Kategorie: Attachment Parenting

„Eigentlich habe ich nicht geplant diese Mama zu werden“ – Sara Kulkas Weg zu Attachement Parenting

Noch vor einigen Jahren waren Familienbetten und langes Stillen nichts, das man in den breiten Medien vorgefunden hat – schon gar nicht positiv beschrieben. Mittlerweile ist bindungsorientierte Elternschaft im Mainstream angekommen und hat einen Platz gefunden in Elternmagazinen und immer öfter auch in anderen Medien. Auch prominente Frauen tragen dazu bei, indem sie öffentlich ihre Elternschaft leben und davon berichten, wie sie bindungsorientiert mit ihren Kindern leben. Sara Kulka hat in den letzten Jahren besonders dazu beigetragen, in Deutschland als Modell mit Kindern für langes Stillen und Familienbetten einzutreten. Bei FreeFamily4Real in München habe ich sie zum ersten Mal persönlich getroffen mit einem ihrer Kinder. Heute berichtet sie von ihrem Weg zur bindungsorientierten Elternschaft:

Sara, Du bist 27 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern. Du bist in Polen zunächst bei deinen Großeltern aufgewachsen und mit 6 zu Deiner Mutter nach Deutschland gekommen. Wie bist Du zur bindungsorientierten Elternschaft gekommen bei Deinen Kindern? Gibt es viel aus Deiner eigenen Kindheit, das Du mitgenommen hast oder lebst Du Elternschaft heute ganz anders?
Genau bis zu meinem sechsten Lebensjahr bin ich bei meinen Großeltern in Polen aufgewachsen und im Vergleich was ich zu Deutschland, bei meiner Mutter erlebt habe, kann man diese 6 Jahre, die ich in Polen gelebt habe, schon bindungsorientiert bezeichnen.

Eigentlich habe ich nicht geplant diese Mama zu werden, die ich heute bin. Und hätte mir jemand irgendetwas von bindungsorientierter Elternschaft erzählt oder vom Langzeitstillen, den hätte ich wohl leider als verrückt erklärt.
So wie mich heute die stark Erziehende Gesellschaft auch einschätzt.
Bis zur Geburt meiner Tochter hatte ich den Plan von einer perfekten Mutter und ja als ich meine Tochter das erste Mal in den Armen hielt, war mir mein Plan total egal. Ab da lernte ich wieder mehr auf mein Bauchgefühl zu hören und meinen Mutterinstinkt.

Bei uns in der Familie ist das Familienbett absolut normal, ich schlief bei meiner Oma im Bett und mein kleiner Bruder später bei mir aber dennoch wollte ich eigentlich, dass meine Kinder von Anfang an in ihren Betten schlafen, aber meine Meinung änderte sich schnell, zum Glück.
Ansonsten nehme ich aus meiner Kindheit so gut wie gar nichts mit, in de heutigen Umgang zu meinen Kindern.

Gab es etwas, das Dir besonders geholfen hat, Elternschaft so zu leben, wie Du es heute tust? Was ist Dein Tipp für andere Eltern?
Ich habe instinktiv schon immer AP gelebt, ohne das ich überhaupt wusste, dass es diese Bezeichnung gibt. Irgendwann lernte ich in einer Langzeitstill Gruppe, auf Facebook, meine heutige beste Freundin kennen. Die mich sehr unterstützt und mich noch mehr mit AP und Menschen wie dir bekannt gemacht hat. Und es immer noch tut.

Mein Tip für andere Eltern, verlasst euch auf eure Bauchgefühl und auf euren Elterninstinkt, es gibt keinen bessern Ratgeber, als das eigene Gefühl.

Als Model stehst Du viel im Rampenlicht und damit auch die Art, wie Du Elternschaft lebst. Wie ist es, als prominente Frau AP öffentlich zu leben? Was sind die Chancen, was ist schwierig?
Am Anfang war der Aufschrei groß in den Medien, die Kritik laut und die Verachtung da.
Aber mittlerweile habe ich gelernt, dass Kindererziehung ein extrem wunder Punkt bei Eltern ist und leider sich viele durch andere Meinung oder andere Leben, in ihrem angegriffen fühlen.
Manchmal habe ich auch überlegt zurück zu rudern, aber mein Umfeld hat mich sehr bestärkt, auch die Menschen, die mir auf Social Media folgen.
Mittlerweile erreichen mich täglich Nachrichten, von Müttern, die mir dankbar sind sie zum Umdenken gebracht zu haben, oder einfach nur dankbar, dass ich gewisse Themen anspreche.
Und das motiviert mich.
Aber ich merke, Deutschland wird offener AP gegenüber, vor zwei Tagen habe ich erst für die BILD ein Artikel über das Familienbett gedreht, morgen drehe ich mit RTL ebenfalls über das Familienbett und Sat 1 möchte für Freitag mit mir über die Alternative Kindererziehung sprechen.
Und ich bin einfach nur unwahrscheinlich dankbar für das Interesse aber natürlich auch dankbar Geld mit etwas zu verdienen, was mich glücklich macht und die Zeit mit meinen Kindern verbinden lässt.

Wie gelingt es Dir, Deinen beruflichen Alltag mit Deiner Art der Elternschaft zu vereinbaren? Hast Du familiäre Unterstützung, ein Dorf, nimmst Du Deine Kinder viel mit?Nur durch die Hilfe meiner Familie, insbesondere Mann, Schwiegereltern und meiner Mutter, kann ich so arbeiten und Bindung und mein Bedürfnis nach Arbeit vereinbaren. Fremdbetreuung kommt für mich momentan nicht in Frage.
Natürlich ist es auch nicht immer leicht, denn es gibt auch viele Jobs die ich absagen muss, aufgrund von zu langer getrennter Zeit von den Kindern, oder weil die Produktion die Gesichter meiner Kinder veröffentlichen möchten.

Was wünschst Du Dir zukünftig für Familien?
Für Alle Familien dieser Welt, wünsche ich mir mehr Bauchgefühl und vertrauen  auf den Elterninstinkt.
Mehr Horizont, Toleranz, Hinterfragen und ganz viel Liebe.

Wo können wir mehr über Deine Art Elternschaft zu leben sehen oder von Dir hören?
Ich bin sehr aktiv auf meinen Social Media Accounts, auf Facebook und besonders aber auf Instagram, außerdem bin ich auch immer wieder im TV oder Print und online Medien.
Google hilft da gerne ?

Am 13. Oktober hält Sara die Eröffnungsrede auf dem Attachment Parenting Kongress in Hamburg.

Unterstützung – ohne um Hilfe bitten zu müssen

Auf einer Lesung in der letzten Woche ergab sich ein tolles und wertvolles Gespräch über das Problem der bindungsorientierten Eltern, das aktuell so viel diskutiert wird: die Überforderung. Denn ja: Als Eltern können wir in eine Schräglage kommen, wenn wir die Bedürfnisse des Kindes (langfristig) über unsere eigenen Bedürfnisse stellen. Im System Familie ist es wichtig, dass die Bedürfnisse aller Familienangehörigen berücksichtigt werden und ausgewogen sind – nur dann sind wir wirklich gestärkt genug, um den auch manchmal schweren Zeiten gut gegenüber zu treten. Auch wir Eltern brauchen Ruhe, Kraft, Zuwendung, Liebe, Erholung. Weiterlesen

Vorbilder und Begriffe

Manchmal ist Elternschaft schwierig. Weil sie uns vor Aufgaben stellt, die für uns schwierig sind, weil wir mit Aufgaben konfrontiert sind, die wir nicht in dem Rahmen lösen können, der uns gegeben ist in der Gesellschaft und auch, weil wir für diese Aufgabenbewältigung manchmal keine Vorbilder haben aus unserer eigenen Geschichte, an denen wir uns orientieren können. Manchmal fehlen uns Beispiele dafür, wie wir Eltern sein können oder wollen oder wie wir es schaffen, durch die schweren Momente zu kommen. Und manchmal sind die Vorbilder ganz nah, auch wenn sie keinen Namen tragen für ihren Erziehungsstil. Weiterlesen

Eltern, seid gnädig mit Euch selbst!

An manchen Tagen ist es mit dem Elternsein nicht einfach. Weil es zu wenig Schlaf gibt. Oder zu viele Anforderungen. Weil die Kinder so laut sind. Weil die inneren Stimmen zu laut sind – oder zu leise. Weil man einfach keinen Weg findet durch den Dschungel der Gefühle und schon gar nicht mehr den eigenen Weg erkennen kann. Manchmal ist es einfach zu viel – und man denkt, man würde im Angesicht des „Zuviel“ versagen. Weiterlesen

Es ist Zeit für einen neuen AP-Begriff? Attachment Parenting ist, was Du daraus machst

Tragen, Stillen, Familienbett – dies sind wesentliche Eckpfeiler unseres persönlichen Familienlebens. Viele verbinden damit den Begriff Attachment Parenting. Für einige bedeutet der Begriff noch mehr: Stoffwindeln, keine außerfamiliale Kinderbetreuung, Windelfrei, Baby-led Weaning. Für andere bedeutet der Begriff weniger. Attachment Parenting ist heute ein nicht klarer Begriff. Geprägt wurde er von dem amerikanischen Ehepaar William und Martha Sears, die insgesamt 8 Kinder haben. Sie führen Attachment Parenting zurück auf die ursprüngliche Art, wie mit Babys und Kindern umgegangen wurde und haben damit dem einen Namen gegeben, was lange in der Menschheitsgeschichte Tradition hatte und in vielen Kulturen auch noch heute so gelebt wird. Dabei haben sie 7 Baby-B’s hervorgehoben, die ihnen besonders wichtig erscheinen: Bindung bei der Geburt, Stillen, das Baby tragen, Gemeinsames Schlafen, Gleichgewicht und Grenzen beachten, Glaube an das Weinen des Babys, Vorsicht vor Babytrainern. Doch schon bei Sears ist zu sehen, dass diese Aspekte grobe Hinweise sind, denn auch dort ist zu finden, dass Attachment Parenting nicht nur dann stattfindet, wenn gestillt wird, sondern dass Babys auch liebevoll mit der Flasche gefüttert werden können. Das Attachment Parenting von Sears gibt einige Werkzeuge an die Hand, die helfen, eine gute Bindung aufzubauen. Diese Werkzeuge führen aber nicht zwangsläufig zu einer guten Bindung und eine sichere Bindung kann nicht nur durch sie hergestellt werden, sondern auf viele verschiedene Arten.

Eigentlich geht es um Bindung

Worum es immer wieder geht, ist das Herstellen einer sicheren Bindung zwischen Baby und Bindungsperson(en). Dies ist insbesondere dadurch möglich, dass Eltern auf die Bedürfnisse ihres Babys feinfühlig eingehen. Die Bedürfnisse des Babys sind (besonders am Anfang) gekennzeichnet durch Bedürfnis nach Nähe, Wärme, Zuwendung, angemessene Pflege und Ernährung, Sicherheit. Diese Bedürfnisse können wir auf verschiedene Weisen erfüllen und es spielt immer auch das Temperament des Kindes und das der Bindungsperson(en) hinein wie auch das gesamte familiäre Umfeld und die Möglichkeiten. Es gibt keinen immer und für alle richtigen Weg. Elternschaft ist das, was jede Familie daraus macht und jede Familie hat das Recht, den eigenen Weg zu gehen.

Modernes Familienleben

Der Begriff, den Familie Sears (und besonders Dr. William Sears) prägte mit ihren Grundsätzen, gibt es nun schon eine lange Zeit. Die Organisation Attachment Parenting International hat die Baby-B’s von Sears ein wenig abgewandelt und umgewandelt in 8 Prinzipien. Zu Recht gibt es darüber hinaus Kritik daran, dass das Attachment Parenting von Sears auf sehr christlichen Anschauungen basiert und viel Verantwortung auf den Schultern der Mutter lässt. Dieser Aspekt ist es, der Attachment Parenting immer wieder mit Selbstaufgabe und Mütter-Burnout in Verbindung bringt – trotz des offiziellen Prinzips „Strive for Balance in Your Personal and Family Life„.

Wir wissen heute, dass Mütter sich nicht ausschließlich allein um die Kinder kümmern können und es auch gar nicht müssen (aber dürfen, wenn es ihr Wunsch ist). Denn nicht nur Mütter sind Bindungspersonen, sondern auch andere. Wir wissen, dass Bindung – wie oben beschrieben – nicht durch Stillen, Tragen oder das Familienbett hergestellt wird, sondern durch feinfühlige Interaktion. Wir wissen, wie wichtig eine sichere Bindung für das Aufwachsen des Kindes ist, aber dass dieses nur auch dann stattfinden kann, wenn es nicht nur dem Kind gut geht, sondern auch den Eltern (oder dem einen Elternteil bei Alleinerziehenden). Geborgenheit ist nicht nur wichtig für das Kind, sondern auch für die Eltern.

Modernes Attachment Parenting

Die Menschen, die sich hierzulande für das bindungsorientierte Aufwachsen einsetzen, vertreten einen modernen Weg, der an die Bedingungen hier angepasst ist und vor allem die Bedürfnisse der ganzen Familie im Blick behält. Bindungsgsorientierte Elternschaft, wie sie hier und heute propagiert und in Büchern und Artikeln dargestellt wird, kommt vor allem von Frauen. Frauen, die auch öffentlich persönliche Wege darlegen und sich einsetzen. Es ist die bindungsorientierte Elternschaft von Familien mit selbständigen, starken Frauen. Frauen, die auf sich achten und auf ihre Bedürfnisse, die sich nicht aufgeben. Die bemüht darum sind, andere Eltern zu stärken, um auf ihre Bedürfnisse zu achten und Elternschaft so zu leben, wie sie sich richtig anfühlt für sie. Es sind Frauen, die diesen neuen Weg vorleben und propagieren – und (noch) relativ wenige Männer. Es sind Frauen, die auch beruflich ihre Wege gehen so wie sie es wollen und wie es in ihr Lebenskonzept passt. Die „AP-Vorbilder“ hierzulande fordern keine Selbstaufgabe und keine ausschließliche Versorgung durch Mütter. Unsere gesellschaftlichen Verhältnisse erschweren jedoch durch zu wenig Unterstützung, zu schwierige Arbeitsbedingungen oder Vereinbarkeitsmöglichkeiten – unabhängig vom Erziehungsstil – die Selbstfürsorge der Mütter. Das ist es, woran wir arbeiten müssen: Den Rahmen zu verbessern, in dem sich jede einzelne Familie bewegt und die Möglichkeit bieten, dass Elternschaft auf verschiedene Weise gelebt werden kann ohne Selbstaufgabe. Die öffentlichen Vorbilder an bindungsorientiert lebenden Frauen zeigen auf, dass diese Bindungsorientierung nichts mit Selbstaufgabe zu tun hat: Es ist bindungsorientierte, feministische Elternschaft mit der Wahlfreiheit jeder Familie und dem Fokus auf das Wohlergehen aller zu Gunsten einer sicheren Bindung. Vielleicht ist es Zeit für einen neuen Begriff, der all dem Rechnung trägt und Verwirrungen endlich beseitigt.

Was meint Ihr dazu?
Eure

 

 

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Liebe Großeltern…

Liebe Großeltern,

eine aufregende neue Zeit hat begonnen, denn ein neuer Mensch ist in unsere Familie gekommen. Ein Mensch, den wir alle kennenlernen wollen und der von uns kennengelernt werden möchte. Ein Mensch, der viel verändert und verändert hat, der uns zu Eltern und Euch zu Großeltern werden ließ.

Als Eltern werden wir nun unseren Weg finden gemeinsam mit unserem Kind. Vielleicht ist dieser Weg ganz anders als Euer Weg damals mit uns. Vielleicht ist er auch ganz ähnlich oder wir treffen uns an einigen Punkten und sind an anderen weit voneinander entfernt. Vielleicht sieht unser Weg heute ganz anders aus als Euer Weg damals, denn die Umgebung hat sich verändert und auch das Ziel, zu dem wir aufbrechen. Vielleicht werden unsere Kinder heute für eine Gesellschaft benötigt, die ganz anders ist als damals. Und es ist – auch wenn es ist fremd ist und unser Weg Euch komisch vor kommt – genau richtig so. So, wie Euer Weg damals richtig war für Euch mit uns als Kindern. Ein richtig oder falsch ist schwer zu beurteilen. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Deswegen wollen wir kein richtig oder falsch leben – wir gestalten unser Leben so, wie es eben heute und jetzt für uns passt. Wir haben das große Glück, das so vieles einfacher geworden ist heute. Essen, Trinken, Tragen, Wickeln, Kuscheln – all das können wir nach Bedarf. Keine Zeitfenster, keine strengen Regeln. 

Wir wünschen uns, dass Ihr mit uns zusammen diesen neuen Lebensabschnitt genießt, dass er für uns alle eine besondere und schöne Zeit wird und wir uns gegenseitig dabei helfen, den Weg zu gehen, der für uns genau richtig ist.

Verwöhnt werden wir Eltern so gern wie ihr Großeltern auch. Die gute Nachricht ist: Lasst Euch verwöhnen und verwöhnt nach Herzenslust! Was es damals vielleicht nicht gab, was nicht machbar war oder als schädlich beschrieben wurde, ist heute so einfach und erlaubt: Kuschelt, liebt und tragt Eure Enkelkinder so viel ihr wollt. Sie werden es Euch danken. So, wie wir Euch danken, dass Ihr da seid und uns durch Eure Liebe zu Euren Enkelkindern unterstützt. Mit Eurer Liebe und Unterstützung schadet Ihr nicht. Versucht daran zu denken, wie ihr damals Eltern wurdet und vor neuen Fragen und Herausforderungen standet. Auch wenn unsere Antworten heute vielleicht andere sind als Eure damals, sind wir dennoch in der selben Situation. Und das, was wir genau so brauchen heute wie ihr damals ist Unterstützung: durch Taten, aber vor allem auch durch Worte, Verständnis und Akzeptanz.

Eure Kinder, die nun Eltern sind

Wenn wir Kinder bekommen, werden aus Paaren Eltern. In der Schwangerschaft sind wir begleitet von Hebammen, Ärzt*innen, wir lesen Bücher, Blogs und Zeitschriften und besuchen Kurse zur Geburtsvorbereitung. Wir sind informiert darüber, was Kinder heute brauchen und wie sie sich entwickeln.

Wenn wir Kinder bekommen, werden aus unseren Eltern Großeltern. Auch sie freuen sich mit, sind gespannt und aufgeregt. All diese Entwicklungen, das Kinderhaben ist für sie aber nicht mehr neu. Sie hatten schon Kinder. Sie kennen sich aus – jedenfalls darüber, wie sie es machten oder wie „man“ es früher machte. Sie lesen weniger neu, besuchen weniger Kurse. Aber auch wenn auch diesmal ein Baby in die Familie kommt, ist diesmal ihre Rolle eine andere: Sie sind nun Großeltern und nicht selber Eltern. Sie begleiten, aber treffen nicht die Entscheidungen. Sie sind da, aber nicht wie die Eltern. Sie nehmen eine ganz neue Position ein gegenüber dem Baby und auch ihren Kindern. So, wie wir uns als Eltern entwickeln und eine eigene Art der Elternschaft entfalten, entwickeln auch sie sich als Großeltern. Auch sie brauchen Zeit und müssen sich manches Mal erst mit ihrer neuen Position und all den Neuerungen auseinander setzen. Neuerungen, von denen sie vielleicht gerade erst erfahren wenn das Baby schon da ist und nicht bereits in der Schwangerschaft. Manches Mal ist der Umbruch für sie noch größer als für die werdenden Eltern, weil er kurzfristiger ist: Das Baby schläft jetzt mit im Bett? Ist das nicht gefährlich? Rund um die Uhr stillen? Bekommt das dem Baby überhaupt? Das Baby in einem Tuch tragen? Schadet das nicht dem Rücken?

Wir wollen alle das Beste für unsere Kinder. So, wie wir es uns heute für unsere Kinder wünschen, wünschten es sich unsere Eltern für ihre Kinder – für uns. Nur dass das, was damals als das Beste und Richtige betrachtet wurde, eben ganz anders aussah als das, was für uns heute richtig und gut ist.
Susanne Mierau „Geborgen wachsen“ S. 135

Manches Mal denken wir frisch gewordenen Eltern, dass diese überholten Gedanken nervig sind und unsere eigenen Eltern uns bevormunden möchten. Doch oft machen sich die frisch gewordenen Großeltern wirklich Sorgen, denn auch sie wollen sicherlich das Beste für ihr Enkelkind. – Und das Beste ist doch das, was sie schon für ihre Kinder taten. Oder ist es das nicht? Und wenn das Beste etwas anderes ist, haben sie es dann falsch gemacht? Nicht nur wir Eltern setzen uns mit vielen Fragen auseinander, auch unsere eigenen Eltern spüren mit dem Großelternwerden eine Zeit des Umbruchs und müssen sich neu finden in einer neuen Rolle und neuen Zeit. Was uns hilft, um gemeinsam einen Weg zu finden, ist das, was uns auch den Anfang mit unseren Kindern erleichtert: Wir können beobachten, überlegen und nachfühlen. Wir sollten nachsichtig sein, Fragen stellen und dann unsere eigenen Bedürfnisse formulieren.

Es gibt viele Großeltern, die von sich aus schon bindungsorientiert mit den Enkelkindern umgehen und schon mit ihren eigenen Kindern lebten. Es gibt auch einige, die sich nun als Großeltern ganz anders verhalten als früher als Eltern und all diese Neuerungen des Verwöhnen dürfens genießen. Und es gibt welche, die vielleicht noch ein wenig Hilfe benötigen auf diesem neuen, modernen Weg und für die wir ein wenig Überzeugungsarbeit leisten müssen, dass es so und heute und jetzt genau richtig ist für unsere Kinder. Vielleicht gibt es auch einige unnachgiebige Großeltern, die von ihrem Weg nicht abkommen wollen, aber es sind nicht die meisten, denn schließlich steht für uns alle das Wohlergehen der jüngsten Generation im Vordergrund – wir müssen uns „nur“ über den Weg dorthin einigen.

Wie war es bei Euch und den Großeltern Eurer Kinder?
Eure

 

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Was würdest du im Nachhinein anders machen als Elternteil?

Heute fragte mich eine Freundin: Wenn Du nochmal von vorn beginnen könntest mit dem Elternsein, was würdest Du anders machen? Zuerst sind mir viele Sachen eingefallen, die ich hätte anders machen können im Alltag. Meist Kleinigkeiten, denn natürlich gibt es im Alltag immer wieder Situationen, bei denen man denkt: Ach, das hätte ich mal lieber anders machen sollen. Am Nachmittag mit müden Kindern keinen Termin wahrnehmen, diese oder jene Reise nicht machen, hier oder da ein Kleidungsstück nicht kaufen, das sich als unpraktisch erwies. Ein Kind nicht deswegen anschimpfen, weil ich erschöpft bin. Ja, da gibt es schon eine Liste an Dingen, die ich nicht noch einmal machen würde.  Weiterlesen

Alle Eltern tun, was sie können! – Ein Aufruf für mehr Verständnis

Als Elternteil ist es manchmal nicht einfach, mit all den Ansprüchen zurecht zu kommen, die sich aus der Elternschaft ergeben: Da ist das Kind, das Ansprüche an uns stellt nach Sicherheit, Liebe, Zuwendung, Pflege, Versorgung – eben nach einer Bindung. Dann gibt es die Gesellschaft, die Ansprüche an uns stellt daran, wie wir uns als Eltern verhalten sollen und wie wir unser Kind richtig als Teil dieser Gesellschaft „erziehen“ sollen. Weiterlesen

Geborgene Kindheit – Wie bindungsorientiertes Leben nach dem 1. Geburtstag klappt

Text enthält Affiliate Link*

Mit dem Baby bindungsorientiert zu leben, ist nicht so schwer, wenn wir erst einmal verstanden haben, welche Grundbedürfnisse es hat und wenn wir die Signale unseres Kindes deuten können. Anfangs ist das manchmal nicht einfach, aber mit den Wochen und Monaten geht es immer besser. Schwieriger wird es, wenn sich das Kind anfängt, mit er Umwelt auseinander zu setzen und wir auf einmal nicht mehr ganz so einfache Antworten geben können. Denn wir merken: Mein Kind möchte die Welt erkunden – und das manchmal auf ganz andere Weise, als ich mir das selbst vorgestellt habe. Unsere erwachsenen Vorstellungen treffen auf die Vorstellungen des Kindes – das bringt manchmal Konfliktpotential mit sich. Doch gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass wir uns immer wieder sagen: Das Verhalten meines Kindes ist sinnvoll, auch wenn ich den Sinn vielleicht gerade nicht verstehe.

„Wenn wir unsere Kinder durch das Leben begleiten, begleiten sie auch uns auf einer Reise. Wir brechen gemeinsam auf in eine neue Zeit, deren Ziel wir meistens nicht so genau kennen. Wir haben einen Leitstern, nach dem wir uns ausrichten, aber meistens keinen direkten Weg. Wir gehen Umwege, erleben Abenteuer, gehen durch durstige Strecken und hüpfen an anderen Tagen leichtfüßig barfuß durch sattes Gras. Dabei ist neben uns ein kleiner Mensch, der immer größer wird auf dieser Reise und lernt, sie immer selbständiger zu gehen.“

Sehr oft stehen wir nach dem ersten Geburtstag auf einmal auch vor den Anforderungen anderer und der Gesellschaft und wissen nicht, wie wir diese mit dem von uns gewählten Weg vereinbaren können. Auf einmal soll das Kind, das bis eben noch ein Baby war, nicht mehr mit uns in einem Bett schlafen? Auf einmal wird Sauberkeit zum Thema? Und was ist eigentlich mit dem Kindergarten, muss mein Kind da wirklich hin? Und wenn das für uns der richtige Weg ist, worauf muss ich dabei achten?

Gerade nach dem ersten Geburtstag werden wir mit dem Thema „Verwöhnen“ noch einmal neu konfrontiert. Das Familienbett und langes Stillen sind für viele Menschen ein Anzeichen, dass hier ein Kind „verzogen“ wird. Aber gerade jetzt sind dies hilfreiche Mittel, um sich in der aufregenden neuen Welt zurechtzufinden. Wir können entspannt bleiben, denn solange wir eine Balance finden zwischen Wurzeln und Flügeln, gehen wir einen richtigen Weg.

„Wurzeln, das ist das Urvertrauen, die sichere Bindung. Sie kann nicht existieren ohne die Flügel, die wir unseren Kindern auch mitgeben. Nicht erst dann, wenn sie groß sind, sondern schon von Anfang an. Kinder brauchen von Anfang an Wurzeln *und* Flügel. Sie brauchen Urvertrauen in uns und sie brauchen von uns das Vertrauen in sie.“

In meinem neuen Buch „Geborgene Kindheit“ geht es um all dies: Um die Entwicklungen nach dem ersten Geburtstag und warum sie sinnvoll sind und wie es uns Eltern gelingt, sie einfach anzunehmen. Es geht darum, auf dem eigenen Weg zu bleiben und ihn sicher weiter gehen zu können, egal was andere sagen. Es geht um all die Dinge, die sich vielleicht ereignen: Familienzuwachs, Verlust von Familienmitgliedern und den Alltag, der nicht immer wie in Bullerbü sein muss. Und es geht auch darum, dass wir Eltern uns bei unserem Wunsch nach einem bindungsorientierten Leben mit unseren Kindern nicht selbst verlieren. Denn eines ist ganz klar: Bindungsorientiertes Leben hat nichts mit Helicopterparenting zu tun, sondern lässt Freiheiten für alle. Wir alle im System Familie können nur mit Wurzeln und Flügeln einen entspannten Alltag haben.

Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen zum Buch.
Eure

 

*Der Text enthält einen Affiliate-Link zu meinem Amazon-Konto. Hierdurch erhalte ich eine Provision für jeden Verkauf, die sich jedoch nicht auf den Einkaufspreis nieder schlägt.

Attachment Parenting ist ein Hilfsmittel für sichere Bindung – keine Garantie

In meinen Beratungen und auch in den Mails, die ich von Leser*innen immer wieder bekomme, geht es sehr häufig um Fragen danach, wie es sich auswirkt, wenn bestimmte Aspekte des Attachment Parenting in einer Familie nicht gemacht werden: es wird nicht gestillt, das Familienbett ist nicht erholsam für alle oder es kann nicht (viel) getragen werden. Meine Antwort lautet in diesen Fällen immer wieder recht ähnlich: „Du bist sicherlich eine wunderbares Elternteil für dein Kind und dein Kind kann eine sichere Bindung zu dir haben, auch dann, wenn du nicht alles machst, was Attachment Parenting ausmacht. Denn: Attachment Parenting gibt Hilfsmittel an die Hand, aber es ist keine Garantie für eine perfekte Eltern-Kind-Beziehung.“

Kürzlich bekam ich von Anja vom Blog bucketrides den Link zu dem Artikel „What is a Secure Attachment? And Why Doesn’t “Attachment Parenting” Get You There?“ zugeschickt und er sprach mir sehr aus der Seele. Er passte genau zu dem, worum es in meinem Buch „Geborgen wachsen“ geht:

Geborgenheit ist all das Schützende, Hegende, das liebevoll Umsorgende. Es ist das, was uns ein warmes Gefühl imHerzen gibt und Vertrauen wachsen lässt. Baustein einer sicheren Bindung. Ein Leben gänzlich ohne dieses Grundgefühl lässt sich schwer vorstellen. Und dennoch ist es nicht greifbar: Geborgenheit lässt sich nicht zwangsweise herstellen. Ist ein Kind im Tragetuch, muss es nicht unbedingt geborgen sein, auch nicht, wenn es mit Eltern undGeschwistern im Familienbett schläft. Und nur weil man sein Kind im Geburtshaus zur Welt bringt, hat man es nicht am geborgensten Ort der Welt geboren. Geborgenheit ist etwas, das wir mit unseren ganz eigenen Zutaten selbst herstellen. Es ist ein Familienrezept, das in jeder Familie ein wenig anders aussehen kann.

Es gibt ihn nicht, den einen immer richtigen Weg. Auch Nicola Schmidt hat das einmal formuliert in ihrem Artikel „Vorsicht! Attachment Parenting funktioniert nicht!“ Denn die 8 Prinzipien des Attachment Parenting sind lediglich Zutaten eines Rezeptes, das jede Familie selbst gestaltet. Attachment Parenting ist eine noch recht neue, aus dem amerikanischen kommende Einstellung, die jedoch keinen wissenschaftlichen Kriterien entspricht oder auf ihnen begründet wurde. Es sind Tipps, an denen sich viele Eltern orientieren. Die einen lassen hier etwas weg, die anderen dort. Manche fügen andere Sachen hinzu. Worauf es ankommt, sind nicht die einzelnen Zutaten, sondern das Ziel des Rezeptes: eine sichere Bindung des Kindes an die Bezugsperson(en). Sichere Bindung herzustellen, ist wichtig. Das kann über die Idee des Attachment Parenting erfolgen, muss es aber nicht. Viel wichtiger als die Einzelheiten ist unsere Grundstimmung, unsere innere Einstellung zum Kind und zur Elternschaft. Unsere innere Haltung ist es, die uns durch die Elternschaft trägt und unsere Beziehung gestaltet. Sie ist es, die uns durch die Jahre bringt. Gelassenheit, Zugewandtheit, Empathie, Liebe, Verständnis, Flexibilität, Vertrauen und Respekt sind 8 Eigenschaften, die mehr aussagen über einen Erziehungsstil und eine Haltung dem Kind gegenüber als der Umstand, ob wir tragen oder schieben oder stillen oder mit Flasche füttern. Eine sichere Bindung entsteht nicht da, wo wir bestimmtes Handwerkszeug nutzen, sondern da, wo wir emotional den richtigen Weg für und mit unseren Kindern gehen.

Attachment Parenting gibt uns Hilfsmittel an die Hand, durch die wir unser Kind besser verstehen lernen und es leichter haben, auf seine Bedürfnisse einzugehen: Wenn wir es beispielsweise viel am Körper tragen, können wir seine Bedürfnisse schnell wahrnehmen und prompt darauf reagieren. Diese Feinfühligkeit und prompte Reaktion sind Aspekte, die die Ausbildung einer sicheren Bindung unterstützen. Tragen kann deswegen hilfreich sein. Im Umkehrschluss bedeutet es jedoch nicht, dass durch andere Verhaltensweisen keine Feinfühligkeit und prompte Reaktion möglich sind. Es ist vielleicht schwerer, wenn eine Distanz überbrückt werden muss oder es entsteht eine andere Form des Austausches, aber letztlich bedeutet es nicht, dass andere Wege unmöglich sind.

Es gibt viele Zutaten für eine sichere Bindung. Einige Familien wählen ihre aus der „Gewürzfamilie“ des Attachment Parenting aus, weil sie zu ihnen passen und sie auf ihrem Weg unterstützen. Aber sie sind eben nur Zutaten in einem großen Ganzen. Kleine Hilfsmittel, die den Weg erleichtern.

Ihr alle geht euren Weg, macht euch eure Gedanken. Ihr habt eine bestimmte Haltung voll von Liebe und Respekt euren Kindern gegenüber und drückt sie vielleicht unterschiedlich aus, aber das ändert nichts daran, wie ihr fühlt und liebt und lebt. Es ist euer Leben, eure Beziehung, eure Liebe. Und solange das Grundgefühl stimmt und die Einstellung den Kindern gegenüber, ist euer persönlicher Weg der genau richtige.

Eure