„Wie ist es denn jetzt so mit drei Kindern?“

„Wie ist es denn jetzt so mit drei Kindern?“ werde ich oft gefragt. Mit drei Kindern. Als ich vor so vielen Jahren meinen Mann kennen lernte, hätte ich nicht gedacht, dass wir eines Tages drei Kinder haben würden. Die Menschen auf der Straße blicken einen anders an mit drei Kindern. Ein bisschen neugierig, ein bisschen ehrfürchtig, ein bisschen mitleidig. „Nichts als ficken im Kopf!“ sagte kürzlich ein Mann zu mir auf der Straße als wir an der Ampel standen und schüttelte den Kopf. Berlin-Friedrichshain eben. Ich habe gelernt, darauf nicht mehr einzugehen. Ich könnte ihm erklären, dass ich Akademikerin bin, Bücher schreibe und neben meinen drei Kindern arbeite. Aber ich lächle nur noch still in mich hinein. Eine Familie mit drei Kindern ist kein alltäglicher Anblick mehr.

Aber wie ist es nun mit drei Kindern? Der Alltag? Schön, ist meine einfache Antwort. An das Leben mit Kindern bin ich gewohnt. Ich habe nun viele Jahre Erfahrung hinter mir, wie man das mit den Bedürfnissen so macht und wie man den Alltag organisieren kann. Mein zweites Kind war wohl der größte Lehrmeister meines Lebens was Umplanungen und den Umgang mit kindlichen (und sehr starken) Bedürfnissen betrifft. Ich habe erfahren, wie viel einfacher das Leben ist, wenn man es am Kind orientiert und nicht an dem, was man glaubt schaffen zu müssen. Denn nur so kann man die Dinge auch wirklich erledigen: Wenn man sich Raum nimmt und nichts erzwingt. Dann geht es auf einmal doch irgendwie. Und wenn man bereit ist, Abstriche zu machen. Im Alltag sind die Abstriche bei uns: Ordnung zu Hause, Pünktlichkeit, Planbarkeit. Es kann immer etwas dazwischen kommen und das gilt es einzuplanen – oder einfach hinzunehmen.

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Wie das so ist unter den Geschwistern? Wenn Kinder Geschwister werden können, lernt man sie noch einmal neu kennen. Sie wachsen über Nacht über sich hinaus. Der Körper des ehemals kleinsten Kindes erscheint auf einmal so groß im Vergleich zum Baby. Und so viele neue Seiten sind zu entdecken an einem großen Geschwisterkind. Natürlich gibt es auch Neid und Eifersucht. Aber da sind auch diese ganz zauberhaften Momente, in denen die kleinen nun groß sind. In denen sie zärtlich das kleine Geschwisterkind streicheln, es zu beruhigen versuchen. Der erste Blick am Morgen, der erste Kuss gilt dem neuen Menschen in unserer Mitte. Auf einmal groß sein und nicht mehr klein. Jedes meiner großen Kinder erlebe ich noch einmal neu.

Wie ist das so als Paar? Die Grundsätze unseres Lebens sind festgelegt. Wir kennen uns und gehen schon viele Jahre in eine Richtung. Was man so durchmachen kann mit Kindern, worüber man streiten kann, das haben wir schon erlebt. Und Zeit? Ja, die Zeit wird auch mit einem dritten Kind nicht mehr füreinander. Aber sie ist da. Denn: Die Zeit wird auch nicht weniger. Abstriche machen gilt auch hier. Wir gehen weniger aus, aber wir haben unsere gemeinsamen Zeiten zu Hause. Und wir sind da, beieinander und füreinander. 3 Schwangerschaften, 3 Geburten, 3 Kinder im Leben. Mit jedem Kind ist auch das Vertrauen in den anderen gewachsen: Er macht es anders als ich. Viele Dinge, aber er macht sie. Ich weiß, dass er alles erledigen kann, dieser erfahrene Vater an meiner Seite. Die Kinder lieben seine Art und meine, können je nach Bedürfnis mal hier und mal dort mehr sein.

Ich hatte mein Leben nicht auf eine bestimmte Anzahl Kinder ausgerichtet. Es hat sich so ergeben. Und es fühlt sich nicht an nach „so ist es mit drei Kindern“. Es fühlt sich einfach an nach meiner Familie. Jeder einzelne gehört dazu und auch nach drei Monaten ist es so, als wären sie alle schon immer da gewesen. Vielleicht ist das die Antwort darauf, wie es mit drei Kindern so ist: Einfach so, dass es sich richtig anfühlt.

Eure

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7 Kommentare

  1. Liebe Susanne,

    ich saß da gerade mit offenen Mund als ich den Satz: „Nichts als Ficken im Kopf“ las. Leute gibts. Aber ich habe auch das Gefühl, dass Familien mit 3 Kindern immer weniger werden. Für mich ist es natürlich auch eine finanzielle Frage. Wenn ich mich eines Tages finanziell abgesichert fühlen würde, hätte ich auch gerne noch ein Drittes.

    Liebe Grüße
    Ella

  2. Franziska Williner Feifel

    sehr schön geschrieben! da wo ich wohne, in einer kleinstadt im süden deutschlands sind drei kinder nichts ungewöhnliches. wir erwarten in den nächsten tagen unser viertes.

  3. Liebe Susanne,

    danke für deinen Text..du bestätigst mich in meiner Wahrnehmung. Es ist egal, ob man ein zwei oder drei Kinder hat, wenn es für einen selbst das richtige ist, man das Familienleben annehmen kann. Das ist das schwere. Und daran scheitern (wie mutterseelesonnig als Reaktion auf deinen Text anschaulich und sehr traurig beschrieben hat) die meisten. Da ist einer Erfahrung nach die Kinderzahl egal.
    Bei uns im Städtchen geht auch der Trend zu “ drei – ist- das-neue-zwei“, in meinem Freundeskreis haben fast alle Familien mindestens drei Kinder, einige vier und fünf. Uns schaut hier keiner komisch an – vielleicht noch ein Vorteil der ländlichen Region ggü. Der Großstadt?

  4. Michaela Hubmer

    Hallo Susanne,
    super geschrieben.
    Wie es die „Ärzte“ schon gesungen haben „lass die Leute reden“ 🙂
    Wir haben 4 Kinder und der Älteste ist 5,5 Jahre!
    Ja das Caos kennen wir nur zu gut aber das ist nun mal so wenn man viele Kinder hat!
    Manche Menschen bewundern uns wie wir das schaffen mit 4 so kleinen Spatzen andere schauen oft nur komisch – wo ich dann gar nicht wissen will was sie denken! 🙂
    Auch in der Familie sind geteilte Meinungen und Einstellungen! Meine Schwester hat ein Kind und „darf“ Studieren und Arbeiten und eine Familie haben. Ich wo ich 4 Kinder habe und gerade angefangen habe mir etwas aufzubauen – wir mir vorgeworfen ich würde meine Kinder vernachlässigen und kochen würde ich auch nicht mehr ordentlich! (Weil es an dem besagtem Tag nur Frankfurter mit Brot gab weil meine Kinder im Kiga vormittags Pizza gebacken haben und natürlich dann zu Mittag keinen Hunger hatten) Meine Familie ist alles – aber habe ich nicht das Recht auch ein bisschen was für mich zu tun???? Das Nähen macht mir Spaß, geht neben den Kindern und wenn ich mir damit auch noch ein bisschen ein Taschengeld dazu verdienen kann – warum bitte nicht??
    Alles Liebe vom Land !

  5. Hallo Kathrin, meine sind auch 5 und 3, irgendwie freue ich mich auch ein bisschen auf die Zeit, wenn beide relativ ständig sind und ich einfach nur mal beobachten kann. Wenns ein drittes Kind geben sollte wird das ein Nachzügler. Bin auch noch relativ jung.

  6. Laura von Heute ist Musik

    Wundervoller Beitrag, und ich kann jedes Wort bestätigen. Wir sind in der gleichen Situation und du hast mich mit deinen Worten auf so viel Schönes hingewiesen – danke! Liebe Grüße von Laura

  7. ich habe auch 3kinder aber komme damit momentan nicht so gut klar da ich chronisch krank bin.
    Desweitern sind 2und 3 auch noch Zwillinge und ich dachte ich schaffe das aber man kommt sehr schnell an seine persönlichen Grenzen.

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