Monat: Oktober 2018

Nesttage – Deine Auszeit für Dich und Dein Kind

Manchmal gibt es Tage und Wochen, die sind sehr anstrengend. Manchmal gibt es auch Phasen, in denen wir Eltern einfach erschöpft sind. Es ist egal, ob nach der Geburt, im Wochenbett, irgendwann in der Babyzeit oder später. Es gibt Zeiten, in denen brauchen wir einfach ein wenig Ruhe und Erholung. Zeiten, in denen wir wieder zu uns kommen, in denen wir den Stress gehen lassen. Eine Kollegin nannte die Tage der Ruhe kürzlich “Nesttage” und ich könnte mir kein schöneres Wort dafür vorstellen.

Nesttage sind solche, an denen wir uns zurück ziehen mit unseren Kindern: Wenn es in der ersten Zeit mit dem Baby noch nicht rund läuft, wenn uns das Leben mit Kind überwältigt, sich das Stillen noch nicht eingespielt hat und vielleicht noch schwierig erscheint oder wir körperlich merken, dass wir an unsere Grenzen kommen. Auch nach dem Wochenbett kann es sein, dass unser Kind einen solchen Nesttag braucht, um sich im Trubel dieses neuen Lebens zurückziehen zu können und noch einmal die Ruhe und Geborgenheit um sich hat, die es aus dem Leben im Mutterleib kennt.

Auch dann, wenn das Kind längst der Babyzeit entwachsen ist, können Nesttage so gut tun. Wenn es gerade schwierig ist, weil das Kind einen neuen Meilenstein erklimmt, weil es gerade ganz besonders herausfordernd für uns zu sein scheint, tut ein Moment des Innehaltens und Aussteigens aus dem Alltag gut. Sehen wir uns einen Moment an, was unser Kind uns gerade sagt. Vielleicht ist es die Botschaft “Ich bin gerade total mit mir selbst beschäftigt, ich habe keine Möglichkeiten, noch zusätzlich auf die Bedürfnisse der anderen zu achten.” oder es drückt aus “Ich brauche ein wenig Ruhe, um mich auf mich zu konzentrieren.” oder “Ich muss jetzt einfach gehalten werden von Dir, weil alles so überwältigend ist.” Für all diese kindlichen Botschaften sind Tage des Rückzugs heilsam.

Nesttage sind Tage, an denen wir einmal alles absagen, in denen wir uns ganz auf das Miteinander einlassen können: keine Termine am Nachmittag, keine Verabredungen. Das Handy ist ruhig und die Botschaften der Menschen von außerhalb stehen heute ganz hinten an. Der Abwasch wird heute vergessen und die Wollmäuse unter dem Sofa können einen weiteren Tag herumkugeln. Vielleicht ist es ein “Handyfreier Sonntag” oder auch einfach ein anderer Wochentag. Ein Tag mit gemütlicher Kleidung, der wohlig nach Kindheit duftet. Ein Tag mit Eierkuchen oder Waffeln oder Kakao oder Tee oder einem gemütlichen Filmabend oder einem Vorlesetag in der Deckenhöhle mit Taschenlampe. Ein Tag, an dem andere das Essen ans Bett bringen, wenn man mit Baby darin liegen sollte. Einfach ein Tag der Ruhe und Besinnung auf sich als Familie im manchmal so trubeligen Alltag.

Wann machst Du Deinen nächsten Nesttag?
Eure

Liebevolle und verantwortungsvolle Beikosteinführung und -begleitung – So geht es!

Mittlerweile kennen sehr viele Menschen die Stillempfehlungen der WHO*, dass empfohlen wird, Babys nach der Geburt sechs Monate (180 Tage) lang ausschließlich zu stillen, d.h. ohne weitere Speisen und Getränke außer Muttermilch zu ernähren. Die Empfehlungen der WHO gehen aber noch weiter und beziehen sich nicht nur darauf, dass ein Weiterstillen nach Bedarf bis zum Alter von 2 Jahren und darüber hinaus solange Mutter und Kind dies wollen, empfohlen wird, sondern beziehen sich auch ganz konkret auf die Gestaltung von Esssituationen und Beikost – und diese Empfehlungen sind natürlich unabhängig von Muttermilchernährung oder nicht.

Liebevoll und bedarfsgerecht Beikost einführen

Bei der Einführung von Beikost und am Familientisch kommt es nicht nur darauf an, was das Kind als Nahrung erhält, sondern besonders auch auf die Rahmenbedingungen: wie, wann, wo und von wem wird das Kind auf welche Weise gefüttert bzw. beim Essen begleitet? Essen ist mehr als “nur” Nahrungsaufnahme – genau darauf geht die WHO auch ein.

Kinder sollten direkt von den erwachsenen Personen gefüttert werden, in einem direkten Kontakt bzw. beim selbständigen Essen unterstützt werden, wobei die Anzeichen von Hunger und Sättigung beachtet werden sollen: Ist das Kind satt, ist es satt. Möchte es mehr essen, bekommt es mehr. Kinder verfügen bereits über ein Sättigungsgefühl und es ist gut, wenn sie aus gesunden Nahrungsmitteln selbst entscheiden können. So wie Stillen nach Bedarf angeboten wird, wird auch andere Nahrung nach Bedarf angeboten.

Wichtig ist auch: Wenn Kinder gefüttert werden, sollte das langsam und geduldig erfolgen. Kinder müssen nicht zum Essen ausgetrickst werden und sollten nicht gezwungen werden. Sie erkunden mit allen Sinnen die Nahrungsmittel und manchmal braucht das auch einfach Zeit: Hier wird im Mund befühlt, geschmeckt und es wird berochen. Als Eltern sollten wir die Geduld mitbringen, diese Neugierde des Kindes nicht nur zu tolerieren, sondern wertzuschätzen. Wenn das Kind nicht mehr essen möchte, möchte es nicht mehr essen. Weder übergriffige Körperhaltungen, um das Kind zu zwingen (Arm des Kindes hinter den eigenen Rücken legen und anderen Arm festhalten) noch andere Zwangsmaßnahmen sind angebracht.

Es kommt immer mal wieder vor, dass Kinder Phasen haben, in denen sie mehrere oder einige Nahrungsmittel ablehnen oder gerade weniger essen. Es ist gut und wichtig, Kindern die mögliche Vielfalt vorzustellen und auch die Nahrungsmittel, die zunächst abgelehnt werden, immer mal wieder anzubieten. Manchmal macht auch die Kombination verschiedener Nahrungsmittel einen Unterschied oder die Konsistenz der Speise: Kartoffeln können gekocht, als Brei, als Sticks gebacken, als Suppe, als Brei mit Karotten… angeboten werden. Auch der Einsatz von Kräutern kann manchmal an der Akzeptanz etwas ändern. Vielleicht macht es dem Kind auch wirklich eine Freude, wenn das Brot einmal in Herzchenform angeboten wird.

Die Essenszeit ist eine besondere Zeit des Miteinanders, auch ein sozialer Moment. Gerade dann, wenn Kinder eine Phase haben, in der so viele andere Dinge spannender sind als das Essen, empfiehlt es sich, entspannte und ruhige Esssituationen ohne Ablenkung zu gestalten. – Dies bedeutet nicht nur, dass das Kind nicht durch Spielzeug auf dem Tisch abgelenkt werden könnte, sondern auch dass wir Erwachsenen nicht abgelenkt sind durch Zeitungen, Handy oder anderes.

Esssituationen und Füttersituationen sind Situationen des Lernens und des liebevollen Miteinanders. Es sind soziale Situationen, in denen wir miteinander sprechen und Augenkontakt herstellen.

All diese Punkte sollten wir Berücksichtigen, wenn wir Esssituationen mit Kindern gestalten. Aber vor allem ist auch Entspannung wichtig: Kinder kommen mit ihrem eigenen Tempo zu uns und sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten reif für die Beikost. Wichtig ist, das eigene Kind in seinen Bedürfnissen wahr zu nehmen, es zu begleiten und den gemeinsamen Weg gut zusammen zu gehen auf Basis von Vertrauen.

Wenn sich tatsächliche Probleme ergeben im Füttern oder in der Beikosteinführung, wenn Kinder Essen lange Zeit strikt ablehnen oder gar abnehmen, sollten Eltern frühzeitig weitere Beratung einholen, um früh einen anderen Weg einschlagen zu können. Hebammen, Stillberaterinnen oder -begleiterinnen und Familienbegleiter*innen können in solchen Situationen erste Ansprechpartner*innen sein.

Eure

 

* http://www.who.int/nutrition/publications/guiding_principles_compfeeding_breastfed.pdf

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Stillberaterin, Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie “Geborgen Wachsen” ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Elternblogs über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Ideen für kleine Weltraum-Entdecker

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Das Thema “Weltraum” ist bei uns seit einigen Monaten ganz bedeutsam. Nicht nur wurde mittlerweile ein Teil des Kinderzimmers schwarz gestrichen und mit Planeten versehen, der Weltraum beherrscht nun auch unser Bücherregal und die meisten Freispielzeiten. Wie es mit Kindern so ist, lerne ich beständig dazu: Wie lange es dauert, bis ein Sonnenstrahl um die Erde geflogen ist, wie lang eine Lichtsekunde ist und warum der Pluto nun doch kein Planet mehr ist.

Das themenzentrierte Bücherregal

Kinderbücher sind besondere Schätze und wir haben tatsächlich eine Vielzahl unterschiedlichster Bücher zu verschiedenen Themen wie den Jahreszeiten, Tod, Freundschaft, Geschwisterkinder (bekommen), Naturerlebnisse und eben auch eine ganze Reihe an Weltraumbüchern mittlerweile. Damit diese Menge aber nicht zu unübersichtlich und letztlich unbenutzbar wird, reduzieren wir die Bücher immer wieder, indem einzelne phasenweise weggelegt werden, die gerade nicht interessant sind. So ergeben sich immer wieder themenzentrierte Bücherregale wie unser aktuelles Weltraumregal.

In unserem Weltraumregal tummelt sich mittlerweile eine bunte Mischung an unterschiedlichen Büchern, die von uns Eltern gekauft, von den Kindern erworben oder von anderen geschenkt wurden. Das erste Buch, das Einzug gehalten hat, war “Wir entdecken den Weltraum“* aus der Wieso? Weshalb? Warum? Serie von Ravensburger: Ein Pappbuch mit vielen Klappen zum Entdecken und vielen spannenden kleinen Details über das Weltall, die Funktionsweise von Raketen und das Leben im Weltraum in einer Raumstation für Kinder ab 4 Jahre. Etwas anspruchsvoller für Kinder ab 7 Jahre ist “Professor Astrokatz Universum ohne Grenzen“*, in dem von Maus und Katze im Großformat schon komplexere Inhalte erklärt werden wie das Erdmagnetfeld, die einzelnen Planeten mit ihren Besonderheiten benannt werden und Sternenbilder gezeigt werden. Ein Buch, das wirklich schon in die Tiefe geht und viele Gesprächsanlässe bietet. Ein wenig zwischen diesen beiden Büchern befindet sich der “Kinder-Weltraumatlas mit Pop-up-Planeten“*. Hier ist wieder ein interaktiver Lesespaß zu finden, wenn sich das Sonnensystem auf der ersten Seite ausklappt und zu den einzelnen Themen noch extra Informationskarten aus den Seiten gezogen werden können, die alle Fakten enthalten, beispielsweise dass die Sonne einen Durchmesser von 1,4 Millionen Kilometern hat und eine Oberflächentemperatur von 6000°C. – Das Buch für Kinder ab 6 Jahren, die es genau wissen wollen. “Das Planetarium“* von Prestel für Kinder ab 8 Jahren bringt noch einmal viele besondere Details und Hintergrundwissen in Verbindung mit wirklich schönen, ästhetischen Bildern: Interessierte Kinder erfahren alles über das Sonnensystem, die Milchstraße, den Nachthimmel mit seinen Sternenbildern und auch über den Urknall das vermeintliche Ende des Universums. In der Komplexität der Sachverhalte auf jeden Fall ein Grundschulbuch, das aber auch Erwachsene auf eine spannende Reise mitnimmt und viele interessante Fakten präsentiert. Lesenswert und empfohlen ab 10 Jahre ist Lucy und Stephen Hawkings Buch “Der geheime Schlüssel zum Universum“*, eine Geschichte, die durch das Universum mit seinen Wundern führt. In die Geschichte sind viele spannende Fakten zum Universum eingebunden und das Vorlesen macht Freude.

Für den kreativen Umgang mit dem Weltraum gibt es “Mein Wisch-und-weg-Buch im Weltraum“* für Kinder ab 4 Jahren, in dem mit abwischbarem Stift kleine Aufgaben gelöst werden können. Hier ist das immer eine beliebte Beschäftigung auf längeren Reisen. Auch schön sind die “400 reusable stickers Space”, die Astronauten, Planeten, Raketen und Sonden enthalten.

Wer einen Kindergeburtstag oder eine Weltraumparty plant, kann Cupcakes und Kuchen mit  dem Dekoset Weltraum von Meri Meri* verzaubern: Astronaut, Sternschnuppe, Rakete und Planet verwandeln einfaches Gebäck in besondere Weltraumhäppchen. Die Dekoration ist viel zu schön zum Wegwerfen nach dem Essen und ziert bei uns im Anschluss die Wand, neben dem “Sternkarte” Poster von Gretas Schwester und erweitert das Weltraumspiel.

Habt Ihr noch mehr Weltraum-Anregungen für Kinder? Dann teilt sie gerne in den Kommentaren.
Eure

 

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#herzensschule – Wie eine Elternschule sein sollte

Wenn wir Eltern werden, ist es oft nicht einfach am Anfang: Uns fehlen Vorbilder, Hilfen, Unterstützung. Da liegt der kleine Mensch in unseren Armen und ist erst einmal einfach ein Mensch, der kennengelernt werden möchte. Ein Mensch, der ein eigenes Temperament in dieses Leben, in diese Beziehung einbringt. Ein Mensch mit Bedürfnissen, für deren Erfüllung vor allem wir in den nächsten Jahren zuständig sind – und das neben unseren eigenen und dem Umstand, dass wir am Anfang noch gar nicht richtig wissen, wie uns was und warum.

Das Kind verstehen ist manchmal schwer

Was Eltern wirklich oft brauchen, ist tatsächlich eine Art Elternschule: Zu lernen, wie Babys ihre Signale äußern und wie richtig darauf eingegangen wird – und was sie schon selber können. Zu lernen, welche Bedürfnisse Babys und Kinder wirklich haben und was Bedürfnisse und was Wünsche sind und wie wir sie unterscheiden. Zu lernen, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind und wir sie anders behandeln sollten, dass sie anders denken und deswegen für sie logisch und folgerichtig handeln. Zu lernen, wie wir mit Wut oder Verzweiflung oder Angst umgehen können und dass wir bei Kindern auf jeden Fall einen anderen Umgang damit brauchen als wir ihn vielleicht von Erwachsenen gewohnt sind. All dieses Wissen, all diese Einsicht, all das Verständnis dafür ist uns über die Jahre und Jahrzehnte abhanden gekommen. Wenn Eltern heute nicht mehr über ein “gutes Bauchgefühl” verfügen, dann liegt das zu einem ganz großen Teil daran, dass uns das “Bauchgefühl” auch ein wenig aberzogen wurde. Wir haben verlernt, wie kindliche Entwicklung natürlicherweise ist und dass wir ganz viel Vertrauen mitbringen müssen in diese Beziehung und Leichtigkeit. Wir haben verlernt, dass es ganz normal ist, wenn Kinder das Tempo vorgeben und sie alle auch ein wenig anders sind in ihrem persönlichen Tempo und wir haben verlernt zu wissen, dass es normal ist, dass sie nicht durchschlafen, dass sie selbstgesteuert essen wollen (und können) und dass sie lieber in unserer sicheren Nähe schlafen als in einem von uns als sicher empfundenen Gitterbett.

Es fehlt Unterstützung

Was Eltern heute auch brauchen, sind auch helfende Hände und Unterstützung und Anerkennung. Stress führt zu negativem Erziehungsverhalten und wenn wir durch unsere Rahmenbedingungen angespannt und gestresst sind, bringen die Kinder manchmal das Fass zum Überlaufen mit einem kleinen Tropfen. – Aber eigentlich sind nicht sie das Problem, auch wenn wir das manchmal denken. Kinder sind Kinder. Stress haben wir auch dann, wenn andere uns negativ beäugen: Wenn wir eigentlich liebevoll und einfühlsam sein wollen, uns aber die Augen der Öffentlichkeit unter Druck setzen und wir denken, wir müssten doch den anderen erwachsenen Menschen einen Gefallen machen, indem wir einen Wutanfall unterbinden oder das Kind ermahnen, sich nicht wie ein Kind zu benehmen. Unterstützung bedeutet auch, dass wir alle als Gesellschaft unser Bild von Kindern und Eltern verändern müssen: Wir sollten von Eltern nicht ein harsches Einschreiten in der Öffentlichkeit erwarten, nicht genervt die Augen verdrehen in Anbetracht einer Zugfahrt mit Kindern. Kinder sind Kinder und Bestandteil unserer Gesellschaft. Eltern tun ihr Bestes, um Kinder zu begleiten und wir Menschen drum herum können Eltern darin unterstützen, feinfühlig auf Bedürfnisse einzugehen, wenn wir sie nicht stressen und unter gesellschaftlichen Druck setzen.

Manchmal braucht es Unterstützung und Beratung

Manchmal ist es so, dass sich Probleme festsetzen, dass sie sich ausdehnen. Dass aus einer Kleinigkeit langfristig ein großes Problem wird – oder auch ein großes Problem besteht, das sich auf die Familie auswirkt. Manchmal bringen wir auch aus der Vergangenheit Probleme mit, die sich auf einmal öffnen. Manchmal entstehen Probleme, aus denen Familien nicht mehr von allein heraus kommen. Gerade dann brauchen sie Unterstützung und Hilfe, um wieder zu einem gesunden Gesamtsystem zu kommen. Sie brauchen Menschen, die ihnen die Augen öffnen für die Bedürfnisse und die gemeinsam mit ihnen ansehen, wo genau gerade jetzt etwas in Schieflage ist. Eine Familie ist ein System, auf das sich so viele Faktoren auswirken und Probleme müssen sehr oft aus ganz vielen Blickwindeln betrachtet werden, um eine Lösung zu finden. Familiensysteme sind keine Computer, bei denen schnell eine Festplatte ausgetauscht werden kann. Es gibt meist nicht das eine Rad, an dem gedreht werden kann, damit sich alles verändert. Viele Aspekte greifen in einer Familie zusammen und auf dem Weg zu einer Änderung sollten die kleinen Zahnrädchen alle bedacht werden. So geht Änderung. Häufig nicht von heute auf morgen, sondern langfristig. Häufig ist es dann, wenn wirklich etwas geändert werden muss, ein langer Weg, der nicht selten auch in die eigene Vergangenheit führt der Eltern. Aber all diese Wege sind es wert, wenn sie nachhaltig und langfristig gegangen werden. Wenn sie behutsam gegangen werden und begleitet werden. Schritt für Schritt. Hierfür braucht es Menschen, die Eltern einfühlsam und langfristig begleiten können. Und es braucht Auffangsysteme, die Eltern ermöglichen, eine solch lange Unterstützung niedrigschwellig in Anspruch nehmen zu können. Es braucht Familien und Berater*innen, die über Bindung und Bedürfnisse informiert sind und geschult sind, Familien individuell und bedarfsgerecht zu begleiten.

Eine Elternschule kann es auf vielen Ebenen gut geben: Wir können Vorbilder sein für diejenigen, die Eltern werden. Wir können andere Familien unterstützen, damit sie gut und entspannt ihr Familienleben leben können – durch Akzeptanz, Respekt und Anerkennung von anderen Wegen. Wir können konkret Hilfe anbieten oder Hilfe vermitteln. Wir können Informationen anbieten, damit Menschen ihre Meinung ändern und alte Erziehungsmethoden hinter sich lassen. Gerade auch in der Großelterngeneration ist dies wichtig. Und wir können als Gesellschaft Schutz- und Hilfesysteme etablieren, die im Notfall auffangen. Welcher Weg auch immer benötigt oder gegangen wird: all diese Wege führen über Empathie und Mitgefühl. Das ist es, was Eltern brauchen, um zu lernen. So, wie Kinder auch.

Eure

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Hausmittel für Kinder: Wickel, Auflagen und Kompressen

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Der Herbst ist da und damit die ersten Schniefnasen, ein kleiner Husten hier oder auch manchmal leicht erhöhte Temperatur. Zeit, um einerseits die Hausapotheke aufzufrischen mit Medikamenten für den Notfall, aber auch um die kleinen Alltagshelfer bereit zu legen, die bei kleineren Erkrankungen oder zur Überbrückung gut genutzt werden können. Wickel können für junge und ältere Menschen bei einigen Erkrankungen eine Linderung verschaffen und sind gerade auch bei Kindern ein schönes Ritual.

Wickel, Kompresse oder Auflage?

Fast jeder kennt den Klassiker unter den Wickeln: Wadenwickel bei Fieber. Aber auch bei Husten und anderen Beschwerden können Wickel angewendet werden. Nahezu jeder Körperbereich kann damit versorgt werden: Unterschieden wird zwischen den klassischen Wickeln, bei denen ein Körperteil vollständig umwickelt wird (Z.B. Brustwickel), den Auflagen, die nur aufliegen, nicht aber alles umfassen und Kompressen, die auf kleinen Körperstellen liegen, wie z.B. Ohrkompressen. Grob unterscheidet man auch warme und kalte Wickel:  Kalte Wickel werden insbesondere bei Fieber und Entzündungen eingesetzt, aber auch bei Verstauchungen/Prellungen oder Insektenstichen. Warme Wickel hingegen fördern die Durchblutung und entspannen, beispielsweise bei Bauchschmerzen. 

Anwendungsregeln für Wickel

  1. Zunächst muss der Raum angenehm warm sein, so dass das Baby oder Kind entkleidet werden kann ohne dass es sofort auskühlt oder wegen der Kälte weint oder sich verkrampft. Gut ist es, in einem warmen Raum zu wickeln und das Kind dann in einen anderen Raum zu bringen, in dem zuvor gelüftet wurde. Die entspannende Wirkung eines Wickels vertieft die Atmung.
  2. Zeit nehmen: kein Handy, keine Ablenkungen.
  3. Bevor gewickelt wird, sollten alle „Wickelzutaten“ in Reichweite gelegt werden, damit der Wickel schnell angelegt werden kann und Eltern nicht in die Versuchung kommen, das Kind kurz allein auf dem Wickeltisch liegen zu lassen, um etwas zu holen (Achtung: Sturzgefahr, Kinder niemals allein auf dem Wickeltisch liegen lassen – auch nicht, wenn sie krank und schläfrig sind!).
  4. Mit dem Kind reden: Sprachlich begleiten, was gemacht wird. Das ist auch schon für die ganz kleinen Kinder schön und hilfreich.
  5. Nachfragen: Ist es gut so? Wenn sich das Kind unwohl fühlt, muss der Wickel wieder entfernt werden.

Wie sieht ein Wickel aus?

Dank Wickelsets ist das Anlegen eines Wickels nicht besonders schwer. Die Tücher sollten mehrmals vorgewaschen werden, damit sie angenehm weich sind. Der eigentliche Wickel besteht meistens aus 3 Tüchern:

Das Innentuch kommt direkt auf die Haut und sollte so groß sein, dass es den zu behandelnden Bereich bedeckt. Es kann aus Baumwolle, Leinen oder Seide bestehen. Leinen ist besonders gut für kalte Wickel, da es Körperwärme gut ableitet. Hat man kein extra Wickelset, kann man auch ein Geschirrtuch oder eine Mullwindel als Innentuch verwenden. Das Innentuch ist der Träger des Mittels, das zur Anwendung gebracht wird. Es wird in Wasser oder Tee getränkt oder bei einem Quarkwickel mit Quark bestrichen. Dann wird es straff und faltenfrei (damit der Wirkstoff gut einziehen kann und es bequem ist) auf die entsprechende Körperstelle aufgelegt.

Über das Innentuch, das auf der Haut aufliegt, kommt das Zwischentuch. Das Zwischentuch ist insbesondere dafür da, das Außentuch vor dem Durchweichen zu schützen. Es sollte größer sein als das Innentuch, um alles gut abzudecken. Es kann aus Baumwolle sein. Für wärmende Wickel am Hals oder auf der Brust eignet sich besonders Heilwolle, die den wärmenden Effekt verstärkt.

Die letzte Schicht nach außen bildet das  Außentuch, das die Temperatur des Wickels für einige Zeit halten und vor Durchweichen schützen soll. 

Wie Wickel wirken

Wickel können wärmen oder kühlen – je nach Material, dem verwendeten Hausmittel (Quark, Zitronenwasser, Öl, Bienenwachs,…), der Feuchtigkeit des Tuches und der Dauer der Anwendung.

Wird etwas Kaltes auf die Haut aufgelegt, ziehen sich zunächst die Blutgefäße zusammen, um einem Wärmeverlust vorzubeugen. Die Stelle kühlt leicht ab. Doch nicht nur auf der betreffenden Stelle wirkt der Kältereiz:  Er aktiviert auch das vegetative Nervensystem, so dass sich die Blutgefäße verengen, der Blutdruck gesteigert und die Atmung vertieft wird. Auch der Stoffwechsel wird angeregt, weshalb es beim Wechseln von kalten Wickeln gut ist, sie auszuspülen vor erneutem Anlegen: der Körper entgiftet, weil sich die Poren durch den nassen Wickel weiten und die Abbauprodukte so gut über die Haut ausgeschieden werden können. Bleibt der Wickel dann aber länger auf der Haut und das Tuch trocknet, wird der einstmals kühlende Wickel warm durch die Körperwärme. Diese Wärme wird beispielsweise bei Halswickeln genutzt.

Warme Wickel entspannen und lösen Krämpfe. Sie werden feucht und warm (aber nicht heiß) aufgelegt und regen die Durchblutung an, wodurch mehr Sauerstoff und Nährstoffe an den Ort der Auflage gelangen.

Natürlich können Wickel aber auch einfach durch ätherische Öle wirken und müssen nicht über die Temperatur Einfluss nehmen, wie beispielsweise bei beruhigenden Auflagen mit Lavendelöl oder bei Zwiebelkompressen für die Ohren.

Anwendungsbeispiele

Wickel gibt es viele verschiedene und sie werden oft zusammen mit klassischen Hausmitteln eingesetzt: Kartoffelwickel sind beispielsweise eine häufige Anwendung bei Halsschmerzen ohne Fieber am Abend. Eine warme, zerdrückte Kartoffel wird dann in ein Tuch eingeschlagen und mit Halswickelset oder Schal einwirken lassen. Bei Fieber und Halsschmerzen wird eher ein Quarkwickel gemacht. Bei Husten kann auch ein Bienenwachswickel Linderung verschaffen, entweder fertig gekauft oder nach dieser Anleitung hergestellt. Der Wadenwickel kann bei Kindern ab etwa 2 Jahren dann angewendet werden, wenn das Fieber nicht mehr steigt, das Kind am ganzen Körper warm ist und schwitzt. Er hilft dann beim Senken des Fiebers. Dabei muss aber darauf geachtet werden, dass die sich vom Körper erwärmenden Tücher regelmäßig ausgewechselt werden, um die kühlende Wirkung zu erzielen. Etwa 3-4 Durchläufe mit kühlenden Tüchern werden insgesamt gemacht. “Kühlend” bedeutet nicht, dass kaltes Wasser verwendet wird: für die fiebersenkenden Wadenwickel wird lauwarmes Wasser benutzt.

Verschiedene Wickel für Kinder

1 Wadenwickel für Kinder von Petit & Grands
2 Ohrkompressen von Wickel & Co.*
3 selbstgemachter Bienenwachswickel, auch fertig zu kaufen von Wickel & Co.*
4 Brustwickel von Wickel & Co.*
5 Halswickel von Wickel & Co.*

Wann zum Arzt?

Hausmittel können eine gute und oft auch schnelle Hilfe sein, um bei leichten Erkrankungen Linderung zu verschaffen. Wichtig ist, die Kinderärztin/den Kinderarzt hinzu zu ziehen, wenn Verdacht auf eine Kinderkrankheit besteht, Symptome nicht eindeutig eingeordnet werden können, Eltern unsicher sind, ein Fieber andauert oder Beschwerden nicht innerhalb von drei Tagen besser werden. Auch bei schneller Verschlechterung des Wohlbefindens muss ggf. schnell Arzt/Ärztin hinzugezogen werden, daher ist es wichtig, kranke Kinder gut im Auge zu behalten. Wer ätherische Öle verwenden möchte, sollte sich an fachkundiger Stelle über deren richtige Anwendung informieren. Gerade bei Kindern gibt es hier Einschränkungen. Auch bei Ohrenschmerzen sollte ein Besuch der Ärztin/des Arztes erfolgen. Ohrenschmerzen (aber auch andere Schmerzen) können für Kinder sehr schlimm sein und es ist wichtig, sie nicht den Schmerzen zu überlassen, sondern eine geeignete Schmerzbehandlung zu ermöglichen. Hausmittel sind toll, aber manchmal ist mehr als Wickel, Tee und Kompressen notwendig. Außerhalb der Öffnungszeiten der eigenen Kinderärztin kann auch der Kinderärztliche Bereitschaftsdienst in Anspruch genommen werden bzw. Notdienstpraxen. Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen muss natürlich umgehend der Rettungsdienst der Feuerwehr gerufen werden.

Eure

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Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Heilpraktikerin, Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie “Geborgen Wachsen” ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Elternblogs über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Friede-Freude-Mutter-Kuchen: Die Brüste machen keine gute Mutter

In dieser Woche gab es viele tolle Artikel rund um die Weltstillwoche. Ein besonders schöner ist auch dieser von Lisa, die als Hebamme selbst einen schwierigen Stillstart hatte und auf ihrem Blog hier schreibt: “„Stillen ist wichtig für Mutter und Kind, aber nicht um jeden Preis.“ Wie hoch der Preis sein darf, sollte jede Frau allein für sich bestimmen.”

Ein Naturkind begleiten – So wirst Du Naturmentor*in für Dein Kind

„Buphthanum sanif… wie heißt das nochmal?“, frage ich zum zehnten Mal. „Buph-thal-mum salici-folium“, antwortet mein Papa und spricht die Silben überdeutlich aus. Immer wieder wiederhole ich das schwerste Wort der Welt. Ja nicht vergessen, fest verwurzeln soll es sich in meinem Kopf. Und am Ende der Wanderung klappt es: „Mama, wir haben Buphthalmum salicifolium, das Ochsenauge gefunden!“, rufe ich begeistert. Und damit war ich verzaubert von der Magie botanischer Pflanzennamen.

Gesucht: Mentoren mit Liebe statt Wissen

Mein Vater war der erste Mentor auf meinem Weg zum Naturkind. Danach folgten weitere. Jetzt ist mein Mann mein Mentor, denn Naturmentoren braucht man auch als Erwachsene immer wieder. Sie alle demonstrierten ihre Wertschätzung für die Natur nicht nur in Worten, sondern in ihrem Auftreten der Natur gegenüber.

Mein Vater zum Beispiel hielt immer wieder inne. Er machte uns auf den besonders schönen Gesang einer Nachtigall, auf die versteckten Honigblätter der Hahnenfüße oder auf die Hüpffähigkeiten eines Schnellkäfers aufmerksam. Und das mit völliger Verzückung und Staunen. Er staunte über die Wunder der Natur. Durch diese Fähigkeit – und nicht etwa durch seine Artenkenntnis – Nein, durch die Gabe, die Natur zu bestaunen, war er ein wunderbarer Mentor.

Kinder lernen durch Begeisterung. Laufen die Bezugspersonen mit dem Handy vor der Nase durch den Wald und fühlen sich fehl am Platz, wird das Kind die Wunder des Waldes kaum wahrnehmen. Wer Kindern die Liebe zur Natur mit auf ihren Lebensweg geben möchte, muss selbst anfangen, sich mit der Natur verbunden zu fühlen.

Die Verbundenheit mit der Natur liegt in unseren Genen. Bis die Menschen in Mittel- und Nordeuropa vor 4.000 bis 5.000 Jahren sesshaft wurden, lebten wir Menschen in und mit der Natur. Vieles davon haben wir vergessen. Die Natur ist nicht mehr ein selbstverständlicher Teil unseres Alltag. Die Naturverbundenheit in uns schlummert und wir müssen sie wecken, um zu guten Mentoren für unsere Naturkinder zu werden.

Zielloses Herumstrolchen als Weg zur Natur

Um Kinder draußen spielen zu lassen, müssen wir Erwachsenen lernen, uns in der Natur wohlzufühlen. Wir müssen wissen, was dort draußen lebt, um angstfrei loslassen zu können. Wir müssen uns das Unbekannte bekannt machen. Das kleine Wäldchen am Stadtrand kennenlernen. Im Park die „unordentlichen“, wilden Ecken erkunden. Rausgehen, jeden Tag. Das Minimalziel sollte drei bis fünfmal die Woche sein. Es braucht ein ganzheitliches und immer wiederkehrendes Erleben, um die Natur kennen zu lernen. Es braucht mehr, als einmal wöchentlich in den Park zu gehen, um eine wahre Verbundenheit mit der Natur zu schaffen.

Die Grundwerkzeuge zum Naturmentor

Und was machen wir als Mentoren draußen? Naturspiele? Bestimmungsliteratur wälzen? Nein, ganz im Gegenteil! Wir strolchen herum. Ziellos und zeitlos. Weichen vom Weg ab, wenn wir es wollen und können (außer wir sind in einem Naturschutzgebiet). Wir bewegen uns langsam, schärfen unsere Sinne. Wir lauschen Vogelstimmen (wie viele verschiedene sind es?) und lassen uns von mysteriösen Fährten, von sternförmig gewachsenen Moosen und runzlig geformten Baumrinden ablenken. Wir sind das, wonach wir im Alltagstrubel streben und häufig doch versagen: Achtsam. Das Kind ist natürlich an unserer Seite, entdeckt mit uns und wird uns höchstwahrscheinlich auf viel mehr aufmerksam machen, als wir für uns selbst wahrgenommen hätten. Es wird Fragen stellen. Und wir werden versuchen, keine Antworten zu liefern.

Keine Antworten? Richtig, selbst wenn wir die Antwort kennen. Denn eine Frage mit einer Antwort zu beantworten, erstickt das Interesse des Kindes oftmals im Keim. Obwohl es für uns vielleicht nicht eingängig ist, versuchen Kinder mit einer Frage mehr unser Interesse für einen Austausch zu wecken, als eine Antwort zu erhalten. Sie hoffen, dass ihre Aufmerksamkeit zu unserer Aufmerksamkeit wird. Indem wir die Frage offen lassen und mit einer weiterführenden Frage an sie zurückreichen, lassen wir sie an der Lösung des Mysteriums teilhaben.

Die Fährte zu den Antworten aufnehmen

Nehmen wir zum Beispiel eine Fährte, die gefunden wurde. Das Kind möchte wissen, von welchem Tier die Pfotenabdrücke im Waldboden stammen. Es sind Hasenspuren. Die zwei Hinterpfoten haben hintereinander zwei Abdrücke in den Boden gedrückt. Die zwei Vorderpfoten sind etwas weiter nach vorne versetzt und zeigen zwei Abdrücke nebeneinander. Anstatt zu sagen: „Das war ein Hase“, wird das Kind vom Mentor mit einfachen Fragen zur Antwort geleitet: „Sind alle Pfotenabdrücke gleich?“ oder „Die Vorder- und die Hinterpfoten sehen verschieden aus. Kannst du das nachmachen?“.

Das Kind wird aufgefordert, die Spur nicht nur genau zu betrachten, sondern zu erleben: „Wie müsste sich das Tier bewegen, damit das Muster bleibt?“. Gehen oder Schleichen wird nicht funktionieren, das Kind wird hüpfen und schnell auf die Antwort kommen, dass das ein Hase war. Es hätte die von uns gegebene Antwort vielleicht schnell wieder vergessen. Mit den Gegenfragen wurde aus einer einfach Frage ein Naturerlebnis. Als Bonus gibt es einen Selbstvertrauens-Booster, weil die Antwort selbst herausgefunden wurde.

Mit einem kleinen Ritual wird der Besuch in der Natur abgerundet. Von den Streifzügen können kleine Naturfunde mitgenommen werden, die Zuhause in eine Schachtel gelegt werden oder auf einem kleinen Tischchen dekoriert werden. Beim Abendessen wird zusammen überlegt, was erlebt wurde: „Was ist heute draußen passiert?“, oder „Was war das tollste, was du gefunden hast?“, animiert die Kinder zum Antworten. Die Erlebnisse des Tages können in ein kleines Büchlein gemalt werden oder die schönsten und aufregendsten Erfahrungen mit einem kleinen Satz beschrieben werden. Das Büchlein wird nach und nach mit wertvollen Erlebnissen gefüllt und ist so auch später eine wunderbare Erinnerung an die Zeit als Naturkind.

Rausgehen, Fragen stellen und Geschichten aufnehmen

 


Die wichtigsten Handwerkszeuge für Mentoren sind:

– Täglich Zeit draußen verbringen
– Zeitlos und Ziellos herumwandern und sich von den Wundern der Natur leiten lassen
– Fragen stellen, statt Antworten geben
– Das Erlebte am Ende des Tages festhalten

Das Codewort zum Naturmentor lautet nicht Buphtalmum salicifolium. Es ist ein Rezept: Geht mit Kindern in die Natur, lasst sie die Magie des Morgentau auf Spinnweben entdecken und das Mysterium von Tierspuren auf den Grund gehen. Gebt einen großen Löffel Liebe für unsere Natur dazu und einen der Verbundenheit dazu. Seid für die Kinder da, wenn sie nach Hause kommen. Stellt gute Fragen und dokumentiert ihre Antworten.

Mit diesem einfachen Rezept werdet ihr zu wunderbaren Naturmentoren.
Eure

Veronika hat Biologie, Naturschutz und Landschaftsplanung studiert und ist Mutter einer Tochter. In ihrer Kolumne „Naturorientiertes Aufwachsen“ berichtet sie von Wegen, auf denen Kindern die Liebe und der Respekt zur Natur als Samenkorn mitgegeben werden können.  Mehr über Veronikas Arbeit und ihre aktuellen Texte zu grünen Themen findet ihr auf ihrer Homepage, Instagram oder Twitter.