Kategorie: aktuell

Vor dem Kind mit der eigenen Wut umgehen

Und auf einmal ist sie da, die Wut. Über den ausgeschütteten Tee, über die zerbrochene Tasse. Darüber, dass sich das Kind mal wieder nicht anziehen lassen will oder dass es ein bestimmtes Schimpfwort gesagt hat, von dem man doch schon x Mal gesagt hat, dass es nicht gesagt werden soll. Da ist sie also, diese Wut und bahnt sich den Weg durch den Körper in jede einzelne Zelle, möchte über die Lippen kommen, möchte vielleicht etwas anfassen, möchte etwas werfen oder aufstampfen oder… Aber halt! Wir sind keine Kinder, wir sind die Erwachsenen. Wir sind Vorbilder und können überlegt handeln – oder doch nicht?

Wut darf sein

Wut zu spüren, ist normal. Sie gehört zur breiten Palette unserer Gefühle. In unserem Alltag können wir all das spüren: Liebe und Mitgefühl und Freude, aber auch Wut, Enttäuschung, Ekel. Was oft als „negative“ Gefühle bezeichnet wird, ist einfach ein Teil unseres Gefühlslebens. Es ist richtig, zu fühlen. Und auch diese Gefühle haben ihre Berechtigung, deuten sie uns doch auf etwas hin: auf einen Widerwillen, auf Gefahr, auf Überforderung, auf Ungerechtigkeit. Hinter dem Gefühl, das wir spüren, steht ein Anlass dafür, genau das zu spüren. Und dieser Anlass für dieses Gefühl verdient Beachtung. Es ist nicht richtig, von uns zu erwarten, dass wir bestimmte Gefühle aus dem Leben ausklammern, weil wir Eltern geworden sind.

Meistens ist es nicht das Kind…

In den meisten Fällen ist es nicht das Kind, das die großen Gefühle in uns auslöst. Oft bringen Kinder nur das Fass zum Überlaufen: An einem ohnehin schon anstrengenden Tag, an dem wir nur noch schnell nach Hause wollen, zieht das Kind auf einmal die Bremse und setzt sich auf den Bürgersteig, nicht bereit noch einen Zentimeter voran zu gehen. Wir sind erschöpft von diesem Tag, wollen uns endlich ausruhen und dann das! Wir schimpfen, aber eigentlich meinen wir nicht: „Kind, ich bin so wütend auf dich!“ sondern „Kind, nicht das jetzt auch noch. Der Tag war zu anstrengend!“ An einem stressigen Morgen mit Zeitdruck will sich das Kind nicht anziehen. An einem Samstag ohne Terminen wäre es vielleicht kein Problem, aber heute muss das Kind pünktlich abgeben sein, denn kurz darauf gibt es einen wichtigen Termin. Wir schimpfen und meinen eigentlich nicht „Kind, mach dich endlich fertig, immer bist du zu langsam!“, sondern meinen eher „Kind, heute ist es doof, ich muss so dringend zu diesem Termin!“ Unser Alltag ist voll von all den Dingen, die es uns schwer machen, Familie entspannt zu leben. Voll von Terminen, Druck, Stress – und diese sind gerade in der Kleinkindzeit große Hürden für den Alltag.

Und manchmal weckt das Kind auch Erinnerungen

Manchmal wecken unsere Kinder mit ihrem Verhalten aber auch Erinnerungen, die tief in uns verwurzelt sind: wir werden „getriggert“. Die Erfahrungen unseres Lebens sind in unserem Gehirn gespeichert. Ist das Kind laut, schreit es, schlägt es um sich, beißt oder tritt, kann uns das an die eigene Kindheit erinnern. Wir versuchen, diese Situation zu unterbinden durch Handlungsmuster, die wir erfahren haben. Oft sind das jene, die wir eigentlich nicht einsetzen wollten in der Erziehung der eigenen Kinder.

„Das Kind ist AUSLÖSER für ein Verhalten, das tief in uns eingespeichert ist. Die eigentliche URSACHE unseres Handelns ist nicht das Kind, sondern die Erfahrung, die wir selbst gemacht haben.

S. Mierau „Ich! Will! Aber! Nicht!“ S. 68

Wie nun mit der Wut umgehen?

Wir sehen also: Wut ist ein normales Gefühl. Wir sehen auch: Auf vielfältige Weise kann Wut in unserem Alltag ausgelöst werden – selbst wenn wir uns bemühen, die auslösenden Faktoren zu vermeiden. Wir wissen: Es tut unseren Kindern nicht gut, wenn wir sie beschämen, durch Worte ihren Selbstwert angreifen – und jede Art körperlicher Gewalt ist falsch. Aber wie können wir nun mit der Wut, die es eben gibt, umgehen? Wie sollen wir im Familienalltag einen Weg finden, wütend zu sein und wütend sein zu dürfen? Wie können wir unseren Kindern ein gutes Vorbild darin sein, Wut zu haben und angemessen damit umzugehen?

Zunächst können wir die äußeren Faktoren in den Blick nehmen, die uns in Wutsituationen führen können und sehen, was an diesen geändert werden kann: Wo können wir den Alltag entstressen, wo können wir mehr Unterstützung bekommen und Aufgaben abgeben? Welche Routinen können wir ändern oder neu entwickeln, um weniger Stress zu haben? Den Tisch abends für morgens vordecken? Die Kleidung abends schon bereit legen? Das Kind doch lieber tragen oder mit dem Buggy abholen, auch wenn es schon 4 ist, als darauf zu bestehen, dass es erschöpft vom Kitatag noch läuft, weil es „ja schon groß“ ist?

An welchen Stellen sind es vielleicht auch Fehlannahmen über unser Kind, die uns leiten: Kinder wollen uns nicht verärgern, sie spielen keine „Machtspiele“, sondern haben konkrete Bedürfnisse, die hinter ihrem Verhalten stehen. Diese zu ergründen, kann uns – gerade in der Kleinkindzeit – auch einem entspannteren Alltag näher bringen. Schauen wir, was unser Kind leitet, warum es sich verhält, wie es sich verhält. Und übernehmen wir als neuen Glaubenssatz, den wir uns immer wieder vorsagen: „Mein Kind will mich nicht ärgern. Es handelt, wie es handelt, weil es einfach ein Kind ist.“

Wenn wir damit einige Wutsituationen umschifft haben, können wir uns uns selbst zuwenden: Wie schaffe ich es, in den dennoch anstrengenden Situationen zwar wütend, aber nicht verängstigend oder beschämend zu sein? Die Neurowissenschaftlerin Jill Boyle Taylor erklärt in ihrem Buch „My stroke of Insight. A Brain Scientist’s Personal Journey„, dass die eigentliche Wutreaktion, die neurochemisch im Gehirn ausgelöst wird, nur 90 Sekunden andauert. Diese Sekunden – die sich lang anfühlen können – sind es, in denen wir uns um uns selbst kümmern müssen und für die wir Handlungsalternativen finden und implementieren müssen: Schritt für Schritt sollen wir von dem, was wir eigentlich tun wollen (beispielsweise das Kind anschreien) neue Möglichkeiten einüben (beispielsweise erst einmal die Wand anschreien, schlagen die Autorinnen vor). Unsere Wut ist da, sie ist eines unserer Gefühle. Wir sollten allerdings einen guten Umgang mit ihr finden.

In vielen Situationen tut es gut, bewusst einen Schritt zurück zu treten – das kann auch wortwörtlich sein. Sich distanzieren von der Situation und durchatmen. Sich eine Pause verschaffen, um dem Körper die Chance zu geben, sich zu beruhigen und dann eine überlegte Handlung auszuführen. Wir können über unseren Ärger sprechen, wir können ihn rauslassen und dabei bei uns bleiben. Nicht zum Kind sagen: „Du bist blöd, weil du die Tasse kaputt gemacht hast!“ sondern „Ich bin echt traurig, weil die Tasse kaputt ist!“ oder statt „Jetzt hör endlich auf mit deinem nervigen Geschrei!“ sagen „Für mich ist es gerade wirklich zu laut, ich brauche eine kurze Pause.“ Es ist in Ordnung, sich eine Pause zu nehmen, sich eine Pause zu gönnen. Wir müssen nicht immer für alles beständig eine Lösung parat haben.

Mit der Zeit können wir unser Bewusstsein darauf lenken, wie es sich anfühlt, wenn die Wut in uns aufsteigt und dann schon frühzeitig die Notbremse zu ziehen, wenn es geht. Manchmal spüren wir, dass wir uns auf eine Situation zubewegen und können uns selbst sagen: Gleich wirst du wütend. Wenn wir das spüren, weil vielleicht unsere Atmung flacher und schneller wird, weil wir merken, wie unser Herz stärker schlägt, können wir versuchen, uns frühzeitig aus der Situation zu ziehen und eine Pause zu gönnen. Manchmal merken wir auch lange Zeit vorher, dass der Tag irgendwie eine ungünstige Wendung zu nehmen droht und können dann bewusst gegenwirken: Die Musik anmachen und tanzen, alle Verabredungen absagen und sich einfach zusammen ins Bett kuscheln und lesen, …

Es ist nicht leicht, einen neuen Umgang mit der Wut zu finden, wenn wir in alten Mustern feststecken. Aber es ist möglich. Es braucht vor allem Zeit, manchmal aber auch eine therapeutische Unterstützung. Es ist nicht schlimm, Hilfen zum Umgang mit der Wut zu suchen, denn oft haben wir einfach keinen guten Umgang erlernt und brauchen neue Ideen, Vorbilder und Anregungen für diesen Weg. Er ist es wert. Für unsere Kinder, aber auch für uns selbst.

Eure

Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen. Das Buch „Mama, nicht schreien“ habe ich von den Autorinnen als Rezensionsexemplar zugestellt bekommen.

Ich will das anders machen! Kleinkindbedürfnisse verstehen

Du sagst: „Nein, ich will das nicht anziehen!“. Ich höre: „Nein, ich habe keine Lust, lass mich in Ruhe.“ Du meinst aber: „Ich will DAS nicht anziehen, ich will es alleine machen!“. Du sagst: „Ich will das nicht essen.“ Ich denke: „Das schmeckt dem Kind also auch wieder nicht!“ Du meinst: „Ich will selber entscheiden, was ich zu mir nehme.“ Diese Beispiele lassen sich scheinbar endlich fortführen – gerade mit Kleinkindern.

Kommunikationsprobleme mit Kleinkindern

Die Kleinkindphase ist eine Zeit, in der wir oft ein wenig aneinander vorbei kommunizieren: Da ist das Kind, das einen Wunsch zum Ausdruck bringt oder eine Ablehnung, hinter der ein Bedürfnis steht. Und da sind wir Erwachsenen, die diese Äußerung aus unserer Erwachsenperspektive sehen und bewerten. – Nur übersehen wir dabei häufig, dass ein „Nein“ des Kindes nicht zwangsweise ein absolutes Nein zu der Situation ist, sondern ein Nein zu unserer erwachsenen Idee zur Lösung eines Sachverhalts.

Kinder wollen ins Leben wachsen

Was Kinder – gerade in dieser Zeit – wollen, ist, in das Leben hinein zu wachsen. Das ist ihr Plan, ihre Aufgabe in dem, was wir Kindheit nennen. Sie wachsen in das Leben hinein und lernen das Leben, die Welt, die Menschen kennen. Und dies schaffen sie nur, indem sie sich aktiv mit der Welt auseinander setzen und auch auseinander setzen dürfen. Sie brauchen den Freiraum, Erfahrungen zu machen, Dinge zu lernen – und auch Fehler zu machen und daraus zu lernen.

Wenn unsere Kinder größer werden, fordern sie dieses Lernen und Teilhaben ganz aktiv ein. In der Babyzeit gelingt es uns noch oft, sie abzulenken, unsere Pläne durchzusetzen. Von Vorteil ist es, wenn wir schon in dieser Zeit damit beginnen, das Kind teilhaben zu lassen: Bei der Pflege, wenn es sich selbst abwischen darf, beim Essen, wenn es sich selbst füttern kann, beim Anziehen, wenn wir es auffordern, den Fuß zu heben, damit wir den Strumpf darüber ziehen können. Kinder sind von Anfang an daran interessiert, mitzuwirken, uns – neben dem Bestreben nach Selbstwirksamkeit – entgegen zu kommen.

„Oft bedeutet der Alltag mit einem Kind in der Autonomiephase eine Abkehr von den Gedanken, die uns bislang vermittelt wurden. Der wichtigste – vielleicht neue – Gedanke lautet: Dein Kind möchte kooperieren und unterstützen. Und das jeden Tag in vielen Situationen. Schau einfach genau hin!“

S. Mierau in „Ich! Will! Aber! Nicht!“ S. 61

Manchmal kollidieren allerdings beide Ansprüche: Das Kind möchte die Eltern nicht bewusst verärgern, sondern hat im Rahmen der Bindung das Bedürfnis, den Eltern zu entsprechen, um Sicherheit und Versorgung zu gewährleisten. Gleichzeitig hat es aber auch das Bedürfnis, sich zu entwickeln und zu lernen. Diese Neugierde und dieses Entwicklungsbedürfnis ist natürlicherweise sehr stark und das Kind kommt diesem nach im Rahmen der natürlichen Entwicklung. Dabei stößt es aber auf Hindernisse bei den Eltern, die vielleicht das Entwicklungsbedürfnis nicht sehen, aktuell nicht berücksichtigen können oder auch andere Abwägungen treffen müssen (beispielsweise bei Gefahrensituationen, die das Kind nicht überblicken kann). So kommt es zu einem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Ansichten und ggf. zu einem Konflikt.

Mögliche Problemlösungsstrategien

Was wir also in den Situationen tun können, die zu einem Konflikt werden: Wir können uns und dem Kind) eine Reihe unterschiedlicher Fragen stellen, um vielleicht neue Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen oder zu finden:

Was will das Kind wirklich? Zieht sich das Kind beispielsweise auf der Straße auf einmal die Schuhe aus, können wir es zunächst fragen, warum es das tut, anstatt es gleich zu ermahnen. Vielleicht antwortet es (wie das Kind hier oben im Bild): „Ich möchte mal kurz fühlen, wie sich der Fußboden hier anfühlt.“ Lehnt es also etwas ab, oder möchte es „nur“ etwas anders gestalten? Wir können uns auch fragen, ob die Ängste oder Ansichten, die unsere Handlungen leiten, wirklich wichtig und richtig sind, oder ob es „nur“ erlernte Konventionen sind, auf die wir bestehen, die aber eigentlich nicht sinnvoll oder zielführend sind.

Können wir (jetzt oder in Zukunft) die Situation anders gestalten, damit dem Bedürfnis des Kindes mehr entgegen gekommen wird? Haben wir vielleicht übersehen, dass das Kind in der Entwicklung schon weiter ist und behandeln es noch ein wenig „babyhaft“, obwohl es eigentlich schon Dinge kann, die wir noch für das Kind tun? Können wir gemeinsam ausprobieren, wie weit das Kind in einem bestimmten Bereich schon ist, um dann passende neue Herausforderungen in den Alltag einzubauen (beispielsweise das Kind bei der Essenszubereitung mehr einbinden).

Wie in der Kommunikation mit erwachsenen Menschen sollten wir auch hier von einem Dialog ausgehen, von einem Miteinander und dem gemeinsamen Finden eines Wegs.
Eure

„Ich hab Bauchweh“ – Wenn Kinder eine Pause brauchen

Manchmal sind die Tage anstrengend. Manchmal gibt es Streit mit Freund*innen, manchmal gibt es Umbrüche im Alltag. Auch für Kinder ist nicht jeder Tag einfach. Und auch bei ihnen kann Stress und Anspannung auf den Bauch schlagen. Wichtig ist natürlich, zunächst abzuklären, ob nicht wirklich eine Erkrankung hinter dem Bauchweh oder den Kopfschmerzen steht*. Neben solchen Erkrankungen projizieren Kinder aber auch unangenehme Gefühle auf Kopf oder Bauch: „Mein Kopf tut weh!“, „Ich hab Bauchweh.“ – Diese Sätze kennen wohl viele Eltern. Aber wie können wir damit umgehen, wenn das Kind scheinbar Schmerzen ohne „echte“ Ursache hat?

Schmerzen sind Schmerzen

Schmerzen sind Schmerzen. Wir können nicht nachfühlen, ob das Kind Schmerzen hat oder nicht, auch wenn es keine medizinische Ursache gibt. Es ist möglich, dass sich ein Unwohlsein tatsächlich durch Schmerzen äußert. Deswegen gilt immer: Wenn Kinder Schmerzen haben, sollten wir diese Ernst nehmen. Hat ein Kind Schmerzen oder spricht es über Schmerzen, sollten wir daher nicht sagen: „Das ist nicht schlimm“, „Das kann gar nicht sein“, „Das bildest du dir nur ein“, sondern vielmehr Verständnis entgegen bringen: „Das tut dir weh!“ „Zeig mir, wo es weh tut“ oder auch „Was glaubst du, woher die Schmerzen kommen“ – solche Reaktionen bieten eine Möglichkeit zum Gespräch. Das Kind fühlt sich angenommen und verstanden und kann sich weiter öffnen.

Die Frage nach einer möglichen Ursache kann gerade auch bei größeren Kindern eine Tür sein, um dem Grund auf die Spur zu kommen: Vielleicht ist ein anderes Kind krank mit solchen Schmerzen, vielleicht hat es in Kita oder Schule etwas über eine Krankheit gehört, das es verängstigt hat. Vielleicht sagt es auch direkt, dass ein anderes Kind es geärgert hat und es seither Schmerzen hat. Oder dass es weh tut, weil gerade eine bestimmte Situation so anstrengend ist. Geben wir den den Kindern die Möglichkeit, den Schmerz zu benennen und sind wir bereit, uns darauf einzulassen, helfen wir den Kindern bereits durch das Gefühl, nicht allein zu sein.

Schmerzen „behandeln“

Vielleicht können wir durch solche Gespräche bereits die Ursache finden und an einem konkreten Problem gemeinsam arbeiten. Manchmal ist die Ursache aber auch nicht so einfach oder überhaupt nicht zu finden. Hier hilft es, wenn wir dem Kind Unterstützung geben beim Umgang mit dem Schmerz.

Oft haben Kinder „Bauchschmerzen“ oder „Kopfschmerzen“, wenn sie eine Ruhepause brauchen und ein wenig aus dem Alltag ausbrechen müssen, um mal wieder Zuwendung und Aufmerksamkeit von den Bezugspersonen zu bekommen. Das kann im Alltag einfach vorkommen, dass es zwischenzeitlich mal ein stärkeres Bedürfnis danach gibt, vielleicht weil der Alltag gerade sehr anstrengend oder mit vielen Veränderungen verbunden war. Wichtig ist, dies zu erkennen und (ohne Anklage) darauf zu achten, dem Kind zu vermitteln, dass es auch andere Wege geben kann, um Ruheinseln in den Alltag einzubetten, ohne dass dafür Beschwerden herangezogen werden müssen. Gerade in anstrengenden Übergangszeiten oder wenn es gruppendynamische Probleme gibt, bieten sich regelmäßige Rituale an, um die Akkus wieder aufzufüllen.

In der konkreten Situation aber geht es zunächst darum, für diese aktuelle Situation eine gute Begleitung zu finden und dem Kind liebevolle Zuwendung zukommen zu lassen. Wie sie aussehen kann, ist ganz verschieden – je nach Vorlieben des Kindes.

Ideen zur „Behandlung“ sind beispielsweise:

  • An erster Stelle steht immer das Mitgefühl
  • Körperkontakt: die warme Hand des anderen auf dem schmerzenden Bauch oder Kopf tut gut. Über Körperkontakt können wir Fürsorge vermitteln, Oxytozin, das bei positivem Körperkontakt ausgeschüttet wird, beruhigt und entspannt. Auch eine entspannende Bauchmassage (im Uhrzeigersinn) kann helfen. Oder mit etwas Creme ein lachendes Gesicht, eine Sonne oder ein Herz auf den Bauch des Kindes zu malen.
  • Ruhig zusammen atmen: Das Kind kann bei Bauchschmerzen die eigenen Hände auf den Bauch legen und bis in den Bauch atmen: Der Bauch hebt sich. Dann langsam ausatmen lassen und beobachten, wie sich der Bauch wieder senkt.
  • Bei Kopfschmerzen kann der Kopf in die Hände genommen und angenehm umfasst und dabei ebenfalls ruhig geatmet werden.
  • Mag das Kind Berührung (gerade) weniger, kann auch ein warmer Tee beruhigend und entspannend wirken.
  • Manchmal tut es auch gut, den Schmerz zu verbildlichen: Ein Bild dazu malen, eine Figur kneten. So wird der Schmerz in Gedanken aus dem Körper ausgelagert.
  • Hat das Kind über einen längeren Zeitraum Schmerzen, sollten auch die Gewohnheiten in den Blick genommen werden: Gibt es konkrete Auslöser, schläft es zu wenig, treten Schmerzen nach ganz bestimmten Situationen auf?

So, wie für Erwachsene, gibt es auch für Kinder eine Vielzahl an anstrengenden Situationen. Nur weil die Kinder sind, kommen sie nicht zwangsweise leichter mit dem Alltag zurecht oder sind unbeschwerter. Haben wir einen Blick für ihre Bedürfnisse und gönnen wir ihnen die Ruhe- und Entspannungspausen, die wir uns ja auch oft wünschen.

Eure

*Bei plötzlich auftretenden Schmerzen oder länger andauernden Schmerzen ist eine Ärztin/ein Arzt aufzusuchen. Gerade bei Bauch- und Kopfschmerzen gibt es eine Vielzahl möglicher Ursachen, die abgeklärt werden sollten. Dieser Artikel bezieht sich ausschließlich darauf, wenn von medizinischer Seite Erkrankungen/Nahrungsmittelunverträglichkeiten/Sehprobleme etc. ausgeschlossen werden können und Bauch- oder Kopfschmerzen durch Anspannung/Stress/Nähebedürfnis entstehen.

4 Tipps, wie Du bei Kinderfotos den Hintergrund verschwimmen lässt

Leni Moretti ist Familienfotografin aus Berlin und zeigt in ihrer neuen Kolumne hier, wie ihr mit eurer eigenen Kamera im Familienalltag schöne Baby- und Kinderfotos machen könnt – für bleibende Erinnerungen. Zuletzt hat sie über „Drei einfache Regeln für schöne Kinderfotos“ geschrieben.

Du würdest gerne ein schönes Kinderportrait mit verschwommenen Hintergrund machen? Du hast eine tolle Kamera zu Hause liegen, weißt aber noch nicht so recht, wie Du sie gut einsetzen  kannst? Das ist gar nicht so schwer! Es gibt nur einige Dinge zu beachten, die ich Dir hier kurz in vier Schritten erkläre. 

Um draußen im Freien so ein schönes, zeitloses Kinderportrait zu machen, wie von dem Kind oben, brauchst du eine Spiegelreflex- oder Systemkamera, mit der Du manuell Blende, Zeit und ISO einstellen kannst. Wichtig ist, dass Du Dein Kind draußen fotografierst, denn für so ein Kinderporträt mit verschwommenem Hintergrund brauchen wir ausreichend Tageslicht. 

1. Kleine Blendenzahl 

Auch wenn es am Anfang schwer fällt – verabschiede Dich vom Vollautomatik-Modus! Du wirst schnell sehen, dass Du so vielmehr Möglichkeiten hast, schöne Kinderportraits zu machen. Um einen butterweichen, verschwommenen Hintergrund zu bekommen, benutzt Du am besten die Zeit-Automatik. Das bedeutet, dass Du selber manuell die Blende wählen kannst und die Kamera dafür sorgt, dass automatisch die richtige Belichtungszeit eingestellt wird. So bekommst Du ein richtig belichtetes Bild während Du gleichzeitig selber entscheiden kannst, wie viel Tiefenschärfe Du im Hintergrund haben möchtest. 

Um Dein Kind vom Hintergrund abzuheben gehst Du so vor: Bei der Wahl des Kamera-Modus – im Menü oder an einem kleinen Rädchen an der Kamera – stellst Du die Kamera auf den Modus “A” bzw.“AV”. Das ist die sogenannte Zeit-Automatik. Anschließend stellst Du die gewünschte Blende dort ein, wo das Kürzel f/ steht. Wichtig ist hierbei, dass Du eine kleine Zahl wählst. Also eine 3.5 oder 2.8 oder noch besser eine 2.0 oder 1.8. Je kleiner diese Zahl, desto verschwommener der Hintergrund. 

Wie weit Du die Blende öffnen kannst, also wie klein die Blendenzahl werden kann, liegt an Deinem Objektiv. Bei sehr guten Objektiven liegt die kleinste Blendenzahl bei 1.8. Hier spricht man von besonders “lichtstarken” Objektiven. Zoomobjektive sind meist nicht so lichtstark wie Festbrennweiten und fangen oft erst bei einer Blende von f/3.5. Aber auch mit diesen Objektiven kann man den Hintergrund sehr schön verschwimmen lassen. 

2. Weite im Hintergrund 

Grundsätzlich hebt sich der Hintergrund besser ab, umso mehr freie Fläche hinter Deinem Kind ist. Wenn Du Dein Kind wenige Zentimeter vor einer Wand oder Büschen fotografierst, wird der Hintergrund kaum verschwimmen – aber auf einer Grünfläche im Park oder auf dem Feld, so wie auf dem nächsten Foto, schon. Je mehr “Raum” hinter deinem Kind, desto besser. 

3. Raus aus der Sonne! 

Da wir mit der Zeit-Automatik (A-Modus) fotografieren, solltest Du für Dein Kinderporträt die direkte Sonne oder Gegenlicht meiden. Das kann Deine Kamera nämlich aus dem Konzept bringen. Einfacher ist es am Anfang, wenn Du Dein Kind im Schatten fotografierst. Natürlich nicht im abendlichen Dämmerlicht, sondern bei ausreichend Tageslicht. So kann eigentlich gar nichts schief gehen. 

Sobald Du Dich besser mit den Einstellungen Deiner Kamera auskennst, kannst Du Dich auch an schwierigere oder wechselnde Lichtsituationen heranwagen. Aber fange erst einmal im Schatten an oder wenn es bewölkt ist. 

4. Auf die Augen fokussieren 

Bei einer großen, weit geöffneten Blende (also kleinen Blendenzahl), ist der Schärfebereich ganz klein. Das heißt, dass Du mit einer Blende von f/1.8 sogar nur die Nasenspitze in den Fokus  stellen kannst, der Rest des Gesichtes ist in diesem Fall schon unscharf. Das kannst Du mal ausprobieren, um ein besseres Gefühl für die Tiefenschärfe zu bekommen. Für ein Kinderporträt, bei dem Dein Kind direkt in die Kamera schaut, solltest Du aber immer auf die Augen fokussieren. Es wäre doch sehr schade, wenn die Schärfe hier auf dem Ohr oder der Nase liegt. 

Auch noch wichtig zu wissen: Dein Kind sollte sich nicht zu sehr bewegen. Je kleiner die Blendenzahl, desto schwieriger wird es nämlich, ein scharfes Foto zu machen. Wenn es nicht gleich so klappen sollte, wie Du Dir das vorstellst, nicht entmutigen lassen! Die Tiefenschärfe (also wie unscharf der Hintergrund ist), hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel, wie nah Du Dein Kind fotografierst, also mit welchem Abstand Du vor Deinem Kind stehst. Ist nur das Gesicht auf dem Bild, wird der Hintergrund deutlicher verschwimmen, als wenn die Kleinen von Kopf bis Fuß auf dem Foto sind. Auch Kamera und Objektiv spielen dabei eine wichtige Rolle. 

Ich hoffe Du kommst mit diesen 4 Tipps einem schönen Kinderportrait ein gutes Stück näher! Hier findest Du 15 Foto-Spickzettel, die es Dir noch leichter machen, schöne Momente mit Deinen Kindern festzuhalten.


Leni Moretti ist Baby- und Familienfotografin aus Berlin. Seit 2013 begleitet sie mit der Kamera Familien in ihrem eigenen Zuhause. Dabei dokumentiert sie in einer vertrauten Atmosphäre die innige Verbindung zwischen Eltern und ihren Kindern mit Fotos und Filmaufnahmen. Auf ihrem Foto-Blog und auf Instagram gibt sie ihr Foto-Wissen weiter und zeigt Eltern, wie sie im Familienalltag selber schöne Baby- und Kinderfotos machen können. Für Foto-Anfänger, die ihre Kamera besser verstehen möchten, hat Leni einen umfangreichen Online-Fotokurs für Eltern entwickelt.




Kooperationsfähigkeit von Kindern in Pflegesituationen

Pflegesituationen mit Kindern sind nicht immer einfach. Dabei nehmen sie einen wesentlichen Teil der Alltagsroutinen ein: waschen, Zähne putzen, wickeln – all das sind Pflegesituationen, die wir mit unseren Kindern mehrmals am Tag erleben. Manchmal sind sie einfacher zu gestalten, manchmal ist es schwieriger. Schwierig wird es oft dann, wenn wir gegen den Willen des Kindes vorgehen wollen: Wenn wir jetzt sofort die Windel wechseln wollen oder wenn jetzt sofort die Zähne geputzt werden sollen – dabei hat das Kind gerade etwas ganz anderes vor.

In solchen Situationen treffen zwei unterschiedliche Vorstellungen aufeinander: Als Eltern sind wir entweder von Zeitdruck oder von Ängsten geleitet, die uns erklären, dass wir ausgerechnet jetzt sofort dieses oder jenes mit dem Kind machen müssten. Das Kind hingegen hat nicht selten gerade jetzt einen anderen Handlungsplan. Manchmal ist es kooperationsbereit und weicht von dem eigenen Handlungsplan ab, manchmal fällt die Kooperation aber auch schwerer.

3 wesentliche Aspekte zur Gestaltung von Pflegesituationen

Es ist gut, von Anfang an Pflegesituationen kooperativ zu gestalten – damit bilden wir eine Basis, auf der auch in späteren Jahren aufgebaut werden kann, denn im Kleinkindalter wird es oft noch schwerer, Kinder von Pflegesituationen zu überzeugen, die sie aktuell nicht durchführen wollen. Um einen gemeinschaftlichen Weg zu gehen, können wir dabei drei Aspekte in den Blick nehmen:

  • Aktuelle Bereitschaft des Kindes
  • Zeitpunkt der Pflegesituation
  • Mitwirkung des Kindes

Signale des Kindes: Wann ist das Kind bereit?

Eigentlich kennen wir es von uns selbst: Wenn wir müde sind, wollen wir gerne schlafen gehen und uns nicht noch einmal ins Bad schleppen, um unser Abendpflegeritual abzuspulen. Wir machen es letztlich (meistens) doch, weil wir ganz rational die Folgen absehen können. Unsere Kleinkinder können das noch nicht. Es fällt ihnen schwer, gegen ihre aktuellen Impulse vorzugehen.

Bei unseren Kindern können wir auf ihre Signale achten, ob sie gerade bereit sind für Pflegesituationen. Bei Babys können wir recht gut sehen, ob sie in einem aktiven Wachzustand sind, so dass sie offen sind für das Pflegeritual. Schauen sie neugierig, plappern vielleicht, bewegen sie Arme und Beine entspannt – dann könnte nun ein guter Zeitpunkt sein, um mit einem Zahnbürsten-Fingeraufsatz die ersten Zähen zu putzen, gemeinsam zu baden, die Windeln entspannt zu wechseln oder eine Bauchmassage zu machen. Ist das Baby hingegen müde, wendet sich ab, blickt in eine andere Richtung, ist nun gerad kein guter Zeitpunkt, denn es braucht Ruhe und ein weiterer Reiz führt sehr wahrscheinlich zu einer Überreizung und damit zum Weinen.

Beim größeren Kind können wir auch die Signale im Blick behalten: Ist es gerade ins Spiel vertieft und spielt hingebungsvoll, wird es für unser Argument, dass dringend die Windel gewechselt werden muss, schwer zugänglich sein. Hilfreich kann es dann sein, entweder selbst eine Pause im Spiel abzuwarten, oder dem Kind schon vorab zu sagen, dass die Windel gewechselt wird, wenn es die Tätigkeit beendet hat.

Der richtige Zeitpunkt im Tageslauf

Neben dem individuell passenden Zeitpunkt ist es auch wichtig, darauf zu achten, ob das Kind generell noch kooperationsfähig ist oder die Kooperationsfähigkeit bereits erschwert oder gar aufgebraucht ist. Hat das Kind einen anstrengenden Tag hinter sich und hat bereits an vielen Stellen kooperiert, sollten unsere Erwartungen nicht mehr zu hoch sein. Schließlich sind Kinder keine Erwachsenen und können nicht mal eben „die Zähne zusammenbeißen“. Auch gegen Abend ist die Kooperationsbereitschaft oft weniger ausgeprägt, wenn das Kind müde wird. Einem übermüdeten Kind die Zähne putzen zu wollen, ist anstrengend: Es möchte nicht mehr mitmachen. Hier lohnt es sich, die zeitliche Planung der Abläufe noch einmal in den Blick zu nehmen: Vielleicht kann das Kind schon im Schlafanzug am Abendessentisch sitzen, damit dieser weitere Ablaufschritt wegfällt und die Situation entzerrt werden kann.

Die Mitwirkung des Kindes

Wenn das Kind von sich aus nicht motiviert ist, eine Pflegesituation mitzumachen, kann die Mitwirkung dies noch einmal ändern: Unsere Kinder lernen beständig und wollen ihre Kompetenzen fortwährend ausbauen. Häufig ist dieses „selber machen“ ein Konfliktfeld in der Autonomiephase, denn unsere Kinder wollen die Handlungen des Alltags selber erledigen, wollen dadurch ihre Fertigkeiten verbessern, treffen aber auf uns Erwachsene, die dafür gerade keine Zeit oder Geduld haben und es als Erwachsene oft schneller und gründlicher erledigen können. Mitwirkung ist daher oft ein guter Baustein für Pflegesituationen: beim Wickeln kann das Kind mit einem Lappen sich selber abwischen, beim Zähneputzen selber nachputzen, beim Haarewaschen kann es das Shampoo in die Hand des waschenden Erwachsenen geben. In jeder Pflegesituation können Kinder eingebunden werden und selber aktiv werden, statt die Pflege passiv über sich ergehen lassen zu müssen. Schauen wir also genau hin, an welcher Stelle das wo möglich ist.

Wenn nichts davon hilft

Manchmal klappt auch einfach nichts davon: Das Kind ist einfach zu müde, der passende Zeitpunkt verpasst und es lässt sich einfach nicht mehr durch Teilhabe und selbst durch lustige Apps, ein ablenkendes Video oder anderes nicht mehr überreden, noch zu kooperieren oder zumindest der Pflege einfach zuzustimmen. An dieser Stelle können wir kurz innehalten und überlegen: Ist das jetzt wirklich wichtig? Müssen heute noch die Füße gewaschen werden, auch wenn das Kind dabei weinen würde? Müssen heute noch die Zähne geputzt werden oder können wir heute eine Ausnahme machen und es morgen früher und anders machen? Kinder mit Gewalt zu Pflegesituationen zu zwingen, ist nicht gut für sie, ihr Selbstbild und unsere Beziehung. Sie sollten nicht festgehalten werden, damit die Zähne geputzt werden und auch nicht unter Tränen gewaschen oder mit einem Unterarm auf dem Wickeltisch fixiert werden, damit ihre Windel gewechselt werden kann. Wenn wir in solche Situationen kommen, in denen wir ernsthaft über diese Grenzüberschreitungen nachdenken, ist der Zeitpunkt gekommen, kurz zurückzutreten und die Situation in Ruhe noch einmal von Außen anzusehen und Alternativen zu suchen. Setzen wir auf Kooperation und Kreativität.

Eure

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Susanne_clear-Kopie1-1024x590.png

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Libellen aus Ahornsamen basteln

Ahornsamen sind Kindheitserinnerungen. Meine Kinder kleben sich die geöffneten, klebrigen Samen heute genauso auf die Nase wie ich damals als Kind. Aber sie sind nicht nur zum Aufkleben ein schönes Naturspielzeug, sondern können auch zu kleinen Ahornfeen verbastelt werden wie hier oder zu Libellen, wie sie in diesem Jahr unseren Jahreszeitentisch schmücken.

Für die Libellen braucht Ihr:

  • Ahornsamen
  • Wasserfarbe und Pinsel
  • etwas Draht
  • einen dünnen Stock
  • nach Möglichkeit: zwei kleine Holzperlen für die Augen

Die Ahornsamen können auch schon von kleinen Kindern mit Farbe und Pinsel angemalt werden, für die Befestigung am Stock braucht es allerdings etwas Fingerspitzengefühl: Der Draht verläuft über Kreuz über die Flügel, so dass diese sicher am Stock befestigt werden können. Zwei kleine Holzperlen können ebenfalls auf dem Draht aufgefedelt und dann als Augen festgebunden werden. Aufgehangen können die Libellen im Wind am Fenster fliegen oder auf dem Jahreszeitentisch sitzen.

Viel Spaß beim Basteln!
Eure

Elementare Erfahrungen der Kindheit

Tief wühlen sich die kleinen Hände in den Schlamm, holen ihn hervor und lassen ihn langsam durch die Finger herunter tropfen. Hose, Arme und Gesicht sind mit kleinen braunen Spritzern übersäht. Aber all das ist gerade jetzt nicht wichtig, das Kind erkundet die Beschaffenheit der Erde, gräbt immer wieder die Hände in den Matsch und holt sie hervor. An einem anderen Tag wollen die Schuhe nicht getragen werden, denn die Füße wollen das Gras spüren, den Sand und das Kind selbst etwas schimpfend über die spitzen Steine hüpfen. Lange kann Wasser von einem Gefäß ins nächste gefüllt werden – hin und her und wieder zurück. All das sind elementare Erlebnisse.

Aber mehr noch: Zu den elementaren Erlebnissen zählt nicht nur all das fühlen, riechen und/oder sehen, es zählt auch die Anteilnahme am Alltag, an den wirklichen Tätigkeiten des Alltags: am schneiden, kochen, sauber machen. Unsere Kinder wollen dieses Leben, ihre Umwelt, uns Menschen kennen und verstehen lernen. Und für dieses Verständnis und den daraus resultierenden Respekt und sorgsamen Umgang brauchen sie die Möglichkeit, elementare Erfahrungen zu machen.

Kinder wollen dabei sein!

Viele Eltern haben am Anfang des Elternseins die Vorstellung, sie würden den Kindern ein schönes Kinderzimmer gestalten, in dem die Kinder fortan gemütlich spielen würden mit all den wunderbaren Spielzeugen. Irgendwann stellen sie dann umso entzauberter fest: Das ist ja gar nicht so! Das Kind bleibt gar nicht im Kinderzimmer! Es kommt ja ständig zu mir und möchte mitmachen bei allem und dabei sein!

Kinder sind soziale Lebewesen, sie wollen mit anderen Menschen zusammen sein und dabei lernen. Sie wollen sich austauschen und vor allem wollen sie eins: Teil der Gesellschaft sein und einen Platz darin einnehmen. Sie freuen sich darüber, wenn sie beteiligt sind, wenn sie vielleicht sogar etwas tun können, dessen Wert sie erkennen: Die Gurke für den Salat schneiden, das Waschbecken sauber putzen,… Über all diese für uns so banalen Tätigkeiten freuen sich Kinder.

Nehmen wir ihnen nicht Teilhabe und Möglichkeiten

Ja, wir Erwachsene können Dinge schneller, geschickter, ordentlicher regeln als Kinder. Wir machen es in unseren Augen „besser“. Aber Kinder werden nicht gut in etwas, wenn sie dazu keine Chance haben. Sie müssen viele Male das Wasser daneben schütten bis sie gelernt haben, sich ein Glas ohne kleckern selbst einzugießen. Und so ist es bei vielen verschiedenen Dingen unseres Alltags. Kinder wollen mitmachen und sie haben daran sogar oft eine viel größere Freude als an den Spielsachen, die in ihrem Kinderzimmer liegen und direkt zum Spielen gedacht sind.

Wir sollten unseren Kindern nicht die Freude nehmen am Helfen, am Unterstützen, an der Teilhabe an unserem Alltag. Sie zu beteiligen bedeutet, sie hinein wachsen zu lassen und ihnen auch Aufgaben zu übertragen, die auch uns unterstützen. In späteren Jahren wünschen wir, dass Kinder einkaufen und den Müll runter bringen ohne Murren. Die Grundlagen dafür bilden wir schon im Kleinkindalter aus, wenn sie lernen, dass diese Aufgaben natürlicherweise in das Familiensystem gehören und alle Familienmitglieder nach ihren Möglichkeiten dabei mitwirken.

Wenn wir Kinder in ihren Unterstützungsangeboten ablehnen, bieten sie Kooperation zunehmend weniger an aufgrund dieser Zurückweisung. Dabei ist es eigentlich ein wunderbar soziales und unterstützendes Verhalten, das wir nicht mindern sollten. Sehen wir hin und überlegen wir, was unser Kind da wirklich gerade tut, wenn es mitmachen will. Gehen wir von dem positivsten Gedanken aus, der uns einfällt, anstatt negativ zu denken, dass das Kind nun wieder gleich Unsinn/Unordnung/Müll macht.

Kleine Kinder einbinden – So kann es beispielsweise gehen:

  • Geschirrspüler aus- und einräumen
  • Socken zusammensuchen aus der Wäsche
  • Obst und Gemüse mit Kindermesser schneiden
  • Wasser in einem kleinen Krug anbieten, damit das Kind selber eingießen kann
  • Brote selber schmieren lassen mit kleinem Buttermesser
  • Putzen, Staubsaugen, Wischen
  • Aufkehren mit Handfeger und Kehrblech

Auch Medien gehören heute zu elementaren Erfahrungsbereichen

Es gibt viele Möglichkeiten, damit Kinder beteiligt sein können. Auf diese Weise können sie die elementaren Erfahrungen unseres Leben machen, die grundlegenden Fertigkeiten erlernen. Sie brauchen sowohl die Möglichkeit, mit Materialien und allen Sinnen umzugehen, als auch die Möglichkeit, kooperieren zu dürfen und sich aktiv in unseren Alltag einzubringen. Dies betrifft nicht nur all die Dinge, die wir aus unserer eigenen Kindheit vielleicht noch kennen, sondern auch den Umgang mit Medien, denn auch diese gehören heute zum Alltag und der Umgang damit wird auch in der Zukunft eine Rolle spielen. Neben all dem Matschen, Basteln, Klettern und der Kooperation in unseren Alltagsaufgaben können wir unseren Kindern deswegen auch dort einen Erfahrungsraum geben, der genauso spielerisch, lustvoll und kreativ genutzt werden kann wie all die anderen Erfahrungsbereiche.

Eure

Unser Schlüssel zur Geborgenheit beim Auswandern

Von unseren ersten Jahren als Familie in Indien habe ich hier schon öfter erzählt. Seit ein paar Wochen sind wir dabei, uns wieder in Deutschland einzuleben. Nach so langer Zeit in einer so anderen Kultur ist uns auch Deutschland ein Stück fremd geworden. Für unsere Tochter ist Deutschland wirklich neu. Sie empfindet Indien als ihr Zuhause, mit ihren Freunden, der vertrauten Umgebung, dem Essen und allem anderen, was eine Kultur ausmacht. Für mich hingegen war Indien wirklich vollkommen fremd. Ich stand vor der Herausforderung: Wie kann man inmitten von all dem Neuen und Anderen Geborgenheit finden mit einem Baby oder Kleinkind? Geborgenheit, schreibt Susanne immer wieder, sieht für jede Familie anders aus. In diesem Artikel möchte ich ein paar unserer Schlüssel für Geborgenheit teilen.

Körperkontakt

Berührung und Kontakt helfen uns, uns als Familie zu spüren, auch wenn die äußeren Umstände sich verändern. In Zeiten von Übergang und Veränderung hilft uns Tragen, Umarmen, Kuscheln. Gerade auch, wenn wir auf Reisen waren, haben wir unsere Tochter oft getragen und waren wir so sicher, das Wichtigste nahe bei uns zu haben. So war unsere Tochter auch jederzeit geschützt. Auch wenn ich gerade überfordert, getriggert oder gestresst war von all dem Fremden, half es mir, in einer Umarmung zu sein, so dass sich mein Nervensystem wieder beruhigen und entspannen konnte. Und jetzt in diesen Wochen wird wieder viel getragen, denn wir Eltern sind im Moment das Einzige, was von der vorherigen vertrauten Welt für unsere Tochter noch geblieben ist. 

Verlangsamung

Ich habe in der Zeit in Indien unglaublich viel „verpasst“. Ich habe nicht einmal das Taj Mahal gesehen. Weil ich andere Prioritäten gesetzt habe. Es war mir sehr wichtig, einen stressarmen Familienalltag zu gestalten und Zeit zu haben. Dazu gehört für mich die Möglichkeit verlangsamen zu können, für einzelne Momente, aber auch für Stunden oder Tage oder Wochen. Die Verlangsamung ermöglicht mir, im Kontakt mit mir zu bleiben, mit meiner Tochter, mit meinem Mann. Oder diesen Kontakt wieder herzustellen. Manche Erfahrungen in Indien lösten eine solche Dichte an Empfindungen in mir aus, die ich sonst gar nicht hätte aufnehmen können. Die Verlangsamung ermöglicht mir, Gefühle und Empfindungen zu durchleben und dann auch wieder gehen zu lassen. So konnten wir diese ersten Jahre als Familie in ziemlich großer Langsamkeit gestalten. Das finde ich auch jetzt sehr wertvoll, wo in Deutschland wieder ein anderer Beat vorherrscht. Langsamkeit bedeutete, mehr vor Ort zu sein, weniger zu unternehmen. Dafür aber Zeit zu haben für Beziehung. 

Das Hüten der eigenen Kultur

Neben all dem Abenteuer eines Lebens in Indien war es wichtig, auch die Rituale und Gewohnheiten der eigenen Kultur für uns zu bewahren und Räume zu schaffen, wo sie weiter gelebt werden können. Neben dem Zuhause gehörten für uns dazu vertrautes Essen wie Brot oder auch das Feiern von Festen wie Weihnachten oder Ostern. Wunderschön ist, dass man dieses Würdigen des Eigenen mit den Menschen vor Ort teilen kann: Wir haben oft unsere Nachbarsfamilie eingeladen und konnten sehen, wie bereichernd es für die Kinder ist, zu erleben, dass es bei uns ganz anders zugeht. Dass man bei uns mit Besteck isst und alle gemeinsame am Tisch sitzen zum Beispiel, oder dass man an Ostern Eier anmalt und sucht. Ich brachte den Nachbarn selbstgebackenes Brot und Apfelkuchen und dafür bekamen wir Chapati und Parata. Das Bewahren und Teilen des Eigenen baut Brücken und verbindet. Diese Verbundenheit in aller Verschiedenheit ist etwas sehr Kostbares. Jede und jeder darf anders sein. Trotzdem sind wir zusammen und verbunden. 

All dies hilft uns jetzt übrigens auch beim Einleben in Deutschland. Nur dass es nun darum geht, auch etwas von dem Leben in Indien in unserem Herzen und Alltag zu bewahren. Gerade auch für unsere Tochter, für die Indien das erste Zuhause war.  

Anka Falk hat einen Magister in Rhetorik und Pädagogik und ist Körperpsychotherapeutin, Coach und Dozentin. Von 2007-2017 arbeitete sie in Lehre und Forschung an einem experimentellen Design Institut in der Schweiz. Sie ist im Alter von 37 Jahren mit ihrem Mann nach Indien gegangen. Ihr Kind hat sie in Deutschland geboren, ist dann aber zurück gegangen nach Indien und berichtet von ihrem Alltag dort. Zudem bloggt sie auf ljuno.de und gibt einen Einblick in ihr Alltagsleben in Indien hier auf Instagram 

Wir sind für dich da

Als Baby lagst du in unseren Armen, wurdest getragen. Wir sind zu dir gekommen bei jedem Schrei, bei jedem Weinen – und es waren viele. Kein Weinen musste allein durchlebt werden. Es wurde begleitet, manchmal über Stunden. In der Kleinkindzeit haben wir die Höhen und Tiefen gemeinsam gemeistert: Zusammen gelacht, zusammen die Wut durchgestanden. Wunden angepustet, Hände gehalten, Tränen getrocknet. Wir haben gemeinsam die Stunden durchgestanden, in denen der beste Freund „Du bist nicht mehr mein Freund“ war – und mitgefiebert bei aufregenden Geschichten. Wir haben zusammen Abschiede gemeistert und neue Wege beschritten. Nicht immer einfach, nicht immer ohne Anstrengungen und auch nicht immer ohne Elterntränen. Aber immer wieder mit Liebe.

So bist du größer geworden, jeden Tag. Du bist aus dem Familienbett ausgezogen, hast an anderen Orten übernachtet. An vielen Stellen bist du über dich selbst hinaus gewachsen, immer wieder. Und wir waren da. Manchmal an deiner Hand, manchmal an deiner Seite. Manchmal irgendwo im Hintergrund. Immer ein Ort, an den du zurück kommen kannst. Immer der Ort, an dem sicher alle Gefühle ihren Raum bekommen. An dem du sein kannst, wer du bist. Nicht, wer du sein solltest oder könntest. Manchmal ein lachendes Kind, manchmal weinend, manchmal zornig, manchmal still und dann wieder laut.

Du hast erfahren: Es gibt diesen einen Ort, an dem du angenommen wirst wie du bist. Dieser Ort ist kein Haus, kein Raum, es sind wir, deine Eltern. Mit jeder Geschichte, hast du gelernt, kannst du zu uns kommen. Mit jedem Kummer, mit jedem Unsinn. Wir haben gemeinsam Lösungen für Probleme gesucht, haben – nicht selten – die Augenbrauen hochgezogen und tief durchgeatmet, bevor wie geantwortet haben. Wir haben als Eltern manchmal zusammen gesessen und uns aneinander gelehnt, um uns gegenseitig aufrecht zu halten. Und wir haben heimlich gelacht über die Streiche, bei denen wir eigentlich ernst sein sollten.

Dieser Ort des Vertrauens geht nicht verloren. Die Themen ändern sich, die Probleme bekommen so manches Mal eine gewisse Schwere. Die Sachen, die „angestellt werden“ sind bedeutender als der fehlende Keks aus dem Weihnachtsvorrat. Aber was auch immer es ist, sind wir erst einmal da. Hören zu, atmen, nicken. Wir sind der Ort, an dem die Geschichten des Lebens erzählt werden können. Der Ort des Vertrauens, an dem dies möglich ist.

Wenn ich Familien eines wünsche, dann ist es dies: Dass das Gefühl dafür, da zu sein, bestehen bleibt. Auch nach der Babyzeit, auch nach der Kleinkindzeit. Seid die sicheren Orte, zu denen getragen werden kann, was belastet – ohne Furcht vor Strafen. Seid die Menschen, mit denen Lösungen gesucht werden anstatt die zu sein, vor denen Probleme versteckt werden. Seid der Ort, der signalisiert: Ich bin für Dich da, egal was ist.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Entspannungsideen für Erstklässler*innen

Für ein Kind, das in die Schule kommt, beginnt ein neuer Lebensabschnitt: War es im Kindergarten die/der „Große“, so ist es nun, nach den Ferien, die/der „Kleine“. Es hat einen neuen Tagesablauf, einen neuen (Schul-)Weg zu beschreiten, neue (Bezugs-)Personen, die es kennen lernen muss, neue Kinder, Klassenkameraden, um sich. Dort sind Kinder über mehrere Stunden einer hohen Lautstärke und vielen Sinneseindrücken ausgesetzt. Die Räumlichkeiten und das Gebäude sind ebenso neu wie die Regeln, die Kommunikation, überhaupt das ganze System Schule. Vielleicht kommen Kinder auch bewusst zum ersten Mal mit Vergleich und Bewertung in Kontakt. Eine ganz schöne Leistung, die die neuen Schulkinder da bewältigen, oder?

Rückzugsort Zuhause

Wenn wir uns vor Augen führen, was ein Schulkind bis mittags schon alles leistet, ist es nicht verwunderlich, dass Kinder zuhause erst einmal „in ein Loch fallen“ oder „aufdrehen“. Was viele Kinder jetzt brauchen, sind sicherere, vertrauter Personen und Orte. Die allerwenigsten Kinder rufen jetzt: „Bitte bring mich zum Klavierunterricht!“. Meist wünschen sich Kinder nun einfach „sein“ zu dürfen – und auch ein Stück in Ruhe gelassen zu werden bzw. haben das Bedürfnis nach gemeinsamer Spiel- oder auch Kuschelzeit mit den Eltern. Die Akkus wollen aufgeladen werden. Sie haben bereits schon viele Stunden kooperiert. Wichtig ist, dass nun die Kinder zu Wort kommen. „Was wünscht DU dir jetzt? Wollen wir gemeinsam ein Buch lesen/ malen/ etwas spielen?“ zeigt den Kindern, dass sie uns wichtig sind. 

Raus in die Natur – am besten Barfuß

In der Natur erden sich – nicht nur – Kinder. Das Grün der Pflanzen wirkt entspannend auf die Augen und auf den gesamten Organismus (Stichwort „Waldbaden“). Also raus in Wald und auf die Wiese, in den Stadtpark, in den Garten. Es tut Kindern gut, die Schuhe auszuziehen zu dürfen, barfuß zu laufen, Kontakt zum Boden aufnehmen. Die Füße bilden das Fundament für den ganzen Körper. Spielerisch können die Kinder barfuß ihre Füße trainieren: Auf den Fersen, auf den Ballen, auf den Außen- und dann Innenkanten versuchen zu gehen, Steine oder Eicheln mit den Zehen aufheben,… Anschließend in die „Berghaltung“ kommen: Gerade stehen, Augen schließen und bewusst zu den Füßen spüren. Wie fühlen sich die jetzt an?

Auch gärtnern, in der Erde wühlen, tut gut und baut Stress ab. Barfußpfade fördern die Wahrnehmung. In der Natur entwickeln sich meist von ganz alleine Spielideen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Hier kann ein Stock ein Zauberstab, eine Person, ein Schwert oder ähnliches sein. Die Kinder kommen wieder in den „Selbstwirksamkeitsmodus“. Hier legen sie Spielregeln fest.

In der Schule verbringen Kinder zudem in der Regel die meiste Zeit im sitzenden Zustand. Hier gilt es „auszugleichen“ den Kindern viel Bewegungsfreiheit zu bieten, denn Bewegung baut Stress ab. 

Ton aus

Oft lassen wir uns bewusst oder unbewusst „berieseln“: Das Radio läuft beim Kochen, Duschen oder beim Frühstück, die Kinder lassen beim Spielen den CD Player laufen, im Auto laufen die Nachrichten, im Zug per Kopfhörer Musik oder ein Hörspiel und abends läuft der Fernseher, während wir noch am PC arbeiten. Es kann gut tun, einmal bewusst darauf zu verzichten. Der Stille zu lauschen, die Geräusche wahr zu nehmen, die z. B. innerhalb des Autos oder der Wohnung ganz natürlich entstehen. Und welche außerhalb. „Was kannst du jetzt in dem Moment alles hören?“ Ist eine ganz simple Achtsamkeitsübung für Kinder, die überall gespielt werden kann. Oder man öffnet das Fenster und das Kind lauscht bewusst für 1-2 Minuten den Geräuschen. Hinterher kann man sich über das Erlebte austauschen. 

Ruhehaltung Shavasana

Bitte dein Kind sich in Rückenlage auf den Boden zu legen. Es kann sich auf eine Decke oder eine Yoga-/ Gymnastikmatte legen, damit es nicht so hart ist.  Die Beine sind gestreckt und entspannt, die Füße fallen locker auseinander. Die Arme liegen ausgestreckt neben dem Körper, die Handflächen zeigen nach oben.  Das Kind kann nun die Augen schließen, wenn es mag. Mag es nicht auf dem Rücken liegen, so kann es sich alternativ auf den Bauch drehen.

An kalten Tagen kann eine warme Wärmflasche (oder auch mehrere) bzw. Körnerkissen auf den Bauch (oder Rücken) gelegt werden. Eine Wohltat nach einem aufregendem Schultag. Wichtig ist zu fragen, ob es für das Kind angenehm ist und nicht zu heiß oder schwer. Andersrum geht es genau so gut: An heißen Tagen kann mit Kühlis gearbeitet werden, z. B. eins auf die Stirn, je eins auf jedes Handgelenk.  Liegt das Kind auf dem Rücken, so kann auch ein Augenkissen (ggf. sogar mit entspannendem Lavendelduft) auf die Augen gelegt werden. Dies kann die Entspannung vertiefen. Wer mag, kann sich auch Kopfhörer aufsetzen, um die Außengeräusche auszublenden.

Massagen

Viele Kinder lieben Massagen. Ihr könnt gemeinsam ein Körbchen mit unterschiedlichen Materialien füllen: verschieden große und harte Igelbälle, unbenutzte Malerpinsel – und Rollen, Schwämme, Bürsten, Tuschpinsel, usw. Nach Lust und Laune können die Massageutensilien für Massagen verwendet werden. Schön ist es auch, wenn eine Massagegeschichte dazu erzählt wird. Zu den Klassikern gehört die „Pizzamassage“ oder eine „Wettermassage“. Das Kind darf natürlich auch die Eltern oder Geschwister massieren und sich eigene Massagegeschichten ausdenken. Selbstverständlich kann sich das Kind auch selbst massieren: Dazu kann es sich zum Beispiel mit einem Fuß auf einen Igelball stellen und darauf kreisen. Der Druck bestimmt die Intensität der Massage. Das Kind kann sich auch auf den Boden legen und einen Tennisball unter den Rücken schieben und sich durch Bewegung eine wohltuende Rückenmassage schenken. Eine Kopfhautmassage mit den Fingerspitzen wirkt belebend und entspannend. Müde Beine können auch mit einem Igelball sanft bearbeitet werden. 

Zeug stresst Familien

Der Eintritt in die Schule bietet auch allgemein die Chance bestimmte Bereiche als Familie einmal anzugucken. Denn häufig entsteht Stress aus einem Mangel an Zeit und einem zuviel an Zeug, wie Klamotten oder Spielsachen. Hier könnte „Weniger ist mehr“ helfen, den Alltag zu entschleunigen. Folgende Fragen dienen als Reflexionsinspiration: 

  • Passt unser Tagesablauf zu unseren Bedürfnissen?
  • Was wollen wir als Familie wirklich? Was ist uns wichtig? Was nicht mehr?
  • Muten wir unserem Kind zu viel zu in Bezug auf „Freizeitprogramm“?
  • Stresst sich das Kind evtl. sogar selbst mit seinen Freizeitbeschäftigungen?
  • Wer oder was raubt ungewollt Zeit – wie können wir das abschalten?  
  • Welche Personen sind uns wichtig und wollen wir weiterhin in unserem Leben haben?
  • Und welche Personen tun uns nicht gut?
  • Können wir Haushaltsaufgaben neu und anders aufteilen oder an Dritte delegieren?
  • Fühlen wir uns in unseren 4 Wänden wohl?
  • Mit welchen Räumen oder Ecken in der Wohnung sind wir unzufrieden? Wie können wir das ändern?
  • Gibt es Streit über bestimmte Sachen? Welche Sachen werden nicht mehr benötigt und können weitergegeben oder verkauft werden?

Ich wünsche allen Familien einen entspannten Schulalltag!

Stephanie Weich ist Erzieherin und Krippenpädagogin aus Vechelde. Sie hat u.a. Weiterbildungen zur Entspannungstherapeutin, Stressmanagementtrainerin und Kursleiterin für Progressive Muskelentspannung & Autogenes Training besucht. Weitere Angebote finden sich auf ihrem Blog und auf Instagram.Zu dem ist sie Autorin des Buches Spielerische Meditationen mit Klang, Bewegung und allen Sinnen.