Alle Artikel von Susanne Mierau

Mein Kind „klebt“ an mir

Eigentlich ist doch alles wunderbar: Ein Familienfest mit ausgelassener Stimmung und freundlichen Menschen, aber das Baby möchte einfach nur die ganze Zeit im Körperkontakt bleiben. Oder die tolle Krabbelgruppe, in der endliche ein Platz frei wurde, wird nun besucht, aber das Kind sitzt nur auf dem Schoß. Auf dem ersten Blick haben diese Situationen vielleicht nicht viel gemeinsam? Auf den zweiten Blick aber schon: Das Kind möchte in der Nähe der vertrauten Bezugsperson bleiben.

Das Sicherheits-Gummiband

Bei Bindung denken wir zunächst immer an das Kuschelige, an die Nähe, an liebevolle Momente. Tatsächlich verläuft Bindung aber auf der einen Seite vom Erwachsenen zum Kind und auf der anderen Seite vom Kind zum Erwachsenen. Es ist wie ein Gummitwistband, was zwischen uns gespannt ist mit zwei Spuren: dehnbar und stark. Die Spur vom Kind zum Erwachsenen ist ganz besonders ein Schutzsystem, gerade in der ersten Zeit: Das Kind bindet sich an Personen, die die Grundbedürfnisse des Babys erfüllen und sicherstellen, dass das Baby Schutz findet vor all den Dingen, die gefährlich sein könnten. Es bildet ein Vertrauen darin aus, dass die nahen Bezugspersonen die Gefühle zunächst regulieren und dadurch helfen, zunehmend eigenständiger mit Gefühlen umgehen zu können.

Der Erkundungsdrang aus der Sicherheit heraus

Fühlt sich das Kind sicher, erkundet es die Welt: das Gummiband wird gedehnt. Besonders fällt uns das ins Auge, wenn unsere Kinder sich schon fortbewegen können und vom sicheren Hafen der vertrauten Bindungsperson aus die Umgebung erkunden. Manchmal krabbeln sie ein Stück, schauen zurück, um sicher zu sein, dass dieser Mensch noch da ist, und krabbeln dann weiter. Vielleicht kehrt es von der Erkundung auch zurück, weil es jetzt Nähe braucht oder signalisiert auf andere Weise, dass es in die Nähe geholt werden will, beispielsweise durch rufen oder weinen. Dann war das Gummiband in dieser Situation maximal gedehnt und zieht nun wieder zurück.

Erstmal schauen, wie sicher das ist!

Und dann gibt es jene Situationen, in denen so viel Neues, so viel Unbekanntes herrscht: Das Familienfest mit all den Menschen, die vielleicht gar nicht bekannt sind. Das Baby weiß nicht, dass sie wohlgesonnene, liebevolle Verwandte sind. Gerade Kinder, die im Alltag nur von wenigen Personen umsorgt werden, sind häufiger etwas skeptisch in solchen Situationen, während das Fremdeln in Kulturen, in denen Kinder viel durch mehrere Personen versorgt werden, wesentlich geringer stattfindet. Das Kind beobachtet die neue Situation: Wie gehen mein(e) Elter(n) mit ihnen um? Sind sie nett zueinander? Es lernt aus unserer Interaktion.

Auch in der Krabbelgruppe ist zunächst alles fremd: Menschen, Raum und Spielzeug. Auch hier wird vielleicht zunächst beobachtet: Was machen die anderen hier? Was machen die Kinder mit den Dingen? Dann werden die bespielten Dinge der anderen vielleicht ausprobiert. Und auch auf dem Spielplatz ist vieles anders. Im Sommer ist es vielleicht zudem noch besonders heiß: Schutz vor Unterkühlung und Überhitzung suchen Kinder auch bei uns, in unserer Nähe. An heißen Tagen schmiegen sie sich deswegen besonders an uns, da wir Nahrung/Flüssigkeit, Schatten und Schutz spenden.

Auch das Temperament spielt eine Rolle

Neben dem Kreislauf aus Nähe und Exploration spielt aber auch das persönliche Temperament des Kindes eine wichtige Rolle dabei, wie das Kind auf neue Situationen zugeht: Einige Kinder reagieren eher abwartend bis vermeidend auf Neues, andere nähern sich freudig an. Aus dem Verhalten des Kindes allein lässt sich keine Aussage über das Bindungsmuster des Kindes ableiten – obwohl gerade Laien schnell munkeln, dass sowohl bei besonders aufgeschlossenen als auch besonders zurückhaltenden Kindern bestimmt „etwas mit der Bindung nicht stimmen“ würde.

Wichtig ist hier, das Verhaltensmuster des Kindes zu erkennen und es zu unterstützen: Besonders zurückhaltende Kinder können ermutigt werden, etwas aufgeschlossener die Umgebung kennenzulernen, während besonders neugierige Kinder behutsam darin unterstützt werden können, auch auf die Signale anderer und mögliche Gefahren zu achten.

Einfach da sein

Es dauert einige Jahre, bis das Kind von uns gelernt hat, wie die Welt funktioniert, wie es sich darin bewegen kann und was gefährlich ist und was nicht. All das lernt es erst mit und durch uns und dann immer mehr durch Eigenversuche. Es ist gut, wenn wir da sind, wenn es zurückkommt und wenn es zeigt, dass es Nähe und Schutz braucht. Gleichzeitig braucht es die Möglichkeit, sich auszuprobieren und die Welt von sich aus kennenzulernen.

Manchmal braucht man auch Nähe, um große Gefühle loszulassen, möchte Erfahrungen teilen oder einfach fest in den Arm genommen werden in Angesicht all dieser Erlebnisse – und wenn wir ehrlich sind, geht es uns Erwachsenen auch oft so. Manchmal tut es einfach gut, sich an jemanden „kleben“ zu können und sicher zu sein, dass jemand da ist, der einen hält.

Eure

Ideen fürs Wochenende Mai #04

An diesem Wochenende geht es um das Formen und Bauen. Gerade jetzt macht das im Sandkasten und Garten besonders Spaß. Deswegen gibt es ein tolles Rezept für kleine Baumeister*innen für eine einfache Fugenmasse. Und wenn das Wetter doch etwas schlechter ist, ist Knete immer eine gute Idee.

Fugenmasse für Steinhäuser

Draußen im Garten Steine verbauen oder die gesammelten Steine endlich einmal verarbeiten? Dafür ist selbstgemachte Fugenmasse ganz wunderbar. So können Steintürme entstehen oder kleine Steinhäuser im Sandkasten oder für den Jahreszeitentisch. Die Fugenmasse ich ganz einfach selbst zu machen. Ein wenig klebrig, aber gut formbar bleibt der verarbeitete Sand dann recht stabil. Für die Fugenmasse gibst Du 200g Mehl und 1,5 kg Sand in einen Topf, dazu 600g Wasser. Wer mag, kann auch Lebensmittelfarbe zugeben. Alles wird zusammen unter Rühren aufgekocht bis es eindickt. An der Luft trocknet es und wird etwas hart.

Knete selber machen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Knete selber zu machen. Meistens finden sich Rezepte mit oder ohne Alaun. Praktisch ist es, immer die Zutaten für Bastelideen einfach zu Hause zu haben. Daher nutze ich ein Knetrezept ohne Alaun. Zudem kann Alaun auch zu Schleimhautreizungen führen. Wir machen Knete daher auf diese Art: Hierzu werden 200gMehl, 300g Salz, 400g Wasser, 20ml Öl (Speiseöl oder Pflegeöl), 20g Zitronensäure in einem Topf verrührt. Diese Mischung wird unter Rühren auf dem Herd erhitzt bis die Masse eingedickt ist und sich vom Topfrand löst (nicht anbrennen lassen). Kurz abkühlen lassen, dann kann die Masse aufgeteilt werden und mit Speisefarben gefärbt werden (gibt es im Supermarkt, aber es können auch natürliche Färbemittel genutzt werden wir Rote Beete Pulver oder Matcha Tee). Die Knete ist dann 3-4 Wochen haltbar, sollte aber in einer Dose aufbewahrt werden, damit sie nicht hart wird. Weder Knete mit Alaun noch Salz sollte gegessen werden.

Eva berichtet hier, dass sie in ihre gelbe Knete Calendula gemischt hat. Auch Calendulaöl kann natürlich zugeben werden. Und bei Breifreibaby wird noch Glitzer dazu gegeben.

Und für die größeren Kinder ist vielleicht der Flaschenteufel von Sabrina eine tolle Idee, die ihn hier vorstellt.

Viel Spaß wünscht Euch

Wie Dein Kind sich selber sieht

Immer wieder reden wir davon, wie wichtig es ist, dass unsere Kinder selbstbewusst sind und für sich und ihre Bedürfnisse einstehen. Immer wieder sprechen wir über Würde und Anerkennung und dass wir Kinder brauchen, die für Werte einstehen und sie als Erwachsene leben. Wie wichtig Akzeptanz, Kreativität, Liebe, Verständnis und Achtung anderem Leben gegenüber ist. Aber nicht selten denken wir, dass das eben aus den Kindern kommen müsste. Die Jugend muss das so umsetzen, diese Werte. Aber unsere Kinder und „die Jugend“ kann nur das umsetzen, was sie selbst verinnerlicht hat. Und dafür ist es wichtig, was wir unseren Kindern über sich selbst vermitteln.

Es sind die kleinen Dinge im Alltag, die sich in uns festsetzen, die ein Bild davon prägen, wie wir sind, wie unser Verhältnis zur Umwelt ist. Unsere und die Entwicklung unserer Kinder findet im Alltag statt: Mit welchen Herausforderungen schaffen wir es, wie um zugehen. Was ist uns erlaubt, was ist verboten – und warum?

Schauen wir auf ein paar Alltagssituationen

Es gibt viele Beispiele, wie sich das Selbstbild des Kindes ausbildet: Stolpert ein Kind häufig, können wir es fragen, ob die Schuhe zu klein sind oder zu groß. Oder wir erklären: Du bist gerade gewachsen und du musst dich erst wieder an deine neuen Körpermaße gewöhnen. Das Kind erfährt: Es gibt Gründe, warum mir das passiert und wir können sie beheben oder damit umgehen. Oder aber wir heben hervor, dass das Kind immer tollpatschig ist und richten unser Augenmerk auch zukünftig darauf, verdrehen beim Stolpern und Fallenlassen die Augen. Das Kind wird verinnerlichen, dass es tollpatschig ist und das auch zukünftig so annehmen. Es wird zum Teil des Selbstbildes.

Das Mädchen, das gerne mit dem Schnitzmesser umgehen möchte, kann einfach am Schnitzen teilnehmen. Vielleicht verletzt es sich einmal wie alle anderen Kinder auch. Wir erklären, dass das völlig normal ist und allen so geht. Mit etwas Übung wird das aber bei allen besser. Oder wir erklären, dass das nichts für Mädchen sei und sie deswegen eben nicht schnitzen könnte. Sie wird ein Bild von sich ausbilden (in Verbindung mit anderen ähnlichen Erfahrungen), dass sie aufgrund ihres Geschlechts für bestimmte Tätigkeiten nicht geeignet sei.

Der Junge, der malt und malt und malt. Immer wieder das gleiche Bild, wie viele Kinder in dem Alter es tun. Wir können das Bild ansehen und fragen, was er malt. Sagen, dass das anscheinend ein wirklich wichtiges Thema für ihn ist und danach fragen, warum. Er merkt, dass wir unsere Aufmerksamkeit teilen und Interesse haben an seinem kreativen Werk. Oder wir sagen, dass das nicht besonders einfallsreich ist, immer das gleiche Motiv zu malen. Und man könne kaum etwas erkennen. Macht er die Erfahrung öfter, verinnerlicht er, dass er nicht kreativ ist. Wahrscheinlich wird er weniger malen.

Unsere Zuschreibungen bestimmen ihr Selbstbild

Tollpatsch, Logiker, Emotionale, „typisch“ Mädchen, „typisch“ Junge – wir prägen die Bilder, die unsere Kinder sich von sich machen mit unserem Verhalten im Alltag. Ob unsere Kinder ein gutes Bild von sich selbst verinnerlichen, hängt im Wesentlichen auch davon ab, welche Erfahrungen sie mit uns machen.

Wenn wir unseren Kindern Verletzlichkeit und Ängste nicht zugestehen, müssen sie stark sein und verinnerlichen, dass sie Schwäche nicht zeigen dürfen – und später auch bei anderen nicht anerkennen. Wenn wir unseren Kindern heute kein Gefühl für ihren eigenen Körper erlauben und ihnen immerzu erklären, wann sie Hunger oder Durst haben und wann sie auf Toilette müssen, können sie kein gutes Körpergefühl entwickeln und es fällt ihnen auch später schwer, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen.

Statt Zuschreibungen: Anerkennung und Unterstützung

Was unsere Kinder brauchen ist, dass wir sie beobachten und annehmen, wie sie sind, mit ihren Interessen und Gefühlen. Sie spüren die breite Palette der Emotionen und wir können sie dabei begleiten, anstatt zu erklären, dass manche Gefühl nicht gefühlt werden sollten. Wo sollen sie denn sonst hin? Unsere Kinder sind nicht wir, sie setzen nicht unser Leben fort und müssen nicht unsere Interessen teilen. Wir wählen nicht den Weg für sie aus, sondern begleiten sie auf dem Weg, der zu ihren Möglichkeiten, Bedürfnissen und ihrem Temperament passt. Wir beschämen sie nicht, sondern ermutigen sie. Wir bestrafen nicht, sondern finden gemeinsam Lösungen. Wir leben nicht gegeneinander, sondern miteinander.

Und so wird es dann auch etwas mit den Werten, denn sie sind mit diesen Werten aufgewachsen, haben sie selbst gefühlt und verinnerlicht und können sie dann weiter geben. Es beginnt und endet damit, wie wir miteinander umgehen: im Kleinen und Großen.

Eure

Das Baby lässt sich nicht ablegen – Wege zum gefühlt sicheren Schlafort

Endlich, endlich ist das Baby eingeschlafen. Nachdem es so lange getragen und gehalten wurde. Behutsam legen wir es ab, vorsichtig in das gemütliche, sichere Bett. Ganz langsam, damit es nicht aufwachen möge, schleichen uns hinaus und achtend darauf, dass keine Diele knarzt, wir nicht stolpern und das Kind aufwecken. Wir atmen kurz durch – und dann weint das Baby und ist doch wieder wach.

Zunächst ein Gedankenexperiment

Stellen wir uns einen Moment vor, wie wir warm und sicher einschlafen neben Partner oder Partnerin. Alles ist vertraut, gemütlich. Wahrscheinlich ist es auch dir schon passiert, dass du in der Nacht aufgewacht bist, du deine Hand ausgestreckt hast und eine Leere im Bett ertastet hast. Huch, wo ist denn…? Hast du wahrscheinlich kurz gedacht, die Geräusche aus dem Bad gehört und bist dann spätestens beim Zurückkommen wieder eingeschlafen. Nun stell dir vor, du erwachst plötzlich an einem anderen Ort als dem Einschlafort – allein. Deine Verunsicherung wird wahrscheinlich größer sein. Und dies, obwohl du ein erwachsener Mensch bist, der sich um sich selbst kümmern kann und befähigt ist, die Grundbedürfnisse selbst zu befriedigen.

Wenn Babys woanders aufwachen

Stellen wir uns nun das Baby vor, das im Körperkontakt auf dem Arm einschläft. Es fühlt sich sicher und geborgen. Hier wird es gewärmt und ist davor geschützt, allein liegend zu frieren. Hier wird es sanft gewiegt, eine Bewegung, die es kennt und die signalisiert: ein Mensch ist bei dir, der sich um deine Bedürfnisse kümmern kann. Es hört den beruhigenden Herzschlag, wenn es an die Brust eines anderen Menschen angelehnt ist. Vielleicht fühlt es sich auch der Nahrungsquelle nahe, wenn es gestillt wird oder weiß, dass es so im Arm liegend gefüttert wird, wenn es Hunger hat. Eine Umgebung also, die rundum geborgen ist und vielfach Bedürfnisse befriedigen kann.

Erwacht es nun an einem anderen Ort, ist es verunsichert. Und mehr noch: Es kann noch nicht wie wir erwachsenen Menschen nachdenken und logische Schlussfolgerungen ziehen. Es denkt nicht: „Mama/Papa sind ja nebenan, sie brauchen wohl jetzt abends ein wenig Zeit für sich und haben mich hier sicher abgelegt.“ Es weiß nur: Es ist allein und als Lebewesen, das sich selbst nicht versorgen kann, das nicht einmal aufstehen und weglaufen kann, ist das Allein- und Wehrlossein gefährlich. Deswegen weint es, macht auf sich aufmerksam und erklärt damit, dass es schutzlos ist und Fürsorge braucht.

Das Baby versucht, die negative Erfahrung zu vermeiden

Das Baby wacht also auf, die Eltern beruhigen es wieder, legen es wieder ab, das Baby wacht wieder auf – ein Kreislauf entsteht. Jedes Mal wieder erklärt das Baby: Aber ich bin doch so sicher eingeschlafen, ich möchte weiterhin sicher sein. Und jedes Mal wieder erklären wir Eltern: Ich begleite dich in den Schlaf und du kannst doch hier sicher schlafen. Wir verstehen uns gegenseitig nicht. Ein Missverständnis, das auf beiden Seiten zu Frustration führt:

Die Eltern, die ihren gewünschten ruhigen Abend nicht finden. Das Kind, das auch vermeiden möchte, dass es wieder die negative Erfahrung macht, gefühlt unsicher aufzuwachen und deswegen zunehmend abends gegen das Einschlafen ankämpft. Für alle Beteiligten eine ungünstige Situation.

Was bedeutet das nun?

Familienleben bedeutet, die Bedürfnisse aller zu berücksichtigen und zu versuchen, sie ausgewogen zu gestalten. Es bedeutet, sich einander anzunähern von beiden Seiten. Die Fähigkeiten des Kindes, uns entgegen zu kommen, sind aber in den ersten Jahren sehr begrenzt. Aber dennoch sind sie da. In Bezug auf das Schlafen kann das nämlich bedeuten: Ich möchte in Deiner Nähe schlafen, aber das muss nicht im Bett sein.

Weichen wir doch einmal von unseren Gedanken ab, dass Menschen unbedingt in einem Bett schlafen müssen: Nehmen wir das schlafende Baby stattdessen einfach mit zu uns und lasses es auf unserem Schoß auf dem Sofa schlafen während wir lesen (und ja, selbst während wir einen Film sehen). Lassen wir es im Körperkontakt neben uns liegen, während wir noch eine Mail am Laptop schreiben auf dem Sofa. Oder verlegen wir unser Abendritual einfach in das Familienbett neben das Kind.

Das Kind darf sich darauf verlassen, dass das Bett der Ort ist, an dem es einfach nur zur Ruhe kommen kann, ein Ort, der immer gleich und sicher ist. Ist es müde, wird es dort behutsam abgelegt, vielleicht mit den immer gleichen Worten wie „Nun ist es Zeit zum Ausruhen, und du darfst in deinem Bett schlafen“. Auch das zum Einschlafen gestillte Kind kann mit diesen immer gleichen Worten abgelegt werden, die es beim Hinlegen noch hört.

S. Mierau „Geborgen wachsen“ S. 81f.

Um das Kind nicht zu verwirren durch den veränderten Schlafort können wir es nach und nach daran gewöhnen, dass das Bett ein sicherer Schlafort ist, in dem es einschlafen kann. Begleiten wir es dort in den Schlaf und beruhigen wir es auch dort zunehmend, wenn es erwacht, damit es erfährt: hier ist keine Gefahr, ich kann mich auch hier wieder entspannen. Nach und nach entwickelt sich dann eine Sicherheit und das Verständnis, dass das Bett auch ein sicherer Schlafort ist. – Und ansonsten probieren wir es mit all jenen Alternativen, die unseren Abend entspannen.

Eure

Ideen fürs Wochenende Mai #03

Erdbeerzeit! Endlich ist die da, die Erdbeerzeit und die Kinder lieben es, Erdbeeren in allen Variationen zu essen und sich auszudenken, wie sie verspeist werden können. Dieses Wochenende steht aber im Sinne der kleinen roten Früchte.

Erdbeeren in drei Variationen – ja nach Alter anders gestaltet

Erdbeergebastel

Einmal eine zur Jahreszeit passende Dekoration für die Küche oder das Kinderzimmer gestalten? Das geht ganz schnell und schon für kleine Kinderhände gut mit Kartoffelstempeln: Einmal hinein geschnitzt, mit roter und grüner Tusche angemalt und dann ein großes Blatt nach Herzenslust bedrucken. Schon ist das Bild für die Küche fertig und bereit zum Aufhängen.

Eine andere schöne Idee für den Jahreszeitentisch sind auch diese Erdbeer-Pompoms bzw. für alle Menschen, die häkeln können diese Erdbeer-Häkel-Anleitung.

Erdbeeren zubereiten

Und dann gibt es natürlich noch die zahlreichen Variationen, wie Erdbeeren zubereitet werden können: von herzhaft bis süß über flüssig bis stückig, pur oder verarbeitet – Erdbeeren in allen Variationen sind hier willkommen.

Der Klassiker ist natürlich zunächst selbstgemachtes Eis: Erdbeeren werden mit Joghurt püriert und in die Eisformen gegeben, oben werden gerne als knuspriger Abschluss noch ein paar Frühstücksflocken hinauf gestreut – ab ins Gefierfach. Besonderes Highlight: Zum Essen noch kurz in geschmolzene Bitterschokolade tauchen, die hart wird und einen Schokoüberzug zaubert. Statt Joghurt gibt es hier auch ein Rezept mit Buttermilch. Eine vegan Nicecream-Variante gibt es hier.

Lecker-leichtes Essen: Wrap mit Frischkäse und Erdbeeren. Ich mag dazu noch noch ein selbstgemachtes Basilikum-Minze-Pesto, die Kinder essen die Wraps lieber pur. Geht ganz schnell als Abendessen, Frühstück oder Snack zwischendurch.

Hier bei Segenregen gibt es auch ein Rezept für Nudeln mit Erdbeeren und ein süßes Erdbeergetränk. Eine sehr leckere Inspiration für das Sonntagssüß sind auch diese Erdbeer-Windbeutel oder die kleinen Erdbeerzwerge von Daniela. Als warmes Mittagessen klingen auch Knödel mit Erdbeerfüllung lecker.

Und was habt Ihr vor?
Eure

„Mama/Papa, schaut mal!“ – Kinder und Aufmerksamkeit

Wahrscheinlich kennen wir alle die Situation, dass wir abends auf dem Sofa sitzen neben einer Freund*in oder Partner*in und etwas von unserem Tag erzählen. Auf einmal stellen wir fest, dass unser Gegenüber an unpassender Stelle nickt. „Hey, hörst Du mir eigentlich zu?“ Wir wünschen uns, dass wir in solchem Momenten beide die Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Thema richten, über das wir uns austauschen. Wir wollen Aufmerksamkeit, um ein Thema zu besprechen, ein Problem zu erörtern, Hilfe zu bekommen. Das kennen wir nicht nur aus dem Alltag mit Erwachsenen. Gerade Kinder brauchen unsere Aufmerksamkeit für die Bewältigung des Lebens.

Warum Aufmerksamkeit für Kinder wichtig ist

Wir Menschen benötigen das Gefühl, zugehörig zu sein zu einer Gruppe. Wenn wir uns ausgeschlossen fühlen, schmerzt das. – Nicht nur umgangssprachlich, sondern tatsächlich werden im Gehirn bei Abweisung ähnliche Reaktionen hervorgerufen wie bei körperlicher Verletzung. Es tut weh, ausgeschlossen oder abgewiesen zu werden.

Zudem brauchen Kinder die Versicherung, dass wir als Erwachsene uns um sie kümmern, denn als Kinder sind sie lange auf unser Umsorgen angewiesen, damit ihre Bedürfnisse erfüllt werden können. Viele Bedürfnisse können sie noch lange Zeit nicht selbst erfüllen: Als Babys brauchen sie unsere Nähe beim Einschlafen, sie müssen von uns mit Nahrung versorgt werden, sie brauchen uns als Partner*in in der sozialen Interaktion. Weil wir so wichtig sind für ihr Wachsen und ihre Entwicklung, sind sie darauf bedacht, diese Zuwendung zu bekommen.

Viele Wege zur Beachtung

Haben Kinder einen Mangel in Bezug auf unsere Aufmerksamkeit, versuchen sie sie zu erlangen: Oft versuchen sie es zunächst durch einfache Kontaktaufnahmen in Form von Ansprachen: „Papa, schau mal!“. Manchmal nutzen sie nicht die Sprache, sondern ziehen unsere Aufmerksamkeit körperlich auf uns, indem sie scheinbar an „unserem Körper kleben“. Sie drängen sich immer wieder an uns, klettern auf den Schoß, zupfen am Bein oder lecken vielleicht den Arm an: „Hallo, ich bin hier!“ auf einer anderen Sprache. Manche Kinder fordern auch Aufmerksamkeit, indem sie Fähigkeiten zurückschrauben und auf einmal nicht mehr die Schuhe binden „können“. Wie genau ein Kind Aufmerksamkeit auf sich lenken möchte, kann ganz unterschiedlich sein – eine Frage des Typs, aber auch der Situation und des Anlasses, Aufmerksamkeit (wieder) zu bekommen.

Manchmal ist es gar nicht so leicht, zu verstehen, dass unser Kind gerade „nur“ Aufmerksamkeit haben möchte. Wir nehmen das Verhalten als störend wahr, wenn wir es nicht entziffern können: „Hör auf, immer meinen Arm abzulecken!“ sagen wir vielleicht und merken nicht, dass das Kind eigentlich Aufmerksamkeit und Zuwendung sucht. In gewisser Weise bekommt es das nun auch: allerdings auf negative Weise, die weder das Kind langfristig und gesund erfüllt, noch uns. Denn durch vermeintlich negative Verhaltensweisen Aufmerksamkeit zu erlangen, bringt zwar Zuwendung, aber nicht die ersehnte und erfüllt nicht das eigentliche Bedürfnis: das Kind wird zwar gesehen und wahrgenommen, aber das Bedürfnis nach Nähe und Zuwendung wird nicht erfüllt. Deswegen wird das Kind wieder versuchen, Aufmerksamkeit zu erlangen, um das eigentliche Bedürfnis zu befriedigen.

Bedürfnisse erkennen und Aufmerksamkeit schenken

In Situationen, in denen wir immer wieder denken: „Mein Kind ist gerade extrem anstrengend“ oder „Warum tut das Kind nur diese nervige Sache immer?“ sollten wir einen Schritt zurück treten und hinter das Verhalten des Kindes schauen. Das Anlecken, das ständige „Schau mal hier!“, das Babyverhalten sind nur Symptome einer anderen Ursache. Vielleicht braucht das Kind gerade jetzt mehr Nähe, mehr Körperkontakt. Das Kind, das abends wild alles herumschmeißt, braucht vielleicht unsere Aufmerksamkeit, weil es müde ist und allein nicht in den Schlaf findet und von uns co-reguliert werden möchte. Kinder wollen uns nicht verärgern. Ihr Verhalten ist meistens Ausdruck eines Anliegens. Sie sprechen nur manchmal eine andere Sprache, die wir manchmal nicht richtig verstehen.

Immer aufmerksam sein?

Natürlich sind wir nicht immer aufmerksam. Weder Freund*innen, Partner*innen noch Kindern gegenüber. Und wir müssen es auch nicht sein. Gerade bei Kindern reicht es oft aus, auch einfach verfügbar zu sein: in der Nähe, ansprechbar, vielleicht mit einer eigenen Sache beschäftigt, aber erreichbar für die Bedürfnisse. Manchmal gibt es aber Phasen, in denen sich Kinder unserer Zuwendung noch mehr versichern müssen, in der sie Aufmerksamkeit ganz besonders brauchen und wir mehr Aufmerksamkeit schenken müssen, weil sie mehr Unterstützung benötigen, um die Abenteuer der Welt verarbeiten zu können und ihren Weg darin zu finden. Und dann, wenn sie wieder sicher sind, brauchen sie wieder weniger. Aber sie wissen durch jede Phase, in der wir verstanden haben, dass sie uns brauchen und darauf eingegangen sind, dass wir im Notfall da sind. Und nach und nach bilden sich immer mehr Fähigkeiten aus, durch die sie selbst Kompetenzen im Umgang mit der Welt erwerben und immer weniger Aufmerksamkeit benötigen.

Eure

Die allgegenwärtige Glorifizierung von Mütter-Erschöpfung

Da stehen wir, wir Mütter. Und sind müde, weil wir nachts nicht richtig schlafen. Wir sind erschöpft, weil wir unsere Kinder liebevoll umsorgen und das nicht selten viel Kraft erfordert. Wir sind erschöpft, weil wir wieder viel zu tun hatten und vielleicht mehr, als vielleicht in den Tag hinein passen könnte. Die Liste der Dinge, die erledigt werden wollen, ist lang. Die Zeit, die wir neben Arbeit, Partnerschaft, Kindern, Haushalt (und vielleicht sogar noch ein wenig Hobbys oder anderer Selbstfürsorge ) haben, ist gering. Da gibt es die vielen Dinge des Alltags und dann auch noch die vielen Dinge in unserem Kopf: die Erinnerungen an U-Untersuchungen, die besucht werden müssen, die Schuhe, die neugekauft werden müssen für das Kind, die Unterlagen für die Schulfahrt, die noch nicht unterschieben sind – all der Mental Load, der gar nicht so richtig präsent, aber da ist.

Es geht uns nicht gut

Das Müttergenesungswerk (pdf) geht von 2 Millionen kurbedürftigen Müttern aus, von denen 130.000 beraten lassen. Im Berichtsjahr 2016/2017 haben 49.000 Mütter und 72.000 Kinder eine Kur in Anspruch genommen. Und auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (pdf) erklärt: 30 Prozent der untersuchten Mütter ihrer Studie erfahren eine substanzielle Verschlechterung des gesundheitsbezogenen Wohlbefindens innerhalb der ersten sieben Jahre nach Geburt des Kindes.

Die Ursachen dafür sind vielfältig: Auch wenn die meisten Mütter heute ein vereinbarkeitsorientiertes Muttersein leben – also arbeiten und Kinder haben-, stehen wir unter dem gesellschaftlichen Druck, dass wir mehr kindorientiert sein sollten – denn die gelebte Realität unterscheidet sich noch immer von der Erwartungshaltung (pdf). Immer wieder gibt es gesellschaftliche Erwartungen, dass wir das doch bitte alles schaffen sollen: Arbeit, Haushalt und natürlich Kind. Laut Befragung zum Familienleitbild aus dem Jahr 2012 wird erwartet, dass Mütter sowohl nachmittags zu Hause die Hausaufgaben begleiten, als auch erwerbstätig sind. Und nebenher gibt es auch noch die vielen anderen Dinge, damit Frau weiterhin körperlich und geistig attraktiv ist. Und auch wenn wir eigentlich alle wissen, dass Väter sich ebenso gut einbringen können und ebenso gut Haushalt und Kinder betreuen können, ebenso liebevoll sein können, ist die Gleichberechtigungsrealität oft eine andere und die Hauptlast der Arbeit kommt den Müttern zuteil. Auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen unterstützen, dass es Unterschiede zwischen Müttern und Vätern gibt: Durch den gender pay gap (bessere Bezahlung von Männern im Vergleich zu Frauen)beispielsweise ist eine Erwerbsunterbrechung der Väter in einigen Fällen schwierig, weil das Einkommen der Mutter zur finanziellen Absicherung der Familie nicht reicht.

Die Glorifizierung von Stress

Anstatt zu rebellieren, haben wir die Erschöpfung und Müdigkeit aber vielfach in unser Mutterbild übernommen: Wir denken, dass das alles eben natürlicherweise dazu gehört, zum Elternsein und ganz besonders zum Mutterbild. Und gerade jetzt, vor dem Muttertag, wird es wieder ganz besonders betont: Was Mütter alles schaffen! Was Mütter alles können! Muttitasking! Müde, aber glücklich! Und überhaupt ist WOW doch eine Spiegelung von MOM, weil wir alles so grandios können.

Wenn meine Freundin mich fragt, wie meine Woche war, sieht eine Antwort oft aus: „Ich arbeite gerade an dem neuen Buch und dafür muss ich noch xy machen, aber gerade ist Kind 1 krank geworden und musste aus der Schule abgeholt werden und die Wutausbrüche von Kind 3 sind gerade super anstrengend. Deswegen habe ich ganz vergessen, dass ich ja eigentlich noch für die Kita xy machen musste. Naja, wie immer ein bisschen.“ Und wir lachen kurz und sie erzählt aus ihrem stressigen Alltag. Ja, das ist ein Alltag. Ein stressiger Alltag. Ich bemühe mich, die vielen Dinge auf meiner Liste abzuarbeiten, aber jede Woche bleibt etwas übrig. Und das, obwohl ich das Glück habe, dass wir unsere Aufgaben in der Familie gerecht aufteilen und auch die Kinder in die Hausarbeit eingebunden werden. Aber selbst vier Hände scheinen oft nicht zu reichen für all die Dinge, die erledigt werden wollen. Und für all die Gefühle, die begleitet werden möchten. Und mir geht es dabei noch viel besser als vielen anderen Müttern, die in einer weniger privilegierten Position sind, die vielleicht keine Partner*in haben, die Aufgaben erledigt. Ich habe den Stress in mein Alltagsbild übernommen, aber gut ist das nicht.

Stress begleitet uns, er ist ein Symptom unserer Überlastung, das sich auf unseren Alltag auswirkt: Durch Stress können wir weniger feinfühlig reagieren, wir neigen eher zu negativem Erziehungsverhalten. Wir können nicht mehr gut abwägen und vorausschauend planen, weil unser Gehirn dazu einfach nicht mehr in der Lage ist. Wir sind überreizt und in Daueralarmbereitschaft, weshalb schon kleine Dinge unser persönliches Gefühlsfass zum Überlaufen bringen. Stress stört unsere Beziehungen. In stressigen Zeiten fällt es mir viel schwerer, mit meinen Kindern auf Augenhöhe zu kommunizieren, ruhig ihren Geschichten zuzuhören und mir die Zeit zu nehmen, die wir füreinander brauchen. An stressigen Tagen neige ich viel mehr dazu zu sagen „Mach Dich jetzt endlich fertig, wir müssen los!“ als die Selbständigkeit meines Kindes zu sehen und beachten zu können.

Und dennoch schient es so, als würde er dazu gehören zum Eltern- und ganz besonders Muttersein. Wir kultivieren ihn ein wenig mit unseren Ansprüchen, mit unseren Aussagen und der Erwartung an uns selbst. Wir relativieren unsere Erschöpfung, unsere Müdigkeit, unsere Überarbeitung: Was Mutti nicht alles tut für uns! Wir Mütter sind Supermütter bei dem, was wir alles stemmen! Diese Sätze sind keine Beschreibung, sie sind eine Glorifizierung der Überlastung, die wir haben.

Stopp jetzt

Aber was wäre, wenn wir einfach wirklich ehrlich sagen: Das ist gar nicht toll. Unser Kinder sind toll, wir lieben sie, aber die Rahmenbedingungen sind wirklich nicht super. Es ist zu viel, was da auf einzelnen Schultern lastet. Es ist zu viel bei zu wenig Unterstützung von allen Seiten. Wir brauchen keinen Dank dafür, dass wir alles so super toll hinbekommen, weil viele von uns wegen all dieser Aufgaben erschöpft sind.

Wir brauchen nicht Dank, sondern mehr Unterstützung. Aber vor allem sollten wir zunächst aufhören, den Stress, den wir haben, zu relativieren und zu glorifizieren indem wir erklären, wie toll die Mütter sind, weil sie alles wuppen. Sie wuppen das alles – bis sie müde umfallen – weil sie es müssen. Nicht, weil wir als Frauen und Mütter dazu besonders gut geeignet wären. Nicht, weil es ein Mama-Gen geben würde, das uns viel belastbarer machen würde oder durch das wir alles besser koordinieren könnten. Wir machen das, weil es von uns erwartet wird, weil wir selber schon annehmen, dass wir das leisten müssen. Weil wir uns selbst in Frage stellen, wenn wir das alles nicht schaffen – weil alle anderen das doch anscheinend auch können. Weil doch alle anderen Moms auch grandios sind und nur wir etwa nicht? Weil wir doch auch mithalten können müssen. Aber die Wahrheit ist: Wir haben keine Superkräfte als Mütter, sondern sie werden uns abverlangt.

Deswegen wünsche ich mir ein bisschen weniger „Ach wie toll doch Mütter sind“ und ein bisschen mehr „Lasst uns mal hinsehen, warum Mütter so viel tun müssen“.

Eure

Das Wochenbett mit Geschwisterkindern

Das erste Wochenbett ist eine besondere Zeit des Kennenlernens und wird oft von den Wöchnerinnen – besonders noch in der Schwangerschaft – unterschätzt, um dann zu merken, wie gut eine Zeit der Ruhe und des Ankommens im neuen Familienleben tut. Was aber, wenn nun schon ein Kind da ist, das auch umsorgt werden will, das die Bedürfnisse noch nicht hinten anstellen kann? Wie kann ein Wochenbett mit Geschwisterkindern gestaltet sein?

Das Wochenbett ist wichtig!

Auch beim zweiten, dritten,… Kind ist das Wochenbett eine wichtige Zeit der Erholung nach der Geburt und ebenso eine Zeit des Kennenlernens. Gerade mit mehreren Kindern ist gut, sich Ruhe zu gönnen, weil viele Gebärende viel zu schnell in den Alltag übergehen und dabei die eigenen Kräfte überschreiten ohne es zunächst zu bemerken. Aber der Körper freut sich darüber, nach der Geburt ein wenig Ruhe zu bekommen und auch die Umstellung von einem Kind auf zwei Kinder ist oft gar nicht so einfach. Auch das Baby will nach der Geburt erst einmal im neuen Leben ankommen.

Gerade jetzt braucht es Unterstützung

Sehr schnell kann man in die Falle tappen: Hab ich ja alles schon einmal gemacht, das wird schon klappen. Aber gerade jetzt braucht es Hilfe und Unterstützung durch andere. Wie auch beim ersten Wochenbett ist es wunderbar, wenn Menschen sich einbringen und Essen und Einkäufe bringen, vorkochen, Wäsche waschen, mal kurz staubsaugen oder fegen. – Alles im Sinne der Unterstützung der Familie und nach ihren Bedürfnissen.

Neu im Wochenbett mit Geschwistern ist aber Zeit für das große Geschwisterkind. Denn wenn die Gebärende noch erschöpft ist von der Geburt oder Umstellung, möchte das größere Geschwisterkind ja dennoch umsorgt werden. Hier braucht es neben dem anderen Elternteil auch Freunde und Familie, die Aktivitäten mit dem Kind einplanen. Nicht im Sinne von: „Hauptsache das Kind ist weg“, sondern vielleicht auch Aktivitäten, die dem Kind zeigen, dass es ganz besonders gesehen wird: Ausflüge zu Lieblingsorten, Besuch des Lieblingsspielplatzes, vielleicht sogar ein Kinobesuch zu einem Wunschfilm. So bekommt das Kind gleichzeitig vermittelt: Deine Wünsche sind weiterhin auch wichtig, du wirst gesehen.

Sehr wichtig aber ist, dass die Person, die sich bisher hauptsächlich um das größere Kind gekümmert hat, auch ganz exklusive Zeit mit diesem hat und das Kind erfährt, dass es weiterhin wichtig, sicher und geliebt ist. Gerade für Kinder, die bislang hauptsächlich von dem nun im Wochenbett liegenden Elternteil betreut wurden, kann der Wechsel zur anderen Bezugsperson schwer sein – auch wenn sie eigentlich eine gute Beziehung zueinander haben. Viele Kinder bilden in Kleinfamilien eine Bindungshierarchie aus und fordern dann den immer umsorgenden Elternteil auch dann ein, wenn der andere Elternteil anwesend und verfügbar ist. Das erschwert eine plötzliche Umstellung für alle.

Geht das Kind sonst in den Kindergarten, spricht nichts dagegen, das auch weiterhin so zu machen, wie Hebamme Anja Gaca hier beschreibt: Gleichbleibende Abläufe, Freunde und schöne Erlebnisse tun auch in dieser Zeit gut.

Wenn niemand da ist

Und wenn gerade niemand da ist und das größere Geschwisterkind beschäftigt werden will, es aber gerade nicht geht? Praktisch sind vorbereitete Wochenbett- oder Stillkörbchen für die größeren Geschwister. Hinein kommt, was dem Kind Freude macht und was es über einen längeren Zeitraum beschäftigt: Aufkleberhefte, Perlen zum Auffädeln, Knete, Hörspiel und Co. Und auch Fernseher, Pad oder Videos können im Wochenbett ihren Raum haben, wenn es darum geht, kurzfristig Entspannung zu finden. Gerade jetzt ist es wichtig, Stress zu reduzieren, denn Stress lässt uns weniger feinfühlig Bedürfnisse wahrnehmen und führt zu negativem Erziehungsverhalten. Daher: Lieber mit dem Kind eine Kinderserie sehen, als das Kind anzuschimpfen, weil man sich ausruhen möchte. Und nach dem Wochenbett gibt es wieder mehr Zeit für die anderen Beschäftigungen draußen – so bleibt langfristig alles in Balance.

Unterstützung am Abend

Besonders die Abende können anfangs leicht zum Problem werden, wenn das Baby Zuwendung braucht und das ältere Geschwisterkind beim Einschlafen begleitet werden will. Es ist eine Zeit der Veränderung und dem großen Geschwisterkind tut es gut, wenn es auch einige Konstanten hat. Daher: Sofern möglich, sollte das große Geschwisterkind wie gewohnt begleitet werden und das Baby kommt zum anderen Elternteil für diese Zeit. Oft sind es die Mütter, die zuvor die nun „großen“ Kinder ins Bett gebracht haben und daher auch jetzt gewünscht sind. Keine Sorge: das Baby ist auch beim anderen Elternteil gut versorgt und kann gerade am Anfang auch eine Gewöhnung aufbauen daran, eben vom anderen Elter abends begleitet zu werden. Hilfreich ist dabei oft eine Tragehilfe, in der das Baby getragen wird. Bei gutem Wetter ist so auch ein schöner Abendspaziergang mit Baby möglich, während das andere Kind in den Schlaf findet. Gibt es nur einen Elternteil oder ist nur einer abends anwesend, können vielleicht auch Freunde oder weitere Familie am Abend unterstützen.

Einbeziehen im Alltag

Außerhalb von besonderen Aktivitäten und Kindergarten geht zu Hause natürlich auch der Alltag los. Das neue Baby zeigt auch, wie groß das andere Geschwisterkind nun schon ist im Vergleich. Viele Eltern berichten, dass es ihnen schwer fällt, beiden Kindern gleichermaßen gerecht zu werden. Die gute Nachricht ist: Das muss auch niemand, denn die Kinder können unterschiedlich behandelt werden, weil sie ja auch unterschiedlich alt sind. Ein neues Geschwisterkind zu bekommen, kann dem größeren Kind auch die Chance für mehr Freiräume geben und mehr Selbständigkeit. Es kann – je nach Alter – eingebunden werden in die Routinen rund ums Baby, kann beim Anziehen und Pflegen helfen. Und es hat die Möglichkeit, auch selber eigene Sachen zu machen, die es vielleicht zuvor nicht durfte.

Wirklich wichtig in dieser Zeit ist, den Stress heraus zu nehmen. Wie das gemacht wird, kann in verschiedenen Familien ganz unterschiedlich aussehen. Wichtig ist, sich nicht für als „unpädagogisch“ verschriene Wege wie das Fernsehen zu schämen, wenn sie wirklich für diese ersten Wochen einfach eine Hilfe sind, um im neuen Leben anzukommen.
Eure

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Ideen fürs Wochenende Mai #01

Woran denken wir im Mai? An Maikäfer, Maibaum, Maibutter, Maikranz. Und genau darum soll es auch am Wochenende gehen, denn mit dem Mai begrüßen wir die Frische, die Natur.

Einen Maikranz binden

Der Maikranz ist eine schöne Möglichkeit, den ganzen Monat von Anfang an zu feiern. Aus immergrünen Zweigen wird ein Kranz gebunden, der auf dem Tisch liegen kann oder aufgegangen wird. Er wird dekoriert mit schönen Kleinigkeiten aus der Natur und gebastelten Dingen. So bildet er den Monat ab und erinnert an die Dinge, die gemeinsam gemacht wurden. Hier bei Daniela gibt es auch einen Maikranz.

Salatöl mit Kräutern und Glitzer wird zu Zauberöl – damit schmeckt Salat noch viel besser

Kräuteröl mit ersten Kräutern

Was grünt schon im Garten? Bei uns sind die ersten Kräuter schon wieder zum Vorschein gekommen, allen voran wie immer die Minze, die sich langsam im ganzen Garten ausbreitet, aber auch Gundermann, Brennnessel, Frauenmantel und Schellkraut wurden schon gefunden. Ein paar Kräuter lassen sich schön in Öl einlegen. Auf dem Osterfest, auf dem wir kürzlich waren, gab es dazu noch eine ganz besonders schöne Anregung für die Kinder: Sie konnten dort ein eigenes, magisches Salatöl herstellen, in das nicht nur Kräuter kamen, sondern auch eine Prise Backglitzer, so dass das Öl ganz besonders schön funkelte.

Maikäfer zum Naschen

ich erinnere mich noch daran, wie viele Maikäfer ich in meiner eigenen Kindheit noch gefunden habe und dass mir meine Großmutter immer zum Maibeginn einen Schokoladenmaikäfer schenkte, den ich immer „Mistkäfer“ nannte als Kleinkind. In Berlin finden unsere Kinder nur selten Mai- oder später Junikäfer, auf dem Land noch öfter.

Leckere kleine Süßigkeitenhappen in Form von Maikäfern lassen sich aber auch schnell selber machen: Eine Dattel, die in geschmolzene Schokolade gegeben wird, wird mit zwei Mandeln zum Maikäfer – ein leckeres kleines Sonntagssüß für das erste Wochenende im Mai.

Ansonsten kommt natürlich jetzt gerade Rhabarber auf den Tisch in Form von Kompott oder als leckerer Kuchen.

Und was habt Ihr vor?
Eure

Schlafbedürfnisse – aus Elternsicht

Da liegt also das kleine Baby, so lieb und kuschlig in den Armen und schläft. Endlich. Die kleinen Augen sind geschlossen, der Atem geht ruhig. Und mit diesem langsamen Atem werden auch wir müde. Endlich. Aber das Baby will nicht abgelegt werden, wacht wieder auf bei jeder Bewegung. Und so tragen wir weiter trotz der Müdigkeit. Elternschlaf ist nicht einfach zu finden. Nicht am Anfang und auch nicht später, wenn das Baby Zähne bekommt oder Kleinkind nachts aufwacht, wenn es vom Nachtschreck geweckt wird und schreit. Auch in Krankheitsnächten, bei Veränderungen wird der Schlaf gestört und schließlich sitzen wir nachts wach und warten auf unsere großen Kinder, wenn sie die ersten Male nachts ausgehen. Als Eltern ist es nicht so einfach mit dem Schlaf.

Nicht schlafen – gehört doch dazu, oder?

Wir lesen es überall, hören es überall: „Schlaf wird überbewertet“ heißt es so oft aus Elternmündern. Aber stimmt das wirklich? Wir erklären Eltern so bereitwillig, dass Schlafentzug eben zum Kinderhaben dazu gehört und wir uns daran gewöhnen müssten. Aber vielleicht machen wir einen Denkfehler? Vielleicht haben wir uns daran gewöhnt, dass wir zu wenig Schlaf bekommen, dass wir müde sind, weil es anders nicht in unseren überfüllten Alltag passt. Aber vielleicht ist der Schlafentzug doch gar nicht so normal und richtig, wie wir annehmen.

Auswirkungen von Schlafmangel

Wir wissen es alle: Wenn wir nicht schlafen, sind wir müde. Aber das ist eben nicht alles, was der Schlafmangel mit uns macht. Und gerade in Hinblick auf das Zusammenleben mit Kindern ist es wichtig, dass wir den Schlafmangel einmal genauer ansehen: Schlafmangel wirkt sich nämlich auch auf unsere Beziehungen und unseren Umgang miteinander aus. Schlafen wir zu wenig, wirkt sich das in unserem Gehirn auf den Bereich aus, der uns die Absichten und Handlungen anderer Menschen verstehen lässt. Wir können uns weniger gut in unser Gegenüber hinein versetzen. Gerade das aber ist im Familienalltag mit Baby oder Kleinkind besonders wichtig: Um feinfühlig reagieren zu können, müssen wir Signale interpretieren und dann darauf reagieren. Das stärkt die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Schlafmangel führt im Gegenteil eher dazu, dass wir uns zurück ziehen.

Wir können dadurch auch eine gereiztere Grundstimmung haben, weil das Gefühlszentrum im Gehirn durch den Schlafmangel überreagiert. Wir sind gestresst, genervt, schimpfen eher, sind verärgert. Und gerade das ist etwas, was das Zusammenleben mit Kindern sehr schwierig macht. Wir reden immer davon, dass wir weniger schimpfen und entspannter reagieren wollen im Alltag mit unseren Kindern. Dafür ist es wichtig, dass wir unsere Grundbedürfnisse wie das Schlafbedürfnis erfüllen. Schlafmangel ist ein Nährboden für negative Interaktionen und Überforderung im Familienalltag, genauso wie Stress.

Manchmal kann der Schlafmangel auch wirklich gefährlich werden: Denn durch den Schlafmangel sind wir unkonzentrierter und unsere Reaktionsfähigkeit sinkt. – Auch dies sind Faktoren, die im Leben mit Baby und Kleinkind wichtig sind. Wenn wir vollkommen übermüdet sind und einschlafen, können wir zudem in einen so tiefen Schlaf sinken, dass wir nicht merken, dass wir uns im Schlaf auf das Baby rollen, denn starker Schlafentzug wirkt wie Alkohol. – Das Familienbett ist also bei sehr starkem Schlafentzug keine gute Idee. Besser ist das Baby dann im Babybalkon aufgehoben oder im Bett neben dem Elternbett.

Was tun gegen Schlafmangel?

Insbesondere Mütter leiden unter dem Schlafmangel – und zwar über viele Jahre hinweg. Das liegt nicht nur daran, dass sie das Baby nachts stillen oder füttern, sondern insgesamt an einer ungleichen Verteilungen von Aufgaben und zu wenig Selbstfürsorge. Für ein wenig Abhilfe vom Schlafmangel sorgt der so genannte „Ammenschlaf„: Schlafen Mutter und Baby beieinander, gleichen sich die Schlafzyklen an. Erwacht das Baby, werden wir deswegen nicht direkt aus dem Tiefschlaf gerissen, sondern aus der REM-Schlafphase. Können das Baby direkt im Bett versorgt werden (mit Nähe, Zuwendung oder Nahrung), müssen Eltern nicht aufstehen, wonach das Einschlafen oft noch schwerer fällt und die Schlafdauer kürzer wird. Es kann also durchaus helfen, dass Eltern und Kinder beieinander schlafen (wichtig dabei: auf eine sichere Schlafumgebung achten, um dem Plötzlichen Kindstod vorzubeugen).

Wichtig ist, dass (sofern vorhanden) beide Elternteile ausreichend Schlaf bekommen. Nicht nur der eventuell erwerbstätige Elternteil muss für den Alltag und die Arbeit ausgeruht sein, sondern auch der Elternteil, der den Tag mit dem Kind verbringt. Es ist daher wichtig, gemeinsam langfristig einen Plan zu entwickeln, wie der Schlaf für Eltern sichergestellt werden kann. Einige teilen die Nächte auf, andere achten auf Möglichkeiten des Schlafes am Tag, so dass ein Elternteil schlafen kann. Besonders schwierig ist es natürlich da, wo ein Elternteil zum Abwechseln fehlt. Hier braucht es Unterstützungsangebote, die tagsüber ein wenig Nachholschlaf ermöglichen.

Viele Eltern tappen allerdings auch in die Aufräumen-Falle: Wenn das Baby schläft oder gerade mit jemand anderem spazieren geht, wird lieber schnell hier aufgeräumt, noch eben die Wäsche erledigt oder das Bad geputzt. Das Ausruhen wird dabei ganz vergessen. Für einen entspannten Alltag sind die Ruhepausen – gerade in Hinblick auf die Beziehung – aber besonders wichtig, wie wir gesehen haben.

Was Eltern also wirklich brauchen: Schlaf. Und Möglichkeit, wie sie diesen Schlaf finden, denn dass Babys und Kinder nachts nicht durchschlafen, ist normal. Daran können – und sollten wir (durch so genannte „Schlaflernprogramme“) nichts ändern. Woran wir aber etwas ändern können und sollten sind die Anforderungen an Elternschaft (perfekt aufgeräumte Wohnungen neben dem Kinderumsorgen und andere Verpflichtungen, die vom Schlaf abhalten) und die Unterstützung für Eltern, dass sie gleichberechtigt Schlaf finden können.

Eure