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Wenn geborgene Kinder größer werden

Manchmal erreicht mich die Frage, ob es denn dann alles ganz einfach wäre mit den großen, geborgenen Kindern und wann die „anstrengende“ Zeit mit Kindern aufhören würde. Denn wenn wir ihnen einen guten Start gegebene haben, dann haben sie ja ein sicheres Fundament für die Zukunft und sind selbstsichere, starke Persönlichkeiten, die folglich mit den Unwägbarkeiten des Lebens gut umgehen können – so die Theorie.

Das stimmt auch, aber dennoch treffen sie eben auf die Unwägbarkeiten des Lebens und müssen mit ihnen umgehen, begleitet durch uns, solange sie uns dafür brauchen. Und an manchen Stellen ist es für Kinder, die eben in einer neuen Erziehungsgeneration aufwachsen, auch nicht so einfach, wenn sie mit anderen Erziehungsmodellen konfrontiert werden. Das bedeutet nicht, dass es nicht richtig wäre, sie so wachsen zu lassen, wie wir sie heute wachsen lassen. Es bedeutet aber, dass es eben auch weiterhin Begleitung und Verständnis braucht.

Wenn demokratische Kinder größer werden

Wie ist es, wenn Kinder größer werden, die es von Anfang an gewohnt sind, an Entscheidungen Teil zu haben, die ihre eigene Meinung einbringen dürfen und über ihren Körper selbst entscheiden können? Sie werden den Diskurs auch weiterhin mit uns austragen. Sie sagen: „Nein, ich möchte nicht, weil…“ oder „Nein, das ist nicht richtig, weil…“ oder sie bringen auf einmal ihre ganz eigenen Vorstellungen über Recht und Unrecht mit ein und entschließen sich, bestimmte Dinge zu boykottieren. Vielleicht bäumen sie sich auf und protestieren für oder gegen etwas und setzen sich für sich und ihre Rechte ein. Und so manches Mal gehen sie vielleicht einen ganz anderen Weg, als wir es wünschen und werfen unsere Werte über Bord. Sie haben gelernt, dass sie eine Stimme haben und wenden diese an. Sie diskutieren und überlegen und machen sich ein eigenes Bild von der Welt.

Wir sind so schnell verleitet dazu, anzunehmen, dass durch ein bedürfnisorientiertes Familienleben die Kinder verständnisvoll und entspannt wären und es einen Zeitpunkt geben könnte, an dem sie eben ganz eingefügt sind in das Familienbild, das wir zu vermitteln versuchen. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass in uns noch immer der Gedanke verankert ist, dass Erziehung zu Anpassung führt und Kinder Gefäße wären, die von uns gefüllt werden.

Aber es ist eine Fehlannahme, dass Bedürfnisorientierung zu einer Anpassung führen würde. Unsere Kinder haben ein sicheres Fundament, haben Empathie erfahren und können selbst emphatisch sein. Sie haben gelernt, dass das Leben auch aus Verhandlungen besteht, aus Gesprächen und Diskurs. Und diesen Diskurs tragen sie weiter aus, stellen uns in Frage und andere. Das ist nicht einfach, denn die Diskussionen hören eben nicht auf. Aber es ist eben auch das, was unsere Gesellschaft braucht für die Zukunft: Reflexionsfähigkeit, Gesprächskultur, Diskurs und die Beachtung aller auf Augenhöhe. Geborgene Kinder sind keine Tyrannen, aber sie sind nicht zwangsläufig bequeme Kinder, denn sie sind mit dem Recht auf eine eigene Stimme groß geworden.

Passen geborgene Kinder in die Gesellschaft?

Es wäre gelogen, zu sagen, dass es kein Konfliktpotential mit sich bringt, wenn die „modernen“ Erziehungshaltungen auf alte Vorstellungen in der Gesellschaft stoßen: Es ist für uns Eltern schwierig, wenn wir in unserem Umfeld unsere Einstellung rechtfertigen und uns dafür einsetzen müssen. Wenn wir im Kindergarten dafür einstehen, dass unsere Kinder nicht aufessen müssen gegen ihren Willen oder keinen Mittagsschlaf machen müssen, wenn sie nicht müde sind.

Wenn unsere Kinder größer werden, stoßen auch sie auf diese Konflikte, die wir früher für sie ausgetragen haben. Sie setzen sich vielleicht zur Wehr gegen Ungerechtigkeit, wenn sie diese in der Schule erleben oder sprechen zu Hause darüber und bitten um Lösung. Wenn verschiedene Haltungen aufeinander treffen, werden sie den für sie gewohnten Weg gehen wollen und sich vielleicht nicht dem Zwang ergeben. Oder sie spüren die Diskrepanz und wir als Eltern müssen sie begleiten und gemeinsam einen guten Weg finden. Wir müssen uns vielleicht mit Erzieher*innen, Lehrer*innen und anderen Eltern auseinander setzen, die andere Vorstellungen haben und Konflikte begleiten, die sich daraus ergeben, dass andere Kinder mit anderen Werten gewachsen sind und verschiedene Vorstellungen aufeinander prallen. Wir müssen vermitteln und auch an einigen Stellen akzeptieren, dass unsere Kinder in der Gesellschaft auch mit anderen Haltungen konfrontiert werden und einen Umgang damit lernen müssen. Wir müssen loslassen und vertrauen und nicht versucht sein, die Kinder einzugrenzen und ihnen Erfahrungen vorzuenthalten, nur weil sie vielleicht nicht ganz mit unseren Gedanken übereinstimmen.

Der Diskurs und die Fragen hören nicht auf

Die Ausrichtung auf Bedürfnisorientierung ist noch relativ neu und wir stoßen in unserer Gesellschaft immer wieder an Grenzen, müssen verhandeln und begleiten. Nein, sie hören nicht auf, die Diskussionen, die Auseinandersetzungen. Kinder, die auf Augenhöhe aufgewachsen sind, sind nicht per se angepasst und der Weg nicht per se einfacher. Das bedeutet aber nicht, dass es das nicht wert wäre, sie weiterhin so zu begleiten und aufwachsen zu lassen. Es wird an einigen Stellen einfacher, aber an anderen nicht. Große Kinder setzen sich auf eine andere Weise mit der Welt auseinander, stellen immer neue Fragen nach dem Leben und den sozialen Beziehungen. Je größer sie werden, desto größer werden auch die Fragen. Aber es sind gute Fragen, es sind gute Diskurse, die zu Veränderungen führen statt zu Stillstand.

Deswegen: Nein, bindungs- und bedürfnisorientiertes Familienleben führt nicht dazu, dass es irgendwann ganz einfach wäre und Kinder nichts mehr in Frage stellen. Es wird anders als in der Baby- und „Trotz“phase, aber Selbständigkeit und Respekt sind immer ein Teil dieses Zusammenlebens und es geht immer um das Aushandeln der Bedürfnisse aller Beteiligten. Aber das ist auch unsere Verantwortung als Eltern, der wir uns nicht entziehen sollten.

Der geborgene Weg ist kein Allheilmittel für Entspannung und Leichtigkeit. Er ist manchmal steinig und anstrengend, aber deswegen nicht weniger wert oder wichtig. Er ist schön, liebevoll und manchmal eben auch schwer. Am Anfang und eben auch später.

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Ideen fürs Wochenende Februar #04

So langsam hält hier wirklich der Vorfrühling Einzug: Die Sonnenstrahlen werden wärmer, die Zeit, die wir entspannt draußen verbringen können, länger. Die Knospen sprießen und die ersten Blumen stecken ihre Köpfe aus der Erde.

Eierkartonblumen

Auf der Suche nach den ersten Blumen, haben die Kinder Schneeglöckchen und Krokusse entdeckt und die Ideen auf Papier festgehalten. Aus Eierkartons lassen sich wunderschöne Blütenkelche ausscheiden und mit etwas Farbe in verschiedene Blumen verwandeln. Ein paar grüne Stiele auf dem Papier werden mit Eierkartonblüten beklebt schnell zu Schneeglöckchen, Krokussen oder Tulpen. Mit größeren Kindern lassen sich die bunten Blumenflecken aber auch schon schön in Aquarellbildern festhalten. Eierkartonblumenideen für Fortgeschrittene finden sich hier.

Der Jahreszeitentisch mit selbst gemachtem Fensterbild

Das Frühlingsbild kann nun auf dem Jahreszeitentisch einen Platz finden. Hier wird das Weiß und Blau nun langsam abgelöst von zartem Grün, ein paar Blumen können erscheinen, Mütterchen Tau oder Wurzelkinder oder Keimlinge. Wer Puppenkinder selber filzen oder nähen kann, kann auch diese zauberhaften Weidenkätzchenpuppen basteln. Ansonsten lasst Euch von der Natur inspirieren: Geht zusammen hinaus und entdeckt den Vorfrühling: Mit einer kleinen Schippe und einem Körbchen ausgerüstet könnt Ihr Blumen ausgraben und zu Hause in Weckgläser, Kannen oder Tassen setzen und so auf den Jahreszeitentisch stellen.

Wer sich als Vorsatz für das neue Jahr vorgenommen hat, einen Jahreszeitentisch zu gestalten, kann nun damit beginnen und einen Vorrat anlegen. Wir haben eine Kiste mit Naturschätzen, die wir das ganze Jahr über benutzen. Darin sind besonders schöne Steine, eine halbe Baumscheibe, Rinde, Moos – Dinge, die wir auf Spaziergängen finden.

Und wer selber ein wenig Hand anlegen möchte an die Frühlingsdekoration, kann sich an einer Fensterbild wagen. Vielleicht kennst du schon das Buch „Etwas von den Wurzelkindern“. Davon inspiriert habe ich ein Fensterbild aus schwarzer Pappe mit Transparentpapier gestaltet (hier gibt es die pdf als Vorlage).

Backen am Wochenende

Die letzten Wochenenden waren ziemlich voll und wir waren viel unterwegs. An diesem Wochenende soll es deswegen gemütlich zugehen: Bei Clara habe ich diesen wunderbaren gedeckten Apfelmuskuchen gefunden – er klingt herrlich und einfach. Sehr lecker ist auch diese vegane Apfelsaftkuchen-Variante, die wir schon sehr oft gegessen haben. Dazu ein guter Kaffee, ein Tee oder ein Kakao – und ganz viel Entspannung.

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Windelfrei in Indien

Auf das Windelfrei-Konzept stieß ich während meiner Schwangerschaft zum ersten Mal. Ich hatte davon noch niemals gehört und war sehr überrascht und begeistert. Da ich mir aber nicht sicher war, ob das auch immer und überall klappen würde, wollte ich mich zunächst mit Stoffwindeln eindecken. Für 500 Jahre einen Plastikmüllberg von über einer Tonne zu hinterlassen kam für mich nicht in Frage. Klar war aber auch, dass es im tropischen Klima leichter sein würde, das Baby ohne Windeln zu lassen.

Wir begannen vom ersten Tag an mit dem Abhalten, hatten aber immer auch Windeln als Backup. Einige in meinem Umfeld in Deutschland schüttelten den Kopf. Andere waren begeistert, so wie auch wir. Es ist so unfassbar schön, wenn man auch diese Bedürfnisse des Babys erkennt und darauf reagieren kann! Mein Mann und ich hatten beide das Gefühl, dass dies die Bindung und Beziehung zu unserer Tochter positiv verstärkte.

Der Mythos: In Indien machen alle windelfrei

In der Windelfrei-Literatur wird Indien gerne als Beispiel dafür herangezogen, dass an vielen Orten der Welt windelfrei der Normalfall ist und nicht die Ausnahme. Wie also sieht die Realität aus? Wie immer wenn ich aus unserem Leben in Indien erzähle gilt, dass ich natürlich nur einen winzigen Ausschnitt erlebe. Einige Frauen in meinem Umfeld habe ich auf das Thema angesprochen:

Eine sagte mir, sie ziehe den Kindern nur dann Windeln an, wenn sie das Haus verlasse. Und sie verwende Stoffwindeln. Welcher Art konnte sie mir nicht recht erklären, denn sie sprach nur wenig Englisch und ich kein Telugu (die bei uns übliche Sprache). Eine andere hielt ihr erstes Kind ab, benutzte beim zweiten aber teilweise Windeln, weil es mit zwei Kindern nicht mehr möglich schien, komplett abzuhalten. Ein Vater, mit dem ich sprach, benutzte keine Windeln, beklagte sich aber, dass sein Kind überall hin pinkeln würde. Viele Mütter der oberen Mittelschicht habe ich ausschließlich Plastikwindeln verwenden sehen. Arme Kinder sieht man oft vom Nabel abwärts unbekleidet auf der Straße. 

Es gibt also alles! Die Darstellung Indiens in der Literatur erscheint mir im Nachhinein ein wenig romantisiert.

Töpfchentraining“ ohne Töpfchen und Wickeln im Kindergarten

Viele beginnen hier mit dem sogenannten „toilet training“ schon mit sechs Monaten, wie mir eine Mutter erzählte. Töpfchen und Kloverkleinerungen sind dabei nicht so verbreitet. Es braucht eben oft gar nicht so viele Dinge…
Und es gibt auch Kindergärten, die Windelfrei praktizieren. Vom ersten Tag an kommen die Zweijährigen dort ohne Windel. Andere Einrichtungen wiederum handhaben das flexibler. Was aber anders ist, ist dass hier zum Teil nicht die Erzieherinnen wickeln, sondern Frauen, die auch für die Sauberkeit der Räume zuständig sind. Das hängt mit dem indischen Verständnis von Hierarchie zusammen. Wer saubermacht ist weiter unten in der Hierarchie. Wickeln für die Erzieherinnen wäre daher nicht angemessen. Das ist für uns seltsam, aber zu respektieren. Die Frauen die wickeln, sind die ganze Zeit anwesend, denn sie kümmern sich während des gesamten Kita-Tages, fegen zum Beispiel nach dem Frühstück oder dem Spiel im Sandkasten. Die Kinder nennen sie „Auntie“, also Tante. 

Windeln in Indien kaufen

Pampers und Co gibt es hier inzwischen überall. Das sah vor 10-15 Jahren noch anders aus. Plastikwindeln waren lange sehr teuer hier und sind es für große Bevölkerungsteile weiterhin. Es gibt auch Feuchttücher, aber da hier sowieso überall kleine Krüge mit Wasser vorhanden sind werden auch Kinderpopos meist direkt mit Wasser gereinigt. Servietten, Toilettenpapier, Taschentücher und ähnliche Papierprodukte sind hier insgesamt sehr viel weniger verbreitet. Damit entsteht auch weniger Müll. 

Heute kann man über amazon auch hier hübsche und praktische Stoffwindeln beziehen. Als wir vor fast vier Jahren hier ankamen sah das noch anders aus. Ich brachte die Stoffwindeln aus Deutschland mit als ich zur Geburt dort war. Ich finde amazon furchtbar, hier ist es allerdings oft die einzige Möglichkeit, an viele Dinge überhaupt irgendwie zu kommen. 

Inzwischen findet man online sogar Papierwindeln! Die habe ich für den Notfall und für Reisen zu Hause. Bei den langen Flugreisen und endlosen Reisetagen nach Deutschland erwiesen sich Stoffwindeln nicht als praktikabel. Wenn ich längere Zeit blieb, schleppte ich meine Stoffwindeln aber immer mit. Und abgehalten habe ich überall auf unseren Reisen.

Lange Reisen können sich aufs Abhalten auswirken

Von anderen Familien, die auch in sehr unterschiedlichen Kulturen leben, wurde mir mehrfach das Folgende berichtet: Kinder, die abgehalten wurden, „vergaßen“ nach einer langen Reise in die andere Welt plötzlich, Signale zu geben. Von einem Tag auf den anderen war die Elimination Communication einfach weg, als hätte man es nie probiert. Manchmal wurde das Abhalten wieder möglich, manchmal nicht.

Für mich ist das nachvollziehbar. Ich vergesse nämlich auch oft Geheimzahlen, Passwörter und ähnliches, wenn ich gerade wieder von der einen Kultur in die andere gereist bin. Es kann ganz schön herausfordernd sein, zwischen den Welten zu wechseln. Und gerade die ganz kleinen Menschen meistern das oft erstaunlich gut.

Anka Falk hat einen Magister in Rhetorik und Pädagogik und ist Körperpsychotherapeutin, Coach und Dozentin. Von 2007-2017 arbeitete sie in Lehre und Forschung an einem experimentellen Design Institut in der Schweiz. Sie ist im Alter von 37 Jahren mit ihrem Mann nach Indien gegangen. Ihr Kind hat sie in Deutschland geboren, ist dann aber zurück gegangen nach Indien und berichtet von ihrem Alltag dort. Zudem bloggt sie auf ljuno.de und gibt einen Einblick in ihr Alltagsleben in Indien hier auf Instagram 

7 Dinge, die Du schon in der Schwangerschaft wissen solltest für einen guten Start mit Baby

Geburtsvorbereitung ist wunderbar, denn in einem Kurs bekommen wir vermittelt, worauf wir bei der Geburt achten können, was uns unterstützt oder was den Geburtsverlauf auch hemmen kann. Wir erfahren, welche Bewegungen gut tun und was wir aktiv tun können, damit das Baby im Weg durch das Becken unterstützt wird. Wenn eine spontane Geburt nicht möglich ist, wird besprochen, wie eine Geburt auch auf andere Weise für alle beteiligten gut erlebt werden kann. Doch neben der Vorbereitung auf die Geburt und das konkrete Ankommen des Babys ist es genauso wichtig, den Weg der Bindung schon in der Schwangerschaft zu ebnen durch Aufklärung über die Fähigkeiten und Bedürfnisse des Babys, um den Start in das Elternleben leicht zu gestalten.

1. Du kannst Dein Baby nicht verwöhnen

Wir hören und lesen es noch immer überall: „Verwöhn das Baby nicht, sonst wird es dich tyrannisieren!“ „Erzieh das Baby von Anfang, damit du nicht bei jedem Mucks springen musst!“ Diese kleinen, hilfsbedürftigen Wesen werden nicht selten als große Bedrohung unseres Lebensstils dargestellt. Tatsächlich aber ist es so, dass du dein Baby mit liebevoller Zuwendung nicht verziehen kannst. „Verwöhnen“ ist wunderbar, wir alle werden gerne verwöhnt, wenn damit gemeint ist, dass einfach unsere Bedürfnisse auf angenehme Weise erfüllt werden. Das Baby bringt eigene Bedürfnisse ins Leben mit: Es hat ein Bedürfnis nach Nähe und Schutz, nach Nahrung, nach Schlaf, nach Pflege und nach sozialem Miteinander. Es möchte mit zunehmendem Alter Die Welt erkunden und dabei aber auch einen sicheren Hafen haben, zu dem es zurück kommen kann. Mit Liebe, die auch Freiraum lässt für eigenständiges Entdecken, verwöhnst du dein Baby nicht.

2. Mütter sind nicht allein verantwortlich

Wir bekommen es an so vielen Stellen vermittelt: Der gebärende Elternteil ist in besonderer Weise verantwortlich für das Kind und muss sich nun primär um die Bedürfnisse des Kindes kümmern. Nicht selten wird dabei auch vermittelt: Und die eigenen Bedürfnisse immer hinten an stellen! Lieselotte Ahnert, Professorin für Angewandte Entwicklungspsychologie, bringt es aber sehr schön in ihrem Buch „Wieviel Mutter braucht ein Kind?“ auf den Punkt: „Mit Ausnahme des Stillens gibt es kaum Hinweise, dass Frauen drauf vorbereitet sind, der befähigtere Elternteil zu werden.“ Ein Kind zu begleiten, braucht nicht selten viel Kraft. Oft mehr, als wir allein aufbringen können neben all den anderen Dingen, die unseren Alltag mitbestimmen. Es ist sehr wichtig, auch die eigenen Kraftreserven immer wieder aufzufüllen. Das geht besonders gut, wenn das Baby auch schon an andere nahe Bezugspersonen übergeben werden kann und von ihnen liebevoll begleitet wird. Das kann der andere Elternteil sein, aber auch Großeltern, Freunde etc. Die primären Bezugspersonen haben einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes, aber sie sind nicht allein verantwortlich für alles und müssen es auch nicht sein.

3. Das Wochenbett heißt nicht umsonst so

Kraft sammeln, das ist oft auch gerade nach der Geburt wichtig. Manche Wöchnerin hat gerade jetzt auch das Gefühl, besonders viel Kraft zu haben und möchte zu Hause ausruhen, umräumen, Besuch empfangen. Auch bei einem solchen Hoch ist es wichtig, die eigenen Ressourcen im Blick zu halten: Das Wochenbett ist eigentlich eine Phase, in der die Wöchnerin tatsächlich zunächst mit dem Baby im Bett bleibt und sich umsorgen lässt.

Idealerweise kann auch der andere Elternteil darauf teilhaben und diese Zeit des Neubeginns und Kennenlernens nicht nur mit Besorgungen und Haushalt auffüllen, sondern vielmehr auch mit Kuschelzeiten und Annäherung an das Familienleben. Jetzt ist vor allem Zeit wichtig vor allen anderen Dingen und es tut gut, sie sich für einen sicheren Start zu nehmen. Nach der Woche im Bett kann langsam damit begonnen werden, die Wohnung gemeinsam zu erobern – aber Schritt für Schritt. Gerade jetzt finden auf so vielen Ebenen Änderungen statt und so viel Neues tut sich auf, dass Langsamkeit besonders wichtig ist. Und wenn Besuch erwartet wird, kann dieser sich gerne an den Wochenbettbesuchsregeln orientieren.

4. Babys reifen noch nach

Der Schweizer Anthropologe Adolf Portmann prägte die Bezeichnung „physiologische Frühgeburt“ in Bezug auf die menschlichen Babys: Sie kommen aufgrund unserer Entwicklung des aufrechten Gangs und den damit veränderten Strukturen im Becken noch relativ „unreif“ zur Welt, damit sie in der Regel gut Becken und Gebärkanal passieren können. Dafür aber brauchen sie im Anschluss an die Geburt noch Zeit, um „nachzureifen“. Besonders die ersten drei Monate sind eine Zeit, in der Babys langsam in der Welt ankommen und noch sehr viel Hülle und Schutz brauchen. Besonders in dieser Zeit brauchen viele Babys noch gebärmutterähnliche Rahmenbedingungen, um sich sicher und geborgen zu fühlen: viel Körperkontakt und Wärme, gewiegt werden, beruhigende Töne und das Gefühl, in Symbiose zu sein mit einer sich um die Bedürfnisse kümmernden Bezugsperson.

5. Das Weinen des Babys ist normal und will begleitet werden

Babys kommen schon mit vielen Möglichkeiten der Kommunikation zur Welt und haben eigene Signale, mit denen sie sich mitteilen: Die können Hunger mit Saugen an den Händen oder einer Suchbewegung des Mundes anzeigen, drücken aus, wenn sie Ruhe brauchen durch abwenden des Kopfes und haben auch meistens eigene Fähigkeiten der Regulation. Dennoch ist auch das Weinen Teil der Sprache des Kindes. Manchmal können wir die Signale des Babys nicht wahrnehmen oder das Baby weint einfach ohne dass wir erahnen können, warum. Nicht nur Lachen und Freude sind im Leben mit Kindern wichtig und willkommen, sondern Kinder bringen eine ganze Palette an Gefühlen mit ins Leben ein und dürfen diese auch ausdrücken. Dies gilt auch für das Weinen: Wenn wir die Ursache nicht finden, brauchen sie eine liebevolle Begleitung des Weinens, bis dieses letztlich wieder abebbt. Auch wenn wir die Ursache nicht beheben können, vermitteln wir ihnen damit, dass die mit ihren Problemen nicht allein sind. Weinende Babys sollten nicht allein gelassen werden.

6. Stillen sollte nicht langfristig Schmerzen

Es ist eine ganz persönliche Entscheidung, ob gestillt wird oder nicht und jede Familie geht hier und in anderen Bereichen einen eigenen Weg. Wer sich für das Stillen entscheidet, sollte aber wissen, dass es kein Weg ist „durch den man eben durch muss“. Während es anfangs durchaus zu Schmerzen kommen kann bei der neuen Beanspruchung, und vielleicht auch noch Unsicherheiten in Bezug auf das richtige Anlegen des Babys gibt, sollten sich Probleme nicht über einen längeren Zeitraum hinziehen. Stillen muss manchmal erst geübt werden und hierzu braucht es vor allem Unterstützung: Anerkennung, Verständnis aber nicht selten auch einen fachkundigen Blick mit einigen Tipps. Sollte das Stillen langfristig schmerzen, ziehe schnell Hilfe hinzu.

7. Um Hilfe bitten ist in Ordnung

Es ist in Ordnung, um Hilfe zu bitten! Leider haben wir es an vielen Stellen verlernt oder es wurde uns aberzogen. Wir bekommen nicht selten das Gefühl vermittelt: Familienleben bedeutet, sich um alles selbst zu kümmern. Aber damit sind wir schnell überfordert und Stress ist etwas, das sich negativ auf den Familienalltag und die Interaktion mit dem Baby auswirkt. Daher: Egal was du hörst, um Hilfe bitten ist in Ordnung! Bitte Freund und Familie darum, für die erste Zeit für Dich zu kochen. Bitte darum, dir Einkäufe mit- oder vorbeizubringen. Frag andere, wie sie bestimmte Dinge erledigen und tausche dich mit anderen aus, bilde ein eigenes Netz. Es ist zu viel verlangt, Familie, Job, Haushalt und all die anderen Dinge selbst zu stemmen – und das gerade am Anfang, wenn das Baby erst einmal kennengelernt werden will in seinem Temperament und Bedürfnissen.

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Ideen fürs Wochenende Februar #03

Dieses Mal wird es zauberhaft. Denn in meinem Bastelkurs habe ich in dieser Woche wunderschöne Zauberstäbe gebastelt mit Kindern. Ob nun schon im Harry Potter Fieber oder nicht – ein bisschen Zauber tut immer gut.

selbstgemachte Zauberstäbe

Für die Zauberstäbe braucht es nicht viel: Größere Kinder können sich Zauberstäbe auch schnitzen, für weniger schnitzfreudige Kinder ist diese einfache Anleitung eine Alternative: Einweg-Essstäbchen aus Holz werden in der Mitte auseinander gebrochen und anschließend zu 1/3 mit Heizkleber umhüllt auf der breiteren Seite. Wer mag, kann am Ende des Stabs eine Perle oder einen Edelstein oder auch eine kleine Figur mit Heißkleber festkleben. Ist der Kleber ausgehärtet, wird der Stab mit braunem Lack bemalt. Mit etwas Goldstaub versehen, glänzt der Zauberstab auch noch magisch. – So schön, dass sie auch als Geschenk dienen können. Und wer noch die richtigen Zauberstabbewegungen sucht, findet sie beispielsweise hier. Und wer noch mehr Fangefühl braucht, kann sich hier ein Ollivanders Etikett ausdrucken.

Fühlen und Schütten

Gefärbter Reis und andere Materialien zum Schütten und Fühlen

Gefäße befüllen, umschütten, rühren, fühlen. In der letzten Woche lagen die Spielmaterialien auf der Straße, dieses Mal finden wir sie in der Küche: Mit einigen Hülsenfrüchten, Reis und Schüsseln und Löffeln lassen sich Kleinkinder lange beschäftigen. Auf Instagram habe ich die Idee des gefärbten Reis (aus Reis, Essig und Lebensmittelfarbe) gefunden, beispielsweise hier bei @raising_a_bear_creatively oder hier mit Kichererbsen als Baustelleninhalt.

Jahreszeitentisch im Februar

Naturmomente

Naturschützerin Veronika hat in dieser Woche ein paar Ideen zusammengestellt für Naturspaziergänge, um die Welt der Knospen mit Kindern zu entdecken und gegebenenfalls auch ins Haus zu holen. Da sich langsam dieNaturverändert, wird es auch Zeit, den Jahreszeitentisch wieder ein wenig umzugestalten. In der nächsten Woche zeige ich Euch ein paar Ideen dafür.

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Bitte sprich mit mir!

Zwei große runde Augen sehen dich an. „Erklär mir die Welt!“ scheinen sie zu sagen, aber manchmal übersehen wir das. Alles ist neu hier, all die Eindrücke, die Geräusche, die vielen verschiedenen Lebewesen und auch all die Regeln, die uns jeden Tag umgeben. Ein Kind, das neu in diese Welt kommt, ist erst einmal fremd und braucht unsere Hilfe, um sich zurechtzufinden. Nicht nur in den ersten Wochen oder Monaten, sondern über viele Jahre. Je mehr es eintaucht in diese Welt und je weiter es sich damit auseinandersetzen kann und auch muss durch den wachsenden Aktionsradius, desto mehr ist auch darauf angewiesen, nicht nur selbst zu erfahren und zu spüren, sondern auch Erklärungen zu bekommen.

Die Welt ist voller Fragen

„Da?“ sagt das Kleinkind mit ausgestreckter Hand. Es meint nicht zwangsweise, dass es dieses „Da“ haben möchte, sondern bittet nicht selten um ein Wort, eine Erklärung. Nach und nach kommen die weiteren großen Fragen: Wo? Wer? Was? und schließlich Warum? Das große Warum, das uns so viele Jahre begleitet. Unsere Kinder stellen uns Fragen über diese Welt vom Anfang des Sprachgebrauchs bis ins hohe Alter. Die Fragen werden komplexer, sind irgendwann nicht nur Fragen, sondern stellen in Frage: uns, die Gesellschaft, Systeme und Entscheidungen. Wir sind in einem Austausch mit ihnen und unsere Antworten helfen, die Welt zu sortieren, einen Platz darin zu finden oder sich auch bewusst gegen einen Platz zu entscheiden.

Fragen sind aufschlussreich für Eltern

Wir sind im Austausch und dieser Austausch ist wichtig. Für unser Kind, aber auch für uns Eltern, weil wir durch die Fragen auch einen Blick auf die Weltsicht des Kindes erhalten: Womit beschäftigt es sich? Was sind gerade die Themen des Kindes? Wie nimmt es die Welt wahr und wovor hat es vielleicht auch Angst? Eine Frage kann einfach eine Frage sein, eine Selbstoffenbahrung, kann etwas über die Beziehung aussagen und ganz sicher ist die Frage eines Kindes ein Appell an uns, um entweder um ein Gespräch oder eine Erklärung zu bitten.

Übersehen wir die Fragen nicht

Unser Alltag ist so voll und manchmal so schnell. Für die vielen Fragen eines Kindes scheint so selten Platz zu sein. Wir überhören, wir übergehen bewusst, weil es gerade einfach nicht passt, weil gerade jetzt keine Zeit dafür ist. Später ist die Frage vielleicht vergessen und der Moment verronnen, in dem wir gemeinsam über ein vielleicht für das Kind wichtiges Thema hätten sprechen können.

Es gibt auch unausgesprochene Fragen

In der Hektik des Alltags verlieren wir manchmal die Worte: ziehen wortlos das Kind an aus Hast, setzen es wortlos hinein in den Kindersitz und schnallen es an, handeln ohne begleitende Worte und ohne die Erklärung, die gerade jetzt so nützlich wäre. Denn Fragen werden manchmal auch nicht gestellt und ergeben sich dennoch: In einer Welt, die noch so ganz neu ist für ein Kind, sind die Handlungen, die an einem Kind durchgeführt werden auch mit der inneren Frage des Kindes verbunden nach dem Zweck. Deswegen: Nehmen wir uns doch die Zeit, die ausgesprochenen und die unausgesprochenen Fragen zu beantworten. Gehen wir auf Augenhöhe und reden und erklären wir unser Handeln und besprechen wir die vielen Fragen, die unsere Kinder haben. Vielleicht klappt es nicht immer in diesem hektischen Alltag, aber sicherlich in der Mehrheit der Fälle, wenn wir uns die Bedeutung dieses Wissensdurstes immer wieder vor Augen führen.

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Ideen fürs Wochenende Februar #02

Wir sind gerade im Urlaub und die Kinder basteln hier so einiges und sind auch mit sonstigen Aktivitäten gut beschäftigt. Aber dennoch gibt es manchmal auch ein paar Zwischenzeiten zwischen den Angeboten und für euch zu Hause habe ich noch ein paar weitere Ideen aus dem Netz zusammen gesammelt.

Steine

Stöcker und Steine sind die Begleiter der Kleinkindzeit. In einem der letzen Berichte habe ich über Stöcker geschrieben, heute widme ich mich einmal den Steinen, denn diese sind hier ein Dauerthema und ich liebe diese vielseitigen Spielmaterialien: Mit ihnen kann gebaut werden, wir sammeln sie und werfen damit in den See. Besondere Steine kommen mit nach Hause und werden in den Schatzkisten aufgehoben. Und dann wird mit ihnen noch sehr viel gebastelt. Hier habe ich schon einmal berichtet, wie wir Steine mit Serviettentechnik verziert haben zum Spielen.

Körperpuzzle mit Steinen

Eine andere schöne Idee ist, ein Legepuzzle mit Steinen zu gestalten. Je nach Fähigkeiten oder Alter des Kindes kann es verschiedene Schwierigkeitsstufen haben: Für Schulkinder kann ein solches Körperpuzzle, wie wir es gestaltet haben, eine schöne Idee sein. Aber auch ein Sonnensystem mit Planeten ist machbar wie hier oder Gesichtersteine oder eine kleine Wetterstation, wie wir sie hier einmal gebaut haben. Und wer das Bemalen nicht mag, kann auch einfach die gesammelten Steine Mengen zuordnen.

selbst gemachtes Legepuzzle mit bemalten Steinen

Kleine Frühlingsboten

Auf den Spaziergängen hier haben wir schon an manchen Stellen erste Knospen oder sogar schon zarte Blätter und Blüten gesehen. Bei einem Spaziergang durch die Natur können diese Beobachtungen ganz gezielt gemacht werden. Und später können dann zu Hause ein paar der Eindrücke umgesetzt werden.

Wie wäre es beispielsweise mit einem Handabdruck-Schneeglöckchen? Rebecca hat hier eine niedliche Idee für ein Geschenk mit Wachsblumenzwiebeln, die sich sicherlich auch hübsch auf dem Jahreszeitentisch für den Februar macht.

Essen

Ob nun vegan oder nicht: Saisonal essen ist gut. Aber im Winter ist es ja immer eine Frage, was genau eigentlich gerade jetzt Saison hat? Gibt es da überhaupt etwas? Hier gibt es einen Überblick über Obst und Gemüse, das im Februar Saison hat plus ein paar schöne Rezepte dazu. Inspirationen für passende Gerichte suche ich aber auch oft hier bei Krautkopf.

Nachhaltig Kinderkleidung pflegen

Wir haben viel Kinderkleidung aus nachhaltiger Produktion und auch einige andere Teile, besonders aus dem Bereich Outdoorkleidung. Auf nachhaltige Kleidung zu achten, ist sinnvoll, aber nicht immer und bei allen Familien problemlos möglich. Unabhängig von der Herstellungsweise und dem Material der Kleidung können wir alle aber auf eine optimale Nutzung achten, um Geld zu sparen, aber auch um die Umwelt weniger zu belasten. Denn die so genannte „Fast Fashion“ finden wir auch in den Kinderabteilungen: preiswerte Kleidung, unter schwierigen bis menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt, dazu animierend viel zu kaufen und schnell nachzukaufen, wenn etwas kaputt ist. Selbst im Bereich der Kinderkleidung werden beständig neue Kollektion hervorgebracht mit verschiedenen Designs und Aufdrucken nach den neuesten Kindertrends und immer darauf abzielend, zu mehr Konsum zu verführen.

Welche Kleidung auch im Kleiderschrank der Kinder liegen mag, ob Slow oder Fast Fashion: Das Augenmerk auf Langlebigkeit zu richten, ist in beiden Fällen sinnvoll. Bei Kinderkleidung ist das Reparieren und Upcyclen auch besonders einfach und nicht selten sogar wertet es die kleinen Kleidungsstücke neu auf.

Auf die richtige Pflege im Alltag achten

Kinderkleidung lang nutzbar zu machen, fängt bei der Pflege im Alltag an: Das bedeutet, die Kleidung richtig zu waschen, d.h. beispielsweise gerade bei fleckiger Kinderkleidung darauf zu achten, dass Flecken, die hinaus gehen sollen, vorbehandelt werden, damit nicht die gesamte Wäsche mit mehr Waschmittel gewaschen wird und das passende Programm und Waschmittel zur Schonung der Textilart ausgewählt wird.

Textilien aus Wolle muss nur selten gewaschen werden, da sie Schmutz abweist und meistens ein Auslüften ausreicht. Wird sie doch gewaschen, kann das kurz im Handwaschbecken erfolgen. Die kleinen Knötchen, die sich bei Wollkleidung im Laufe der Zeit bilden (Pilling) lassen sich mit der Hand abzupfen oder mit einem Pilling-Rasierer oder einer so genannten Wunderbürste entfernen. Wäschetrockner sind zwar praktisch, wirken sich aber negativ auf die Textilien aus und lassen das Gewebe schneller altern. Die Wäsche an der Luft trocknen zu lassen, ist schonender (um Platz zu sparen, gibt es auch hängende Wäscheständer).

Kaputte Kleidung schön wieder herstellen

Haben Hose oder Shirt ein Loch, muss das Kleidungsstück nicht gleich weggeworfen werden. Es gibt zahlreiche schöne Aufnäher oder Bügelflicken, die aus den alten Kindersachen nicht selten sogar noch ein ganz bezaubernd neu anmutendes Stück machen und noch einmal neues Leben einhauchen. Und wer gerne mit Nadel und Faden umgeht, kann sich dem Stopfen widmen. In den vergangenen Jahren sind Sticken und Stopfen wieder Trend geworden. In größeren Städten gibt es nicht nur Textilreparaturen, sondern auch Workshops, in denen das Stopfen gelernt werden kann, das bis zu einer hohen Kunst von zauberhaften kleinen Bildchen auf nicht mehr sichtbaren Löchern reicht.

Und wenn das Kleidungsstück im Ganzen nicht mehr zu retten ist, lassen sich manchmal zumindest Teile davon noch weiter nutzen: Die Arme des Wollpullovers können abgeschnitten und umgenäht noch zu warmen Stulpen werden oder Stoffteile werden als Putzlappen genutzt oder noch weiter verarbeitet zu einer kleinen Tasche, einem Portemonnaie oder sogar zu einem kleinen Kuscheltier.

Elefant aus dem Stoff einer alten Jeans

Herausgewachsen

Aber irgendwann passt das gut und lang gepflegte Kleidungsstück nicht mehr. Auch das ist noch kein Grund, es in den Müll zu werfen: Vakuumiert aufbewahrt für das kleinere Geschwisterkind, als Geschenk für Kinder in der Familie oder im Freundeskreis kann es einem anderen Kind noch einige Zeit lang Freude bereiten. Oder es findet auf dem Flohmarkt, einem Secondhandladen oder über eine Secondhand-Plattform im Netz ein neues Zuhause.

Kleidung – und auch Kinderkleidung – kann Familien wesentlich länger begleiten, als wir manchmal denken. Es lohnt sich, ein paar Gedanken nicht nur über die Herkunft unserer Kleidungsstücke zu verlieren, sondern auch über ihren Umgang mit ihnen und wie wir sie bestmöglich nutzen können. Denn das kommt nicht nur heute unserer Familie entgegen, sondern auch in der Zukunft. Nachhaltigkeit kann mit kleinen und einfachen Schritten beginnen.

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Artikelbild : Katja Vogt

Ideen fürs Wochenende im Februar #01

Am liebsten sind mir die Ideen und Basteleien, die ohne viel Aufwand und Geldausgaben möglich sind und bei denen die Kinder dennoch beschäftigt sind und nachhaltig schöne Dinge entstehen. Das hört sich an wie die Königsdisziplin der Beschäftigungen an, aber eigentlich ist es ganz einfach, denn die Küche gibt so viele tolle Bastelmöglichkeiten her. Manchmal kommen auch die Kinder auf großartige Ideen, wie beispielsweise das „Laserlabyrinth“ aus gespannten Schnüren, durch das alle hindurch krabbeln müssen, ohne an eine Schnur zu kommen.

Farbenspiel mit Salz

Eine unserer häufigsten Winterbeschäftigungen ist das Tuschen, denn alle Kinder zwischen 2 und 9 Jahren hier lieben den Umgang mit Farbe und Wasser. Besonders große Freude haben sie am aquarellieren. In dieser Woche haben wir dabei gleich zwei Lieblingsthemen zusammen gebracht, denn wir haben die große Weltraum-Liebe des einen Kindes mit den Aquarellfarben verbunden und wunderschöne Weltraumbilder gemalt in bunten Farben und fremden Galaxien. Mit etwas grobem Salz ergeben sich in den bunten Farbklecksen dann auch noch helle Sterne (alternativ lassen sich Sterne aber auch wie hier mit Deckfarbe aufklecksen). Mit Aquarell und Salz lassen sich aber auch Winterbäume wie hier malen.

Sprudelte und wohlriechende Bastelidee für die ganze Familie: Badepralinen

Noch mehr Küchenzutaten: Badepralinen machen

Überhaupt gibt die Küche viele tolle Ideen her, besonders für die Winterzeit. In meinem Kinderbastelkurs habe ich in dieser Woche sprudelnde Badekugeln mit den Kindern gemacht – eine so schöne und wohl duftende Tätigkeit. Die Badekugeln können später für ein warmes Fußbad nach einem Spaziergang im kalten Februarwetter genutzt werden oder in der Badewanne ihre Wirkung entfalten. Denn die so beliebten Kinderbadezusätze müssen gar nicht gekauft, sondern können selbst gemacht werden mit wenig Aufwand und kostengünstig (diese und weitere Ideen sind deswegen auch in meinem neuen Buch zu finden, das im April erscheint).

So geht es:
100g Natron
50g Zitronensäure
2 EL Kartoffelstärke (ggf. mehr, damit es ein formbarer Teig wird)
70g im Wasserbad geschmolzene Kakaobutter
verrühren und nach Belieben Kräuter, Tee, Blüten (wie Lavendelblüten), Konfetti oder 5 Tr. ätherisches Öl zugeben. Zu Kugeln formen und aushärten lassen und später dann ins warme Badewasser geben.

Etwas aufwändiger, da nicht unbedingt alle Zutaten schon zu Hause sind, ist selbstgemachte Seife mit Kindern wie hier bei mamahoch2. Schön sind auch umfilzte Seifenstücke wie hier.

Bastelideen aus dem Bücherregal: Mit diesen Büchern gehen die Ideen nicht aus

Bastelideen aus dem Bücherregal

Wenn die Kinder in Bastellaune sind und ich keine Idee habe, blättere ich gerne durch ein paar Ideengeber, die schon seit Jahren hier zu finden sind. In Nina Helds „Kastanienkleber & Konfettifarbe“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) finden sich zahlreiche einfache Rezepte für selbstgemachte Farben, Modelliermassen, Klebstoffe und vieles mehr. Caroline Hosmann führt mit „Naturkinder“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) einmal durch das Jahr mit Naturideen. Wer gerne faltet, findet in „Leuchtende Fenstersterne“ von Frédeérique Guéret (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) einen passenden Stern für jede Stimmung und Jahreszeit – aber hierfür wird Geduld und Fingergeschick benötigt. Es ist also eher ein Bastelbuch für ältere Schulkinder oder Erwachsene.

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

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Es tut mir leid

Wir sind nicht perfekt. Als Menschen und auch nicht als Eltern. Wir machen Fehler, entscheiden „falsch“ oder zumindest anders als wir es vielleicht später tun würden. Wir treffen Entscheidungen, weil wir sie treffen müssen und stellen vielleicht später fest, dass sie nicht gut waren. Wir haben schlechte Tage, zu viel Stress und sind vielleicht deswegen unfreundlich und unfair. Wir sind an solchen Tagen weniger zugewandt als wir es vielleicht sonst sind (und wissen es und ärgern uns gleichzeitig darüber, dass wir es nicht ändern können).

Eure Beziehung hält das aus

Niemand ist perfekt. Ich nicht, du nicht und auch nicht die anderen Eltern in der Kita oder Schule oder Nachbarschaft. Es ist leicht, all das Tolle an den anderen zu sehen, wenn die anderen Seiten nicht sichtbar sind. Und schnell kommen wir dann in die Versuchung zu denken, bei anderen würde es sie gar nicht geben. Nur bei uns. Die Wahrheit aber ist, es gibt sie eben, die negativen Seiten. „Denn es gibt keine perfekten Eltern und keine perfekten Kindheiten.“ wie die Psychologin Stefanie Stahl schreibt. Und als Eltern müssen wir auch nicht perfekt sein, sondern „nur“ gut genug. Glücklicherweise sind unsere Kinder bei aller Zartheit auch recht robust und wenn es mal zwischendurch ein wenig schief läuft und wir eine schlechte Zeit haben, dann ist das meist nicht nachhaltig negativ für ihre Entwicklung.

Wir machen Dinge falsch. Wenn wir dies bemerken, müssen wir uns nicht grämen und auch nicht versuchen, unsere Fehler zu vertuschen. Wir können authentisch sein – und um Entschuldigung bitten.

S. Mierau „Geborgene Kindheit. Kinder vertrauensvoll und entspannt begleiten“

Sich entschuldigen beim Kind – So geht es

Was wir aber immer tun können, wenn wir feststellen, dass wir an der ein oder anderen Stelle falsch gehandelt haben, ist, eine Entschuldigung vorzubringen. „Es tut mir leid, dass ich vorhin keine Lust hatte.“, „Es tut mir leid, dass ich zu laut war.“, „Es tut mir leid, dass ich keine Zeit hatte, um in Ruhe mit Dir noch auf den Spielplatz zu gehen.“

Sich zu entschuldigen erfordert Kraft, denn wir müssen uns selbst eingestehen: Das, was ich da gemacht habe, war nicht richtig. Das ist nicht immer einfach. Aber es gibt unseren Kindern die Möglichkeit, unser Verhalten besser einordnen zu können und schafft Entlastung. Zudem sind wir unseren Kindern ein gutes Vorbild: Wie oft erwarten wir in Konfliktsituationen von unseren Kindern, dass sie sich bei anderen entschuldigen oder Mitgefühl zeigen, wenn sie einem anderen Kind oder Erwachsenen unrecht getan haben. Dabei geht es uns nicht darum, dass Kinder „nur“ eine Floskel aufsagen, sondern eigentlich wünschen wir uns, dass sie empathisch verstehen, dass ein anderer Mensch in Mitleidenschaft gezogen wurde. Um unseren Kindern das Verständnis hier zu vermitteln, ist es aber wichtig, sie ebenso zu behandeln.

Deswegen: Gehen wir auf Augenhöhe mit dem Kind, sehen wir es direkt an und entschuldigen uns, wenn wir falsch gehandelt haben. Erklären wir, wie wir uns fühlen und warum und bleiben wir dabei bei uns und unseren Gefühlen. Wichtig ist, dass wir nun in dieser Entschuldigung die Schuld nicht wieder an das Kind verweisen, sondern bei uns bleiben. Sagen wir „Es tut mir leid, dass ich dich so gehetzt habe, weil ich einen wichtigen Termin hatte“ und nicht „Es tut mir leid, dass ich dich so hetzen musste, weil du zu langsam warst.“

Um Entschuldigung BITTEN

Wir können von unserem Kind erbeten, dass es unser Verhalten entschuldigt, wir können es nicht verlangen. Das Kind hat ein Recht darauf, unser Verhalten blöd zu finden – auch nach einer Entschuldigung. Genau so, wie auch Kinder nach der Entschuldigung eines anderen Kindes vielleicht dennoch nicht sofort wieder mit dem Kind spielen wollen. Es ist in Ordnung, Gefühle zu verarbeiten, nachzudenken oder vielleicht auch erst einmal zur Seite zu legen und etwas anderes zu tun. So ist es bei uns Erwachsenen ja auch.

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.