Kooperatives Pen&Paper für Kinder: So nicht, Schurke!

Rezensionsexemplar*

Viele kennen aus ihrer Jugend noch Pen&Paper Spiele wie das schwarze Auge und Dungeons & Dragons: Eine_e Spielerleiter_in erzählt eine spannende Geschichte, in der die Mitspieler_innen mit viel Phantasie und einer Hand voll Würfeln ausgestattet eingreifen dürfen. Es sind schöne Erinnerungen an Spielenachmittage und Abende und wer es schon mal erlebt hat, der vermisst es vielleicht ein wenig – und sind wir ehrlich: Mit Kindern scheint es noch fern, diese Zeit zu wiederholen. Dies, da die Spielregeln trotz vieler Freiheiten sehr komplexe Bücher-dicke Regelwerke sind und weil die Abenteuer oft schlicht zu spannend sind. Doch nun gibt es mit „So nicht, Schurke“ (Amazon** | Buch 7** | Hersteller) eine wunderbare Alternative, wenn man mit Kindern ab fünf Jahren in die Welt der Pen&Paper Spiele einsteigen möchte.

Geschichte

Die Abenteuer in so nicht, Schurke finden im Phantasie-Land Fabula statt, das aus den Gebieten „Im Schrank“, „Unter dem Bett“, „Aus dem Fenster“ und „Hinter den Büchern“ besteht. Es gilt Abenteuer zu bestehen, wie zum Beispiel einen Freund au dem rechten Nasenloch eines versteinerten Drachenkopfes zu befreien, wobei man Gegner_innen wie Pechvögeln, Hubba Bubbas, Spaßbremsen und Robosauriern begegnet. Wem das ein zu klamaukig klingt: Das Spiel ist absichtlich lustig gestaltet, um nicht zu ängstigen. Es gibt durchaus auch etwas gefährlicher wirkende Wesen wie die Sägezahn-Hexen, aber es ist immer Aufgabe und Möglichkeit der Spieleleitung, dies so kindgerecht wie nötig zu verpacken.

Das Spiel

So nicht, Schurke kommt in einer großen Box daher mit einem Anleitungsbuch und einem Buch mit drei vorbereiteten Abenteuern. Fertige Pen&Paper Abenteuer sind so formuliert, dass sie direkt von Spieleleiter_innen vorgetragen werden können. Es steht aber frei, diese abzuwandeln oder eigene Geschichte in der Welt auszudenken. Sehr schön sind viele Kärtchen Charakteren und Begleiter_innen, die die Kinder nutzen können, um sich ihre eigenen Charaktere zusammenzustellen. Besonders gut ist aufgefallen, dass Charaktere nicht nur stereotypisch männlich (Spion) oder weiblich (Prinzessin) vorgeschlagen werden, sondern es immer zwei Karten gibt. Mitspieler_innen stellen sich so Charaktere zusammen wie „der raffinierte Zauberer, der Magie wirkt und ein Rennauto als Begleiter hat“ oder „die coole Astronautin, die Pizza liebt und von einem Feuerdrachen begleitet wird“. Für Eltern und Erwachsene liegt ein Zettel bei, der erklärt, dass der Satz „So nicht, Schurke“ jederzeit gerufen werden kann, wenn sich ein Kind überfordert oder gegruselt wird und das Spiel dann pausiert und ggfls. angepasst wird – eine schöne Idee, die wir uns auch für andere Spiele wünschen.

Kurzes Erklärvideo vom Spiele-Entwickler zu »So nicht, Schurke!«

Mit in der Spielebox sind weitere praktische Elemente wie Charakterbögen, Kreaturen-Karten, Spieleplättchen und Würfel. Diese werden immer wieder benötigt, wenn Prüfungen und Kämpfe anstehen, wobei es immer im Ermessen liegt, das Spiel so schwer zu gestalten, dass es allen Spaß macht.

Unsere erste Runde mit einem 11jährigen, einem 7jährigen und einem 4jährigen Kind dauerte nach einer einstündigen Vorbereitung, in der man das Regelwerk studieren muss, einem halbstündigen gemeinsamen Vorbereiten der Charaktere (Kinder lieben diese Phase) gute anderthalb bis zwei Stunden und wurde als spannendes Abenteuer erlebt, über das noch Tage später gesprochen wurde. Jedes Kind konnte dabei seinem Alter entsprechend mitspielen – oder manchmal auch einfach nur der Geschichte lauschen.

Für Eltern und andere Begleitpersonen, die noch nie ein Pen&Paper Spiel miterlebt oder gar geleitet haben, wird der Einstieg sicher etwas herausfordernder. Es empfiehlt sich, hier vielleicht ein paar Youtube-Videos zum Thema zu sehen oder sich von Menschen helfen zu lassen, die schon ein paar Erfahrungen in dem Gebiet haben.

Fazit

So nicht, Schurke ist ein überraschend gelungenes Pen&Paper, das die Wartezeit, wann man endlich mit den Kindern gemeinsam Abenteuer erleben kann, drastisch verkürzt. Ein wenig ungewohnt ist zunächst die „drollige“ Aufmachung. Sie ist jedoch kindgerecht und hält nicht davon ab, kurzweilige und auch spannende Abenteuer zu erleben. Wer sich nicht eigene Abenteuer ausdenken möchte, kann weitere Abenteuerbüchlein bestellen, um so mit wenig Vorab-Aufwand Nachmittage oder Abende zu gestalten.

Caspar Clemens Mierau ist Diplom-Kulturwissenschaftler (Schwerpunkt Medienkultur) und berät Startup-Unternehmen in technischen Fragen. Auf vierpluseins bloggt er über seinen Familienalltag und betreibt mit Patricia Cammarata den erfolgreichen Elternpodcast „Mit Kindern leben“  

* Das Spiel „So nicht, Schurke“ wurdeals Rezensionsexemplar von der Firma Pegasus Spiele zur Verfügung gestellt. Die hier abgebildete Rezension spiegelt unsere persönliche Meinung wieder.
**Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die Geborgen Wachsen im Falle einer Bestellung eine Provision erhält, ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen. Wir empfehlen dennoch, den lokalen Handel durch das Einkaufen vor Ort zu unterstützen. Viele Brettspiele gibt es darüber hinaus zum Ausleihen in den öffentlichen Bibliotheken. 

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