Alle Artikel von Susanne Mierau

Attachment Parenting ist ein Hilfsmittel für sichere Bindung – keine Garantie

In meinen Beratungen und auch in den Mails, die ich von Leser*innen immer wieder bekomme, geht es sehr häufig um Fragen danach, wie es sich auswirkt, wenn bestimmte Aspekte des Attachment Parenting in einer Familie nicht gemacht werden: es wird nicht gestillt, das Familienbett ist nicht erholsam für alle oder es kann nicht (viel) getragen werden. Meine Antwort lautet in diesen Fällen immer wieder recht ähnlich: „Du bist sicherlich eine wunderbares Elternteil für dein Kind und dein Kind kann eine sichere Bindung zu dir haben, auch dann, wenn du nicht alles machst, was Attachment Parenting ausmacht. Denn: Attachment Parenting gibt Hilfsmittel an die Hand, aber es ist keine Garantie für eine perfekte Eltern-Kind-Beziehung.“

Kürzlich bekam ich von Anja vom Blog bucketrides den Link zu dem Artikel „What is a Secure Attachment? And Why Doesn’t “Attachment Parenting” Get You There?“ zugeschickt und er sprach mir sehr aus der Seele. Er passte genau zu dem, worum es in meinem Buch „Geborgen wachsen“ geht:

Geborgenheit ist all das Schützende, Hegende, das liebevoll Umsorgende. Es ist das, was uns ein warmes Gefühl imHerzen gibt und Vertrauen wachsen lässt. Baustein einer sicheren Bindung. Ein Leben gänzlich ohne dieses Grundgefühl lässt sich schwer vorstellen. Und dennoch ist es nicht greifbar: Geborgenheit lässt sich nicht zwangsweise herstellen. Ist ein Kind im Tragetuch, muss es nicht unbedingt geborgen sein, auch nicht, wenn es mit Eltern undGeschwistern im Familienbett schläft. Und nur weil man sein Kind im Geburtshaus zur Welt bringt, hat man es nicht am geborgensten Ort der Welt geboren. Geborgenheit ist etwas, das wir mit unseren ganz eigenen Zutaten selbst herstellen. Es ist ein Familienrezept, das in jeder Familie ein wenig anders aussehen kann.

Es gibt ihn nicht, den einen immer richtigen Weg. Auch Nicola Schmidt hat das einmal formuliert in ihrem Artikel „Vorsicht! Attachment Parenting funktioniert nicht!“ Denn die 8 Prinzipien des Attachment Parenting sind lediglich Zutaten eines Rezeptes, das jede Familie selbst gestaltet. Attachment Parenting ist eine noch recht neue, aus dem amerikanischen kommende Einstellung, die jedoch keinen wissenschaftlichen Kriterien entspricht oder auf ihnen begründet wurde. Es sind Tipps, an denen sich viele Eltern orientieren. Die einen lassen hier etwas weg, die anderen dort. Manche fügen andere Sachen hinzu. Worauf es ankommt, sind nicht die einzelnen Zutaten, sondern das Ziel des Rezeptes: eine sichere Bindung des Kindes an die Bezugsperson(en). Sichere Bindung herzustellen, ist wichtig. Das kann über die Idee des Attachment Parenting erfolgen, muss es aber nicht. Viel wichtiger als die Einzelheiten ist unsere Grundstimmung, unsere innere Einstellung zum Kind und zur Elternschaft. Unsere innere Haltung ist es, die uns durch die Elternschaft trägt und unsere Beziehung gestaltet. Sie ist es, die uns durch die Jahre bringt. Gelassenheit, Zugewandtheit, Empathie, Liebe, Verständnis, Flexibilität, Vertrauen und Respekt sind 8 Eigenschaften, die mehr aussagen über einen Erziehungsstil und eine Haltung dem Kind gegenüber als der Umstand, ob wir tragen oder schieben oder stillen oder mit Flasche füttern. Eine sichere Bindung entsteht nicht da, wo wir bestimmtes Handwerkszeug nutzen, sondern da, wo wir emotional den richtigen Weg für und mit unseren Kindern gehen.

Attachment Parenting gibt uns Hilfsmittel an die Hand, durch die wir unser Kind besser verstehen lernen und es leichter haben, auf seine Bedürfnisse einzugehen: Wenn wir es beispielsweise viel am Körper tragen, können wir seine Bedürfnisse schnell wahrnehmen und prompt darauf reagieren. Diese Feinfühligkeit und prompte Reaktion sind Aspekte, die die Ausbildung einer sicheren Bindung unterstützen. Tragen kann deswegen hilfreich sein. Im Umkehrschluss bedeutet es jedoch nicht, dass durch andere Verhaltensweisen keine Feinfühligkeit und prompte Reaktion möglich sind. Es ist vielleicht schwerer, wenn eine Distanz überbrückt werden muss oder es entsteht eine andere Form des Austausches, aber letztlich bedeutet es nicht, dass andere Wege unmöglich sind.

Es gibt viele Zutaten für eine sichere Bindung. Einige Familien wählen ihre aus der „Gewürzfamilie“ des Attachment Parenting aus, weil sie zu ihnen passen und sie auf ihrem Weg unterstützen. Aber sie sind eben nur Zutaten in einem großen Ganzen. Kleine Hilfsmittel, die den Weg erleichtern.

Ihr alle geht euren Weg, macht euch eure Gedanken. Ihr habt eine bestimmte Haltung voll von Liebe und Respekt euren Kindern gegenüber und drückt sie vielleicht unterschiedlich aus, aber das ändert nichts daran, wie ihr fühlt und liebt und lebt. Es ist euer Leben, eure Beziehung, eure Liebe. Und solange das Grundgefühl stimmt und die Einstellung den Kindern gegenüber, ist euer persönlicher Weg der genau richtige.

Eure

Weich und fast wie barfuß – Die ersten Schuhe für Draußen

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Der Frühling ist da und mit dessen Ankunft hat der nun 12 Monate alte Sohn entschieden, die ersten Schritte in der Natur zu wagen. Seit 2 Monaten läuft er nun zu Hause und zeigt jetzt die ersten Wünsche, auch draußen nicht mehr ausschließlich getragen zu werden. Die Auswahl der ersten Schuhe ist immer wieder ein großes Thema: fest und Form gebend oder lieber leicht und weich? Und dann steht es da, das Baby, und macht seine ersten Schritte in der Welt da draußen. Weiterlesen

Bitte berühren – Warum Hebammenarbeit unersetzbar ist

In der letzten Woche war ich beim Hebammenkongress des Hebammenverbandes und habe dort über „Neue Medien in der Geburtsvorbereitung“ gesprochen. Ich habe einen Überblick gegeben darüber, welche Medien Eltern heute nutzen, auf welche Weise sie davon beeinflusst werden und welches Potential für die Hebammenarbeit darin liegt. Es ist ein spannendes Thema, denn in der Schwangerschaft – und eigentlich schon beim Kinderwunsch – werden wir auf vielfältige Weise beeinflusst. Anders als früher suchen wir unsere Hilfen nicht mehr bei uns bekannten Personen, sondern aus Büchern, Zeitschriften, Fernsehen und Internet. Weiterlesen

Durchdachte Babykleidung: Zertifizierte Mitwachsmode von Minibär

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Seit 8 Jahren bin ich nun Mutter und auf diesem Weg habe ich viel gelernt darüber, was Kinder brauchen und was sie alles nicht brauchen – in Hinblick auf Spielzeug, Wohnumgebung und Kleidung. Gerade in Bezug auf letzteren Punkt hat sich ein Bild davon herausgebildet, welche Sachen ich ihnen gerne anziehe und worauf ich bei der Auswahl achte. Wichtige Aspekte bei der Kleiderauswahl sind für mich:  Weiterlesen

Für Dich die beste Mama

Ich streichle Deine wilden Haare aus Deinem Gesicht und gebe dir noch einen leichten Kuss auf die Stirn. Deine Augen sind schon geschlossen, Du schläfst nach einem anstrengenden Tag. Anstrengend für mich, anstrengend für Dich. Wenn ich darüber nachdenke, sind die für mich anstrengenden Tage doppelt anstrengend für Dich: Für mich sind sie anstrengend, wenn Du unruhig/laut/schlecht gelaunt bist, weil Du irgendwas verarbeitest. Für Dich sind sie anstrengend, weil Du sowieso schon in Anspruch genommen bist von der Herausforderung, die Dir schlechte Laune macht und dann dazu, weil ich deswegen angestrengt bin. Heute war so ein Tag. Ein anstrengender. Weiterlesen

Tragen und/oder Kinderwagen? Ein Rückblick auf das erste Jahr

Nun ist das erste Lebensjahr meines dritten Kindes vorbei und ich blicke in dieser Woche ein wenig zurück auf dieses Jahr, auf die Entwicklung und die Dinge die ich mir vorgenommen hatte und darauf, wie sie dann tatsächlich waren. Denn natürlich gilt auch hier: Manchmal nimmt das Leben eben doch andere Wege als gedacht. Weiterlesen

Der letzte Tag mit meinem Baby

Da liegst Du in meinen Armen, so warm und weich. Dein kleiner Körper ganz eng an mich geschmiegt. So klein ist er gar nicht mehr. Ich rieche an Deinem Kopf und versuche mich daran zu erinnern, wie ich Dich zum ersten Mal auf meiner Brust liegen hatte. Nach der Geburt, die so lange dauerte. Alles war vergessen, als ich Dich endlich in den Armen hielt und Deinen Geruch in mich aufnahm. Ja, Du bist mein Baby, dachte ich. Weiterlesen

Ein Jahr als Dreikindeltern

Nun wird in diesen Tagen mein drittes Kind ein Jahr alt und ich blicke zurück auf ein Jahr als kinderreiche Familie. Denn genau das sind wir jetzt: kinderreich. Als ich anderen von meiner Schwangerschaft mit dem dritten Kind berichtete, waren die Reaktionen nicht immer freundlich. Nicht alle waren davon überzeugt, dass viele Kinder ein Gewinn sind oder ein drittes Kind unser Familienleben bereichern könnte. Nun blicke ich auf dieses Jahr zurück, das so voll war von Erlebnissen. Ich erinnere mich an viel Lachen, an viel Liebe, aber natürlich auch Tränen und Verzweiflung. Das Leben mit drei Kindern? Es ist ein Abenteuer – das ich niemals missen möchte. Weiterlesen