Kategorie: Buchvorstellung

Kinderbücher aus Indien

Eine Kindheit ohne Bilderbücher? Unvorstellbar für mich. Schöne, gut illustrierte Kinderbücher sind in Indien allerdings gar nicht so leicht zu finden. Die Auswahl ist geringer, und gerade auch Geschichten indischer Autorinnen und Autoren sind eher rar. Gleichzeitig ist die Bedeutung, die ich Büchern beimesse, auch eine kulturelle Prägung. Ich kenne es eben so aus Deutschland. Dabei gibt es nach wie vor sehr viele Kinder auf dieser Welt, die mit wenigen oder keinen Büchern aufwachsen.

Und es gibt ja  auch andere Möglichkeiten, Geschichten mit Kinder zu teilen! Von unserer Nachbarsfamilie weiß ich, dass weniger vorgelesen, als erzählt wird: Dort erzählt der Papa abends die  Mahabharata, ein indisches Epos, zu dem auch die berühmte Weisheitsschrift Bhagavadgita gehört. 

Und es gibt sie doch auch hier, die wunderbaren Kinderbücher! Beim Verlag Tara Books habe ich eine ganze Reihe außergewöhnlicher Funde gemacht, von denen ich eine kleine Auswahl vorstellen möchte. Einige der Bücher gibt es sogar auch auf deutsch, denn der Tara Verlag ist weit über die Grenzen Indiens hinaus bekannt und beliebt. Auch die Herstellung der Bücher ist bemerkenswert: Die Illustrationen und Geschichten stammen teilweise von Künstlerinnen und Künstlern aus dem ländlichen Indien, deren Kunst sonst kaum über ihre Dörfer hinaus wahrgenommen wird. Gedruckt werden viele der Bücher in der hauseigenen Siebdruckwerkstatt.

In einem indischen Dorf

So sehr Indiens Städte boomen und modernisiert werden – das traditionelle Leben auf dem Dorf ist nach wie vor noch sehr verbreitet. Davon wird in diesem Buch erzählt. Hier gibt es soviel zu entdecken, dass man sich an Wimmelbücher erinnert fühlt. Jede Seite ist von einem kurzen erklärenden Text begleitet, der einen kindgerechten Einblick in indische Lebensweisen auf dem Dorf bietet. Ein spannender Einblick in eine ganz andere Lebenswelt. Gemalt ist dieses Buch, das sich Seite um Seite der Länge nach ausklappen lässt, im Malstil der bengalischen Patua. Von Rohima Chitrakar und V. Geetha. Ab 6 Jahre.

Sun and Moon

Dieses Buch enthält Erzählungen und Bilder von Sonne und Mond, gemalt in verschiedenen kunsthandwerklichen Traditionen von Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen Regionen Indiens. Erhältlich ist das Buch zwar nur auf English, doch der Text beträgt nur wenige Zeilen und ist leicht zu übersetzen. Die Bilder sind wunderbar anzusehen, wie eine Meditation für Kinder und Erwachsene über die natürlichen Rhythmen, in die unser Leben eingebettet ist: „The sun gives birth to life and the moon gives rise to time“. Lesealter: 6-9 Jahre. 

Wasser 

Dieses Buch berührt mich sehr, weil es ein wirklich großes Problem aufgreift. Sauberes Wasser gehört in Indien zu den kostbarsten Dingen überhaupt. Viele Menschen habe keinen Zugang dazu. In der Zukunft wird sich die Lage durch Klimawandel und hohen Wasserverbrauch weiter verschlimmern. Kein Thema für ein Kinderbuch? Tara Books hat es gewagt. 

In diesem Buch erzählt eine indische Künstlerin aus dem Stamm der Gond vom Leben auf ihrem Dorf. Von den wachsenden Schwierigkeiten, dort Wasser zu finden. Von der „Gier“ der Stadt, dem enormen Ressourcenverbrauch, der mit dem Leben dort einhergeht. Eingebettet in ihre Erzählung ist eine Fabel ihres Stammes über den Umgang mit Wasser. Darin geht es um die Grenzen der natürlichen Ressourcen, die wir respektieren müssen. Und darum, was geschieht, wenn wir das nicht tun. Es geht auch um die Ungerechtigkeit, dass für die Verschwendungssucht der Reichen die ohnehin schon Armen bezahlen müssen.

„Was kann ich tun, um die Leute dazu zu bringen, ihre Seite der Abmachung mit der Natur einzuhalten? Alles, was ich anzubieten habe ist…die Geschichte der Schwestern und den See.“ Dieses Buch gibt Menschen eine Stimme. Es erlaubt uns die Sichtweise der Menschen auf dem Dorf nachzuvollziehen. So können wir uns dem schwierigen Thema im Gespräch mit Kindern nähern. Wir können gemeinsam darüber nachzudenken, wie wir mit Ressourcen umgehen und welche Konsequenzen das hat für andere. Sowohl Text und Thematik sind für ältere Kinder (ab 12), die Illustrationen aber sind auch für sich wunderbar zu betrachten und machen das Buch für alle Altersgruppen interessant. Von Subhash Vyam.

Ein indischer Strand

TaraBooks arbeitet nicht nur mit indischen Künstlerinnen und Künstlern, sondern mit Menschen aus aller Welt zusammen: Dieses Buch von einer Französin gestaltet, die einige Tage in Chennai am Meer verbrachte und dort verwundert feststellte, wie sehr sich ein Strand in Indien von einem in Europa unterscheidet. Wie das Leben am Strand aussieht, zeigt dieses Buch. Die Illustratorin fertigte zunächst Skizzen an, die sie dann in Linoldrucke übertrug. So entstanden schwarz-weiß-Bilder, die das lebendige Treiben am Wasser zeigen, bei Tag und bei Nacht. Das Buch ist voller kleiner Geschichten, aber ohne Text. Es hat jedoch Platz, um eigenen Text einzufügen oder die Bilder auszumalen. Das Buch ist so gestaltet, dass es aufgeklappt werden kann, aufgestellt wie ein Panorama oder wie ein Stern, oder auch ganz normal gelesen. Lesealter: 4-8 Jahre. Von Joëlle Jolivet.

Klopf! Klopf! 

Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein kleines Mädchen vermisst seinen Teddybär und macht sich auf die Suche. Alle Stockwerke des Hauses klappert es ab und entdeckt dabei ganz verschiedene Welten, Menschen und wundersame Dinge. Die Gestaltung des Buches stellt den Inhalt auf wunderbare Weise nach: Zimmer für Zimmer und Stockwerk für Stockwerk entfaltet sich das Haus, bis es in ganzer Größe vor uns liegt. Das Buch ist eine Anregung, Geschichten auf Papier auch anders zu erzählen und eine schöne Inspiration, mit älteren Kindern auch mal selbst Bücher zu basteln. Lesealter: 5-6 Jahre. Von Kaori Takahashi.

Wir werden mit unseren Kindern nicht mehr guten Gewissens kreuz und quer durch die Welt fliegen können. Aber wir können uns ein wenig Welt in die Kinderzimmer holen. Mit Büchern zum Beispiel. Denn eine Ahnung davon, wie Menschen anderswo leben, brauchen wir mehr denn je. 

Anka Falk hat einen Magister in Rhetorik und Pädagogik und ist Körperpsychotherapeutin, Coach und Dozentin. Von 2007-2017 arbeitete sie in Lehre und Forschung an einem experimentellen Design Institut in der Schweiz. Sie ist im Alter von 37 Jahren mit ihrem Mann nach Indien gegangen. Ihr Kind hat sie in Deutschland geboren, ist dann aber zurück gegangen nach Indien und berichtet von ihrem Alltag dort. Zudem bloggt sie auf ljuno.de und gibt einen Einblick in ihr Alltagsleben in Indien hier auf Instagram 

Die Bücher können im Online-Shop des Verlags (tarabooks.com) erworben werden. Sie werden nach Deutschland verschickt. Vielen Dank an Tara Books für die Bereitstellung von Rezensionsexemplaren. 

Kinderbücher zum Thema Umweltbewusstsein

Mit den #fridaysforfuture sehen wir, wie bewegt Kinder vom Umweltthema sind. Eine Studie zeigt nun, dass es den Kindern nicht – wie ihnen oft vorgeworfen wird – einfach nur um „schulfrei“ geht, sondern sie mit ihrem Protest wirklich etwas bewegen wollen und sich auch thematisch mit den Umweltthemen auseinander setzen. Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir uns mit Umwelt, Umweltverschmutzung und Nachhaltigkeit beschäftigen. Wir als Erwachsene, aber auch unsere Kinder.

Wie aber kann dieses Thema kindgerecht aufgearbeitet werden ohne Kindern extreme Zukunftsängste aufzuladen oder die Verantwortung für das Wohlergehen fälschlicherweise auf den kleinen Schultern abzuladen? Spielerischer Umgang zum Thema Müll, Müllvermeidung und Ernährung ist ein Anfang. Aber auch Kinderbücher können für Eltern und Kinder ein guter und sanfter Einstieg sein. – Und diese gibt es schon für jedes Alter, wie diese kleine Auswahl zeigt:

Der Traum vom Wald

„Der Traum vom Wald“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) ist ein sanft und schön illustriertes Kinderbuch von Ayano Imai: Kinder ab drei Jahren können hier in die Geschichte eines kleinen Jungen eintauchen, der der Spur eines Hasen folgt, der mit einem Säckchen in die kahle Natur läuft, um dort die Samen aus dem Säckchen zu vergraben.Nach ihm kommen weitere Tiere und tun es ihm gleich. Der Junge schläft ein und erwacht in dem Wald, der daraus gewachsen ist und vielen Tieren ein Zuhause bietet. Als er auf dem kahlen Feld wieder aufwacht, beginnt er damit, selber Eicheln einzupflanzen für den Traum vom Wald. Ein wirklich schönes Kinderbuch, das ganz sanft zeigt, welch schöner Raum die Natur ist und wie wir uns mit kleinen Schritten einsetzen können, um ihr Gutes zu tun. Vielleicht gerade jetzt für den Frühling eine schöne Idee, um gemeinsam mit Kindern Blumenpflanzaktionen in der Stadt oder im Garten zu planen.

Hier sind wir: Anleitung zum Leben auf der Erde

Oliver Jeffers macht wunderschöne Kinderbücher. Man kann ihm auch auf Instagram folgen und erhält dort einen Einblick in seine Arbeit, die auch immer ein wenig mit einer politischen Aussage verbunden ist. Sein Buch „Hier sind wir: Anleitung zum Leben auf der Erde“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) ist für Kinder von 4 bis 6 Jahren ein schönes Buch, in dem die Vielfalt der Welt dargestellt wird: Wasser und Land, Berge und Tiefen, Städte und Natur, der menschliche Körper und die Vielfalt der Menschen. Alle angerissenen Themen des Lebens auf der Erde werden in einen Zusammenhang gestellt des Miteinanders („Groß sieht sie aus, unsere Erde. Aber wir sind ja auch viele, darum sei nett. es gibt genug für alle.“) und des sinnvollen und nachhaltigen Umgangs mit der Erde („Sie ist alles, was wir haben.“). Ein Buch, das sowohl vom Inhalt als auch durch die Zeichnungen besticht.

Manolito

Für die größeren Kinder ab 10 Jahren kann es dann etwas komplexer werden, wie in Friedrich Hechelmanns „Manolito“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel): Manolito ist ein elfenartiger Junge, der aus einem Labor flieht und sich aufmacht nach Aronia, um die Welt der Tiere zu retten, denn diese konnten bei den Menschen nicht überleben. In dem schön illustrierten Buch geht es hinter der Geschichte um Manolito eigentlich um die Zerstörung der Natur und um moderne Konsumkritik, dies aber in der Märchengeschichte verpackt ist und so zum Nachdenken und gemeinsamen Diskutieren anregt.

Meine Kuh will auch Spaß haben

Astrid Lindgren hat nicht nur die uns allen bekannten Kinderbücher geschrieben. „Meine Kuh will auch Spaß haben“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) ist ihr Buch für größere Teenager, das einen Artikel wiedergibt, den die weltbekannte Kinderbuchautorin zusammen mit einer Tierärztin für eine Tageszeitung geschrieben hat. Darin geht es um die Zustände in der Massentierhaltung und um Tierschutz. Auch wenn der Text bereits 1990 erschienen ist, ist er noch immer aktuell. In dieser neuen Auflage des Buches gibt es deswegen ein aktuelles Nachwort von Mitautoren Kristina Forslund, das auch noch einmal betont, dass es Astrid Lindgren nicht um Veganismus ging, sondern um einen anderen Umgang mit Tieren, Tierhaltung und Schlachtung und Veränderungen in der Politik.

Hierzu kann jeder seine persönliche Meinung haben, ob nun Fleisch heutzutage hier noch verzehrt werden muss oder nicht, aber das Buch führt schon einmal in die grundlegende Thematik ein. Es ist aber nichts für zarte Gemüter, denn es geht tatsächlich um die harten Fakten: „Wenn das Schwein betäubt und abgestochen und ausgeblutet ist, dann wirft man es in den Brühkessel. Da kann es passieren, dass es nicht ausreichend ausgeblutet ist, sondern in dem brühheißen Wasser wieder zum Leben erwacht und so lange verzweifelt herumschwirrt, bis es ertrinkt“ Daher als Empfehlung nur für die großen Kinder, die sich ohnehin aktuell mit Massentierhaltung auseinandersetzen (wie oft in Schulprojekten) oder für Erwachsene.

Kinderbuch: „Umweltschutz“ aus der Reihe Wieso? Weshalb? Warum?

Wieso? Weshalb? Warum? Umweltschutz

Wer richtig mit Informationen in das Thema Umweltschutz einsteigen möchte, kann das mit dem passenden Buch „Umweltschutz“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) aus der Wieso? Weshalb? Warum? Reihe von Ravensburger tun. Das Buch bietet für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren zahlreiche Informationen über den Klimawandel, Erderwärmung und ihre Auswirkungen, Plastik und Mikroplastik, Müll und viele andere Themen. Die Informationen sind dabei kindgerecht aufgearbeitet und stellen die Problemlage dar, ohne zu ängstigen. Die bunten Seiten sind dabei vielfältig gestaltet mit knappen Informationstafeln, Bildern, aber auch Interviews mit Experten und schließlich sogar einem Quiz, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu schätzen und Ideen, was jede*r im Alltag tun kann. Ein gutes Buch, um tiefer in das Thema einzusteigen, auch als Unterstützung für Schulprojekte.

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

* Transparenz:
Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die Geborgen Wachsen im Falle einer Bestellung eine Provision erhält, ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen. Wir empfehlen dennoch, den lokalen Buchhandel durch das Einkaufen vor Ort zu unterstützen. Viele Bücher gibt es darüber hinaus zum Ausleihen in den öffentlichen Bibliotheken. Hier kann beispielsweise nach Büchern in den Bibliotheken in Berlin-Brandenburg gesucht werden.
Die vorgestellten Bücher wurden auf Anfrage von den Verlagen als Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt.

Gute Nacht Geschichten für kleine und größere Kinder

Gute-Nacht-Geschichten sind wahrscheinlich neben Schlafliedern eines der häufigsten Rituale beim Zubettbringen von Kindern. Nach nun nahezu 10 Jahren Begleitung von Kindern in den Schlaf haben wir im Laufe der Jahre einige Bücher gelesen. Manche wurden von Kind zu Kind weiter getragen und können nun schon nahezu auswendig erzählt werden. Sie sind schon ein wenig abgegriffen und die größeren Kinder sagen manchmal: Ach nein, das kennen wir schon! Und setzen sich dann doch wieder dazu und hören der Geschichte zu, die sie schon so viele Male vorgelesen bekommen haben.

Gute Nacht, Gorilla

„Gute Nacht, Gorilla“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) ist eines unserer liebsten Gute-Nacht-Bücher, das wir schon seit der Kleinkindzeit des mittleren Sohns haben. Die Zootiere in diesem Bilderbuch wollen nicht allein im Zoo schlafen und so schleichen sie sich gemeinsam bei der abendlichen Runde des Zoowärters durch den Zoo hinter ihm her bis zu ihm nach Hause in sein Schlafzimmer. Leider verraten sie sich und werden von der Frau des Zoowärters wieder zurück gebracht. Aber der kleine Gorilla und die Maus finden trotzdem ihren Weg ins Zoowärterbett. Unbedingt beachten: den kleinen rosa Luftballon suchen und die Anzahl der Personen am Fenster des gelben Hauses zählen.

Gute Nacht kleiner Löwe Emil

„Gute Nacht kleiner Löwe Emil“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) ist ein ruhiges Buch zum Einschlafen: Überall auf der Welt schlafen die Tiere bereits: die Katzenkinder, die Bären, die Kamele, die Koalas, die Robben, die Wölfe – nur der kleine Löwe Emil in der Savanne kann nicht schlafen. Aber Mutterlöwe hat eine Idee: Zähl doch mal die Sterne – und schon schläft auch der kleine Löwe ein. Ein unaufgeregtes Buch in Reimform für müde Kinder.

Mama, ich kann nicht schlafen

„Mama, ich kann nicht schlafen“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) lese ich den Kindern gerne vor, weil ich den Humor des Buches einfach mag: Die Mutter versucht ihr Kind ins Bett zu bringen, das aber noch nicht müde ist. Deswegen erzählt sie dem Kind, was die müden Tiere so tun: dieLeoparden, die sich auf den Baum zum Schlafen legen, die Störche, die auf einem Bein schlafen, die Fische, die mit offenen Augen schlafen… Das Kind nimmt das alles sehr wörtlich und probiert die Schlafgewohnheiten der Tiere aus, um jedes Mal festzustellen, dass es nicht klappt so und die immer müder werdende Mutter erklärt immer wieder „Jeder schläft anders“ und berichtet wieder von einem anderen Tier. Ein Buch, das gute Laune macht bei der Einschlafbegleitung und daran erinnert: Überall sitzen müde Eltern, die versuchen, ihre Kinder ins Bett zu bringen.

Herr Untermbett

Angst vor Monstern unter dem Bett? Wenn diese Phase ansteht, ist das Gute-Nach-Buch „Herr Untermbett“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) genau richtig: Tim wollte gerade einschlafen, als auf einmal Herr Untermbett auftaucht, der gerne auch im Bett mitschleifen möchte. Weil dieser aber schnarcht, braucht Tim seine Ohrenschützer und findet bei der Suche auf einmal die Monster Knitterich und Knüllerich in der Schublade, die dann auch gerne zu ihm ins Bett wollen. Aber damit nicht genug: von überall her tauchen kleine Monster auf und wollen mit ins Bett – bis Tim schließlich auszieht. Ein Buch, um einen anderen Blick auf Monster unterm Bett zu bekommen.

Mia schläft woanders

Über „Mia schläft woanders“ (Amazon* | Buch 7* | Buchhandel) haben wir schon so viele Male gelacht mit den großen Kindern, die schon einmal woanders übernachtet haben. Denn Mia ist zum ersten Mal bei ihrer Freundin zum Übernachten und irgendwie ist es gar nicht so, wie sie sich das vorgestellt hat: das Essen schmeckt nicht, sie muss auf der unbequemen Matratze auf dem Fußboden schlafen und dann träumt sie auch noch wilde Träume und verläuft sich, bis sie mit ihrer Freundin unter dem Waschbecken einschläft. Auf jeden Fall ist es kein Buch, das vor einem Übernachtungsbesuch gelesen werden sollte, denn es geht tatsächlich darum, dass Mia das Übernachten gar nicht toll findet. Aber für jene Kinder, die eben nicht gerne woanders übernachten oder das Übernachten woanders nicht schön fanden, bietet es einen Gesprächsanlass, um darüber zu reden und ihnen zu erklären, dass es auch andere Kinder gibt, denen es so geht und dass wir manchmal Dinge ganz anders wahrnehmen als sie sind.

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik)Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Dieser Artikel enthält Affiliate-Links zu Amazon und Buch7, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen.

Achtsam durch 2019 – Ein Guter Plan Family mit Geborgen Wachsen {Werbung & Verlosung}

Eigenwerbung

Ein achtsamer und entspannter Familienalltag ist das, was wir uns alle wünschen und was im Alltag dennoch so schwer fällt. Da gibt es Arbeit, Haushalt, Kinder, eventuell Partnerschaft, Freundschaften, vielleicht Hobbys… Die Liste der Alltagsdinge ist lang und nicht selten unübersichtlich. Und dann ist es nicht selten auch noch so, dass es uns trotz der vielen 1000 Aufgaben schwer fällt,  „Nein“ zu sagen, wenn noch mehr Aufgaben an uns heran getragen werden. Entspannung und Achtsamkeit sind da nicht nur Herausforderungen, sondern können sogar noch zu einem Druck werden, zu einem weiteren Programmpunkt der Alltagsliste.

Wie Ein Guter Plan Family entstand

2015 haben meine Freundin Milena und Jan zusammen das Crowdfunding für Ein Guter Plan gemacht, dem achtsamen Kalender mit der Botschaft: „Wir glauben: Das wichtigste Buch in deinem Leben sollte über dein Leben sein.“  Milena und Jan haben diesen Kalender, der auch schon mit dem Red Dot Award ausgezeichnet wurde, entwickelt, weil sie ihn selbst brauchten und haben ihre eigenen Techniken für Achtsamkeit und Meditation darin verarbeitet, die ihnen ganz persönlich durch schwierige Zeiten geholfen haben. Schon über 90.000 verkaufte Exemplare haben ihn zu einem der erfolgreichsten Planer weltweit gemacht.

Was für mich an dem Kalender, den ich seit 2015 selbst immer nutzte, fehlte: Eine Anpassung an das Familienleben, das noch einmal ganz besondere Herausforderungen mit sich bringt. Immer wieder haben wir darüber gesprochen, haben Ideen zusammengetragen und schließlich ist er entstanden: Ein Guter Plan Family – mit den lange bewährten Techniken des Ein Guter Plan und mit zusätzlichen Techniken, Inhalten und einer an den Familienalltag orientierten Aufteilung.

Ein Guter Plan Family – So begleitet er Dich

Der Ein Guter Plan Family ist in drei Teile gegliedert: Es gibt am Anfang eine Bestandsaufnahme: Wo stehst Du? Was macht Dich glücklich? Wo willst Du hin und musst Du überhaupt irgendwo hin? Dieser Blick in sich selbst hinein ist klärend, aber nicht immer einfach. Im zweiten Teil gibt es einen ganzheitlichen Terminkalender für Termine, Aufgaben, eine Reflexion mit der Achtsamkeitsampel für den Alltag und den Zielen und Aufgaben für den nächsten Monat. Im dritten Teil findest Du Listen, Informationen und Platz für Notizen, Spiele für unterwegs und allgemeine Alltagshilfen.

Nimm Dir mit, was Du brauchst

Mit Ein Guter Plan Family wollen wir Dich begleiten und unterstützen auf Deinem ganz persönlichen Weg. Es gibt keine Richtlinien, keine vorgegeben Wege. Du bestimmst selbst, was Du machst und wie. Wir begleiten Dich lediglich durch kleine Anregungen durch Deinen Alltag. Wir wollen Dir helfen, Dein Augenmerk auf das zu richten, was wirklich wichtig ist im Alltag: Du und Deine Familie. Kleine wöchentliche Achtsamkeitstipps können Dir auf diesem Weg helfen. Wir wollen Dich unterstützen, im Alltag auf Dich und Euch zu achten und Milena und Jan haben das Jahr 2019 auch zum Jahr „Zweitausendneinzehn“ erklärt, um zu verdeutlichen: Es ist auch okay, Dinge abzulehnen: keine Glorifizierung von Stress, keine Selbstausbeutung, keine Selbstoptimierung.

Verlosung

Ein Guter Plan Family kann Dich verständnisvoll, achtsam und entspannt durch Dein Jahr begleiten – wie auch immer es aussehen wird. Insgesamt drei Exemplare auf verschiedenen Kanälen verlose ich, um mit Euch durch das Jahr zu gehen.

  • Verlost wird hier auf dem Blog ein „Ein Guter Plan Family“ in Deiner Wunschfarbe (auf Instagram und Facebook finden ebenfalls Verlosungen statt, unabhängig von dieser)
  • Kommentiere zur Teilnahme hier auf dem Blog: Welche der drei Farben ist Deine Wunschfarbe?
  • Bitte kommentiert individuell, so dass nach der Auslosung eine eindeutige Zuordnung des Namens möglich ist (bspw. ist eine Zuordnung schwierig, wenn es 20 Stefanies gibt, daher dann lieber Stefanie_79 oder ähnlichen Namen wählen). Bitte kommentiere nur einmal: Manchmal dauert es ein paar Stunden, bis Dein Kommentar freigeschaltet werden kann, aber er geht nicht verloren.
  • Die Teilnahme steht in keinem Zusammenhang mit Facebook oder Instagram.
  • Datenschutzhinweis: Dieses Gewinnspiel ist nicht an weitere Kontaktaufnahme wie Newsletter und Werbung gekoppelt. Die Daten der TeilnehmerInnen werden nicht weitergehend ausgewertet oder zu Werbezwecken gebraucht. Alles weitere zum Umgang mit Daten findet Ihr im Datenschutzhinweis
  • Teilnahmeberechtigt sind alle volljährigen natürlichen Personen.
  • Versand ausschließlich innerhalb Deutschlands.
  • Die Teilnahme beginnt am 27. November 2018 um 9 Uhr und endet am 29. November 2018 um 24 Uhr. Verlost wird nach Teilnahmeschluss am 30. November 2018.
  • Der/die Gewinner/in wird im Anschluss nach dem Zufallsprinzip ermittelt und unter dem Kommentar zur Teilnahme benachrichtigt, sowie direkt angeschrieben
  • Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
  • Versand ausschließlich innerhalb Deutschlands.
  • Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich.
  • Sollte sich der/die Gewinnerin nicht spätestens 10 Tage nach der Verlosung zurück melden, verfällt der Gewinn.

Eure

 

Die Verlosung ist beendet, die Gewinnerin wurde benachrichtigt.

 

Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.    

Ideen für kleine Weltraum-Entdecker

unbezahlte Werbung | Text enthält Affiliate-Links*

Das Thema „Weltraum“ ist bei uns seit einigen Monaten ganz bedeutsam. Nicht nur wurde mittlerweile ein Teil des Kinderzimmers schwarz gestrichen und mit Planeten versehen, der Weltraum beherrscht nun auch unser Bücherregal und die meisten Freispielzeiten. Wie es mit Kindern so ist, lerne ich beständig dazu: Wie lange es dauert, bis ein Sonnenstrahl um die Erde geflogen ist, wie lang eine Lichtsekunde ist und warum der Pluto nun doch kein Planet mehr ist.

Das themenzentrierte Bücherregal

Kinderbücher sind besondere Schätze und wir haben tatsächlich eine Vielzahl unterschiedlichster Bücher zu verschiedenen Themen wie den Jahreszeiten, Tod, Freundschaft, Geschwisterkinder (bekommen), Naturerlebnisse und eben auch eine ganze Reihe an Weltraumbüchern mittlerweile. Damit diese Menge aber nicht zu unübersichtlich und letztlich unbenutzbar wird, reduzieren wir die Bücher immer wieder, indem einzelne phasenweise weggelegt werden, die gerade nicht interessant sind. So ergeben sich immer wieder themenzentrierte Bücherregale wie unser aktuelles Weltraumregal.

In unserem Weltraumregal tummelt sich mittlerweile eine bunte Mischung an unterschiedlichen Büchern, die von uns Eltern gekauft, von den Kindern erworben oder von anderen geschenkt wurden. Das erste Buch, das Einzug gehalten hat, war „Wir entdecken den Weltraum„* aus der Wieso? Weshalb? Warum? Serie von Ravensburger: Ein Pappbuch mit vielen Klappen zum Entdecken und vielen spannenden kleinen Details über das Weltall, die Funktionsweise von Raketen und das Leben im Weltraum in einer Raumstation für Kinder ab 4 Jahre. Etwas anspruchsvoller für Kinder ab 7 Jahre ist „Professor Astrokatz Universum ohne Grenzen„*, in dem von Maus und Katze im Großformat schon komplexere Inhalte erklärt werden wie das Erdmagnetfeld, die einzelnen Planeten mit ihren Besonderheiten benannt werden und Sternenbilder gezeigt werden. Ein Buch, das wirklich schon in die Tiefe geht und viele Gesprächsanlässe bietet. Ein wenig zwischen diesen beiden Büchern befindet sich der „Kinder-Weltraumatlas mit Pop-up-Planeten„*. Hier ist wieder ein interaktiver Lesespaß zu finden, wenn sich das Sonnensystem auf der ersten Seite ausklappt und zu den einzelnen Themen noch extra Informationskarten aus den Seiten gezogen werden können, die alle Fakten enthalten, beispielsweise dass die Sonne einen Durchmesser von 1,4 Millionen Kilometern hat und eine Oberflächentemperatur von 6000°C. – Das Buch für Kinder ab 6 Jahren, die es genau wissen wollen. „Das Planetarium„* von Prestel für Kinder ab 8 Jahren bringt noch einmal viele besondere Details und Hintergrundwissen in Verbindung mit wirklich schönen, ästhetischen Bildern: Interessierte Kinder erfahren alles über das Sonnensystem, die Milchstraße, den Nachthimmel mit seinen Sternenbildern und auch über den Urknall das vermeintliche Ende des Universums. In der Komplexität der Sachverhalte auf jeden Fall ein Grundschulbuch, das aber auch Erwachsene auf eine spannende Reise mitnimmt und viele interessante Fakten präsentiert. Lesenswert und empfohlen ab 10 Jahre ist Lucy und Stephen Hawkings Buch „Der geheime Schlüssel zum Universum„*, eine Geschichte, die durch das Universum mit seinen Wundern führt. In die Geschichte sind viele spannende Fakten zum Universum eingebunden und das Vorlesen macht Freude.

Für den kreativen Umgang mit dem Weltraum gibt es „Mein Wisch-und-weg-Buch im Weltraum„* für Kinder ab 4 Jahren, in dem mit abwischbarem Stift kleine Aufgaben gelöst werden können. Hier ist das immer eine beliebte Beschäftigung auf längeren Reisen. Auch schön sind die „400 reusable stickers Space“, die Astronauten, Planeten, Raketen und Sonden enthalten.

Wer einen Kindergeburtstag oder eine Weltraumparty plant, kann Cupcakes und Kuchen mit  dem Dekoset Weltraum von Meri Meri* verzaubern: Astronaut, Sternschnuppe, Rakete und Planet verwandeln einfaches Gebäck in besondere Weltraumhäppchen. Die Dekoration ist viel zu schön zum Wegwerfen nach dem Essen und ziert bei uns im Anschluss die Wand, neben dem „Sternkarte“ Poster von Gretas Schwester und erweitert das Weltraumspiel.

Habt Ihr noch mehr Weltraum-Anregungen für Kinder? Dann teilt sie gerne in den Kommentaren.
Eure

 

Dieser Artikel enthält Links zu Amazon, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen.
Welt retten und bei Amazon bestellen, passt das? Ehrlich gesagt: Nicht so richtig. Im Moment habe ich aber noch keine gute Lösung für alternative Einkaufsmöglichkeiten, die auch wirklich von Euch genutzt werden. Seien wir ehrlich: Oft geht man dann doch zu Amazon, um zu bestellen. Alternativ könnt Ihr die Produkte auch im Einzelhandel, in Buchhandlungen oder anderen Onlineshops erwerben.
Für die Platzierung der Links werde ich nicht von den Herstellern, Verlagen, Blogs oder Anbietern bezahlt. Die abgebildeten Produkte sind alle selbst gekauft und bezahlt oder waren private Geschenke.

Wenn das Leben intensiv beginnt – Hilfe für Eltern mit Babys auf der Intensivstation

Manchmal kommt es ganz anders als geplant. Susanne Bürger hat genau dies erlebt: Die Geburt ihres zweiten Kindes verlief anders als gedacht und nach kurzer Zeit haben sie sich auf der Intensivstation wiedergefunden und es standen Operationen an. Im Interview berichtet sie, was an Kliniken fehlt, wie Familien in einer solchen Situation unterstützt werden sollten und warum sie ein Buch zu diesem Thema geschrieben hat.

1. Susanne, Du hast das Buch „Wenn das Leben intensiv beginnt“ geschrieben, ein Elternbegleitbuch für die Zeit in der Kinderklinik. Wie kam es dazu?

Ratgeber und Fachbücher begleiten mein eigenes Leben immer schon. Fehlendes Wissen oder Lösungsideen bei eigenen Themen habe ich mir immer aus Fachbüchern/Ratgebern geholt. Ich lese selbst unheimlich gerne und viel und meine Regale sind schon immer gut gefüllt. Für mich war das immer eine Ressource, wenn gerade im Gespräch keine Person mit Rat zu Seite stehen konnte. Mir selbst  gab das immer ein gutes Gefühl. So war es auch schon in meiner ersten Schwangerschaft, daß ich zwei Stillbücher hatte, anschliessend Bücher zu gesunder Beikost, Bücher zu kindlichen Entwicklungsschritten,etc.. Besonders interessierten mich immer schon die Themen Beziehung und Bindung, da ich selbst in der Generation geboren wurde, in der man die Babys noch in Säuglingszimmer legte und alle 4 Stunden der Mama zum Fläschchen geben brachte. In der 2. Schwangerschaft wollte ich mich noch etwas besser auf die Geburt vorbereiten und habe mit Hilfe der „Hypnobirthing-CD“ und des Buches eine schöne Geburt erlebt. Relativ schnell stellte man bei unserem Sohn in der Klinik jedoch fest, dass er zur weiteren Behandlung in eine Kinderklinik verlegt werden musste. 48 Stunden nach der Geburt fanden wir uns morgens um 6 in einem kleinen Zimmer mit der diensthabenden Ärztin wieder, die uns erklärte, dass unser Sohn schon auf dem Weg in den OP sei. Sie wollte jetzt noch schnell die Formalitäten klären. Ich war einfach auf „ sowas“ nicht vorbereitet. Es gab in den Untersuchungen in der Schwangerschaft keine Anzeichen einer Erkrankung. Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, daß ein Kind, das scheinbar gesund mit einem guten Apkar-Wert geboren wird, trotzdem schwerwiegende Erkrankungen haben und bekommen kann. Aus heutiger Sicht kann ich nicht mehr sagen, warum ich so naiv dachte. Da uns aber nun drei längere Klinikaufenthalte mit drei großen Operationen bevorstanden, hat mich das komplett aus der Bahn geworfen und es dauerte ein paar Tage bis ich außer Weinen wieder etwas denken konnte. Eltern schalten dann in eine Art „ Funktionsmodus“. Mein Mantra war nur noch: Ich mache das hier, aber ich will es bestmöglichst tun!“ Aber wie geht dieses „ Bestmögliche“? Da wir kein Einzelfall waren, da es ja mehrere Kinderkliniken in Deutschland gibt und um uns herum ja auch andere Eltern saßen, musste es ja auch wie zu allem Bücher dazu geben. Fehlanzeige…Ich fand das nochmal erneut schlimm nicht auf meine alte Ressource zurückgreifen zu können. Viele Frauen haben sowieso Schuldgefühle und isolieren sich mit Schamgefühlen. Es gibt viel Bücher darüber, warum Bonding direkt nach der Geburt so wichtig ist, über die Vorteile des Stillens und vor allem aber der Bedeutung der Nähe zum Baby. Das natürlichste Grundbedürfnis von Nähe und Elternsein wird in Kliniken aus medizinischen Gründen allein nicht immer möglich sein. Aber was können Mütter in Kliniken tun, die vom ersten Tag an, nur Milch abpumpen dürfen, vielleicht gerade nicht bei ihrem Baby schlafen können, teilweise nicht mal in den Arm nehmen dürfen…Was können diese Mütter trotzdem tun und was macht Sinn, wenn man es nicht kennt und selbst gerade nicht richtig nachdenken kann….Ein Jahr nachdem bei uns die emotionalen Wunden dieser Zeit immer besser heilten, habe ich beschlossen, dass ich es weiterhin nicht richtig finde, dass es kein einziges Buch für Eltern gibt, dass mehrere Themenbereiche in einem kleinen Kompendium abdeckt. Das Wissen um Selbstcoachingmethoden, wie ich mir selbst Kraft geben kann und meine Ressourcen stärke, ist kein Wissen, daß in der Breite vorhanden ist. Da ich selbst viel Energie daraus gezogen habe, meine mir bekannten Coachingmethoden für mich anzuwenden, ist es mir ein großes anliegen, das Wissen auch anderen zugänglich zu machen. Ich habe viele betroffene Eltern interviewt und viele Fachleute befragt, was sie Eltern aus ihrem Fachbereich empfehlen würden und tara…das Buch war endlich geboren! 

2. Die Geburt Deines zweiten Sohnes und der anschließend lange Klinikaufenthalt waren eine schwere Zeit für Dich. In Deinem Buch schreibst Du, dass die medizinische Versorgung oft sehr gut ist in Kliniken, aber es fehlt an anderen Dingen. Was ist Dir persönlich und im Gespräch mit anderen aufgefallen: Woran mangelt es besonders in der Begleitung von Familien in dieser Situation?

Ja das ist so, wir haben eine wunderbare medizinische Versorgung in Deutschland. Auch wir hatten das Glück von einem großartigen Kinderchirurgen die Operationen durchführen zu lassen. Ich möchte auch ausdrücklich dafür werben, sich dies bei allen Missständen und der Diskussion zum Thema Pflegenotstand und Notstände in Kliniken in den Medien trotzdem vor Augen zu halten. Viele Eltern von (Extremst-)Frühchen oder Babys, die schon früh operiert werden müssen, werden das bestätigen. Es ist unglaublich, was medizinisch möglich ist. Jeder Arzt und jede Pflegekraft tut jeden Tag ihr Bestes zum Wohle der Allerkleinsten. Die andere Seite ist, dass heute Kinder sehr gute Lebenschancen haben, die noch vor 20 Jahren eine geringe bis keine Erwartung gehabt hätten. Allerdings ist es auch so, dass so individuell jedes Kind und sein Start ins Leben verläuft, so individuell sind auch die Persönlichkeiten der Eltern. Eltern, die in Kinderkliniken neben den Betten von verkabelten Babys sitzen, denen mehrere Infusionsschläuche gelegt wurden und bei denen immer irgendein Gerät piept, müssen aus meiner Sicht psychosozial aufgefangen werden. Es gibt Kliniken, die in dem Bereich vorbildlich unterwegs sind. Aber das sind noch nicht alle und ich würde mir eine flächendeckende Unterstützung für die Eltern wünschen. 

Die meisten dieser Eltern haben längere Fahrtzeiten zu einer spezialisierten Kinderklinik, was dazu führt, dass oft die Mutter unter der Woche komplett alleine beim Baby auf der Station sitzt. Ohne soziales Umfeld in der Nähe, den Partner und weitere eventuelle Kinder entfernt. Die zusätzliche Trennung zu der Kliniksituation ist sehr belastend. Ich habe keine einzige Mutter kennengelernt, die nicht in tiefer Sorge und Verzweiflung am Bettchen sitzt. Ich habe im Rahmen des Buches mit einigen Pflegekräften gesprochen, die gerne alle mehr Zeit für die Mütter hätten. Aber die auch ehrlicherweise sagen, dass der Job auf der Neonatalen Intensivstation eine so hohe Konzentration erfordert und ein Teil der Arbeit, den die Patienteneltern gar nicht mitbekommen (die rechtliche Dokumentationspflicht) einen nicht zu unterschätzenden Anteil ihrer Arbeitszeit einnimmt. Zeiten, die sie lieber für längere Gespräche mit den Eltern nutzen würden. Dazu kommt ebenso, dass Pflegekräfte hochspezialisiert ausgebildet sind, aber nicht für den Bereich der psychosozialen Hilfestellung. Mütter, die tiefe Traurigkeit, Schuldgefühle oder/und Scham fühlen, brauchen eine professionelle Begleitung. Während unserer Aufenthalte gab es einen katholischen Seelsorger, den man ansprechen konnte. Aber was ist, wenn ich zur Kirche keinen Zugang habe? Mit einem Mann nicht sprechen möchte oder kann? Oder durch meine Religion habe ich zur katholischen Kirche keinen Zugang? Ich hatte wie viele Frauen nach Geburten zum Beispiel auch das verlangen so etwas wie ein „Wochenbett“ zu erleben. Gerne hätte ich einfach mal nur die Beine hochgelegt, um mich von der Geburt zu erholen. Es gab Gartenstühle, die man leicht zurückklappen konnte. Frauen nach Kaiserschnitten dient das nicht unbedingt zur körperlichen Genesung, wie ich in vielen Fällen miterleben konnte. Wenn aber in reinen Kinderkliniken, medizinische Höchstleistung für die Allerkleinsten vollbracht wird, ist für die Mütter wenig Raum. Das ist besonders bei einer Verlegung in eine reine Kinderklinik zu spüren, die nicht mit der Geburtsklinik zusammenhängt. Viele der interviewten Mütter hätten sich vor allem gewünscht, daß sie einen Ansprechpartner haben, mit dem sie Ängste, Sorgen und Nöte hätten besprechen können und der ihnen vielleicht auch in eher sachlich/medizinisch geprägten Gesprächen mit dem Arzt zur Seite steht oder auch danach nochmal zur Verfügung steht. 

3. Wie sieht für Dich eine optimale Versorgung aus, wenn Kinder in die Klinik müssen? 

An erster Stelle steht natürlich die medizinische optimale Versorgung der Allerkleinsten. Alle Kliniken sind zwar daran interessier einen bindungsorientierten Aufenthalt vor allem zur Mutter zu ermöglichen, aber räumliche Möglichkeiten allein sind nicht überall gleich. Hier gibt es es noch Optimierungsbedarf. In meiner Klinik der Zukunft müsste Müttern überall die Möglichkeit zur Unterbringung in Nähe der Babys gewährleistet werden. Auf der Neointensiv sind Übernachtungen nicht möglich. Ich betone auch ausdrücklich, dass in der Kliniksituation der eigene Schlaf auch extrem wichtig ist und man sich diese Ruhephasen auch gönnen soll. Ich würde mir aber wünschen, dass es grundsätzlich mehr Unterbringungsmöglichkeiten in Elternzimmern in der Klinik oder in der fußläufigen Nähe geben sollte. Nähe ist zum Gesunden so wichtig für das Kind und entstresst sowohl Kinder als auch Mütter. Es ist unnötig seine Fahrtzeit zur Klinik wegen fehlender Betten auf der Autobahn jeden morgen zu verbringen. Zeit, in der man besser beim Kind sein könnte. Eltern werden heute überall in die Versorgungs- und Pflegezeiten mit eingebunden und sind kein Fremdkörper auf Station. Das begrüße ich sehr, da gerade diese Zeiten mit dem Baby nicht einfach nur eine „Wickelzeit“ oder „abgepumpte Milch sondieren“ ist, sondern ebenso in den Bindungsaufbau fällt wie ausserhalb der Klinik und daher extrem wichtig ist! 

Psychosoziale Hilfsangebote für Eltern müssten vielfältiger sein. Elternrunden, in denen man sich zusammenfinden kann, die geleitet sind, können genauso ein Ansatz sein, wie Elternberater auf den Stationen. Mehr Menschen, die Mut machen, und mit denen man über Sorgen, Ängste Nöte reden kann. Anleitungen wie man Kraft tankt im Klinikalltag und wie man seine Ressourcen aktiviert, die jeder hat. Von all dem wünsche ich mir in Zukunft viel mehr. 

Es bedarf mehr Personen, die ausschliesslich diesen Bereich abdecken und das wäre meine Vision für die moderne zukunftsorientierte Kinderklinik. Ein immer noch großes Tabuthema spreche ich im Buch auch an: Hospiz- und Sterbebegleitung. Wer bereitet Eltern darauf vor, wenn ihr Baby vielleicht nicht überleben wird. Trauer- oder Hospizbegleiter müssten mit jeder Kinderklinik in engem Austausch stehen und ebenso auf Abruf da sein.

4. Was können wir als Gesellschaft bzw. jede*r einzelne tun, wenn eine Familie im Familien- oder Freundeskreis in eine solche Notsituation kommt? Gibt es Hilfen, die auch Außenstehende anbieten können?

Da sein! Im Rahmen der eigenen Kompetenzen und Möglichkeiten seinen Teil anbieten. Das sozial funktionierende Netz ist überlebenswichtig. Eltern sollte ermöglicht werden, jede freie Minute beim Baby zu sein. Das heißt für alle drum herum, jede Kleinigkeit bewirkt in der Summe das Große. Wenn ich zu weit weg wohne, kann ich durch Telefonate und motivierende Gespräche, die Eltern stärken. Wenn ich NachbarIn bin, kann ich Einkäufe mit übernehmen, Wäsche, Geschwisterkinder betreuen, alles was an lästigen Alltagsdingen anfällt. Manchmal ist es die mit gekochte Mahlzeit. All dies sind Dinge, zu denen oft die letzte Kraft fehlt. Mir brachte eine Mutter aus der Kita Blumen in die Klinik in der Mittagspause, habe mich da sehr gefreut! Sollte ich warum auch immer, zu weit weg wohnen und nicht aktiv unterstützen können. Selbst ein Gutschein für eine Putzfee, Massage, Essengehen und was einem gut tut, kann der Familie in dem Fall helfen. Selbst Tankgutscheine können bei der Fahrerei zur Klinik und zurück für viele eine große Entlastung sein. Man sollte die Eltern vor allem mit seinen eigenen Themen und Sorgen nicht weiter schwächen. Damit meine ich eher die Personen, die enger dran sind. Eltern sind in diesen Situationen nicht in ihrer Kraft. Es ist der falsche Zeitpunkt darüber zu sprechen, wann sie gedenken, dass Baby taufen zu lassen. (Berichtete mir eine Mutter)   Eltern brauchen Menschen, die sie stärken, die ihnen gut zu reden und ihnen immer wieder aufs Neue versichern, daß sie die Kraft haben das zu schaffen. Wenn man sich im Krankenhaus um eine aufgelöste Freundin oder Mutter/Schwiegermutter kümmern muß, entzieht das den Eltern Kraft, die sie für das Baby benötigen. Aus eigener Erfahrung ist mir hier etwas Persönliches noch wichtig. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und schaffen Alles und sind es oft gar nicht mehr gewöhnt um Hilfe bitten zu müssen. Es ist uns unangenehm und viele haben es verlernt das soziale Netz um Hilfe zu bitten. Gerade Frauen, die jobmässig so geprägt sind, könnte es nicht leicht fallen um Hilfe zu bitten. Frauen die dann in solche Notsituationen geraten, sollte man vielleicht nochmal fragen, wenn man auf die erste Frage, wie man helfen kann, nicht direkt eine konkrete Antwort erhält. 

Susanne Bürger arbeitet seit 2011 selbständig als systemisch ausgebildeter Coach und wingwave-Coach. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes und den anschließenden Krankenhausaufenthalten hat sie das Elternbegleitbuch „Wenn das Leben intensiv beginnt“ geschrieben.

Buchempfehlungen für Eltern an Herbsttagen

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Über den Spätsommer und in den letzten Wochen habe ich den im Laufe des Jahres immer anwachsenden Stapel an ungelesenen Büchern auf meinem Schreibtisch verringert: In den Urlaub haben mich einige Bücher begleitet, auf Arbeitsreisen und auch nun an den dunklen Herbstabenden, an denen ich mit einem Tee im Bett sitze und vor, bei oder nach der Arbeit ein wenig lese. Eine Auswahl dieser Bücher möchte ich hier vorstellen: Weiterlesen

Ich! Will! Aber! Nicht! – Die Trotzphase verstehen und gelassen meistern

Mit meinem ersten Kind gab es keine richtige Trotzphase in dem Sinne, dass es sich auf den Boden warf und stampfte. Es gab eine einzige Szene, die mein Mann mit ihr erlebte, die wie aus einem Buch hätte stammen können (und die jetzt in einem Buch steht) – das war es. Dann kam mein zweites Kind und alles war anders. „Ich will aber nicht!“ wurde mein steter Begleiter durch die letzten beiden Jahre. Begleitet von einem „Ich will aber das!“ oder „Ich will etwas ganz anderes!“ Ich fragte mich oft: Wie kann es denn nur sein, dass dieses Kind so ganz anders ist, wo es doch auch mein Kind ist, wo die Rahmenbedingungen doch nahezu gleich sind. Ich begann zu recherchieren über Temperamente, über Geburtsfolgen und  Rahmenbedingungen und stellte wieder einmal fest: Jedes Kind ist eben anders.

Was den unterschiedlichen Kindern mit unterschiedlichen Temperamenten jedoch gleich ist, ist dass sie alle eine liebevolle und unterstützende Begleitung über die Jahre hinweg brauchen. Eine Begleitung, die nicht verurteilt, die sich nicht über schlechtes Benehmen beschwert und Kinder bestraft, auf stille Treppen setzt oder anders verletzt. Eine Begleitung, die wirklich eine Begleitung ist und sich auf das Kind einlässt.

Das fällt uns heute oftmals nicht einfach. Gerade dann nicht, wenn wir selbst anders groß geworden sind. Uns fehlen manches Mal Vorbilder, Ideen, Anregungen. Uns fehlen Beispiele, wie so ein Alltag mit einem kleinen Kind, dass auf Selbständigkeit und Ressourcen bedacht ist, gestaltet sein kann. Gerade dann, wenn unsere Umgebung heute das nicht besonders bedenkt bei unseren Tagesrhythmen und gesellschaftlichen Strukturen. Und was uns ganz besonders fehlt, ist auch ein wohlwollender Blick auf uns selbst und darauf, dass wir unser Bestes geben und es manchmal eben trotzdem schwer ist und wir uns auch verzeihen sollten, wenn mal etwas nicht so gut läuft.

All diese Gedanken, Überzeugungen und Erfahrungen habe ich zusammengefügt zu meinem Buch über die „Trotzphase“, in dem ich erkläre, warum sie eigentlich auch nichts mit Trotz zu tun hat und warum Autonomie auch nie nur eine Phase ist. Als ich vor über einem Jahr, kurz nach dem Erscheinen von Geborgen wachsen, von GU gefragt wurde, ob ich für sie nicht ein Buch über bindungsorientierte Begleitung durch die Trotzphase schreiben wollen würde, weil sie diesen Weg in ihrem Programm gerne besonders aufnehmen möchten, war ich erst einmal überrascht und musste eine Weile nachdenken. Dann entschied ich, dass ich dieses Buch schreibe. Für mich und meine Kinder, um über Wege und Individualität zu schreiben. Für all diejenigen, die sich auch immer wieder fragen, ob eigentlich nur ihr Kind so sei und warum die Kinder in einer Familie so unterschiedlich wären. Und für die, die noch immer denken, dass ein schreiendes Kind allein auf einer Treppe sitzen sollte. Und dieses Buch „Ich! Will! Aber! Nicht!“ ist heute erschienen.

Eure

 

Hier findet Ihr erste Buchbesprechungen zu Ich! Will! Aber! Nicht!

„Trotzdem hat die Autorin keine utopische Erwartungshaltung an die Eltern. Wir sollen nicht fortan nur noch mit der absolut selbstreflektierten und pädagogisch wertvollen Brille durch den Familienalltag gehen. Nein, auch wir als Eltern haben ein Recht auf unsere Gefühle. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen“
vonguteneltern.de

„Ein wundervolles Buch für Eltern die einen anderen Weg suchen, die sich einen achtsamen Umgang miteinander und mit ihren Kindern wünschen. Ein „Ratgeber“ der einen neuen Blickwinkel ermöglicht und mit alten Ammenmärchen und schwarzer Pädagogik aufräumt.“
wasliestdu.de

Eine Lesung aus dem Buch könnt Ihr hier ansehen.

Noch mehr Ideen und Artikel zur „Trotzphase“ habe ich hier auf Pinterest gesammelt.

Geborgene Kindheit – Wie bindungsorientiertes Leben nach dem 1. Geburtstag klappt

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Mit dem Baby bindungsorientiert zu leben, ist nicht so schwer, wenn wir erst einmal verstanden haben, welche Grundbedürfnisse es hat und wenn wir die Signale unseres Kindes deuten können. Anfangs ist das manchmal nicht einfach, aber mit den Wochen und Monaten geht es immer besser. Schwieriger wird es, wenn sich das Kind anfängt, mit er Umwelt auseinander zu setzen und wir auf einmal nicht mehr ganz so einfache Antworten geben können. Denn wir merken: Mein Kind möchte die Welt erkunden – und das manchmal auf ganz andere Weise, als ich mir das selbst vorgestellt habe. Unsere erwachsenen Vorstellungen treffen auf die Vorstellungen des Kindes – das bringt manchmal Konfliktpotential mit sich. Doch gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass wir uns immer wieder sagen: Das Verhalten meines Kindes ist sinnvoll, auch wenn ich den Sinn vielleicht gerade nicht verstehe.

„Wenn wir unsere Kinder durch das Leben begleiten, begleiten sie auch uns auf einer Reise. Wir brechen gemeinsam auf in eine neue Zeit, deren Ziel wir meistens nicht so genau kennen. Wir haben einen Leitstern, nach dem wir uns ausrichten, aber meistens keinen direkten Weg. Wir gehen Umwege, erleben Abenteuer, gehen durch durstige Strecken und hüpfen an anderen Tagen leichtfüßig barfuß durch sattes Gras. Dabei ist neben uns ein kleiner Mensch, der immer größer wird auf dieser Reise und lernt, sie immer selbständiger zu gehen.“

Sehr oft stehen wir nach dem ersten Geburtstag auf einmal auch vor den Anforderungen anderer und der Gesellschaft und wissen nicht, wie wir diese mit dem von uns gewählten Weg vereinbaren können. Auf einmal soll das Kind, das bis eben noch ein Baby war, nicht mehr mit uns in einem Bett schlafen? Auf einmal wird Sauberkeit zum Thema? Und was ist eigentlich mit dem Kindergarten, muss mein Kind da wirklich hin? Und wenn das für uns der richtige Weg ist, worauf muss ich dabei achten?

Gerade nach dem ersten Geburtstag werden wir mit dem Thema „Verwöhnen“ noch einmal neu konfrontiert. Das Familienbett und langes Stillen sind für viele Menschen ein Anzeichen, dass hier ein Kind „verzogen“ wird. Aber gerade jetzt sind dies hilfreiche Mittel, um sich in der aufregenden neuen Welt zurechtzufinden. Wir können entspannt bleiben, denn solange wir eine Balance finden zwischen Wurzeln und Flügeln, gehen wir einen richtigen Weg.

„Wurzeln, das ist das Urvertrauen, die sichere Bindung. Sie kann nicht existieren ohne die Flügel, die wir unseren Kindern auch mitgeben. Nicht erst dann, wenn sie groß sind, sondern schon von Anfang an. Kinder brauchen von Anfang an Wurzeln *und* Flügel. Sie brauchen Urvertrauen in uns und sie brauchen von uns das Vertrauen in sie.“

In meinem neuen Buch „Geborgene Kindheit“ geht es um all dies: Um die Entwicklungen nach dem ersten Geburtstag und warum sie sinnvoll sind und wie es uns Eltern gelingt, sie einfach anzunehmen. Es geht darum, auf dem eigenen Weg zu bleiben und ihn sicher weiter gehen zu können, egal was andere sagen. Es geht um all die Dinge, die sich vielleicht ereignen: Familienzuwachs, Verlust von Familienmitgliedern und den Alltag, der nicht immer wie in Bullerbü sein muss. Und es geht auch darum, dass wir Eltern uns bei unserem Wunsch nach einem bindungsorientierten Leben mit unseren Kindern nicht selbst verlieren. Denn eines ist ganz klar: Bindungsorientiertes Leben hat nichts mit Helicopterparenting zu tun, sondern lässt Freiheiten für alle. Wir alle im System Familie können nur mit Wurzeln und Flügeln einen entspannten Alltag haben.

Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen zum Buch.
Eure

 

*Der Text enthält einen Affiliate-Link zu meinem Amazon-Konto. Hierdurch erhalte ich eine Provision für jeden Verkauf, die sich jedoch nicht auf den Einkaufspreis nieder schlägt.

Aus dem Bücherregal im Januar 2017

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Zu Weihnachten haben sich viele neue Bücher in unserem Kinderbücherregal eingefunden und andere haben ihre Reise in andere Kinderzimmer angetreten. Denn die Regel ist: Für neue Bücher verlassen uns alte. Einige kommen in eine Kiste und werden dort aufbewahrt für das nächst kleinere Geschwisterkind. Viele andere geben wir aber weiter an Freunde, Kindergarten, Schule, wenn sie lange nicht gelesen wurden. Heute zeige ich Euch die Bücher, die neu zu uns gekommen sind. Weiterlesen