit?

Die gute Nachricht ist: Babys müssen nicht schlafen lernen, sie schlafen schon ganz selbständig von Anfang an. Die von vielen Erwachsenen allerdings als schlecht wahrgenommene Nachricht ist: Sie schlafen anders als wir. Und genau das bringt uns manchmal in eine Zwickmühle. Nach der Geburt hat das Baby erst einmal keinen geregelten Schlaf-Wach-Rhythmus: Schlafen und Wachen wechseln sich ab. Wie bei uns Erwachsenen ist auch schon für die Kleinsten der Schlaf wichtig, u.a. für das Gehirn und die Lernprozesse. Daher haben sie auch einen anderen Schlafrhythmus und eine andere Verteilung der Schlafphasen. Noch im Uterus besteht der Schlaf des ungeborenen Babys zu nahezu 100% aus REM-Schlafphasen, bei neugeborenen Kindern aus etwa 70%. Diese Schlafphase, in der die Augen sich unter den Lidern schnell bewegen (REM = Rapid Eye Movement) dient dem Gehirn zum Sortieren und Verarbeiten von Eindrücken – wir lernen, insbesondere auch emotionale Erlebnisse verfestigen sich hier.

Das Baby lässt sich nicht ablegen!

Vom Wachzustand geht das Baby zunächst in den REM-Schlaf über und dann in den Tiefschlaf: Viele Eltern wissen, dass sich das Baby, obwohl es doch gerade eingeschlafen scheint, nicht gleich ablegen lässt. Es erwacht sofort, wenn wir es ablegen, wenn es eine Diele knarzen hört oder sich die Situation in einer anderen Art für das Baby spürbar ändert. Und auch wenn uns Erwachsenen das oft als unpraktisch für uns selbst erscheint, ist es dieses Schlafverhalten für das Baby durchaus sinnvoll: Während dieser ersten Schlafphase ist es noch aktiv genug, um zu überprüfen, ob die Rahmenbedingungen für einen Schlaf wirklich gut sind, oder ob es nicht doch vorher noch einmal versorgt werden muss oder andere Rahmenbedingungen braucht, beispielsweise weil es zu kühl oder zu warm bekleidet ist, weil es spürt, dass es allein ist und dieses Gefühl seinem Bedürfnis nach Sicherheit widerspricht.

Das Baby wacht nachts auf!

Nach etwa 20 Minuten REM-Schlaf geht das Baby dann in den Tiefschlaf über: Nun lässt es sich ablegen. Nach einem Schlafzyklus von etwa 50 Minuten erwacht das Baby mehr oder weniger kurz, häufig zur Nahrungsaufnahme. Zudem überprüft es nun wieder, ob die Rahmenbedingungen weiterhin gut sind. Fühlt es sich beispielsweise schutzlos, wird es erwachen und weinen, um die Bezugspersonen zu sich zu holen. Auch bei einem Ausscheidungsbedürfnis erwachen die Babys oder werden unruhig. Wer das Baby abhält, merkt, dass es nach dem Ausscheiden wieder gut einschlafen kann.

Auch ältere Kinder und sogar wir Erwachsene wachen nachts auf – allerdings können wir selbständig wieder einschlafen und müssen (meistens) nicht durch eine andere Person wieder in den Schlaf begleitet werden, weil wir genug Erfahrungen im Laufe der Zeit gesammelt haben und wissen, dass wir an unserem Schlafort sicher sind. Auch verlängern sich im Laufe des Lebens die Schlafzyklen: Bei einem Erwachsenen dauern sie 90 bis 120 Minuten an – wir wachen also in späteren Jahren seltener auf pro Nacht.

Babys schlafen nicht durch – oder doch?

Dass Babys nicht in dem Sinne durchschlafen, wie wir von durchschlafen denken, ist also ganz normal. Die Gesamtschlafdauer bei Babys variiert stark: Neugeborene schlafen zwischen 11 und 20 Stunden am Tag, 6 Monate alte Babys zwischen 9 und 17 Stunden. Und auch nach der Babyzeit ist der Schlafbedarf noch unterschiedlich und einige Kinder brauchen noch länger einen Mittagsschlaf und andere hören früher damit auf. Mit „durchschlafen“ wird in der Regel ein Zeitfenster von 5 Stunden bezeichnet. Im ersten Jahr wachen viele Babys noch drei Mal und mehr nachts auf. Und selbst nach dem ersten Geburtstag schlafen Kinder noch nicht in dem Sinne durch, wie wir es uns oft wünschen würden.

Mit dem Babyschlaf umgehen

Dass Babys also so schlafen, wie sie schlafen, ist richtig und normal. Leider kollidiert es dennoch mit unseren erwachsenen Schlafgewohnheiten – und unseren Erwartungen hierzulande. Während in Costa Rica davon ausgegangen wird, dass Kinder etwa mit 3,5 Jahren durchschlafen, erwarten dies in Indien Eltern erst von 5jährigen. Zudem gibt es selbst in der voranschreitenden Entwicklung immer wieder mal Rückschritte in Phasen, in denen das Baby besondere neue Entwicklungen durchläuft und daher unruhiger schläft oder wenn es beispielsweise einen Infekt hat oder Zähne bekommt.

Wichtig ist daher: Den Schlaf des Babys so annehmen, wie er ist. Babys brauchen einfühlsame Begleitung und keine Schlaftrainings. Wichtig ist es dennoch, dass auch wir Erwachsene auf unsere Schlafbedürfnisse achten. Daher ist es gut, wenn sich Eltern abwechseln können, damit beide ausreichend Schlaf bekommen. Praktisch für ein gutes Schlafgefühl ist auch der so genannte „Ammenschlaf“: Schlafen Mutter und Baby in körperlicher Nähe (das Baby beispielsweise im Familienbett oder Beistellbett), nähern sich die Schlafphasen von Mutter und Kind an, wodurch die erwachsene Bezugsperson nicht aus dem Tiefschlaf gerissen wird durch das erwachte Baby, sondern oft kurz vor dem Baby erwacht, schnell auf die Bedürfnisse eingehen kann und dann selbst wieder schnell in den Schlaf findet. der Schlaf kann so erholsamer sein beim Co-Sleeping als bei räumlicher Trennung.

Wie geht es Euch mit dem Schlaf Eures Babys?
Eure

Passende Bücher zum Thema:
Mierau, Susanne (2016): Geborgen wachsen. Wie Kinder glücklich groß werden. – München: Kösel.
Mierau, Susanne (2019): Mutter.Sein. Von der Last eines Ideals und dem Glück des eigenen Wegs. – Weinheim: Beltz.
Mierau, Susanne (2024): Das Schlafbuch für die ganze Familie. – Weinheim: Beltz.
Lüpold, Sibylle (2014): Ich will bei Euch schlafen! (Ein-)Schlafen lernen mit Co-Sleeping. – Freiburg: Urania Verlag.

Die Atmosphäre am Familientisch

Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme. Gerade bei unseren Kindern sehen wir, wie wichtig die gesamte Atmosphäre am Esstisch und rund um die Nahrungsmittel ist, damit dieses Alltagsritual entspannt und bedürfnisorientiert ablaufen kann. Dies bezieht sich nicht nur auf die Familienmahlzeiten größerer Kinder, sondern hat seine Bedeutung von Anfang an, wenn schon kleine Babys mit am Tisch sitzen oder liegen und später mit dem Probieren der Beikost beginnen. Eine entspannte Atmosphäre ohne Druck, Zwang, die Selbständigkeit und Teilhabe ermöglicht, ist ein wesentlicher Baustein der Ernährung.

Freude am Essen von Anfang an Erleben

Schon das Baby beobachtet uns bei den Mahlzeiten: Es nimmt wahr, ob wir entspannt und ruhig mit Genuss essen oder hektisch. Auch durch unser Vorbild entwickelt sich beim Kind nach und nach ein Interesse an den Nahrungsmitteln, die das Kind bei uns sieht. Dieses Interesse an Nahrungsmitteln wird später zu einem der Beikostreifezeichen unter mehreren. Noch bevor es selbst die erste Beikost zu sich nimmt, lernt es am Familientisch schon von der Atmosphäre etwas über Nahrungsaufnahme. Es ist gut, wenn Kinder diesen Ort der Nahrungsaufnahme von Anfang an kennen lernen, das Ritual des Essens erleben und später dann, wenn sie selber richtig am Tisch sitzen, diesen Ort ganz selbstverständlich mit dem gemeinsamen Essen verbinden.

Die Fürsorge für uns, uns selbst eine gute Mahlzeit zuzubereiten und entspannt zu essen, wird so auch zum Vorbild für das Kind. Ernährung ist eines unserer Grundbedürfnisse, das wir auch mit kleinem Baby nicht vernachlässigen sollten – auch wenn wir manchmal das Gefühl haben, viele Dinge im Alltag wären gerade jetzt wichtiger. Aber wie auch der Schlaf ist eine regelmäßige und gesunde Ernährung für Eltern wichtig, um auch dem oft trubeligen Babyalltag entspannter begegnen zu können.

Beikost entspannt gestalten

Viele Eltern fiebern dem Beikostbeginn aufgeregt entgegen – um dann festzustellen, dass es gar nicht so aufregend ist, weil viele Babys anfangs nur sehr wenig der angebotenen Beikost zu sich nehmen und viel weniger daran interessiert sind, als die Eltern es vielleicht erwartet haben. Schließlich ist es genau das, was der Name auch besagt: Bei-Kost. Wichtig ist – trotz aller Gläschenmengenangaben – sich dies immer wieder vor Augen zu führen und entspannt zu bleiben. Denn das Kind sollte die ersten (und auch zweiten, dritten,…) Erfahrungen mit der Beikost so ruhig und entspannt machen können, dass die Freude an diesem Spiel erhalten bleibt. Noch lange Zeit versteht das Baby dieses Essen nämlich besonders als Spiel: Es weiß noch nicht, dass es auch so gesättigt wird und probiert Gerüche, Geschmäcker und Konsistenzen aus. Es lernt, Nahrungsmittel im Mund zu bewegen, den Speisebrei mit Speichel zu durchmischen für eine bessere Verdauung. Nebenher lernt es am Familientisch neue Worte für Farben, Lebensmittel und Teller etc., die das Essen begleiten. Es ist eine aufregende, neue Zeit voller Eindrücke, die verarbeitet werden wollen.

Vertrauen und Stressreduktion für entspannte Mahlzeiten

Was in dieser Zeit für eine entspannte und anregungsreiche Atmosphäre am Tisch wichtig ist: Vertrauen und Entspannung der Eltern. Beikosteinführung braucht Zeit und es gibt immer wieder mal Rückschritte und Kinder essen weniger oder nur bestimmte Nahrungsmittel. Manchmal sind Kinder mäklig, manchmal essen sie mehr. Begegnen wir diesen Wellen der neuen Ernährung mit Nachsicht, üben wir keinen Druck aus mit einem Zwang zu Probierhäppchen, Nachtischverweigerung oder anderen Übergriffen in die Selbstbestimmung des Kindes. Akzeptieren wir ein Wegdrehen oder Kopfschütteln als Zeichen und setzen wir es in Sprache um: „Du schüttelst den Kopf, du magst nicht mehr essen.“ Hier lernen Kinder, ihren Körper und seine Signale zu verstehen und angemessen zu reagieren. Übergehen wir diese Signale nicht, sondern lassen wir den Kindern auch diesen Erfahrungs- und Lernraum.

Und noch ein anderer Faktor ist wichtig für diese Zeit: So wenig Zubereitungs- und Aufräumstress wie möglich. Natürlich frustriert es Eltern, wenn das sorgsam zubereitete Mahl nicht angerührt wird. Oder wenn das Essen vor lauter Freude am Fühlen in die Tischplatte einmassiert wird oder die noch ungeschickten Hände mehr fallen lassen, als in den Mund stecken. Diesem Stress können wir begegnen, indem wir unsere Erwartungen nicht zu hoch ansetzen und keine schwierigen Mahlzeiten kreieren, sondern einfach etwas unserer gedünsteten Familienkost für das Kind abzweigen und entweder zu Brei pürieren oder in handlichen Stücken anbieten – so bleiben der Zubereitungsaufwand und auch die Kosten gering.

Begegnen wir unserem Kind respektvoll, übergehen wir die Grenzen des Kindes nicht aus Angst, das Kind würde zu wenig essen. Und auch nicht die Angst, das Kind könnte zu viel essen: Lassen wir das Kind die Signale geben, wann es wieviel aus einem gesunden Nahrungsangebot auswählen möchte. Reflektieren wir unsere Ängste und ihre Ursprünge, wenn wir sie spüren. So können wir eine entspannte Atmosphäre am Familientisch schaffen, die die Basis legt für viele weitere Jahre.

Eure

Mein Kind „klebt“ an mir

Eigentlich ist doch alles wunderbar: Ein Familienfest mit ausgelassener Stimmung und freundlichen Menschen, aber das Baby möchte einfach nur die ganze Zeit im Körperkontakt bleiben. Oder die tolle Krabbelgruppe, in der endliche ein Platz frei wurde, wird nun besucht, aber das Kind sitzt nur auf dem Schoß. Auf dem ersten Blick haben diese Situationen vielleicht nicht viel gemeinsam? Auf den zweiten Blick aber schon: Das Kind möchte in der Nähe der vertrauten Bezugsperson bleiben.

Das Sicherheits-Gummiband

Bei Bindung denken wir zunächst immer an das Kuschelige, an die Nähe, an liebevolle Momente. Tatsächlich verläuft Bindung aber auf der einen Seite vom Erwachsenen zum Kind und auf der anderen Seite vom Kind zum Erwachsenen. Es ist wie ein Gummitwistband, was zwischen uns gespannt ist mit zwei Spuren: dehnbar und stark. Die Spur vom Kind zum Erwachsenen ist ganz besonders ein Schutzsystem, gerade in der ersten Zeit: Das Kind bindet sich an Personen, die die Grundbedürfnisse des Babys erfüllen und sicherstellen, dass das Baby Schutz findet vor all den Dingen, die gefährlich sein könnten. Es bildet ein Vertrauen darin aus, dass die nahen Bezugspersonen die Gefühle zunächst regulieren und dadurch helfen, zunehmend eigenständiger mit Gefühlen umgehen zu können.

Der Erkundungsdrang aus der Sicherheit heraus

Fühlt sich das Kind sicher, erkundet es die Welt: das Gummiband wird gedehnt. Besonders fällt uns das ins Auge, wenn unsere Kinder sich schon fortbewegen können und vom sicheren Hafen der vertrauten Bindungsperson aus die Umgebung erkunden. Manchmal krabbeln sie ein Stück, schauen zurück, um sicher zu sein, dass dieser Mensch noch da ist, und krabbeln dann weiter. Vielleicht kehrt es von der Erkundung auch zurück, weil es jetzt Nähe braucht oder signalisiert auf andere Weise, dass es in die Nähe geholt werden will, beispielsweise durch rufen oder weinen. Dann war das Gummiband in dieser Situation maximal gedehnt und zieht nun wieder zurück.

Erstmal schauen, wie sicher das ist!

Und dann gibt es jene Situationen, in denen so viel Neues, so viel Unbekanntes herrscht: Das Familienfest mit all den Menschen, die vielleicht gar nicht bekannt sind. Das Baby weiß nicht, dass sie wohlgesonnene, liebevolle Verwandte sind. Gerade Kinder, die im Alltag nur von wenigen Personen umsorgt werden, sind häufiger etwas skeptisch in solchen Situationen, während das Fremdeln in Kulturen, in denen Kinder viel durch mehrere Personen versorgt werden, wesentlich geringer stattfindet. Das Kind beobachtet die neue Situation: Wie gehen mein(e) Elter(n) mit ihnen um? Sind sie nett zueinander? Es lernt aus unserer Interaktion.

Auch in der Krabbelgruppe ist zunächst alles fremd: Menschen, Raum und Spielzeug. Auch hier wird vielleicht zunächst beobachtet: Was machen die anderen hier? Was machen die Kinder mit den Dingen? Dann werden die bespielten Dinge der anderen vielleicht ausprobiert. Und auch auf dem Spielplatz ist vieles anders. Im Sommer ist es vielleicht zudem noch besonders heiß: Schutz vor Unterkühlung und Überhitzung suchen Kinder auch bei uns, in unserer Nähe. An heißen Tagen schmiegen sie sich deswegen besonders an uns, da wir Nahrung/Flüssigkeit, Schatten und Schutz spenden.

Auch das Temperament spielt eine Rolle

Neben dem Kreislauf aus Nähe und Exploration spielt aber auch das persönliche Temperament des Kindes eine wichtige Rolle dabei, wie das Kind auf neue Situationen zugeht: Einige Kinder reagieren eher abwartend bis vermeidend auf Neues, andere nähern sich freudig an. Aus dem Verhalten des Kindes allein lässt sich keine Aussage über das Bindungsmuster des Kindes ableiten – obwohl gerade Laien schnell munkeln, dass sowohl bei besonders aufgeschlossenen als auch besonders zurückhaltenden Kindern bestimmt „etwas mit der Bindung nicht stimmen“ würde.

Wichtig ist hier, das Verhaltensmuster des Kindes zu erkennen und es zu unterstützen: Besonders zurückhaltende Kinder können ermutigt werden, etwas aufgeschlossener die Umgebung kennenzulernen, während besonders neugierige Kinder behutsam darin unterstützt werden können, auch auf die Signale anderer und mögliche Gefahren zu achten.

Einfach da sein

Es dauert einige Jahre, bis das Kind von uns gelernt hat, wie die Welt funktioniert, wie es sich darin bewegen kann und was gefährlich ist und was nicht. All das lernt es erst mit und durch uns und dann immer mehr durch Eigenversuche. Es ist gut, wenn wir da sind, wenn es zurückkommt und wenn es zeigt, dass es Nähe und Schutz braucht. Gleichzeitig braucht es die Möglichkeit, sich auszuprobieren und die Welt von sich aus kennenzulernen.

Manchmal braucht man auch Nähe, um große Gefühle loszulassen, möchte Erfahrungen teilen oder einfach fest in den Arm genommen werden in Angesicht all dieser Erlebnisse – und wenn wir ehrlich sind, geht es uns Erwachsenen auch oft so. Manchmal tut es einfach gut, sich an jemanden „kleben“ zu können und sicher zu sein, dass jemand da ist, der einen hält.

Eure

Das Baby lässt sich nicht ablegen – Wege zum gefühlt sicheren Schlafort

Endlich, endlich ist das Baby eingeschlafen. Nachdem es so lange getragen und gehalten wurde. Behutsam legen wir es ab, vorsichtig in das gemütliche, sichere Bett. Ganz langsam, damit es nicht aufwachen möge, schleichen uns hinaus und achtend darauf, dass keine Diele knarzt, wir nicht stolpern und das Kind aufwecken. Wir atmen kurz durch – und dann weint das Baby und ist doch wieder wach.

Zunächst ein Gedankenexperiment

Stellen wir uns einen Moment vor, wie wir warm und sicher einschlafen neben Partner oder Partnerin. Alles ist vertraut, gemütlich. Wahrscheinlich ist es auch dir schon passiert, dass du in der Nacht aufgewacht bist, du deine Hand ausgestreckt hast und eine Leere im Bett ertastet hast. Huch, wo ist denn…? Hast du wahrscheinlich kurz gedacht, die Geräusche aus dem Bad gehört und bist dann spätestens beim Zurückkommen wieder eingeschlafen. Nun stell dir vor, du erwachst plötzlich an einem anderen Ort als dem Einschlafort – allein. Deine Verunsicherung wird wahrscheinlich größer sein. Und dies, obwohl du ein erwachsener Mensch bist, der sich um sich selbst kümmern kann und befähigt ist, die Grundbedürfnisse selbst zu befriedigen.

Wenn Babys woanders aufwachen

Stellen wir uns nun das Baby vor, das im Körperkontakt auf dem Arm einschläft. Es fühlt sich sicher und geborgen. Hier wird es gewärmt und ist davor geschützt, allein liegend zu frieren. Hier wird es sanft gewiegt, eine Bewegung, die es kennt und die signalisiert: ein Mensch ist bei dir, der sich um deine Bedürfnisse kümmern kann. Es hört den beruhigenden Herzschlag, wenn es an die Brust eines anderen Menschen angelehnt ist. Vielleicht fühlt es sich auch der Nahrungsquelle nahe, wenn es gestillt wird oder weiß, dass es so im Arm liegend gefüttert wird, wenn es Hunger hat. Eine Umgebung also, die rundum geborgen ist und vielfach Bedürfnisse befriedigen kann.

Erwacht es nun an einem anderen Ort, ist es verunsichert. Und mehr noch: Es kann noch nicht wie wir erwachsenen Menschen nachdenken und logische Schlussfolgerungen ziehen. Es denkt nicht: „Mama/Papa sind ja nebenan, sie brauchen wohl jetzt abends ein wenig Zeit für sich und haben mich hier sicher abgelegt.“ Es weiß nur: Es ist allein und als Lebewesen, das sich selbst nicht versorgen kann, das nicht einmal aufstehen und weglaufen kann, ist das Allein- und Wehrlossein gefährlich. Deswegen weint es, macht auf sich aufmerksam und erklärt damit, dass es schutzlos ist und Fürsorge braucht.

Das Baby versucht, die negative Erfahrung zu vermeiden

Das Baby wacht also auf, die Eltern beruhigen es wieder, legen es wieder ab, das Baby wacht wieder auf – ein Kreislauf entsteht. Jedes Mal wieder erklärt das Baby: Aber ich bin doch so sicher eingeschlafen, ich möchte weiterhin sicher sein. Und jedes Mal wieder erklären wir Eltern: Ich begleite dich in den Schlaf und du kannst doch hier sicher schlafen. Wir verstehen uns gegenseitig nicht. Ein Missverständnis, das auf beiden Seiten zu Frustration führt:

Die Eltern, die ihren gewünschten ruhigen Abend nicht finden. Das Kind, das auch vermeiden möchte, dass es wieder die negative Erfahrung macht, gefühlt unsicher aufzuwachen und deswegen zunehmend abends gegen das Einschlafen ankämpft. Für alle Beteiligten eine ungünstige Situation.

Was bedeutet das nun?

Familienleben bedeutet, die Bedürfnisse aller zu berücksichtigen und zu versuchen, sie ausgewogen zu gestalten. Es bedeutet, sich einander anzunähern von beiden Seiten. Die Fähigkeiten des Kindes, uns entgegen zu kommen, sind aber in den ersten Jahren sehr begrenzt. Aber dennoch sind sie da. In Bezug auf das Schlafen kann das nämlich bedeuten: Ich möchte in Deiner Nähe schlafen, aber das muss nicht im Bett sein.

Weichen wir doch einmal von unseren Gedanken ab, dass Menschen unbedingt in einem Bett schlafen müssen: Nehmen wir das schlafende Baby stattdessen einfach mit zu uns und lasses es auf unserem Schoß auf dem Sofa schlafen während wir lesen (und ja, selbst während wir einen Film sehen). Lassen wir es im Körperkontakt neben uns liegen, während wir noch eine Mail am Laptop schreiben auf dem Sofa. Oder verlegen wir unser Abendritual einfach in das Familienbett neben das Kind.

Das Kind darf sich darauf verlassen, dass das Bett der Ort ist, an dem es einfach nur zur Ruhe kommen kann, ein Ort, der immer gleich und sicher ist. Ist es müde, wird es dort behutsam abgelegt, vielleicht mit den immer gleichen Worten wie „Nun ist es Zeit zum Ausruhen, und du darfst in deinem Bett schlafen“. Auch das zum Einschlafen gestillte Kind kann mit diesen immer gleichen Worten abgelegt werden, die es beim Hinlegen noch hört.

S. Mierau „Geborgen wachsen“ S. 81f.

Um das Kind nicht zu verwirren durch den veränderten Schlafort können wir es nach und nach daran gewöhnen, dass das Bett ein sicherer Schlafort ist, in dem es einschlafen kann. Begleiten wir es dort in den Schlaf und beruhigen wir es auch dort zunehmend, wenn es erwacht, damit es erfährt: hier ist keine Gefahr, ich kann mich auch hier wieder entspannen. Nach und nach entwickelt sich dann eine Sicherheit und das Verständnis, dass das Bett auch ein sicherer Schlafort ist. – Und ansonsten probieren wir es mit all jenen Alternativen, die unseren Abend entspannen.

Eure

Fünf stärkende Impulse zum Tragen von Babys

Gerade am Anfang ist es oftmals schwierig zwischen all den Tipps, gutgemeinten Ratschlägen und bedeutungsschweren Blicken anderer Mitmenschen für sich und seine Familie den eigenen individuellen Weg zu finden. Ist man doch vielleicht selbst noch nicht ganz vertraut mit der neuen Rolle als Mutter oder Vater. Gerade in Zeiten, in denen „missionierende Eltern“ gerne ungefragt ihre Meinung kundtun, wenn ein Baby nicht ganz optimal in der Tragehilfe oder dem Tuch zu sitzen scheint, ist die Entscheidung „Na, dann lass‘ ich es lieber doch sein“ schneller gefällt, als man es sich doch ursprünglich vorgenommen hatte. Das muss nicht sein. Es gibt eure Familie, euren Weg und die nachfolgenden stärkenden Worte, falls du vielleicht gerade einen zweifelnden Moment hast oder zum Thema Babytragen noch etwas Unsicherheit verspürst.

Finde deine ganz eigene Tragehilfe

„Also ich habe ja die xy Trage. Die ist so toll und sitzt perfekt. Am besten du holst dir die auch!“, empfiehlt die entspannt lächelnde Mutter, deren Baby genüsslich in der Trage schläft. So oder so ähnlich können Empfehlungen in Eltern-Kind-Cafés, Krabbel- oder Stillgruppen klingen. Völlig motiviert bestellst du dir daraufhin die empfohlene Tragehilfe und malst dir aus, wie dein Baby auch so entspannt darin schläft, während du selbst die Hände frei hast. Die anfängliche Euphorie ist jedoch oftmals nach dem Auspacken der ellenlangen Gebrauchsanweisung und dem ersten Anlegen getrübt, wenn nicht sogar gänzlich verflogen.

„Warum sitzt die denn nicht so wie bei der anderen Mama und wofür ist überhaupt diese Schnalle hier?“. Einmal ausprobiert und als unbequem befunden, landet die Tragehilfe schneller ungenutzt in der Ecke als einem lieb ist. Wie schade! Körperstaturen, auch die von Babys, sowie die Bedürfnisse und Empfindungen von Eltern sind so individuell, dass es gar nicht DIE EINE Tragehilfe, die wirklich jedem perfekt passt, geben kann. Jede Tragehilfe verfügt zwar über gewisse „Stellschrauben“ und anpassbare Funktionen, dennoch kann es sein, dass sie trotz optimaler Einstellung an euch ganz anders sitzt, als an der schwärmenden Mutter aus der Krabbelgruppe am Wochenende. Deshalb möchte ich dir ans Herz legen, dich nicht von
Empfehlungen anderer bei der Auswahl deiner Tragehilfe oder Bindeweise leiten oder verunsichern zu lassen. Die Variante mag für die empfehlende Person wirklich die optimale Lösung sein, aber eben auch nur das. Spar dir den Frust und das Geld für die Xte ans Herz gelegte Tragehilfe, sondern begib dich auf die wundervolle Reise eure ganz eigene Tragehilfe oder auch Bindeweise mit dem Tuch zu finden, denn die Möglichkeiten sind so vielfältig.

Hol dir Unterstützung

In den letzten Jahren ist die Auswahl enorm gewachsen und es ist wirklich viel verlangt, dass du dich nach der Geburt auch noch detailliert damit auseinandersetzt, was die Unterschiede der einzelnen Tragehilfen und Bindeweisen sind. Lass dir deshalb diese Arbeit von einer professionellen TrageberaterIn abnehmen. Die meisten TrageberaterInnen bieten Hausbesuche an und kommen bequem zu euch nach Hause. Keine Sorge, falls die Wohnung nicht top aufgeräumt ist. Ihr seid vermutlich noch im Wochenbett und selbst wenn nicht, in einer Wohnung mit Baby muss man nicht vom Boden essen können. Das wissen auch TrageberaterInnen. In einer Trageberatung werden dir dann die unterschiedlichen
Möglichkeiten vorgestellt, vorgeführt und du bekommst die Gelegenheit, unterschiedliche Modelle auszuprobieren oder Bindeweisen zu erlernen. Auf diesem Weg findet ihr dann gemeinsam die Tragehilfe oder Bindeweise, die absolut zu euren Bedürfnissen passt. Auf diesem Weg können Fehlkäufe vermieden werden und du bekommst zusätzlich noch nützliches Hintergrundwissen, Alltagstipps und weiterführende Informationen.
Ausgebildete TrageberaterInnen in deiner Nähe findest du sehr gut über das Internet.

Verzweifle nicht, wenn etwas nicht klappt

Jetzt hast du also eure Tragehilfe gefunden und das Tragen klappte bisher auch ganz gut. Doch dann ist urplötzlich der Wurm drin. Dein Baby überstreckt sich, weint und möchte partout nicht in die Tragehilfe, obwohl sie doch in der Beratung und der Zeit danach perfekt saß und optimal eingestellt war. Bitte verzweifle nicht, denn so ein „Tragestreik“ bedeutet keinesfalls das Aus für eure Tragezeit: Sehr wahrscheinlich beschäftigt sich dein Baby gerade mit etwas anderem. Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass es etwas Neues kann. Wenn nicht, beobachte es mal ganz genau. Häufig stehen Entwicklungsschübe damit in Zusammenhang, dass Babys zeitweise nicht so gern getragen werden. Bleib einfach dran und nimm den Druck raus. Alles was unter Druck geschieht, ist nahezu zum Scheitern verurteilt. Deshalb probiere einfach in regelmäßigen Abständen und entspannten Situationen immer wieder aus, ob sich dein Baby in die Tragehilfe setzen lassen oder ins Tuch gebunden werden möchte. Vielleicht gelingt es dir für die Zeit, in der es nicht gern getragen werden möchte, andere Ressourcen zu finden, die dir den Alltag erleichtern könnten. Oder du probierst dein Baby im Halbschlaf in die Tragehilfe zu setzen. Viele Babys nehmen das gut an und schlafen selig weiter, während du selbst dann wieder die Hände frei hast. Es kann auch helfen, die „Tragephase“ dann zu beenden, sobald dein Baby wieder wach wird und nicht erst zu warte bis es womöglich dies durch weinen signalisiert.

Versuche entspannt zu bleiben

Du und dein Baby übertragt ganz unbewusst eure Gefühle aufeinander, spiegelt diese und du bist (gerade am Anfang) vermutlich total aufgeregt, wenn dein Baby z.B. weint oder schreit. Da es natürlich leichter gesagt als getan ist, ruhig und entspannt zu bleiben, insbesondere wenn es sich um das erste Kind handelt, möchte ich dir auf den Weg geben, die Handgriffe beim Tuchbinden oder das Anlegen der Tragehilfe wirklich zu üben. Wenn du im Handling der Tragehilfe oder des Tuchs sicher bist, spürt dein Baby das. Du strahlst ganz unbewusst Ruhe und Sicherheit aus. Dabei ist es am Anfang auch nicht so wichtig, ob du direkt dein Baby oder ein Sofakissen einbindest. Solange es dir dabei hilft, HerrIn der Handgriffe zu werden, ist das wunderbar und zielführend. Hilfreich kann auch sein, die einzelnen Schritte sprachlich zu begleiten. So festigen sich einerseits die Handgriffe und dein Baby kann zusätzlich deiner Stimme lauschen. Üben, atmen und dann klappt das schon. Ganz sicher!

Lass dich nicht verunsichern

„Bist du dir sicher, dass das Tragen gut für dich und deinen Rücken ist?“; „Nicht, dass dein Baby nie das Krabbeln lernt, wenn du es die ganze Zeit herumschleppst…“. Diese zwei Sätze sind nur ein Ausschnitt, von dem was Eltern, die ihre Babys tragen häufig zu hören bekommen. Da kann man schon mal ins Zweifeln kommen…

Menschenbabys sind Traglinge. Als sogenannte physiologische Frühgeburten kommen sie unreif zur Welt und am Körper getragen herrschen die optimalen Entwicklungsbedingungen, damit ihre Knochen- und Knorpelstrukturen weiter reifen können. Während sie in sicherer Umgebung am Körper ihrer Bezugspersonen getragen werden, können sie die Körperhaltung einnehmen, die ihrem physiologischen Entwicklungsstand entspricht. Dabei hängen sie keinesfalls passiv im Tuch oder der Tragehilfe. Sie gleichen ganz automatisch ein Ungleichgewicht aus, bewegen sich mit und bauen dadurch ihre Tiefenmuskulatur auf. Dem natürlichen Aufrichtungsprozess der Wirbelsäule wird Raum gegeben, da Babys im Tuch oder der Tragehilfe mit einer gerundeten Wirbelsäule getragen werden. Auch die Hüfte erfährt in ihrer natürlichen Anhock-Spreiz-Haltung beim Tragen Bewegungsreize, die sie ebenfalls beim Reifen unterstützen.

Auch dein eigener Rücken wird es dir danken, wenn du in einer Tragehilfe oder im Tuch trägst. Denn du wirst dein Baby voraussichtlich sowieso tragen. Ohne Tragehilfe oder Tuch wird es sehr wahrscheinlich deinen Arm oder deine Hüfte „bewohnen“ und die Haltung, die du dabei einnimmst, ist wirklich nicht gut für deinen Rücken. Das Tragen auf dem Arm ist für kurze Momente natürlich kein Problem, aber längere Wege stellen eine viel größere Belastung für deinen Rücken und deine Körperhaltung dar, als wenn du das Gewicht deines Babys gut verteilt auf dem gesamten Körper mit einer Unterstützung in Form einer Tragehilfe oder einem Tuch trägst.

Vielleicht konnten dir meine Worte Mut machen oder dich auf deinem Weg bestärken. Ich wünsche dir und deinem Baby wundervolle Tragemomente und die richtige Unterstützung an der Seite, wenn es mal etwas turbulenter zugeht.

Kira Heck ist staatlich anerkannte Kindheitspädagogin B.A., geprüfte Trageberaterin und zertifizierte Stillbegleiterin. Sie arbeitet als Trage- und Stillberaterin sowie als Elternbegleiterin in Berlin und Brandenburg und ist selbst Mutter. Auf Geborgen Wachsen schreibt sie über das Tragen von Babys und Kleinkindern, gibt hilfreiche Tipps und stellt neben Tragehilfen und Bindeweisen auch Basics zum Thema vor. Auf Instagram ist sie unter Herzhöhe zu finden. Mehr Informationen gibt es auch auf Kiras Webseite 

Hilfe, mein Baby fremdelt!

In den ersten Monaten ist es oft noch so einfach: Das Baby strahlt die anderen Menschen an, lässt sich je nach Tagesform und Temperament gerne in andere Arme legen und ist scheinbar einspannt im Kontakt mit den anderen. Und dann, irgendwann nach dem ersten halben Jahr, ändert es sich auf einmal: Auf einmal werden andere nicht mehr so leicht angestrahlt und auf den Arm zu Oma oder Opa geht es nun auch nicht mehr so entspannt.

Warum Babys fremdeln

Was zunächst als Rückschritt und unerfreulicher Umstand betrachtet wird, ist eigentlich das Anzeichen eines großen Entwicklungsschritts des Kindes: Irgendwann nach dem sechsten Monat zeigen Kinder das so genannte „Fremdeln“ – und zwar unabhängig davon, ob sie in einer Gemeinschaft aufwachsen, in der sie viel von anderen Personen außerhalb der Eltern umsorgt werden oder nur von diesen.

Rund um den sechsten Monat hat sich eine Präferenz herausgebildet für das Einfordern der „Hauptbindungsperson“, also der Person, durch die die Bedürfnisse in der meisten Zeit besonders prompt und verlässlich erfüllt werden. Die Hauptbindungsperson muss nicht einem bestimmten Geschlecht angehören, es geht allein darum, welche Erfahrungen das Baby bislang gemacht hat in Bezug auf die Bedürfniserfüllung. Wie stark das Fremdeln ist, ist von Kind zu Kind unterschiedlich: Eine Frage des Temperaments und nicht des Umstandes, ob das Kind von den Eltern zu sehr „verwöhnt“ wird oder nicht – auch wenn Eltern von stark fremdelnden Kinder leider oft hören müssen, dass das wohl an ihnen liegen würde. Es stimmt nicht.

Das Fremdeln kommt zustande, weil sich die Bindung nun ausgebildet hat. Zwar entwickelt sich die Bindung weiterhin (insbesondere innerhalb der ersten drei Jahre), aber das Baby weiß nun, wer es verlässlich umsorgt und unterscheidet zwischen fremden und vertrauten Personen. Fremd kann dabei auch sein, wer zwar bekannt, aber eben wenig da ist, um es zu umsorgen. So kommt es, dass auch Oma, Opa, Tante und Onkel, die vielleicht längere Zeit nicht gesehen wurden, zunächst abgelehnt werden.

Umgang mit dem Fremdeln

Dass Kinder fremdeln, ist also völlig normal. Als Eltern brauchen wir deswegen kein schlechtes Gewissen haben: Es ist kein Anzeichen dafür, dass irgendetwas „falsch“ gemacht wurde. Vielmehr ist es sogar wichtig, das Fremdeln des Kindes anzunehmen und auch die Personen, denen gegenüber es auftritt, aufzuklären: Das Baby lehnt sie nicht aus persönlichen Gründen ab, sondern ist aktuell in einer weiteren Entwicklungsphase, in der es gerade lernt, vertraut und unvertraut zu unterscheiden – eine wichtige und vor allem schützende Lernerfahrung.


Dos and Don’ts in der Fremdelphase
Sich nicht beirren lassen: Fremdeln ist normal
Andere Personen aufklären: Fremdeln nicht persönlich nehmen
Das Kind nicht zu Körperkontakt mit anderen zwingen, Grenzen & Temperament respektieren
Langsame Kontaktaufnahme durch andere anbahnen
Kontakt mit anderen nicht vermeiden, aber sanfte Übergänge gestalten

Das Temperament des Babys will berücksichtigt werden: Kinder, die sich jetzt gerade nur auf vertrauten Armen wohl fühlen, müssen nicht dazu überredet werden, auf anderen Armen fröhlich zu sein. Vielmehr ist es gut, dem Kind die Zeit zu lassen, die es braucht, um Kontakt aufzunehmen und sicher zu werden. Das Baby sollte also dann, wenn es Unwohlsein bekundet, nicht einfach trotzdem weiter gereicht werden im Sinne von „Da muss es jetzt durch und wird schon sehen, dass es gut ist“, sondern es darf erst einmal in Ruhe von einem „sicheren“ Arm aus Kontakt aufnehmen und dann von jemand anderem übernommen werden, wenn es bereit dazu ist. So kann auch die andere Person sich langsam den Bedürfnissen des Babys nähern, erst über Augenkontakt und Sprache Kontakt aufnehmen und dann über Berührung.

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Frag dich „Was“ statt „Wieviel“

Wieviel Nähe ist richtig, wieviel ist zu viel? Wieviel Schlaf ist richtig, wie wenig zu wenig? Wieviel Beikost ist richtig, wann ist es zu viel und wann zu wenig? In der Elternschaft beschäftigen wir uns fortwährend mit der Frage nach dem Maß: zu viel oder zu wenig – in allen Bereichen. Doch ist die Frage nach dem Maß eigentlich gar nicht die entscheidende Frage und versperrt uns auch den richtigen Blick auf das Kind.

Eltern auf der Suche nach Orientierung

In Zeiten der Orientierungslosigkeit ist es so hilfreich, harte Fakten zu haben, an denen wir uns festhalten können. Und „orientierungslos“ das sind wir manchmal, wenn die Elternschaft beginnt und dieser kleine, neue Mensch auf einmal in unseren Armen liegt. Oder wenn eine neue Aufgabe hinzu kommt, die uns bislang unbekannt war. Oder wenn wir auf der Suche sind nach anderen Wegen als denen, die wir selbst erlebt haben. All diese Situationen können uns hilflos machen und verstärken den Wunsch, sich an etwas festzuhalten, Regeln zu haben.

Regeln sind manchmal zu starr

Viele der festen Regeln versperren uns jedoch den Blick auf das Kind und die wirklichen Bedürfnisse: Wenn das Baby Hunger hat, möchte es nach Bedarf Nahrung erhalten – dies sowohl über die Brust, wenn es gestillt wird, als auch durch die Flasche, wenn es Premilch erhält. Anstatt uns an Uhrzeiten, Stillabständen oder Mengenangaben festzuhalten, ist es gut, die Sättigungszeichen im Blick zu haben: Die Frage ist: Hat mein Kind Hunger und wann nicht mehr anstatt zu fragen: Wieviel Hunger könnte es in Milliliter haben?

Wenn das Kind Nähe braucht, sollten wir uns als Eltern fragen: Wie kann ich meinem Kind Nähe gut vermitteln anstatt nach Regeln zu suchen wieviel Nähe Kinder wirklich brauchen – denn das Bedürfnis danach ist individuell: manche Babys und Kinder benötigen viel Nähe und längere Zeit noch mehr Sicherheit, um dann in die Abenteuer der Welt aufzubrechen und andere weniger.

Wenn das Kind müde ist, können wir uns fragen: Was braucht das Kind jetzt? Eine Ruhepause? Eine ausgedehnte Schlafzeit? Aber wieviel Schlaf ein Kind braucht, ist ebenfalls wieder äußerst individuell und schon früh gibt es Babys, die weniger Schlaf brauchen und solche, die mehr Schlaf brauchen. Wir machen es uns schwer, wenn wir versuchen, das Kind in einen Rahmen zu pressen, in den es vielleicht nicht passt: Weil es vielleicht abends früher oder später müde wird als andere Kinder, die wir kennen und morgens früher oder später wieder aufwacht. Oder weil es mehr oder weniger Schlafbedürfnis hat als andere Kinder in der Kita oder im Freundeskreis.

Jedes Kind sollte individuell betrachtet werden

Es ist gut, einige Orientierungen zu haben über die groben Bedürfnisse von Kindern. Darüber hinaus sollten uns Regeln und Rahmenbedingungen aber nicht den Blick versperren auf dieses einzelne Kind: Jedes Kind ist individuell, bringt ein eigenes Temperament mit ins Leben, eigene Bedürfnisse. Manche Kinder sind lauter, andere leiser. Manche brauchen sehr viel Körperkontakt, andere weniger. Manche sind zögerlicher, andere mutiger. Die großen Fragen der Elternschaft können wir immer mit der Frage beantworten: Was braucht mein Kind gerade? Nähe, Nahrung, Schlaf, Zuwendung, Spiel, Ruhe, Anregung,… Und dann können wir hinsehen und überlegen, wann es davon gesättigt ist, welche Signale es zeigt, anstatt pauschal eine Menge an Liebe, Zuneigung, Schlaf oder Spielzeiten festzulegen.

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.