Schlagwort: Trotzphase

„Grenzen lernen!“ Wie Eltern ihre Kinder beim Aushalten von Grenzen begleiten können

„Kaputt! Wieder ganz machen!“ ruft mein Kind und hält enttäuscht die Maiswaffel in die Luft. Mitleidig blicke ich es an „Das kann ich nicht reparieren!“ „DOCH! DU ganz machen!“ Der kleine Körper bebt: Wut, Enttäuschung, Trauer steigen darin auf und bahnen sich einen Weg. So oft im Alltag gibt es Situationen, die wir mit unseren Kindern ändern können. Kompromisse, die wir finden können. Und dann gibt es Situationen, die sind einfach unveränderbar und alternativlos. Situationen, in denen wir als Familiensystem auf Grenzen stoßen, die nicht verändert werden können: Dinge gehen verloren oder kaputt und können nicht repariert werden. Situationen, die einfach nicht eintreten dürfen wie das Rennen über eine Straße oder rote Ampel. Situationen, in denen wir als Eltern eine Grenze des Kindes erleben und den Umgang damit aushalten müssen, die Gefühle aushalten müssen. Nicht immer gibt es Kompromisse und Alternativen. Und oft werde ich gefragt: Was soll ich in diesen Situationen tun? Weiterlesen

Selber machen, aber nicht alleine

Da stehst Du vor mir und stampfst wütend mit dem Fuß auf den Boden. „Nein! Ich machen!“ sagst Du und bist verärgert davon, dass es nicht so klappt, wie Du es Dir vorstellst. Es sieht doch so einfach aus, das Anziehen beim großen Bruder. Aber so sehr Du Dich bemühst, es klappt einfach nicht. Ich sehe, wie angestrengt Du bist: Deine kleinen Hände greifen, Deine Finger ziehen, konzentriert ist Dein Blick auf Deine Aufgabe gerichtet, die Lippen ganz leicht zusammengekniffen. Weiterlesen

Sei Gefühlsübersetzer/in für Dein Kind!

Manchmal ist es gar nicht so einfach für uns als Eltern, aber gerade auch für die Kinder, mit den eigenen Gefühlen zurecht zu kommen. Gerade wenn sie noch klein sind, scheint manchmal eine Woge von Gefühl über sie hinweg zu brausen, die sie mitzureißen droht – oder es gar tut. Als Eltern stehen wir manchmal daneben und verstehen nicht so recht, was diese Flut ausgelöst hat und auch nicht, wie wir mit ihr umgehen können. Dabei ist ein erster Weg zur Hilfe einfach nur die Beschreibung dessen, was gerade passiert. Weiterlesen

Willkommen, Selbständigkeit – Die „Ich will!“-„Ich will aber nicht!“ Zeit ist angebrochen

Die Selbstbestimmung und Selbständigkeit hat von Anfang an Raum im Wachsen eines Kindes. Jedes Kind braucht diesen Raum für die Entwicklung: Von Anfang an entscheidet es auch ein Stück weit selbst in aller Angewiesenheit auf den Erwachsenen: Es zeigt – je nach Temperament – seine Bedürfnisse an. Es wendet sich ab, wenn es nicht mehr spielen möchte, es fordert Nähe oder Ruhe ein durch die Signale. Wir nehmen diese Signale wahr und beantworten sie. – So jedenfalls in den ersten Monaten. Aber dann, irgendwann, kommt dieser Moment, in dem auf ein Signal des Kindes unsere gewohnte Antwort irgendwie fehl schlägt. Es scheint, wir haben es falsch verstanden. Oder die falsche Antwort. Oder es gibt aktuell keine richtige Antwort auf das eigentlich bekannte Signal. Das ist der Moment, in dem klar wird: Es hat sich etwas verändert. Weiterlesen

„Ich kann aber nicht mehr!“ – Wenn Kinder erschöpft sind

„Ich kann aber nicht mehr!“ schreit es durch die Bahn. „Ich kann einfach nicht mehr, ich will nicht mehr!“ Das schreiende Kind ist meins. Sicherlich sind 20 Augenpaare auf mich gerichtet. Neugierig, schadenfroh, mitleidig, gespannt. Manchmal wünsche ich mir in diesen Augenblicken, es gäbe den einen Knopf bei einem Kind, mit dem man es einfach auf „reset“ stellen könnte. Aber den Knopf gibt es nicht, nur mich und das Kind und die Zuschauer. Weiterlesen

Jedes Kind darf wütend sein

Da stehst du vor mir und wütest. Du schreist mich an, mich und die Welt. Denn ich und die Welt, wir sind gerade blöd für dich. Wir verstehen dich nicht, wir lassen dich nicht das tun, was du gerade wolltest. Dabei willst du doch entdecken und lernen und erfinden. Nur manchmal, da geht das eben nicht. Da stehen die Dinge, die Menschen dir im Weg. Und manchmal kommst du nicht an ihnen und ihren Meinungen und Wünschen vorbei. Manchmal findet sich kein Kompromiss, manchmal müssen Eltern den Weg anzeigen und können ihn nicht ändern.

Also wütest du und schreist. Und es ist in Ordnung, das zu tun. Es ist in Ordnung, Gefühle zu haben und auch Wut, Angst und Ärger zu spüren, zu benennen, auszuleben. Es ist in Ordnung, die Wut aus dem Bauch heraus zu lassen und sie nicht in sich verbergen zu müssen. Wut ist kein Gefühl, das man lassen muss. Es ist kein Gefühl, das verboten ist. Keines, das versteckt werden muss oder nur heimlich allein betrachtet werden kann. Wut ist nichts, wofür man sich schämen muss. Menschen sind glücklich und traurig und lustig und aufgeregt und nervös und eben auch wütend. All das gehört zum Leben dazu, all das macht das Leben aus. Auch die Wut ist ein Teil der Gefühlswelt und auch sie hat ihren Platz im Alltag.

Noch ist es schwer, durch die Wut hindurch zu kommen, denn du findest noch nicht den Weg aus ihr heraus. Noch brauchst du mich, um auf dem Weg begleitet zu werden. Manchmal mit Worten, manchmal durch Berührung und manchmal einfach nur mit Verständnis. Der Weg, mit der Wut umgehen zu können, ist lang. Aber den Umgang lernst du nur dann, wenn du sie auch fühlen darfst. Du lernst, wie du dich beruhigen kannst – nach und nach. Durch uns Erwachsene, durch unsere Worte und unser Dasein.

In den nächsten Jahren wirst du uns immer weniger brauchen und schließlich wirst du deinen eigenen Weg finden durch diese starken Gefühle – oder selber wissen, wann du eine andere Person zur Hilfe hinzuziehen musst. Denn auch das kannst du lernen: Wir müssen Gefühle nicht allein mit uns ausmachen, auch nicht als Erwachsene. Es gibt Situationen, in denen wir sie allein regulieren und es gibt Situationen, da tut es so gut, sich anzulehnen, den Ärger auszusprechen und eine verständnisvolle Person gegenüber zu haben.

Es ist in Ordnung, wütend zu sein. Auch als Elternteil. Auch wir sind wütend, enttäuscht, zermürbt, überreizt. Auch wir haben Gefühle, die wir nicht verschließen müssen und sollten. Im Unterschied zu unseren Kindern sind wir aber erwachsen und sollten einen Weg gefunden haben, gut und gesellschaftlich verträglich damit umzugehen. Und wenn es uns schwer fällt, ist es umso wichtiger, unserem Kind einen anderen Weg aufzuzeigen und mit ihm gemeinsam zu lernen.

Eure

Merke Dir diesen Artikel auf Pinterest

Sieh Dein Kind mit dem Herzen an

Da liegt dieser kleine Mensch in Deinen Armen, so warm und weich und klein und wunderbar. Nichts auf der Welt ist an diesem Kind, das verärgernd oder böse ist. Es ist so klein und rein und voller Vertrauen und Liebe. Wenn es größer wird, treten manchmal andere Dinge in den Vordergrund: Das Kind will etwas anderes als wir, es macht aus Versehen etwas kaputt oder schimpft oder wirft mit Sand oder beißt oder haut oder ist laut und schreit wenn es uns gerade nicht passt…

Es ist eben ein Kind mit seinen eigenen Bedürfnissen, seiner Entwicklung, seinen Herausforderungen. Und unser Blick bleibt so manches Mal nicht mehr an dem hängen, was wir in der Babyzeit gesehen haben, sondern an den Dingen, die sich davor schieben in unserem Alltag. Es fällt schwer, wertschätzend zu bleiben, wenn der Stress zu viel wird. Es gibt Zeiten, in denen sind die Dinge so groß und andauernd, dass wir kaum noch das sehen, was sich dahinter verbirgt. Der Alltag mit Kindern kann anstrengend sein und Wutanfälle, Streit, Alltäglichkeit und Anforderungen können unseren Blick behindern. Sorgen und Ängste können ihn verschleiern.

Doch hinter all diesen Problemen, hinter dem, was wir gerade jetzt eigentlich gar nicht wünschen oder wollen oder was uns anstrengt, ist noch immer dieses Kind, das wir als Baby betrachtet haben. Es ist genau so da wie es immer da war. Es ist genau das Kind, das wir lieben. Manchmal müssen wir die Hindernisse beiseite schieben, um wieder genau das sehen zu können. Oder wir schließen einen Augenblick die Augen und erinnern uns an diesen Moment, als wir diesen kleinen Menschen in den Armen hielten, die warme Haut spürten und den süßen Babyduft in uns aufnahmen. Genau dieser kleine Mensch steht noch immer dort und hat noch immer diesen liebevollen Blick von uns verdient. Unser Kind ist unser Kind, auch wenn sich die Welt gerade zu schnell dreht.

Wenn Du wieder einmal nicht mehr weiter weißt, wenn Du verärgert bist und Deine Sicht von Problemen verstellt ist, schließe die Augen und denke an diesen Moment. Denke an das Gefühl und übertrage es auf das Hier und Jetzt.

Deine

Durch die Wut begleiten – Der sinnvolle Weg für Eltern durch Wutanfälle

Wenn Kinder wütend werden, ist es für uns Eltern nicht einfach. Manches Mal werfen sie sich auf den Boden, manchmal stampfen sie „nur“ wütend auf, manchmal schreien oder schimpfen sie. Sie sind wütend, sie wollen ihren Gefühlen Luft machen und man sieht ihren kleinen Körpern an, wie sehr sie von dem Gefühl überrollt werden. Nichts anderes hat mehr Raum, sie sind nicht erreichbar für Worte und Handlungen. Sie können nicht „klar“ denken – sie fühlen ganz und gar. Weiterlesen

Die „Trotzphase“ hat viele Gesichter

Die Tür des Schrankes geht nicht auf. Immer und immer wieder zieht eine kleine Hand an dem Griff, aber sie bewegt sich kein Stück seit ich sie mit einem Riegel versehen habe, damit die Putzmittel dahinter nicht erreicht werden in einem unbeobachteten Moment. Irgendwann ist die Geduld des kleinen Kindes am Ende, voller Frustration und verzweifelt wirft es sich auch den Boden. Auf dem Bauch liegt es da und ist wütend. Kurz bevor ich es auf den Arm nehme, um es zu trösten und zu erklären, dass es den Inhalt dieses Schranken wirklich nicht bespielen dürfe, denke ich: Ach so bist Du also, wenn es nicht klappt. Willkommen in meiner dritten „Trotzphase“ als Mutter. Weiterlesen

Die wichtige Frage für Eltern: Warum ist mir das so wichtig?

Mit unseren Kindern werden wir als Eltern immer wieder an unsere Grenzen gebracht, sehen uns Herausforderungen gegenüber, müssen neue Wege gehen. Je größer die Kinder werden, desto mehr kommen wir auch damit in Berührung, dass sie andere Wege gehen als wir es uns wünschen. Das beginnt oft in der „Trotzphase“ oder „Autonomiephase“ und begleitet uns fortan als Eltern. Unsere Kinder wollen die Welt selbst erfahren, wollen ausprobieren und lernen. Manchmal steht allerdings das, was das Kind gerade möchte und das, was wir gerade wollen, in einem Konflikt: Unsere Bedürfnisse oder Wünsche unterscheiden sich. Und dann?

Elterliche Macht

Oft ist es unser Impuls, in diesen Momenten unseren eigenen Weg durchzusetzen: Wir wissen schließlich, wie die Dinge laufen, wir haben einen Plan von der Welt und kennen uns darin aus. Und wir wissen ganz genau – oder glauben zu wissen – was eben nicht geht. Und was nicht gehen soll oder darf. Und wir haben auch oft die Macht, unsere eigenen Wünsche einfach durchzusetzen, indem wir unseren Kindern Dinge verbieten, ihnen Sachen aus der Hand nehmen oder sie körperlich dazu bringen uns zu folgen, indem wir sie einfach hoch nehmen und weg tragen. Wir sind unseren Kindern in vielerlei Hinsicht überlegen. Wollen wir sie allerdings auf Augenhöhe begleiten, müssen wir das Denken aus der Machtposition heraus hinter uns lassen: Wir müssen uns zunächst dessen bewusst werden, dass wir eine Machtposition haben, dass wir in einigen Positionen versucht sind, sie unreflektiert zu gebrauchen und im nächsten Schritt hinterfragen, in welchen Situationen wir das tun und warum.

Autonomie und Selbstbestimmung treffen auf unsere Pläne

Doch betrachten wir die Situation einmal aus der Nähe: Worum geht es bei der Meinungsverschiedenheit wirklich? Das Kind möchte im Supermarkt noch einen weiteren Apfel in den Wagen legen, aber wir brauchen nur 5. Das Kind möchte nicht laufen, aber wir wollen es nicht tragen, weil es ja schon laufen kann. Das Kind möchte gerne zum Frühstück die Nudeln von gestern, aber wir wollen es nicht, weil Nudeln kein Frühstück sind. Das Kind möchte gerne das Prinzessinnenkleid im Kindergarten tragen, aber wir wollen das nicht, weil man Verkleidungen nunmal nicht jeden Tag oder nicht auf der Straße trägt.

Viele Situationen, die zu Konfliktsituationen mit unseren Kindern werden, sind eigentlich ganz kleine Dinge: Es geht hier nur um einen Apfel, könnten wir uns sagen. Es geht hier nur um 10 Meter tragen eines erschöpften Kindes. Es geht nur um Nudeln, die mittags sowieso aufgebraten werden. Es geht nur um ein Kleid. Es geht doch oft nur um kleine Dinge. Für das Kind allerdings steht hinter diesen Dingen die Autonomie: Teilhabe (ich kann mitbestimmen beim Einkauf, meine Wünsche werden gesehen), Bedürfniserfüllung (ich bin erschöpft und brauche nach einem langen Tag das Gefühl, umsorgt zu werden, brauche den Schutz meiner Eltern und möchte getragen werden), Eigenständigkeit (ich lerne, mich selbst anzuziehen und Sachen zusammen zu stellen). – Schauen wir auf die Gründe unseres Kindes werden wir bei genauem Hinsehen erkennen, dass das kindliche Verhalten sinnvoll ist. Es möchte emotionale oder materielle Ressourcen einfordern, es möchte lernen, teilhaben, sich ausprobieren. All dies sind Dinge, die wir eigentlich auch von unserem Kind wünschen. Und dennoch fällt es uns oft so schwer, dies zuzulassen.

Was ist eigentlich das Problem?

Oft haben wir wenig Geduld für diese Situationen und das Bedürfnis nach Autonomie des Kindes, wenn wir gestresst sind, wenn wir Termine einhalten müssen, wenn wir einen anstrengenden Tag hinter uns hatten und wünschen, dass nun einfach alles „funktioniert“. Natürlich gibt es solche Tage. Und es gibt Tage, an denen wir die Bedürfnisse des Kindes einfach nicht gut erfüllen können.

Darüber hinaus gibt es aber auch Situationen, in denen wir genauer hinsehen können und uns fragen können: Warum geht mir das eigentlich so nah? Warum ist mir das so wichtig? Oft lautet die Antwort: Weil man das eben so macht. Weil die Gesellschaft das so will. Weil das schon immer so ist. Weil ich nicht nachgeben darf, weil ich der/die Erwachsene bin.

Die Antworten sind leer, gehen nicht in Beziehung mit unseren Kindern. Es sind Anforderungen von Außen. Vielleicht solche, hinter denen wir selber nicht einmal wirklich stehen, doch wir denken, dass es so sein müsste.

Die wichtigste Frage im Umgang mit unseren Kindern und mit Menschen überhaupt in Konfliktsituationen wie diesen ist deswegen: Warum ist es mir so wichtig? Wenn wir näher darüber nachdenken, kommen wir vielleicht bei der ein oder anderen Sache zu dem Schluss: Eigentlich ist es gar nicht wichtig. Oder es ist mir nur wichtig, weil ich vor anderen nicht schlecht dastehen möchte. Aber zu „den anderen“ gehören auch unsere Kinder und mit gerade denen sollten wir ehrlich, authentisch, einfühlsam und oft auch undogmatisch sein. Es ist nicht schlimm, abzuweichen von anderen. Es ist nicht schlimm, den Bedürfnissen des Kindes nachzugeben. Die wichtige Frage ist: Mit wem sind wir eigentlich in Beziehung? Mit den fremden Menschen, die unser Verhalten verurteilen, oder unserem Kind?

Wenn die Antwort auf die Frage „Warum ist es mir so wichtig?“ nicht heißt „Weil es das Beste für mein Kind und mich ist“ ist es vielleicht nicht die richtige Antwort.
Eure

Susanne_clear Kopie