Eigentlich ist jede Jahreszeit im Wald mit Kindern toll: Im Frühling erwacht der Wald neu, im Sommer spenden die Bäume Schatten und es ist angenehm kühl. Im Herbst nun können zahlreiche Schätze gesammelt werden, die den Winter über als Bastelmaterialien dienen und daneben gibt es nun auch noch einmal Tiere zu beobachten und Pilze zu suchen. Mit der richtigen Ausrüstung können so halbe oder ganze Tage im Wald verbracht werden.
Ausrüstung für lange Waldabenteuer
Für ein langes Waldabenteuer wird erst einmal der Rucksack gepackt. Er sollte bequem sein und nicht von der Schulter rutschen, weshalb ein Rucksack mit Brustgurt besonders praktisch ist. Sinnvoll ist es auch, im Rucksack eine herausnehmbare Sitzmatte zu haben wie im Waldfuchs von Deuter (Amazon* | Hersteller) oder unserem – leider nicht mehr produziertem – Waldi von Affenzahn. Neben Trinkflasche mit Wasser und gefüllter Brotdose kommen in den Rucksack Beutel für Schätze, meistens bei den größeren Kindern ein Seil und Karabinerhaken, Notizheft und Stifte, manchmal ein Naturbuch und dazu natürlich ein Kindertaschenmesser, wir benutzen schon seit Jahren die Kindermesser von Opinel (Amazon* | Hersteller) .
Den Wald kennenlernen – Bücher, die begleiten
Seit kurzer Zeit haben wir ein neues, tolles Buch in unserem Naturbücherregal: „Pilze – Verrückte Fakten über Fliegenpilz, Hefe und Co.“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) neben dem Pilzführer für den Waldspaziergang gibt dieses Buch für Kinder viele tolle Impulse und Informationen rund um die Mykobiota. Kinder erfahren, welche verschiedenen Arten es gibt, welche gegessen werden können und welche giftig sind, wie sie über den Winter aufbewahrt werden können, was daraus gekocht oder gebacken werden kann. Der größte Pilz der Welt und überhaupt flächenmäßig größte Organismus auf der Erde ist übrigens ein 8,9 Quadratkilometer großer Pilz in Oregon. Dies und viele andere Informationen finden sich in dem schönen Buch.
Eine tolle Vorbereitung auf Waldabenteuer bietet auch Buch + CD „Wer grunzt denn da?“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel). Die CD hat Christoph Biemann, bekannt aus „Sendung mit der Maus“ besprochen. Darauf finden sich die nach Jahreszeit unterteilt Tiergeräusche, für den Herbst beispielsweise Eichhörnchen, Eichelhäher, Wildschwein, Reh und Rothirsch. Im Begleitbüchlein finden sich noch einmal kurze Fakten zu den 25 häufigsten Waldtieren, die hier vorgestellt werden. Ein schönes Buch + CD, um Ausflüge vor- und nachzubereiten.
Wer sich lieber den Bäumen widmen möchte, findet in der Kartensammlung „50 heimische Bäume“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) kurz und knapp alle Informationen über Bäume, ihre Blätter und besondere Eigenschaften. Die Blätter sind so abgebildet, dass gesammelte Blätter später den Bäumen zugeordnet werden können oder im Wald eine Bestimmung erfolgen kann.
Wer noch neu ist im Bereich Waldausflüge ist, kann sich als Begleitung für die ersten Ausflüge auch ein kleines Waldquis mitnehmen wie „Peter & Piet – Mein großes Waldquiz“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel). Damit kann im Wald gemeinsam alles angesehen werden, es kann gemeinsam einigen Fragen nachgegangen werden und die ersten Ausflüge haben damit einige Anhaltspunkte. Später ergeben sich von den Kindern oft eigene Ideen und Spielanlässe, wenn sie mit dem Spiel in der Natur ohne „Spielzeug“ vertrauter sind.
Habt Ihr noch Tipps und Ideen für Waldausflüge? Dann schreibt sie hier gerne in die Kommentare. Eure
* Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen. Die vorgestellten Bücher, Karten und Messer haben wir selbst gekauft .
Der Herbst ist da. Und überall fliegen gerade nun die bunten Blätter umher. Sie sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch eine wunderbare, überall verfügbare, variable und preiswerte Bastelzutat.
Blätterfüchse
Mit etwas Deckweiß, etwas schwarzer Deckkastenfarbe, einem Pinsel und ein wenig Fantasie werden aus Ahornblättern ganz schnell kleine Füchse, die am Fenster oder an der Wand den Herbst in die Wohnung bringen. Beim Anmalen einfach den Blattlinien folgen, dabei ergibt sich ganz von allein der weiße Bart des Fuchses und die schwarze Nase.
Ginkgo-Elfen
Ein paar Mal sind wir schon herumgeschlichen um die uns bekannten Ginkgo-Bäume in der Stadt und haben darauf gewartet, dass die Blätter endlich gelb werden und abfallen. Denn wie jedes Jahr werden die Blätter gesammelt, gepresst und dann mit Holzperlen und etwas Farbe verwandelt. In goldene Farbe getaucht mit etwas Märchenwolle werden so aus Blättern zauberhafte Engel für den Weihnachtsbaum wie hier. Wer noch nicht in Weihnachtsstimmung ist, kann aber auch mit Holzperle, Stoffresten und etwas Farbe kleine Herbst-Elfen basteln, die am Fenster oder über dem Jahreszeitentisch schweben können.
Blatt-Abdrücke
Für die kleinsten Kinderhände sind getrocknete Gingko-Blätter allerdings noch schwierig in der Handhabung. Aber auch sie können schon gestalterisch mit den bunten Blättern umgehen: Indem die Blätter einfach unter Papier gelegt und dann mit einem Wachsmalblock durchgepaust werden beispielsweise.
Und wenn Ihr noch mehr Ideen sucht für das Basteln mit Blättern: Hier wurde ein lustiges Insekt aus Blättern gebastelt. Oder es kann auch Konfetti aus getrockneten Blättern ausgestanzt werden wie hier. Ganz besonders schon ist auch eine solche Blätterlaterne aus Birkenlaub.
Auch wenn wir es manchmal anders lesen: Es gibt nicht den einen perfekten Raum für die Geburt. Dafür sind wir alle zu unterschiedlich, unsere Lebensbedingungen unterscheiden sich, unsere Bedürfnisse unterscheiden sich. Was mir persönlich wichtig ist, damit ich mich sicher und wohl fühle, kann etwas ganz anderes sein als das, womit du dich wohl und sicher fühlst. Und noch mehr: Es kann sich auch von Geburt zu Geburt bei einer Person verändern.
Wohl und sicher
„Wohl und sicher“ sind genau die Rahmenbedingungen, die wir brauchen. Gebärende sollten sich bei der Geburt wohl und sicher fühlen. Welche Faktoren dabei Wohlbefinden oder ein Gefühl von Sicherheit auslösen, ist unterschiedlich: Während Sicherheit für einige darin besteht, ein Netzwerk an moderner Medizin im Hintergrund zu wissen, ist es für andere ausreichend, auf das Können der Hebamme zu vertrauen. Für wieder andere Gebärende kann der Sicherheitsbegriff noch einmal anders gefasst sein und es ist von noch größerer Bedeutung, nur vertraute Personen um sich zu haben und genaue Absprachen in Bezug auf Eingriffe zu treffen.
Wir alle bringen unsere eigene Geschichte, unsere eigenen Erfahrungen zur Geburt mit und für jede Gebärende können die Rahmenbedingungen daher variieren, die das Gefühl von Sicherheit herstellen. Auch wie wir mit Schmerz umgehen, wie wir Schmerz wahrnehmen, unterscheidet sich – und somit auch der Umstand, wie wir bei der Geburt eventuell damit umgehen oder unterstützt werden (müssen). Unsere eigene Vergangenheit beeinflusst uns auch unter der Geburt und bei manchen Gebärenden kann die Angst vor dem Schmerz oder Geburt auch so groß sein, dass Sicherheit für sie bedeutet, sich diesen Gefühlen nicht auszuliefern. Als Außenstehende können wir nicht beurteilen, was sich für einen anderen Menschen wie anfühlen sollte. Wir sollten akzeptieren, dass jeder Mensch anders ist, anders fühlen kann, Bedürfnisse in einer anderen Ausprägung hat.
Wichtig in Bezug auf Wohlbefinden und Sicherheit sind auch die Menschen, die die Geburt begleiten: Der französische Gynäkologe Michel Odent spricht in seinem Buch „Die Natur des Orgasmus“ sogar davon, dass Angstgefühle übertragen werden können und Menschen mit einem hohen Adrenalinspiegel in der Nähe einer Gebärenden dazu führen, dass auch bei ihr der Adrenalinspiegel ansteigen kann. – Wir müssen uns sicher fühlen bei der Geburt und in guten Händen.
Fühlen wir uns sicher und geschützt bei der Geburt, wird auch das Hormon Oxytozin ausgeschüttet, das nicht nur die Kontraktionen der Gebärmutter verursacht, sondern auch die Schmerzgrenze hebt und Mut gibt. Es entsteht also ein Kreislauf der Unterstützung, wenn wir uns sicher fühlen. Positiv auf die Ausschüttung dieses Hormons wirken sich auch Wärme, Ruhe und Abgeschiedenheit aus.
Den geschützen Raum herstellen
Wärme, Ruhe, Abgeschiedenheit, Vertrauen – diese Rahmenbedingungen sind in der aktuellen Situation um die Geburtshilfe schwer zu finden. Die außerklinische Geburtshilfe ist stark zurück gegangen, in den Kliniken unterliegen Geburten ebenfalls Personalmangel (insbesondere Hebammenmangel) und Klinikroutinen. Gebärende benötigen aber dennoch den geschützten Raum der Geburt, um Problemen vorzubeugen, die als traumatisch erlebte Geburten nach sich ziehen. Aktuell setzen sich dafür Vereine wie motherhood e.V. ein und auch der Roses Revolution Day macht jedes Jahr aufmerksam darauf, woran es aktuell mangelt. Und dennoch besteht dieser Mangel weiterhin und wir können nur versuchen, in diesem Mangel es so angenehm wie möglich zu machen.
Zunächst einmal ist daher wichtig, für sich selbst zu bestimmen: Was bedeutet für mich Sicherheit und Wohlbefinden? Welche Faktoren müssen für mich erfüllt werden? Dabei ist es nicht wichtig, welche Entscheidungen andere Gebärende aus Familie, Freundeskreis oder Geburtsvorbereitungskurs getroffen haben, sondern was ganz individuell ein Gefühl von Sicherheit gibt: Wer sich für eine außerklinische Geburt entscheidet, nur weil das andere gemacht haben, sich dabei aber nicht wohl fühlt, tut sich selbst keinen Gefallen – und andersrum. Nur du kannst entscheiden, ob du dich wohl fühlst zu Hause, im Geburtshaus, in einer „normalen“ Geburtsklinik oder einer Klinik mit Perinatalzentrum. Einfluss auf die Entscheidung nehmen natürlich auch Schwangerschaftsverlauf und eventuelle Diagnosen.
Nachdem die grundlegenden Fragen nach dem individuellen Sicherheits- und Wohlbefindensgefühl geklärt sind, kann dann im zweiten Schritt betrachtet werden, wie an dem ausgewählten Ort in besonderer Weise dafür gesorgt werden kann: Eine außerklinische Geburt wird von einer freien Hebamme begleitet. Wie sieht es aber in der Klinik aus: Gibt es Beleg-Hebammen? Wie ist die Versorgungssituation vor Ort: Brauche ich vielleicht neben Geburtspartner*in noch eine weitere vertraute Person, die vor Ort ist, damit sich diese privaten Geburtsbegleiter*innen abwechseln können und die Gebärende nicht allein ist? Das Verlassenheitsgefühl ist es oft, das Gebärende als sehr belastend unter der Geburt erleben. Welche sonstigen Rahmenbedingungen können für ein persönliches Sicherheitsgefühl und Wohlbefinden sorgen: Gibt es Musik, Kuschelkissen, Kuscheldecken, Düfte, Teesorten, Essen,… die sich positiv auswirken könnten? Es erscheint uns rational vielleicht absurd, zur Geburt mit solchen Dingen zu kommen, aber hier, an diesem Tag und zu dieser Zeit zählt, dass sich die Gebärende wirklich wohl und sicher fühlt. Und wenn dafür der alte Kuschelteddy dabei sein muss, dann ist das so. Unbedingt von Vorteil ist auch, wenn die begleitende(n) Person(en) sicher sind: gut informiert über die Geburt, weil sie selbst an einem Geburtsvorberitungskurs teilgenommen haben, gut selbst versorgt mit Nahrungsmitteln und darum wissend, dass auch sie mal eine Pause brauchen und sich nehmen können. Wir können auch schon vorsorgen für die Zeit nach der Geburt: Zu Hause das Nest einrichten, in dem sich die Familie finden kann. Familie und Freunde informieren, womit sie uns nach Geburt unterstützen dürfen: vom Bekochen/Bebacken über Aufräumhilfe bis Babysitting von Geschwisterkindern. Sollte es Probleme mit dem Stillen geben, schon vorab die Liste an Stillberaterinnen zur Verfügung haben, die in der Nähe sind. Wissen, ob Kinderarzt/Kinderärztin die erste U-Untersuchung auch zu Hause durchführt. – Auch solche Vorarbeiten können Sicherheit vermitteln.
Mit diesen Überlegungen können wir versuchen, einen guten Raum für die Geburt herzustellen. Nicht immer beugen diese Rahmenbedingungen Eingriffen vor oder können die so genannte Interventionskaskade verhindern. Es liegt nicht alles in unserer Hand – auch das sollten wir vorab wissen. Wenn es anders läuft, ist das nicht deine Schuld. Manchmal verläuft die Geburt ganz anders als geplant. Manchmal ist der Start ins Elternleben anders als geplant – und dennoch kann auf so viele verschiedenen Arten eine gute, sichere Beziehung zwischen Eltern und Kind hergestellt werden. Aber es gibt nicht per se ein „besser“ oder „schlechter“ in Bezug auf den Geburtsort. Richtig ist zunächst das, wo du dich ganz persönlich geschützt, begleitet und umsorgt fühlst in qualifizierten Händen und unter Berücksichtigung deiner individuellen Bedürfnisse.
Gerade fallen sie wieder auf die Erde und an windigen Tagen und nach Regenschauern sind die Straßen mit ihnen bedeckt: Kastanien. Kaum etwas können wir im Herbst so zahlreich finden und vielfältig verwenden. Vom Spielzeug im Kaufmannsladen über Bastelmaterial bis zur Zutat für Reinigungsmittel: mit Kastanien können wir ganze Nachmittage füllen.
Schon in ihrer puren Form sind Kastanien wunderbare Elemente für den Kaufmannsladen und die Puppenküche. Sie werden im Spiel zu Brötchen, Kartoffeln, als Eier in Eierbecher gesetzt. In großer Menge können sie als Kastanienbad genutzt werden: Eine Schublade oder andere Holzkiste voller Kastanien, in die sich das Kind hinein setzen kann ist eine schöne, taktile Erfahrung (Achtung: Kastanien sind Kleinteile, die verschluckt werden könnten).
Natürlich lassen sich Kastanien aber auch wunderbar verbasteln. Wir alle kennen wahrscheinlich die Kastanienmännchen, die mit Hilfe eines Kastanienbohrers und Streichhölzern gebastelt werden: Tiere, Menschen, Fabelwesen entstehen so an langen Nachmittagen. Mit etwas Bienenwachsknete werden daraus noch einmal andere Figuren. Auch in Kombination mit anderen Naturschätzen wie Eicheln, Bucheckernschalen oder Haselnüssen lassen sich so ganz zauberhafte Figuren für den Jahreszeitentisch und das Fensterbrett zaubern.
Farbenspiel mit Kastanien
Mit etwas Farbe wird aus den Kastanien auch ein Farbspiel zum Zuordnen: Das weiß der Kastanien wird angemalt, Eicheln können ebenfalls einfach mit Deckfarben angemalt werden und so entstehen verschiedene Elemente für das Farbenspiel: Eine Holzschale kann außen ebenfalls in den entsprechenden Farben angemalt werden oder in eine andere Schüssel wird ein Papier in der passenden Farbe geklebt. Dann können die Farben benannt und entsprechend zugeordnet werden.
Und schließlich können selbst wir Erwachsenen die kleinen braunen Kugeln noch verarbeiten: Schon zehn gesammelte Kastanien können mit einem Messer einfach zerkleinert und dann mit 300ml warmem Wasser übergossen werden. Über Nacht stehen lassen, am nächsten Tag die Kastanienreste entfernen und die Flüssigkeit als Waschmittel benutzen. Auch einfaches Putzmittel oder Shampoo kann man aus Kastanien herstellen.
Vielleicht habt Ihr ja noch eine andere tolle Kastanienidee? Dann gerne her damit! Eure
Wenn euer Kind einen regulären Kindergarten besucht, habt ihr wahrscheinlich schon häufiger Entwicklungsgespräche geführt oder sie stehen bald an. Häufig sind diese Gespräche einfach noch mal eine Bestätigung: meinem Kind geht es hier gut, es entwickelt sich „normal“.
Manchmal gibt es jedoch Gespräche, die sich einfach nicht gut anfühlen. Das kann ganz verschiedene Ursachen haben, z.B. das Gefühl der einseitigen Betrachtung oder Stigmatisierung des eigenen Kindes. Wie könnt ihr damit umgehen?
Spürt in euch hinein: Ihr seid die Experten für euer Kind und kennt es am besten. Das heißt nun nicht, dass ihr die Einschätzungen von Erzieher*innen einfach in den Wind schlagen sollt (denn diese haben wiederum einen pädagogischen Background und äußern im besten Falle Befürchtungen etc. nicht leichtfertig, sondern nach sorgfältiger Überprüfung ihrerseits). Dennoch solltet Ihr für euch überprüfen, ob ihr den Dingen, die genannt wurden, so zustimmen könnt und euer Kind wiedererkennt.
Gesprächsbereitschaft: Steht nicht allem ablehnend gegenüber, aber macht deutlich: mein Kind ist wunderbar, so wie es ist. Es sind höchstens und lediglich die Handlungen, die hier im Fokus stehen sollten.
Sucht gemeinsam nach Lösungen: Was erschwert dem Kind die Situation? Geht keiner Schuldfrage nach, sondern schafft ein gegenseitiges Hilfesystem fürs Kind, dass sich der Frage widmet: Was braucht dieses Kind, um sich hier im Kindergarten wohl zu fühlen und gut anzukommen? Und wie können wir gemeinsam ihm dabei helfen?
Geduld: Wenn es um reine charakterliche Dinge geht oder Entwicklungsunterschiede, die ihre Zeit brauchen: habt Geduld. Und bittet die Erzieher*innen, diese ebenfalls zu haben.
Akzeptanz für die Einzigartigkeit von Kindern: Kein Kind muss in ein Raster passen. Dein Kind spielt zufrieden mit sich und mag keine Großgruppensituationen, scheut diese sogar? Vielleicht bist du ja selbst ebenfalls ein Mensch, der wenige, ausgewählte Freunde hat und damit vollkommen zufrieden ist. Nicht jedes Kind muss ein „Gruppenleader“ sein, sofern es sich mit seiner Situation wohl fühlt.
Chance: Seht Konflikte auch immer als Gelegenheiten, um gemeinsam zu wachsen.
Entwicklungsgespräche als Anregung
Meistens erfüllen Entwicklungsgespräche einen ganz zentralen Zweck: Sie stellen den Kontakt und die Verbindung zwischen Pädagog*innen und Eltern sicher. Deswegen: habt Mut, freut euch auf die Möglichkeit, euch auszutauschen und in Verbindung mit den Menschen zu treten, die euer Kind Tag für Tag begleiten. Und scheut euch dennoch nicht, ihre Ansichten zu hinterfragen. Bei den Farbtupfern vermeiden wir daher das Wort „Entwicklungsgespräch“ und sprechen lieber von „Begleitungsgesprächen“, denn Worte schaffen Realität.
Janine Ringel ist Sozialpädagogin (BA) und Mutter von zwei Kindern (2014 und 2017 geboren). 2017 hat sie zusammen mit ihrem Mann den kleinen, bindungsorientierten, auf Achtsamkeit und GFK basierenden Kindergarten „Farbtupfer“ in Lübeck für Kinder von 2-6 Jahren gegründet und arbeitet darüber hinaus in der Elternberatung. Sie ist ausgebildet in gewaltfreier Kommunikation nach M.B.Rosenberg. Mehr von Janine findet Ihr auf auf farbtupfer.org oder hier auf Instagram.
„Ich hab Dich lieb, Kind!“ sage ich meinem Kind am Abend. Mit strahlenden Augen blickt es mich an und erklärt „Ich hab mich auch lieb!“ – Einen Moment stocke ich. Ob ich nachfrage, ob das Kind mich auch lieb hat? Aber eigentlich brauche ich das gar nicht, denn wenn es erklärt, dass es sich selbst lieb hat, ist das eigentlich ausreichend und sagt viel mehr als „nur“ etwas über das Empfinden aus.
Selbstwert als wichtige Eigenschaft der Zukunft
Kinder im Wachsen zu begleiten, bedeutet, sie auf das zukünftige Leben vorzubereiten. Was sie brauchen werden, wissen wir heute nicht genau. Was wir ihnen aber auf jeden Fall für eine ungewisse Zukunft mitgeben können, ist ein Vertrauen in sich selbst, ein gutes Bild von sich selbst. Denn durch ein positives Bild von sich selbst, gehen sie an schwierige Aufgaben leichter heran. Sie denken nicht: „Oje, das sieht aber schwer aus!“ sondern „Puh, das sieht schwer aus, ich probier das aber mal aus!“ Sie begegnen Herausforderungen, anstatt sich vor ihnen zu verstecken. Dabei können sie ihr eigenes Können und ihre Grenzen gut einschätzen. Sie wissen, dass es immer auch Hindernisse und Schwierigkeiten gibt, können damit aber umgehen, beispielsweise indem sie sich Hilfen organisieren, recherchieren, nach Lösungen aktiv suchen.
Selbstwert entsteht nicht durch Lob
An der Entstehung dieses Selbstwertes können wir Eltern aktiv beteiligt sein, und zwar auf eine entspannte Weise. Wir müssen nicht beständig unsere Kinder loben, um ihnen ein gutes Gefühl für sich selbst zu vermitteln. Im Gegenteil: Lob bewertet bestimmte Handlungen oder Eigenschaften, beim Selbstwertgefühl geht es aber um die gesamte Persönlichkeit, die als wertvoll betrachtet wird. Lob vermittelt dem Kind, dass es nicht um seiner Persönlichkeit, seiner Ganzheit wegen geliebt wird, sondern für bestimmte Handlungen und Eigenschaften. Natürlich wünscht es, dass es für diese bestimmten Aspekte seines Selbst immer weiter gelobt wird, weil das Kind aus Bindungssicht darum bemüht ist, von den Bezugspersonen angenommen und geliebt zu werden: Es fordert also beständig mehr Lob ein. Gleichzeitig kann es aber auch passieren, dass die schon bei sich selbst als hervorragend wahrgenommenen Aspekte in den Gedanken des Kindes ja nicht weiter ausgebaut werden müssen – Loben würde dann das Handeln einschränken. Lob ist also kein Mittel, um Kindern ein gutes Selbstwertgefühl zu vermitteln (ausführlicher über Lob hier bei Gewünschtestes Wunschkind).
Wir müssen unseren Kindern auch nicht beständig übertrieben vermitteln: „Du bist stark“, „Du bist unabhängig“, „Du bist toll“. Denn auch hier heben wir nur die Besonderheiten hervor, aber nicht ein grundlegendes Gefühl der Akzeptanz.
Selbstwert wird im Alltag gestärkt
Anstatt durch gezieltes Lob können wir das Selbstwertgefühl des Kindes im Alltag stärken durch unsere Begleitung. Wir müssen dafür gar nicht viel tun, sondern eher beobachten und begleiten: Finden wir heraus, was unsere Kinder wirklich gerne machen und ermöglichen wir ihnen, genau das zu tun. Nehmen wir wahr, wie das Kind ist und akzeptieren wir das: auch dann, wenn das Kind ein ganz anderes Temperament hat als wir selbst, anderen Hobby nachgehen möchte als wir es uns gewünscht haben. Vermitteln wir dem Kind, dass es so, wie es ist, in Ordnung ist und versuchen wir nicht beständig, es „besser“ zu machen, indem wir erklären, wie es schöner/netter/adretter aussehen würde, wie es liebenswerter/cooler/beliebter wäre. Ein Kind ist, wie es ist. Es kommt mit einem bestimmten Temperament zu uns, mit bestimmten Stärken und Schwächen. Akzeptieren wir die Schwächen und erlauben wir dem Kind, die eigenen Stärken und Interessensgebiete auszubauen.
Erlauben wir dem Kind, Erfolge selbst zu haben und zu fühlen. Das beginnt schon bei Kleinigkeiten im Alltag wenn unsere Kinder noch klein sind: Lassen wir sie ihre Worte aussprechen, die sie sich so mühselig zurechtgelegt haben, lassen wir sie die Erfahrung machen, selbst sitzen, krabbeln, laufen zu lernen, anstatt sie hinzustellen und an den Armen zu halten, damit sie erste Schritte tun. Warten wir ab, statt schnell einzugreifen und lassen wir Kinder eigene Lösungen finden.
Wenn das Kind seine Schwächen als solche wahrnimmt und Hilfe braucht, begleiten wir es einfühlsam und vermitteln nicht, dass es in diesem Bereich „dumm“ oder „faul“ ist, sondern erklären wir, dass Menschen unterschiedlich sind und unterschiedliche Kompetenzen haben. Für die Schule mag es an einigen Stellen wichtig sein, dass auch die Bereiche, in denen Kinder nicht gut sind, aufgebaut werden, aber auch dabei können wir darauf achten, den Kindern ein positives Grundgefühl zu lassen dafür, dass die eigenen Schwerpunkte eben in anderen Bereichen liegen und das auch okay ist.
Selbstsicher sein, ohne Selbstsicherheit einzufordern
Unsere Kinder können ein gutes Gefühl für sich entwickeln, ohne dass wir sie darin speziell unterrichten müssten oder das von ihnen einfordern. Im Gegenteil: Der Weg dorthin führt über Eigenständigkeit und Akzeptanz – und neben Wurzeln auch besonders Flügeln. So entwickeln sie ein Gefühl für „Ich hab mich lieb!“ Und wenn sie das von sich denken, bedeutet es, dass wir ihnen sehr viel auf den Weg mitgegeben haben und unseren Kindern jene Liebe mitgegeben haben, die sie brauchen, um sich selbst zu lieben.
An manchen Tagen geht mir dieser Satz durch den Kopf: „Warum kannst du nicht hören!?“ Dann, wenn das Kind einfach nicht das tut, wozu man es doch gerade aufgefordert hatte. Dann, wenn es das Gegenteil macht von dem, was man gerade gesagt hatte. Dann, wenn man doch gerade eben erklärt hat, was passieren würde, wenn…
Aber „Kannst du nicht hören?“ meint eigentlich weder das, was wir selbst damit eigentlich umschreiben wollen noch das, was gerade beim Kind dazu führt, dass es etwas ganz anders macht als geplant. Mit „Kannst du nicht hören?“ meinen wir eigentlich: „Kannst du nicht funktionieren wie ich will?“ oder noch genauer „Kannst du nicht gehorchen?“ Hinter diesem Satz steht die alte Annahme, Kinder müssten den Vorschriften der Eltern bedingungslos folgen und Eltern könnten einen Weg vorgeben.
Kinder funktionieren nicht
Aber Kinder funktionieren nicht. Kinder gehorchen nicht, auch wenn wir uns das manchmal wünschen. Und egal wie sehr wir auch versuchen, unseren Einfluss durchzusetzen, bleiben sie immer wieder darin bestrebt, es anders zu machen. Eltern, die Strafen verhängen oder schimpfen, stellen immer wieder fest, dass sich ihre Kinder dennoch auflehnen. Denn: Kinder folgen ihren Entwicklungsplänen. Und diese Pläne bedeuten vor allem: Sie wollen das Leben und die Welt kennenlernen. Das tun sie nicht, wenn sie unseren Anweisungen blindlings folgen. Sie be-greifen die Welt durch eigenes Handeln, durch eigene Fehler, durch eigenes Lernen. Lernen meint, sich aktiv mit einem Sachverhalt auseinander zu setzen. Unsere Aufgabe als Eltern ist es nicht, ihnen einen Buch mit Handlungsanweisungen für das Leben zu überreichen, sondern ihnen eine Umgebung zu ermöglichen, in der sie Lernerfahrungen machen können. Und diese Lernerfahrungen meinen auch: Sie tun es anders, sie probieren sich aus.
Natürlich gibt es immer auch Situationen, in denen wir nicht die Wahl haben: gefährliche Situationen, in denen wir wirklich einen Weg vorgeben müssen, in dem es keine Alternativen gibt. Aber in unserem Alltag gibt es daneben eben auch viele Situationen, in denen es anders geht, wenn keine Gefahr in Sicht ist.
Der richtige Weg: Akzeptanz
Anstatt sich immer wieder darüber aufzuregen, dass das Kind nun einmal nicht das tut, was doch in dieser Situation richtig/sinnvoll/angeraten war, sollten wir vielmehr annehmen, dass das Kind genau das eben nicht tut. Weil es erst lernen muss, dass unsere Idee richtig war. Oder – und auch das ist möglich – dass es einfach eine ganz andere Problemlösungsstrategie entwickelt. Eine, die uns vielleicht selber nicht eingefallen wäre.
Anstatt drauf zu achten, was das Kind gerade NICHT tut (auf uns hören), sollten wir unseren Blick auf das richten, WAS das Kind gerade tut: Eine Idee zur Lösung eines Problems entwickeln, eine Handlungsstrategie verfolgen, eine besondere Interaktion eingehen. Wir können unseren Blick auf die Ressourcen lenken und auf das, was das Kind gerade jetzt durch gerade dieses Vorgehen lernt.
Die Stellen beachten, wo das Kind „hört“
Es ist nicht einfach anzunehmen, dass unsere Kinder eigenen Wege gehen und eigene Wege gehen müssen. Sie lieben uns deswegen nicht weniger. Und von uns Eltern ist es kein Zeichen fehlender Liebe oder fehlenden Engagements, sie ihren Weg gehen zu lassen. Es ist vielmehr eine bewusste Anstrengung, ihnen diese Freiheit zu geben, gegen die sich so viel in uns auflehnt, weil wir noch immer denken, Kinder müssten doch unbedingt folgsam sein.
Aber auch hier können wir unseren Blick ändern und nicht nur auf das sehen, was sie gerade eben anders tun und an welchen Stellen sie nicht hören, sondern unser Augenmerk auf das lenken, wo sie uns entgegen kommen, wo sie unsere Ideen aufgreifen oder auch ganz bewusst etwas für uns tun. Denn neben dem Umstand, dass unsere Kinder Selbständigkeit lernen und Kompetenzen erwerben, lernen sie auch das Leben in einer sozialen Gruppe und sind bemüht, auch darin richtig zu handeln – und dies ganz besonders mit ihren primären Bezugspersonen. Manchmal überwiegt dabei die Neugierde und der Wunsch nach neuen Erfahrungen, aber ganz oft können wir mit einem wohlwollenden Blick auch wahrnehmen, an wie vielen Stellen sie uns entgegen kommen, wie oft sie hören oder zumindest versuchen, in unserem Sinne zu handeln.
Anstatt uns also auf das Hören zu konzentrieren, sollten wir vielleicht lieber unseren Fokus auf das eigene Zusehen lenken und beobachten, warum und wie unsere Kinder handeln. Eure
Und auf einmal ist sie da, die Wut. Über den ausgeschütteten Tee, über die zerbrochene Tasse. Darüber, dass sich das Kind mal wieder nicht anziehen lassen will oder dass es ein bestimmtes Schimpfwort gesagt hat, von dem man doch schon x Mal gesagt hat, dass es nicht gesagt werden soll. Da ist sie also, diese Wut und bahnt sich den Weg durch den Körper in jede einzelne Zelle, möchte über die Lippen kommen, möchte vielleicht etwas anfassen, möchte etwas werfen oder aufstampfen oder… Aber halt! Wir sind keine Kinder, wir sind die Erwachsenen. Wir sind Vorbilder und können überlegt handeln – oder doch nicht?
Wut darf sein
Wut zu spüren, ist normal. Sie gehört zur breiten Palette unserer Gefühle. In unserem Alltag können wir all das spüren: Liebe und Mitgefühl und Freude, aber auch Wut, Enttäuschung, Ekel. Was oft als „negative“ Gefühle bezeichnet wird, ist einfach ein Teil unseres Gefühlslebens. Es ist richtig, zu fühlen. Und auch diese Gefühle haben ihre Berechtigung, deuten sie uns doch auf etwas hin: auf einen Widerwillen, auf Gefahr, auf Überforderung, auf Ungerechtigkeit. Hinter dem Gefühl, das wir spüren, steht ein Anlass dafür, genau das zu spüren. Und dieser Anlass für dieses Gefühl verdient Beachtung. Es ist nicht richtig, von uns zu erwarten, dass wir bestimmte Gefühle aus dem Leben ausklammern, weil wir Eltern geworden sind.
Meistens ist es nicht das Kind…
In den meisten Fällen ist es nicht das Kind, das die großen Gefühle in uns auslöst. Oft bringen Kinder nur das Fass zum Überlaufen: An einem ohnehin schon anstrengenden Tag, an dem wir nur noch schnell nach Hause wollen, zieht das Kind auf einmal die Bremse und setzt sich auf den Bürgersteig, nicht bereit noch einen Zentimeter voran zu gehen. Wir sind erschöpft von diesem Tag, wollen uns endlich ausruhen und dann das! Wir schimpfen, aber eigentlich meinen wir nicht: „Kind, ich bin so wütend auf dich!“ sondern „Kind, nicht das jetzt auch noch. Der Tag war zu anstrengend!“ An einem stressigen Morgen mit Zeitdruck will sich das Kind nicht anziehen. An einem Samstag ohne Terminen wäre es vielleicht kein Problem, aber heute muss das Kind pünktlich abgeben sein, denn kurz darauf gibt es einen wichtigen Termin. Wir schimpfen und meinen eigentlich nicht „Kind, mach dich endlich fertig, immer bist du zu langsam!“, sondern meinen eher „Kind, heute ist es doof, ich muss so dringend zu diesem Termin!“ Unser Alltag ist voll von all den Dingen, die es uns schwer machen, Familie entspannt zu leben. Voll von Terminen, Druck, Stress – und diese sind gerade in der Kleinkindzeit große Hürden für den Alltag.
Und manchmal weckt das Kind auch Erinnerungen
Manchmal wecken unsere Kinder mit ihrem Verhalten aber auch Erinnerungen, die tief in uns verwurzelt sind: wir werden „getriggert“. Die Erfahrungen unseres Lebens sind in unserem Gehirn gespeichert. Ist das Kind laut, schreit es, schlägt es um sich, beißt oder tritt, kann uns das an die eigene Kindheit erinnern. Wir versuchen, diese Situation zu unterbinden durch Handlungsmuster, die wir erfahren haben. Oft sind das jene, die wir eigentlich nicht einsetzen wollten in der Erziehung der eigenen Kinder.
„Das Kind ist AUSLÖSER für ein Verhalten, das tief in uns eingespeichert ist. Die eigentliche URSACHE unseres Handelns ist nicht das Kind, sondern die Erfahrung, die wir selbst gemacht haben.
Wir sehen also: Wut ist ein normales Gefühl. Wir sehen auch: Auf vielfältige Weise kann Wut in unserem Alltag ausgelöst werden – selbst wenn wir uns bemühen, die auslösenden Faktoren zu vermeiden. Wir wissen: Es tut unseren Kindern nicht gut, wenn wir sie beschämen, durch Worte ihren Selbstwert angreifen – und jede Art körperlicher Gewalt ist falsch. Aber wie können wir nun mit der Wut, die es eben gibt, umgehen? Wie sollen wir im Familienalltag einen Weg finden, wütend zu sein und wütend sein zu dürfen? Wie können wir unseren Kindern ein gutes Vorbild darin sein, Wut zu haben und angemessen damit umzugehen?
Zunächst können wir die äußeren Faktoren in den Blick nehmen, die uns in Wutsituationen führen können und sehen, was an diesen geändert werden kann: Wo können wir den Alltag entstressen, wo können wir mehr Unterstützung bekommen und Aufgaben abgeben? Welche Routinen können wir ändern oder neu entwickeln, um weniger Stress zu haben? Den Tisch abends für morgens vordecken? Die Kleidung abends schon bereit legen? Das Kind doch lieber tragen oder mit dem Buggy abholen, auch wenn es schon 4 ist, als darauf zu bestehen, dass es erschöpft vom Kitatag noch läuft, weil es „ja schon groß“ ist?
An welchen Stellen sind es vielleicht auch Fehlannahmen über unser Kind, die uns leiten: Kinder wollen uns nicht verärgern, sie spielen keine „Machtspiele“, sondern haben konkrete Bedürfnisse, die hinter ihrem Verhalten stehen. Diese zu ergründen, kann uns – gerade in der Kleinkindzeit – auch einem entspannteren Alltag näher bringen. Schauen wir, was unser Kind leitet, warum es sich verhält, wie es sich verhält. Und übernehmen wir als neuen Glaubenssatz, den wir uns immer wieder vorsagen: „Mein Kind will mich nicht ärgern. Es handelt, wie es handelt, weil es einfach ein Kind ist.“
Wenn wir damit einige Wutsituationen umschifft haben, können wir uns uns selbst zuwenden: Wie schaffe ich es, in den dennoch anstrengenden Situationen zwar wütend, aber nicht verängstigend oder beschämend zu sein? Die Neurowissenschaftlerin Jill Boyle Taylor erklärt in ihrem Buch „My stroke of Insight. A Brain Scientist’s Personal Journey„, dass die eigentliche Wutreaktion, die neurochemisch im Gehirn ausgelöst wird, nur 90 Sekunden andauert. Diese Sekunden – die sich lang anfühlen können – sind es, in denen wir uns um uns selbst kümmern müssen und für die wir Handlungsalternativen finden und implementieren müssen: Schritt für Schritt sollen wir von dem, was wir eigentlich tun wollen (beispielsweise das Kind anschreien) neue Möglichkeiten einüben (beispielsweise erst einmal die Wand anschreien, schlagen die Autorinnen vor). Unsere Wut ist da, sie ist eines unserer Gefühle. Wir sollten allerdings einen guten Umgang mit ihr finden.
In vielen Situationen tut es gut, bewusst einen Schritt zurück zu treten – das kann auch wortwörtlich sein. Sich distanzieren von der Situation und durchatmen. Sich eine Pause verschaffen, um dem Körper die Chance zu geben, sich zu beruhigen und dann eine überlegte Handlung auszuführen. Wir können über unseren Ärger sprechen, wir können ihn rauslassen und dabei bei uns bleiben. Nicht zum Kind sagen: „Du bist blöd, weil du die Tasse kaputt gemacht hast!“ sondern „Ich bin echt traurig, weil die Tasse kaputt ist!“ oder statt „Jetzt hör endlich auf mit deinem nervigen Geschrei!“ sagen „Für mich ist es gerade wirklich zu laut, ich brauche eine kurze Pause.“ Es ist in Ordnung, sich eine Pause zu nehmen, sich eine Pause zu gönnen. Wir müssen nicht immer für alles beständig eine Lösung parat haben.
Mit der Zeit können wir unser Bewusstsein darauf lenken, wie es sich anfühlt, wenn die Wut in uns aufsteigt und dann schon frühzeitig die Notbremse zu ziehen, wenn es geht. Manchmal spüren wir, dass wir uns auf eine Situation zubewegen und können uns selbst sagen: Gleich wirst du wütend. Wenn wir das spüren, weil vielleicht unsere Atmung flacher und schneller wird, weil wir merken, wie unser Herz stärker schlägt, können wir versuchen, uns frühzeitig aus der Situation zu ziehen und eine Pause zu gönnen. Manchmal merken wir auch lange Zeit vorher, dass der Tag irgendwie eine ungünstige Wendung zu nehmen droht und können dann bewusst gegenwirken: Die Musik anmachen und tanzen, alle Verabredungen absagen und sich einfach zusammen ins Bett kuscheln und lesen, …
Es ist nicht leicht, einen neuen Umgang mit der Wut zu finden, wenn wir in alten Mustern feststecken. Aber es ist möglich. Es braucht vor allem Zeit, manchmal aber auch eine therapeutische Unterstützung. Es ist nicht schlimm, Hilfen zum Umgang mit der Wut zu suchen, denn oft haben wir einfach keinen guten Umgang erlernt und brauchen neue Ideen, Vorbilder und Anregungen für diesen Weg. Er ist es wert. Für unsere Kinder, aber auch für uns selbst.
Eure
* Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen. Das Buch „Mama, nicht schreien“ habe ich von den Autorinnen als Rezensionsexemplar zugestellt bekommen.
Du sagst: „Nein, ich will das nicht anziehen!“. Ich höre: „Nein, ich habe keine Lust, lass mich in Ruhe.“ Du meinst aber: „Ich will DAS nicht anziehen, ich will es alleine machen!“. Du sagst: „Ich will das nicht essen.“ Ich denke: „Das schmeckt dem Kind also auch wieder nicht!“ Du meinst: „Ich will selber entscheiden, was ich zu mir nehme.“ Diese Beispiele lassen sich scheinbar endlich fortführen – gerade mit Kleinkindern.
Kommunikationsprobleme mit Kleinkindern
Die Kleinkindphase ist eine Zeit, in der wir oft ein wenig aneinander vorbei kommunizieren: Da ist das Kind, das einen Wunsch zum Ausdruck bringt oder eine Ablehnung, hinter der ein Bedürfnis steht. Und da sind wir Erwachsenen, die diese Äußerung aus unserer Erwachsenperspektive sehen und bewerten. – Nur übersehen wir dabei häufig, dass ein „Nein“ des Kindes nicht zwangsweise ein absolutes Nein zu der Situation ist, sondern ein Nein zu unserer erwachsenen Idee zur Lösung eines Sachverhalts.
Kinder wollen ins Leben wachsen
Was Kinder – gerade in dieser Zeit – wollen, ist, in das Leben hinein zu wachsen. Das ist ihr Plan, ihre Aufgabe in dem, was wir Kindheit nennen. Sie wachsen in das Leben hinein und lernen das Leben, die Welt, die Menschen kennen. Und dies schaffen sie nur, indem sie sich aktiv mit der Welt auseinander setzen und auch auseinander setzen dürfen. Sie brauchen den Freiraum, Erfahrungen zu machen, Dinge zu lernen – und auch Fehler zu machen und daraus zu lernen.
Wenn unsere Kinder größer werden, fordern sie dieses Lernen und Teilhaben ganz aktiv ein. In der Babyzeit gelingt es uns noch oft, sie abzulenken, unsere Pläne durchzusetzen. Von Vorteil ist es, wenn wir schon in dieser Zeit damit beginnen, das Kind teilhaben zu lassen: Bei der Pflege, wenn es sich selbst abwischen darf, beim Essen, wenn es sich selbst füttern kann, beim Anziehen, wenn wir es auffordern, den Fuß zu heben, damit wir den Strumpf darüber ziehen können. Kinder sind von Anfang an daran interessiert, mitzuwirken, uns – neben dem Bestreben nach Selbstwirksamkeit – entgegen zu kommen.
„Oft bedeutet der Alltag mit einem Kind in der Autonomiephase eine Abkehr von den Gedanken, die uns bislang vermittelt wurden. Der wichtigste – vielleicht neue – Gedanke lautet: Dein Kind möchte kooperieren und unterstützen. Und das jeden Tag in vielen Situationen. Schau einfach genau hin!“
S. Mierau in „Ich! Will! Aber! Nicht!“ S. 61
Manchmal kollidieren allerdings beide Ansprüche: Das Kind möchte die Eltern nicht bewusst verärgern, sondern hat im Rahmen der Bindung das Bedürfnis, den Eltern zu entsprechen, um Sicherheit und Versorgung zu gewährleisten. Gleichzeitig hat es aber auch das Bedürfnis, sich zu entwickeln und zu lernen. Diese Neugierde und dieses Entwicklungsbedürfnis ist natürlicherweise sehr stark und das Kind kommt diesem nach im Rahmen der natürlichen Entwicklung. Dabei stößt es aber auf Hindernisse bei den Eltern, die vielleicht das Entwicklungsbedürfnis nicht sehen, aktuell nicht berücksichtigen können oder auch andere Abwägungen treffen müssen (beispielsweise bei Gefahrensituationen, die das Kind nicht überblicken kann). So kommt es zu einem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Ansichten und ggf. zu einem Konflikt.
Mögliche Problemlösungsstrategien
Was wir also in den Situationen tun können, die zu einem Konflikt werden: Wir können uns und dem Kind) eine Reihe unterschiedlicher Fragen stellen, um vielleicht neue Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen oder zu finden:
Was will das Kind wirklich? Zieht sich das Kind beispielsweise auf der Straße auf einmal die Schuhe aus, können wir es zunächst fragen, warum es das tut, anstatt es gleich zu ermahnen. Vielleicht antwortet es (wie das Kind hier oben im Bild): „Ich möchte mal kurz fühlen, wie sich der Fußboden hier anfühlt.“ Lehnt es also etwas ab, oder möchte es „nur“ etwas anders gestalten? Wir können uns auch fragen, ob die Ängste oder Ansichten, die unsere Handlungen leiten, wirklich wichtig und richtig sind, oder ob es „nur“ erlernte Konventionen sind, auf die wir bestehen, die aber eigentlich nicht sinnvoll oder zielführend sind.
Können wir (jetzt oder in Zukunft) die Situation anders gestalten, damit dem Bedürfnis des Kindes mehr entgegen gekommen wird? Haben wir vielleicht übersehen, dass das Kind in der Entwicklung schon weiter ist und behandeln es noch ein wenig „babyhaft“, obwohl es eigentlich schon Dinge kann, die wir noch für das Kind tun? Können wir gemeinsam ausprobieren, wie weit das Kind in einem bestimmten Bereich schon ist, um dann passende neue Herausforderungen in den Alltag einzubauen (beispielsweise das Kind bei der Essenszubereitung mehr einbinden).
Wie in der Kommunikation mit erwachsenen Menschen sollten wir auch hier von einem Dialog ausgehen, von einem Miteinander und dem gemeinsamen Finden eines Wegs. Eure
Leni Moretti ist Familienfotografin aus Berlin und zeigt in ihrer neuen Kolumne hier, wie ihr mit eurer eigenen Kamera im Familienalltag schöne Baby- und Kinderfotos machen könnt – für bleibende Erinnerungen. Zuletzt hat sie über „Drei einfache Regeln für schöne Kinderfotos“ geschrieben.
Du würdest gerne ein schönes Kinderportrait mit verschwommenen Hintergrund machen? Du hast eine tolle Kamera zu Hause liegen, weißt aber noch nicht so recht, wie Du sie gut einsetzen kannst? Das ist gar nicht so schwer! Es gibt nur einige Dinge zu beachten, die ich Dir hier kurz in vier Schritten erkläre.
Um draußen im Freien so ein schönes, zeitloses Kinderportrait zu machen, wie von dem Kind oben, brauchst du eine Spiegelreflex- oder Systemkamera, mit der Du manuell Blende, Zeit und ISO einstellen kannst. Wichtig ist, dass Du Dein Kind draußen fotografierst, denn für so ein Kinderporträt mit verschwommenem Hintergrund brauchen wir ausreichend Tageslicht.
1. Kleine Blendenzahl
Auch wenn es am Anfang schwer fällt – verabschiede Dich vom Vollautomatik-Modus! Du wirst schnell sehen, dass Du so vielmehr Möglichkeiten hast, schöne Kinderportraits zu machen. Um einen butterweichen, verschwommenen Hintergrund zu bekommen, benutzt Du am besten die Zeit-Automatik. Das bedeutet, dass Du selber manuell die Blende wählen kannst und die Kamera dafür sorgt, dass automatisch die richtige Belichtungszeit eingestellt wird. So bekommst Du ein richtig belichtetes Bild während Du gleichzeitig selber entscheiden kannst, wie viel Tiefenschärfe Du im Hintergrund haben möchtest.
Um Dein Kind vom Hintergrund abzuheben gehst Du so vor: Bei der Wahl des Kamera-Modus – im Menü oder an einem kleinen Rädchen an der Kamera – stellst Du die Kamera auf den Modus “A” bzw.“AV”. Das ist die sogenannte Zeit-Automatik. Anschließend stellst Du die gewünschte Blende dort ein, wo das Kürzel f/ steht. Wichtig ist hierbei, dass Du eine kleine Zahl wählst. Also eine 3.5 oder 2.8 oder noch besser eine 2.0 oder 1.8. Je kleiner diese Zahl, desto verschwommener der Hintergrund.
Wie weit Du die Blende öffnen kannst, also wie klein die Blendenzahl werden kann, liegt an Deinem Objektiv. Bei sehr guten Objektiven liegt die kleinste Blendenzahl bei 1.8. Hier spricht man von besonders “lichtstarken” Objektiven. Zoomobjektive sind meist nicht so lichtstark wie Festbrennweiten und fangen oft erst bei einer Blende von f/3.5. Aber auch mit diesen Objektiven kann man den Hintergrund sehr schön verschwimmen lassen.
2. Weite im Hintergrund
Grundsätzlich hebt sich der Hintergrund besser ab, umso mehr freie Fläche hinter Deinem Kind ist. Wenn Du Dein Kind wenige Zentimeter vor einer Wand oder Büschen fotografierst, wird der Hintergrund kaum verschwimmen – aber auf einer Grünfläche im Park oder auf dem Feld, so wie auf dem nächsten Foto, schon. Je mehr “Raum” hinter deinem Kind, desto besser.
3. Raus aus der Sonne!
Da wir mit der Zeit-Automatik (A-Modus) fotografieren, solltest Du für Dein Kinderporträt die direkte Sonne oder Gegenlicht meiden. Das kann Deine Kamera nämlich aus dem Konzept bringen. Einfacher ist es am Anfang, wenn Du Dein Kind im Schatten fotografierst. Natürlich nicht im abendlichen Dämmerlicht, sondern bei ausreichend Tageslicht. So kann eigentlich gar nichts schief gehen.
Sobald Du Dich besser mit den Einstellungen Deiner Kamera auskennst, kannst Du Dich auch an schwierigere oder wechselnde Lichtsituationen heranwagen. Aber fange erst einmal im Schatten an oder wenn es bewölkt ist.
4. Auf die Augen fokussieren
Bei einer großen, weit geöffneten Blende (also kleinen Blendenzahl), ist der Schärfebereich ganz klein. Das heißt, dass Du mit einer Blende von f/1.8 sogar nur die Nasenspitze in den Fokus stellen kannst, der Rest des Gesichtes ist in diesem Fall schon unscharf. Das kannst Du mal ausprobieren, um ein besseres Gefühl für die Tiefenschärfe zu bekommen. Für ein Kinderporträt, bei dem Dein Kind direkt in die Kamera schaut, solltest Du aber immer auf die Augen fokussieren. Es wäre doch sehr schade, wenn die Schärfe hier auf dem Ohr oder der Nase liegt.
Auch noch wichtig zu wissen: Dein Kind sollte sich nicht zu sehr bewegen. Je kleiner die Blendenzahl, desto schwieriger wird es nämlich, ein scharfes Foto zu machen. Wenn es nicht gleich so klappen sollte, wie Du Dir das vorstellst, nicht entmutigen lassen! Die Tiefenschärfe (also wie unscharf der Hintergrund ist), hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel, wie nah Du Dein Kind fotografierst, also mit welchem Abstand Du vor Deinem Kind stehst. Ist nur das Gesicht auf dem Bild, wird der Hintergrund deutlicher verschwimmen, als wenn die Kleinen von Kopf bis Fuß auf dem Foto sind. Auch Kamera und Objektiv spielen dabei eine wichtige Rolle.
Ich hoffe Du kommst mit diesen 4 Tipps einem schönen Kinderportrait ein gutes Stück näher! Hier findest Du 15 Foto-Spickzettel, die es Dir noch leichter machen, schöne Momente mit Deinen Kindern festzuhalten.
Leni Moretti ist Baby- und Familienfotografin aus Berlin. Seit 2013 begleitet sie mit der Kamera Familien in ihrem eigenen Zuhause. Dabei dokumentiert sie in einer vertrauten Atmosphäre die innige Verbindung zwischen Eltern und ihren Kindern mit Fotos und Filmaufnahmen. Auf ihrem Foto-Blog und auf Instagram gibt sie ihr Foto-Wissen weiter und zeigt Eltern, wie sie im Familienalltag selber schöne Baby- und Kinderfotos machen können. Für Foto-Anfänger, die ihre Kamera besser verstehen möchten, hat Leni einen umfangreichen Online-Fotokurs für Eltern entwickelt.
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