Gesellschaftsspiele, in denen gegeneinander gespielt wird, haben lange Zeit den Markt an Brettspielen dominiert. Nun gibt es immer mehr kooperative Gesellschaftsspiele: Darin geht es nicht darum, dass die einzelnen Spieler*innen gegeneinander spielen und nur die schlauste/geschickteste/schnellste Person gewinnt, sondern dass als Team zusammen gespielt wird: Gemeinsam soll ein Ziel erreicht werden, gemeinsam wird gegen einen Gegner gekämpft.
Diese Art des Spiels passt auch wesentlich besser zu neuen Konzepten des Lernens und der Pädagogik, wobei die Kooperationsfähigkeit und Kreativität von Kindern gestärkt wird, anstatt das Gewinnen oder Verlieren einzelner zu befördern. Kinder lernen bei kooperativen Brettspielen, gemeinsam zu planen, sich abzusprechen und zusammen ein Ziel zu verfolgen. – Für Kinder unterschiedlichen Alters gibt es dazu Spiele in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.
Das kooperative Fantasy-Brettspiel „Die Legenden von Andor“ haben wir bereits seit einiger Zeit in unserer Sammlung an Gesellschaftsspielen. Dieses Spiel, das mittlerweile mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet wurde wie „Kennerspiel des Jahres 2013“ ist allerdings aufgrund seiner Komplexität erst ab einem Alter von 10 Jahren empfohlen – u.a. da es auch eine durchaus abendfüllende Beschäftigung ist über mehrere Stunden. Nun hat es endlich ein kleineres Geschwisterkind bekommen, das die Fantasiewelt und das Eintauchen in ein kooperatives Rollenspiel auch für jüngere Kinder ermöglicht: Andor Junior ist bereits für Kinder ab 7 Jahren geeignet mit einer deutlich geringeren Spieldauer und innerhalb eines kleineren Gebietes.
Geschichte
Die Geschichte im Andor Junior ist trotz ihrer möglichen Vielfalt leicht zu umreißen: Alle Spieler*innen suchen sich eine Rolle aus, die sie spielen: Krieger*in, Magier*in, Zwerg*in oder Bogenschütz*in – jeden Charakter gibt es in einer weiblichen und männlichen Option, was dieses Spiel schon einmal besonders macht im Vergleich zu anderen Rollenspielen. Jeder Charakter hat dabei eigene Fertigkeiten, die ihn oder sie von den anderen Charakteren unterscheiden – gebraucht wird im Spiel die Vielfalt. Auch die Gestaltung der Figuren ist an der kindlichen Zielgruppe orientiert: Die Figuren wirken nicht betont kämpferisch, sondern sind optisch eher Kindervariationen der Rollen. Ziel des Spiels ist es, die verschollenen Wolfsjungen zu retten, bevor der Drache die Burg erreicht, wobei in jeder Runde gemeinsam Herausforderungen gemeistert werden müssen.
Spiel
Das Spiel ist angelehnt an die ursprüngliche Geschichte, aber deutlich für jüngere Kinder heruntergebrochen, was sich optisch und auch inhaltlich zeigt und für Grundschulkinder das Spiel wesentlich einfacher, aber dennoch spannend und vielseitig macht. Die Schwierigkeitsstufe kann dabei noch beeinflusst werden je nach Auswahl der Herausforderungen – es gibt also auch innerhalb dieses Spiels die Möglichkeit, es einfacher oder schwieriger zu gestalten. Insgesamt werden fünf Kapitel durchgespielt, wobei zu jedem Kapitel zwei Aufgaben gehören, beispielsweise müssen die Abenteurer*innen bestimmte Kräuter suchen, die sich unter eckigen Spielplättchen auf dem Spielfeld verbergen. Wird unter den Nebelplättchen auf dem Spielfeld ein Spielplättchen mit einem Drachen aufgedeckt, kann sich dieser weiter fortbewegen in Richtung Burg – was die Abenteurer*innen ja eigentlich verhindern wollen. Glücklicherweise kann der Drache aber auch wieder zurückgedrängt werden durch Lagerfeuer, die die Abenteurer*innen entfachen oder indem die anderen Bösewichte vertrieben werden. – Insgesamt also ein durchaus vielfältiges Spiel mit vielen Handlungsmöglichkeiten pro Runde.
Gemeinsam spielt die Gruppe von Abenteuer*innen gegen den Drachen: Erreicht dieser das Schloss, ist das Spiel verloren. Während die verschollenen Wolfsjungen gerettet werden sollen, werden gemeinsam Feinde bekämpft (auch diese sind hier im Spiel optisch freundlicher gestaltet als in der Variante für größere Kinder) und die Herausforderungen begangen.
Fazit
Das Spiel dauert ca. 45 Minuten insgesamt und bietet dabei Kindern im Grundschulalter einen guten und leichten Zugang in die Welt der Rollenspiele – was durchaus auch für Eltern mal eine Abwechslung ist im Vergleich zu anderen Gesellschaftsspielen. Als Rollenspiel ist es durchaus aufregend, sich zu verbünden, um die Wolfskinder zu retten und gegen den Drachen ins Rennen zu ziehen, aber dabei auf eine angenehme Weise aufregend, ohne zu überfordern oder zu sehr zu ängstigen. Niemand kann in diesem Spiel sterben, sondern es werden – je nach Ausgang des Spiel – entweder die Spieler*innen oder die Feinde verjagt. Auch die angepassten Illustrationen machen das Spiel kinderfreundlich. Ein reines Kinderspiel ist es dennoch eher nicht, sondern durchaus für eine Spieler*innengruppe aus Kindern und Erwachsenen gedacht, da es einen höheren Komplexitätsgrad hat als andere reine Kinderbrettspiele. Diese Komplexität ist aber – wie schon erwähnt – besonders für Erwachsene sehr angenehm. Im Hause Kosmos füllt „Andor Junior“ damit an kooperativen Spielen die Alterslücke zwischen „Die Schule der magischen Tiere“ (ab 6 Jahren) und „Harry Potter – Kampf um Hogwarts“ (ab 11 Jahren) auf sehr gelungene Weise. Ein absolut empfehlenswertes Familien-Brettspiel, das in eine fantasievolle Welt führt.
Einen Einblick in das Spiel bekommt Ihr auch hier in diesem Video: