Kinder lernen sich und die Welt durch das Spielen kennen. Schon die Kleinsten lernen über das Spiel: Eine Hand des Babys berührt den ausgestreckten Fuß, bewegt ihn. Es werden Dinge mit den Händen umfasst und zum Mund geführt. Nachdem das Baby vor allem zuerst mit den Bezugspersonen gespielt hat und sich selbst spielerisch kennengelernt hat, werden die Dinge der Umgebung interessant: All die Alltagsdinge wollen erkundet und ausprobiert werden. Es wird nachgeahmt, was die anderen (erwachsenen) Menschen damit tun, das Spiel wird abgewandelt. Immer mehr treten auch die Handlungen in der Vordergrund, das Soziale wird Teil des Spiels. Das Spiel verändert sich im Laufe der Jahre und dennoch bleibt es immer wichtig, immer wesentlicher Bestandteil des Lernens. Schließlich ist der spielerische Umgang mit Neuem auch in der Schule wichtig für den Wissenserwerb.

Zeug und Raum zum Spielen

Kinder brauchen den Raum zum Spielen: das bedeutet vor allem Zeit für das Spiel, aber auch Möglichkeiten zum Spiel. Gespielt wird mit nahezu allem, was eben verfügbar ist – das bedeutet, dass besonders in den ersten Jahren gar nicht besonders konkretes Spielzeug spannend ist, sondern vielmehr „Zeug zum Spielen“. Spielsachen sollten der Fantasie Raum lassen, sollten das Spiel vielfältig sein lassen. Und als Eltern sollten wir den Kindern auch die Möglichkeit geben, nach ihren Wünschen zu spielen und sie nicht beständig im Spiel einzuschränken oder (moralisch) zu ermahnen. Für die Kleinsten ist es gut, eine Ja-Umgebung für das Spiel zu schaffen. Spiel bedeutet nicht nur, bestimmte Spiele zu spielen, sondern auch, spielerisch am Alltag teilhaben zu dürfen. Gerade dann, wenn Eltern nicht beständig in der Puppenküche sitzen wollen, ist das eine gute Möglichkeit. Größere Kinder brauchen die Möglichkeit, frei zu spielen, auch ohne Aufsicht. Sie brauchen die Möglichkeit, Konflikte zu regeln, Lösungen auszuhandeln und Herausforderungen zu bewältigen.

„Im Spiel – gerade im abstrakten Spiel der größeren Kinder – werden die wichtigen Themen des Lebens behandelt. Im Schonraum des Spiels, in dem es immer ein Zurück gibt, wird mit den Themen Geschwisterwerden, Elternschaft und Tod umgegangen. Hier haben Kinder den Raum, Situationen nachzuspielen, die sie noch einmal bewältigen wollen, oder zu erproben und hineinzuspüren, wie sich Dinge anfühlen könnten.“

S. Mierau „Geborgene Kindheit“ S. 84

Bindungsspiele

Wenn wir an „Spiele“ denken, denken wir an Kaufmannsläden, Puppenküchen, Autos. Wir denken auch an Spiele mit Gewinnern und Verlierern. Daneben gibt es aber Spiele, die wir gerade für den Alltag mit unseren Kindern nutzen können. „Bindungsspiele“ nennt sie die Entwicklungspsychologin Dr. Aletha Solter in ihrem Buch „Spielen schafft Nähe – Nähe löst Konflikte“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel): spielerische Interaktionen zwischen Erwachsenen und Kindern, um die Beziehung aufrecht zu erhalten und zu pflegen. Mit zwanzig bis dreißig Minuten Spielzeit am Tag können Eltern und Kinder von dieser Art des Spiels profitieren – dabei braucht es keiner besonderen Ausstattung, keiner besonderen Materialien, sondern es geht insbesondere um die Beziehung und das Miteinander im gemeinsamen Spielen: das Kind darf in nicht-direktiven, kindzentrierten Spielen bestimmen und der Erwachsene spielt mit, Im Symbolspiel können besondere Themen des Kindes aufgearbeitet werden, im Kontingenzspiel wird das Kind beispielsweise nachgeahmt, im Nonsensspiel können wir einfach bewusst Unsinn machen. Ternnungsspiele üben den Umgang mit Trennung, in Machtumkehrspielen können die Kinder endlich bewusst mächtiger sein… Kurz: Es gibt eine ganze Menge an Spielen, die wir bewusst im Alltag einsetzen können, um unsere Kinder und unsere Beziehung zu stärken.

Kooperativ spielen

Denken wir an Kinderspiele, denken wir schnell auch an Spiele wie „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Fang den Hut“: Spiele, in denen es darum geht, die mitspielenden Personen zu besiegen, sich selbst Vorteile zu verschaffen, zu gewinnen. Lange Zeit war dies ein Wert, der Kindern vermittelt wurde: Du musst dich durchsetzen, nur die Besten kommen ans Ziel, jeder gegen jeden,… Wir wissen heute, dass Menschen soziale Wesen sind und auch Kinder kooperieren wollen, Teil unserer Gesellschaft sein wollen. Anstatt im Spiel also das Gegeneinander hervor zu holen, können wir das Miteinander unterstützen. Kooperative Spielen geben Kindern diese Möglichkeit: gemeinsam wird auf ein Ziel hin gearbeitet, gemeinsam wird überlegt und geplant, um etwas zu erreichen. Kooperative Spiele sind nicht nur in Gruppen ein gutes Angebot, sondern gerade auch zu Hause, beispielsweise um die Geschwisterbeziehungen zu unterstützen. Kooperative Spiele gibt es in verschiedenen Arten: als normales Spiel mit Puppen, Autos etc., aber es gibt auch kooperative Brett- und Computerspiele.

Kooperative Brettspiele für Kinder

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11 Kommentare

  1. Sarah Luise

    Die Legenden von Andor sind auch toll. Das ist eine Art Rollen-Strategie-Spiel ab 12 Jahre, super spannend für groß und klein. Man muss sich sehr gut abstimmen und als Heldengruppe diverse Missionen erfüllen.

  2. Juliane Liebsch

    Vielen Dank für diese tolle Liste!
    Zwei weitere sehr schöne kooperative Spiele für Vorschulkinder:
    Maskenball der Käfer (ab 4)
    Magic Maze Kids (ab 5)
    Letzteres kenne ich bisher nur in der Erwachsenenvariante (ab 8), aber klingt auch in der Kindervariante gut umgesetzt. Was es von vielen anderen kooperativen Spielen unterscheidet, ist, dass nicht ein besonders guter Spieler alle anderen dominieren / Lösungen vorgeben kann, sondern wirklich alle permanent mitdenken müssen.
    Ab 10 Jahre gibt es dann auch noch Die verbotene Insel und Pandemie (gleiches Spielprinzip, letzteres aber wesentlich anspruchsvoller und komplizierter vom Einstieg).

  3. Für Kinder ab 3-4Jahren gibt es auch das Grüffelo Spiel. Wir spielen es sehr gerne. Es ist eine Mischung aus Puzzle und Würfelspiel.

  4. Wir spielten auch gerne „Obstgarten“ und jetzt neu „Geister, Geister Schatzsuchmeister“ und „der geheimnisvolle Zaubersee“. Ich mag kooperative Spiele sehr, da wir einen größeren Abstand zwischen den Kindern ist und zweitens da man so auch Umgang mit Verlieren lernen kann, ohne das zusätzlich noch die Eifersucht dazwischen funkt.

  5. Wir lieben „Verfuchst“ sehr! Ein kooperatives Brettspiel, das auch uns Erwachsenen viel Spaß macht und auch für uns spannend ist!
    Deine Tipps für Kinder ab 6 Jahren schaue ich mir auch gleich an!
    Liebe Grüße, Selina

  6. Sandra Gilleßen

    Ich ergänze noch „Schnappt Hubi“, das wir in der Mitbring-Variante haben, ist ab 5 Jahren empfohlen und passt in der kleinen Version auch in die Reisetasche für unterwegs :-).

  7. Ecogon ist auch noch ein wunderschönes kooperatives Spiel bei dem man ein Ökosystem nachbaut- Lerneffekt inklusive, auch für uns Erwachsene 😉

  8. Vielen Dank für die schöne Liste! Da habe wieder viele neue Ideen für den nächsten Geburtstag.
    Ich habe festgestellt, dass man zumindest bei kleinen Kindern im Kindergartenalter oft mit minimalen Regeländerungen auch aus einem normalen Spiel ein kooperatives Spiel machen kann. Zum Beispiel ist unser Ziel beim Memory immer gemeinsam alle Paare zu finden. Bei Wir spielen Baustelle müssen dann halt gemeinsam die Baumaterialien ausgeliefert werden, statt zu schauen, wer schneller ist. Und so weiter. Das klappt erstaunlich gut, man braucht nur am Anfang etwas Kreativität um sich die Regeln auszudenken.
    Ich spreche dann auch immer mit meinem Sohn darüber, dass die eigentlichen Regeln ja anders sind (damit er beispielsweise im Kindergarten nicht völlig irritiert ist) und Frage ihn, wie er spielen möchte. Und meistens antwortet er dann „Wir müssen doch zusammen halten!“. 😉

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