Manchmal ist das Leben mit Kindern nicht einfach. Besonders dann nicht, wenn es schwierige Situationen gibt und wir reagieren, wie wir eigentlich nicht reagieren wollen. Wenn wir Dinge sagen, die wir nicht sagen wollten, wenn Stimmen in uns hoch kommen, die scheinbar nicht uns gehören sondern Generationen vor uns geprägt und in unseren Köpfen konserviert wurden. In solchen Momenten ist das Elternsein oft besonders schwer. Schwer ist es auch dann, wenn wir erschöpft sind, müde, ausgezehrt von einem viel weinenden Baby oder den immer wieder aufkommenden Wutsituationen eines Kleinkindes oder Konfliktsituationen mit größeren Kindern. Manchmal ist es einfach zu viel. Und zwar im wortwörtlichen Sinne: Es ist zu viel, was da an vielen Dingen auf unseren Schultern allein lastet. Wir können nicht all das allein tragen, was uns Eltern heute in dieser Zeit aufgelastet wird.
Und bei allen guten Tipps, bei allen Ideen wie „ruhig bleiben und rückwärts von 10 bis 0 zählen“, „kurz das Zimmer verlassen, ein Armband am Handgelenk zupfen – manchmal hilft uns das nicht. Manchmal hilft es nur, sich wirklich zurückziehen zu können und einen anderen Menschen die Arbeit übernehmen zu lassen, die wir gerade selbst nicht tragen können. Das ist kein Zeichen von Schwäche, kein Zeichen von versagen. Dieses Kinderumsorgen, dazu gehören mehrere und das aus gutem Grund.
Ergänzen statt Allroundtalent
Wir müssen nicht alles können und nicht jede Situation gleich gut begleiten. Eine viel größere Hilfe, als von sich selbst zu verlangen, alles zu können, ist es, zu wissen, was ich nicht kann und Alternativen zu suchen. Vielleicht kann ich gut das Weinen meiner Kinder begleiten, nehme sie, halte sie und tröste sie. Was ich vielleicht weniger gut kann, ist das Begleiten von starken Wutausbrüchen. Je nachdem, welche eigenen Erfahrungen wir gemacht haben, haben wir vielleicht mit dem ein oder anderen Thema Schwierigkeiten. Dazu kommt, dass unser voller Alltag, der Stress unserer Zeit es uns manchmal schwer macht, gut auf die Signale und Bedürfnissen von Kindern einzugehen. Es fehlen uns tatsächlich weitere Hände, weitere Menschen, die auch begleiten. Menschen, die uns die Themen abnehmen können, die uns selbst schwer fallen oder die uns den Freiraum geben, damit wir uns überhaupt erst einmal konzentrieren können auf das, was gerade ansteht.
Ablösen, wenn Kräfte zu Ende sind
Und manchmal geht auch in einer Situation, die wir eigentlich gut gestalten können, die Kraft zu Ende. Manchmal sind Wein- oder Wutphasen lang – zu lang, um sie allein gut begleiten zu können. Irgendwann kann Verzweiflung oder eigene Wut auftauchen. Auch das ist normal. Und dann tut es gut, sich abzulösen. Manchmal ist dieses Ablösen eine gute Hilfe und bringt auch einen Gefühlsumschwung beim Kind, manchmal wird das Kind davon extra sauer, aber wird dennoch weiter umsorgt von einer Bindungsperson.
Wer ein viel weinendes Baby einen halben Tag trägt, ist erschöpft und müde. Wer an einem Gefühlsgewittertag ein Kind von einer Wutsituation zur nächsten begleitet, ist erschöpft. Es tut gut, sich zurück zu ziehen und Aufgaben abzugeben. Um dann auch wieder Kraft zu haben für andere Situationen. Wir sind nicht schlechte Eltern, wenn wir keine Kraft mehr haben. Wir können in schwierige Situationen kommen, wenn wir beständig unsere eigenen Kräfte überfordern und von uns und unserem Verhalten zu viel verlangen.
Sich gegenseitig stärken
Besprechen: Was kann ich gut, was fällt mir schwer?
Zeichen vereinbaren, wann Hilfe benötigt wird/gewünscht ist.
Anerkennen, dass nicht jede/r alles können muss.
Klare Absprachen treffen für gegenseitige Unterstützung.
Fähigkeiten der/s anderen wertschätzen.
Rituale finden, um sich gegenseitig Kraft zu geben durch Paarzeiten, Massage, abendliche Gespräche.
Die Probleme der/s anderen anerkennen
Und selbst dann, wenn an einem Tag keine Möglichkeiten da waren, um sich abzulösen, um sich auszutauschen, tut es gut, die Probleme des Tages aussprechen zu können am Abend. Sich hin zu setzen und zu sagen, was schwerfiel und warum. Und dabei auf offene Ohren und Verständnis zu stoßen. Auf ein: „Das klingt sehr anstrengend.“, „Das hat dich sicher viel Energie gekostet“ oder ein „Komm, ich massiere dir die Schulter, wenn du so viel tragen musstest.“ Dieses Erziehungsding ist nämlich keine Einbahnstraße, wir sind nicht allein unterwegs, sondern zusammen. Und es kommt drauf an, sich gegenseitig zu stützen und zu bestärken in den Dingen, die wir jeweils gut können.
Eure
Zusatz:
Dieser Artikel bezieht sich besonders auf Elternpaare. Alleinerziehende Eltern haben oft eine besonders große Last zu tragen, da sie nicht nur für den Alltag allein zuständig sind, sondern eben auch für die Begleitung von Gefühlen. Einige Familien mit getrennt lebenden Eltern stützen sich dennoch gegenseitig und sind in einem guten Austausch. Andere Alleinerziehende können davon profitieren, wenn. sie von sonstiger Familie und Freunden unterstützt werden. All die Gefühl im Alltag mit Kind zu tragen, ist anstrengend. Besonders, wenn wir sie allein tragen müssen. Netzwerke sind wichtig. Und ebenso wichtig ist es, sich als Netz mit anzubieten, wenn wir Freund*innen haben, die allein mit ihren Kindern sind.Es kostet Kraft, um Hilfe zu bitten. Hilfe von sich aus anzubieten oder einfach bewusst zu helfen, ist leichter.