Alle Artikel von Susanne Mierau

Temperamente von Kindern

Kürzlich wurde ich auf dem Spielplatz von einer Mutter angesprochen – das passiert nicht selten. Sie erzählte mir davon, dass sie sehr glücklich sei, dass es ihr gelungen wäre, einen anderen Weg einzuschlagen als ihre Eltern es in der Erziehung taten und wie wunderbar es sei, bindungsorientiert mit dem Kind zu leben, denn die Auswirkungen dieser Lebenseinstellung wären enorm und sie würde von allen Seiten auch dafür gelobt werden, was für ein ausgeglichenes und freundliches Kind sie habe (obwohl paradoxerweise viele auch kritisieren würden, was sie im einzelnen tut wie das lange Stillen, das Schlafen im Familienbett). Sie dankte mir für meine Bücher, die sie begleitet hätten bei diesem Weg. Und obwohl ich mich sehr geschmeichelt fühlte von den lieben Worten, musste ich ihr auch sagen, dass wahrscheinlich sehr viel von dem, wie ihr Kind ist und sich verhält, einfach aus dem Kind heraus kommt. Dass sie mit ihrer Lebensart das Kind wunderbar unterstütze in seinem Sein und es nicht in eine Richtung zwänge, gegen die es sich aufbäumen müsste, aber letztlich eben besonders auch das Temperament des Kindes das ausmachen würde und es sicherlich auch viele Familien gäbe, die auch so leben und dennoch Kinder hätten, die viel wilder und weniger ruhig und besonnen wären.

Jedes Kind ist anders

Jedes Kind ist anders. Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz schon geschrieben habe. Und mir selbst gesagt, denn auch hier ist jedes Kind anders. Mein erstes Kind war zweifelsfrei eines, mit dem man stundenlang in einem Café sitzen konnte – und kann. Mein zweites Kind hingegen kann stundenlang durch ein Museum laufen oder im Wald Dinge entdecken – es ist lieber in Bewegung. Bei meinem dritten Kind wird sich noch zeigen, welche Aktivitäten es besonders lieben wird, aber sein Temperament tritt bereits zutage und weist den Weg, in welche Richtung es gehen wird.

„Auch wenn wir durch unseren Erziehungsstil Einfluss nehmen auf die Ausgestaltung des kindlichen Temperaments und sich auch die Erfahrungen, die das Kind im Laufe des Lebens sammelt, darauf auswirken, bleibt eine bestimmte Grundmelodie des Temperaments das ganze Leben lang erhalten.“ habe ich erst kürzlich in meinem Buch geschrieben. Die Temperamente von Kindern werden unterschiedlich beschrieben: gehemmt, ungehemmt, einfach, schwierig. Schon Hippokrates teilte die Temperamente ein in Cholerik, Sanguinik, Phlegamtik, Melancholik und nach ihm wurden diese Bezeichnungen weiter verwendet von Kant, Schiller, Goethe. Diese grobe Einteilung ist heute überholt. Thomas & Chess haben schließlich 9 unterschiedliche Temperamentsdimensionen benannt, die heute genutzt werden und Unterschiede im Aktivitätsniveau, Erregbarkeit, Tröstbarkeit benennen. Manche Menschen sind extrovertierter, andere introvertierter. Wir alle haben unsere spezielle Art – und dies schon von Anfang an. Einige Kinder lieben die körperliche Nähe und das Kuscheln besonders, andere weniger und brauchen mehr Raum für sich, beispielsweise beim Schlafen oder Tragen. Manche Kinder sind wilder, andere ruhiger. Manche sind lauter, andere leiser.

Eigene Erfahrungen nicht verallgemeinern

Es gibt nicht „DAS Kind“, sondern Kinder. Wir können und sollten nicht von einer Erfahrung, von einem Kind auf alle schließen. Wir können nicht sagen: Kinder sind so und so und deswegen müssen Eltern sich so und so verhalten. Es kommt in der Elternschaft darauf an, die richtige Passung zu finden von Elternteil zu jedem einzelnen Kind. Es gibt keine Patentrezepte, sondern nur die individuelle Lösung mit Kindern umzugehen. Für die einen ist mehr Nähe wichtig, für die anderen mehr Weite. Manche brauchen Ruhe zum Einschlafen, andere Geräusche. Oft sind wir verführt davon – gerade wenn wir ein sehr ausgeglichenes, ruhiges Kind haben – zu sagen: Ja, da habe ich ja ganz schön viel richtig gemacht und allein durch meine tolle Erziehung ist das Kind genau so. Aber damit erkennen wir nicht an, wie das Kind wirklich ist und dass es von sich aus eine tolle Persönlichkeit hat, die wir nur begleiten. Kinder sind keine Gefäße, die wir füllen – auch nicht mit Erziehung. Sie bringen ihre Art, ihr Temperament mit und wir sind dafür zuständig, diese Art zu erkennen und angemessen darauf einzugehen. Wenn ein Kind wild und ungestüm ist und nicht gerne still am Tisch sitzt, bedeutet das nicht, dass die Eltern es falsch erzogen hätten. Es bedeutet, dass das Kind diese Art hat und Eltern damit umgehen müssen. Wenn ein Kind als Baby viel weint, bedeutet es nicht zwangsweise, dass die Eltern etwas falsch machen oder Signale nicht berücksichtigen. Es kann auch einfach sein, dass dieses Kind viel empfindsamer ist als andere. Wir sollten uns immer wieder daran erinnern, dass unsere eigene Erfahrung unsere eigene Erfahrung ist und die anderer Familien ganz anders sein kann.

Der Erziehungsstil ist dennoch wichtig

Ja, der Erziehungsstil ist wichtig. Es ist wichtig, wie wir mit unseren Kindern umgehen und dass wir – unabhängig vom Temperament des Kindes – feinfühlig sind. Das angeborene Temperament entwickelt sich in Abhängigkeit von der Interaktion mit der Umwelt zu Persönlichkeitseigenschaften. Es ist wichtig, dass wir Bedürfnisse (die je nach Kind verschieden sein können) sensibel wahrnehmen und darauf reagieren. Eine sichere Bindung entsteht da, wo wir feinfühlig diese Bedürfnisse wahrnehmen und darauf reagieren – aber die angemessene Reaktion kann ganz unterschiedlich sein, wie auch das geäußerte Bedürfnis. Deswegen ist es wichtig, dass wir von außen andere nicht verurteilen: Dass wir nicht sagen: Die trägt ihr Baby weniger, deswegen gibt sie ihm zu wenig Nähe und ist eine schlechte Mutter. Oder dass wir verurteilen, weil ein anderes Kind weniger ordentlich am Tisch sitzt, denn vielleicht ist das einfach nicht das, was seinem Temperament entspricht. Jedes Kind ist anders, jede Familie ist anders und es treffen in jeder Familie verschiedene Temperamente aufeinander. Ein bindungsorientierter Lebensstil ist immer richtig und hilfreich – welches Temperament das Kind auch immer hat – aber die Ausgestaltung dessen kann ganz unterschiedlich aussehen.

Eure

Ich! Will! Aber! Nicht! – Die Trotzphase verstehen und gelassen meistern

Mit meinem ersten Kind gab es keine richtige Trotzphase in dem Sinne, dass es sich auf den Boden warf und stampfte. Es gab eine einzige Szene, die mein Mann mit ihr erlebte, die wie aus einem Buch hätte stammen können (und die jetzt in einem Buch steht) – das war es. Dann kam mein zweites Kind und alles war anders. „Ich will aber nicht!“ wurde mein steter Begleiter durch die letzten beiden Jahre. Begleitet von einem „Ich will aber das!“ oder „Ich will etwas ganz anderes!“ Ich fragte mich oft: Wie kann es denn nur sein, dass dieses Kind so ganz anders ist, wo es doch auch mein Kind ist, wo die Rahmenbedingungen doch nahezu gleich sind. Ich begann zu recherchieren über Temperamente, über Geburtsfolgen und  Rahmenbedingungen und stellte wieder einmal fest: Jedes Kind ist eben anders.

Was den unterschiedlichen Kindern mit unterschiedlichen Temperamenten jedoch gleich ist, ist dass sie alle eine liebevolle und unterstützende Begleitung über die Jahre hinweg brauchen. Eine Begleitung, die nicht verurteilt, die sich nicht über schlechtes Benehmen beschwert und Kinder bestraft, auf stille Treppen setzt oder anders verletzt. Eine Begleitung, die wirklich eine Begleitung ist und sich auf das Kind einlässt.

Das fällt uns heute oftmals nicht einfach. Gerade dann nicht, wenn wir selbst anders groß geworden sind. Uns fehlen manches Mal Vorbilder, Ideen, Anregungen. Uns fehlen Beispiele, wie so ein Alltag mit einem kleinen Kind, dass auf Selbständigkeit und Ressourcen bedacht ist, gestaltet sein kann. Gerade dann, wenn unsere Umgebung heute das nicht besonders bedenkt bei unseren Tagesrhythmen und gesellschaftlichen Strukturen. Und was uns ganz besonders fehlt, ist auch ein wohlwollender Blick auf uns selbst und darauf, dass wir unser Bestes geben und es manchmal eben trotzdem schwer ist und wir uns auch verzeihen sollten, wenn mal etwas nicht so gut läuft.

All diese Gedanken, Überzeugungen und Erfahrungen habe ich zusammengefügt zu meinem Buch über die „Trotzphase“, in dem ich erkläre, warum sie eigentlich auch nichts mit Trotz zu tun hat und warum Autonomie auch nie nur eine Phase ist. Als ich vor über einem Jahr, kurz nach dem Erscheinen von Geborgen wachsen, von GU gefragt wurde, ob ich für sie nicht ein Buch über bindungsorientierte Begleitung durch die Trotzphase schreiben wollen würde, weil sie diesen Weg in ihrem Programm gerne besonders aufnehmen möchten, war ich erst einmal überrascht und musste eine Weile nachdenken. Dann entschied ich, dass ich dieses Buch schreibe. Für mich und meine Kinder, um über Wege und Individualität zu schreiben. Für all diejenigen, die sich auch immer wieder fragen, ob eigentlich nur ihr Kind so sei und warum die Kinder in einer Familie so unterschiedlich wären. Und für die, die noch immer denken, dass ein schreiendes Kind allein auf einer Treppe sitzen sollte. Und dieses Buch „Ich! Will! Aber! Nicht!“ ist heute erschienen.

Eure

 

Hier findet Ihr erste Buchbesprechungen zu Ich! Will! Aber! Nicht!

„Trotzdem hat die Autorin keine utopische Erwartungshaltung an die Eltern. Wir sollen nicht fortan nur noch mit der absolut selbstreflektierten und pädagogisch wertvollen Brille durch den Familienalltag gehen. Nein, auch wir als Eltern haben ein Recht auf unsere Gefühle. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen“
vonguteneltern.de

„Ein wundervolles Buch für Eltern die einen anderen Weg suchen, die sich einen achtsamen Umgang miteinander und mit ihren Kindern wünschen. Ein „Ratgeber“ der einen neuen Blickwinkel ermöglicht und mit alten Ammenmärchen und schwarzer Pädagogik aufräumt.“
wasliestdu.de

Eine Lesung aus dem Buch könnt Ihr hier ansehen.

Noch mehr Ideen und Artikel zur „Trotzphase“ habe ich hier auf Pinterest gesammelt.

Vorbilder und Begriffe

Manchmal ist Elternschaft schwierig. Weil sie uns vor Aufgaben stellt, die für uns schwierig sind, weil wir mit Aufgaben konfrontiert sind, die wir nicht in dem Rahmen lösen können, der uns gegeben ist in der Gesellschaft und auch, weil wir für diese Aufgabenbewältigung manchmal keine Vorbilder haben aus unserer eigenen Geschichte, an denen wir uns orientieren können. Manchmal fehlen uns Beispiele dafür, wie wir Eltern sein können oder wollen oder wie wir es schaffen, durch die schweren Momente zu kommen. Und manchmal sind die Vorbilder ganz nah, auch wenn sie keinen Namen tragen für ihren Erziehungsstil. Weiterlesen

September mit Kindern

Der September ist mir einer der liebsten Monate im Jahr, wenn die Sonne noch ein wenig golden und warm scheint und dennoch auch die Kühle des Herbstes aufzieht. Die Bäume sind voller Früchte, die Blumen im Garten zeigen noch einmal ihre Pracht und mit den Kindern lässt sich wunderbar die Natur erkunden und viele gemeinsame Naturprojekte können angegangen werden. Weiterlesen

Schnelle Kekse ohne Milch und Ei

Die ersten Blätter fallen von den Bäumen. Zeit für Wärme, Tee und Kekse. um den Herbst ein wenig einzufangen, habe ich mit den Kindern erste schnelle Kekse gebacken. Der Teig ohne Ei und Backpulver kann beim Ausstechen auch genascht werden und ist deswegen ganz besonders für ein spontanes Backen am Nachmittag geeignet.

Für den Teig:
300g Mehl
200g kalte Butter
100g Zucker

vermengen, zu einer Kugel formen und etwa 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen, dann ausrollen und ausstechen und im Backofen bei 175°C etwa 12 Minuten backen.

Wärmende Still- und Tragemode von GoFuture with Love

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Der Spätsommer ist da, so manches gelbe Blatt flattert schon von den Bäumen und die Zeit der kühleren Winde und des Regens steht bevor. Wer das Kind trägt, muss sich nun langsam mit der Frage des Tragens im kühleren Herbst und Winter auseinander setzen. Wer draußen stillt, mit der Frage nach geeigneter Stillkleidung mit der man nicht friert. GoFuture with Love hat sich genau auf diese Produkte spezialisiert und stellt eine große Auswahl an Stillmode, Umstandsmode und Tragejacken (für Mütter und Väter) her. Weiterlesen

Eltern, seid gnädig mit Euch selbst!

An manchen Tagen ist es mit dem Elternsein nicht einfach. Weil es zu wenig Schlaf gibt. Oder zu viele Anforderungen. Weil die Kinder so laut sind. Weil die inneren Stimmen zu laut sind – oder zu leise. Weil man einfach keinen Weg findet durch den Dschungel der Gefühle und schon gar nicht mehr den eigenen Weg erkennen kann. Manchmal ist es einfach zu viel – und man denkt, man würde im Angesicht des „Zuviel“ versagen. Weiterlesen

Am Abend – Den Tag mit Kindern reflektieren

Schule und Kindergarten haben wieder begonnen und die Tage sind voller Aufregung, Abenteuer, schöner, anstrengender, trauriger, wütender Momente. Jeden Tag wird viel erlebt und gesehen. Vieles von dem tragen unsere Kinder nach Hause. Manchmal fassen sie es gleich in Worte, manchmal im Laufe des Tages und manchmal erfahren wir erst Wochen später von einigen Begebenheiten. Weiterlesen

Begegnung & Dankbarkeit

„Susanne?“ Ich blicke in zwei Augen, die mir so vertraut sind. Einen kurzen Moment der Einordnung braucht es, denn ich habe sie 7 Jahre nicht gesehen. Aber wenn man in einem besonderen Moment in ein Augenpaar blickt, vergisst man es nie. Dieser Augenblick war die Geburt meines ersten Kindes. Und diese Augen gehören zu der Hebamme, die die Geburt meines ersten Kindes begleitet hat. Weiterlesen

Es ist Zeit für einen neuen AP-Begriff? Attachment Parenting ist, was Du daraus machst

Tragen, Stillen, Familienbett – dies sind wesentliche Eckpfeiler unseres persönlichen Familienlebens. Viele verbinden damit den Begriff Attachment Parenting. Für einige bedeutet der Begriff noch mehr: Stoffwindeln, keine außerfamiliale Kinderbetreuung, Windelfrei, Baby-led Weaning. Für andere bedeutet der Begriff weniger. Attachment Parenting ist heute ein nicht klarer Begriff. Geprägt wurde er von dem amerikanischen Ehepaar William und Martha Sears, die insgesamt 8 Kinder haben. Sie führen Attachment Parenting zurück auf die ursprüngliche Art, wie mit Babys und Kindern umgegangen wurde und haben damit dem einen Namen gegeben, was lange in der Menschheitsgeschichte Tradition hatte und in vielen Kulturen auch noch heute so gelebt wird. Dabei haben sie 7 Baby-B’s hervorgehoben, die ihnen besonders wichtig erscheinen: Bindung bei der Geburt, Stillen, das Baby tragen, Gemeinsames Schlafen, Gleichgewicht und Grenzen beachten, Glaube an das Weinen des Babys, Vorsicht vor Babytrainern. Doch schon bei Sears ist zu sehen, dass diese Aspekte grobe Hinweise sind, denn auch dort ist zu finden, dass Attachment Parenting nicht nur dann stattfindet, wenn gestillt wird, sondern dass Babys auch liebevoll mit der Flasche gefüttert werden können. Das Attachment Parenting von Sears gibt einige Werkzeuge an die Hand, die helfen, eine gute Bindung aufzubauen. Diese Werkzeuge führen aber nicht zwangsläufig zu einer guten Bindung und eine sichere Bindung kann nicht nur durch sie hergestellt werden, sondern auf viele verschiedene Arten.

Eigentlich geht es um Bindung

Worum es immer wieder geht, ist das Herstellen einer sicheren Bindung zwischen Baby und Bindungsperson(en). Dies ist insbesondere dadurch möglich, dass Eltern auf die Bedürfnisse ihres Babys feinfühlig eingehen. Die Bedürfnisse des Babys sind (besonders am Anfang) gekennzeichnet durch Bedürfnis nach Nähe, Wärme, Zuwendung, angemessene Pflege und Ernährung, Sicherheit. Diese Bedürfnisse können wir auf verschiedene Weisen erfüllen und es spielt immer auch das Temperament des Kindes und das der Bindungsperson(en) hinein wie auch das gesamte familiäre Umfeld und die Möglichkeiten. Es gibt keinen immer und für alle richtigen Weg. Elternschaft ist das, was jede Familie daraus macht und jede Familie hat das Recht, den eigenen Weg zu gehen.

Modernes Familienleben

Der Begriff, den Familie Sears (und besonders Dr. William Sears) prägte mit ihren Grundsätzen, gibt es nun schon eine lange Zeit. Die Organisation Attachment Parenting International hat die Baby-B’s von Sears ein wenig abgewandelt und umgewandelt in 8 Prinzipien. Zu Recht gibt es darüber hinaus Kritik daran, dass das Attachment Parenting von Sears auf sehr christlichen Anschauungen basiert und viel Verantwortung auf den Schultern der Mutter lässt. Dieser Aspekt ist es, der Attachment Parenting immer wieder mit Selbstaufgabe und Mütter-Burnout in Verbindung bringt – trotz des offiziellen Prinzips „Strive for Balance in Your Personal and Family Life„.

Wir wissen heute, dass Mütter sich nicht ausschließlich allein um die Kinder kümmern können und es auch gar nicht müssen (aber dürfen, wenn es ihr Wunsch ist). Denn nicht nur Mütter sind Bindungspersonen, sondern auch andere. Wir wissen, dass Bindung – wie oben beschrieben – nicht durch Stillen, Tragen oder das Familienbett hergestellt wird, sondern durch feinfühlige Interaktion. Wir wissen, wie wichtig eine sichere Bindung für das Aufwachsen des Kindes ist, aber dass dieses nur auch dann stattfinden kann, wenn es nicht nur dem Kind gut geht, sondern auch den Eltern (oder dem einen Elternteil bei Alleinerziehenden). Geborgenheit ist nicht nur wichtig für das Kind, sondern auch für die Eltern.

Modernes Attachment Parenting

Die Menschen, die sich hierzulande für das bindungsorientierte Aufwachsen einsetzen, vertreten einen modernen Weg, der an die Bedingungen hier angepasst ist und vor allem die Bedürfnisse der ganzen Familie im Blick behält. Bindungsgsorientierte Elternschaft, wie sie hier und heute propagiert und in Büchern und Artikeln dargestellt wird, kommt vor allem von Frauen. Frauen, die auch öffentlich persönliche Wege darlegen und sich einsetzen. Es ist die bindungsorientierte Elternschaft von Familien mit selbständigen, starken Frauen. Frauen, die auf sich achten und auf ihre Bedürfnisse, die sich nicht aufgeben. Die bemüht darum sind, andere Eltern zu stärken, um auf ihre Bedürfnisse zu achten und Elternschaft so zu leben, wie sie sich richtig anfühlt für sie. Es sind Frauen, die diesen neuen Weg vorleben und propagieren – und (noch) relativ wenige Männer. Es sind Frauen, die auch beruflich ihre Wege gehen so wie sie es wollen und wie es in ihr Lebenskonzept passt. Die „AP-Vorbilder“ hierzulande fordern keine Selbstaufgabe und keine ausschließliche Versorgung durch Mütter. Unsere gesellschaftlichen Verhältnisse erschweren jedoch durch zu wenig Unterstützung, zu schwierige Arbeitsbedingungen oder Vereinbarkeitsmöglichkeiten – unabhängig vom Erziehungsstil – die Selbstfürsorge der Mütter. Das ist es, woran wir arbeiten müssen: Den Rahmen zu verbessern, in dem sich jede einzelne Familie bewegt und die Möglichkeit bieten, dass Elternschaft auf verschiedene Weise gelebt werden kann ohne Selbstaufgabe. Die öffentlichen Vorbilder an bindungsorientiert lebenden Frauen zeigen auf, dass diese Bindungsorientierung nichts mit Selbstaufgabe zu tun hat: Es ist bindungsorientierte, feministische Elternschaft mit der Wahlfreiheit jeder Familie und dem Fokus auf das Wohlergehen aller zu Gunsten einer sicheren Bindung. Vielleicht ist es Zeit für einen neuen Begriff, der all dem Rechnung trägt und Verwirrungen endlich beseitigt.

Was meint Ihr dazu?
Eure

 

 

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