Alle Artikel von Susanne Mierau

#herzensschule – Wie eine Elternschule sein sollte

Wenn wir Eltern werden, ist es oft nicht einfach am Anfang: Uns fehlen Vorbilder, Hilfen, Unterstützung. Da liegt der kleine Mensch in unseren Armen und ist erst einmal einfach ein Mensch, der kennengelernt werden möchte. Ein Mensch, der ein eigenes Temperament in dieses Leben, in diese Beziehung einbringt. Ein Mensch mit Bedürfnissen, für deren Erfüllung vor allem wir in den nächsten Jahren zuständig sind – und das neben unseren eigenen und dem Umstand, dass wir am Anfang noch gar nicht richtig wissen, wie uns was und warum.

Das Kind verstehen ist manchmal schwer

Was Eltern wirklich oft brauchen, ist tatsächlich eine Art Elternschule: Zu lernen, wie Babys ihre Signale äußern und wie richtig darauf eingegangen wird – und was sie schon selber können. Zu lernen, welche Bedürfnisse Babys und Kinder wirklich haben und was Bedürfnisse und was Wünsche sind und wie wir sie unterscheiden. Zu lernen, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind und wir sie anders behandeln sollten, dass sie anders denken und deswegen für sie logisch und folgerichtig handeln. Zu lernen, wie wir mit Wut oder Verzweiflung oder Angst umgehen können und dass wir bei Kindern auf jeden Fall einen anderen Umgang damit brauchen als wir ihn vielleicht von Erwachsenen gewohnt sind. All dieses Wissen, all diese Einsicht, all das Verständnis dafür ist uns über die Jahre und Jahrzehnte abhanden gekommen. Wenn Eltern heute nicht mehr über ein „gutes Bauchgefühl“ verfügen, dann liegt das zu einem ganz großen Teil daran, dass uns das „Bauchgefühl“ auch ein wenig aberzogen wurde. Wir haben verlernt, wie kindliche Entwicklung natürlicherweise ist und dass wir ganz viel Vertrauen mitbringen müssen in diese Beziehung und Leichtigkeit. Wir haben verlernt, dass es ganz normal ist, wenn Kinder das Tempo vorgeben und sie alle auch ein wenig anders sind in ihrem persönlichen Tempo und wir haben verlernt zu wissen, dass es normal ist, dass sie nicht durchschlafen, dass sie selbstgesteuert essen wollen (und können) und dass sie lieber in unserer sicheren Nähe schlafen als in einem von uns als sicher empfundenen Gitterbett.

Es fehlt Unterstützung

Was Eltern heute auch brauchen, sind auch helfende Hände und Unterstützung und Anerkennung. Stress führt zu negativem Erziehungsverhalten und wenn wir durch unsere Rahmenbedingungen angespannt und gestresst sind, bringen die Kinder manchmal das Fass zum Überlaufen mit einem kleinen Tropfen. – Aber eigentlich sind nicht sie das Problem, auch wenn wir das manchmal denken. Kinder sind Kinder. Stress haben wir auch dann, wenn andere uns negativ beäugen: Wenn wir eigentlich liebevoll und einfühlsam sein wollen, uns aber die Augen der Öffentlichkeit unter Druck setzen und wir denken, wir müssten doch den anderen erwachsenen Menschen einen Gefallen machen, indem wir einen Wutanfall unterbinden oder das Kind ermahnen, sich nicht wie ein Kind zu benehmen. Unterstützung bedeutet auch, dass wir alle als Gesellschaft unser Bild von Kindern und Eltern verändern müssen: Wir sollten von Eltern nicht ein harsches Einschreiten in der Öffentlichkeit erwarten, nicht genervt die Augen verdrehen in Anbetracht einer Zugfahrt mit Kindern. Kinder sind Kinder und Bestandteil unserer Gesellschaft. Eltern tun ihr Bestes, um Kinder zu begleiten und wir Menschen drum herum können Eltern darin unterstützen, feinfühlig auf Bedürfnisse einzugehen, wenn wir sie nicht stressen und unter gesellschaftlichen Druck setzen.

Manchmal braucht es Unterstützung und Beratung

Manchmal ist es so, dass sich Probleme festsetzen, dass sie sich ausdehnen. Dass aus einer Kleinigkeit langfristig ein großes Problem wird – oder auch ein großes Problem besteht, das sich auf die Familie auswirkt. Manchmal bringen wir auch aus der Vergangenheit Probleme mit, die sich auf einmal öffnen. Manchmal entstehen Probleme, aus denen Familien nicht mehr von allein heraus kommen. Gerade dann brauchen sie Unterstützung und Hilfe, um wieder zu einem gesunden Gesamtsystem zu kommen. Sie brauchen Menschen, die ihnen die Augen öffnen für die Bedürfnisse und die gemeinsam mit ihnen ansehen, wo genau gerade jetzt etwas in Schieflage ist. Eine Familie ist ein System, auf das sich so viele Faktoren auswirken und Probleme müssen sehr oft aus ganz vielen Blickwindeln betrachtet werden, um eine Lösung zu finden. Familiensysteme sind keine Computer, bei denen schnell eine Festplatte ausgetauscht werden kann. Es gibt meist nicht das eine Rad, an dem gedreht werden kann, damit sich alles verändert. Viele Aspekte greifen in einer Familie zusammen und auf dem Weg zu einer Änderung sollten die kleinen Zahnrädchen alle bedacht werden. So geht Änderung. Häufig nicht von heute auf morgen, sondern langfristig. Häufig ist es dann, wenn wirklich etwas geändert werden muss, ein langer Weg, der nicht selten auch in die eigene Vergangenheit führt der Eltern. Aber all diese Wege sind es wert, wenn sie nachhaltig und langfristig gegangen werden. Wenn sie behutsam gegangen werden und begleitet werden. Schritt für Schritt. Hierfür braucht es Menschen, die Eltern einfühlsam und langfristig begleiten können. Und es braucht Auffangsysteme, die Eltern ermöglichen, eine solch lange Unterstützung niedrigschwellig in Anspruch nehmen zu können. Es braucht Familien und Berater*innen, die über Bindung und Bedürfnisse informiert sind und geschult sind, Familien individuell und bedarfsgerecht zu begleiten.

Eine Elternschule kann es auf vielen Ebenen gut geben: Wir können Vorbilder sein für diejenigen, die Eltern werden. Wir können andere Familien unterstützen, damit sie gut und entspannt ihr Familienleben leben können – durch Akzeptanz, Respekt und Anerkennung von anderen Wegen. Wir können konkret Hilfe anbieten oder Hilfe vermitteln. Wir können Informationen anbieten, damit Menschen ihre Meinung ändern und alte Erziehungsmethoden hinter sich lassen. Gerade auch in der Großelterngeneration ist dies wichtig. Und wir können als Gesellschaft Schutz- und Hilfesysteme etablieren, die im Notfall auffangen. Welcher Weg auch immer benötigt oder gegangen wird: all diese Wege führen über Empathie und Mitgefühl. Das ist es, was Eltern brauchen, um zu lernen. So, wie Kinder auch.

Eure

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Hausmittel für Kinder: Wickel, Auflagen und Kompressen

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Der Herbst ist da und damit die ersten Schniefnasen, ein kleiner Husten hier oder auch manchmal leicht erhöhte Temperatur. Zeit, um einerseits die Hausapotheke aufzufrischen mit Medikamenten für den Notfall, aber auch um die kleinen Alltagshelfer bereit zu legen, die bei kleineren Erkrankungen oder zur Überbrückung gut genutzt werden können. Wickel können für junge und ältere Menschen bei einigen Erkrankungen eine Linderung verschaffen und sind gerade auch bei Kindern ein schönes Ritual.

Wickel, Kompresse oder Auflage?

Fast jeder kennt den Klassiker unter den Wickeln: Wadenwickel bei Fieber. Aber auch bei Husten und anderen Beschwerden können Wickel angewendet werden. Nahezu jeder Körperbereich kann damit versorgt werden: Unterschieden wird zwischen den klassischen Wickeln, bei denen ein Körperteil vollständig umwickelt wird (Z.B. Brustwickel), den Auflagen, die nur aufliegen, nicht aber alles umfassen und Kompressen, die auf kleinen Körperstellen liegen, wie z.B. Ohrkompressen. Grob unterscheidet man auch warme und kalte Wickel:  Kalte Wickel werden insbesondere bei Fieber und Entzündungen eingesetzt, aber auch bei Verstauchungen/Prellungen oder Insektenstichen. Warme Wickel hingegen fördern die Durchblutung und entspannen, beispielsweise bei Bauchschmerzen. 

Anwendungsregeln für Wickel

  1. Zunächst muss der Raum angenehm warm sein, so dass das Baby oder Kind entkleidet werden kann ohne dass es sofort auskühlt oder wegen der Kälte weint oder sich verkrampft. Gut ist es, in einem warmen Raum zu wickeln und das Kind dann in einen anderen Raum zu bringen, in dem zuvor gelüftet wurde. Die entspannende Wirkung eines Wickels vertieft die Atmung.
  2. Zeit nehmen: kein Handy, keine Ablenkungen.
  3. Bevor gewickelt wird, sollten alle „Wickelzutaten“ in Reichweite gelegt werden, damit der Wickel schnell angelegt werden kann und Eltern nicht in die Versuchung kommen, das Kind kurz allein auf dem Wickeltisch liegen zu lassen, um etwas zu holen (Achtung: Sturzgefahr, Kinder niemals allein auf dem Wickeltisch liegen lassen – auch nicht, wenn sie krank und schläfrig sind!).
  4. Mit dem Kind reden: Sprachlich begleiten, was gemacht wird. Das ist auch schon für die ganz kleinen Kinder schön und hilfreich.
  5. Nachfragen: Ist es gut so? Wenn sich das Kind unwohl fühlt, muss der Wickel wieder entfernt werden.

Wie sieht ein Wickel aus?

Dank Wickelsets ist das Anlegen eines Wickels nicht besonders schwer. Die Tücher sollten mehrmals vorgewaschen werden, damit sie angenehm weich sind. Der eigentliche Wickel besteht meistens aus 3 Tüchern:

Das Innentuch kommt direkt auf die Haut und sollte so groß sein, dass es den zu behandelnden Bereich bedeckt. Es kann aus Baumwolle, Leinen oder Seide bestehen. Leinen ist besonders gut für kalte Wickel, da es Körperwärme gut ableitet. Hat man kein extra Wickelset, kann man auch ein Geschirrtuch oder eine Mullwindel als Innentuch verwenden. Das Innentuch ist der Träger des Mittels, das zur Anwendung gebracht wird. Es wird in Wasser oder Tee getränkt oder bei einem Quarkwickel mit Quark bestrichen. Dann wird es straff und faltenfrei (damit der Wirkstoff gut einziehen kann und es bequem ist) auf die entsprechende Körperstelle aufgelegt.

Über das Innentuch, das auf der Haut aufliegt, kommt das Zwischentuch. Das Zwischentuch ist insbesondere dafür da, das Außentuch vor dem Durchweichen zu schützen. Es sollte größer sein als das Innentuch, um alles gut abzudecken. Es kann aus Baumwolle sein. Für wärmende Wickel am Hals oder auf der Brust eignet sich besonders Heilwolle, die den wärmenden Effekt verstärkt.

Die letzte Schicht nach außen bildet das  Außentuch, das die Temperatur des Wickels für einige Zeit halten und vor Durchweichen schützen soll. 

Wie Wickel wirken

Wickel können wärmen oder kühlen – je nach Material, dem verwendeten Hausmittel (Quark, Zitronenwasser, Öl, Bienenwachs,…), der Feuchtigkeit des Tuches und der Dauer der Anwendung.

Wird etwas Kaltes auf die Haut aufgelegt, ziehen sich zunächst die Blutgefäße zusammen, um einem Wärmeverlust vorzubeugen. Die Stelle kühlt leicht ab. Doch nicht nur auf der betreffenden Stelle wirkt der Kältereiz:  Er aktiviert auch das vegetative Nervensystem, so dass sich die Blutgefäße verengen, der Blutdruck gesteigert und die Atmung vertieft wird. Auch der Stoffwechsel wird angeregt, weshalb es beim Wechseln von kalten Wickeln gut ist, sie auszuspülen vor erneutem Anlegen: der Körper entgiftet, weil sich die Poren durch den nassen Wickel weiten und die Abbauprodukte so gut über die Haut ausgeschieden werden können. Bleibt der Wickel dann aber länger auf der Haut und das Tuch trocknet, wird der einstmals kühlende Wickel warm durch die Körperwärme. Diese Wärme wird beispielsweise bei Halswickeln genutzt.

Warme Wickel entspannen und lösen Krämpfe. Sie werden feucht und warm (aber nicht heiß) aufgelegt und regen die Durchblutung an, wodurch mehr Sauerstoff und Nährstoffe an den Ort der Auflage gelangen.

Natürlich können Wickel aber auch einfach durch ätherische Öle wirken und müssen nicht über die Temperatur Einfluss nehmen, wie beispielsweise bei beruhigenden Auflagen mit Lavendelöl oder bei Zwiebelkompressen für die Ohren.

Anwendungsbeispiele

Wickel gibt es viele verschiedene und sie werden oft zusammen mit klassischen Hausmitteln eingesetzt: Kartoffelwickel sind beispielsweise eine häufige Anwendung bei Halsschmerzen ohne Fieber am Abend. Eine warme, zerdrückte Kartoffel wird dann in ein Tuch eingeschlagen und mit Halswickelset oder Schal einwirken lassen. Bei Fieber und Halsschmerzen wird eher ein Quarkwickel gemacht. Bei Husten kann auch ein Bienenwachswickel Linderung verschaffen, entweder fertig gekauft oder nach dieser Anleitung hergestellt. Der Wadenwickel kann bei Kindern ab etwa 2 Jahren dann angewendet werden, wenn das Fieber nicht mehr steigt, das Kind am ganzen Körper warm ist und schwitzt. Er hilft dann beim Senken des Fiebers. Dabei muss aber darauf geachtet werden, dass die sich vom Körper erwärmenden Tücher regelmäßig ausgewechselt werden, um die kühlende Wirkung zu erzielen. Etwa 3-4 Durchläufe mit kühlenden Tüchern werden insgesamt gemacht. „Kühlend“ bedeutet nicht, dass kaltes Wasser verwendet wird: für die fiebersenkenden Wadenwickel wird lauwarmes Wasser benutzt.

Verschiedene Wickel für Kinder

1 Wadenwickel für Kinder von Petit & Grands
2 Ohrkompressen von Wickel & Co.*
3 selbstgemachter Bienenwachswickel, auch fertig zu kaufen von Wickel & Co.*
4 Brustwickel von Wickel & Co.*
5 Halswickel von Wickel & Co.*

Wann zum Arzt?

Hausmittel können eine gute und oft auch schnelle Hilfe sein, um bei leichten Erkrankungen Linderung zu verschaffen. Wichtig ist, die Kinderärztin/den Kinderarzt hinzu zu ziehen, wenn Verdacht auf eine Kinderkrankheit besteht, Symptome nicht eindeutig eingeordnet werden können, Eltern unsicher sind, ein Fieber andauert oder Beschwerden nicht innerhalb von drei Tagen besser werden. Auch bei schneller Verschlechterung des Wohlbefindens muss ggf. schnell Arzt/Ärztin hinzugezogen werden, daher ist es wichtig, kranke Kinder gut im Auge zu behalten. Wer ätherische Öle verwenden möchte, sollte sich an fachkundiger Stelle über deren richtige Anwendung informieren. Gerade bei Kindern gibt es hier Einschränkungen. Auch bei Ohrenschmerzen sollte ein Besuch der Ärztin/des Arztes erfolgen. Ohrenschmerzen (aber auch andere Schmerzen) können für Kinder sehr schlimm sein und es ist wichtig, sie nicht den Schmerzen zu überlassen, sondern eine geeignete Schmerzbehandlung zu ermöglichen. Hausmittel sind toll, aber manchmal ist mehr als Wickel, Tee und Kompressen notwendig. Außerhalb der Öffnungszeiten der eigenen Kinderärztin kann auch der Kinderärztliche Bereitschaftsdienst in Anspruch genommen werden bzw. Notdienstpraxen. Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen muss natürlich umgehend der Rettungsdienst der Feuerwehr gerufen werden.

Eure

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Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Heilpraktikerin, Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Elternblogs über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Friede-Freude-Mutter-Kuchen: Die Brüste machen keine gute Mutter

In dieser Woche gab es viele tolle Artikel rund um die Weltstillwoche. Ein besonders schöner ist auch dieser von Lisa, die als Hebamme selbst einen schwierigen Stillstart hatte und auf ihrem Blog hier schreibt: „„Stillen ist wichtig für Mutter und Kind, aber nicht um jeden Preis.“ Wie hoch der Preis sein darf, sollte jede Frau allein für sich bestimmen.“

Der erste Stillmoment & die unglaublichen Kompetenzen des Babys

Dieser erste Moment nach der Geburt, wenn Mutter und Kind sich ansehen, ineinander versinken und die Zeit fast einen Moment stehen bleibt. Bei manchen gibt es diesen Zeitpunkt früher, bei anderen später – je nachdem, wie die Geburt verlaufen ist. Diesen Moment genießen, ganz ineinander eintauchen und sich kennen lernen: So siehst Du aus, so riechst Du, so fühlst Du Dich an – auf Seiten des Kindes und Seiten der Eltern. Ein magischer Moment.

Gerade jetzt haben wir eigentlich alle Zeit der Welt – oder sollten sie haben. Aber oft wird in Filmen, Büchern oder auch durch Fachpersonal vor Ort vermittelt: Nun musst Du Dich beeilen und das Kind anziehen und stillen. Aber das Baby kommt – wenn es reif und gesund zur Welt kommt ohne Gründe, die schnelles Eingreifen notwendig machen – auch mit dem Wunsch zu uns, von Anfang an die Welt mit allen Sinnen kennen zu lernen. Und die Welt beginnt genau jetzt mit dem Menschen, auf dem es liegt und dessen warme Haut es spürt.

Dein Baby lernt Dich jetzt kennen

Da liegt es nun und nimmt zum ersten Mal den Herzschlag nicht aus dem inneren des Körpers wahr, sondern über die Brust im Hautkontakt. Es hört die bekannten Stimmen, aber ganz anders als zuvor. Es fühlt Körperwärme dort, wo es im Körperkontakt steht und spürt zum ersten Mal Kälte an den Stellen, die nackt sind. Es spürt Stoff auf der Haut zum ersten Mal dort, wo es von einer Decke bedeckt ist. Es spürt Haut, aber ganz anders als zuvor im Mutterleib, denn sie fühlt sich anders an.

Instinktiv weiß das Baby, wohin es nun möchte und folgt dem eigenen Geruchssinn, verbunden mit den anderen Sinnen. Wenn es ausreichend geruht hat, beginnt es, sich zu bewegen. Liegt das Baby nun nackt bäuchlings auf nackter Brust oder Oberbauch der Mutter, beginnt es vielleicht, mit dem Kopf und Mund die Brust zu suchen und die Haut um sich mit dem Mund zu ertasten. Es leckt oder saugt an der Haut, die es umgibt, um zu erkennen, ob es sich um die Haut der Brust handeln könnte. Es weiß instinktiv, dass sich die Haut der Brustwarze anders anfühlt als andere Haut und nimmt die unterschiedlichen Empfindungen wahr. Vielleicht beruhigt es sich durch das Saugen zunächst noch einmal, bevor es wieder mit der Suche beginnt. Es kann sich mit den Füßen abstoßen, den Kopf bewegen oder gar ruckartig zu einer Seite schnellen lassen. Auf diese Weise bewegt es sich selbst zu seinem Zielort.

Auch wenn wir versucht sind, an dieser Stelle einzugreifen und das Baby selbst aufzunehmen und an die Brust zu legen, müssen wir es nicht tun. Denn unser Kind ist von Anfang an kompetent und strebt nach Autonomie – nicht erst im Alter von 2 oder 3 Jahren, sondern von Beginn an. Wir können uns zurück lehnen (im wahrsten Sinne des Wortes) und warten – eine Tätigkeit, die wir in den folgenden Jahren immer wieder tun werden: abwarten, das Kind machen lassen. Gerade jetzt und hier, in den ersten Momenten des Familienlebens, lernen wir einen der wichtigsten Eckpfeiler der Elternschaft: Vertrauen in das Kind und dessen Fähigkeiten.

Selbstwirksamkeit: Das Baby findet die Brust

Irgendwann wird das Baby die Brust gefunden haben durch das Riechen, Tasten, Fühlen. Manchmal muss es durch den Arm der Mutter ein wenig gestützt werden, damit es nicht vom Körper rutscht. Aber den Großteil des Weges schafft es ganz allein. Vielleicht befühlt es die Brust mit dem Mund, vielleicht nimmt es die kleinen Hände oder Fäuste zu Hilfe, um die Brust zurecht zu schieben. Vielleicht ruht es sich noch einmal aus und legt den Kopf ab. Irgendwann wird es jedoch den Mund öffnen und mit dem Stillen beginnen – selbstbestimmt und aus eigener Kraft.

Der Vorteil dieses babygeleiteten Anlegens ist, dass das Baby selbst wirksam ist, dass es uns bereits nun, ganz am Anfang, etwas Wesentliches lehrt über den Blick auf das Kind und das Stillen so meist gut und komplikationslos starten kann, da durch die Eigenaktivität des Kindes Anlegeprobleme vermieden werden können, die den Stillstart erschweren. Nicht nur unmittelbar nach der Geburt können daher die Reflexe und Intuition des Babys genutzt werden, um zu stillen, sondern in den ersten Wochen. Gut ist es, wenn Mutter und Kind im direkten  Haut-zu-Haut-Kontakt sein können hierfür.

Eure

 

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Geburtsvorbereiterin, Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Elternblogs über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Weg und wieder zurück – Über den sicheren Hafen, den (Klein)kinder brauchen

Die Neugierde treibt dich voran: „Ich da hoch, ja, Mama?!“ Lustig jauchzend springen Kinder auf der Hüpfburg vor Dir auf und ab. „Ich da auch hoch, ja?!“ Ich mag keine Hüpfburgen, denke ich mir und denke zugleich, dass ich Dir keine Angst vor dem Leben mit auf den Weg geben möchte. „Ja, geh da auch rauf. Ich warte hier.“ sage ich. Zwei unbeholfene Beine, die doch selbst noch gar nicht so lange laufen können, klettern empor. Ein kleines Stück, dann bleibst Du stehen und kommst zurück gerannt in meine Arme. Wieder zurück in die Hüpfburg, ein Stück weiter jetzt, wieder zurück in meine Arme. Wieder ein Stück tiefer in die Hüpfburg, wieder in meine Arme. Ein wenig wie im Leerbuch, denke ich, bevor Du wieder voll Abenteuerlust davon rennst. Ein Stück weiter jetzt, denn Du fühlst Dich sicher.

Mut entwickelt sich

„Jetzt geh endlich hüpfen!“ hätte ich auch sagen können, ungeduldig. Ob mein Kind dann ausdauernd springen gegangen wäre? Manchmal braucht es es ein wenig Zeit, um Mut zu fassen. Das kennen wir Erwachsene auch: Erst einmal vorsichtig den Weg ausprobieren, der gefährlich aussieht. Vorsichtig den Fuß aufsetzen: trägt mich die Brücke? Vielleicht noch einmal zögern, vielleicht doch einen Schritt zurück gehen. Nachdenken: alles ist in Ordnung. Mein Kleinkind ist noch nicht erwachsen, analysiert nicht die Situation und zieht Schlüsse. Mein Kleinkind trifft Entscheidungen noch auf einer sehr begrenzten Auswahl an Erfahrungen – manchmal sind die Entscheidungen falsch. Worauf es sich oft beruft, neben der Neugierde, die es antreibt, bin ich: Vertraue ich ihm hier? Erscheine ich entspannt? Und bin ich da, um aufzufangen, zu trösten, Hilfe zu leisten? Gibt es einen sicheren Hafen für eine Rückkehr?

Jeden Tag erleben wir mit einem Kleinkind viele Male die Situation, dass es sich von uns entfernt, um etwas zu erkunden, neugierig die Welt zu entdecken, um dann zu uns zurück zu kommen, um in der Nähe zu sein und schließlich wieder aufzubrechen. Ein Kreislauf aus Nähe und Distanz. Aus der Sicherheit, uns als sichere Basis zu wissen, bricht das Kind immer wieder zu Abenteuern auf.

Auch Eltern brauchen Mut

Für uns Eltern bedeutet diese Phase des Kindes, dass auch wir Mut aufbringen müssen: Mut und Vertrauen in das Kind und seine Fähigkeiten. Es los lassen, damit es selbst erkunden kann und darauf vertrauen, dass es uns signalisiert, wenn es unsere Unterstützung braucht. Mut, nicht vorher einzugreifen*, um das Kind nicht einzuschränken. Da sein, aber als Beobachter*in. Mut, auszuhalten, an einem Ort zu sein, nur um für den Notfall da zu sein. Die Ruhe und eventuell Stille aushalten, die es mit sich bringt, wenn man nur dafür da ist, damit jemand zu einem zurück kommen kann. Mut, sich nicht von anderen Dingen ablenken zu lassen, sondern auf genau dieses Hier und Jetzt einzulassen. Mut, unsere eigenen Ängste nicht auf das Kind zu übertragen und toll zu finden, wie das Kind die Welt erkundet – auch wenn es das anders macht, als wir es uns vielleicht wünschen würden. Mut, genau dieses Bedürfnis des Kindes jetzt zu zu lassen und es zu begleiten, wenn nötig. Und auch den Mut, dann notwendige Entscheidungen zu treffen, wenn sie von einem erwachsenen Menschen getroffen werden müssen.

Was Abenteurer*innen brauchen

Kinder, gerade Kleinkinder, brauchen den sicheren Hafen. Als sicherer Hafen sind wir der Ort, an den sie zurück kehren können. Manchmal reicht aber auch nur der Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass der Hafen nicht weit weg ist. Manchmal braucht es die Sicherheit, dass er noch in Rufweite ist. Es tut gut, zu erfahren, dass das, was man gerade tut, von einer anderen Person wertgeschätzt wird. Dafür brauchen wir keine großen Worte, keine langen Ausschweifungen. Es kann ein Blick sein, eine Geste: Ich sehe Dir zu, weil ich Dir gerne zusehe. Ich habe gesehen, dass Du gerade etwas gemacht hast, dass Du noch nie zuvor geschafft hast. Wichtig ist vor allem: Es überhaupt wahrnehmen zu können. Wir müssen nicht die ganze Zeit auf das spielende Kind fokussiert sein, aber wir können es im Blick haben, in der Nähe sein und aufmerksam bleiben für das, was nun gerade kommt: Nähe oder Erkundung. – Und sie dann wieder abwechselt.

Eure

* gefährliche Situationen (wie Straßenverkehr u.a.) sind hiervon ausgeschlossen

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Geburtsvorbereiterin, Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Elternblogs über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Was tun bei Reiseübelkeit von Kindern?

Reisen mit Kindern ist toll, kann aber in einigen Fällen dann schwierig werden, wenn einzelne Familienmitglieder Schwierigkeiten haben mit den Fahrten: Ob im Auto, Bus oder der Bahn, Reiseübelkeit kann verschiedene Familienmitglieder betreffen, tritt aber besonders ab dem 2. Lebensjahr bis zur Teenagerzeit auf. Während Erwachsene meist schon ihre Umgangsmöglichkeiten damit gefunden haben und diese Übelkeit auch besser verstehen, ist es bei Kindern oft wesentlich schwieriger.

Woher kommt die Übelkeit?

Eigentlich sind wir auf die Fortbewegung zu Fuß ausgerichtet. Dabei bekommen wir über unsere Sinnesorgane die passenden Nachrichten über unsere Fortbewegung und das Gehirn kann alle Informationen sinnvoll kombinieren. Bewegen wir uns aber mit dem Auto, Bus oder Schiff, werden also gefahren, stimmen die Informationen nicht mehr überein: Unser Auge sieht, dass wir uns bewegen, unser Körper gibt aber keine passenden Signale dazu von sich, denn er bewegt sich nicht. Besondere Bedeutung hat dabei das Gleichgewichtssystem im Innenohr: Kurven, eine holprige Strecke und ein Auf und Ab wirken auf das Gleichgewichtssystem. Werden die Bewegungen nicht mit den Augen verfolgt, führt das zu Irritationen in der Verarbeitung und es kommt zu Übelkeit und Erbrechen. Gerade bei größeren Kindern kann aber auch die Aufregung einen Teil zur Reiseübelkeit beitragen. Hier ist es dann besonders wichtig, über Ängste und Sorgen zu sprechen und die Gefühle des Kindes vor der Reise aufzufangen. Kennt das Kind Reiseübelkeit bereits, kann es auch Angst vor der Übelkeit oder dem Erbrechen entwickeln.

Was tun gegen Reiseübelkeit bei Kindern?

Reiseübelkeit ist meist ein Problem der Wahrnehmung und Verarbeitung. Ein „Reiß Dich zusammen“ ist nicht hilfreich, denn Kindern fehlt die Möglichkeit, mit diesem Gefühl selbständig umzugehen. Als Eltern können wir sie daher nur begleiten und ihnen einige Erleichterungen verschaffen oder Hilfen anbieten gegen die Übelkeit. Sie brauchen uns aber dafür, um damit richtig umzugehen zu lernen.

Der wichtigste Punkt ist, die Ursache der Übelkeit anzugehen, nämlich die Unvereinbarkeit der Sinneseindrücke: Daher ist es gut, das Kind anzuregen, aus dem Fenster zu sehen und Spiele zu initiieren, die dies unterstützen. Besonders wichtig ist es auch, die Ängste und Sorgen aufzufangen und das Kind zu beruhigen: Übelkeit ist ein unangenehmes Gefühl, gerade für kleinere Kinder, die es schwer einordnen können und nicht wissen, wann und wie es beendet werden kann. Angaben zur Reisedauer und dazu, wie lange dieser unangenehme Zustand noch ausgehalten werden muss, können nicht überblickt werden. Für sie ist es deswegen besonders wichtig, regelmäßige Erholungspausen zu machen.

Allgemeine Tipps bei Reiseübelkeit von Kindern

  1. Ruhe & Entspannung am Abend zuvor.
  2. Bus, Bahn, Auto: Aus dem Fenster sehen, damit Gefühl + Sehen übereinstimmen (Achtung: ist das im Kindersitz möglich?)
    Schiff: An Deck gehen und den Horizont ansehen, in der Mitte schwankt es meist weniger
  3. In Fahrtrichtung sitzen unterstützt den Gleichgewichtssinn/Vereinbarkeit der Eindrücke.
  4. Regelmäßig Pausen an der frischen Luft machen mit Bewegung.
  5. Nachts reisen.
  6. Nicht mit leerem Magen reisen, aber auch nicht zu voll: Snacks anbieten.
  7. Größeren Kindern das Kauen von Kaugummi helfen.
  8. Spiele spielen, die ablenken oder mit dem Hinaussehen zu tun haben. Nichts, bei dem sich das Kind auf einen Punkt im Auto fokussiert (wie lesen).
  9. Notfallset dabei haben: Spucktüte, feuchter Lappen, eine Flasche Zitronenwasser zum Nachspülen, Wechselkleidung

Manchen Kindern helfen auch Akupressurarmbänder oder das Riechen an einem mit Orangenöl versehenem Tuch (Orangenöl wirkt beruhigend und entspannend). Meist geht die Reiseübelkeit im Teenageralter zurück. Leidet das Kind sehr unter Reiseübelkeit, sollten Reisen vorab immer gut geplant und besprochen werden und unnötige Fahrten nach Möglichkeit vermieden werden.

Eure

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Heilpraktikerin, Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Elternblogs über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Die besten Spiele für unterwegs – 40 Tipps vom Kleinkind bis zum Schulalter

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Mit unseren drei Kindern sind wir öfters mal unterwegs: Weil wir die Kinder auf arbeitsbedingte Reisen mitnehmen, weil wir mit dem Zug aufs Land fahren, weil wir Freunde besuchen. Da wir unsere Flugreisen auf ein Minimum begrenzen wollen, sind die Reisezeiten manchmal lang und es ist wichtig, Reisen gut zu planen und nicht nur genügend Essen und Getränke mit zu nehmen, sondern auch an die Beschäftigungen zu denken. Mit drei Kindern in drei unterschiedlichen Altersgruppen gibt es immer einige Dinge, die gut zusammen gespielt werden können und andere, die nur für einzelne passen.

Generell gilt bei längeren Fahrten mit Kindern:

  • Sitzplätze reservieren, um Stress zu vermeiden. Besonders schön: ein Kinderabteil in der Bahn reservieren für ausreichend Platz und um andere Fahrgäste vor der Lautstärke zu schützen/sich vor negativen Blicken zu schützen
  • ungünstige Fahrtzeiten mit vielen Fahrgästen meiden (Berufspendlerzeiten)
  • wenig Gepäck mitnehmen, um nicht in Stress zu geraten und sich auch beim Umsteigen gut um die Kinder kümmern zu können
  • Kleinteilige Spielsachen in eigene Dosen oder Beutel verpacken (siehe LEGO-Box, auch möglich als Pixiebuch-Box oder Malbox mit Stiften)
  • an Essen und Getränke denken: unterwegs einzukaufen ist oft teuer und produziert oft unnötigen Müll
  • Kinder mit einem Notfallarmband/auf den Arm geschriebener Rufnummer versorgen, falls man sich unterwegs doch verliert

Ab Kleinkindalter

  • Spiele: Mein erster Obstgarten, Autoralley, Memory
  • ohne Material: Welche Farbe hat…? (Dinge im Zug oder draußen benennen und nach Farbe fragen)
  • ohne Material: Was fehlt? (Drei bis fünf Dinge aus der Handtasche auf den Tisch legen, Kind schließt die Augen, eins weg nehmen und fragen, was fehlt)
  • Stift und Papier: Gemaltes raten (einer malt, der andere rät was es wird)
  • Perlen auffädeln
  • DIY: Ertaste-Beutel (einen blickdichten Beutel mitnehmen. Einen Alltagsgegenstand/ein Ding aus der Handtasche/ein Spielzeug hinein legen und ertasten lassen, was es ist)
  • Spielzeugautos
  • bei Bahnfahrten: Bordrestaurant besuchen
  • Aufkleberhefte
  • Ausmalhefte
  • Bienenwachsknete
  • Bücher vorlesen
  • einfachvorlesen.de
  • malen mit Stiften/Zaubertafel

Ab Vorschulalter

  • ohne Material: Ich sehe was, was Du nicht siehst
  • ohne Material: Wortkette (Spiel mit zusammengesetzten Nomen: Spieler*in 1: Bananenblatt, Spieler*in 2: Blattsalat, Spieler*in 3: Salatkopf,…)
  • ohne Material: Ich packe meinen Koffer und nehme mit…
  • ohne Material: Was ist es? (Eine*r denkt sich ein Tier/Ding/eine Person aus und die anderen beginnen mit Fragen: Ist es ein Tier?… Geantwortet wird nur mit Ja oder Nein. Wird mit Ja geantwortet, darf die Person noch einmal fragen)
  • zu Hause vorbereitet: selbstgemachte LEGO-Box (siehe DIY Bild)
  • zu Hause vorbereitet: Stationskarten (für jeden Halt eine Karte mit dem Ortsnamen basteln, das Kind bekommt zu Fahrtbeginn alle Karten und gibt bei jeder Station die passende Karte ab. So bekommt es ein Gefühl für die Länge der Fahrt)
  • Spiel: UNO
  • Spiel: Bingo (Reisebingo)
  • Spiel: Reisespiele für unterwegs wie Mensch Ärgere Dich nicht
  • Kritzelkarten für unterwegs
  • Tiptoi (mit Kopfhörern)
  • Hörbücher (mit Kopfhörern)
  • Washitape
  • Stempel + Stempelfarbe
  • Strickliesel
  • Apps
  • ICE-Portal mit Hörspielen, Spielen, Filmen

Ab Schulalter

  • ohne Material: Teekesselchen spielen
  • Spiel: Drecksau
  • Stift und Papier: Stadt, Land, Fluss
  • Stift und Papier: Käsekästchen
  • Stift und Papier: Reisetagebuch schreiben
  • Stift und Papier, zu Hause vorbereiten: Fahrtstrecke auf kopierter Landkarte einzeichnen
  • alte Spiele-Handhaldes wie Gameboy & Co.
  • Armbänder knüpfen
  • Ebookreader/Tablets: In einigen Bibliotheken lassen sich kostenfrei Bücher ausleihen und auch unterwegs ausleihen

 

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Geburtsvorbereiterin, Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Elternblogs über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Geborgen anderswo: Mutter werden in Indien – Wochenbett und Rückreise

Anka ist 37 Jahre alt, als sie mit ihrem Mann, der als Wissenschaftler dort forscht, nach Indien zieht und ein neues Leben beginnt in einer anderen Kultur. In einem früheren Artikel erzählte Anka hier wie es war, in Indien schwanger zu werden. Heute
beschreibt sie, warum sie einen Teil des Wochenbetts mit einer Freundin teilte und wie die Rückreise nach Indien war.

Unsere Tochter wurde drei Tage nach dem geschätzten Termin geboren. Selbst in diesen letzten Tagen des Wartens konnten wir noch Tango tanzen, obwohl ich weite Strecken nicht mehr gut gehen konnte. Tanzen ging und es war wunderschön, langsam, sanft und innig, geborgen in der Umarmung, in der Musik, in der Bewegung. Es war auch schön zu sehen, wie sehr das andere Menschen berührte, dass wir so miteinander waren.

Am Abend vor der Geburt tanzten wir vor der Staatsgalerie unter freiem Himmel. Als wir gegen Mitternacht ins Bett gingen, spürte ich, dass es nun wirklich begann. Am nächsten Tag gegen 19 Uhr war unsere Tochter in unseren Armen. Die letzten Stunden der Geburt mussten wir vom Geburtshaus ins Krankenhaus umziehen, weil das Fruchtwasser grün war. Eine Vorsichtsmaßnahme, die zum Glück keine weiteren Komplikationen nach sich zog. Schon wenige Stunden nach der Geburt verließen wir das Krankenhaus – auf eigene Verantwortung. Vielleicht hätten wir das nicht gewagt ohne den telefonischen Zuspruch unserer Hebamme. Die aber ermutigte uns und ihr Vertrauen half uns zu vertrauen. Wir wachten neben diesem kleinen schlafenden Wunder zwischen uns im Bett. Wir ließen uns Zeit miteinander anzukommen. Wir badeten in Liebe und staunten über das Gefühl, nun zu dritt zu sein.

Geborgen im Kreis der Frauen

Bei der Geburt war übrigens nicht nur mein Mann dabei, sondern auch eine gute Freundin. Sie war es auch, die mit mir den Geburtsvorbereitungskurs besuchte. Denn was, wenn das Baby früher gekommen wäre, bevor mein Mann da sein konnte? Außerdem wünschte ich mir immer auch eine Frau dabeizuhaben, eine Frau, die sich mit der archaischen Kraft der Frauen verbinden und mich so unterstützen kann. Diese Freundin informierte übrigens, während ich in den Wehen lag, einen ganzen Kreis von Frauen. Die hatte ich vorher mit Kerzen versorgt. So war ich während der Geburt im Kreis der Frauen geborgen. Auch das bedeutet für mich Geborgenheit, wenn man so zwischen den Welten lebt: den Kreis zu öffnen und über die Kleinfamilie hinaus sich mit Menschen zu verbinden.

Die ersten Ausflüge

Wir genossen die ersten Spaziergänge und Cafebesuche – etwas das mir in Indien wirklich fehlt – das Mädchen im Tragetuch bei Papa. Einen Kinderwagen planten wir nie. Er macht in Indien auch nicht viel Sinn und ist auch längst nicht so verbreitet wie in Deutschland. Von Anfang an liebten wir beide das Tragen. Den ersten längeren Ausflug machten die Papa und Tochter schon wenige Tage nach der Geburt, denn für die Rückreise brauchte das Baby einen Pass und ein Visum. Wir legten das kleine Bündel auf ein weißes Tuch und machten Passfotos. Dann fuhr der Papa mit Baby los um aufs Amt und ein paar Stunden später waren sie zurück. Wie groß sich solche sonst selbstverständlichen Dinge im Wochenbett anfühlen!

Im Wochenbett bei Freunden

Etwa einen Monat nach der Geburt musste mein Mann zurück nach Indien. Winkend und auch ein bisschen weinend stand ich mit dem Baby auf der Straße und winkte dem Taxi hinterher. In nur wenigen Wochen sollten auch wir nachfolgen, so war es geplant. Neben all dem Wunder war meine Wochenbettzeit aber auch eine Zeit voller Weh, denn ich hatte Unmengen von Milch und eine ganze Reihe von Brustentzündungen. Immer wieder warf mich das ganz schön zurück. Ich fühlte mich wie ein Schalentier ohne Schale. Blut, Schweiß, Tränen und Milch – das war an manchen Tagen mein Wochenbett. Leider hörten die Brustentzündungen auch nach der Abreise des Papas nicht auf und ich war immer noch sehr geschwächt. Als ich mit meinen Kräften ziemlich am Ende war, durfte ich bei einer Freundin unterschlupfen. Diese Freundin hatte zwei Wochen vor mir ihren Sohn bekommen. Wir teilten also für eine Weile das Wochenbett. Ich hatte ein Zimmer für mich und das Baby. Ansonsten schwammen einfach mit im Alltag dieser Großfamilie. Wir saßen zusammen auf dem Bett oder Sofa, stillten, redeten, erzählten wie es uns ergangen war. Wir spazierten durch den herbstlichen Wald (etwas so Deutsches!) und fühlten unsere Kräfte zurückkehren. Mit einer Freundin diese Zeit so nah teilen zu dürfen war ein großes Geschenk.

Zurück nach Indien

Irgendwann wurde mir klar, dass ich es nicht schaffen würde, acht Wochen nach Geburt zurück nach Indien zu fliegen. Ich war noch nicht genügend bei Kräften und ich musste auch unser temporäres Zuhause wieder auflösen. Auch einige Kisten mit Babysachen wollten verschickt werden und das ist mit Zolldeklarationen und Papierkram einigermaßen aufwändig. Also verschob ich den Flug. Und bat meinen Mann, zu kommen und uns auf dem Rückflug zu begleiten. Das tat er, ohne zu zögern. Er kam und holte uns ab.
Zehn Wochen nach der Geburt kehrten wir zu dritt nach Indien zurück. Vor der Reise und den langen Flügen hatte ich ziemlich Respekt. Ich erinnere auch sehr gut die Angst davor, in der Enge des Flugzeugs zu stillen, zumal die Flieger oft fast nur mit indischen Männern besetzt sind. Wie würden die reagieren, wenn ich meine Brust auspacke? Und wie und wo stille ich auf dem Flughafen eines arabischen Emirats? Es klappte sehr, sehr gut, wie auch bei allen anderen Flügen später auch. Meine Sorgen zerstreuten sich mit Hilfe eines Stillschals schnell. Ich stillte überall! Unser kleines Baby
schlief viel und war die meiste Zeit im Tragetuch. Auch bei den vielen weiteren Reisen, die ich in den letzten zwei Jahren oft alleine mit Kind machte, fand ich es immer ideal, das Wichtigste am Körper zu tragen und den Koffer hinter mir herzuziehen. Diese seltsamen
Zwischenzustände, wenn man von der einen Welt in die andere reist hat unser Kind von Anfang an als etwas kennen gelernt, das zu unserem Leben einfach dazugehört.

Am Flughafen erwartete unser Fahrer Krishna uns, voller Freude über das kleine Menschlein
und mit Babyschale im Auto. Was hier schon ziemlich exotisch ist. So gut wie niemand hat
Kindersitze im Auto. Zurück in Indien hatte ich keinerlei Stillprobleme mir. Es folgte ein milder Winter in Indien. Wie es ist mit Baby in Indien zu leben, erzähle ich beim nächsten Mal…

Anka schreibt auch auf ljuno über ihren Alltag in Indien mit ihrem Kind, wo sie jetzt seit 3 Jahren leben. Bilder aus ihrem Alltag findest Du auch auf Instagram hier.