Alle Artikel von Susanne Mierau

Hanni Honigbiene – Kooperatives Brettspiel für Kinder ab 2 Jahren

Rezensionsexemplar*

„Meine ersten Spiele: Hanni Honigbiene“ (Amazon** | Buch 7** | Hersteller) beinhaltet zwei kooperative Würfelspiele für Kinder ab 2 Jahren. Im Sinne der Kooperation geht es in diesem Spiel darum, gemeinsam auf ein Ziel hin zu arbeiten. Es wird nicht gegeneinander, sondern miteinander gespielt.

Variante 1

In der ersten Spielvariante fliegt Hanni Honigbiene über die bunte Blumenwiese von einer bunten Blüte zur nächsten, bringt den Nektar zum Bienenstock, wo er zum Honig wird und schließlich ein Honigglas befüllt. Ziel ist es, gemeinsam das Honigglas zu füllen und hoffentlich so viele nicht verwelkte Blumen anzufliegen, dass das Glas voll werden kann.

Reihum wird gewürfelt: Die gewürfelte Farbe wird benannt und dann die dazu passende Blüte ausgesucht. Hanni Honigbiene fliegt zur Blüte, die dann in den aufgestellten Bienenstock geworfen wird und durch den unteren Schlitz mit der Rückseite, die einen Honigtropfen zeiht, heraus fällt. Dieser Honigtropfen wird dann in das Glas gegeben. Wird allerdings die verwelkte Blüte gewürfelt, muss eine Blütenkarte aus dem Spiel genommen werden. Passiert das zu oft, kann nicht genug Honig gesammelt werden.

Hanni Honigbiene

Variante 2

Die zweite Spielvariante ist eine Art Memoryspiel: Hier werden die runden Plättchen mit dem Honigtropfen nach oben ausgelegt. Ziel ist es, die gewürfelte Farbe aufzudecken und die entsprechende Blüte dann in den Honigstock zu stecken, um dann mit dem Honigtropfen wieder das Glas zu befüllen. Auch hier kann wieder die verwelkte Blüte gewürfelt werden, was zum Ausscheiden eines Plättchens aus dem Spiel führt. Ziel ist es wieder, das Honigglas zu füllen.

Fazit

Beide Spielvarianten sind schön gestaltet und der aufgestellte Bienenkorb im Spielkarton lädt zum Spielen ein. Die Spieldauer ist ausreichend kurz, so dass ein zweijähriges Kind sich daran erfreuen kann und auch wenig komplex. Etwa 10 Minuten pro Spiel kommen zusammen. Die zweite Variante ist etwas anspruchsvoller, aber durch die geringe Anzahl an Blüten-/Tropfenplättchen (10 Stück) altersangemessen. Alle Spielmaterialien sind für Kleinkindhände ausreichend groß und auch stabil. Insgesamt ein niedliches erstes Brettspiel für kleine Kinder.

In der Spielanleitung findet sich noch eine Kurzinformation über Bienen für ältere Kinder. Prinzipiell lädt das Spiel dazu ein, sich mit dem Thema „Bienen“ zu beschäftigen oder das Spiel zu nutzen, wenn das Thema gerade aktuell ist, beispielsweise im Frühjahr. Passend dazu können Bücher über Bienen gelesen werden und im Frühjahr Blumensamen gesäht werden.

* Das Spiel „Meine ersten Spiele: Hanni Honigbiene“ wurde nach Anfrage als Rezensionsexemplar von der Firma Haba zur Verfügung gestellt. Die hier abgebildete Rezension spiegelt unsere persönliche Meinung wieder.
**Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen.

Kooperatives Brettspiel: Die Legende der Irrlichter

Rezensionsexemplar*

„Die Legende der Irrlichter“ (Amazon** | Buch 7** | Hersteller) ist ein kooperatives Brettspiel aus dem Hause Haba für 4 Teilnehmer*innen ab 6 Jahren. Gespielt wird auf einem interaktiven Spielplan mit LED-Labyrinth, betrieben durch Batterien.

Geschichte

Als Team geht es zusammen darum, das Schloss Luxantis von König Nachtula vor den Schattenwesen zu bewahren. Um die Schattenwesen zu besiegen, müssen im Lichterwald-Labyrinth verzauberte Gegenstände eingesammelt werden. Aber das ist gar nicht so einfach, denn die roten Irrlichter bringen die Gefährt*innen gerne vom Weg ab. Nur gemeinsam können alle Gegenstände eingesammelt und die Schattenwesen besiegt werden.

Spiel

Maximal 4 Spieler*innen können sich auf dieses Abenteuer begeben. Gemeinsam wird in der Spielfeldmitte gestartet von wo aus sich das Team aufteilen muss: Wer sammelt welche Gegenstände ein, damit die insgesamt 8 Schattenwesen, die sich auf Schloss Luxantis zubewegen, aufgehalten werden können? Jedes Schattenwesen zeigt auf der Schattenwesen-Karte, welche Objekte es aufhalten können. Gemeinsam muss sich also die Gruppe verständigen, wer welches Objekt einsammelt und in welcher Reihenfolge das sinnvoll ist. Die Spieler*innen spielen im Uhrzeigersinn: Jede*r kann die eigene Spielfigur in einer Runde maximal 5 Felder weit bewegen und würfelt abschließend. Der Würfel zeigt an, ob anschließend die rote Taste gedrückt werden muss (die gefährlichen roten Irrlichter leuchten auf und senden, wenn sich jemand auf ihnen befindet, denjenigen zum Start zurück), die blaue Taste mit den blauen Glühwürmchen den sicheren Weg anzeigt, der schwarze Wirbel die blauen und roten Glühwürmchen den Weg verändern lässt oder sogar ein Schattenwesen ein Feld vorrücken kann zum Schloss.

Das Spiel ist sowohl in der Komplexität als auch Geschichte herausfordernd und für Kinder, die es gerade gerne magisch mögen, passend. Der Schwierigkeitsgrad kann (und muss je nach Spieler*innenanzahl) angepasst werden: Sind es nur zwei Spieler*innen, ist es schwer, das gesamte Spielfeld auf der Suche nach den passenden magischen Objekten zu überqueren, um die Schattenwesen zu bekämpfen. Hier können daher dann einfacher zu besiegende Schattenwesen ausgewählt werden (die nur 1 oder 2 magische Objekte benötigen, um bekämpft zu werden). Wer es komplizierter mag, kann die schwereren Schattenwesenkarten einsetzen.

In einer großen Gruppe von vier Personen hat es hier besonders große Freude bereitet. Bei jeder Teamgröße ist es jedoch wichtig, gemeinsame Absprachen zu treffen, gemeinsam zu planen und wirklich miteinander zu spielen. Durch die Änderungen des schwarzen Wirbels wird das Spiel immer wieder spannend – solange auch ausreichend oft die Schattenwesenseite des Würfels gewürfelt wird und die Spielteilnehmer*innen auch gegen die Zeit spielen. Die roten Irrlichter sind nicht zwangsweise ärgerlich, wenn die Teammitglieder erkennen, dass ein rotes Irrlicht auch nutzbringend eingesetzt werden kann, weil so der Weg zur Spielfeldmitte verkürzt wird.

Fazit

Ein schönes Spiel für eine Gruppe, bei dem wirklich gut zusammengearbeitet werden muss und das auch für ältere Kinder spannend bleiben kann, wenn passend gewürfelt wird. Die LED-Lichter sind dabei natürlich ein Highlight und geben dem Spiel einen besonderen Zauber.

Schade ist, dass die magischen Objekte auf den Schattenwesenkarten sehr klein abgebildet sind und bei voller Besetzung des Spiels nicht von jeder Position gleich gut erkannt werden kann, welche magischen Objekte für welches Schattenwesen eingesammelt werden müssen. Da sie sich auch ähneln, kann es zu Verwechslungen kommen.

Insgesamt aber ein schönes Spiel, das durch die Veränderungen immer wieder neu gespielt werden kann.

* Das Spiel „Die Legende der Irrlichter“ wurde nach Anfrage als Rezensionsexemplar von der Firma Haba zur Verfügung gestellt. Die hier abgebildete Rezension spiegelt unsere persönliche Meinung wieder.
**Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen.

Vor dem Kind mit der eigenen Wut umgehen

Und auf einmal ist sie da, die Wut. Über den ausgeschütteten Tee, über die zerbrochene Tasse. Darüber, dass sich das Kind mal wieder nicht anziehen lassen will oder dass es ein bestimmtes Schimpfwort gesagt hat, von dem man doch schon x Mal gesagt hat, dass es nicht gesagt werden soll. Da ist sie also, diese Wut und bahnt sich den Weg durch den Körper in jede einzelne Zelle, möchte über die Lippen kommen, möchte vielleicht etwas anfassen, möchte etwas werfen oder aufstampfen oder… Aber halt! Wir sind keine Kinder, wir sind die Erwachsenen. Wir sind Vorbilder und können überlegt handeln – oder doch nicht?

Wut darf sein

Wut zu spüren, ist normal. Sie gehört zur breiten Palette unserer Gefühle. In unserem Alltag können wir all das spüren: Liebe und Mitgefühl und Freude, aber auch Wut, Enttäuschung, Ekel. Was oft als „negative“ Gefühle bezeichnet wird, ist einfach ein Teil unseres Gefühlslebens. Es ist richtig, zu fühlen. Und auch diese Gefühle haben ihre Berechtigung, deuten sie uns doch auf etwas hin: auf einen Widerwillen, auf Gefahr, auf Überforderung, auf Ungerechtigkeit. Hinter dem Gefühl, das wir spüren, steht ein Anlass dafür, genau das zu spüren. Und dieser Anlass für dieses Gefühl verdient Beachtung. Es ist nicht richtig, von uns zu erwarten, dass wir bestimmte Gefühle aus dem Leben ausklammern, weil wir Eltern geworden sind.

Meistens ist es nicht das Kind…

In den meisten Fällen ist es nicht das Kind, das die großen Gefühle in uns auslöst. Oft bringen Kinder nur das Fass zum Überlaufen: An einem ohnehin schon anstrengenden Tag, an dem wir nur noch schnell nach Hause wollen, zieht das Kind auf einmal die Bremse und setzt sich auf den Bürgersteig, nicht bereit noch einen Zentimeter voran zu gehen. Wir sind erschöpft von diesem Tag, wollen uns endlich ausruhen und dann das! Wir schimpfen, aber eigentlich meinen wir nicht: „Kind, ich bin so wütend auf dich!“ sondern „Kind, nicht das jetzt auch noch. Der Tag war zu anstrengend!“ An einem stressigen Morgen mit Zeitdruck will sich das Kind nicht anziehen. An einem Samstag ohne Terminen wäre es vielleicht kein Problem, aber heute muss das Kind pünktlich abgeben sein, denn kurz darauf gibt es einen wichtigen Termin. Wir schimpfen und meinen eigentlich nicht „Kind, mach dich endlich fertig, immer bist du zu langsam!“, sondern meinen eher „Kind, heute ist es doof, ich muss so dringend zu diesem Termin!“ Unser Alltag ist voll von all den Dingen, die es uns schwer machen, Familie entspannt zu leben. Voll von Terminen, Druck, Stress – und diese sind gerade in der Kleinkindzeit große Hürden für den Alltag.

Und manchmal weckt das Kind auch Erinnerungen

Manchmal wecken unsere Kinder mit ihrem Verhalten aber auch Erinnerungen, die tief in uns verwurzelt sind: wir werden „getriggert“. Die Erfahrungen unseres Lebens sind in unserem Gehirn gespeichert. Ist das Kind laut, schreit es, schlägt es um sich, beißt oder tritt, kann uns das an die eigene Kindheit erinnern. Wir versuchen, diese Situation zu unterbinden durch Handlungsmuster, die wir erfahren haben. Oft sind das jene, die wir eigentlich nicht einsetzen wollten in der Erziehung der eigenen Kinder.

„Das Kind ist AUSLÖSER für ein Verhalten, das tief in uns eingespeichert ist. Die eigentliche URSACHE unseres Handelns ist nicht das Kind, sondern die Erfahrung, die wir selbst gemacht haben.

S. Mierau „Ich! Will! Aber! Nicht!“ S. 68

Wie nun mit der Wut umgehen?

Wir sehen also: Wut ist ein normales Gefühl. Wir sehen auch: Auf vielfältige Weise kann Wut in unserem Alltag ausgelöst werden – selbst wenn wir uns bemühen, die auslösenden Faktoren zu vermeiden. Wir wissen: Es tut unseren Kindern nicht gut, wenn wir sie beschämen, durch Worte ihren Selbstwert angreifen – und jede Art körperlicher Gewalt ist falsch. Aber wie können wir nun mit der Wut, die es eben gibt, umgehen? Wie sollen wir im Familienalltag einen Weg finden, wütend zu sein und wütend sein zu dürfen? Wie können wir unseren Kindern ein gutes Vorbild darin sein, Wut zu haben und angemessen damit umzugehen?

Zunächst können wir die äußeren Faktoren in den Blick nehmen, die uns in Wutsituationen führen können und sehen, was an diesen geändert werden kann: Wo können wir den Alltag entstressen, wo können wir mehr Unterstützung bekommen und Aufgaben abgeben? Welche Routinen können wir ändern oder neu entwickeln, um weniger Stress zu haben? Den Tisch abends für morgens vordecken? Die Kleidung abends schon bereit legen? Das Kind doch lieber tragen oder mit dem Buggy abholen, auch wenn es schon 4 ist, als darauf zu bestehen, dass es erschöpft vom Kitatag noch läuft, weil es „ja schon groß“ ist?

An welchen Stellen sind es vielleicht auch Fehlannahmen über unser Kind, die uns leiten: Kinder wollen uns nicht verärgern, sie spielen keine „Machtspiele“, sondern haben konkrete Bedürfnisse, die hinter ihrem Verhalten stehen. Diese zu ergründen, kann uns – gerade in der Kleinkindzeit – auch einem entspannteren Alltag näher bringen. Schauen wir, was unser Kind leitet, warum es sich verhält, wie es sich verhält. Und übernehmen wir als neuen Glaubenssatz, den wir uns immer wieder vorsagen: „Mein Kind will mich nicht ärgern. Es handelt, wie es handelt, weil es einfach ein Kind ist.“

Wenn wir damit einige Wutsituationen umschifft haben, können wir uns uns selbst zuwenden: Wie schaffe ich es, in den dennoch anstrengenden Situationen zwar wütend, aber nicht verängstigend oder beschämend zu sein? Die Neurowissenschaftlerin Jill Boyle Taylor erklärt in ihrem Buch „My stroke of Insight. A Brain Scientist’s Personal Journey„, dass die eigentliche Wutreaktion, die neurochemisch im Gehirn ausgelöst wird, nur 90 Sekunden andauert. Diese Sekunden – die sich lang anfühlen können – sind es, in denen wir uns um uns selbst kümmern müssen und für die wir Handlungsalternativen finden und implementieren müssen: Schritt für Schritt sollen wir von dem, was wir eigentlich tun wollen (beispielsweise das Kind anschreien) neue Möglichkeiten einüben (beispielsweise erst einmal die Wand anschreien, schlagen die Autorinnen vor). Unsere Wut ist da, sie ist eines unserer Gefühle. Wir sollten allerdings einen guten Umgang mit ihr finden.

In vielen Situationen tut es gut, bewusst einen Schritt zurück zu treten – das kann auch wortwörtlich sein. Sich distanzieren von der Situation und durchatmen. Sich eine Pause verschaffen, um dem Körper die Chance zu geben, sich zu beruhigen und dann eine überlegte Handlung auszuführen. Wir können über unseren Ärger sprechen, wir können ihn rauslassen und dabei bei uns bleiben. Nicht zum Kind sagen: „Du bist blöd, weil du die Tasse kaputt gemacht hast!“ sondern „Ich bin echt traurig, weil die Tasse kaputt ist!“ oder statt „Jetzt hör endlich auf mit deinem nervigen Geschrei!“ sagen „Für mich ist es gerade wirklich zu laut, ich brauche eine kurze Pause.“ Es ist in Ordnung, sich eine Pause zu nehmen, sich eine Pause zu gönnen. Wir müssen nicht immer für alles beständig eine Lösung parat haben.

Mit der Zeit können wir unser Bewusstsein darauf lenken, wie es sich anfühlt, wenn die Wut in uns aufsteigt und dann schon frühzeitig die Notbremse zu ziehen, wenn es geht. Manchmal spüren wir, dass wir uns auf eine Situation zubewegen und können uns selbst sagen: Gleich wirst du wütend. Wenn wir das spüren, weil vielleicht unsere Atmung flacher und schneller wird, weil wir merken, wie unser Herz stärker schlägt, können wir versuchen, uns frühzeitig aus der Situation zu ziehen und eine Pause zu gönnen. Manchmal merken wir auch lange Zeit vorher, dass der Tag irgendwie eine ungünstige Wendung zu nehmen droht und können dann bewusst gegenwirken: Die Musik anmachen und tanzen, alle Verabredungen absagen und sich einfach zusammen ins Bett kuscheln und lesen, …

Es ist nicht leicht, einen neuen Umgang mit der Wut zu finden, wenn wir in alten Mustern feststecken. Aber es ist möglich. Es braucht vor allem Zeit, manchmal aber auch eine therapeutische Unterstützung. Es ist nicht schlimm, Hilfen zum Umgang mit der Wut zu suchen, denn oft haben wir einfach keinen guten Umgang erlernt und brauchen neue Ideen, Vorbilder und Anregungen für diesen Weg. Er ist es wert. Für unsere Kinder, aber auch für uns selbst.

Eure

Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen. Das Buch „Mama, nicht schreien“ habe ich von den Autorinnen als Rezensionsexemplar zugestellt bekommen.

Ich will das anders machen! Kleinkindbedürfnisse verstehen

Du sagst: „Nein, ich will das nicht anziehen!“. Ich höre: „Nein, ich habe keine Lust, lass mich in Ruhe.“ Du meinst aber: „Ich will DAS nicht anziehen, ich will es alleine machen!“. Du sagst: „Ich will das nicht essen.“ Ich denke: „Das schmeckt dem Kind also auch wieder nicht!“ Du meinst: „Ich will selber entscheiden, was ich zu mir nehme.“ Diese Beispiele lassen sich scheinbar endlich fortführen – gerade mit Kleinkindern.

Kommunikationsprobleme mit Kleinkindern

Die Kleinkindphase ist eine Zeit, in der wir oft ein wenig aneinander vorbei kommunizieren: Da ist das Kind, das einen Wunsch zum Ausdruck bringt oder eine Ablehnung, hinter der ein Bedürfnis steht. Und da sind wir Erwachsenen, die diese Äußerung aus unserer Erwachsenperspektive sehen und bewerten. – Nur übersehen wir dabei häufig, dass ein „Nein“ des Kindes nicht zwangsweise ein absolutes Nein zu der Situation ist, sondern ein Nein zu unserer erwachsenen Idee zur Lösung eines Sachverhalts.

Kinder wollen ins Leben wachsen

Was Kinder – gerade in dieser Zeit – wollen, ist, in das Leben hinein zu wachsen. Das ist ihr Plan, ihre Aufgabe in dem, was wir Kindheit nennen. Sie wachsen in das Leben hinein und lernen das Leben, die Welt, die Menschen kennen. Und dies schaffen sie nur, indem sie sich aktiv mit der Welt auseinander setzen und auch auseinander setzen dürfen. Sie brauchen den Freiraum, Erfahrungen zu machen, Dinge zu lernen – und auch Fehler zu machen und daraus zu lernen.

Wenn unsere Kinder größer werden, fordern sie dieses Lernen und Teilhaben ganz aktiv ein. In der Babyzeit gelingt es uns noch oft, sie abzulenken, unsere Pläne durchzusetzen. Von Vorteil ist es, wenn wir schon in dieser Zeit damit beginnen, das Kind teilhaben zu lassen: Bei der Pflege, wenn es sich selbst abwischen darf, beim Essen, wenn es sich selbst füttern kann, beim Anziehen, wenn wir es auffordern, den Fuß zu heben, damit wir den Strumpf darüber ziehen können. Kinder sind von Anfang an daran interessiert, mitzuwirken, uns – neben dem Bestreben nach Selbstwirksamkeit – entgegen zu kommen.

„Oft bedeutet der Alltag mit einem Kind in der Autonomiephase eine Abkehr von den Gedanken, die uns bislang vermittelt wurden. Der wichtigste – vielleicht neue – Gedanke lautet: Dein Kind möchte kooperieren und unterstützen. Und das jeden Tag in vielen Situationen. Schau einfach genau hin!“

S. Mierau in „Ich! Will! Aber! Nicht!“ S. 61

Manchmal kollidieren allerdings beide Ansprüche: Das Kind möchte die Eltern nicht bewusst verärgern, sondern hat im Rahmen der Bindung das Bedürfnis, den Eltern zu entsprechen, um Sicherheit und Versorgung zu gewährleisten. Gleichzeitig hat es aber auch das Bedürfnis, sich zu entwickeln und zu lernen. Diese Neugierde und dieses Entwicklungsbedürfnis ist natürlicherweise sehr stark und das Kind kommt diesem nach im Rahmen der natürlichen Entwicklung. Dabei stößt es aber auf Hindernisse bei den Eltern, die vielleicht das Entwicklungsbedürfnis nicht sehen, aktuell nicht berücksichtigen können oder auch andere Abwägungen treffen müssen (beispielsweise bei Gefahrensituationen, die das Kind nicht überblicken kann). So kommt es zu einem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Ansichten und ggf. zu einem Konflikt.

Mögliche Problemlösungsstrategien

Was wir also in den Situationen tun können, die zu einem Konflikt werden: Wir können uns und dem Kind) eine Reihe unterschiedlicher Fragen stellen, um vielleicht neue Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen oder zu finden:

Was will das Kind wirklich? Zieht sich das Kind beispielsweise auf der Straße auf einmal die Schuhe aus, können wir es zunächst fragen, warum es das tut, anstatt es gleich zu ermahnen. Vielleicht antwortet es (wie das Kind hier oben im Bild): „Ich möchte mal kurz fühlen, wie sich der Fußboden hier anfühlt.“ Lehnt es also etwas ab, oder möchte es „nur“ etwas anders gestalten? Wir können uns auch fragen, ob die Ängste oder Ansichten, die unsere Handlungen leiten, wirklich wichtig und richtig sind, oder ob es „nur“ erlernte Konventionen sind, auf die wir bestehen, die aber eigentlich nicht sinnvoll oder zielführend sind.

Können wir (jetzt oder in Zukunft) die Situation anders gestalten, damit dem Bedürfnis des Kindes mehr entgegen gekommen wird? Haben wir vielleicht übersehen, dass das Kind in der Entwicklung schon weiter ist und behandeln es noch ein wenig „babyhaft“, obwohl es eigentlich schon Dinge kann, die wir noch für das Kind tun? Können wir gemeinsam ausprobieren, wie weit das Kind in einem bestimmten Bereich schon ist, um dann passende neue Herausforderungen in den Alltag einzubauen (beispielsweise das Kind bei der Essenszubereitung mehr einbinden).

Wie in der Kommunikation mit erwachsenen Menschen sollten wir auch hier von einem Dialog ausgehen, von einem Miteinander und dem gemeinsamen Finden eines Wegs.
Eure

„Ich hab Bauchweh“ – Wenn Kinder eine Pause brauchen

Manchmal sind die Tage anstrengend. Manchmal gibt es Streit mit Freund*innen, manchmal gibt es Umbrüche im Alltag. Auch für Kinder ist nicht jeder Tag einfach. Und auch bei ihnen kann Stress und Anspannung auf den Bauch schlagen. Wichtig ist natürlich, zunächst abzuklären, ob nicht wirklich eine Erkrankung hinter dem Bauchweh oder den Kopfschmerzen steht*. Neben solchen Erkrankungen projizieren Kinder aber auch unangenehme Gefühle auf Kopf oder Bauch: „Mein Kopf tut weh!“, „Ich hab Bauchweh.“ – Diese Sätze kennen wohl viele Eltern. Aber wie können wir damit umgehen, wenn das Kind scheinbar Schmerzen ohne „echte“ Ursache hat?

Schmerzen sind Schmerzen

Schmerzen sind Schmerzen. Wir können nicht nachfühlen, ob das Kind Schmerzen hat oder nicht, auch wenn es keine medizinische Ursache gibt. Es ist möglich, dass sich ein Unwohlsein tatsächlich durch Schmerzen äußert. Deswegen gilt immer: Wenn Kinder Schmerzen haben, sollten wir diese Ernst nehmen. Hat ein Kind Schmerzen oder spricht es über Schmerzen, sollten wir daher nicht sagen: „Das ist nicht schlimm“, „Das kann gar nicht sein“, „Das bildest du dir nur ein“, sondern vielmehr Verständnis entgegen bringen: „Das tut dir weh!“ „Zeig mir, wo es weh tut“ oder auch „Was glaubst du, woher die Schmerzen kommen“ – solche Reaktionen bieten eine Möglichkeit zum Gespräch. Das Kind fühlt sich angenommen und verstanden und kann sich weiter öffnen.

Die Frage nach einer möglichen Ursache kann gerade auch bei größeren Kindern eine Tür sein, um dem Grund auf die Spur zu kommen: Vielleicht ist ein anderes Kind krank mit solchen Schmerzen, vielleicht hat es in Kita oder Schule etwas über eine Krankheit gehört, das es verängstigt hat. Vielleicht sagt es auch direkt, dass ein anderes Kind es geärgert hat und es seither Schmerzen hat. Oder dass es weh tut, weil gerade eine bestimmte Situation so anstrengend ist. Geben wir den den Kindern die Möglichkeit, den Schmerz zu benennen und sind wir bereit, uns darauf einzulassen, helfen wir den Kindern bereits durch das Gefühl, nicht allein zu sein.

Schmerzen „behandeln“

Vielleicht können wir durch solche Gespräche bereits die Ursache finden und an einem konkreten Problem gemeinsam arbeiten. Manchmal ist die Ursache aber auch nicht so einfach oder überhaupt nicht zu finden. Hier hilft es, wenn wir dem Kind Unterstützung geben beim Umgang mit dem Schmerz.

Oft haben Kinder „Bauchschmerzen“ oder „Kopfschmerzen“, wenn sie eine Ruhepause brauchen und ein wenig aus dem Alltag ausbrechen müssen, um mal wieder Zuwendung und Aufmerksamkeit von den Bezugspersonen zu bekommen. Das kann im Alltag einfach vorkommen, dass es zwischenzeitlich mal ein stärkeres Bedürfnis danach gibt, vielleicht weil der Alltag gerade sehr anstrengend oder mit vielen Veränderungen verbunden war. Wichtig ist, dies zu erkennen und (ohne Anklage) darauf zu achten, dem Kind zu vermitteln, dass es auch andere Wege geben kann, um Ruheinseln in den Alltag einzubetten, ohne dass dafür Beschwerden herangezogen werden müssen. Gerade in anstrengenden Übergangszeiten oder wenn es gruppendynamische Probleme gibt, bieten sich regelmäßige Rituale an, um die Akkus wieder aufzufüllen.

In der konkreten Situation aber geht es zunächst darum, für diese aktuelle Situation eine gute Begleitung zu finden und dem Kind liebevolle Zuwendung zukommen zu lassen. Wie sie aussehen kann, ist ganz verschieden – je nach Vorlieben des Kindes.

Ideen zur „Behandlung“ sind beispielsweise:

  • An erster Stelle steht immer das Mitgefühl
  • Körperkontakt: die warme Hand des anderen auf dem schmerzenden Bauch oder Kopf tut gut. Über Körperkontakt können wir Fürsorge vermitteln, Oxytozin, das bei positivem Körperkontakt ausgeschüttet wird, beruhigt und entspannt. Auch eine entspannende Bauchmassage (im Uhrzeigersinn) kann helfen. Oder mit etwas Creme ein lachendes Gesicht, eine Sonne oder ein Herz auf den Bauch des Kindes zu malen.
  • Ruhig zusammen atmen: Das Kind kann bei Bauchschmerzen die eigenen Hände auf den Bauch legen und bis in den Bauch atmen: Der Bauch hebt sich. Dann langsam ausatmen lassen und beobachten, wie sich der Bauch wieder senkt.
  • Bei Kopfschmerzen kann der Kopf in die Hände genommen und angenehm umfasst und dabei ebenfalls ruhig geatmet werden.
  • Mag das Kind Berührung (gerade) weniger, kann auch ein warmer Tee beruhigend und entspannend wirken.
  • Manchmal tut es auch gut, den Schmerz zu verbildlichen: Ein Bild dazu malen, eine Figur kneten. So wird der Schmerz in Gedanken aus dem Körper ausgelagert.
  • Hat das Kind über einen längeren Zeitraum Schmerzen, sollten auch die Gewohnheiten in den Blick genommen werden: Gibt es konkrete Auslöser, schläft es zu wenig, treten Schmerzen nach ganz bestimmten Situationen auf?

So, wie für Erwachsene, gibt es auch für Kinder eine Vielzahl an anstrengenden Situationen. Nur weil die Kinder sind, kommen sie nicht zwangsweise leichter mit dem Alltag zurecht oder sind unbeschwerter. Haben wir einen Blick für ihre Bedürfnisse und gönnen wir ihnen die Ruhe- und Entspannungspausen, die wir uns ja auch oft wünschen.

Eure

*Bei plötzlich auftretenden Schmerzen oder länger andauernden Schmerzen ist eine Ärztin/ein Arzt aufzusuchen. Gerade bei Bauch- und Kopfschmerzen gibt es eine Vielzahl möglicher Ursachen, die abgeklärt werden sollten. Dieser Artikel bezieht sich ausschließlich darauf, wenn von medizinischer Seite Erkrankungen/Nahrungsmittelunverträglichkeiten/Sehprobleme etc. ausgeschlossen werden können und Bauch- oder Kopfschmerzen durch Anspannung/Stress/Nähebedürfnis entstehen.

Kooperatives Brettspiel: Einhorn Glitzerglück

Rezensionsexemplar*

„Einhorn Glitzerglück: Eine Party für Rosalie“ (Amazon** | Buch 7** | Hersteller) ist ein kooperatives Lauf- und Sammelspiel aus dem Hause Haba für Kinder ab 4 Jahren. Als kooperatives Spiel geht es hier darum, als Gruppe gemeinsam ein Ziel zu verfolgen – es wird also nicht gegeneinander gespielt, sondern miteinander.

Geschichte

Einhorn Rosalie ist neu im Wolkenland, weshalb die Einhörner Glitzerglück, Sternenstaub, Wunderblume und Zauberwirbel eine Willkommensparty veranstalten wollen. Dazu müssen alle Freund*innen gefunden und zur Partywolke gebracht werden und auch alle Wolkenkristalle wollen eingesammelt werden bevor Rosalie auf der Partywolke eintrifft. – Die Partyvorbereitungen sind also der Haupthandlungsstrang des Spiels.

Spiel

Gemeinsam müssen also die Partygäst*innen gefunden werden, die sich auf den verdeckten Freunde-Plättchen auf dem Spielfeld befinden. Hier ist es gut, sich ein wenig anzusprechen: Wer geht wo entlang. Die Zusammenarbeit bestimmt das Spiel, denn es gibt ausschließlich das gemeinsame Ziel, alle Partyvorbereitungen abzuschließen, bevor Rosalie eintrifft (die immer eine Wolke weiter ziehen darf Richtung Partywolke, wenn ihr Bild gewürfelt wird). Ein gemeinsames Spiel, das spannender wird, je näher Rosalie der Partywolke kommt: Schaffen wir es, alle Vorbereitungen abzuschließen, bevor sie eintrifft?

Das Spiel ist ab 4 Jahren empfohlen, dementsprechend ist es nicht allzu komplex und auch die Spieldauer ist überschaubar für junge Kinder. Die Materialien sind gut auch für kleine Kinderhände nutzbar, das Spielbrett wird zusammengepuzzelt und auch die Partygäst*innen werden in das Spielbrett eingepasst sobald sie eingesammelt wurden. Die Geschichte erinnert ein wenig an den Spielklassiker „Mein erster Obstgarten“, ist aber ein wenig komplexer durch die verdeckten Partygäst*innen, die eingesammelt werden wollen und die Wolkenkristalle, die erdreht werden müssen.

Fazit

Ein schönes Spiel, das meine Söhne gerne spielen. In einigen Rezensionen wird bemängelt, dass Spiel und Verpackung sehr von der Farbe Rosa dominiert werden, aber wir haben keine Auswirkungen auf die Spielfreude festgestellt. Gerade für jüngere Kinder ist es ein schönes und nicht zu komplexes oder langes Spiel. Für Kinder im Schulalter ist es dann vielleicht etwas zu leicht, aber dennoch eine schöne Möglichkeit, damit ein älteres Geschwisterkind mit einem kleineren zusammen ein Brettspiel ohne gewinnen oder verlieren spielen kann, was ja sonst gerade bei jüngeren Kindern in der Autonomiephase nicht immer reibungslos verläuft. Ein Spiel, das auch nach mehrmaligen Spielen immer wieder Freude macht und anders ist.

* Das Spiel „Einhorn Glitzerglück: Eine Party für Rosalie“ wurde nach Anfrage als Rezensionsexemplar von der Firma Haba zur Verfügung gestellt. Die hier abgebildete Rezension spiegelt unsere persönliche Meinung wieder.
**Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen.

Kinder lernen sich und die Welt durch das Spielen kennen. Schon die Kleinsten lernen über das Spiel: Eine Hand des Babys berührt den ausgestreckten Fuß, bewegt ihn. Es werden Dinge mit den Händen umfasst und zum Mund geführt. Nachdem das Baby vor allem zuerst mit den Bezugspersonen gespielt hat und sich selbst spielerisch kennengelernt hat, werden die Dinge der Umgebung interessant: All die Alltagsdinge wollen erkundet und ausprobiert werden. Es wird nachgeahmt, was die anderen (erwachsenen) Menschen damit tun, das Spiel wird abgewandelt. Immer mehr treten auch die Handlungen in der Vordergrund, das Soziale wird Teil des Spiels. Das Spiel verändert sich im Laufe der Jahre und dennoch bleibt es immer wichtig, immer wesentlicher Bestandteil des Lernens. Schließlich ist der spielerische Umgang mit Neuem auch in der Schule wichtig für den Wissenserwerb.

Zeug und Raum zum Spielen

Kinder brauchen den Raum zum Spielen: das bedeutet vor allem Zeit für das Spiel, aber auch Möglichkeiten zum Spiel. Gespielt wird mit nahezu allem, was eben verfügbar ist – das bedeutet, dass besonders in den ersten Jahren gar nicht besonders konkretes Spielzeug spannend ist, sondern vielmehr „Zeug zum Spielen“. Spielsachen sollten der Fantasie Raum lassen, sollten das Spiel vielfältig sein lassen. Und als Eltern sollten wir den Kindern auch die Möglichkeit geben, nach ihren Wünschen zu spielen und sie nicht beständig im Spiel einzuschränken oder (moralisch) zu ermahnen. Für die Kleinsten ist es gut, eine Ja-Umgebung für das Spiel zu schaffen. Spiel bedeutet nicht nur, bestimmte Spiele zu spielen, sondern auch, spielerisch am Alltag teilhaben zu dürfen. Gerade dann, wenn Eltern nicht beständig in der Puppenküche sitzen wollen, ist das eine gute Möglichkeit. Größere Kinder brauchen die Möglichkeit, frei zu spielen, auch ohne Aufsicht. Sie brauchen die Möglichkeit, Konflikte zu regeln, Lösungen auszuhandeln und Herausforderungen zu bewältigen.

„Im Spiel – gerade im abstrakten Spiel der größeren Kinder – werden die wichtigen Themen des Lebens behandelt. Im Schonraum des Spiels, in dem es immer ein Zurück gibt, wird mit den Themen Geschwisterwerden, Elternschaft und Tod umgegangen. Hier haben Kinder den Raum, Situationen nachzuspielen, die sie noch einmal bewältigen wollen, oder zu erproben und hineinzuspüren, wie sich Dinge anfühlen könnten.“

S. Mierau „Geborgene Kindheit“ S. 84

Bindungsspiele

Wenn wir an „Spiele“ denken, denken wir an Kaufmannsläden, Puppenküchen, Autos. Wir denken auch an Spiele mit Gewinnern und Verlierern. Daneben gibt es aber Spiele, die wir gerade für den Alltag mit unseren Kindern nutzen können. „Bindungsspiele“ nennt sie die Entwicklungspsychologin Dr. Aletha Solter in ihrem Buch „Spielen schafft Nähe – Nähe löst Konflikte“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel): spielerische Interaktionen zwischen Erwachsenen und Kindern, um die Beziehung aufrecht zu erhalten und zu pflegen. Mit zwanzig bis dreißig Minuten Spielzeit am Tag können Eltern und Kinder von dieser Art des Spiels profitieren – dabei braucht es keiner besonderen Ausstattung, keiner besonderen Materialien, sondern es geht insbesondere um die Beziehung und das Miteinander im gemeinsamen Spielen: das Kind darf in nicht-direktiven, kindzentrierten Spielen bestimmen und der Erwachsene spielt mit, Im Symbolspiel können besondere Themen des Kindes aufgearbeitet werden, im Kontingenzspiel wird das Kind beispielsweise nachgeahmt, im Nonsensspiel können wir einfach bewusst Unsinn machen. Ternnungsspiele üben den Umgang mit Trennung, in Machtumkehrspielen können die Kinder endlich bewusst mächtiger sein… Kurz: Es gibt eine ganze Menge an Spielen, die wir bewusst im Alltag einsetzen können, um unsere Kinder und unsere Beziehung zu stärken.

Kooperativ spielen

Denken wir an Kinderspiele, denken wir schnell auch an Spiele wie „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Fang den Hut“: Spiele, in denen es darum geht, die mitspielenden Personen zu besiegen, sich selbst Vorteile zu verschaffen, zu gewinnen. Lange Zeit war dies ein Wert, der Kindern vermittelt wurde: Du musst dich durchsetzen, nur die Besten kommen ans Ziel, jeder gegen jeden,… Wir wissen heute, dass Menschen soziale Wesen sind und auch Kinder kooperieren wollen, Teil unserer Gesellschaft sein wollen. Anstatt im Spiel also das Gegeneinander hervor zu holen, können wir das Miteinander unterstützen. Kooperative Spielen geben Kindern diese Möglichkeit: gemeinsam wird auf ein Ziel hin gearbeitet, gemeinsam wird überlegt und geplant, um etwas zu erreichen. Kooperative Spiele sind nicht nur in Gruppen ein gutes Angebot, sondern gerade auch zu Hause, beispielsweise um die Geschwisterbeziehungen zu unterstützen. Kooperative Spiele gibt es in verschiedenen Arten: als normales Spiel mit Puppen, Autos etc., aber es gibt auch kooperative Brett- und Computerspiele.

Kooperative Brettspiele für Kinder

Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen.

Basteln ist eine besondere Beschäftigung für den Alltag:. Es lässt der Fantasie Raum, kann das Spiel mit Figuren und Kuscheltieren ergänzen oder auch einfach als eigenständige Beschäftigung stehen. Es unterstützt die Feinmotorik, kann eine Brücke bauen zwischen Spiel und Wissenserwerb, wenn geometrische Formen entstehen, kann mathematisches Wissen vermitteln. Es unterstützt die Geschicklichkeit: wenn mit Scheren geschnitten oder mit den Händen das Papier in Streifen gerissen wird. Wenn mit Pinseln Linien gezogen oder Perlen auf die Schnur gefädelt werden.

Nicht das Aussehen des Produktes steht im Vordergrund, sondern das Tun. Das Kind kann sich ausprobieren und dabei verschiedene Fertigkeiten erweitern. Was es mag, welche Materialien dabei besonders gerne bearbeitet werden, ist unterschiedlich: einige Kinder fädeln gerne, andere basteln mit Wolle, Häkelhaken oder Strickliesel, weben oder flechten. Wieder andere schnitzen gern oder lieben es, Knete, Ton oder Salzteig zu formen.

Im Basteln lernen sie das Zusammenspiel von Materialien und Farben kennen, spüren der Wirkung von Farben nach und lernen, sie gezielt einzusetzen.

Hier findest Du einige Bastelideen für euren Familienalltag (klick auf das Bild für mehr Informationen)

Frühling

Sommer

Herbst

Winter

Geht immer

Kinderbücher können eine wunderbare Bereicherung sein. Denn das (Vor)lesen ist eine schöne Beschäftigung für das Kind, ein Moment der Ruhe und dennoch kann es auch aufregend sein. Wenn wir unseren Kindern vorlesen, nehmen wir uns bewusst Zeit, sind oft im Körperkontakt und haben die Möglichkeit, zu einem bestimmten Thema fokussiert in den Austausch zu kommen. Bücher erweitern dabei nicht nur den Wortschatz, sie lassen Kinder auch in Themen eintauchen, die vielleicht in ihrem Alltag gerade nicht vorkommen – das gilt sowohl für die kleineren Kinder, als auch für die größeren, die auch schon selbständig lesen.

Im zweiten Lebensjahr erfährt das Kind, dass es nichts gibt, was nicht benannt werden könnte. Der passive Wortschatz baut sich aus, aber auch der aktive Wortschatz, so dass es um den zweiten Geburtstag oft schon um die 300 Wörter spricht – auch wenn nicht alle davon richtig ausgesprochen werden.

Durch Bücher können Kinder ihren Alltag abgebildet nachempfinden: Erst entdecken sie Bilder und benennen, was sie sehen, setzen dies vielleicht mit den realen Gegenständen in Verbindung: Das Kind sieht einen Ball im Buch und holt den eigenen Lieblingsball dazu. So können Bilderbücher noch einmal ganz anders gemeinsam betrachtet werden. In der Kleinkindzeit wird aus Bildern und Geschichten noch einmal anders gelernt: Etwas, das gar nicht anwesend ist im Alltag oder noch nie beobachtet werden konnte, kann über Bücher gelernt werden. Natürlich ist das reale Lernen weiterhin wichtig, aber Bücher können nun eine gute Erweiterung und Ergänzung sein. Gute Kinderbücher sind deswegen in jedem Alter eine wunderbare Begleitung.

Hier findet Ihr ein paar Anregungen für schöne Kinderbücher

(klick aufs Bild, um mehr zu lesen)

Auswahl: Kinderbücher zum Thema Umweltbewusstsein
Auswahl an Büchern rund um Natur und Pflanzen
Auswahl an Büchern rund ums Gärtnern mit Kindern
Auswahl an Gute-Nacht-Geschichten für mehrere Altersgruppen
Auswahl an Kinderbüchern zum Thema „Gefühle“
Auswahl an Kinderbüchern über Vielfalt in unserer Gesellschaft
Auswahl an Kinderbüchern zum Thema „Monster“
Auswahl an Büchern zum Thema „Entspannung mit Kindern“
Auswahl an Kinderbüchern zum Thema „Wald“
Auswahl: Sommerbücher für Kinder
Auswahl: Kinderbücher zum Thema Weltraum
Gastartikel: Kinderbücher aus Indien
Auswahl: Kinderbücher zum Schulstart

Kooperationsfähigkeit von Kindern in Pflegesituationen

Pflegesituationen mit Kindern sind nicht immer einfach. Dabei nehmen sie einen wesentlichen Teil der Alltagsroutinen ein: waschen, Zähne putzen, wickeln – all das sind Pflegesituationen, die wir mit unseren Kindern mehrmals am Tag erleben. Manchmal sind sie einfacher zu gestalten, manchmal ist es schwieriger. Schwierig wird es oft dann, wenn wir gegen den Willen des Kindes vorgehen wollen: Wenn wir jetzt sofort die Windel wechseln wollen oder wenn jetzt sofort die Zähne geputzt werden sollen – dabei hat das Kind gerade etwas ganz anderes vor.

In solchen Situationen treffen zwei unterschiedliche Vorstellungen aufeinander: Als Eltern sind wir entweder von Zeitdruck oder von Ängsten geleitet, die uns erklären, dass wir ausgerechnet jetzt sofort dieses oder jenes mit dem Kind machen müssten. Das Kind hingegen hat nicht selten gerade jetzt einen anderen Handlungsplan. Manchmal ist es kooperationsbereit und weicht von dem eigenen Handlungsplan ab, manchmal fällt die Kooperation aber auch schwerer.

3 wesentliche Aspekte zur Gestaltung von Pflegesituationen

Es ist gut, von Anfang an Pflegesituationen kooperativ zu gestalten – damit bilden wir eine Basis, auf der auch in späteren Jahren aufgebaut werden kann, denn im Kleinkindalter wird es oft noch schwerer, Kinder von Pflegesituationen zu überzeugen, die sie aktuell nicht durchführen wollen. Um einen gemeinschaftlichen Weg zu gehen, können wir dabei drei Aspekte in den Blick nehmen:

  • Aktuelle Bereitschaft des Kindes
  • Zeitpunkt der Pflegesituation
  • Mitwirkung des Kindes

Signale des Kindes: Wann ist das Kind bereit?

Eigentlich kennen wir es von uns selbst: Wenn wir müde sind, wollen wir gerne schlafen gehen und uns nicht noch einmal ins Bad schleppen, um unser Abendpflegeritual abzuspulen. Wir machen es letztlich (meistens) doch, weil wir ganz rational die Folgen absehen können. Unsere Kleinkinder können das noch nicht. Es fällt ihnen schwer, gegen ihre aktuellen Impulse vorzugehen.

Bei unseren Kindern können wir auf ihre Signale achten, ob sie gerade bereit sind für Pflegesituationen. Bei Babys können wir recht gut sehen, ob sie in einem aktiven Wachzustand sind, so dass sie offen sind für das Pflegeritual. Schauen sie neugierig, plappern vielleicht, bewegen sie Arme und Beine entspannt – dann könnte nun ein guter Zeitpunkt sein, um mit einem Zahnbürsten-Fingeraufsatz die ersten Zähen zu putzen, gemeinsam zu baden, die Windeln entspannt zu wechseln oder eine Bauchmassage zu machen. Ist das Baby hingegen müde, wendet sich ab, blickt in eine andere Richtung, ist nun gerad kein guter Zeitpunkt, denn es braucht Ruhe und ein weiterer Reiz führt sehr wahrscheinlich zu einer Überreizung und damit zum Weinen.

Beim größeren Kind können wir auch die Signale im Blick behalten: Ist es gerade ins Spiel vertieft und spielt hingebungsvoll, wird es für unser Argument, dass dringend die Windel gewechselt werden muss, schwer zugänglich sein. Hilfreich kann es dann sein, entweder selbst eine Pause im Spiel abzuwarten, oder dem Kind schon vorab zu sagen, dass die Windel gewechselt wird, wenn es die Tätigkeit beendet hat.

Der richtige Zeitpunkt im Tageslauf

Neben dem individuell passenden Zeitpunkt ist es auch wichtig, darauf zu achten, ob das Kind generell noch kooperationsfähig ist oder die Kooperationsfähigkeit bereits erschwert oder gar aufgebraucht ist. Hat das Kind einen anstrengenden Tag hinter sich und hat bereits an vielen Stellen kooperiert, sollten unsere Erwartungen nicht mehr zu hoch sein. Schließlich sind Kinder keine Erwachsenen und können nicht mal eben „die Zähne zusammenbeißen“. Auch gegen Abend ist die Kooperationsbereitschaft oft weniger ausgeprägt, wenn das Kind müde wird. Einem übermüdeten Kind die Zähne putzen zu wollen, ist anstrengend: Es möchte nicht mehr mitmachen. Hier lohnt es sich, die zeitliche Planung der Abläufe noch einmal in den Blick zu nehmen: Vielleicht kann das Kind schon im Schlafanzug am Abendessentisch sitzen, damit dieser weitere Ablaufschritt wegfällt und die Situation entzerrt werden kann.

Die Mitwirkung des Kindes

Wenn das Kind von sich aus nicht motiviert ist, eine Pflegesituation mitzumachen, kann die Mitwirkung dies noch einmal ändern: Unsere Kinder lernen beständig und wollen ihre Kompetenzen fortwährend ausbauen. Häufig ist dieses „selber machen“ ein Konfliktfeld in der Autonomiephase, denn unsere Kinder wollen die Handlungen des Alltags selber erledigen, wollen dadurch ihre Fertigkeiten verbessern, treffen aber auf uns Erwachsene, die dafür gerade keine Zeit oder Geduld haben und es als Erwachsene oft schneller und gründlicher erledigen können. Mitwirkung ist daher oft ein guter Baustein für Pflegesituationen: beim Wickeln kann das Kind mit einem Lappen sich selber abwischen, beim Zähneputzen selber nachputzen, beim Haarewaschen kann es das Shampoo in die Hand des waschenden Erwachsenen geben. In jeder Pflegesituation können Kinder eingebunden werden und selber aktiv werden, statt die Pflege passiv über sich ergehen lassen zu müssen. Schauen wir also genau hin, an welcher Stelle das wo möglich ist.

Wenn nichts davon hilft

Manchmal klappt auch einfach nichts davon: Das Kind ist einfach zu müde, der passende Zeitpunkt verpasst und es lässt sich einfach nicht mehr durch Teilhabe und selbst durch lustige Apps, ein ablenkendes Video oder anderes nicht mehr überreden, noch zu kooperieren oder zumindest der Pflege einfach zuzustimmen. An dieser Stelle können wir kurz innehalten und überlegen: Ist das jetzt wirklich wichtig? Müssen heute noch die Füße gewaschen werden, auch wenn das Kind dabei weinen würde? Müssen heute noch die Zähne geputzt werden oder können wir heute eine Ausnahme machen und es morgen früher und anders machen? Kinder mit Gewalt zu Pflegesituationen zu zwingen, ist nicht gut für sie, ihr Selbstbild und unsere Beziehung. Sie sollten nicht festgehalten werden, damit die Zähne geputzt werden und auch nicht unter Tränen gewaschen oder mit einem Unterarm auf dem Wickeltisch fixiert werden, damit ihre Windel gewechselt werden kann. Wenn wir in solche Situationen kommen, in denen wir ernsthaft über diese Grenzüberschreitungen nachdenken, ist der Zeitpunkt gekommen, kurz zurückzutreten und die Situation in Ruhe noch einmal von Außen anzusehen und Alternativen zu suchen. Setzen wir auf Kooperation und Kreativität.

Eure

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Susanne_clear-Kopie1-1024x590.png

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.