Hat Dich das Mutter- oder Vatersein verändert? Ich denke, mich hat es in großen Teilen verändert und beeinflusst auf ganz vielen Ebenen. Anna von berlinmittemom ist seit 15 Jahren Mutter und hat genau darüber geschrieben: Was an ihr anders ist, seit sie Mutter ist.
Alle Artikel von Susanne Mierau
Die besten Spiele für unterwegs – 40 Tipps vom Kleinkind bis zum Schulalter
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Mit unseren drei Kindern sind wir öfters mal unterwegs: Weil wir die Kinder auf arbeitsbedingte Reisen mitnehmen, weil wir mit dem Zug aufs Land fahren, weil wir Freunde besuchen. Da wir unsere Flugreisen auf ein Minimum begrenzen wollen, sind die Reisezeiten manchmal lang und es ist wichtig, Reisen gut zu planen und nicht nur genügend Essen und Getränke mit zu nehmen, sondern auch an die Beschäftigungen zu denken. Mit drei Kindern in drei unterschiedlichen Altersgruppen gibt es immer einige Dinge, die gut zusammen gespielt werden können und andere, die nur für einzelne passen.
Generell gilt bei längeren Fahrten mit Kindern:
- Sitzplätze reservieren, um Stress zu vermeiden. Besonders schön: ein Kinderabteil in der Bahn reservieren für ausreichend Platz und um andere Fahrgäste vor der Lautstärke zu schützen/sich vor negativen Blicken zu schützen
- ungünstige Fahrtzeiten mit vielen Fahrgästen meiden (Berufspendlerzeiten)
- wenig Gepäck mitnehmen, um nicht in Stress zu geraten und sich auch beim Umsteigen gut um die Kinder kümmern zu können
- Kleinteilige Spielsachen in eigene Dosen oder Beutel verpacken (siehe LEGO-Box, auch möglich als Pixiebuch-Box oder Malbox mit Stiften)
- an Essen und Getränke denken: unterwegs einzukaufen ist oft teuer und produziert oft unnötigen Müll
- Kinder mit einem Notfallarmband/auf den Arm geschriebener Rufnummer versorgen, falls man sich unterwegs doch verliert
Ab Kleinkindalter
- Spiele: Mein erster Obstgarten, Autoralley, Memory
- ohne Material: Welche Farbe hat…? (Dinge im Zug oder draußen benennen und nach Farbe fragen)
- ohne Material: Was fehlt? (Drei bis fünf Dinge aus der Handtasche auf den Tisch legen, Kind schließt die Augen, eins weg nehmen und fragen, was fehlt)
- Stift und Papier: Gemaltes raten (einer malt, der andere rät was es wird)
- Perlen auffädeln
- DIY: Ertaste-Beutel (einen blickdichten Beutel mitnehmen. Einen Alltagsgegenstand/ein Ding aus der Handtasche/ein Spielzeug hinein legen und ertasten lassen, was es ist)
- Spielzeugautos
- bei Bahnfahrten: Bordrestaurant besuchen
- Aufkleberhefte
- Ausmalhefte
- Bienenwachsknete
- Bücher vorlesen
- einfachvorlesen.de
- malen mit Stiften/Zaubertafel
Ab Vorschulalter
- ohne Material: Ich sehe was, was Du nicht siehst
- ohne Material: Wortkette (Spiel mit zusammengesetzten Nomen: Spieler*in 1: Bananenblatt, Spieler*in 2: Blattsalat, Spieler*in 3: Salatkopf,…)
- ohne Material: Ich packe meinen Koffer und nehme mit…
- ohne Material: Was ist es? (Eine*r denkt sich ein Tier/Ding/eine Person aus und die anderen beginnen mit Fragen: Ist es ein Tier?… Geantwortet wird nur mit Ja oder Nein. Wird mit Ja geantwortet, darf die Person noch einmal fragen)
- zu Hause vorbereitet: selbstgemachte LEGO-Box (siehe DIY Bild)
- zu Hause vorbereitet: Stationskarten (für jeden Halt eine Karte mit dem Ortsnamen basteln, das Kind bekommt zu Fahrtbeginn alle Karten und gibt bei jeder Station die passende Karte ab. So bekommt es ein Gefühl für die Länge der Fahrt)
- Spiel: UNO
- Spiel: Bingo (Reisebingo)
- Spiel: Reisespiele für unterwegs wie Mensch Ärgere Dich nicht
- Kritzelkarten für unterwegs
- Tiptoi (mit Kopfhörern)
- Hörbücher (mit Kopfhörern)
- Washitape
- Stempel + Stempelfarbe
- Strickliesel
- Apps
- ICE-Portal mit Hörspielen, Spielen, Filmen
Ab Schulalter
- ohne Material: Teekesselchen spielen
- Spiel: Drecksau
- Stift und Papier: Stadt, Land, Fluss
- Stift und Papier: Käsekästchen
- Stift und Papier: Reisetagebuch schreiben
- Stift und Papier, zu Hause vorbereiten: Fahrtstrecke auf kopierter Landkarte einzeichnen
- alte Spiele-Handhaldes wie Gameboy & Co.
- Armbänder knüpfen
- Ebookreader/Tablets: In einigen Bibliotheken lassen sich kostenfrei Bücher ausleihen und auch unterwegs ausleihen
Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Geburtsvorbereiterin, Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie “Geborgen Wachsen” ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Elternblogs über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.
Geborgen anderswo: Mutter werden in Indien – Wochenbett und Rückreise
Anka ist 37 Jahre alt, als sie mit ihrem Mann, der als Wissenschaftler dort forscht, nach Indien zieht und ein neues Leben beginnt in einer anderen Kultur. In einem früheren Artikel erzählte Anka hier wie es war, in Indien schwanger zu werden. Heute
beschreibt sie, warum sie einen Teil des Wochenbetts mit einer Freundin teilte und wie die Rückreise nach Indien war.
Unsere Tochter wurde drei Tage nach dem geschätzten Termin geboren. Selbst in diesen letzten Tagen des Wartens konnten wir noch Tango tanzen, obwohl ich weite Strecken nicht mehr gut gehen konnte. Tanzen ging und es war wunderschön, langsam, sanft und innig, geborgen in der Umarmung, in der Musik, in der Bewegung. Es war auch schön zu sehen, wie sehr das andere Menschen berührte, dass wir so miteinander waren.
Am Abend vor der Geburt tanzten wir vor der Staatsgalerie unter freiem Himmel. Als wir gegen Mitternacht ins Bett gingen, spürte ich, dass es nun wirklich begann. Am nächsten Tag gegen 19 Uhr war unsere Tochter in unseren Armen. Die letzten Stunden der Geburt mussten wir vom Geburtshaus ins Krankenhaus umziehen, weil das Fruchtwasser grün war. Eine Vorsichtsmaßnahme, die zum Glück keine weiteren Komplikationen nach sich zog. Schon wenige Stunden nach der Geburt verließen wir das Krankenhaus – auf eigene Verantwortung. Vielleicht hätten wir das nicht gewagt ohne den telefonischen Zuspruch unserer Hebamme. Die aber ermutigte uns und ihr Vertrauen half uns zu vertrauen. Wir wachten neben diesem kleinen schlafenden Wunder zwischen uns im Bett. Wir ließen uns Zeit miteinander anzukommen. Wir badeten in Liebe und staunten über das Gefühl, nun zu dritt zu sein.
Geborgen im Kreis der Frauen
Bei der Geburt war übrigens nicht nur mein Mann dabei, sondern auch eine gute Freundin. Sie war es auch, die mit mir den Geburtsvorbereitungskurs besuchte. Denn was, wenn das Baby früher gekommen wäre, bevor mein Mann da sein konnte? Außerdem wünschte ich mir immer auch eine Frau dabeizuhaben, eine Frau, die sich mit der archaischen Kraft der Frauen verbinden und mich so unterstützen kann. Diese Freundin informierte übrigens, während ich in den Wehen lag, einen ganzen Kreis von Frauen. Die hatte ich vorher mit Kerzen versorgt. So war ich während der Geburt im Kreis der Frauen geborgen. Auch das bedeutet für mich Geborgenheit, wenn man so zwischen den Welten lebt: den Kreis zu öffnen und über die Kleinfamilie hinaus sich mit Menschen zu verbinden.
Die ersten Ausflüge
Wir genossen die ersten Spaziergänge und Cafebesuche – etwas das mir in Indien wirklich fehlt – das Mädchen im Tragetuch bei Papa. Einen Kinderwagen planten wir nie. Er macht in Indien auch nicht viel Sinn und ist auch längst nicht so verbreitet wie in Deutschland. Von Anfang an liebten wir beide das Tragen. Den ersten längeren Ausflug machten die Papa und Tochter schon wenige Tage nach der Geburt, denn für die Rückreise brauchte das Baby einen Pass und ein Visum. Wir legten das kleine Bündel auf ein weißes Tuch und machten Passfotos. Dann fuhr der Papa mit Baby los um aufs Amt und ein paar Stunden später waren sie zurück. Wie groß sich solche sonst selbstverständlichen Dinge im Wochenbett anfühlen!
Im Wochenbett bei Freunden
Etwa einen Monat nach der Geburt musste mein Mann zurück nach Indien. Winkend und auch ein bisschen weinend stand ich mit dem Baby auf der Straße und winkte dem Taxi hinterher. In nur wenigen Wochen sollten auch wir nachfolgen, so war es geplant. Neben all dem Wunder war meine Wochenbettzeit aber auch eine Zeit voller Weh, denn ich hatte Unmengen von Milch und eine ganze Reihe von Brustentzündungen. Immer wieder warf mich das ganz schön zurück. Ich fühlte mich wie ein Schalentier ohne Schale. Blut, Schweiß, Tränen und Milch – das war an manchen Tagen mein Wochenbett. Leider hörten die Brustentzündungen auch nach der Abreise des Papas nicht auf und ich war immer noch sehr geschwächt. Als ich mit meinen Kräften ziemlich am Ende war, durfte ich bei einer Freundin unterschlupfen. Diese Freundin hatte zwei Wochen vor mir ihren Sohn bekommen. Wir teilten also für eine Weile das Wochenbett. Ich hatte ein Zimmer für mich und das Baby. Ansonsten schwammen einfach mit im Alltag dieser Großfamilie. Wir saßen zusammen auf dem Bett oder Sofa, stillten, redeten, erzählten wie es uns ergangen war. Wir spazierten durch den herbstlichen Wald (etwas so Deutsches!) und fühlten unsere Kräfte zurückkehren. Mit einer Freundin diese Zeit so nah teilen zu dürfen war ein großes Geschenk.
Zurück nach Indien
Irgendwann wurde mir klar, dass ich es nicht schaffen würde, acht Wochen nach Geburt zurück nach Indien zu fliegen. Ich war noch nicht genügend bei Kräften und ich musste auch unser temporäres Zuhause wieder auflösen. Auch einige Kisten mit Babysachen wollten verschickt werden und das ist mit Zolldeklarationen und Papierkram einigermaßen aufwändig. Also verschob ich den Flug. Und bat meinen Mann, zu kommen und uns auf dem Rückflug zu begleiten. Das tat er, ohne zu zögern. Er kam und holte uns ab.
Zehn Wochen nach der Geburt kehrten wir zu dritt nach Indien zurück. Vor der Reise und den langen Flügen hatte ich ziemlich Respekt. Ich erinnere auch sehr gut die Angst davor, in der Enge des Flugzeugs zu stillen, zumal die Flieger oft fast nur mit indischen Männern besetzt sind. Wie würden die reagieren, wenn ich meine Brust auspacke? Und wie und wo stille ich auf dem Flughafen eines arabischen Emirats? Es klappte sehr, sehr gut, wie auch bei allen anderen Flügen später auch. Meine Sorgen zerstreuten sich mit Hilfe eines Stillschals schnell. Ich stillte überall! Unser kleines Baby
schlief viel und war die meiste Zeit im Tragetuch. Auch bei den vielen weiteren Reisen, die ich in den letzten zwei Jahren oft alleine mit Kind machte, fand ich es immer ideal, das Wichtigste am Körper zu tragen und den Koffer hinter mir herzuziehen. Diese seltsamen
Zwischenzustände, wenn man von der einen Welt in die andere reist hat unser Kind von Anfang an als etwas kennen gelernt, das zu unserem Leben einfach dazugehört.
Am Flughafen erwartete unser Fahrer Krishna uns, voller Freude über das kleine Menschlein
und mit Babyschale im Auto. Was hier schon ziemlich exotisch ist. So gut wie niemand hat
Kindersitze im Auto. Zurück in Indien hatte ich keinerlei Stillprobleme mir. Es folgte ein milder Winter in Indien. Wie es ist mit Baby in Indien zu leben, erzähle ich beim nächsten Mal…
Anka schreibt auch auf ljuno über ihren Alltag in Indien mit ihrem Kind, wo sie jetzt seit 3 Jahren leben. Bilder aus ihrem Alltag findest Du auch auf Instagram hier.
vonguteneltern: Beißende Stillkinder
Über beißende Kinder in der “Trotz”/Autonomiephase habe bereits hier schon einmal geschrieben. Anja von Von guten Eltern schreibt hier über beißende Stillkinder: wie es dazu kommt, wie das Beißen verhindert und wie die Brust bei einem Biss gepflegt werden kann.
Einmal alles – Wie Kinder die bunte Palette der Gefühle erproben
Drei Kinder in drei unterschiedlichen Altersgruppen, das bringt viele Erfahrungen mit sich, viele Abenteuer, sehr viele Gefühle – und immer wieder auch unterschiedliche Emotionen. Drei Kinder im Alter von 9 Jahren, 5 Jahren, 2 Jahren: Es ist alles dabei von der “Trotz”phase über die Vorschulzeit-Wackelzahnpubertät bis zur “Vorpubertät”. Es gibt Lachen und unglaubliche Freude und es gibt zutiefst verwurzelten Ärger und es gibt laute, unbändige Wut. In unserem Haus gibt es alles, jedes Gefühl, weil sie jedes hier kennen lernen und ausprobieren im Schonraum der Familie bevor es hinaus geht in die Welt.
Diese unglaubliche Freude, die nur Kinder haben können: Eine Freude, die den ganzen Körper ergreift und sie wie einen Flummi durchs Zimmer hüpfen lässt. Eine Freude, die manchmal zu groß zu sein scheint für den kleinen Körper, die in Funken zu explodieren scheint und ansteckt in ihrem wilden Gekicher. Und ebenso wie es diese Freude gibt, gibt es auch die unglaubliche Wut, die wie dicker roter Nebel auf einmal im Raum steht. Eine Wut, die sich in einen Tornado verwandelt, der um das Kind kreist: Komm nicht näher, denn sonst wirst Du eingesaugt. Geh nicht weg, denn Du musst dennoch für Sicherheit sorgen. Und es gibt die schwere Decke der Trauer, die sich über ein Kind legen kann und die Tränen fließen lässt. Die manchmal fast zu schwer erscheint, um sie wegzuziehen, und es nur hilft, sich daneben zu legen und mitzutrauern, bis die Schwere durch die vielen geflossenen Tränen nachgelassen hat.
All diese Gefühle und ihre tausend kleinen Facetten erwarten uns im Leben mit Kindern. Naiv habe ich schon manches Mal gedacht: Nun habe ich aber wirklich alles erlebt und werde dann von meinem größten Kind eines besseren belehrt: Es gibt so viele Farben und Formen von Gefühlen. Und das, was wir mit ihnen erleben, verändert sich – und ist bei jedem Kind ein wenig anders. Die Verarbeitung von Gefühlen verändert sich und auch das, was sie erleben können und wollen. Denn sie setzen sich zuerst mit sich und ihren Gefühlen auseinander und dann mit denen der Umwelt.
https://twitter.com/fraumierau/status/1039244884438405121
Am Anfang des Lebens ist alles noch verwoben und unklar: Ein Bauchschmerz ist kein Bauchschmerz, sondern ein starker, stechender Schmerz im Körper, von dem nicht gewusst wird woher und wohin. Im Laufe der Zeit wird verstanden, was genau passiert, was empfunden wird. Und irgendwann kommt das Bewusstsein dazu, dass auch andere Menschen ganz anders fühlen. Es wird probiert, wie Empfindungen entstehen und wie sich der Mensch gegenüber verhält. Was ist hier und heute wie und wie ist es morgen? Nach und nach wird die Welt in Frage gestellt und damit einher entsteht Freude, aber auch Enttäuschung, Wut, Liebe. Nicht nur da draußen, sondern gerade auch hier drinnen in der Familie. Am ersten Ort, an dem all das ausprobiert wird.
Mein “Trotz”kind weiß manchmal nicht so recht, wogegen oder wofür es gerade ist. Es IST einfach nur und gibt sich dem Gefühl hin. Mein großes Schulkind hingegen ist oft schon ganz bestimmt gegen oder für etwas und erklärt das laut und stark. Manchmal bin ich verletzt von dem: vom kleinsten Kind, vom mittelsten oder auch vom großen. Auch hier wieder ganz unterschiedlich: von einem empörten Biss in den Arm, einem “Kackmama” oder einem “Du liebst mich gar nicht!”. Aber ich weiß: Da müssen wir jetzt durch. All die Gefühle wollen hier ausprobiert werden und alle Antworten wollen hier zum ersten Mal durchgegangen werden, bevor sie woanders ausprobiert werden. Das hier ist der Schonraum, der Ort, an dem nicht nur das Laufen, sondern auch das Fühlen gelernt wird und die Antworten, die es darauf gibt. Und mit diesem Wissen ist es dann manchmal etwas einfacher, auch wenn es manchmal weh tut.
Eure
familieberlin: respektvoll zuhören auch bei kleinen Kindern
Nahezu alle Eltern kennen wahrscheinlich den Impuls, Sätze von Kindern zu ergänzen, wenn es mal schnell gehen soll oder den noch nicht vollständigen Sätzen nicht richtig zuzuhören. Bella hat hier darüber geschrieben, wie sie sich selbst erwischt hat, unaufmerksam zu sein und wie sie die Situation mit ihrer 2-jährigen Tochter reflektiert.
Bindungsorientierte Großeltern
Wenn Paare Eltern werden, werden Eltern Großeltern. Das Familiengefüge verschiebt sich, Menschen tauchen in eine neue Aufgabe ein, in andere Herausforderungen und in eine andere Position im Familiensystem. Für uns als Eltern ergeben sich neue Herausforderungen: Nicht nur, weil wir nun Eltern sind und in unsere neue Aufgabe hinein wachsen. Sondern auch, weil wir auf einmal eine andere Position unseren Eltern gegenüber einnehmen und es manchmal für diese schwierig ist, in der neuen Situation an zu kommen, loszulassen und den neuen Platz zu finden. Großeltern zu sein ist anders, als Eltern zu sein.
Was sich Eltern von Großeltern wünschen
Was wir uns von Großeltern wünschen, ist eigentlich so einfach und doch so schwer: Wir wünschen uns Unterstützung, aber keine Übergriffigkeit. Wir wünschen uns Tipps, ohne Rat”schläge“. Wir wünschen uns praktische Hilfe und anpackende Hände ohne das Gefühl zu bekommen, den Alltag selbst nicht ausreichend oder nicht gut bewältigen zu können. Wir wünschen uns ein Schulterklopfen ohne hochgezogene Augenbraue. Wir wünschen uns, dass unsere Ideen und Gedanken davon, wie unser Kind aufwachsen soll, ihre Wünsche und Gedanken sind.
Wenn wir an uns selbst denken, wissen wir, wie schwer solche Wünsche sind. Und wie schwer es uns selbst oft fällt, genau so zu sein und zu handeln anderen gegenüber. Und dennoch wünschen wir es uns jetzt und heute. Denn mit dem Eintritt in das Elternsein hat eine neue Zeit begonnen für uns, eine neue Zeitrechnung, eine neue Verantwortung. Nun sind wir es, die die Last der nächsten Generation auf unseren Schultern tragen und den Wunsch nach einer guten Zukunft für und mit unseren Kindern. Und genau dafür wollen wir alles geben und wünschen genau das von anderen.
Was Eltern seit jeher wünschen
Was wir manchmal übersehen: Unsere Eltern wollten sehr wahrscheinlich das Beste für uns – wenn ihr Weg auch anders aussah. Weil sie in einer anderen Gesellschaft lebten und für eine andere Zukunft erzogen haben. Eine, die schon wieder Vergangenheit ist. Diesen Gedanken sollten wir im Hinterkopf bewahren, wenn wir negativ über die Gedanken und Wünsche der Großeltern denken. Es hat sich viel geändert und Elternschaft heute ist anders als Elternschaft damals. So, wie wahrscheinlich auch ihre Elternschaft sich schon unterschieden hat von denen ihrer Eltern. Wir gehen voran, mit jeder Generation einen Schritt weiter. – Zum Glück, denn heute wissen wir, welche Fehler auf dem Weg der Vergangenheit liegen.
Wir wissen aus der Bindungsforschung, wie wichtig andere Wege heute sind und dennoch fällt uns schwer, andere Wege zu gehen. – Obwohl wir Eltern in unserer Generation es sind, die über das Wissen verfügen: die Elternzeitschriften lesen, Blogs, Artikel und Ratgeber. Viele von uns sind so fortgebildet in Hinblick darauf, wie Elternschaft sein sollte und doch fällt es auch uns oft schwer. Und noch viel schwerer fällt es vielleicht der Generation vor uns, die nicht beständig liest und erfährt, wie und warum heute anders gelebt wird. Die sich fragt: Hab ich denn damals alles falsch gemacht, wenn es heute anders gemacht wird? Und der es vielleicht noch viel schwerer fällt, über die eigenen Schatten der Vergangenheit zu springen. Und vielleicht nicht mal weiß, wie.
Gemeinsam gehen
„Wenn Du etwas wünschst, sprich es aus!“ Manchmal sind wir verleitet, zu denken, dass sich unsere Wünsche erfüllen, weil sie Wünsche sind. Aber im Zusammensein mit anderen ist es hilfreich, die eigenen Wünsche direkt zu benennen. Das fällt uns nicht immer einfach und manchmal sogar richtig schwer – gerade dann, wenn wir selbst oft erfahren haben, dass unsere Wünsche missachtet oder unsere Bedürfnisse übersehen wurden. Doch jetzt, in Bezug auf unsere Kinder und unsere eigenen erwachsenen Bedürfnisse ist es wichtig, zum Benennen zurückzukommen – oder es zu lernen. zu sagen „Ich brauche…“, „Es hilft mir…“ statt „Du musst…“ oder „Du solltest…“
Manches Mal mag es so sein, dass die neu gebackenen Großeltern all das mitbringen, was wir uns von ihnen wünschen. Dass sie uns genau so unterstützen, wie wir es wollen, dass sie mit ihren Enkelkindern genau so umgehen, wie wir es erträumen. Manchmal aber kann es anders sein und unsere Ideen und Vorstellungen könnten nicht weiter voneinander entfernt sein.
Es lohnt sich, den Weg gemeinsam zu versuchen, auch wenn er anfangs steinig sein mag. Es lohnt sich, zu versuchen, den anderen erst zu verstehen und dann zu erklären, warum wir heute anders leben. Es lohnt sich, weil wir als Eltern uns dieses Miteinander wünschen, weil wir Hilfe brauchen. Und, weil es für unsere Kinder schön ist, in den Großeltern weitere Bindungspersonen zu finden, die sie auf ihrem Weg begleiten. Das Familienleben in einer Großfamilie war nie immer nur rosarot und einfach. „Das Dorf“ war schon immer an vielen Stellen auch ein Zweckverbund. Manchmal ist das Erklären nicht zweckmäßig, sondern wir kommen nur über das Handeln durch zu neuen Ideen und Veränderungen.
Ideen für Großeltern, um ihnen Bindung praktisch zu vermitteln
Das Baby in einer Tragehilfe tragen lassen
Das Baby massieren lassen von Großmutter/Großvater
Ihnen das weinende Baby geben, damit sie es auf dem Arm beruhigen
Ihnen das Baby „übersetzen“: „Schau, jetzt schaut es Dich an und will spielen.“
Ihnen immer wieder vermitteln: Du kannst es nicht verwöhnen.
Manchmal ist das nicht einfach, den Weg gemeinsam zu gehen. Es kann hilfreich sein, Wünsche genau auszusprechen: „Bitte bring uns eine gekochte Suppe vorbei.“ „Du hilfst mir sehr, wenn Du mir aus der Drogerie etwas mitbringst.“ „Es freut das Baby und hilft ihm, eine Beziehung zu Dir aufzubauen, wenn Du es trägst.“ Bindungsorientierte Großelternschaft beginnt genau da, wo auch bindungsorientierte Elternschaft beginnt: Auf Augenhöhe, mit dem Ernstnehmen der Gefühle und Bedürfnisse des anderen. Und dann zu sehen, wie gemeinsam ein guter Weg gefunden werden kann. Das bedeutet, von beiden Seiten ein wenig entgegenzukommen und sich in der Mitte zu treffen. Das bedeutet, Signale zu übersetzen und zusammen nach Lösungen zu suchen. Das bedeutet, den anderen erst einmal anzunehmen und dann zu erklären, wie es heute anders geht. Möglichkeiten aufzeigen, statt Handlungen zu erwarten.
Auf diese Weise können wir nach und nach zusammen kommen, vereint in dem Wunsch nach dem besten für das neue Kind und mit wachsendem Verständnis dafür, dass „das Beste“ heute anders ist als damals.
Es gibt Konstellationen, in denen sehen wir, dass wir keine gemeinsame Lösung finden in der ein oder anderen Sache. In einigen Situationen ist es ausreichend, sich gegenseitig nur zu akzeptieren. Und es gibt Familienkonstellationen, in denen die Differenzen unüberbrückbar sind und es keinen weiteren Weg gibt, als getrennte Wege zu gehen. Das ist in Ordnung. Jede Familie geht ihren Weg. Aber wenn wir uns Unterstützung und Hilfe wünschen, müssen wir uns heute erst einmal zusammen auf den Weg begeben, um ein neues Bewusstsein für Großelternschaft zu entwickeln.
Eure
Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Geburtsvorbereiterin, Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie “Geborgen Wachsen” ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Elternblogs über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.
vonguteneltern: Bindung ist ein Regenbogen der Möglichkeiten
Für eine gute Bindung musst Du stillen, musst Du Stoffwindeln benutzen, musst Du… Für eine gute Bindung solltest Du feinfühlig auf die Signale Deines Kindes reagieren. Für die einen ist das Tragetuch dabei gut, für die anderen Stoffwindeln, für wieder andere das Abhalten. Das Handwerkszeug für eine gute Bindung kann ganz unterschiedlich aussehen. Darüber habe ich bei Anja hier geschrieben.
vonguteneltern: Interviews gesucht zu “Stillen ist bunt”
Ich habe drei Kinder gestillt und jede Stillgeschichte ist ein wenig anders, hat einen anderen Beginn, ist anders verlaufen, hatte ein anderes Ende – auch zeitlich. Wenn ich mir die Stillgeschichten der Frauen meiner Umgebung ansehe, sehe ich auch hier: Stillen ist immer wieder ganz unterschiedlich. Unter “Stillen ist bunt” berichtet Hebamme und IBCLC Anja hier davon, wie unterschiedlich das Stillen ist und sammelt verschiedene Stillgeschichten, um zu zeigen: Es gibt nicht den einen weg, sondern viele verschiedene.
“Nein, meins!” – Ich will genau dieses Spielzeug JETZT!
Zwei Kinder sitzen im Sandkasten, eines von ihnen spielt mit einem kleinen Trichter und lässt den Sand hindurch rieseln in eine kleine Wasserschüssel, wo der Sand sich sogleich mit Wasser voll saugt und zu Matsch wird. Wie hypnotisiert sieht das andere Kind einen Moment zu, steht dann auf, geht hinüber, und reißt den Trichter aus der Hand. Es entsteht ein Streit um den Trichter – beide wollen ihn haben. Aber steht wirklich der Besitz hinter diesem Streit? Eine ähnliche Situation, die sich oft in Kinderzimmern von Geschwistern abspielt: Das kleine Kind sieht dem größeren Geschwisterkind beim Spielen zu, rennt zu ihm, reißt das Spielzeug aus der Hand, rennt weg, spielt kurz damit und wirft es dann achtlos in die Ecke. Was passiert hier?
Das belebte Objekt
Wenn sich Kinder um einen Gegenstand streiten, denken wir oft, dass es um den Besitz geht. Wir denken, das andere Kind möchte dieses andere Ding haben, möchte es besitzen und wir regen dazu an, Sachen zu teilen, weil wir denken, es würde darum gehen, sich einen Gegenstand auszuleihen. Wenn der Gegenstand dann den Besitzer oder die Besitzerin gewechselt hat, ist das Interesse an dem Gegenstand auch oft schon verloren. “Aha, es ging nur darum, den eigenen Willen durchzusetzen!” sind Eltern dann oft verleitet zu denken. Oft aber geht es, gerade bei Babys und kleinen Kindern, nicht um den Besitz und auch nicht darum, den eigenen Willen durchzusetzen, sondern um die Erfahrung, die dahinter steht. Dieses Wissen, das Verstehen des Kindes, kann verändern, wie wir mit einer solchen Situation umgehen und das Kind betrachten. Und selbst dann, wenn es manchmal um das Besitzen geht, lohnt sich ein Blick auf die wirklichen Gründe dahinter, warum Besitz ein wichtiges Thema für Kinder ist.
Entwicklungsressourcen
Das Kind, das den Trichter haben möchte, sieht das andere Kind, sieht wie es Freude hat bei dem Spiel und dass es damit eine spannende Erfahrung macht. Es sieht, dass das Kind etwas lernt, experimentiert. Genau das möchte es auch: lernen und experimentieren, sich weiter entwickeln, einen Entwicklungsvorteil erwerben. Wie so oft geht es auch hier um Ressourcen, dieses Mal um Entwicklungsressourcen. Es ist also keine böse Absicht des Kindes, es ist kein Machtspiel, sondern ein innerer Entwicklungsdrang, der hinter dem Verhalten steht.
Genau das erkennen wir auch dann, wenn das Kind das Spiel auf einmal beendet und das Spielzeug achtlos zur Seite wirft. Oft passiert das dann, wenn es dieses Spiel, das es gesehen hat, nicht nachahmen kann, wenn es nicht die gleiche Erfahrung damit machen kann wie das andere Kind. Vielleicht, weil es dafür noch zu klein ist, wie oft bei Geschwistern zu beobachten ist: Eben sollte es dieses Spielzeug noch unbedingt sein, nun ist es schon nicht mehr interessant, wo es doch endlich in der Hand gehalten wird.
Warum nur “teilen” oft nicht hilft
Das andere oder größere Kind nur zum Teilen aufzufordern, bringt deswegen meist keinen Erfolg in einer solchen Streitsituation: Denn nur durch den Besitz des Gegenstandes wird der eigentliche Wunsch hinter dem “Habenwollen” nicht erfüllt. Im schlechtesten Fall sind durch die Aufforderung des Teilens zwei Kinder frustriert: Das Kind, das teilen soll (und seinen Besitz abgeben muss, der für das ältere Kind sehr wichtig ist, siehe unten) und das Kind, das mit dem Gegenstand eigentlich nichts anfangen kann.
Hilfreich ist deswegen, wenn wir das andere Kind begleiten im Experimentieren damit oder von Anfang an Alternativen anbieten können bspw. bei Spielsachen, die doppelt vorhanden sind. Eltern, die sowieso mitspielen und im Sandkasten eine eigene Schaufel haben, können ihre Schaufel als Alternative anbieten. Andere Kinder zum Teilen aufzufordern, ist oft schwierig, denn es ist wichtig, auch sie nicht aus ihrem Spiel und ihrer aktuellen Entwicklung heraus zu reißen. Sie brauchen einen geschützten Raum, in dem sie sich in Ruhe beschäftigen dürfen und gerade unter Geschwistern ist es auch wichtig, eigenen Besitz zu haben, der nicht geteilt werden muss.
Besitz
Besitz ist in der Vorschulzeit etwas, das die eigene Position in der Gruppe stärkt oder auszeichnet. Geht es im Wegnehmstreit nicht um das Ausprobieren, kann auch der reine Besitz eine Rolle spielen. Auch hier geht es aber wieder um eine Entwicklungsressource und nicht um eine böse Absicht: Zu sehen, wohin ich gehöre, wie ich mich in der Gruppe bewege und welche Stellung ich habe. Manchmal nehmen Kinder anderen Kindern Dinge weg, um diese soziale Position zu hinterfragen und auszumachen. Auch dies ist normal und wichtig.
Kreativer Umgang mit Konfliktsituationen
Wie immer in Streitsituationen ist es gut, Kinder auch eigene Möglichkeiten und Lösungen finden zu lassen. Manchmal ist dies nicht möglich, und wir müssen eingreifen, um zu unterstützen. Langfristig ist es hilfreich, den Kindern zu vermitteln, dass nach gewünschten Dingen gefragt werden kann. Auch hier ist das Vorbildverhalten der Eltern wieder wichtig: Nehmen wir Dinge einfach aus der Hand oder fragen oder bitten wir zuvor?
Teilen ist ein wichtiger Meilenstein der Entwicklung, aber das freiwillige Teilen erwerben Kinder erst im Laufe der Zeit – es ist, wie viele andere Dinge, eine Frage der Entwicklung.
Deswegen ist es so wichtig, Kinder gut zu begleiten, sie anzuregen, aber nicht zu bestimmen. Wir können ein “gleich” anbieten, ein “ausleihen” oder auch einfach vermitteln: Es ist vollkommen in Ordnung, dass Du dieses Ding nicht teilen möchtest, wenn es so wichtig ist. Wir können erklären, dass beispielsweise nicht teilbare Dinge nicht auf den Spielplatz mitgenommen werden, um Konflikten vorzubeugen. Und wir können selber Vorbild sein im Teilen und dem Umgang mit eigenen Dingen, gerade wenn ein Kind etwas von uns Erwachsenen “einfach” wegnimmt.
Betrachten wir solche Streitsituationen also wohlwollend einmal durch die Augen der Kinder. Dann wird uns klar, dass hinter solchen Streitsituationen keine böse Absicht steckt, kein Fehlverhalten und keine “schlechte Erziehung”, sondern dass sie vollkommen normal und wichtig sind für die kindliche Entwicklung. Und mit diesem Wissen wird es schon leichter.
Eure