Ist das jetzt wirklich wichtig?

Ich werde oft danach gefragt, was den Alltag mit Kindern erleichtern kann. Bestimmte Dinge? Ein bestimmtes Erziehungskonzept? Rituale mit Kindern? Und ja: es gibt viele kleine Bausteine, die den Alltag mit Kindern ebnen können, ausgerichtet an dem, was wir als Familie und alle Mitglieder darin brauchen. Aber mehr als alles drum herum und alle Dinge ist die innere Einstellung wichtig. Sie kann uns gut durch den Alltag begleiten.

Bei der inneren Haltung gibt es eine Frage für Eltern, die wir uns immer wieder stellen können und die es uns erleichtert, gut durch den Alltag zu kommen. Eine Frage, die wirklich Bedürfnisorientierung ausdrückt und die im Babyalter, im „Trotz“alter und auch später mit unseren Kindern immer wieder die Situationen in das richtige Licht rückt und uns auf einen guten Weg führt. Eine Frage, die wir Eltern uns immer dann Fragen können, wenn es wirklich schwierig wird. Die Frage ist so simpel wie wirkungsvoll: „Ist das jetzt wirklich wichtig?“

Wochenbett: Ist das jetzt wirklich wichtig?

Im Wochenbett ist es wichtig, dass die Familie sich entspannt finden kann. Viele Dinge drum herum sind nicht besonders wichtig: Wenn Besuch kommt, muss die Wohnung nicht perfekt aufgeräumt sein, der Abwasch darf sich türmen und die Kleidung nicht gebügelt sein. Das Essen kann auch mal bestellt werden und Staubmäuse dürfen sich in die Ecken kuscheln. Im Frühwochenbett sollten Mutter und Kind (und nach Möglichkeit auch der andere Elternteil) möglichst im Bett bleiben. Und bevor die Mutter aufsteht, darf sie sich jedes Mal fragen: Ist das jetzt wirklich wichtig oder kann das jemand anderes für mich erledigen?

Babyzeit: Ist das jetzt wirklich wichtig?

Auch für die Babyzeit, gerade am Anfang, ist Entspannung wichtig. Das Baby möchte kennengelernt werden und wir Eltern müssen die Sprache des Kindes verstehen lernen und die jeweiligen Bedürfnisse im Alltag umsetzen. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Das Kennenlernen und Verstehen funktioniert am besten dann, wenn sich alle Beteiligten Zeit nehmen für Beobachtung und Ruhe. Viele Termine, Termine mit kleinem Baby in lauter Umgebung oder bei greller Shoppingcenterbeleuchtung können anstrengend sein. Manchmal ist es gut, einen Gang zurück zu schalten und das Baby den Rhythmus vorgeben zu lassen. Es geht sicher nicht immer, gerade bei Familien mit mehreren Kindern, aber wir können uns auch hier immer wieder fragen: Ist das jetzt wirklich wichtig?

„Trotzphase“: Ist das jetzt wirklich wichtig?

Wenn die Kinder größer werden, führen sie uns vor neue Herausforderungen und wir müssen uns so manches Mal mit uns selbst und unserer eigenen Kindheit auseinander setzen. So manche Sätze, die wir nie sagen wollten, kommen vielleicht in unseren Kopf oder auch einmal über die Lippen. Und so manche Fragen im Alltag ergeben sich und wir fordern von unseren Kindern bestimmte Verhaltensweisen ein, von denen wir denken, dass sie angebracht wären. Doch vieles von dem, was wir selbst erfahren haben, muss heute nicht mehr sein. Jungen sollen keine Röcke tragen? Das Kind mag bestimmte Speisen nicht essen? Gerade wenn das Kind eigene Ideen hat und wir nur mit unserem Gedanken „Das macht man aber so“ dagegen stehen, können wir uns fragen: Ist das jetzt wirklich wichtig? Oder ist es vielleicht nur ein längst überholter Gedanke, der sich aus der eigenen Kindheit festgesetzt hat.

Schulkindzeit: Ist das wirklich wichtig?

Wenn die Kinder größer werden, brauchen sie mehr Raum zum Ausfliegen. Als Eltern begleiten wir sie ihr ganzes Leben und geben ihnen von Anfang an einen sicheren, geborgenen Raum und die Möglichkeit, von dort aus die Welt zu erkunden. Je größer sie werden, desto größer wird der Bereich, den sie erkunden wollen und die Dinge, die sie ausprobieren möchten. Als Eltern ist es unsere Aufgabe, ihnen nicht nur die Wurzeln zu geben, sondern auch die Flügel und den Flugraum. Manchmal fällt es gar nicht so leicht, los zu lassen. Auch hier können wir uns immer wieder fragen, wenn wir zweifeln, ob wir unserem Kind etwas ermöglichen können und das ausreichende Vertrauen in seine Fähigkeiten haben: Ist das wirklich wichtig, dass ich das nicht möchte? Oder ist es nur eine Angst, weil ich mein Kind noch innerlich zu klein sehe?

„Ist das jetzt wirklich wichtig?“ ist eine Frage, die mich seit vielen Jahren nun begleitet und mir immer wieder geholfen hat, um meine Perspektive wieder gerade zu rücken. Wahrscheinlich wird sie mich mein ganzes Leben begleiten und auch später, als Großmutter, werde ich mich sicherlich oft fragen: „Ist das jetzt wirklich wichtig, dass ich meine Meinung dazu gebe, oder gehen meine Kinder schon ihren eigenen Weg als Eltern gut?“. Durch diese Frage habe ich viele Situationen im Alltag entschärft und vor allem habe ich sehr viel über mich selbst gelernt.

Eure

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