Schlagwort: Streit

Sieh Dein Kind mit dem Herzen an

Da liegt dieser kleine Mensch in Deinen Armen, so warm und weich und klein und wunderbar. Nichts auf der Welt ist an diesem Kind, das verärgernd oder böse ist. Es ist so klein und rein und voller Vertrauen und Liebe. Wenn es größer wird, treten manchmal andere Dinge in den Vordergrund: Das Kind will etwas anderes als wir, es macht aus Versehen etwas kaputt oder schimpft oder wirft mit Sand oder beißt oder haut oder ist laut und schreit wenn es uns gerade nicht passt…

Es ist eben ein Kind mit seinen eigenen Bedürfnissen, seiner Entwicklung, seinen Herausforderungen. Und unser Blick bleibt so manches Mal nicht mehr an dem hängen, was wir in der Babyzeit gesehen haben, sondern an den Dingen, die sich davor schieben in unserem Alltag. Es fällt schwer, wertschätzend zu bleiben, wenn der Stress zu viel wird. Es gibt Zeiten, in denen sind die Dinge so groß und andauernd, dass wir kaum noch das sehen, was sich dahinter verbirgt. Der Alltag mit Kindern kann anstrengend sein und Wutanfälle, Streit, Alltäglichkeit und Anforderungen können unseren Blick behindern. Sorgen und Ängste können ihn verschleiern.

Doch hinter all diesen Problemen, hinter dem, was wir gerade jetzt eigentlich gar nicht wünschen oder wollen oder was uns anstrengt, ist noch immer dieses Kind, das wir als Baby betrachtet haben. Es ist genau so da wie es immer da war. Es ist genau das Kind, das wir lieben. Manchmal müssen wir die Hindernisse beiseite schieben, um wieder genau das sehen zu können. Oder wir schließen einen Augenblick die Augen und erinnern uns an diesen Moment, als wir diesen kleinen Menschen in den Armen hielten, die warme Haut spürten und den süßen Babyduft in uns aufnahmen. Genau dieser kleine Mensch steht noch immer dort und hat noch immer diesen liebevollen Blick von uns verdient. Unser Kind ist unser Kind, auch wenn sich die Welt gerade zu schnell dreht.

Wenn Du wieder einmal nicht mehr weiter weißt, wenn Du verärgert bist und Deine Sicht von Problemen verstellt ist, schließe die Augen und denke an diesen Moment. Denke an das Gefühl und übertrage es auf das Hier und Jetzt.

Deine

Ausweglos – Wenn Eltern schimpfen und Kinder nicht weg können

Als Erwachsene habe ich einen großen Vorteil in schwierigen Situationen: Ich kann gehen. Wenn mich ein Ereignis emotional zu sehr belastet, wenn ein Mensch meine Grenzen übertritt, dann gehe ich. Wenn ich merke, dass ein Mensch mir über längere Zeit nicht gut tut und keine Besserung in Sicht ist, verlasse ich ihn. Nicht ohne Worte und Versuche, aber wenn sie nicht fruchten, gehe ich. Ich sorge für mich, indem ich für mich schlechte Situationen umgehe, schlechte Menschen aus meinem Leben fern halte. Wenn ich einen Text im Internet lese, der mir nicht gefällt, dann schließe ich das Fenster.

Ich habe Glück, denn ich bin erwachsen und ich kann all dies tun. Ich kann bestimmen, wann meine Grenzen überschritten sind und ich mich vor anderen schütze. Selbst bei den mir sehr nahe stehenden Personen kann ich gehen, wenn ich mich unwohl fühle.

Unsere Kinder können das nicht. Sie können nicht die Tür hinter sich schließen und sagen: „Jetzt reicht es aber, ich gehe oder ziehe aus.“ Sie können sich vor uns nur schwer zurück ziehen, wenn wir sie emotional verletzten, wenn wir schimpfen, wenn wir strafen. Sie sind auf uns angewiesen: auf unseren Schutz, unsere Fürsorge. Der einzige Ort, an den sie sich wirklich zurück ziehen können, ist in sich selbst. Sie haben nicht die Möglichkeit zu sagen: „Du bist mir zu laut, ich will das nicht, ich gehe.“ Sie sind da und dem ausgeliefert, bei uns zu bleiben. Selbst dann, wenn sie es gerade gar nicht wollen. Sie können sich nur schwer durch Rückzug selbst beschützen und für sich sorgen. Sie haben Angst und können sich nicht abwenden. Welche Kritik es auch sein mag, sie beziehen sie auf sich und ihr Selbst.

In vielen Situationen verstehen sie wahrscheinlich nicht einmal, warum wir reagieren, wie wir reagieren. Denn oft sind es ja nicht einzelne Taten der Kinder, die uns aus der Haut fahren lassen, sondern es ist ein kleiner Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, weil wir selbst es vorher nicht geleert haben. Manchmal sind es auch Erfahrungen und Gefühle, die schon lange in uns wohnen, die wir aus der eigenen Kindheit mit uns tragen und die nun erst durch das Verhalten der Kinder hervorgespült werden und ihre Antwort in einem Verhalten finden, wie wir es selbst erlebt haben.

Wenn sie noch sehr klein sind, wissen sie nicht einmal, wie sie sich schützen könnten. Sie sind auf uns angewiesen, sie brauchen uns – noch sehr lange. Dies sollten wir immer bedenken, wenn wir merken, dass unsere Gefühle uns überrennen. Es ist gut, wenn wir uns selber bremsen können oder uns bewusst vornehmen, mit unseren Kindern nicht zu schimpfen. Es ist wichtig, Strategien zu lernen, mit der eigenen Wut umzugehen. Und vor allem ist es wichtig, Stress im Alltag zu minimieren, damit unser Stresslevel nicht so hoch ist, dass Kinder der berühmte kleine Tropfen sind. Wir sind die Erwachsenen, wir können aus der Situation hinaus gehen. Unsere Kinder nicht. Sie müssen zuhören, sie müssen anhören und haben nur sich selbst als Rückzugsort. Sie beziehen all das auf sich, verinnerlichen es. Sie lernen, sich als Last oder falsch zu sehen, wenn sie immer Anlass des Ausbruchs des Ärgers sind – auch wenn sie eigentlich nicht der Grund sind für den Umfang des Gefühls, das sich in uns einen Weg bahnt. Es ist unsere Aufgabe, unser Verhalten in eine Bahn zu lenken, die unsere Kinder nicht überfordert. An manchen Tagen mag es vielleicht nicht klappen, aber es ist immer wieder wichtig, sich dies vor Augen zu führen, damit wir langfristig an uns, unserem Verständnis und unserer Beziehung arbeiten können.

Eure

Entschuldige Dich!?

Manchmal ist es nicht einfach, das Richtige zu tun. Besonders dann, wenn das Richtige so abwegig, so falsch erscheint, weil wir andere Wege bisher gewohnt sind. Manchmal ist nämlich das Richtige, es anders zu machen. Von unseren Vorstellungen abweichen, von dem, was wir selbst gelernt haben. Weiterlesen