Monat: April 2019

Schlafbedürfnisse – aus Elternsicht

Da liegt also das kleine Baby, so lieb und kuschlig in den Armen und schläft. Endlich. Die kleinen Augen sind geschlossen, der Atem geht ruhig. Und mit diesem langsamen Atem werden auch wir müde. Endlich. Aber das Baby will nicht abgelegt werden, wacht wieder auf bei jeder Bewegung. Und so tragen wir weiter trotz der Müdigkeit. Elternschlaf ist nicht einfach zu finden. Nicht am Anfang und auch nicht später, wenn das Baby Zähne bekommt oder Kleinkind nachts aufwacht, wenn es vom Nachtschreck geweckt wird und schreit. Auch in Krankheitsnächten, bei Veränderungen wird der Schlaf gestört und schließlich sitzen wir nachts wach und warten auf unsere großen Kinder, wenn sie die ersten Male nachts ausgehen. Als Eltern ist es nicht so einfach mit dem Schlaf.

Nicht schlafen – gehört doch dazu, oder?

Wir lesen es überall, hören es überall: „Schlaf wird überbewertet“ heißt es so oft aus Elternmündern. Aber stimmt das wirklich? Wir erklären Eltern so bereitwillig, dass Schlafentzug eben zum Kinderhaben dazu gehört und wir uns daran gewöhnen müssten. Aber vielleicht machen wir einen Denkfehler? Vielleicht haben wir uns daran gewöhnt, dass wir zu wenig Schlaf bekommen, dass wir müde sind, weil es anders nicht in unseren überfüllten Alltag passt. Aber vielleicht ist der Schlafentzug doch gar nicht so normal und richtig, wie wir annehmen.

Auswirkungen von Schlafmangel

Wir wissen es alle: Wenn wir nicht schlafen, sind wir müde. Aber das ist eben nicht alles, was der Schlafmangel mit uns macht. Und gerade in Hinblick auf das Zusammenleben mit Kindern ist es wichtig, dass wir den Schlafmangel einmal genauer ansehen: Schlafmangel wirkt sich nämlich auch auf unsere Beziehungen und unseren Umgang miteinander aus. Schlafen wir zu wenig, wirkt sich das in unserem Gehirn auf den Bereich aus, der uns die Absichten und Handlungen anderer Menschen verstehen lässt. Wir können uns weniger gut in unser Gegenüber hinein versetzen. Gerade das aber ist im Familienalltag mit Baby oder Kleinkind besonders wichtig: Um feinfühlig reagieren zu können, müssen wir Signale interpretieren und dann darauf reagieren. Das stärkt die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Schlafmangel führt im Gegenteil eher dazu, dass wir uns zurück ziehen.

Wir können dadurch auch eine gereiztere Grundstimmung haben, weil das Gefühlszentrum im Gehirn durch den Schlafmangel überreagiert. Wir sind gestresst, genervt, schimpfen eher, sind verärgert. Und gerade das ist etwas, was das Zusammenleben mit Kindern sehr schwierig macht. Wir reden immer davon, dass wir weniger schimpfen und entspannter reagieren wollen im Alltag mit unseren Kindern. Dafür ist es wichtig, dass wir unsere Grundbedürfnisse wie das Schlafbedürfnis erfüllen. Schlafmangel ist ein Nährboden für negative Interaktionen und Überforderung im Familienalltag, genauso wie Stress.

Manchmal kann der Schlafmangel auch wirklich gefährlich werden: Denn durch den Schlafmangel sind wir unkonzentrierter und unsere Reaktionsfähigkeit sinkt. – Auch dies sind Faktoren, die im Leben mit Baby und Kleinkind wichtig sind. Wenn wir vollkommen übermüdet sind und einschlafen, können wir zudem in einen so tiefen Schlaf sinken, dass wir nicht merken, dass wir uns im Schlaf auf das Baby rollen, denn starker Schlafentzug wirkt wie Alkohol. – Das Familienbett ist also bei sehr starkem Schlafentzug keine gute Idee. Besser ist das Baby dann im Babybalkon aufgehoben oder im Bett neben dem Elternbett.

Was tun gegen Schlafmangel?

Insbesondere Mütter leiden unter dem Schlafmangel – und zwar über viele Jahre hinweg. Das liegt nicht nur daran, dass sie das Baby nachts stillen oder füttern, sondern insgesamt an einer ungleichen Verteilungen von Aufgaben und zu wenig Selbstfürsorge. Für ein wenig Abhilfe vom Schlafmangel sorgt der so genannte „Ammenschlaf„: Schlafen Mutter und Baby beieinander, gleichen sich die Schlafzyklen an. Erwacht das Baby, werden wir deswegen nicht direkt aus dem Tiefschlaf gerissen, sondern aus der REM-Schlafphase. Können das Baby direkt im Bett versorgt werden (mit Nähe, Zuwendung oder Nahrung), müssen Eltern nicht aufstehen, wonach das Einschlafen oft noch schwerer fällt und die Schlafdauer kürzer wird. Es kann also durchaus helfen, dass Eltern und Kinder beieinander schlafen (wichtig dabei: auf eine sichere Schlafumgebung achten, um dem Plötzlichen Kindstod vorzubeugen).

Wichtig ist, dass (sofern vorhanden) beide Elternteile ausreichend Schlaf bekommen. Nicht nur der eventuell erwerbstätige Elternteil muss für den Alltag und die Arbeit ausgeruht sein, sondern auch der Elternteil, der den Tag mit dem Kind verbringt. Es ist daher wichtig, gemeinsam langfristig einen Plan zu entwickeln, wie der Schlaf für Eltern sichergestellt werden kann. Einige teilen die Nächte auf, andere achten auf Möglichkeiten des Schlafes am Tag, so dass ein Elternteil schlafen kann. Besonders schwierig ist es natürlich da, wo ein Elternteil zum Abwechseln fehlt. Hier braucht es Unterstützungsangebote, die tagsüber ein wenig Nachholschlaf ermöglichen.

Viele Eltern tappen allerdings auch in die Aufräumen-Falle: Wenn das Baby schläft oder gerade mit jemand anderem spazieren geht, wird lieber schnell hier aufgeräumt, noch eben die Wäsche erledigt oder das Bad geputzt. Das Ausruhen wird dabei ganz vergessen. Für einen entspannten Alltag sind die Ruhepausen – gerade in Hinblick auf die Beziehung – aber besonders wichtig, wie wir gesehen haben.

Was Eltern also wirklich brauchen: Schlaf. Und Möglichkeit, wie sie diesen Schlaf finden, denn dass Babys und Kinder nachts nicht durchschlafen, ist normal. Daran können – und sollten wir (durch so genannte „Schlaflernprogramme“) nichts ändern. Woran wir aber etwas ändern können und sollten sind die Anforderungen an Elternschaft (perfekt aufgeräumte Wohnungen neben dem Kinderumsorgen und andere Verpflichtungen, die vom Schlaf abhalten) und die Unterstützung für Eltern, dass sie gleichberechtigt Schlaf finden können.

Eure

Vorbereitungen auf die Schule

Das Jahr schreitet voran, der Sommer ist nicht mehr fern. Nach den Sommerferien steht wie jedes Jahr für viele Kinder eine große Veränderung an: die Schulzeit beginnt. Langsam kann nun mit den Vorbereitungen auf den neuen Lebensabschnitt begonnen werden. Vorbereitung auf die Schule bedeutet dabei nicht, dass die zukünftigen Schulkinder schon jetzt an das Lesen und Schreiben herangeführt werden müssen. Vorbereitung auf die Schule meint vielmehr, sie emotional vorzubereiten auf die neuen Abläufe und Herausforderungen.

Schule ohne Eingewöhnung, aber mit Vorbereitung

Wenn die Kinder in die Schule kommen, haben sie oft schon ein konkretes Bild von dem, was sie erwartet. Sie wissen auch, dass nach einer bestimmten Anzahl von Stunden der Unterricht beendet sind und haben wesentlich weniger Schwierigkeiten damit, dass sie nun in einer neuen Gruppe mit neuen Bezugspersonen sind, ohne Eingewöhnung wie im Kindergarten. Manche Schulen bieten vorab einen Tag der offenen Tür an oder einen Kennenlerntag. Hier werden nicht nur die Kinder kennengelernt und die Klassenlehrer*in, sondern auch schon einmal der neue Ort: Wo ist der Speisesaal, wo sind die Toiletten. Manchmal nehmen auch die zukünftigen Klassenlehrer*innen schon Kontakt auf, indem sie jedem neuen Kind einen Brief schicken und es begrüßen.

Wenn in einer Schule keine Angebote vorab bestehen, können Eltern auch vor Ort nachfragen, ob sie ein privates Kennenlernen der zukünftigen Klasse organisieren können. Wie schon in Kindergartenzeiten kann die Vernetzung mit anderen Eltern auch in der Schule hilfreich sein, wenn schon vorab Kontakte geschlossen wurden, vielleicht erste Freundschaften ausgebildet werden und man früh andere Menschen kennt, die im Notfall um Unterstützung gebeten werden können: „Könntest Du mein Kind heute mit abholen?“

Vorbereitung zu Hause

Aber auch zu Hause können wir schon langsam mit der Vorbereitung auf die Schulzeit beginnen und dem Kind einen sicheren Start ermöglichen, indem wir schon vor dem Schulbeginn Vertrauen und Sicherheit des Kindes ausbauen. Das bezieht sich vor allem auf die eigenen Kompetenzen und die Selbständigkeit.

Wir können schon in den Wochen und Monaten vor Schulbeginn langsam neue Morgenroutinen einüben und das Kind immer etwas selbständiger werden lassen dabei. Schulbeginn bedeutet meistens auch, in einer ganz anderen Weise pünktlich sein zu müssen als bislang. Das kann am Anfang zu einem Stressfaktor werden, der in der ohnehin neuen Zeit der Umstellung belastet. Daher: Lieber schon vorher mit der Umstellung beginnen und schauen, wie die Morgenroutinen entspannt ablaufen können: Vielleicht am Abend schon die Kleidung heraus legen für den nächsten Tag und das Kind kann alles allein anziehen. Oder den Frühstückstisch schon am Abend decken, damit morgens mehr Zeit ist für das Miteinander.

Auch der Schulweg kann schon einmal gemeinsam angesehen und öfters abgelaufen werden. Gibt es hier bestimmte Läden, die das Kind im Notfall ansteuern kann, wenn es allein unterwegs ist? Gemeinsam können Läden erkundet werden, die auf dem Schulweg liegen, die dort arbeitenden Menschen können gegrüßt werden. So wird der neue Weg schon etwas vertrauter und sicherer.

Mit der Schule beginnt ein neuer Weg und ein alter will verabschiedet werden: Das ist bei aller Aufregung auch nicht einfach. Viele Kinder sind in der Zeit des Übergangs von der Kita zur Schule aufgeregt, unruhig, aufbrausender. Diese Gefühle wollen gut begleitet und aufgefangen werden. Manchmal werden Freunde und Freundinnen mit in die Schule gehen, manchmal sind es ganz neue und fremde Kinder, die dort warten. Von Erzieher*innen und Kindern aus der Kita wird Abschied genommen. Diese sind in der Vergangenheit Bezugspersonen geworden und es fällt dem Kind schwer, sie einfach verlassen zu müssen. Es ist schön, die Erinnerungen festzuhalten mit Fotos, Freundschaftsbüchern, die auch später gemeinsam angesehen werden können und auch der Möglichkeit, in der Kita wieder vorbei kommen zu können, beispielsweise zu Festen oder auch mal auf dem Spielplatz zu Besuch kommen zu können. So wie die Eingewöhnung langsam verlief, kann auch der Abschied langsam stattfinden.

Bücher und Spiele zur Vorbereitung

In Nikolai Rengers und Katja Reiders Buch „Mission Schulstart“ (Amazon* | Buch7* | Buchhandel) geht es genau um eine solche Vorbereitung auf die Schule und die Selbständigkeit: Weltraumfan Mats kommt in wenigen Tagen in die Schule und bekommt einen Brief von „Käpt’n Kosmo“ zur Mission Schulstart: Jeden Tag eine Aufgabe. Dabei geht es darum, sich selbst morgens anziehen zu können, den Weg zur Schule allein zu bewältigen, andere Kinder kennen zu lernen, sich selbst mit Nahrung versorgen zu können und zu zeigen, dass er jederzeit Kontakt nach Hause aufnehmen kann im Notfall. Ein wirklich niedliches und spannendes Buch, besonders für Weltraumfans.

Ein anderes schönes Buch zum Vorlesen ist „Wir Rüben aus der großen Stadt“ (Amazon* | Buch7* | Buchhandel) . Darin geht es gar nicht so sehr um den Schulstart, sondern es wird vielmehr das Leben von sechs Kindern aus vier Familien, die zusammen in einem Haus wohnen, beschrieben. Eine Art modernes Bullerbü. Dabei gibt es auch ein Kapitel, das sich mit dem Schulweg befasst und wahrscheinlich eher für die Eltern die Lehre bereit hält, den Kindern auch zu vertrauen und sie zusammen zur Schule gehen zu lassen – das fällt in dem Buch einem der Väter nämlich gar nicht so leicht. Aber „Die sieben goldenen Regeln“ für den Straßenverkehr sind auch für andere Familien gut zu besprechen und vielleicht ergeben sich daraus ja auch eigene Straßenregeln.

Um den Verkehr geht es auch in dem kleinen Spiel „Sicher zur Schule“ (Amazon* | Buch7* | KOSMOS Verlag) : Ein Memoryspiel der anderen Art rund um Verkehrszeichen und Regeln für den Straßenverkehr. Es werden dabei nicht nur zusammenpassende Bilder gesucht, sondern es können alle Situationen und Verkehrsschilder in Ruhe besprochen werden.

Lernen ist toll, Kinder lernen von sich aus und bringen eigene Motivation zum Lernen mit. So ist es auch bei den Tierkindern von Brigitte Weninger und Eve Tharlet im Buch „Lernen macht Spaß“ (Amazon* | Buch7* | Buchhandel): Sie entdecken, was sie alles voneinander lernen können und machen einfach ihre eigene Schule auf. „Aber was sollen wir machen, wenn wir alles gelernt haben, was wir sechs wissen und können?“ fragt Ivan. „Dann suchen wir uns einfach jemanden, der noch mehr weiß und kann“ lacht Max. „Dann hört das Lernen und Spaß-Haben nie auf!“ – Und so soll es doch eigentlich auch sein.

Und wie bereitet Ihr Euch auf die Schule vor?
Eure

* Transparenz:
Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen. „Wir Rüben aus der großen Stadt“, „Lernen macht Spaß“, „Sicher zur Schule“ und das Freundschaftsbuch habe ich als unverbindliche Rezensionsexemplare erhalten. Das Buch „Mission Schulstart“ ist selbst gekauft. Viele Bücher gibt es darüber hinaus zum Ausleihen in den öffentlichen Bibliotheken. Hier kann beispielsweise nach Büchern in den Bibliotheken in Berlin-Brandenburg gesucht werden.

Ideen fürs Wochenende April #04

Die vergangene Woche hat sehr viel Sonnenschein und Zeit im Freien mit sich gebracht. Am Wochenende geht es deswegen auch rund um Ideen für Blumenspaziergänge und Zubereitung für kleine Snacks, die dann auf Ausflüge und zum Abholen aus Kita und Schule mitgenommen werden können.

Papierreste und etwas Kleber – so werden aus getrockneten Blüten Blütenbilder

Spaziergang mit Blumenfreude

Es blüht! Ausgestattet mit einem Blumenführer können nun Spaziergänge unternommen werden, um zu sehen, was gerade blüht und grünt. In der Pflanzenpresse werden bei uns auch jedes Jahr Blüten gepresst und getrocknet und dann weiter verarbeitet: Sie kommen auf Papier, das dann zum Beispiel für selbstgemachte Karten verwendet wird. Sie können aber auch in Modelliermasse gedrückt werden für ein Blütenmemory, ähnlich wie wir es hier mit Abdrücken gemacht haben. Hier wurden getrocknete Pflanzen laminiert, um sie als Erinnerung an einen Urlaub aufzubewahren – eine schöne Ergänzung im Fotoalbum. Wer keine Pflanzenpresse hat, benutzt einfach ein dickes Buch.

Löwenzahnkränze lassen sich natürlich auch machen.

Eine schöne Idee ist es auch, die gerade überall wachsenden Pusteblumen zu benutzen für kleine Feengläser oder ein solches Wunscherfüllerset: Für jeden Monat des Jahres gibt es eine Pusteblume und einen Wunsch, der erfüllt wird. Prinzipiell ist der Weg vom Löwenzahn zur Pusteblume für Kinder sehr spannend: hier bei Montiminis ist ein ganzes Projekt für Kinder dokumentiert für alle, die so etwas vielleicht auch zu Hause umsetzen wollen.

Sauerteig

„Mama/Papa, ich hab Hunger!“

Kennt Ihr das auch, dass die Kinder nach der Kita/Schule -egal zu welcher Uhrzeit sie abgeholt werden – sagen: „Ich hab Hunger!“ Und zwar nicht nur Hunger nach Zuwendung oder Aufmerksamkeit haben, sondern tatsächlichen Hunger? Deswegen füllen wir am Wochenende mal wieder unser Snackregal auf. Zum Abholen kommt manchmal mit eine Dose mit Nüssen, manchmal klein geschnittenes Obst, manchmal gibt es auch ein Eis auf dem Rückweg. Da ja gerade Reis- und Maiswaffel bei den Kindern zwar beliebt sind, aber gerade die Reiswaffeln seit Jahren einen schlechten Ruf haben, wollen wir Reiswaffeln am Wochenende einmal selber machen. Dazu habe ich dieses Rezept gefunden. Aber auch selbstgemachtes Knäckebrot aus Sauerteig klingt sehr gut – wer allerdings keinen Sauerteig hat, braucht ein paar Tage Vorlauf zur Herstellung (dafür ist bei uns mein Mann zuständig, der das hier beschrieben hat: Lektion 12345678 ). Aber auch rundes Knäckebrot klingt toll.

Und was habt Ihr sonst geplant?
Eure

Nein zum Belohnungsschenken, ja zum Freudeschenken

Wir beobachten – und viele Erzieher/innen und Lehrer/innen bestätigen dies –, dass immer mehr Eltern Kindern etwas schenken, um sie zu belohnen. Dies nicht nur einmal, sondern regelmäßig zu allem, was die Kinder gut machen und wo sie Erfolg haben. Viele Kinder werden für Handlungen belohnt, die früher meist selbstverständlich waren.

Warum Belohnungen ein gefährlicher Trend sind

Ich habe nichts gegen das Schenken. Auf keinen Fall. Ich schenke gerne. Doch wenn alles, was Kinder erfolgreich leisten, mit Geschenken belohnt wird, dann ist dies ein gefährlicher Trend:

Erstens verliert die Freude ihre Bedeutung. Wenn ein Kind „das Seepferdchen“ gemacht hat, dann kann es sich darüber freuen, und dann freuen sich Eltern und Verwandte. Wenn dies mit Geschenken verbunden ist, tritt irgendwann die Freude in den Hintergrund und wird durch das Schenken ersetzt.

Zweitens führt das dauerhafte Schenken und Beschenkt-Werden dazu, dass die Geschenke tendenziell immer größer und teurer werden müssen. Wenn es für eine Drei ein Geschenk gibt, muss das Geschenk für die Note Zwei größer sein und erstrecht für die Eins. Diese Tendenz führt dazu, dass das Schenken maßlos wird und die Kinder selbst das Maß verlieren.

Drittens, und das ist der Kernpunkt unserer Kritik, führt diese Art des Schenkens zum Verlust dessen, was das Schenken eigentlich ausmacht. Ein Geschenk ist ursprünglich etwas, was nicht an Leistung gebunden ist. Es ist Ausdruck der Freude. Wer schenkt, möchte jemandem etwas Gutes zu tun.

Nein zum Leistungsprinzip

Auf erfolgreiches und „gutes“ Verhalten von Kindern mit Geschenken zu reagieren, macht aus Geschenken Belohnungen und führt das Leistungsprinzip noch mehr in die Kindheit ein, als es sowieso schon existiert. Für die Kinder kann das fatale Folgen haben. Sie denken, jede Leistung muss belohnt werden, sonst bräuchten sie doch nichts zu leisten. Und die Freude an Geschenken wird verknüpft mit Leistungen und ist nicht mehr Ausdruck liebevoller und freudiger Beziehungen.

Deswegen möchten wir Eltern dazu auffordern, mit den Belohnungen hauszuhalten. Sie müssen sie nicht ganz abschaffen, aber seien Sie sparsam damit. Eine Belohnung sollte etwas Außergewöhnliches sein und keine Regel.

Schenken aus Freude

Sie dürfen weiter schenken. Sie sollen weiter schenken, denn Schenken ist für alle Beteiligten schön, manchmal für die Eltern noch mehr als für das Kind, das ein Geschenk erhält. Doch knüpfen Sie das Schenken nicht an Leistungen der Kinder, sondern an Ihre eigenen Impulse, dem Kind eine Freude zu machen. Es braucht keinen Anlass, um etwas zu schenken. Es muss weder Weihnachten noch Geburtstag sein. Es braucht keine guten Noten noch sonstige außergewöhnliche Taten. Sie können an einem Tag etwas schenken, an dem kein besonderes Ereignis im Kalender angestrichen ist, keine besondere Tat des Kindes zu verzeichnen ist – Sie können dem Kind etwas schenken, schlicht und einfach, weil Sie Freude daran haben und weil Sie sich daran freuen, wie das Kind sich freut.

Bindungsstress – Von der Angst, keine sichere Bindung aufzubauen

Eltern stehen wegen vielen Dingen heute unter Druck: Wie sie den Alltag gestalten sollen, wie sie arbeiten oder nicht und Zeit mit den Kindern verbringen sollen. Wie Kinder gefördert werden sollen oder gerade nicht, aber dennoch frei lernen können und wie sie welche Werte mitgeben. Aber neben und über all diesen Anforderungen macht sich noch ein ganz besonderer Druck bemerkbar: Die Angst davor, dass das Kind keine sichere Bindung aufbauen könnte.

Viele Eltern wissen heute, wie wichtig die sichere Bindung ist. Sie bildet die Basis für so viele andere Dinge: Wie das Kind die Welt wahrnimmt, wie es Beziehungen darin eingeht, Freundschaften findet, lernt, gestärkt ist für das Leben. Mit einer sicheren Bindung können wir unseren Kindern viel mitgeben für das Leben und sie im Jetzt gut und sicher begleiten.

Hilfsmittel sind kein Garant

Und weil das heute so wichtig ist, wollen wir unseren Kindern unbedingt dieses große Geschenk mit auf den Weg geben: eine sichere Bindung, die sie schützt und bestärkt. Wir erfahren, wie eine solche Bindung auf einen guten Weg gebracht werden kann: durch das Bonding nach der Geburt, durch viel Zeit und Nähe – und vor allem eins: Feinfühligkeit und promptes Reagieren auf kindliche Bedürfnisse. Wir erfahren, dass es Hilfsmittel gibt, die darin unterstützen können, dass wir Zeit, Nähe und Feinfühligkeit haben oder entwickeln: Das Tragen des Kindes, das Co-Sleeping, vielleicht auch Stoffwindeln oder Windelfrei. ABER: Diese Hilfsmittel bilden von sich aus keine sichere Bindung aus. Sie sind kein Garant, kein Erfolgsfaktor. Sie können uns nur darin unterstützen, die Bedürfnisse des Kindes gut wahrzunehmen und zu befriedigen. So kommt das Tragen dem Bedürfnis nach Körperkontakt und Schutz nach und umhüllt das neugeborene Baby gebärmutterähnlich und schafft Vertrautheit und sanftes Ankommen. Co-Sleeping ermöglicht, nachts schnell auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen zu können. Aber die Bedürfnisbefriedigung ist meist auf verschiedene Arten möglich. Die Aufgabe von Eltern ist es, die jeweils passende Möglichkeit für diese eine Familie auszuwählen – nicht die, die gerade besonders populär ist. Sie müssen auch nicht alle Trends ausprobieren in der Hoffnung, die Bindung dadurch zu unterstützen.

Eine sichere Bindung entsteht da, wo wir den kleinen Menschen uns gegenüber wirklich wahrnehmen, ihn in den ganz persönlichen Eigenschaften wahr- und annehmen und diesen Menschen dazu passend begleiten: Manche Kinder brauchen mehr Körperkontakt als andere, manche Kinder sind lauter oder schüchterner. Wir müssen nicht unter Druck ausprobieren, was vielleicht andere tun, sondern das finden, was zu uns und genau diesem Kind passt. Und wenn das Kind vielleicht eine bestimmte Sache nicht mag, obwohl wir doch gelesen haben, dass das so wertvoll sein soll, dann machen wir das eben nicht und finden für unsere Beziehung bestimmt etwas anderes wertvolles.

Die Panik, etwas zu verpassen

Es passiert schnell zu denken: „Oh nein! Hier steht, dass Elimination Communication oder Babyzeichensprache die Bindung unterstützt. Das habe ich versäumt, was kann ich nun nur tun!“ Glücklicherweise ist Bindungsentwicklung keine To-Do-Liste. Wir können entspannt sein: Es kommt nicht auf das einzelne Angebot an, sondern die Grundstimmung, die Art des Umgangs: Es kommt darauf an, prinzipiell die Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen und darauf angemessen zu reagieren.

Manchmal gelingt das besser, manchmal schlechter. Manche Familien haben einen schweren Start und die Beziehung kann erst später richtig starten. Andere Familien haben zwischendurch mal schlechte Phasen, in denen es einfach nicht rund läuft. All das ist kein Anlass zur Panik. Glücklicherweise hat die Natur es eingerechnet, dass das Leben ist, wie das Leben eben ist: Mal ist es super, dann mal schlecht. Bindungsmuster entwickeln sich über einen langen Zeitraum, zu den Hauptbindungspersonen in den ersten drei Jahren. Und sie sind immer wieder veränderbar. Unsere Kinder können verschiedene Muster zu verschiedenen Menschen aufbauen. Ja, die ersten Jahre sind wichtig. Aber wenn es auch in dieser Zeit anstrengende Tage gibt oder Wochen, in denen es mal nicht rund läuft, haben wir nicht für immer alles verloren.

Gerade rund um die Geburt haben viele Eltern Sorgen, dass sie ein Fenster verpasst haben, wenn die Geburt anders lief als geplant, wenn es Interventionen gab, wenn das Baby nicht nach der Geburt auf die Brust genommen werden konnte. Das frühe Bonding, lesen wir so oft, ist so wichtig. Ja, es ist wichtig, es ist gut und es ist eine Zeit, in der gut die Weichen gestellt werden können für den Anfang einer Beziehung. Aber manchmal müssen diese Weichen auch erst später gestellt werden und der Zug fährt dann darauf ebenso gut und gleichmäßig. Wichtig ist dann, dass wir entspannte und liebevolle Menschen haben, die uns würden zweiten Start gut unterstützen und Rahmenbedingungen geboten werden, die dies erleichtern.

Bleib entspannt!

Wir müssen uns keinen Stress machen: Wir haben Zeit, um Beziehung aufzubauen und selbst wenn es mal zwischendurch nicht gut läuft, sind unsere Kinder wesentlich robuster als wir manchmal denken und unsere Beziehung ist nicht zerstört, weil wir mal eine schlechte Zeit haben. Wir müssen uns zu dem Stress, den Familien ohnehin heute haben, nicht noch unter zusätzlichen Bindungsstress setzen und krampfhaft versuchen, alles ganz richtig zu machen. Denn Stress und Anspannung verhindern genau das, worum es wirklich geht. Nämlich nicht um einzelne Angebote, nicht um Lernstunden in sozialem Miteinander, sondern um eine Haltung des Mitgefühls und der Empathie.

Und wenn wir merken, dass es gerade mal nicht rund läuft, zeigt das auch, wie gut wir nachspüren können, wie es eigentlich sein sollte. Nur dann, wenn es wirklich über einen längeren Zeitraum Probleme gibt, brauchen wir vielleicht professionelle Unterstützung. Aber selbst dabei gilt: Es ist nicht zu spät, um mit einem liebevollen Miteinander anzufangen. Sehen wir unserer Beziehung positiv entgegen und fokussieren wir nicht, was wir vielleicht nicht tun oder andere besser oder was wir noch ausprobieren könnten, um… Sehen wir, was wir tun und was uns wirklich gut tut. Denn Entspannung ist eine ganz besonders gute Grundzutat für das Bindungsrezept.

Eure

Ideen fürs Wochenende April #03

Osterwochenende! Was nun wohl am meisten gemacht wird? Ostereier gefärbt, angemalt, versteckt und gesucht. Dazu gibt es wahrscheinlich leckeres Essen, viel Zusammensein mit Freunden und Familie – Ideen fürs Wochenende braucht Ihr daher wahrscheinlich eher nicht. Oder doch? Hier kommt eine kleine Sammlung an Osterritualen für Familien.

Ostervorbereitungen

Wie sieht eigentlich ein nachhaltiges Osternest aus? Bei Marijanas Podcast könnt Ihr Euch ein paar Inspirationen zu Ostern ohne Müll holen. Ansonsten können Osternester ganz einfach gestaltet werden: Das Weidenkörbchen kann jedes Jahr wieder benutzt werden und findet zwischendurch Verwendung in der Puppenküche oder im Kaufmannsladen – da leiht es sich der Osterhase dann aus. Statt gekauftem Ostergras sieht Moos aus dem Wald oder etwas Stroh viel schöner aus.

Ostereier können auf viele Arten gefärbt werden. Eine ganz tolle Zusammenstellung über Naturfarben und wie Eier natürlich gefärbt werden können, findet sich bei den Naturkindern: ob Kurkuma, Avocado, Zwiebeln oder Rotkraut – hier findet Ihr alles. Der Trend dieses Jahres sind allerdings die glitzernden Ostereier wie hier. Statt Rotwein kann auch Traubensaft verwendet werden.

Osterhasenbrötchen aus Hefeteig

Leckere Osterrezepte? Standard ist natürlich der Osterzopf – auch in Hasenform. Wir haben in den letzten Jahren allerdings lieber Osterhasenbrötchen oder Eierbecherbrötchen gemacht nach diesem Rezept. Lecker ist natürlich auch ein klassischer Rüblikuchen ohne Mehl (hier eine vegane Variation) oder ganz einfach Hasenkekse. Auch diese Variation von Amerikanern mit Dinkelvollkornmehl und Rote-Beete-Glasur als Ostereier klingt ganz wunderbar. Schon etwas ausgefallener sind die Carrotcakescones mit Pekannüssen und Pistazien. Vegane Osterideen findet sich außerdem hier .

Auch schön: Leere Eierschalen mit Wachs und Docht in Osterkerzen verwandeln

Osterrituale

Und dann zu Ostern? Da gibt es natürlich das Suchen der Ostereier. Mit den Ostereiern kann noch einiges gemacht werden: Ein Eierlauf in Wohnung oder Garten mit dem Ei auf einem Löffel, dann gibt es das Ostereiertitschen, bei dem die Ostereier gegeneinander gestoßen werden. Wer einen kleinen Abhang in der Nähe hat, kann auch Eiertrudeln spielen und die Eier hinunterrollen lassen.

Auf einem kleinen Osterspaziergang – denn nach so viel Leckereien tut auch Bewegung gut – können die Frühlingsboten der Natur noch einmal genauer angesehen werden. Jetzt ist auch eine gute Zeit, um Löwenzahnhonig herzustellen oder ein paar Gänseblümchen zu kandieren. Bei Rebecca von Elfenkind finden sich auch noch andere Inspirationen für Gändeblümchenöl und Gänseblümchentee.

Am Abend gibt es das Osterfeuer, gern verbunden mit Stockbrot.

Und was habt Ihr zu Ostern vor?
Eure

Kuschelhasen einfach selber basteln

Zur Osterzeit haben sie ihren großen Auftritt – ob im Kinderbuch oder aus Schokolade: die Osterhasen. Und da Ostern schon wieder vor der Türe steht, möchte ich euch gerne eine super simple Anleitung für einen kuscheligen, schlichten Hasen aus Wolle zeigen. Diese Häschen gestalte ich nun schon seit Jahren mit Kindergartenkindern und Schülern, gerade weil es so simpel zu machen ist. Im letzten Jahr habe ich ihn zum ersten Mal mit meinem Sohn gebastelt aus dem Rest der Heilwolle, die wir aus der Babyzeit über hatten. Und da es bisher im Internet nur Anleitungen zum Filzen gibt, freue ich mich sehr, dass ich diese einfache Idee hier mit euch teilen darf!

Und wenn es euch anschließend schwerfällt zu entscheiden, ob er nun ins Osternest des Kindes sitzen darf oder lieber auf dem gedeckten Ostertisch, dann macht doch am besten gleich eine ganze Hasenfamilie.  

Ihr braucht dazu nämlich nur:

  • Schafwolle (Filzwolle oder Heilwolle…)
  • Ein Stück Wollschur
  • Eine große und eine kleine Schablone für Pom Poms
  • Oder Karton
  • Schere

Und es kann losgehen.

1.Wer keine fertigen Pompom Schablonen hat, schneidet sich aus Karton einfach zwei gleichgroße Donutkreise aus. Einmal für den Körper und einmal für den Kopf.

Daran könnt ihr euch auch bei der Größe des Kreises orientieren.  Ich suche mir dazu immer ein Glas oder einen anderen runden Gegenstand, der mir als Vorlage für den Kreis dient. Wer einen Zirkel zuhause hat, hat es noch leichter. Wenn ihr den inneren Kreis ausschneiden wollt, könnt ihr ruhig den Ring einmal durchschneiden. Das stört später nicht und macht das Ausschneiden einiges einfacher.

2. Nun holt ihr eure Wolle aus der Verpackung und legt die beiden gleichgroßen Kreise aufeinander.

Zieht euch einen Strang Wolle zurecht und umwickelt nun damit eure Schablone. Es gibt keine Vorgaben wie viel Wolle ihr dazu nehmen sollt. Bei mir ist der Strang ca. 10 cm lang und 2 cm breit. Aber das macht ihr so wie es für euch handlicher ist. Wichtig ist nur, dass die Wolle fest gewickelt wird. So umwickelt ihr nun beide Schablonen mit der Wolle bis das Loch in der Mitte geschlossen ist.

3. Jetzt schneidet ihr mit der Schere die Wolle auseinander, geht dazu mit der Spitze zwischen den beiden Ringen und schneidet einmal entlang des Kreises.

4. Nun bindet ihr ein Stück Schnur einmal fest zwischen den beiden Ringen und verknotet es, so dass nichts mehr verrutschen kann.

5. Nun zieht ihr die Schablonen ab und verknotet beide Pompoms so miteinander, dass es nach Körper und Kopf aussieht.

6. Jetzt kommt mein Lieblingsteil: Das Frisieren. Beim Hasenkörper ziehe ich am Ende ein kleines Stück Wolle heraus und mache ein Knoten hinein. Das wird dann das Hasenschwänzchen. Den Kopf schnippel ich eher eierförmig und ziehe wieder etwas Wolle für die Ohren zurecht.  

7. Und schon ist er fertig. Ich lasse den Hasen ganz schlicht, weil er mir genauso am besten gefällt.

Wenn euch ein gefleckter Hase besser gefällt könnt ihr natürlich auch verschiedene Wollfarben verwenden.

Falls ihr nun Lust aufs nachmachen bekommen habt würde ich mich riesig freuen wenn ihr euren Hasen unter #KLEINEHASEN teilt – so können wir sie alle bewundern.

Und jetzt viel Spaß beim Wickeln, und erholsame Ostertage!

Eva Pilgrim ist gelernte Erzieherin, hat eine Weiterbildung zur Fachlehrerin für Sonderpädagogik gemacht und arbeitet aktuell als Tagesmutter mit ihrem und anderen Kindern. „Die einfachen Dinge sind oft die Besten“ ist ihre Philosophie und diese setzt sie kreativ um, u.a. in Bastelideen. Mehr von ihr hier bei kleine_schlawiner auf Instagram

Vertrauen ist die wichtigste Zutat im Familienessen – von der Beikost bis zum Familientisch

Ich erinnere mich noch gut daran, wie kompliziert der Gedanke an die Beikost bei meinem ersten Kind war. Damals gab es noch feste Richtlinien, was wann als Beikost eingeführt werden sollte. Zusammen sahen wir als Paar dem aufregenden Termin des 6. Monats entgegen, kauften ein kleines Holzschüsselchen, einen kleinen Holzlöffel, ein Lätzchen und letztlich die so angepriesenen Pastinaken. Wir kochten zusammen, setzten uns mit unserem Kind an den Tisch und führten den Löffel zum Mund. Unser Kind sah uns mit weiten Augen an, schob die Unterlippe ein wenig vor gegen den Löffel, leckte sich die Lippen ab und verzog das Gesicht, um den Mund nicht mehr zu öffnen. Aber es war doch nun sechs Monate alt. Und es müsste doch jetzt essen. Und es war doch Bio-Pastinake! Aber der Mund blieb zu.

Die wichtigste Regel in der Beikostzeit: Entspannt bleiben

Glücklicherweise hatte ich damals eine Stillgruppenleiterin, die mich entgegen aller anderen Kommentare beruhigte und erklärte, dass das Kind schon essen würde irgendwann und bis dahin nicht verhungern würde. Irgendwann im zehnten Monat begann es dann doch zu essen. Nicht die Pastinake und auch sonst keinen Brei, sondern das, was es mit der Hand selbst vom Tisch nehmen und zum Mund führen konnte. Und so trat die wichtigste Erkenntnis über Kinder und Nahrung in mein Leben: einfach entspannt bleiben und Vertrauen haben.

Vertrauen und kindliche Entwicklung gehen Hand in Hand

Die andere wichtige Erkenntnis zur Beikost ist, dass unser elterliches Vertrauen mit der kindlichen Entwicklung Hand in Hand geht: Wenn wir unser Kind beobachten, die Signale des Kindes verstehen und einen Blick für die Kompetenzen des Kindes haben, können wir Vertrauen fassen. Deswegen ist es vor allem auch hier wieder wichtig zum Beikostbeginn: Beobachte Dein Kind!

Glücklicherweise geben uns unsere Kinder Signale dazu, ob sie bereit sind für die Beikost oder nicht. Mein Kind in der Geschichte oben hat ein sehr deutliches Signal gegeben: Es hat den Mund einfach geschlossen. Ein geschlossener Mund ist immer ein Zeichen dafür, dass das Kind nicht möchte. Nicht nur am Anfang, sondern auch später. Wir müssen unsere Kinder dann nicht überreden, ihnen keinen Hunger einreden. Und sie auch nicht austricksen mit dem kleinen Flugzeug, das da angeflogen kommt. Mund zu bedeutet: Nun geht es nicht weiter.

Wenn der Mund dann geöffnet wird, muss die Nahrung nicht nur hinein kommen, sondern darin auch zerkleinert und bewegt werden. Wir können vertrauen, dass das Kind Nahrung zu sich nehmen kann, wenn es sie selbst zum Mund führen kann mit der Hand und wenn es die Nahrung mit der Zunge nicht wieder hinaus schiebt aus dem Mund. Wenn der ganze Mundbereich verschmiert ist und das Baby immer wieder Brei nach vorne schiebt, sollten wir ihn nicht mit einem Löffel abkratzen von der Mundpartie und wieder hinein schieben, sondern darauf vertrauen, dass das Kind zeigt, dass es die Nahrung noch nicht richtig verarbeiten kann. Der Versuch, dennoch Brei in das Kind zu bekommen, ist für beide Seiten frustrierend.

Kann das Baby mit etwas Unterstützung aufrecht sitzen, ist der Weg durch den Körper für die Speisen auch gut passierbar. Kann das Baby das noch nicht oder liegt es in einer Babyschale beim Füttern, ist die Mahlzeit oft unbequem. Wir alle kennen es aus eigener Erfahrung, dass das Essen im Liegen wenig angenehm ist. Das ist auch für unsere Babys so.

Wir sehen also: Ein Baby bringt viele Kompetenzen mit, um Nahrung zu sich zu nehmen und wir müssen „einfach“ darauf vertrauen, dass das Kind so kompetent ist, dass es selbst isst. Unser Kind zeigt, was es isst und was es essen kann. Die körperlichen Fähigkeiten werden ausgebildet und so verändert sich auch die Nahrung, die es selbständig zu sich nehmen kann: Kann es zunächst nur in der geballten Faust ein großes Stück weiche Kartoffel halten, kann es sich später mit der flachen Hand Nahrung in den Mund schieben und schließlich im Griff von Zeigefinger und Daumen auch kleine Beeren aufsammeln und zum Mund führen. Schauen wir genau hin, was es gerade kann und bieten wir dem Kind dazu passende Nahrung. So kann es sich selbst versorgen und bekommt ein gutes Gefühl dafür, was es selber kann und auch, wann es satt ist und die Mahlzeit beenden möchte.

Vertrauen in die richtige Auswahl

„Aber das Kind isst immer nur Nudeln/Kartoffeln/Joghurt!“ Fast alle Kinder haben Phasen, in denen sie bestimmte Nahrungsmittel bevorzugen. „Phasen“ bedeutet: Unterschiedlich lange Zeiten. Hier sind zwei Sachen wichtig: Vertrauen in die Auswahl und passende Ergänzungen ermöglichen.

Betrachten wir einmal die Auswahl des Kindes genau: Isst es vielleicht gerade besonders viele Nahrungsmittel mit einer bestimmten Nährstoffverteilung? Stehen gerade Eiweiße im Vordergrund? Oder Kohlehydrate? Oder eisenreiche Nahrungsmittel? Finden wir heraus, was die Bevorzugung des Kindes bedeutet, können wir uns auch auf die Suche nach Alternativen machen, die diesem Bedürfnis entsprechen: Eiweiß findet sich beispielsweise nicht nur in Milchprodukten, sondern u.a.auch Hülsenfrüchten und Nüssen. Ein leckeres Nussmus kann oft eine schöne Abwechslung sein. Auch bei den Kohlehydraten können wir schauen, wie Abwechslung hinein gebracht werden kann und beispielsweise welche Art von Nudeln wir anbieten und welche Art von Brot.

Süßigkeiten!?

Süßigkeiten sind in unserer Gesellschaft kaum weg zu denken, ebenso wenig Chips und anderer „ungesunder Kram“. Unsere Kinder müssen auch damit einen Umgang lernen. Im ersten Lebensjahr sind solche Nahrungsmittel nicht geeignet. Je nachdem, ob ein älteres Geschwisterkind da ist oder nicht, kommen Kinder aber irgendwann auch mit Süßigkeiten und anderem in Kontakt. So viel Zucker! So viel Fett! Natürlich hat unser Körper oft eine Neigung dazu, das gerne zu essen und als Vorrat anzulegen. Besonders, wenn es auch noch besonders intensiv schmeckt. Deswegen ist es so wichtig, das Kind im Alltag aus einer gesunden Auswahl Nahrungsmittel wählen zu lassen, mit denen es die Grundbedürfnisse des Körpers befriedigen kann. Ein gesundes Nahrungsmittelangebot ist die Basis. Und dazu kann es auch Süßigkeiten geben. Ein entspannter Umgang damit ermöglicht es dem Kind, zu verstehen, dass es auch solche Nahrungsangebote gibt und sie einfach ein Anteil des Essens sein können, aber keine besondere Attraktion oder Belohnung sind. Was unsere Kinder essen und einfordern ist oft auch damit verbunden, welchen Wert wir diesem Nahrungsmittel selber zuweisen.

Vertrauen, dass Kinder Neues essen

Wir alle schrecken vor neuen Speisen manchmal zurück. Im Restaurant bestellen wir oft die gewohnten Lebensmittel, auf Reisen schauen wir oft nach vertrauten Speisen im Menü. Sich auf Neues einzulassen, fällt auch Kindern oft schwer. Und auch hier ist es wieder wichtig: Vertrauen. Wir sollten unsere Kinder nicht zwingen, eine bestimmte Nahrung zu essen. Wir können aber Nahrungsmittel immer wieder anbieten. Wir können Vorbild sein und wir können neue Angebote ganz bewusst spielerisch einführen: In Mitten der Tomatensoße sitzt eine kleine Insel Stangensellerie. In das Schüsselchen mit Blaubeeren ist eine Stachelbeere gelegt. Kinder sind neugierig, damit können wir spielen.

Wie oft es braucht, damit ein Kind etwas Neues probiert, ist ganz unterschiedlich. Es ist auch eine Frage des Temperaments, ob ein Kind prinzipiell Dingen offen gegenüber steht oder weniger offen. Manche Kinder brauchen einfach viele Versuche, um neue Speisen auszuprobieren. Auch hier müssen wir wieder vertrauen: Wir können immer wieder anbieten, immer wieder Vorbild sein, immer wieder nachfragen. Und irgendwann wird das Kind vielleicht probieren – ohne Druck.

Entspannt essen

Gemeinsames essen ist schön. Es ist ein sozialer Moment, eine Zeit des Austausches und Zusammenseins, wenn alle am Tisch zusammen kommen. Für Kinder ist es lange Zeit auch eine Zeit der Abenteuer, des Kennenlernens von Neuem und des Spiels. Deswegen passen unsere erwachsenen Vorstellungen von einer entspannten Mahlzeit nicht immer mit dem zusammen, was unsere Kinder als entspannte Mahlzeit empfinden. Aber auch hier brauchen wir Vertrauen: Unsere Kinder entwickeln Tischmanieren, weil wir sie vorleben: Sie essen mit Besteck, wenn wir es ihnen ermöglichen und gleichzeitig auch erlauben, dass sie die Hände nutzen können, wenn es nicht klappt. Sie sagen „Bitte“ und „Danke“ wenn wir das am Tisch vorleben und übernehmen es einfach irgendwann. Sie hören auf, das Essen mit den Händen zu zermanschen und das Manschgefühl zu lieben, wenn sie es durchgespielt haben. Sie hören auf, Nahrungsmittel auf den Boden zu werfen, wenn sie das Schwerkraftthema abgeschlossen haben.

Wichtig ist immer wieder über die Jahre hinweg, dass wir entspannt gesunde Nahrung anbieten und unseren Kindern vertrauen schenken. Damit sind wir auf einem guten Weg.
Eure