Von allen Dingen meines Lebens war ich wohl am wenigstens auf das Mutterwerden vorbereitet. Darauf, was es bedeutet, welche Aufgaben dazu gehören, welche Gefühle es hervorruft. Ich hatte keine konkreten Erwartungen an das Muttersein und dennoch war ich überrascht von dem, was kam. Denn obwohl konkrete Vorstellungen von der Mutterschaft fehlten, ging ich davon aus, dass ich den Weg eben nur vorgehen müsste und die Kinder würden folgen. Ich, die anführende Mutter. Was kam, war erst ein Mensch, dann der zweite und schließlich der dritte, die ihr eigenes Temperament und ihre Bedürfnisse in diese Familie einbrachten. Was kam, war die Erkenntnis, dass es gut ist, voran zu gehen und einen Plan und Gedanken zu haben. Aber dass das Leben mit Kindern eben kein ausschließliches Vorangehen ermöglicht, sondern eher, einen Rahmen vorzugeben, der gemeinsam gefüllt wird. Was kam, war die Erkenntnis, dass auch das Elternsein eine soziale Beziehung ist.
Den Rahmen vorgeben
Der Rahmen einer jeden Familie sieht anders aus: wie wir leben, wieviel Geld wir besitzen, wo wir wohnen, was wir essen, welche Werte wir mitbringen und wie wir selbst aufgewachsen sind – all das gehört zu dem Rahmen, den wir unseren Kindern bereiten. Im Laufe des Lebens ändert er sich beständig, wenn wir umziehen, neue Partnerschaften eingehen, an anderen Orten arbeiten, wenn wir unsere Werte in Frage stellen und neu ausrichten.
Auch wenn der Rahmen immer wieder mal wechselt oder erschüttert wird, zieht sich eine gleichbleibende Melodie durch das Leben.
Der Rahmen der Kindheit ist nur bedingt beständig. Er muss es auch nicht sein, denn das Leben bedeutet immer wieder Veränderung. Beständig sind wir als Menschen, mit unseren Reaktionen, unserer Zuwendung, unserer Liebe. Auch darin sind wir manchmal unterschiedlich, manchmal stressbedingt weniger zugewandt oder abgelenkt. Aber die Grundmelodie ist dieselbe. Sie ist es, die das Kind prägt und ein Leben lang begleitet. Auch wenn der Rahmen immer wieder mal wechselt oder erschüttert wird, zieht sich eine gleichbleibende Melodie durch das Leben. Diese ist das Beständige an uns. Das, was wir mitgeben, womit wir voran gehen. Das ist das Beispiel, das wir leben, darin sind wir Vorbild.
Das Kind sehen, wie es ist
In diesem Rahmen bewegt sich das Kind, das so zu uns kommt, wie es eben ist: Manche sind lauter, manche sind leiser. Manche aufbrausender, andere empfindsamer. Groß und klein, musikalisch oder sportlich oder wieder ganz anders. Jedes Kind wird nicht nur geprägt durch die Umgebung, sondern bringt in dieses Leben schon etwas ein: die eigene Persönlichkeit. Diese gilt es, zu erkennen. Sie nicht anzupassen, sie nicht hinein zu pressen in unsere Vorstellung, sondern dem Kind den Raum geben, zeigen zu können, wer es wirklich ist. Was es mag, was es nicht mag. Worin es uns ähnelt und worin es ganz anders ist. Das Kind lernt unsere Melodie des Lebens kennen und bringt seine eigene Melodie mit.
Der gemeinsame Weg – Beziehung
Das Ziel ist nicht, die Melodie des Kindes unserer Melodie anzupassen. Ziel ist es auch nicht, unsere Melodie dem Kind anzupassen. Ziel ist es, miteinander in Harmonie zu kommen, sich gegenseitig anzuerkennen und wertzuschätzen. Das ist es, was Beziehung ausmacht: Nicht der einzelne bestimmt, sondern beide gehen aufeinander zu, loten aus, erkennen an und richten sich so aus. Beziehung ist ein Tanz, Elternschaft ist ein Tanz: mal geht es voran, mal rückwärts, mal im Kreis. Wir bewegen uns gemeinsam zu unserer Melodie.
Es ist gut und wichtig, dass wir Erwachsenen eine Idee vom Leben haben und von dem, was gut und richtig ist und in welche Richtung wir uns in etwa bewegen. Es ist gut und wichtig, dass wir Ziele haben und definieren. Aber wir müssen auch die Ruhepausen einplanen, die Schlenker – die Bedürfnisse des anderen. So, wie in jeder anderen Beziehung auch. Das ist es, was dieses Elternleben ausmacht. Darauf können wir uns nur bedingt vorbereiten, denn es ist immer wieder anders, wenn wir uns darauf einlassen. Das Ziel ist nicht das Vorbereiten, sondern das Erlernen des Einlassens und das Vertrauen.
Elternschaft ist nicht immer einfach und es ist auch nicht einfach, neben dem Eltern sein, Paar zu sein. Gerade am Anfang der Elternschaft schieben sich so viele neue Themen, Bedürfnisse und Erfordernisse in den Vordergrund und es passiert schnell, sich ein wenig aus den Augen zu verlieren in dem Durcheinander. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, sich zu stützen und zu wissen, wie es der anderen Person gerade geht, was sie fühlt, wo sie überfordert oder erschöpft ist und was sie wirklich glücklich macht. Es braucht – auch neben der Familienzeit – Paarzeit: Momente, in denen ruhig gesprochen werden kann, die für Intimität und Miteinander vorgesehen sind – wie auch immer dieses gerade angenehm ist. Es sind oft Kleinigkeiten, mit denen wir die Paarbeziehung ganz aktiv unterstützen können:
1. Erzähl mir Deinen Tag
Gerade dann, wenn ein Elternteil zu Hause ist und das andere arbeitet, könnte der Alltag oft kaum unterschiedlicher sein. Andere Tagesabläufe, andere Rituale, unterschiedlicher Grad und unterschiedliche Art an Fremdbestimmung. Was aber immer wichtig ist, ist Wertschätzung dem anderen gegenüber für das, was er heute erlebt hat. Dabei spielt es keine Rolle, ob es ein Geschäftsmeeting war oder ein selbst gemachter (oder gekaufter) Babybrei: Wertschätzung für das, was wir tun, ist wichtig – egal, was wir tun. Deswegen ist es hilfreich, sich einmal am Tag wirklich zu zu hören und nachzufragen: Wie war eigentlich Dein Tag? Was hast DU erlebt, was hast Du gemacht? Schon allein durch Zuhören drücken wir Wertschätzung aus. Wir nehmen Anteil am Leben des anderen, wir sind miteinander im Gespräch. Selbst dann, wenn wir selbst denken, dass es vielleicht gerade heute nichts aufregendes zu erzählen gibt, lohnt es sich doch, den Tag kurz in Worte zu fassen. Für uns selbst und den Menschen, der nicht dabei war.
Sind die Kinder schon etwas größer, ist diese Art des Interesses und der Anteilnahme auch ihnen gegenüber sinnvoll und gut: “Erzähl mir Deinen Tag!” kann ein Alltagsritual für alle sein. Ergänzend dazu kann es sinnvoll sein, regelmäßige Familienkonferenzen zu machen, in denen alle ihr aktuelles Befinden, ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten einbringen.
2. Sich als Team verstehen
Ein Team kann zusammen arbeiten in Hinblick auf eine Sache, aber es kann sich auch ergänzen. Manche Teams sind gut, weil sie immer gleich sind, andere, weil sie sich ergänzen. Genau so kann es auch in Familien sein: Es muss nicht sein, alles zusammen oder in der gleichen Art zu machen. Jeder bringt in eine Familie persönliche Vorlieben und Abneigungen ein, jeder hat seine Schwerpunkte und Dinge, in denen er oder sie besonders gut ist. Diese Punkte gilt es, heraus zu finden, einzusetzen und gleichwertig zu verteilen: Einer wäscht gern ab, eine liest gern vor, eine macht gern Wäsche, der andere bringt die Kinder gern ins Bett. Während einer mit einer Tätigkeit beschäftigt ist, kann der andere etwas anderes tun.
3. Erst ich ein Stück, dann Du…
Familienleben kann anstrengend sein. Der Arbeitsalltag auch. Es ist gut, wenn wir nicht in die “Aber meins ist viel anstrengender”-Falle tappen, sondern gegenseitig unsere Tätigkeiten anerkennen und uns auch gegenseitig Freizeiten und Erholung gönnen: Heute hast Du einen freien Abend, morgen ich. Dieses Wochenende kann ich ausschlafen, nächstes Du. Als Team funktionieren wir dann, wenn jeder die Chance hat, auf Ressourcen zurück zu greifen und sich zu erholen, um wieder Kraft zu tanken.
Oft denken wir, als Familie müssten wir immer alles zusammen tun, immer jede mögliche Sekunde miteinander verbringen. Aber so ist es nicht: Getrennte Zeiten ermöglichen Erholung und intensive Zeit eines Elternteils mit dem Kind/den Kindern. Es ist eine Zeit, in der auch ein Elternteil sich ganz bewusst einbringen kann, Dinge anders machen kann als sonst im Gesamtverband. Auch getrennte Familienzeiten können für eine Familie wertvoll sein.
4. Die kleinen Dinge im Alltag
Gerade am Anfang der Elternschaft muss sich alles erst einspielen – auch die Zeiten zusammen und die Organisation des Alltags. Vielleicht ist es gerade nicht möglich, auf die früheren Alltagsrituale zu zweit zurück zu greifen. Aber dafür lassen sich vielleicht im Alltag andere Kleinigkeiten finden: kleine Inseln des Miteinanders. Heute mal zusammen essen gehen in der Mittagspause. Morgen mal ein längeres Frühstück zusammen. Ein langer Spaziergang und sich an den Händen halten während das Baby in der Trage auf dem Rücken schläft. Diese Momente sind wichtig. Und auch wenn vielleicht das gemeinsame Abendessen allein im Restaurant noch etwas warten muss, gibt es auch mit Familie drum herum schöne Momente der Zweisamkeit – vielleicht etwas kürzer, aber dafür mehr.
5. Aufmerksam bleiben
Wenn ein Kind in eine Familie kommt, dreht sich viel erst einmal um den Familienzuwachs und wir kommen schnell in die Versuchung, unsere eigenen Bedürfnisse und generell die der erwachsenen Menschen hinten an zu stellen. Aber gerade dann, wenn es uns vielleicht schon schwer fällt, die eigenen Bedürfnisse zu sehen und zu formulieren, ist es gut, wenn ein anderer uns darauf aufmerksam macht. Deswegen ist es hilfreich, aufmerksam zu bleiben: An die Dinge zu denken, die den anderen erfreuen, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Oder daran zu denken, dass der/die andere sich vielleicht gerade zu sehr selbst vergisst und liebevoll daran zu erinnern, für sich selbst zu sorgen.
Und was sind Eure Alltagsstrategien? Eure
Zur Autorin: Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.
Im Herbst ist die Zeit, in der wir immer unsere Bienenwachswickel selber machen, um für die Hustenzeit einen Vorrat zu haben. Im letzten Jahr habe ich dann einen Kommentar gelesen, dass auf diese Weise ja auch Bienenwachstücher gemacht werden können, um sie zum Verpacken von Lebensmitteln zu nutzen. Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir schon Bienenwachstücher genutzt, aber ausschließlich gekaufte. Die Bienenwachswickel, für die ich Leinentuch in Wachs tauche, wurden immer recht hart (und werden vor dem Auflegen auf dem Körper ja erwärmt und dann weicher). Es dauerte noch eine Weile, bis ich eine gute Art fand, sie weicher herzustellen.
“Beruhig Dich doch!” sind wir manchmal verleitet zu sagen zu anderen Menschen: Zu Erwachsenen, die aufgebracht sind, zu kleinen Kindern, die wüten, zu Babys, die auf unserer Schulter liegen und weinen. “Beruhig Dich doch!” sagt: Du sollst Dich selbst beruhigen. Oder auch: Du kannst Dich selbst beruhigen. Wir alle wissen, dass das nur bedingt geht. Manchmal brauchen wir die Hilfe eines anderen Menschen, um uns zu beruhigen: liebevolle Worte, Verständnis, jemanden, der uns in den Arm nimmt und uns und die Sorgen hält. Genau so geht es auch unseren Kindern: Sie bringen Fähigkeiten zur Selbstberuhigung mit ins Leben. Manche Kinder haben diese Fähigkeit als Babys bereits ausgeprägter, andere weniger ausgeprägt. Manche Babys brauchen handfeste Unterstützung über einige Monate hinweg, um sich zu beruhigen, andere sind von Anfang an in diesem Bereich weiter entwickelt. Weiterlesen
“Mama, es geht mir nicht gut…” sagst Du und blickst mir in die Augen. In Deinen Augen sehe ich nicht nur das große Kind, das Du jetzt bist: In Momenten wie diesen erkenne ich das Baby, das einmal in meinen Armen lag, so warm und weich vor so vielen Jahren. So klein, so hilflos und ganz tief in mir spürte ich schon damals: Ich bin für Dich da. Von nun an bis an mein Lebensende.
Unvermittelt setzt sich das kleine Kind auf einmal auf die Straße. “Den Schnürsenkel selber zumachen!” sagt es und beginnt damit, die beiden Enden des geöffneten Schnürsenkels miteinander zu verdrehen. Wie schön, dass es das selber machen möchte – aber gerade jetzt? Gerade hier auf der Straße? Und eigentlich weiß ich doch, dass das sowieso nichts wird… Weiterlesen
Was erlebt ein Baby im Mutterleib? Diese Frage ist für alle größeren Kinder spannend, die Geschwister werden. Spätestens in der Schule im Aufklärungsunterricht kommt dieses Thema näher und will bearbeitet werden, auch wenn es keinen Nachwuchs gab, der diese Frage aufbrachte. Denn es ist nicht nur wichtig, wie Kinder entstehen, sondern auch, wie sie sich entwickeln und warum. Kinder können hieraus ein Verständnis entwickeln, was Babys auch nach der Geburt brauchen und was auf sie zukommt. Zudem legen wir einen Grundstein dafür, wie sie selber einmal mit Babys umgehen. Weiterlesen
Wie nur wird das Kind die Windel los? Wann muss ich eingreifen und muss ich das überhaupt? Oft hören wir von komplizierten Systemen, Tricks und Belohnungsaufklebern – aber muss das sein? Ist das Abgewöhnen der Windel wirklich so kompliziert? Und ist es ein Lernvorgang oder doch eher eine natürliche Enwicklung?
Grundvoraussetzung: Ich verstehe das Windelbedürfnis des Kindes
Wenn es darum geht, dass wir ein Kind auf dem Weg begleiten wollen, eine Windel nicht mehr zu tragen, ist eines ganz besonders wichtig: Einfühlungsvermögen. Wir sollten verstehen, warum das Kind überhaupt eine Windel trägt, warum es vielleicht auch daran festhält und wie wir den Übergang dann gut begleiten können. Dass unsere Kinder überhaupt Windeln tragen und daran gewöhnt sind, ihre Ausscheidungen in eine Windel zu machen, ist die Entscheidung von uns Eltern gewesen, die wir für unsere Kinder getroffen haben.
Erschwerend bei der Windelabgewöhnung kommt jedoch hinzu, dass wir den Kindern die Benutzung der Windel quasi antrainieren. Etwa 90 Prozent aller Babys dieser Erde kommen nämlich ganz ohne oder teilweise ohne Windeln aus. […] In unserer Kultur hat es sich jedoch so entwickelt, dass wir die Kinder mit Windeln groß werden lassen.
Windeln sind aus dem Familienleben hierzulande kaum wegzudenken: Windeltorten werden zur Geburt verschenkt, zahlreiche Produkte stehen für die Pflege und das Wickeln zur Verfügung: von Wickelunterlagen über Feuchttücher bis hin zu Wegwerf- oder Stoffwindeln. Insbesondere Wegwerfwindeln wurden mit dem Ziel weiterentwickelt, keine Feuchtigkeit an Babys Po kommen zu lassen. In China, einem Land, das lange keine Windeln und dafür Kinder, die mit einem Jahr “sauber” waren, vorzeigen konnte, wurde die Wegwerfwindel mit dem Werbeversprechen populär, einen besseren Schlaf für Kinder zu bringen und damit ihre kognitive Entwicklung zu fördern. Superabsorber in Windeln geben kein Feedback darüber, dass die Windel nass ist und Kinder fühlen sich trotz großer Ausscheidungsmengen darin noch augenscheinlich wohl.
Tatsächlich bringt die Nutzung solcher Windeln Eltern den Vorteil, nachts weniger wickeln oder das Baby abhalten zu müssen und auch tagsüber weniger wickeln zu müssen. Diesen Vorteil steht oft der Nachteil gegenüber, dass Kinder dann durch die Nutzung der Windeln langsamer zur Toilettennutzung kommen als auf anderen Wegen. Es ist eine Entscheidung, die wir Eltern treffen für unsere Kinder: Längere Schlafphasen und weniger Wickel- oder Abhalteaufwand wird eingetauscht gegen die meist längere Windelnutzungszeit (auch mit ihren ökologischen Folgen in Anbetracht der Müllmengen). Die Stoffwindel ist dabei ein Mittelweg zwischen beidem: Sie gibt dem Baby zwar das Feedback, dass die Windel nass wird, aber als Eltern vermitteln wir dennoch – sofern nicht sofort gewechselt wird -, dass das am Körper tragen der Ausscheidungen normal sei. Vorteilhaft ist, wenn Windeln genutzt werden, das Kind immer wieder auch abzuhalten: Teilzeit-Windelfrei sozusagen und verschmutzte Windeln wirklich zeitnah zu wechseln.
Wenn wir also auf einmal ein Kleinkind haben und denken, dieses müsste nun doch endlich einmal von selbst die Windel ablegen und bereit für Töpfchen oder Toilette sein, sollten wir bedenken, dass es unsere Entscheidung als Eltern war, das Kind nicht abzuhalten und so der Möglichkeit nachzugehen, dass das Kind schon früh “trocken” sein kann, oder an das Feedback, dass durch Ausscheidung die Windel nass wird, zu gewöhnen, sondern einen anderen Weg zu gehen. Es ist in Ordnung, diesen anderen Weg zu gehen (es ist in Ordnung, mehr Schlaf einzutauschen gegen längere Windelzeiten, gerade in unserer Zeit und Gesellschaft, in der wir Eltern tagsüber so wenig ruhen), aber wir sollten dabei nicht in Unruhe geraten oder das Kind unter Druck setzen, das die Folgen des elterlichen Handelns trägt.
Wichtig ist also zunächst, zu verstehen: Eigentlich zeigen schon Babys durch Signale wie Weinen und Unruhe, dass sie ausscheiden müssen. In vielen Kulturen werden Babys aufgrund dieser Signale abgehalten, d.h. bei Ausscheidungssignalen so gehalten, dass sie sich in eine Schüssel oder Toilette erleichtern können. Tagsüber und auch nachts, wodurch Kinder je nach Umsetzung dieses Konzepts schon im ersten Babyjahr relativ “trocken” sein können. Durch die Nutzung von Windeln und das Übergehen dieser Ausscheidungssignale gewöhnen wir das Kind an den Gedanken, es sei in Ordnung, in die Windel zu machen und die eigenen Signale zu übergehen. Wenn wir plötzlich einfordern, das Kind solle dies nicht mehr tun, versteht es uns noch nicht und es ist wichtig, geduldig und langsam das Kind an eine neue Möglichkeit heran zu führen.
Grundvoraussetzung: Ins Gespräch kommen
Windelfrei oder “abhalten” wird im englischsprachigen Raum auch als “Elimination Communication” bezeichnet und genau darum geht es in erster Linie: um Kommunikation. Das Baby zeigt durch Signale, dass es ausscheiden muss und wir Eltern reagieren darauf. Nun, wenn das Kleinkind an die Windelnutzung gewöhnt ist, führen wir das Augenmerk zurück auf diese Kommunikation. Wir können fragen: “Musst Du auf Toilette?” oder “Hast Du gerade in die Windel gemacht?” Bevor wir das Kind an ein Töpfchen oder die Toilette gewöhnen können, sollten wir es zu den Signalen des eigenen Körpers zurück führen. Wir richten unser Augenmerk und das des Kindes wieder auf die Ausscheidungsfunktionen des Körpers und die Signale, die der Körper dabei und vorher gibt. Es geht um Körperwahrnehmung und Körperbewusstsein. Mit einem Kleinkind können wir über die Körperwahrnehmung sprechen: Drückt es im Bauch, wenn Du auf Toilette musst? Spürst du etwas? Auch Kinderbücher, die sich mit Körperwahrnehmung beschäftigen, können das unterstützen.
Töpfchentraining?
Das klassische Töpfchentraining spricht hingegen eher gegen die Körperwahrnehmung als Ziel: Beim Töpfchentraining werden Kinder nach bestimmten Zeitfenstern auf das Töpfchen gesetzt oder sollen darauf sitzen bleiben, bis sie ausgeschieden haben. Häufig führt ein Töpfchenzwang aber zu Frustration und Unwillen. Moderne “Töpfchen” bieten hierfür auch Belohnungssysteme an wie Musik (über Belohnungssysteme kann hier beim Gewünschtesten Wunschkind mehr erfahren werden). Aber auch Belohnungen, Loben, Hervorheben von anderen Kindern, die schon auf die Toilette gehen, oder andere Manipulationen sind nicht von Vorteil für das Kind. Wichtig ist tatsächlich die Ausbildung eines guten Körpergefühls bzw. die Rückkehr dazu, Signale des Körpers wahrzunehmen und entsprechend darauf zu reagieren. Auch für die Beckenbodengesundheit ist es wichtig, dass wir (Erwachsene wir Kinder) bei Harndrang auf die Toilette gehen und nicht nach Situationen: Drängen wir Kinder (und uns) vor dem Rausgehen dazu, auf Toilette zu gehen, erlernt es ein falsches Blasen-Drang-Gefühl und entwickelt kein gutes Bewusstsein dafür, wann es wirklich muss. Deswegen gilt: Nur dann auf Toilette, wenn man wirklich muss!
Grundvoraussetzung: Das Kind möchte ohne Windel sein
Von großem Vorteil ist es, wenn das Kind den Impuls, ohne Windel sein zu wollen, selbst vorbringt. Manchmal ist es für Eltern schwer, auf diesen Impuls zu vertrauen oder die Signale richtig zu deuten. Einige Kinder wehren sich sehr und wollen sich schlicht nicht mehr wickeln lassen. Andere Kinder drücken ihren Wunsch sprachlich aus oder ziehen die Windel einfach beständig selber wieder aus.
Wenn das Kind Anzeichen dafür zeigt, die Windel nicht mehr tragen zu wollen, sollten wir diese Signale ernst nehmen und darauf reagieren. Wir können mit dem Kind sprechen und Möglichkeiten anbieten. In einigen Fällen passiert es tatsächlich, dass das Kind die Entscheidung trifft und innerhalb weniger Tage auf einmal komplett windelfrei sein kann. Manchmal braucht es noch eine Weile, bis das Kind die Körpersignale richtig deuten kann. Trotzdem ist es gut, genau dann die Windelfreiheit anzubieten, wenn das Kind sie einfordert. Hilfreich für den Übergang können dann so genannte Trainerhosen sein, die kleine Mengen Urin auffangen.
Hat das Kind den Wunsch, keine Windeln mehr zu benutzen, lassen wir sie also bewusst einmal weg. Zu Hause kann das Kind einfach nackt sein und den Gang auf das Töpfchen ausprobieren. Oder es nutzt Splitpants drinnen oder draußen und kann sich damit einfach hinhocken. Im Haus sollten wir dann die Umgebung passend vorbereiten, falls der Gang zur Toilette doch einmal zu lang wird – Teppiche und andere Auslegware können eine Weile zur Seite geräumt werden. Ein Töpfchen kann für den Anfang auch im Spielzimmer stehen, damit der Weg nicht zu lang wird. Praktisch ist es, wenn die windelfreie Probierphase in wärmeren Monaten stattfindet und sich das Kind auch draußen nackt oder mit geeigneter Kleidung ausprobieren kann.
Sind Kinder sehr an die Windel gewöhnt, kann ihnen der Abschied manchmal auch sehr schwer fallen oder sie können ohne Windel tatsächlich nicht ausscheiden. Hier braucht es kreative Lösungsideen: Hilfreich kann es sein, wenn sich das Kind anfangs mit Windel auf das Töpfchen setzen kann oder in eine Windel ausscheidet. Wichtig ist auch hier: Das Kind und seine Bedürfnisse und Empfindungen annehmen und nicht negativ bewerten. Es ist ein Umstellungsprozess.
Nachts ohne Windeln?
Manche Kinder sind nach der Umstellung tagsüber auch nachts schnell windelfrei, andere brauchen noch ein wenig. Das nächtliche Aufwachen wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Wichtig ist hier wirklich die Reifung, d.h. die Funktion des Schließmuskels und gleichzeitig der Umstand, dass das Kind durch die Rückmeldung der Blase an das Gehirn aufwacht. Manche Kinder schlafen so fest, dass sie trotz des Harndrangs nicht aufwachen oder dass für das für die Hemmung der nächtlichen Harnproduktion zuständige Hormon ADH wird noch nicht ausreichend gebildet oder die Blase ist noch klein. Wichtig ist auch hier: kein Stress, keine Erwartungshaltung und kein negatives Feedback. Ist das Kind im Vorschulalter, kann auch eine Abklärung beim Arzt helfen, um andere Ursachen auszuschließen. Aber letztlich müssen wir Eltern unsere Kinder begleiten und verstehen.
Der Weg weg von der Windel ist ein großer und wichtiger Meilenstein, den wir nicht erzwingen können oder sollten, sondern auf dem wir unser Kind – wie auch sonst – an die Hand nehmen und es begleiten. Es selbst gibt die Richtung und das Tempo vor und wir müssen entweder Schritt halten oder unseren Schritt verlangsamen – je nach Kind und Temperament und Bedürfnissen. Vor allem aber sollten wir bei welcher Gangart auch immer Verständnis und Einfühlungsvermögen mitbringen. Eure
Obwohl noch Frühling, ist es seit Tagen unglaublich warm. Jeden Tag fragen die Kinder: “Bekommen wir ein Eis?” und auch wenn es bei uns auch außerhalb des Sonntagssüß Eis gibt, gibt es nicht jeden Tag einen Halt an der Eisdiele. Dafür aber gibt es die Auswahl unter den verschiedenen selbst gemachten Eissorten, die in den letzten 8 Jahren hier erprobt wurden: Von Wassermelone am Stiel über selbst gemachte Popsickles aus Saft und Joghurt bis hin zur Nicecream.
Unser aktuelles Lieblingsrezept für die wohl leckerste Schoko-Nicecream der Welt ist ebenso einfach wie lecker – und dazu ganz ohne zugesetzten Zucker und damit schon für die ganz kleinen Eisfans ein Genuss.
Für drei Kinderportionen nehmen wir:
2 in Scheiben geschnittene und gefrorene Bananen
4 EL Mandelmilch (oder auch Sojamilch)
1 EL Mandelmus
1 TL ungesüßtes Kakaopulver
Die tiefgefrorene Bananenscheiben in einen guten Mixer geben (Stabmixer reicht nicht, wenn die Bananenscheiben sehr dick sind oder die Banane nicht reif genug war), Pflanzenmilch, Mandelmus und Kakaopulver nacheinander zugeben und pürieren.
Wer mag, kann die Schoko-Nicecream noch mit einer Prise Zimt versehen.
Damit es hübsch wird, könnt Ihr Eurer Phantasie bei der Gestaltung freien Lauf lassen: Süße Saucen, pürierte Früche, Streusel, Obststücke – alles ist erlaubt, so lange es schmeckt und schön aussieht. Besonders gern nehmen die Kinder einen Strohhalm dazu – wir haben einen Vorrat an wiederverwendbaren Metallstrohhalmen.
Die Bananenscheiben haben wir übrigens oft auf Vorrat: Wenn immer eine Banane langsam überreift ist und man sich schon fragt, ob die Kinder sie noch essen mögen, ist sie perfekt für eine NiceCream, einen Shake oder Smoothie und kann in Scheiben geschnitten eingefroren werden. So rettet man Lebensmittel vorm Wegwerfen und hat perfekte Zutaten für alle Fälle. Das geht natürlich auch mit auch anderen Obstsorten 🙂
In der letzten Woche hielt ich einen Vortrag über “Eltern und Kinder im Netz” in Österreich. Einem Thema, mit dem ich mich immer wieder beschäftige aufgrund dieses Blogs, meiner Facebookgruppen, den Elternberatungen und natürlich auch unserem ganz persönlichen Umgang in der Familie mit dem Thema. Schon 2014 beschäftigte ich mich mit dem “Online-Elternclan”, der mich nicht mehr losgelassen hat mit seiner Bedeutung. Hier gibt es nun ein paar Gedanken zu den Eltern im Netz: Was uns dorthin bringt und warum wir von Anfang an Vorbild für unsere Kinder sind.Weiterlesen
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