In diesem Jahr ist vieles anders als in anderen Jahren. Ganz besonders trifft das auch auf unsere Kinder zu und das Familienleben allgemein: den Umgang, Alltagsrituale, Feiertage. Kindergeburtstage mussten anders gefeiert werden, Einschulungen und Abschiede im Kindergarten. Und unsere Kinder waren vor große Herausforderungen gestellt in Hinblick auf ihre Kooperationsfähigkeiten – und damit auch wir Eltern, die das begleiten und auffangen mussten und müssen.
Mit Familien über das andere Weihnachtsfest sprechen
Nun steht in vielen Familien das Weihnachtsfest bevor und auch dieses wird in diesem Jahr in vielen Familien anders aussehen müssen als zuvor. Vielleicht ist es noch schwierig, alle Familienmitglieder zu überzeugen und zu erklären, warum in diesem Jahr in so kleinen Gruppen wie möglich gefeiert werden sollte. Vielleicht gibt es Familienmitglieder mit anderen Ansichten, mit anderen Wünschen. Natürlich wollen wir gerade jetzt niemanden verärgern oder enttäuschen, aber gerade jetzt müssen wir gleichzeitig auch Verantwortung übernehmen gegenüber unserer Gesundheit, der körperlichen Gesundheit der Kinder, ihrer psychischen Gesundheit im Falle von Erkrankungen von nahestehenden Personen und gegenüber der Gesundheit aller anderen Personen.
So schwer es deswegen auch fallen mag und so sehr wir auch bedauern, die in anderen Haushalten lebenden Familienmitglieder nicht alle sehen zu können (gerade bei älteren Familienmitgliedern), müssen wir nun richtige, sinnvolle und verantwortungsvolle Entscheidungen treffen. Vielleicht werden wir Menschen, die anderer Meinung sind, nicht überzeugen können von den Tatsachen. Aber wir können auch sie durch unser Handeln innerhalb unserer Möglichkeiten mit schützen und Verantwortung tragen. Und wir können Alternativen anbieten für ein etwas anderes Fest:
Ein Feier-Paket versenden
Wir sind räumlich voneinander getrennt, aber wir können das Gefühl von Gemeinsamkeit herstellen durch etwas, das uns verbindet. Wie wäre es, sich dazu zu verabreden, ganz ähnliche Dinge auf den Tisch zu bringen, zu essen, anzusehen? In kleinen Feier-Paketen für die Lieben um uns können wir Dinge versenden, sie wir alle zusammen auf den Tisch bringen: Jeder Haushalt, der sonst zur Feier gekommen wäre, bekommt ein kleines Paket von jedem anderen Haushalt: Eine Familie versendet Kekse für alle, die andere hat vielleicht schöne Serviettenhalter gebastelt, die nächste verschickt Kerzen. So sitzen wir an verschiedenen Orten und es gibt dennoch verbindende Elemente – und wir haben zugleich vielleicht etwas weniger selbst zu organisieren.
Gemeinsame Bescherung aus der Ferne
Glücklicherweise verfügen viele Familien über Medien, mit denen Videotelefonate möglich sind und auch viele Großeltern besitzen bereits Smartphones. Auch wenn wir nicht gemeinsam an einem Tisch sitzen können, können wir andere Familienmitglieder über entsprechende Geräte an den Tisch setzen: Nicht zu einem klar umgrenzten Telefonat, sondern vielleicht sogar direkt dazu über das ganze Essen hinweg, so dass die ganze Atmosphäre des Abends übertragen wird.
Ein Weihnachts-Fotoalbum
Ist eine Zusammenkunft per Videotelefonat nicht möglich oder gewollt, können wir mit Fotos die Stimmung am Festtag einfangen und später kleine Fotohefte erstellen, die wir versenden, so dass zumindest später ein wenig Erinnerung und Gefühl in Bildern geteilt werden kann. Und die Verwandten, die vielleicht nicht bei der Vergabe der eigenen Geschenke dabei sein konnten, sehen, wie die Kinder sie empfangen haben.
Türklinkengeschenke
Auch wenn wir uns nicht direkt treffen können, denken wir aneinander. Und dieses Aneinanderdenken ist gerade jetzt für viele Menschen sehr wichtig. Nicht nur die Verwandten, sondern vielleicht auch die älteren Menschen, die mit im Haus wohnen oder in der Straße und von denen man weiß, dass sie vielleicht allein feiern müssen. Denken wir auch an diese Menschen und hängen wir ihnen gerade in diesem Jahr eine kleine Freude an die Tür: einen lieben Gruß, ein paar Kekse, eine Bastelei der Kinder. Gerade in diesem Jahr ist es wichtig, niemandem aus dem Herzen zu verlieren, wenn wir uns schon nicht unter mehreren Augen sehen können.
Auch Stadtmission, Notunterkünfte und andere Vereine freuen sich oft besonders auch in diesem Jahr über (finanzielle) Unterstützung und/oder andere Spenden (jeweils vorher nachfragen, was gebraucht wird), denn auch dort trifft die aktuelle Situation Menschen besonders schwer.
Einen Weihnachtsstern ans Fenster hängen
Wer erinnert sich noch an die Regenbögen aus dem Frühjahr, die die Fensterscheiben zierten? Zu Weihnachten können wir auch kleine Grußbotschaften mit Kreidestiften an die Fensterscheiben schreiben oder anderweitig hübsch dekorieren und zeigen: Wir sind zwar an verschiedenen Orten, aber wir denken an die anderen Menschen da draußen.
Habt Ihr noch mehr Ideen für ein Fest auf Distanz? Dann teilt sie gerne hier.
Eure
Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.
Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de
Foto: Ronja Jung für geborgenwachsen.de