Kategorie: Schlafen

Einschlafroutinen mit Kleinkindern

“Ich will aber nicht!”, “Ich will aber jetzt noch…”, “Ich kann nur schlafen, wenn Du noch eine Geschichte vorliest!”, “Ich bin gar nicht müde!”… Die Kleinkindzeit und das Einschlafen können manchmal eine schwierige Zeit sein: Nicht nur tagsüber drückt sich der Wunsch des Kindes nach Selbständigkeit aus, sondern auch abends. Dann aber manchmal gepaart mit Müdigkeit oder erschöpfter Kooperationsfähigkeit. – Eine ungünstige Mischung, wenn auch noch Eltern müde und erschöpft sind.

Am Ende des Tages…

Am Ende des Tages hat das Kind sehr viel erlebt. Es hat – wie jeden Tag – Neues gelernt, hat mit anderen Menschen interagiert. Vielleicht war es in einem Kindergarten, hat sich dort oder andernorts mit Freund*innen gestritten, vertragen, gespielt. Vielleicht musste es sich an Regeln und Abläufe anpassen, was nicht schlimm ist, aber Kraft kostet. Vielleicht ist es am Ende des Tages erschöpft, aber noch immer so neugierig. Vielleicht möchte es unbedingt noch dieses eine schöne Buch vorgelesen bekommen und im Arm kuscheln, obwohl es doch schon müde ist.

Vielleicht möchte es einfach nicht müde sein, sondern selbst bestimmen über sich und die Müdigkeit nicht anerkennen. Es möchte nicht gerade jetzt noch den Mund aufhalten zum Zähneputzen, denn das erfordert wieder Kraft und Ruhe – und vielleicht tut es auch noch etwas weh, weil gerade neue Zähne kommen und Schmerzen sind dann, wenn wir müde sind, noch viel intensiver. Am Ende eines Tages ist viel passiert und die Kraft eines Kindes, sowie die Möglichkeit, entspannt mit Situationen umzugehen, aufgebraucht. Wir sollten nicht zu viel erwarten von einem Kleinkind am Ende des Tages.

… braucht ein Kind einen langsamen Übergang

Wissen und berücksichtigen wir, dass das Kind am Ende des Tages viel erlebt hat, viel gesehen hat, viel in dem Gehirn dieses Kindes jetzt und in der Nacht verarbeitet wird, verstehen wir, dass nun nicht mehr viele Möglichkeiten bestehen, um uns entgegen zu kommen. Es ist ein wenig so, wie wenn wir nach einem fordernden Tag nach Hause kommen und einfach auf das Sofa sinken. Und dieses Sofa sind wir, die Eltern. Das Kind braucht es nun bequem, entspannt und ruhig. Manchmal ist diese Zeit des Einsinkens schon am Nachmittag zu finden, manchmal beginnt sie erst gegen Abend. Nun heißt es: Erwartungen zurückfahren an das kindliche Verhalten. Konkret kann es bedeuten:

  • Das Kind kann nicht mehr große Entscheidungen treffen in Bezug auf das Essen und fühlt sich überfordert von zu viel Auswahl.
  • Vielleicht hat es aber auch den Wunsch, etwas ganz Bestimmtes zu essen, weil es die Nährstoffe darin benötigt. Vertrauen wir dem Kind, wenn es aus einer gesunden Auswahl einen Wunsch heraus formuliert.
  • Das Kind kann nicht mehr laufen und möchte getragen werden: Eben gerade tobte es noch auf dem Spielplatz, aber nun ist es wirklich müde, weil der Antrieb des Spiels, der Neugierde, des Lernens nicht mehr da ist. Der Nachhauseweg ist zu beschwerlich – gönnen wir dem Kind die Ruhe auf unserem Rücken oder im Buggy.
  • Sich müde anziehen ist anstrengend – auch das kennen vielleicht einige von uns – nun nicht noch ausziehen und ganz neu ankleiden. Manchmal ist es sinnvoll, einfach schon vor dem Abendessen den Schlafanzug anzuziehen, damit es danach nicht zu mühevoll ist.
  • Langsam in den Schlaf gleiten und dabei einem anderen Menschen nah sein und von einer vertrauten Stimme hinüber in den Schlaf geleitet werden – das ist sicherlich schön. Wer gerne vorliest, muss nicht darauf bestehen, dass nach einer Geschichte wirklich Schluss ist. Es tut gut, die beruhigende Stimme einer liebevollen Person zu hören.
  • Den Raum verdunkeln und eine kuschelige Atmosphäre schaffen, die Ruhe ausstrahlt und nicht zum Spielen einlädt. Nun ist Zeit des Ruhens. Niemand muss schlafen, ist aber eingeladen, sich auszuruhen – schon diese Haltung des Nicht-Schlafen-Müssens kann etwas verändern.
  • Vielleicht plagen das Kind auch Ängste, die es noch nicht benannt hat oder schwer in Worte fassen kann. In der magischen Phase gibt es auf einmal Angst vor Krokodilen unter dem Bett oder Monstern im Kleiderschrank. – Natürlich lässt es sich so nicht gut einschlafen. Nehmen wir diese Ängste also ernst.
  • Auch in der Umstellungszeit des Mittagsschlafes wird das entspannte Einschlafen abends manchmal schwierig: Entweder ist das Kind müde, weil es den Mittagsschlaf nicht gemacht hat und kann aus Müdigkeit nicht mehr kooperieren, wird vielleicht auch wütend oder aggressiv aus Müdigkeit. Oder es macht noch Mittagsschlaf, vielleicht auch erst spät oder lang, und ist dann einfach wirklich nicht müde, wäre aber am nächsten Tag unausgeschlafen am Morgen. Hier muss der tatsächliche Schlafbedarf des Kindes am Tag angesehen und überlegt werden, wie er sinnvoll aufgeteilt werden kann.
  • Eine ruhige Routine an den meisten Nachmittagen kann eine Hilfe sein für diese Zeit: ruhige Momente und Nachmittagsgestaltung, beruhigende Geschichten, entspannte Vorbereitungen der Abendabläufe unter Einbindung der Selbständigkeit

Und wenn alles nicht klappt…

An manchen Abenden finden unsere Kinder das Fenster zum Schlaf einfach nicht. Auch das ist eine Fähigkeit, die mit der Zeit wächst. Erkennen wir an, dass es auch Ausnahmesituationen gibt und es an manchen Tagen schwierig ist. Erkennen wir an, dass das Kind einen anstrengenden Tag hatte und nörgelig ist, aber nicht zur Ruhe findet. Probieren wir es am nächsten Tag mit mehr Ruhe am Nachmittag oder schauen wir, was genau das Kind heute so besonders aufgedreht hat. Sprechen wir noch einmal ruhig über den Tag und die Geschehnisse: Was war heute besonders schön und was weniger? Was wollen wir morgen anders machen? Wichtig ist, selbst ruhig zu bleiben und nicht unter Stress zu geraten, weil das Kind nicht einschläft. Das erreichen wir mit ruhiger Atmung, Abwechslung mit Partner/Partnerin und einem eigenen, ruhigen Abendprogramm.

Eure

Schlafbedürfnisse – aus Elternsicht

Da liegt also das kleine Baby, so lieb und kuschlig in den Armen und schläft. Endlich. Die kleinen Augen sind geschlossen, der Atem geht ruhig. Und mit diesem langsamen Atem werden auch wir müde. Endlich. Aber das Baby will nicht abgelegt werden, wacht wieder auf bei jeder Bewegung. Und so tragen wir weiter trotz der Müdigkeit. Elternschlaf ist nicht einfach zu finden. Nicht am Anfang und auch nicht später, wenn das Baby Zähne bekommt oder Kleinkind nachts aufwacht, wenn es vom Nachtschreck geweckt wird und schreit. Auch in Krankheitsnächten, bei Veränderungen wird der Schlaf gestört und schließlich sitzen wir nachts wach und warten auf unsere großen Kinder, wenn sie die ersten Male nachts ausgehen. Als Eltern ist es nicht so einfach mit dem Schlaf.

Nicht schlafen – gehört doch dazu, oder?

Wir lesen es überall, hören es überall: “Schlaf wird überbewertet” heißt es so oft aus Elternmündern. Aber stimmt das wirklich? Wir erklären Eltern so bereitwillig, dass Schlafentzug eben zum Kinderhaben dazu gehört und wir uns daran gewöhnen müssten. Aber vielleicht machen wir einen Denkfehler? Vielleicht haben wir uns daran gewöhnt, dass wir zu wenig Schlaf bekommen, dass wir müde sind, weil es anders nicht in unseren überfüllten Alltag passt. Aber vielleicht ist der Schlafentzug doch gar nicht so normal und richtig, wie wir annehmen.

Auswirkungen von Schlafmangel

Wir wissen es alle: Wenn wir nicht schlafen, sind wir müde. Aber das ist eben nicht alles, was der Schlafmangel mit uns macht. Und gerade in Hinblick auf das Zusammenleben mit Kindern ist es wichtig, dass wir den Schlafmangel einmal genauer ansehen: Schlafmangel wirkt sich nämlich auch auf unsere Beziehungen und unseren Umgang miteinander aus. Schlafen wir zu wenig, wirkt sich das in unserem Gehirn auf den Bereich aus, der uns die Absichten und Handlungen anderer Menschen verstehen lässt. Wir können uns weniger gut in unser Gegenüber hinein versetzen. Gerade das aber ist im Familienalltag mit Baby oder Kleinkind besonders wichtig: Um feinfühlig reagieren zu können, müssen wir Signale interpretieren und dann darauf reagieren. Das stärkt die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Schlafmangel führt im Gegenteil eher dazu, dass wir uns zurück ziehen.

Wir können dadurch auch eine gereiztere Grundstimmung haben, weil das Gefühlszentrum im Gehirn durch den Schlafmangel überreagiert. Wir sind gestresst, genervt, schimpfen eher, sind verärgert. Und gerade das ist etwas, was das Zusammenleben mit Kindern sehr schwierig macht. Wir reden immer davon, dass wir weniger schimpfen und entspannter reagieren wollen im Alltag mit unseren Kindern. Dafür ist es wichtig, dass wir unsere Grundbedürfnisse wie das Schlafbedürfnis erfüllen. Schlafmangel ist ein Nährboden für negative Interaktionen und Überforderung im Familienalltag, genauso wie Stress.

Manchmal kann der Schlafmangel auch wirklich gefährlich werden: Denn durch den Schlafmangel sind wir unkonzentrierter und unsere Reaktionsfähigkeit sinkt. – Auch dies sind Faktoren, die im Leben mit Baby und Kleinkind wichtig sind. Wenn wir vollkommen übermüdet sind und einschlafen, können wir zudem in einen so tiefen Schlaf sinken, dass wir nicht merken, dass wir uns im Schlaf auf das Baby rollen, denn starker Schlafentzug wirkt wie Alkohol. – Das Familienbett ist also bei sehr starkem Schlafentzug keine gute Idee. Besser ist das Baby dann im Babybalkon aufgehoben oder im Bett neben dem Elternbett.

Was tun gegen Schlafmangel?

Insbesondere Mütter leiden unter dem Schlafmangel – und zwar über viele Jahre hinweg. Das liegt nicht nur daran, dass sie das Baby nachts stillen oder füttern, sondern insgesamt an einer ungleichen Verteilungen von Aufgaben und zu wenig Selbstfürsorge. Für ein wenig Abhilfe vom Schlafmangel sorgt der so genannte “Ammenschlaf“: Schlafen Mutter und Baby beieinander, gleichen sich die Schlafzyklen an. Erwacht das Baby, werden wir deswegen nicht direkt aus dem Tiefschlaf gerissen, sondern aus der REM-Schlafphase. Können das Baby direkt im Bett versorgt werden (mit Nähe, Zuwendung oder Nahrung), müssen Eltern nicht aufstehen, wonach das Einschlafen oft noch schwerer fällt und die Schlafdauer kürzer wird. Es kann also durchaus helfen, dass Eltern und Kinder beieinander schlafen (wichtig dabei: auf eine sichere Schlafumgebung achten, um dem Plötzlichen Kindstod vorzubeugen).

Wichtig ist, dass (sofern vorhanden) beide Elternteile ausreichend Schlaf bekommen. Nicht nur der eventuell erwerbstätige Elternteil muss für den Alltag und die Arbeit ausgeruht sein, sondern auch der Elternteil, der den Tag mit dem Kind verbringt. Es ist daher wichtig, gemeinsam langfristig einen Plan zu entwickeln, wie der Schlaf für Eltern sichergestellt werden kann. Einige teilen die Nächte auf, andere achten auf Möglichkeiten des Schlafes am Tag, so dass ein Elternteil schlafen kann. Besonders schwierig ist es natürlich da, wo ein Elternteil zum Abwechseln fehlt. Hier braucht es Unterstützungsangebote, die tagsüber ein wenig Nachholschlaf ermöglichen.

Viele Eltern tappen allerdings auch in die Aufräumen-Falle: Wenn das Baby schläft oder gerade mit jemand anderem spazieren geht, wird lieber schnell hier aufgeräumt, noch eben die Wäsche erledigt oder das Bad geputzt. Das Ausruhen wird dabei ganz vergessen. Für einen entspannten Alltag sind die Ruhepausen – gerade in Hinblick auf die Beziehung – aber besonders wichtig, wie wir gesehen haben.

Was Eltern also wirklich brauchen: Schlaf. Und Möglichkeit, wie sie diesen Schlaf finden, denn dass Babys und Kinder nachts nicht durchschlafen, ist normal. Daran können – und sollten wir (durch so genannte “Schlaflernprogramme”) nichts ändern. Woran wir aber etwas ändern können und sollten sind die Anforderungen an Elternschaft (perfekt aufgeräumte Wohnungen neben dem Kinderumsorgen und andere Verpflichtungen, die vom Schlaf abhalten) und die Unterstützung für Eltern, dass sie gleichberechtigt Schlaf finden können.

Eure

Hudern – Über den Wert des Kuschelns im Elternbett

Sich in den Armen eines anderen Menschen geschützt, gewärmt und umsorgt fühlen. Positive Nähe zu einem Menschen, den wir mögen, kann so viel bedeuten, so viel geben. Nach einem langen, anstrengenden Tag voller Eindrücke, voller Erfahrungen und Erlebnisse kann es so wohltuend sein, sich in die Arme eines Menschen zurück zu finden und darunter Schutz zu finden wie unter einem großen Flügel, der einen von der Welt abschirmt. Weiterlesen

Den Absprung zum Schlaf finden – über Einschlafbegleitung und Zeitfenster

Der Tag war so aufregend, so vieles erlebt. Und eigentlich bist du schon müde. Eigentlich. Du reibst deine Augen mit den kleinen Fäusten, deine Wangen sind rot. Nun schnell ins Bett, denke ich und möchte noch einmal kurz die Windel wechseln. Die Zahnbürste am Wickeltisch erregt deine Aufmerksamkeit: In deiner Hand wendest du sie hin und her und wieder hin und her, steckst sie in den Mund. Auf einmal scheint die Müdigkeit verschwunden, wie weggewischt von deinem kleinen Gesicht. Weiterlesen

Schläft das Kind denn noch nicht? Über die richtige Zubettgehzeit für Kinder

Am letzten Abend unseres Urlaubs waren wir als Familie noch lange wach und saßen mit alkoholfreien Cocktails zusammen, redeten über den Urlaub, lachten und genossen die Zeit, die dahin flog. Irgendwann kam ein Paar vorbei, die Frau wandte sich uns zu und sagte: “Na die sind ja lange wach, die Kinder. Und sogar das kleine!?” Ja, unsere Kinder sind manchmal lange wach. Manchmal nicht. Denn sie gehen dann schlafen, wenn sie müde sind.

Die Geschichte des Schlafes ist wohl bei jedem meiner Kinder eine andere. Das eine Kind schief immer problemlos ein, nicht zu nah an einen Erwachsenen gekuschelt, aber in der Nähe. Es hatte keine festen Schlafzeiten, aber zeigte deutlich die Müdigkeit an, wenn sie denn kam und bekam schlagartig schlechte Laune. Das andere Kind brauchte zum Einschlafen die gleichen Räume, den gleichen Ablauf und viel Körperkontakt. Wenn es zu spät wurde am Abend, wurde es sehr übellaunig und es braucht bis heute die Ruhe am Abend und viel Schlaf. Und eines der Kinder ist wenig anspruchsvoll und schläft dann ein, wenn es müde ist und einen Erwachsenen hat, an den es sich ankuscheln kann – wo auch immer und zu welcher Zeit.

Was allen Kindern gemeinsam ist: Jedes hat seine Art, zu schlafen. Und jedes hat seine Menge an Schlaf, die es braucht. Und ein jedes hat seine Zeit, zu der es in etwa müde ist. Das sind die Gemeinsamkeiten zum Schlaf der Kinder. Und dazwischen sind die individuellen Bedürfnisse eines jeden. Nicht nur hier, bei diesen drei Kindern, sondern über alle Kinder hinweg: Jedes Kind hat seine eigene Art, seine eigenen Bedürfnisse.

Kinderschlaf ist individuell

Wie viel Schlaf Kinder brauchen ist ganz verschieden. Nora Imlau und Herbert Renz-Polster* halten fest: Babys brauchen am Tag durchschnittlich 14,5 Stunden Schlaf – manche mehr, manche weniger. Im Alter von 2 Jahren sind es zwischen 10 und 14 Stunden und mit 5 Jahren 9 bis 14 Stunden. Manche Kinder machen noch lange einen Mittagsschlaf, andere verzichten schon mit drei Jahren darauf.

Unabhängig von der Schlafdauer gibt es auch noch die Schlaftypen, grob unterteilt in Eule und Lerche: Die Lerchen, die früh aufstehen und früh schlafen gehen und die Eulen, die spät aufstehen und spät schlafen gehen. Dazwischen gibt es anscheinend noch weitere Unterteilungen. Alles zusammen deutet jedoch auf einen Fakt hin: Schlaf ist höchst individuell und manche Menschen gehen gerne früher schlafen und andere später.

MÜSSEN Kinder feste Schlafenszeiten haben?

Wenn wir diese Unterschiede betrachten, wird sehr schnell klar: Es kann keine für alle Kinder geltende feste Einschlafzeit geben. “Nach dem Sandmännchen ins Bett” galt in meiner Kindheit als feste Zubettgehzeit – heute sehen es viele Familien anders. Denn klar wird auch: Feste Zeiten passen vielleicht nicht zum Kind und Konflikte sind vorprogrammiert, wenn man versucht, ein Kind, das nicht müde ist, ins Bett zu bringen. Neben anderen Faktoren wie Wärme, Nähe, ein Gefühl der Sicherheit und Sättigung ist eine ganz wichtige Zutat für das Schlafen eben der Umstand, dass das Kind auch wirklich müde ist. Ist es das nicht, wird die Zubettbringzeit schwierig und das Kind wehrt sich gegen den Versuch der Eltern, die Eltern sind genervt und es entsteht ein ungünstiger Kreislauf, der für keine der beteiligten Personen angenehm ist.

Keine festen Zeiten, aber ritualisierte Abläufe der Ruhe

Feste Schlafenzeiten sind für die meisten Kinder deswegen unpassend – einige werden früher müde, andere später. Und auch von der Tagesform ist es abhängig, wann das Kind schlafen geht: Hat es sich an einem Tag viel bewegt, hat es wenig mittags geschlafen, ist es vielleicht krank – all dies kann ein frühes Einschlafen begünstigen. Hat es einen späten Mittagsschlafgemacht oder vielleicht einen Faulenzertag zu Hause erlebt, ist es vielleicht erst später müde. Auch in den Zeiten, in denen sich gerade der Mittagsschlaf umstellt und an einigen Tagen dennoch wieder mittags geschlafen wird, kann sich das Schlafen hinauszögern. Es ist gut, auch hier das Kind zu beobachten und weniger nach einem Zeitplan zu gehen, sondern viel mehr nach den Bedürfnissen des Kindes.

Unabhängig vom konkreten Zeitplan ist es aber für viele Kinder angnehm, wenn die Rituale rund um das Schlafengehen ähnlich ablaufen. So ist das Kind vorbereitet auf die kommenden Schritte und kann bewusst daran teilnehmen: Das Zähneputzen, Anziehen des Schlafanzugs, vielleicht das Vorlesen einer Geschichte oder Singen eines Liedes. Immer ähnliche Rituale führen das Kind langsam über in die Zeit des Ausruhens.

Kinder brauchen keine festen Zubettgehzeiten

Wir sehen also: Kinder müssen nicht Punkt acht Uhr im Bett liegen. Es ist in Ordnung, wenn sie früher oder später schlafen gehen und es sagt nichts über die Erziehung oder die Qualität der elterlichen Fürsorge aus, wenn Kinder länger wach bleiben, wenn das ihr Bedürfnis ist und es in den Tagesplan passt, so dass es keine Konflikte mit Terminen am nächsten Morgen gibt.

Auch wenn Kinder keine festen Zeiten brauchen und sich oft auch gar nicht danach richten können, brauchen aber Eltern manchmal verlässliche Zeiten und der Wunsch, dass die Kinder nun endlich um acht im Bett sind, damit man Zeit für sich hat, ist manchmal groß. Letztlich führt das Arbeiten gegen die innere kindliche Uhr jedoch nur zu Konflikten, weshalb es wichtig ist, dass Eltern sich unabhängig von den Schlafgewohnheiten des Kindes eine schöne Zeit machen können, um die Kraftreserven aufzufüllen.  Manche lesen, während das Kind neben ihnen spielt, bis es eben müde wird, manche arbeiten noch und wieder andere sitzen eben als Paar zusammen, reden und trinken einen alkoholfreien Cocktail, während die Kinder langsam müder werden und ganz sicher auch irgendwann einschlafen.

Eure

Weiterführende Literatur:
*Renz-Polster, Herbert/Imlau, Nora (2016): Schlaf gut, Baby! Der sanfte Weg zu ruhigen Nächten. – München: GU.
Lüpold, Sybille (2014): Ich will bei Euch schlafen! – Freiburg: Herder.
Mierau, Susanne (2016): Geborgen wachsen. Wie Kinder glücklich groß werden und Eltern entspannt bleiben. – München: Kösel.

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Sei kein Angsthase! Oder doch? – Kinder und Angst

Eigentlich ist alles bekannt: die Wohnung, die Geräusche, jedes einzelne Zimmer. “Komm mit, ich trau mich nicht…” sagt das Kind. Eigentlich habe ich keine Lust, denn ich weiß: Alles ist in Ordnung. Es kann doch die Papierkugel allein zum Mülleimer bringen… Aber seit einigen Tagen wohl doch nicht. Angst steht im Raum, die meiner Meinung nach nicht da sein müsste. Aber meine erwachsenen Gedanken sind keine Kindergedanken. Kindergedanken sind anders. – Kinderängste sind anders. Und wenn sie da sind, sind sie da und lassen sich nicht wegschieben.

Woher kommt eigentlich der Gedanke, Angst müsse immer zur Seite geschoben werden? Warum ist sie so wenig erlaubt? So wenig gewürdigt? Denn eigentlich ist die Angst ein so wichtiges und hilfreiches Gefühl: Ein Gefühl, das uns schützt, uns zum Überlegen bringt. Angst sagt uns: Tu das lieber nicht! Fass das lieber nicht an, das könnte schief gehen! Geh da lieber nicht hinein, vielleicht ist das gefährlich. An so vielen Punkten wünschen wir uns als Eltern immer, dass unsere Kinder dieses oder jenes nicht getan hätten, nicht herunter gesprungen wären, etwas nicht in den Mund gesteckt hätten. An vielen Punkten wäre die Angst hilfreich – und doch versuchen wir immer wieder, sie den Kindern abzutrainieren durch Worte wie “Stell Dich nicht so an!” “Trau Dich!” “Sei kein Angsthase!”

Warum Kinder sich ängstigen

Die Angst ist bei unseren Kindern da, um sie zu beschützen. Manchmal auch gerade dann, wenn das magische Denken Einzug gehalten hat zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr: alles ist möglich und könnte sein. Hexen, Drachen unter dem Bett, der Staubsauger könnte wirklich die Füße aufsaugen oder die Toilettenspülung das Kind hinunterspülen. Es ist nicht “nur” Fantasie, es ist eine Art gelebte Fantasie, die für das Kind real sein könnte. Traumgestalten, unsichtbare Freunde – sie haben ihren Raum in dieser Zeit und manchmal darüber hinaus. Die Auseinandersetzung mit der Welt und dem, was wirklich ist und sein kann, und dem, was nicht möglich ist. Der Beginn der Zeit, sich in andere Menschen hinein zu versetzen und zu verstehen, was sie denken und fühlen und warum.

Angst auslösen können auch viele andere Dinge: Diffuse, unbewusste Angst davor, nicht genügend Ressourcen zu haben, wenn ein Geschwisterkind geboren wird und nun Zuwendung und vieles andere geteilt werden muss. Angst vor noch nicht verstehbaren Zeitbegriffen: Später, bald, übermorgen sind noch nicht so richtig fassbar. Angst kann ausgelöst werden, wenn wir Erwachsene uns nicht an diese so schwer verstehbaren Begriffe halten und das Kind nicht exakt nach dem Mittagessen, sondern etwas später abholen und die Angst entsteht, vergessen worden zu sein.

Für Kleinkinder und Vorschulkinder, ja selbst Schulkinder gibt es viele Gründe für Ängste, denn auch wenn sie nun schon einige Jahre auf dieser Welt leben, leben sie gleichzeitig auch erst ein paar Jahre hier und haben noch viele der Regeln und Besonderheiten dieses Lebens nicht verstanden. Noch immer können Kinder staunen über diese Welt und sehen und erleben Dinge, die sie nie zuvor gesehen oder erlebt haben. Die Welt ist noch immer neu und unbekannt.

Wie Eltern auf Ängste reagieren sollten

Was also hilft, wenn das Kind Angst hat? Das Annehmen dieses Zustandes. Wir können die Ängste eines Kindes nicht mit Worten abtun. Ein “Hab keine Angst!” hilft unserem Kind nicht bei seinem Problem und wird die Angst nicht mindern. Wenn Kinder keine Zuwendung in Bezug auf ihre Ängste bekommen, tragen sie sie vielleicht irgendwann nicht mehr vor. Doch das bedeutet nicht, dass sie nicht mehr vorhanden sind. Wichtig ist es, dem Kind den richtigen Umgang mit der Angst zu vermitteln und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Warum hat mein Kind Angst? Was können wir unternehmen, um die Angstursache zu beseitigen? Manchmal gibt es konkrete Handlungen, die hilfreich sein können, manchmal muss auch ein Gefühl der Sicherheit und Stabilität wieder hergestellt werden, beispielsweise wenn das Kind beängstigende Situationen erlebt hat oder sich in einer Umbruchphase befindet. Auf jeden Fall sollten kindliche Ängste jedoch immer ernst genommen werden. Wir können zusammen nach Ursachen suchen und Lösungen, so dass die Angst nachhaltiger überwunden werden kann als durch ein “Stell Dich nicht so an!”. Es ist gut, wenn Kinder Mut entwicklen und eigene Lösungsstrategien, doch dafür ist eine sichere Basis gut, besonders bei sehr empfindsamen und vorsichtigen Kindern. Fühlen sie sich sicher, können sie über sich und ihre Ängste hinaus wachsen.

  1. Angst des Kindes ernst nehmen
  2. Akzeptieren, dass das Kind Angst hat
  3. Angst nicht bewerten (kindliche Ängste sind nicht albern)
  4. Über die Angst sprechen: Warum hat das Kind Angst und wann immer?
  5. Vorbild sein und eigene Ängste und Lösungen eingestehen
  6. Lösungsmöglichkeiten suchen: Gibt es konkrete Aktivitäten oder braucht das Kind ein sicheres Gefühl? Nach Möglichkeit (je nach Alter) Lösungen vom Kind vorschlagen lassen.
  7. Angst über die Zeit hinweg begleiten: Ich bin bei Dir, ich helfe Dir.

Welche Ängste Kinder auch immer haben und egal wie “unwichtig” oder “unsinnig” sie in unseren Augen sein mögen: Es lohnt sich immer ein genauer Blick darauf und eine Suche nach den Ursachen.

Eure

Wenn Du Dich sicher fühlst: Wann Kinder alleine einschlafen

Gerade habe ich zugesehen, wie Du eingeschlafen bist. Zugedeckt in Deinem Bett, mit Deinen liebsten Kuscheltieren um Dich. Noch eine Weile hast Du hinaus geblickt aus dem Fenster, in die Weite. Deine Augen sind zu gefallen und wieder aufgegangen, zu gefallen und wieder aufgegangen – die Abstände dazwischen wurden immer kürzer, die Ruhephasen Deiner großen, runden Kinderaugen immer länger. Bis sie schließlich zu blieben und sich auf Deinem kleinen Gesicht die Ruhe ausbreitete. Wer hätte gedacht, dass Du eines Tages alleine einschläfst? Alleine in einem Bett schläfst? Allein in den Schlaf findest? So viele Stimmen, die mir sagten, Du würdest das niemals tun, niemals Deinen Weg alleine finden und immer Deine Eltern an Deiner Seite brauchen. Weiterlesen

Leuchtturm in der Nacht – Kinder, die ins Elternbett kommen

Irgendwann ziehen sie tatsächlich aus: aus unseren Wohnungen und viel früher noch aus unseren Betten. Viele Kinder kommen noch eine ganze Weile – bis ins Schulalter hinein – in die Elternbetten, wenn sie nachts aufwachen, schlecht geträumt haben oder “einfach” etwas Nähe brauchen. Nächtliche Wanderungen, angezogen vom Elternbett wie von einem Magneten. Ein Leuchtturm in der Nacht, der Orientierung gibt im beängstigenden Dunkel.

Immer wieder werde ich gefragt, wie lange es denn normal sei, dass Kinder ins Elternbett kommen würden und ob es das überhaupt sei. Manchmal frage ich zurück: Wie normal ist es denn, dass Du gerne neben jemandem schläfst? Im Schlaf sind wir verletzlich, bekommen kaum etwas aus der Umgebung mit. Es ist ganz natürlich, dass wir in diesem Zustand lieber geschützt neben anderen liegen und uns gemeinsam behüten. Wie viel Wärme schenkt ein Körper, der neben einem liegt anstatt nur von einer Decke gewärmt zu werden? Wie beruhigend ist es, aus einem Traum aufzuschrecken und ein Mensch ist neben uns, der uns Orientierung bieten kann?

Als Erwachsener können wir auf all diese Fragen antworten und erklären, dass es sich wohlig-warm anfühlt, neben unserem Partner oder unserer Partnerin schlafen zu können. Es ist richtig so, fühlt sich gut an. Natürlich ist es all dies auch für unsere Kinder. Wenn wir uns Schutz, Nähe und Geborgenheit wünschen, wie viel mehr gilt das dann für sie, die so viel kleiner, ungeschützter und viel kürzer auf dieser Welt sind? Und das auch mit sechs, sieben, acht,… Jahren. Kinder sind vor allem eins: Kinder. Sie sind Menschen, müssen ebenso respektvoll betrachtet werden wie wir Erwachsene, haben gleiche Rechte und darüber hinaus noch einige weitere Bedürfnisse. Doch das Maß, das wir an uns und unser Wohlbefinden ansetzen, ist das Mindestmaß, das wir bei ihnen ansetzen sollten. Nach oben hin offen, doch nach unten hin nicht unter unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse gehend.

Wenn Du Dich heute Nacht fragst: Warum kommt mein Kind wieder ins Elternbett? Dann denke daran, was diese Geste eigentlich aussagt. Sie sagt, dass Dein Kind Nähe braucht und diese bei Dir sucht, denn Du bist der sichere Hafen. Du gibst Wärme, Liebe, Sicherheit, Geborgenheit. Du verscheuchst die bösen Träume, Du hilfst durch die Nacht. Du bist eine Heldin. Ein Held. Einfach nur deswegen, weil Du da bist. In dieser Nacht und allen, in denen Du gebraucht wirst.

Gute Nacht. Schlaft gut.
Eure

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Ein Familienbett mit mehreren Kindern

Ich werde oft nach dem Schlafen im Familienbett gefragt. Viele können es sich nicht vorstellen, wie man gemeinsam gut Schlaf finden kann, wenn Eltern und Kind in einem Bett schlafen. Wenn es zwei Kinder mit Eltern sind, sind viele noch verwunderter und drei Kinder – das halten viele für unmöglich. Doch auch das ist machbar. Dass Kinder überhaupt in eigenen Betten schlafen, ist nämlich auch noch eine recht junge Entwicklung und das gemeinsame Schlafen im Familienbett eigentlich lange Tradition gewesen.
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5 Ammenmärchen über den Babyschlaf

Im Laufe der Jahre habe ich viel erfahren über das Schlafverhalten anderer Babys und Kinder und auch meine eigenen drei Kinder sind ganz verschiedene Schläfer: Da gibt es das Kind, das von Anfang an nachts wunderbar schlief, aber kaum am Tage. Dann gab es das Kind, das nachts lange (und zwar Jahre!) schlecht schlief und dafür den Mittagsschlaf liebte. Und es gibt das Kind, das irgendwo so in der Mitte ist und gerade erst den Tag-Nacht-Rhythmus für sich entdeckt hat. 3 Kinder in einer Familie, 3 verschiedene Schlafgeschichten. Babys und Kinder schlafen unterschiedlich und doch gibt es eines, was ganz sicher gilt: Es gibt viel zu viele Ammenmärchen über den Schlaf unserer Kleinsten. Weiterlesen