Entschuldigung.

Als Eltern begleiten wir unsere Kinder durch das Leben. Auch wenn wir sie nicht bewusst steuern, lenken wir sie mit unserer Art, mit unserem Wesen, mit unserer Grundeinstellung. Wir geben eine Richtung vor, in die wir uns ihren Weg wünschen. Wir sind die Erwachsenen in dieser Beziehung. Manchmal vergessen wir, welche Macht das mit sich bringt – nicht, weil wir sie ausüben, sondern weil sie einfach da ist durch den Umstand, dass wir groß sind und unsere Kinder klein und auf uns angewiesen. Manchmal vergessen wir darüber auch, dass wir nicht unfehlbar sind, dass wir Fehler machen und dass man dann auch um Entschuldigung bitten sollte.

Ich stehe in einer Schlange an und trete der Frau hinter mir auf den Fuß. Ich bitte um Entschuldigung. Ich telefoniere mit meiner Freundin: „Es tut mir leid, dass ich Dir nicht zugehört habe“, sage ich. „Entschuldige, dass ich Dich nicht ernst genommen habe“, sage ich zu einem Freund, wenn er sich nicht von mir verstanden fühlt. Entschuldigung.

Entschuldigung ist ein großes Wort, wenn es aus dem Herzen kommt. Es bedeutet, dass wir es etwas falsch gemacht haben und es einsehen. Wir machen Dinge falsch, denn wir sind Menschen, nur Menschen. Und auch als Eltern sind wir nur Menschen. Auch als Eltern machen wir Dinge falsch. Wirt bringen mit diesem Wort zum Ausdruck, dass es uns leid tut und wir bitten einen anderen Menschen darum, anzunehmen, dass wir unseren Fehler eingesehen haben.

Es kratz nicht daran, dass unsere Kinder zu uns aufblicken, wenn wir um Entschuldigung bitten. Sie lieben oder respektieren uns nicht weniger für ein „Entschuldigung“ – wohl aber für das Vergessen eines solchen. Eine Entschuldigung sagt nicht: „Ich bin eine schlechte Mutter“ oder „Ich bin ein schlechter Vater“. Es sagt: „Ich habe mich hier falsch verhalten und es tut mir leid. Bitte verzeih mir.“

Wir leben unseren Kindern vor, was wir uns von ihnen wünschen. Dazu gehört auch die Reflexion des eigenen Handelns. Wie oft wünschen wir uns, dass sich die Kinder bei anderen entschuldigen. Doch eine Entschuldigung kann man nicht einfordern. Sie muss gefühlt und ehrlich sein. Dies lernen unsere Kinder dann, wenn wir es ihnen vorleben. Nicht nur bei der Frau in der Warteschlange hinter uns, der wir auf den Fuß getreten sind. Sondern vielmehr dadurch, dass wir ihnen, den kleinen Wesen an unserer Seite, diesen Respekt entgegen bringen.

Und wir dürfen auch nicht erwarten, dass unsere Kinder unsere Entschuldigung immer und sofort annehmen. Wir bitten darum und unsere Kinder dürfen entscheiden. Vielleicht brauchen sie eine Weile, vielleicht nehmen sie es auch nicht an, haben aber verstanden, dass es uns leid tut. Wir dürfen aus einer Entschuldigung keine erneute Erwartungshaltung ableiten an das Kind, es nicht schon wieder maßregeln dadurch, dass es nun doch bitte nicht mehr verletzt sein solle. Entschuldigen bedeutet, zu zeigen, dass wir einen Fehler gemacht haben und auch gesehen haben, dass er falsch war.

Eure

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5 Kommentare

  1. Ja! Genau so. Danke!
    Ich habe schon gehört „Ich muß mich bei meinen Kindern für gar nichts entschuldigen“ und mir läuft es bei einem solchen Satz kalt den Rücken hinunter – da steckt so viel „Machtgefälle“, die Kinder nicht ernst nehmen und auf sie herabschauen drin,finde ich.
    Wenn ich etwas falsch gemacht habe, entschuldige ich mich. Egal bei wem. Auch bei meiner Tochter. Sie macht das umgekehrt übrigens auch. 😉
    Liebe Grüße!

  2. Das Wort entschuldigen finde ich schlecht gewählt, denn man kann sich nicht selbst entschuldigen, man kann nur um Entschuldigung bitten oder sagen das es einem leid tut.
    Sonst stimme ich dir eindeutig zu, auch Eltern sollten sich ihre Fehler eingestehen und das auch den Kindern mitteilen.

  3. Ich finde es auch viel wichtiger, dass wir uns bei unseren Kindern entschuldigen, wenn etwas doof gelaufen ist als das wir von ihnen eine Entschuldigung einfordern – was ja auch gar nicht geht. Zumindest nicht, wenn sie von Herzen kommen soll.
    Unsere Kinder ahmen unser Verhalten nach. Sie lernen von uns als Vorbildern. Und wenn wir ihnen das Entschuldigen vorleben, dann lernen sie auch das von uns.

  4. Schön, dass du das ansprichst. Das ist ein wichtiges Thema für mich. Meine Eltern haben sich damals nie entschuldigt. Ich habe immer nur Sätze zu hören bekommen;“wir sind deine Eltern, wir haben Recht „. Ich hoffe, dass ich den Fehler nicht bei meinem Sohn begehe und mich aufrichtig für Fehlverhalten entschuldigen kann.

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