Begegnung & Dankbarkeit

„Susanne?“ Ich blicke in zwei Augen, die mir so vertraut sind. Einen kurzen Moment der Einordnung braucht es, denn ich habe sie 7 Jahre nicht gesehen. Aber wenn man in einem besonderen Moment in ein Augenpaar blickt, vergisst man es nie. Dieser Augenblick war die Geburt meines ersten Kindes. Und diese Augen gehören zu der Hebamme, die die Geburt meines ersten Kindes begleitet hat.

Ich stehe in einem Café meiner ersten Hebamme gegenüber und ein überwältigendes Gefühl überrollt mich. Erinnerungen an ein früheres Ich, an eine so junge Frau, die ihr erstes Kind bekommen sollte. Die erste Geburt, die Überraschung über die Macht der Wehen, den Schmerz, die Kraft, die Anstrengung und das unendliche Glück, als dieses Kind zwischen meinen Beinen lag und die ersten zarten Töne von sich gab. Innerhalb von Sekunden flattern diese Gedanken, Gefühle, Erinnerungen an mir vorbei. Und die Erinnerung an die Frau, die mir gegenüber steht und die mich in das Mutterwerden begleitet hat: ihre warmen Worte, ihre Hände, die ich drückte, ihre Kraft, ihre Zuversicht.

24 Stunden nach der Aufnahme dieses Bildes hielt ich mein ersten Kind in den Armen

Ich stehe dort vor ihr und lächle und bin auf einmal wieder 29 Jahre alt und habe den Weg noch vor mir. So jung und so unerfahren in vielen Dingen und nichts ahnend davon, wie eine Geburt und die Elternschaft wirklich sein wird. So angewiesen auf Hilfe und Unterstützung und gute Begleitung. Was war ich jung, was waren wir jung als Eltern.

Wir setzen uns und reden über die Zeit, die vergangen ist. Ich zeige ein Foto meines großen Kindes und wir lachen ein wenig. Ich erzähle von unserem Weg, der nicht immer einfach war, aber schön. Vom gemeinsamen Wachsen. Von den Geburten, die später kamen.

Und ich spüre eine unendliche Dankbarkeit für das, was ich bei dieser ersten Geburt erleben durfte und was mich auf einen guten Weg brachte. Ich bin dankbar für die vertrauensvolle Begleitung, die es mir ermöglichte, mich sicher zu fühlen. Ich bin dankbar für die Unterstützung bei all den Fragen, die ich am Anfang hatte und über die praktische Hilfe beim Stillen, von dem ich doch dachte, dass ich es vielleicht nicht können würde. Ich bin dankbar, dass ich durch diese gute erste Geburt Vertrauen hatte in meine Gebärfähigkeit und in alle sich anschließenden Geburten. Ich bin dankbar, dass ich eine Begleitung in meiner Nähe hatte und wusste, dass ich mich jederzeit melden kann und schnell Hilfe erhalte. Ich bin dankbar, dass ich respektiert wurde und meine Wünsche wertgeschätzt, dass ich so gebären konnte, wie ich es wollte. Ich blicke in diese Augen, in die ich während der Geburt meines ersten Kindes blickte an der Schwelle zu einem neuen Leben und bin dankbar und erleichtert über all dies.

Ich bin dankbar, dass ich all dies hatte und erleben durfte. Und genau dies wünsche ich jeder anderen Frau: Dass sie gerne und voll positiver Gefühle in die Augen blicken kann der Hebamme, die die Geburt ihrer Kinder begleitet. Dass sie auch nach Jahren positive Gefühle hat beim Anblick dieser Augen und dass es überhaupt Augen gibt, an die sie sich erinnern kann und möchte.

Eure

 

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