Kategorie: Geborgen Wachsen

Die wichtige Frage für Eltern: Warum ist mir das so wichtig?

Mit unseren Kindern werden wir als Eltern immer wieder an unsere Grenzen gebracht, sehen uns Herausforderungen gegenüber, müssen neue Wege gehen. Je größer die Kinder werden, desto mehr kommen wir auch damit in Berührung, dass sie andere Wege gehen als wir es uns wünschen. Das beginnt oft in der “Trotzphase” oder “Autonomiephase” und begleitet uns fortan als Eltern. Unsere Kinder wollen die Welt selbst erfahren, wollen ausprobieren und lernen. Manchmal steht allerdings das, was das Kind gerade möchte und das, was wir gerade wollen, in einem Konflikt: Unsere Bedürfnisse oder Wünsche unterscheiden sich. Und dann?

Elterliche Macht

Oft ist es unser Impuls, in diesen Momenten unseren eigenen Weg durchzusetzen: Wir wissen schließlich, wie die Dinge laufen, wir haben einen Plan von der Welt und kennen uns darin aus. Und wir wissen ganz genau – oder glauben zu wissen – was eben nicht geht. Und was nicht gehen soll oder darf. Und wir haben auch oft die Macht, unsere eigenen Wünsche einfach durchzusetzen, indem wir unseren Kindern Dinge verbieten, ihnen Sachen aus der Hand nehmen oder sie körperlich dazu bringen uns zu folgen, indem wir sie einfach hoch nehmen und weg tragen. Wir sind unseren Kindern in vielerlei Hinsicht überlegen. Wollen wir sie allerdings auf Augenhöhe begleiten, müssen wir das Denken aus der Machtposition heraus hinter uns lassen: Wir müssen uns zunächst dessen bewusst werden, dass wir eine Machtposition haben, dass wir in einigen Positionen versucht sind, sie unreflektiert zu gebrauchen und im nächsten Schritt hinterfragen, in welchen Situationen wir das tun und warum.

Autonomie und Selbstbestimmung treffen auf unsere Pläne

Doch betrachten wir die Situation einmal aus der Nähe: Worum geht es bei der Meinungsverschiedenheit wirklich? Das Kind möchte im Supermarkt noch einen weiteren Apfel in den Wagen legen, aber wir brauchen nur 5. Das Kind möchte nicht laufen, aber wir wollen es nicht tragen, weil es ja schon laufen kann. Das Kind möchte gerne zum Frühstück die Nudeln von gestern, aber wir wollen es nicht, weil Nudeln kein Frühstück sind. Das Kind möchte gerne das Prinzessinnenkleid im Kindergarten tragen, aber wir wollen das nicht, weil man Verkleidungen nunmal nicht jeden Tag oder nicht auf der Straße trägt.

Viele Situationen, die zu Konfliktsituationen mit unseren Kindern werden, sind eigentlich ganz kleine Dinge: Es geht hier nur um einen Apfel, könnten wir uns sagen. Es geht hier nur um 10 Meter tragen eines erschöpften Kindes. Es geht nur um Nudeln, die mittags sowieso aufgebraten werden. Es geht nur um ein Kleid. Es geht doch oft nur um kleine Dinge. Für das Kind allerdings steht hinter diesen Dingen die Autonomie: Teilhabe (ich kann mitbestimmen beim Einkauf, meine Wünsche werden gesehen), Bedürfniserfüllung (ich bin erschöpft und brauche nach einem langen Tag das Gefühl, umsorgt zu werden, brauche den Schutz meiner Eltern und möchte getragen werden), Eigenständigkeit (ich lerne, mich selbst anzuziehen und Sachen zusammen zu stellen). – Schauen wir auf die Gründe unseres Kindes werden wir bei genauem Hinsehen erkennen, dass das kindliche Verhalten sinnvoll ist. Es möchte emotionale oder materielle Ressourcen einfordern, es möchte lernen, teilhaben, sich ausprobieren. All dies sind Dinge, die wir eigentlich auch von unserem Kind wünschen. Und dennoch fällt es uns oft so schwer, dies zuzulassen.

Was ist eigentlich das Problem?

Oft haben wir wenig Geduld für diese Situationen und das Bedürfnis nach Autonomie des Kindes, wenn wir gestresst sind, wenn wir Termine einhalten müssen, wenn wir einen anstrengenden Tag hinter uns hatten und wünschen, dass nun einfach alles “funktioniert”. Natürlich gibt es solche Tage. Und es gibt Tage, an denen wir die Bedürfnisse des Kindes einfach nicht gut erfüllen können.

Darüber hinaus gibt es aber auch Situationen, in denen wir genauer hinsehen können und uns fragen können: Warum geht mir das eigentlich so nah? Warum ist mir das so wichtig? Oft lautet die Antwort: Weil man das eben so macht. Weil die Gesellschaft das so will. Weil das schon immer so ist. Weil ich nicht nachgeben darf, weil ich der/die Erwachsene bin.

Die Antworten sind leer, gehen nicht in Beziehung mit unseren Kindern. Es sind Anforderungen von Außen. Vielleicht solche, hinter denen wir selber nicht einmal wirklich stehen, doch wir denken, dass es so sein müsste.

Die wichtigste Frage im Umgang mit unseren Kindern und mit Menschen überhaupt in Konfliktsituationen wie diesen ist deswegen: Warum ist es mir so wichtig? Wenn wir näher darüber nachdenken, kommen wir vielleicht bei der ein oder anderen Sache zu dem Schluss: Eigentlich ist es gar nicht wichtig. Oder es ist mir nur wichtig, weil ich vor anderen nicht schlecht dastehen möchte. Aber zu “den anderen” gehören auch unsere Kinder und mit gerade denen sollten wir ehrlich, authentisch, einfühlsam und oft auch undogmatisch sein. Es ist nicht schlimm, abzuweichen von anderen. Es ist nicht schlimm, den Bedürfnissen des Kindes nachzugeben. Die wichtige Frage ist: Mit wem sind wir eigentlich in Beziehung? Mit den fremden Menschen, die unser Verhalten verurteilen, oder unserem Kind?

Wenn die Antwort auf die Frage “Warum ist es mir so wichtig?” nicht heißt “Weil es das Beste für mein Kind und mich ist” ist es vielleicht nicht die richtige Antwort.
Eure

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Ich bin bei Dir – Wenn Babys weinen

Die Sonne, der Wind, die Blätter am Baum. Ein Sonnenstrahl, der Dich an der Nase kitzelt. Schattenbilder sind an der Wand gemalt. Die Stimmen Deiner Geschwister, mal laut, mal leise. Das Auto, das vorbei fährt. Hände, die Deinen Körper streicheln, die hoch nehmen, Dich hinlegen. Eine Windel wird abgenommen und eine frische angelegt. Und dann Dein eigenes Lachen, das aus Dir empor steigt und das noch so neu ist. – Du erlebst so viel jeden Tag. So viele neue Eindrücke. Dinge, die Du noch nie gesehen oder erlebt hast. Je mehr Du im Hier und Jetzt ankommst, desto mehr nimmst Du auch davon wahr. Manchmal, in Deinen wachen Momenten, scheint es, als könne man Dir beim Denken zusehen, beim Staunen. Und manchmal ist es auch einfach zu viel. Zu viele Eindrücke, zu viele neue Momente. Du möchtest Dich in Dich, in den Schlaf, zurück ziehen und kannst es aber nicht. Du weinst aus Erschöpfung und wünschst, dass Du endlich schlafen kannst. Ich sehe es in deinen kleinen Augen und bin bei Dir.

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Aus dem Bücherregal im Mai 2016

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In diesem Monat sind die Kinderbücherfavoriten recht bunt gemischt und es gibt kein spezielles Thema, das besonders hervorsticht. Ich merke, wie die Zeit des vielen Vorlesens langsam langsam zu Ende geht, da das gute Wetter immer mehr nach draußen lockt und somit einfach weniger Zeit zum Vorlesen zu Hause da ist. Auch das Vorlesen hat so seinen Jahreslauf. Doch natürlich gibt es die ruhigen Momente, in denen wir uns auch bei Sonnenscheinwetter zusammensetzen, es uns im Bett oder auf dem Sofa gemütlich machen. Die Momente, in denen die Kinder eine Pause brauchen beispielsweise nach der Schule. Weiterlesen

Herausforderungen kommen von innen

Ich gehe eine kleine Seitenstraße entlang und höre ein Kind rufen “Ich trau mich nicht!” Es klingt ein wenig verzweifelt von der anderen Straßenseite her, ein kleines Mädchen. Ich überlege schon fast zu ihm zu gehen, als ich die Mutter auf meiner Straßenseite entdecke. “Du musst aber wirklich lernen, allein über die Straße zu gehen. Jetzt komm herüber und schau Dich vorher um.” Ich gehe weiter und höre die Stimmen von Mutter und Tochter noch eine Weile hinter mir. Die Tochter, die sich nicht traut, die Mutter, die es aber gerade jetzt beibringen möchte. Ich denke nach über unsere elterlichen Wünsche und Erwartungen an unsere Kinder und über kindliche Fähigkeiten, Mut,  Vertrauen und Können. Herausforderungen kommen immer von innen, denke ich. Weiterlesen

DU kennst Dein Kind – andere nicht

Kennenlernen braucht immer Zeit. Selbst an den Menschen, die schon seit Jahrzehnten unser Leben begleiten, entdecken wir hin und wieder neue Dinge – oder sie verändern sich und wir lernen sie wieder neu kennen mit einem neuen Hobby, einer neuen Fähigkeit oder anderem. Menschen sind im Wandel, sie passen sich ihren Umgebungsfaktoren an. Darüber hinaus bringen sie auch ein eigenes Temperament, eigene Vorlieben und Abneigungen bereits mit. <So, wie wir dies bei Erwachsenen wahrnehmen und berücksichtigen, ist es auch bei unseren Kindern: Ganz sicher lerne ich noch immer meine Kinder kennen, entdecke neue Eigenschaften und Interessen an ihnen – auch wenn sie nun schon so lange in unserer Familie sind. Elternschaft bedeutet für mich vor allem auch: verstehen welcher Mensch das Kind ist und wie ich es auf seinem oder ihrem Weg begleiten kann. Und gerade deswegen ist es so verrückt, wenn fremde Menschen einen mit ihren Ansichten belehren wollen.

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Kann ich Dir helfen?

Der große Sohn steht neben mir und schaut zu, wie ich das Baby im Arm habe und auf dem anderen Arm den Käseteller. Unter Zuhilfenahme meines Fußes öffne ich die Kühlschranktür und schiebe den Käseteller hinein. Er steht da und schaut zu und sagt nichts. Als mir fast etwas aus dem Kühlschrank fällt, fragt er “Mama, kann ich Dir helfen?” Ich schaue ihn an. Fast bin ich ein wenig verärgert, weil er nicht früher danach gefragt hat. Aber sein Zuschauen macht mir klar, dass er einfach abgewartet hat. So, wie er es gewohnt ist. Denn: Ein “Kann ich Dir helfen?” ist manchmal eine größere Hilfe als etwas einfach zu tun. Weiterlesen

“Das 3. läuft dann so mit…”

Seit fast 2 Wochen sind wir nun Eltern von 3 Kindern. Wenn mich Freunde und Bekannte fragen, wie es so läuft und ich ihnen sage, dass es eigentlich ganz gut ist, wir uns gut einleben und das Baby sehr entspannt ist, sagen viele: “Ja, das dritte Kind läuft dann so mit!” Und jedes Mal, wenn ich das höre, zucke ich ein wenig zusammen. Nein, das dritte Kind läuft nicht so einfach mit. Das dritte Kind ist ein Kind wie die anderen, möchte gesehen und gehört werden. Es läuft nicht einfach so mit. Aber wir Eltern. Weiterlesen

Über das Ankommen

Wie oft bin ich im Leben irgendwo neu angekommen? Bei einem neuen Job, in einem anderen Land oder einer anderen Stadt, bei anderen Menschen, die ich erst kennenlernen musste? Immer wieder ein neues Kennenlernen, ein vorsichtiges Umsehen. Auch als Mutter komme ich mit jedem Kind neu an, so wie meine großen Kinder neu ankommen als große Geschwister, mein Mann als Vater und schließlich das Baby als neues Familienmitglied, als kleiner Mensch, der noch nichts gesehen und erlebt hat auf der Welt und für den alles neu ist. Weiterlesen

Was brauchen Eltern wirklich?

Das Baby kann jetzt jeden Tag kommen und mich erreichen viele Nachfragen von Freunden und Bekannten: Womit können wir Euch denn noch eine Freude machen? Was braucht Ihr denn noch? Ich hatte ja bereits einige Male darüber geschrieben, dass die Erstausstattungsliste für das Baby viel kleiner sein kann als man es oft so liest. Babys brauchen weniger Dinge und viel mehr Zuwendung und Menschen. Und wie ist das bei den Eltern? Eigentlich genauso… Weiterlesen

Warten

Ich bin nicht gut im Warten. Ich bin eigentlich eher ein unruhiger Typ. Jemand, der viel in Bewegung ist, dessen Gedanken nicht still stehen. Mir fallen jeden Tag x Ideen für Blogbeiträge ein, für Dinge, die ich tun möchte, Projekte, die ich angehen will. Meine Gedanken kreisen. Ich stehe immer ein wenig unter Strom, meinem eigenen. Aber als Mutter musste ich lernen, dass diese Unruhe nicht zum Leben mit Kindern passt. Ich habe das Warten gelernt, das Stillstehen. Und genau das ist es jetzt gerade wieder, was ich tue: Warten. Weiterlesen