Ist das Baby noch klein, ist das Wickeln meist noch entspannt möglich: Es rollt und krabbelt nicht weg, protestiert noch nicht vehement, überhaupt nicht gewickelt werden zu wollen. Für das Wickeln kann man sich Zeit nehmen, mit warmem Lappen wischen und ölen und massieren. Doch wenn die Kinder größer werden, ändert sich die Wickelsituation oft und das Wickeln wird unruhiger und schneller. Manchmal wird es auch zu einer stressigen Situation für Eltern und Kinder und die anfangs so schöne Wickelzeit wird zu einem schwierigen Drahtseilakt.
Wickelbedürfnis des Kleinkinds
Windeln sind praktisch, besonders heute in unserem Alltag. Aber langfristig haben Windeln auch einen Nachteil: Unsere Kinder lernen, ihre Ausscheidungen in die Windeln zu machen und gewöhnen sich daran, sie bei sich zu tragen und andere Dinge mit voller Windel zu verrichten. Moderne Windeln mit starken Absorbern verhindern zudem das Gefühl, nass zu sein – das Kind versteht nicht, warum es nun gerade gewickelt werden sollte. Es treffen zwei Wahrnehmungen aufeinander: Als Eltern denken wir, dass nun ein guter Zeitpunkt da wäre, die Windel zu wechseln, vielleicht sehen wir auch, dass sie schon sehr voll ist. Das Kind hingegen stellt keine Überlegungen darüber an, ob die Windel voll sein könnte und ist aktuell nicht negativ beeinflusst durch den Windel und/oder ist auch an das Windelgefühl gewöhnt. Es hat vielleicht gerade gar nicht das Bedürfnis, eine neue Windel zu bekommen.
Wickeln, wenn das Kind nicht möchte
Hat das Kind also kein Bedürfnis danach gewickelt zu werden, ist es davon auch schwer zu überzeugen. Dies umso mehr, wenn es sich gerade im Spiel befindet oder anderweitig beschäftigt ist und mit dem Wickelbedürfnis des Erwachsenen aus dem Flow gerissen wird. Gut ist es deswegen immer, das Kind sprachlich darauf vor zu bereiten und eine geeignete Situation abzuwarten. Sprachlich können wir das Kind auch darauf sensibilisieren, dass die Windel gewechselt werden sollte: „Deine Windel ist schon ziemlich lange an, wir sollten sie einmal wechseln.“/“Deine Windel fühlt sich sehr voll an, wir sollten sie wechseln.“/“Hast Du in die Windel gemacht? Wir sollten sie wechseln.“ Ist das Kind gerade im Spiel, kann man auch darauf hinweisen, möglichst bald die Windel zu wechseln: „Mach das noch zu Ende, dann wechseln wir die Windel.“/“Du kannst das Spielzeug dort ablegen und nach dem Windelwechseln kommen wir dorthin zurück.“ Niemand mag es, abrupt aus einer Situation heraus gerissen zu werden – auch Kinder nicht.
Passende Wickelsituationen schaffen
Kleinkinder sind keine Babys mehr. Viele Kinder möchten nicht mehr liegend gewickelt werden und haben in den alltäglichen Abenteuern einfach keine Zeit für lange Wickelsituationen. Je nach Temperament des Kindes muss nun geschaut werden, wie die Wickelsituation für das Kind angenehm gestaltet werden kann: Einige Kinder lassen sich noch gerne lange liegend wickeln, besonders auch dann, wenn sie aktiv mithelfen dürfen und sich selber mit Lappen/Feuchttuch abwischen dürfen, die Windel vom Stapel nehmen etc. Andere Kinder werden nun lieber im Stehen gewickelt. Ein Wickelbereich am Boden, vielleicht mit der Möglichkeit zum Festhalten, kann dann sehr sinnvoll sein.
Zeit für Töpfchen/Toilette
Möchte das Kind nur noch ungern gewickelt werden, ist vielleicht auch die Zeit für mehr Eigenständigkeit gekommen und es ist gut, dem Kind ein Töpfchen anzubieten oder das Sitzen auf der Toilette. Kinder können nicht erst, wie noch immer oft zu lesen, erst ab drei Jahren ihre Ausscheidungen kontrollieren, sondern haben von Anfang an die Fähigkeit, auf ihr Ausscheidungsbedürfnis hinzuweisen. Gewöhnen wir ihnen die Fähigkeit durch die Verwendung von Windeln zunächst ab – müssen sie erst wieder zu ihrem Körpergefühl zurück kommen. Doch dies können wir jederzeit beginnen und unseren Kindern die Möglichkeit bieten, Töpfchen oder Toilette zu nutzen. Dabei sollten sie nicht feste Töpfchenzeiten absolvieren oder sitzen bleiben müssen, bis sie ausgeschieden haben. Das Töpfchen kann als natürliche Alternative zum Ausprobieren angeboten werden ohne Druck und Stress. Vielleicht sieht das Kind auch bei anderen Personen, wie diese die Toilette nutzen und freut sich daran, dies nachahmen zu können.
Wichtig ist, den Signalen des Kindes zu vertrauen: Es möchte nicht mehr wie ein Baby gewickelt werden, also muss an dieser Situation etwas verändert werden, weil das Kind ein andere Bedürfnis hat. Manchmal ist es für uns Eltern schwer, diese neuen und im ersten Augenblick anstrengenden Rahmenbedingungen anzuerkennen, wenn es doch bislang so problemlos lief. Doch die kindliche Eigenständigkeit ist ein wichtiger Aspekt der Entwicklung und sollte auch hier im Pflegebereich berücksichtigt werden.
Eure
Danke für diesen Beitrag. Das hat mir sehr geholfen „die Welt“ unserer Tochter und ihr Bedürfnis (Spielen) besser verstehen und auf sie eingehen zu können.
Hallo Susanne,
Über ein paar Tipps hinsichtlich der Verwendung des Töpfchens würde ich mich freuen. Mein Sohn kann sich mit dem Töpfchen noch gar nicht anfreunden, er ist jetzt ein Jahr alt, am liebsten verrichtet er sein Geschäft nackt im Stehen, zu meinem Leidwesen. (Denn da kann man es so schlecht rechtzeitig anfangen, es sind ja Beinchen oder auch Wände im Weg).
Signale gibt er ohne Windel überhaupt nicht, nur, wenn die Windel voll ist.
So richtig haben wir den Dreh hier noch nicht raus.
Schau mal, hier gibt es einen Artikel dazu: https://geborgen-wachsen.de/2018/06/03/abschied-von-der-windel-ohne-toepfchentraining/
Mein Sohn 6 Monate ist im Moment sehr mobil und ich denke kurz davor zu krabbeln. Er dreht sich beim wickeln nun immer direkt auf den Bauch. In dieser Position fällt es mir schwer ihm die (Stoff)windel anzuziehen. Vielleicht hat jemand Tipps für das wickeln auf dem Bauch oder wie man damit umgehen könnte