Alle Artikel von Susanne Mierau

Stillen im Alltag unterstützen – so geht es

Muttermilch ist die natürliche und beste Nahrung für Babys und Muttermilch beinhaltet alles, was das Kind zur Versorgung benötigt in der immer wieder passenden Zusammensetzung, richtig temperiert und schnell verfügbar. Dennoch ist das Stillen bzw. die Ernährung mit Muttermilch nicht immer einfach, weil Wissen, Beratung und vor allem auch Unterstützung fehlen. Die WHO hält genau dies fest:

Breastfeeding is the normal way of providing young infants with the nutrients they need for healthy growth and development. Virtually all mothers can breastfeed, provided they have accurate information, and the support of their family, the health care system and society at large.

Unterstützung meint dabei aber nicht nur das Fachpersonal und fachliche Beratung, sondern uns alle: die Partner*in der Stillenden, die Familie, das Gesundheitssystem, die gesamte Gesellschaft. Wir alle nehmen einen Einfluss auf die Unterstützung und Wahrnehmung des Stillens. Jede Frau sollte nach umfassender Information frei entscheiden können, ob sie stillen möchte oder nicht (sofern nicht sowieso medizinische Gründe dagegen sprechen). Hat sie einen Stillwunsch, sollte sie umfassende Unterstützung bekommen, um diesem nachgehen zu können. Fachliche Unterstützung findet sich bei Hebammen, IBCLCs und Stillberaterinnen/Stillbegleiterinnen, aber auch Kinderärztinnen können stillfreundliche Rahmenbedingungen und Angebote schaffen. Persönliche Unterstützung darüber hinaus können wir alle anbieten in vielen kleinen Alltagsdingen.

Unterstützung durch den anderen Elternteil

Einen besonderen Einfluss auf das Stillen nimmt der andere Elternteil des Kindes. Laut einer Untersuchung in Bayern (Kohlhuber et al. 2008) zum Stillverhalten und der Einstellung des Vaters zum Stillen, stillen Mütter 22mal häufiger, wenn der Vater eine positive Einstellung zum Stillen hat im Vergleich zu Ehepaaren, bei denen der Partner dem Stillen gegenüber negativ eingestellt war. Doch nicht nur auf das generelle Stillen wirkt sich die positive Einstellung des Partners aus: Eine ablehnende Haltung gegenüber dem Stillen ist ein wesentlicher Faktor dafür, dass Babys schon vor dem vierten Monat zugefüttert oder abgestillt wurden. Die Einstellung des anderes Elternteils ist daher ein wesentlicher Einflussfaktor auf das Stillen und die Stilldauer. Anerkennung und Unterstützung können das Stillen erleichtern und verlängern.

Grenzt Stillen den anderen Elternteil aus?

Damit das Baby möglichst lange die besonderen Eigenschaften der Muttermilch nutzen kann, ist es deswegen gut, wenn der andere Elternteil dem Stillen gegenüber aufgeschlossen ist und ausreichend Informationen darüber hat, warum das Stillen bzw. die Muttermilchernährung so wertvoll sind. Dabei kann auch die Sorge, das Stillen würde den anderen Elternteil aus der Beziehung ausgrenzen, entkräftet werden: Eine gute Bindung zum Kind entsteht nicht allein durch das Stillen. Auch wenn das Stillen einen positiven Einfluss auf die Bindungsentwicklung haben kann, ist es keine Grundvoraussetzung dafür und es gibt zahlreiche andere Möglichkeiten für den Bindungsaufbau. So hat der andere Elternteil die Möglichkeit, ganz ohne Ernährung eine Beziehungsband zum Kind zuknüpfen rein über die weitere Interaktion. Hat sich das Stillen eingespielt, kann Muttermilch auch mit der Hand aus der Brust entleert werden und der andere Elternteil kann die Muttermilch mit Hilfe eines Bechers oder anders füttern. Dennoch kann aber auch ganz unabhängig vom Füttern eine tragfähige Beziehung von Anfang an aufgebaut werden durch schöne zweisame Momente, durch das Tragen, das Kuscheln und/oder  Babymassage.

Das stillfreundliche Familienklima

Auch wenn es in früheren Generationen vielleicht anders gehandhabt wurde: Heute können Mutter und Kind so lange stillen, wie es für beide richtig ist und es wird eine ausschließliche Stilldauer von einem halben Jahr empfohlen. Manchmal ist das für Großeltern und andere Familienangehörige noch befremdlich. Aber letztlich ist es das Ziel der Familie, das neue Familienmitglied bestmöglich wachsen zu lassen und rundum gut zu versorgen. Auch für Freunde und Familie kann es hilfreich sein, Informationen über die positiven Eigenschaften der Muttermilchernährung zu erhalten, damit der Wunsch einer guten Versorgung zu einem stillfreundlichen Familienklima ohne negative Kommentare führt. Ist eine stillende Mutter zu Gast, ist ein bequemer Ort zum Stillen von Vorteil. Manche Frauen beschreiben, dass sie beim Stillen immer Durst verspüren und es ist gut, einer stillenden Frau ein Getränk anzubieten. Das muss kein spezieller Stilltee sein, sondern es reicht oft einfach ein Glas Wasser.

Stillfreundlicher Alltag

Ganz konkret können wir jedoch auch unabhängig von Familientreffen eine stillfreundliche Umgebung und Gesellschaft schaffen durch Offenheit, Akzeptanz und Rücksichtnahme. Das bedeutet, dass wir stillende Frauen in der Öffentlichkeit als normal ansehen und sie vor negativen Kommentaren schützen. Hilfreich ist es auch, wenn wir eigene negative Erfahrungen möglichst zurückhalten, um Frauen in der Anfangsphase des Stillens nicht zu verunsichern oder zu ängstigen. Wenn Hilfe oder Unterstützung benötigt wird, können wir mit hilfreichen Tipps zur Seite stehen oder an passende Stellen verweisen und gleichzeitig Verständnis aufbringen für die manchmal auch auftretenden Herausforderungen in einer Stillzeit.

Verständnis, Akzeptanz und Anteilnahme sowie Respekt vor der jeweiligen Entscheidung der Mutter in Bezug auf das Stillen sind die Grundpfeiler, die unsere gesellschaftliche Einstellung gegenüber jungen Familien tragen sollte. Und damit lässt sich schon recht viel erreichen in Hinblick auf ein stillfreundlicheres Klima.

 

 

Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.    

 

Sei bitte lieb und brav! (Sonst kommt nicht der Weihnachtsmann)

„Jetzt ist aber bald Weihnachten und da wirst Du doch nicht…“ so ähnlich hörte es eines meiner Kinder kürzlich von einer fremden Person. „Gut sein“, „brav sein“ – darum geht es immer wieder. Wir lesen die lustigen Geschichten von Michel, bewundern die tapfere Pippi Langstrumpf und fiebern mit der selbstbewussten Momo. Aber selbst ein aufmüpfiges Kind haben oder in der Umgebung ertragen? Nein, danke!

Sei lieb und brav

Kinder sind toll. Die Geburtenrate ist in den letzten Jahren hierzulande gestiegen auf durchschnittlich 1,59 Kinder pro Gebärender – der höchste seit 1973 gemessene Wert. Gleichzeitig zeigt sich aber auch: Mutterschaft geht mit einem verringerten mentalen Wohlbefinden (pdf) einher, zumindest in den ersten sieben Jahren nach der Geburt. Das liegt zu großen Teilen sicherlich auch am Druck, der auf Eltern und insbesondere Müttern lastet, an der fehlenden Unterstützung und damit einhergehend auch fehlenden Ressourcen, um entspannt Elternschaft leben zu können. Wir erwarten erschöpft an vielen Stellen, dass sich Kinder einpassen müssen in unser Leben: sie sollen sich schnell anziehen lassen ohne Ärger, sollen brav am Tisch sitzen und ordentlich essen ohne Tisch, Stuhl und Teppich zu schmutzig zu machen. Sie sollen bitte morgens kein „Theater“ machen, wenn sie in Kita oder Schule gebracht werden und bitte nach dem Abholen möglichst pflegeleicht sein. Und in der Wohnung, in der die Nachbarn uns hören können, sollen sie möglichst leise sein und unauffällig. Erschöpfung und ein falsches Bild von kindlichem Verhalten und kindlichen Möglichkeiten vermischen sich.

Wie Kinder zu uns kommen: neugierig

Wir erwarten brave Kinder, weil sie so in unsere Gesellschaft passen sollen. Tatsächlich aber kommen zu uns ganz normale Menschen mit ihrem jeweiligen Temperament. Manche Kinder sind leiser, manche Kinder sind lauter. Aber ganz sicher sind Kinder keine kleinen Erwachsenen, denn sie denken noch anders als wir, sind wesentlich mehr gefühlsbestimmt und weniger überlegt. Sie sind neugierig und wissbegierig, denn Neugierde ist der Motor ihrer Entwicklung. Manche dabei schüchterner und manche forscher. Das ist nicht pathologisch, sondern normal. Und auch, dass es durchaus schwer sein kann, dies zu begleiten für uns Erwachsene. Da stehen wir einem anderen Menschen gegenüber, der in manchen Phasen und Situationen denkt und handelt, wie wir es vielleicht mit unseren erwachsenen, überlegten Gedanken nicht mehr nachvollziehen können. Manchmal ist es sogar so, dass in einer Familie ganz verschiedene Temperamente aufeinander treffen und es für Eltern eine große Herausforderung ist, mit einem ganz anderen Temperament als dem eigenen umgehen zu müssen. Das ist tatsächlich nicht einfach. Aber die Aufgabe unserer Beziehung ist es, den anderen Menschen gegenüber zu erkennen in den jeweiligen Bedürfnissen und darauf angemessen zu reagieren.

Bedingungen und Selbstwert

Wenn wir Eltern darüber nachdenken, ob wir unsere Kinder lieben, sagen wahrscheinlich die meisten: Ja! Und natürlich würden wir wohl auch zumeist zustimmen, dass wir bedingungslos lieben. Wenn wir unseren Alltag hingegen betrachten, stellen wir vielleicht doch an der einen oder anderen Stelle fest, dass wir an die Liebe zum Kind Bedingungen stellen: Positive Aufmerksamkeit bekommst Du dann, wenn Du meine Erwartungen erfüllst. „Sei lieb und brav, sonst…kommt nicht der Weihnachtsmann bzw. ich hab Dich weniger lieb.“ Wir knüpfen Liebe und Bedürfniserfüllung an Bedingungen: Du bekommst etwas (Geschenk/Zuneigung), wenn… Und dieses „wenn“ ist nicht an den Fähigkeiten und Möglichkeiten unseres Kindes orientiert, sondern an unseren erwachsenen Erwartungen.

Was Kinder aber wirklich brauchen, ist das Gefühl, angenommen zu werden. Das Selbstwertgefühl von uns bildet sich nämlich danach aus, wie Kinder sich angenommen fühlen: Wer sich als bedingungslos geliebt/angenommen empfindet, bildet ein stärkeres, sichereres Selbstwertgefühl aus (pdf) als diejenigen Kinder, die Zuneigung nur durch Erfüllung von bestimmten Erwartungen erhalten. Und eigentlich ist es doch genau das, was wir unseren Kindern auf den Weg ins Leben mitgeben wollen: Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten.

Wenn wir ihnen immer wieder signalisieren: Dein (normales!) kindliches Verhalten ist falsch, vermitteln wir ihnen, dass sie selbst falsch sind. Wir geben ihnen kein gutes Gefühl für sich mit, keinen Vertrauen in sich und keine Sicherheit darin, dass das eigene Gefühlserleben richtig ist. Wir richten ihren Blick nicht auf das Innen und die Eigenwahrnehmung, sondern ausschließlich auf das Außen und darauf, wie sie auf andere wirken können.

… sonst kommt nicht der Weihnachtsmann

Gerade zur Weihnachtszeit gipfeln die Erwartungen und Bedingungen an kindliches Verhalten in Drohungen. Dafür wird gerne die übermenschliche Figur des Weihnachtsmannes oder Christkinds herangezogen als außenstehender Richter über gute und schlechte Taten. Unsere eigenen Erwartungen an das Kind werden übertragen auf eine dritte Person, die in Listen oder Büchern gute und schlechte Taten aufführt und letztlich bewertet: „Wenn Du kein guter Mensch bist (meiner Meinung nach), bekommst Du weniger Geschenke.“ Oder keine. Oder gar eine Rute. Erziehung durch Druck, Angst und letztlich das Gefühl, nicht richtig zu sein und von anderen bewertet zu werden. Auf diese Weise verkehrt sich das „Fest der Liebe“ in ein Fest der Angst des Kindes vor Abwertung und Beschämung. Davor, „nicht richtig zu sein“, obwohl es einfach nur Kind ist und natürlich nicht die Erwartungen an erwachsenes Verhalten erfüllen kann.

Auch dann, wenn wir lediglich – in unseren Augen – positives Verhalten hervorheben und das Kind loben im Sinne von: Das hast Du so toll gemacht, dafür bekommst Du vom Weihnachtsmann sicher noch ein extra Geschenk, kann das genauso negativ sein wie die Androhung, nichts zu bekommen wegen „Fehlverhaltens“. Denn damit vermitteln wir ein Gefühl davon, wie das Kind eben nicht toll wäre: Wenn es einmal das Gegenteil dieses Verhaltens zeigt. Ein „Ich hab Dich lieb, weil…“ kann manchmal auch den Umkehrschluss enthalten „Ich hab Dich nicht lieb, wenn…“ Kinder sollten sich nicht nur dann angenommen und geliebt fühlen, wenn sie unsere Erwartungen erfüllen. Sowohl mit einer übermäßig positiven Hervorhebung kindlichen Verhaltens als auch mit Druck und Bestrafung sollten wir also vorsichtig sein.

Bestätigung darüber, „gut“ zu sein, „richtig“ zu sein, vermitteln wir dem Kind darüber, Dinge zu bekommen, mit Dingen „belohnt“ zu werden: Wenn Du brav bist, bekommst Du ein Geschenk, wirst belohnt mit einem Gegenstand. „Dinge machen glücklich“ – auch dies ist eine Botschaft, die wir unseren Kindern mit auf den Weg geben, wenn wir mit Belohnung oder Bestrafung durch Weihnachtsgeschenke arbeiten.

Ich liebe Dich – so wie Du bist

Was Kinder brauchen – nicht nur zur Weihnachtszeit – ist das Gefühl, angenommen und geliebt zu werden. – Und dies auch/gerade dann, wenn sie eben vollkommen natürliches kindliches Verhalten zeigen. Statt mit Drohungen, Liebesentzug oder himmlischen Richtern zu drohen, sollten wir uns zunächst immer vor Augen führen, dass wir eben ein Kind vor Augen haben und keinen Erwachsenen. Auch dann, wenn wir gerade – wie oft in der Vorweihnachtszeit – besonders gestresst sind und es so gerne einfacher hätten.

Wir können hinsehen und uns fragen: Was ist jetzt das Bedürfnis meines Kindes? Warum verhält es sich so? Wir brauchen Verständnis für die normale kindliche Entwicklung – und müssen dieses Verständnis auch gegenüber der Gesellschaft verdeutlichen und verteidigen in all jenen Situationen, in denen uns hochgezogene Augenbrauen in der Öffentlichkeit ermahnen wollen, unsere Kinder bitte – koste es was es wolle – in ihre Erwartungen zu pressen.

Gerade dann, wenn ein Kind wütend oder traurig ist, braucht es uns und unsere einfühlsame Begleitung. Es braucht das Gefühl, auch in schwierigen Situationen geliebt und angenommen zu werden und sich mit einer Not an liebevolle Bezugspersonen wenden zu können. Es braucht Sicherheit in den Momenten, in denen es Unbeständigkeit fühlt und nicht weiß, wie es sich anders ausdrücken kann. Es braucht Liebe und Vorbild.

Aber die Gesellschaft…

Das bedeutet nicht, dass Kinder sich in der Gesellschaft nicht auch so bewegen sollten, dass alle miteinander entspannt leben können. Aber das, was gesellschaftskonform ist, muss an die kindlichen Fähigkeiten angepasst werden: Wenn ein Kleinkind wütend tobt vor Langeweile in der langen Supermarktwarteschlange, dann ist das ein normales und verständliches Verhalten. Ziel ist es in einer solchen Situation nicht, das Kind mit Druck und Angst zu disziplinieren, sondern einen gangbaren Weg zu finden für diese Familie in dieser Situation: Vielleicht, indem die Familie einfach vorgelassen wird. Vielleicht, indem ihr Platz in der Schlange gesichert wird, während sich Vater oder Mutter um das Kind kümmern. Vielleicht auch, indem das Kind freundlich von anderen abgelenkt wird oder das begleitende Elternteil vermittelt bekommt: Es ist schon gut so.

Wir können einem Kind auch ohne Druck, Zwang und Angst vermitteln: Dieses Verhalten war jetzt gerade nicht passend. Wir können sagen: „Mir ist das zu laut!“ anstatt „Du bist zu laut!“ Wir können spiegeln und erklären, wie es uns in bestimmten Situationen geht – ohne Kinder dabei zu verängstigen.

Was wir brauchen, ist ein Verständnis für kindliche Fähigkeiten und Möglichkeiten und dass Kinder sich je nach Alter auf bestimmte Weise ausdrücken und ihr Verhalten durch ihre Entwicklung bestimmt ist. Wir sollten nicht den Maßstab an erwachsenes Verhalten an ein Kind legen. Was wir auch brauchen, ist weniger Druck auf Eltern, die sich in der Gesellschaft oft genötigt fühlen, ihr Kind anpassen zu müssen und dafür in einer überforderten, stressigen Situation oft zu erlernten, selbst erfahrenen Maßnahmen wie Druck und Bestrafung greifen, um der Bewertung von Außen standzuhalten (weil sie vielleicht selbst gelernt haben, dass sie nur dann gut und richtig sind, wenn sie das in den Augen anderer sind, siehe oben).

Kinder sind lieb und brav. Manchmal. Und manchmal sind sie wild und unberechenbar. Nicht weil sie gut oder böse sind, sondern weil sie einfach Kinder sind und auf dem Weg, die Welt und sich selbst kennen zu lernen. Begleiten wir sie auf diesem wichtigen Weg ohne Zwang und Druck, damit sie ein gutes Gefühl für sich und die Welt entwickeln können.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

vonguteneltern: Geburtstraumata – Gab es das schon immer?

Anja von vonguteneltern nimmt sich hier eines wichtigen Themas an: unter der Geburt erlebte Gewalt. Auch in der vergangenen Generation gab es das schon und dort waren die Bedingungen teilweise noch schlechter. Aber sie schreibt ausdrücklich: „Deshalb werde mich an dieser Stelle nicht dem immer wieder mal zu hörenden Tenor anschließen, dass die Frauen heutzutage einfach nur übertriebene Erwartungen an die Geburt haben.“ Lesenswert!

Dem Baby einen geborgenen Raum geben

Da liegt es im Arm, das kleine Baby, und schmiegt sich ein. Fast hat man das Gefühl, es würde wieder mit einem verschmelzen wollen, so passt es sich ganz dem Körper an, auf dem es liegt. Warm und weich kuschelt es sich ein, will sich umhüllt und geborgen wissen. Immer wieder begehrt es auf, genau diesen Kontakt herzustellen. Ein kleiner Mensch, der mit all den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten signalisiert: Ich brauche Dich jetzt.

In der Welt, aus der es kommt, war es all dies: Umgeben von Wärme, immer genährt, immer getragen und sanft bewegt. Immer im Körperkontakt und immer von einer schützenden Hülle umgeben, die dem Leben einen Halt gibt, die eine Grenze um den eigenen Körper zieht. Eine Hülle, die bekannt ist und Sicherheit gibt. Mit dem Beginn dieses neuen Lebens ist diese Hülle aufgehoben und es strebt danach, den alt bekannten Zustand wieder herzustellen. Noch nicht reif für dieses Leben*, noch in Ruhe nachreifen wollend zu den Bedingungen, die so wohlig-warm waren, so verwöhnend und rundum vertraut.

Dem Baby einen geborgenen Raum geben zum Nachreifen bedeutet, diesem Bedürfnis nachzuspüren. Zu verstehen, woher die Bedürfnisse des kleinen Kindes am Anfang kommen und zu sehen, wie wir sie umsetzen können: Das Bedürfnis nach der Versorgung mit Nahrung nach Bedarf durch Stillen nach Bedarf erfüllen bzw. Ernährung mit künstlicher Säuglingsnahrung nach Bedarf. Auch dann, wenn das Baby manchmal Phasen hat, in denen es ganz besonders viel trinken muss – es ist gewöhnt, genau das zu erhalten und sich satt und zufrieden zu fühlen. Das Bedürfnis nach Wärme und Nähe und Gewiegtwerden durch Körperkontakt und Tragen einräumen. Das Bedürfnis nach einer schützenden Hülle geben durch die Kleidung oder durch Halt in einem Tuch oder einer Tragehilfe.

Diese Bedürfnisse sind es, die wir immer wieder ansehen können in unserem Alltag mit Baby: Wenn es sich auf einmal unwohl fühlt, wenn es allein im Bett liegt, vermisst es vielleicht die Körperwärme und Bewegung. Wenn es hungrig wird, ist das ein zunächst fremdes und bedrohlich-schmerzhaftes Gefühl, das in dieser Weise unbekannt ist. Wenn es entkleidet wird, fühlt es die Kühle der Umgebung und vermisst die Begrenzung. Um ein entspanntes Ankommen zu ermöglichen, können wir daher in jeder Situation und das gesamte Wochenbett über bedenken, wie wir dem kleinen Baby einen geborgenen Raum schaffen. Einen Raum, der dem ähnelt, den es kennt. Wir können die Rahmenbedingungen nicht identisch herstellen, aber wir können uns dem annähern. Wenn wir unsere Augen und Gedanken dafür öffnen, wie das Leben vor der Geburt war und welch enorme Umstellung die Geburt mit sich bringt.

Eure

*nach dem Konzept der physiologischen Frühgeburt von Portmann

 

Susanne Mierau ist u.a. Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Stillberaterin, Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Elternblogs über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

Rundum geborgen – Familien brauchen das Dorf {Werbung}

Wenn wir Eltern werden, steht eine der größten Veränderungen unseres Lebens an: Auf einmal gibt es einen kleinen weiteren Menschen, der von nun an unser Leben begleitet, der sich einbringt mit seinen Besonderheiten, seinen Bedürfnissen und einem individuellen Temperament. In den folgenden Jahren wird es nun unsere Aufgabe, in einem Familiensystem für Ausgeglichenheit zu sorgen zwischen all den Bedürfnissen und Besonderheiten aller Mitglieder. Das ist nicht immer einfach, besonders nicht am Anfang, wenn sich Familien erst einmal finden müssen. Wir brauchen Unterstützung, Kinder brauchen sichere Bindung zu Eltern und anderen und wir Eltern erleben Erleichterung, wenn unsere Grundsätze geteilt werden.

Eltern brauchen Unterstützung

Gerade jetzt – aber auch später – tut es gut, Menschen zu haben, die unterstützen: mit lieben Worten ebenso wie mit lieben Taten. Denn gerade heute brauchen wir das Dorf in einer Zeit, in der wir von Aufgaben und Anforderungen überrannt werden. In der wir manchmal den Eindruck haben, uns selbst optimieren zu müssen und uns keine Zeiten der Pause zugestanden werden.

„Elternschaft heute steht vor großen Herausforderungen, denn der Rahmen für das Familienleben ist oft wenig flexibel gestaltet, und Eltern stehen vor der Aufgabe, den Spagat zwischen Familie, Berufstätigkeit, Haushalt und sonstigem Privatleben meistern zu müssen. Zu dem schon angefüllten Alltag vor dem Kind gesellt sich mit einem Kind eine weitere, riesige Aufgabe, die viel Energie, Aufmerksamkeit, Zeit und Gefühle beansprucht. Dies umso mehr, wenn es mehrer Kinder sind oder ein Elternteil allein das Kind umsorgt. Um alles erfolgreich zu bewältigen, brauchen die Eltern Unterstützung.“

Gemeinsam an einem Strang ziehen – auch in Hinblick auf „Erziehung“

Aber allein Hilfe reicht nicht aus. Wir müssen uns mit dieser Hilfe wohl fühlen. Wir brauchen Anerkennung und Sicherheit. Wir brauchen andere Menschen, die uns und unsere Entscheidungen wertschätzen. Wir wünschen uns, dass die Menschen um uns unsere Ziele und Wünsche für unsere Kinder teilen und wir zusammen an einem Strang ziehen, der Bindungsorientierung heißt.

„Zukünftige Arbeitstätigkeiten und die gesamtgesellschaftliche Entwicklung setzen deswegen heute eine andere Art der Erziehung voraus, an der sich moderne Eltern orientieren. Optimal können wir die heute geborenen Kinder darauf vorbereiten, wenn Familie und Freunde gleichermaßen auf dieses Ziel hinarbeiten und moderne Lebenskonzepte zusammen umsetzen. Wir ziehen gemeinsam an einem Strang, um unsere Kinder auf ihr Leben vorzubereiten und damit natürlich auch unser späteres Leben gestalten. Es ist deswegen nicht zwangsläufig eine Kritik, wenn Eltern mit ihren Kindern anders leben wollen, als es früher getan wurde. Die Kinder heute leben in einer anderen Welt und lernen Dinge für eine sich noch weiter verändernde Gesellschaft.“

Bindung durch Hilfe unterstützen

Es ist wunderbar, wenn Kinder sichere Bindungen auch zu den Großeltern aufbauen können, denn diese sind noch einmal eine besondere Ressource und können einen wichtigen Anteil haben an der Entwicklung von Resilienz. Großeltern können Eltern und Enkelkindern viel Kraft und Fürsorge spenden. Aber darüber hinaus kann durch ihr zugewandtes Verhalten auch der Alltag so entlastet werden, dass wir Eltern auch einfach entspannter und zugewandter sein können. – Unterstützung durch Freunde und Familie ist deswegen auf vielen Ebenen hilfreich.

„Wenn wir – als Großeltern, Angehörige und Freunde – Eltern in ihrem Alltag und ihren Aufgaben unterstützen und sie sich deswegen besser um ihre Kinder kümmern können, unterstützen wir indirekt die Bindungsentwicklung zwischen Eltern und Kind positiv und damit die kindliche Entwicklung.“

Rundum geborgen – Das Buch

Um all diese Themen geht es in „Rundum geborgen“, meinem neuen Buch: Warum wir heute bindungsorientiert Leben und welche besonderen Vorteile das mit sich bringt. Erklärung ohne Anklage und eine Anleitung, sich als Familienmitglied selbst auf den Weg mit zu begeben. Neben der Theorie gibt es nämlich auch zahlreiche praktische Tipps: Wie in der Schwangerschaft unterstützt werden kann, Rezepte für Wochenbettsuppe und zuckerfreien Geburtstagskuchen (und warum Eltern das heute wichtig ist), Geschenketipps rund ums Wochenbett und Hilfsangebote und viel Wissenswertes rund um das Verwöhnen und warum sie es als Großeltern einfach genießen dürfen.
Als kleines Geschenkbuch handsigniert gibt es das Buch direkt bei mir zu bestellen, aber auch hier bei Amazon (lest doch mal in die Bewertungen hinein) oder auch bei Buch 7 oder natürlich im Buchhandel um die Ecke.

Verlosung

Probiert es aus und tragt bindungsorientiertes Leben nun auch in die Großelterngeneration und Familie und in den Freundeskreis. Dafür könnt Ihr ein „Rundum geborgenes Verwöhnpaket“ gewinnen: Das Buch „Geborgen wachsen“ für Euch als Eltern, das Buch „Rundum geborgen“ für Freunde und Familie, ein Mandelöl von Primavera für sanfte Baby- und Kindermassage, ein Rosenwasser von Primavera für die Wochenbettzeit und auch später zum Erfrischen und Verwöhnen und einen Didymos DidyKlick Chili für Eltern, aber vor allem auch Familie (und Freunde), die das Baby ganz nah bei sich tragen dürfen und so einmal nachspüren können, wie gut es tut, sich und das Kind mit Körperkontakt und positiver Nähe zu verwöhnen.

  • Verlost wird hier auf dem Blog ein „Rundum geborgenes Verwöhnpaket“ (auf Instagram und Facebook finden ebenfalls Verlosungen statt, unabhängig von dieser)
  • Kommentiere zur Teilnahme hier auf dem Blog: Warum könnt Ihr das „Rundum geborgene Verwöhnpaket“ besonders gut gebrauchen?
  • Bitte kommentiert individuell, so dass nach der Auslosung eine eindeutige Zuordnung des Namens möglich ist (bspw. ist eine Zuordnung schwierig, wenn es 20 Stefanies gibt, daher dann lieber Stefanie_79 oder ähnlichen Namen wählen). Bitte kommentiere nur einmal: Manchmal dauert es ein paar Stunden, bis Dein Kommentar freigeschaltet werden kann, aber er geht nicht verloren.
  • Die Teilnahme steht in keinem Zusammenhang mit Facebook oder Instagram.
  • Datenschutzhinweis: Dieses Gewinnspiel ist nicht an weitere Kontaktaufnahme wie Newsletter und Werbung gekoppelt. Die Daten der TeilnehmerInnen werden nicht weitergehend ausgewertet oder zu Werbezwecken gebraucht. Alles weitere zum Umgang mit Daten findet Ihr im Datenschutzhinweis
  • Teilnahmeberechtigt sind alle volljährigen natürlichen Personen.
  • Versand ausschließlich innerhalb Deutschlands.
  • Die Teilnahme beginnt am 5. November 2018 um 20:30 Uhr und endet am 08. November 2018 um 24 Uhr. Verlost wird nach Teilnahmeschluss am 09. November 2018.
  • Der/die Gewinner/in wird im Anschluss nach dem Zufallsprinzip ermittelt und unter dem Kommentar zur Teilnahme benachrichtigt, sowie direkt angeschrieben
  • Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
  • Versand ausschließlich innerhalb Deutschlands.
  • Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich.
  • Sollte sich der/die Gewinnerin nicht spätestens 10 Tage nach der Verlosung zurück melden, verfällt der Gewinn.

Eure

 

Die Verlosung ist beendet. Die Gewinnerin J. ist benachrichtigt.

littleyears: Den richtigen Kindergarten finden

Ich bekomme immer wieder Leser*innenpost in Bezug auf Unsicherheiten in Bezug auf die Kitawahl und habe ja auch in „Geborgene Kindheit“ darüber geschrieben, dass es wirklich wichtig ist, dass die Betreuung passt und man andere Wege gehen muss, wenn es einfach nicht stimmt. littleyears hat dazu hier einen passenden Erfahrungsbericht auf dem Blog: „Nicht jede Kita ist für alle Kinder, ist für alle Eltern gedacht. „

Nesttage – Deine Auszeit für Dich und Dein Kind

Manchmal gibt es Tage und Wochen, die sind sehr anstrengend. Manchmal gibt es auch Phasen, in denen wir Eltern einfach erschöpft sind. Es ist egal, ob nach der Geburt, im Wochenbett, irgendwann in der Babyzeit oder später. Es gibt Zeiten, in denen brauchen wir einfach ein wenig Ruhe und Erholung. Zeiten, in denen wir wieder zu uns kommen, in denen wir den Stress gehen lassen. Eine Kollegin nannte die Tage der Ruhe kürzlich „Nesttage“ und ich könnte mir kein schöneres Wort dafür vorstellen.

Nesttage sind solche, an denen wir uns zurück ziehen mit unseren Kindern: Wenn es in der ersten Zeit mit dem Baby noch nicht rund läuft, wenn uns das Leben mit Kind überwältigt, sich das Stillen noch nicht eingespielt hat und vielleicht noch schwierig erscheint oder wir körperlich merken, dass wir an unsere Grenzen kommen. Auch nach dem Wochenbett kann es sein, dass unser Kind einen solchen Nesttag braucht, um sich im Trubel dieses neuen Lebens zurückziehen zu können und noch einmal die Ruhe und Geborgenheit um sich hat, die es aus dem Leben im Mutterleib kennt.

Auch dann, wenn das Kind längst der Babyzeit entwachsen ist, können Nesttage so gut tun. Wenn es gerade schwierig ist, weil das Kind einen neuen Meilenstein erklimmt, weil es gerade ganz besonders herausfordernd für uns zu sein scheint, tut ein Moment des Innehaltens und Aussteigens aus dem Alltag gut. Sehen wir uns einen Moment an, was unser Kind uns gerade sagt. Vielleicht ist es die Botschaft „Ich bin gerade total mit mir selbst beschäftigt, ich habe keine Möglichkeiten, noch zusätzlich auf die Bedürfnisse der anderen zu achten.“ oder es drückt aus „Ich brauche ein wenig Ruhe, um mich auf mich zu konzentrieren.“ oder „Ich muss jetzt einfach gehalten werden von Dir, weil alles so überwältigend ist.“ Für all diese kindlichen Botschaften sind Tage des Rückzugs heilsam.

Nesttage sind Tage, an denen wir einmal alles absagen, in denen wir uns ganz auf das Miteinander einlassen können: keine Termine am Nachmittag, keine Verabredungen. Das Handy ist ruhig und die Botschaften der Menschen von außerhalb stehen heute ganz hinten an. Der Abwasch wird heute vergessen und die Wollmäuse unter dem Sofa können einen weiteren Tag herumkugeln. Vielleicht ist es ein „Handyfreier Sonntag“ oder auch einfach ein anderer Wochentag. Ein Tag mit gemütlicher Kleidung, der wohlig nach Kindheit duftet. Ein Tag mit Eierkuchen oder Waffeln oder Kakao oder Tee oder einem gemütlichen Filmabend oder einem Vorlesetag in der Deckenhöhle mit Taschenlampe. Ein Tag, an dem andere das Essen ans Bett bringen, wenn man mit Baby darin liegen sollte. Einfach ein Tag der Ruhe und Besinnung auf sich als Familie im manchmal so trubeligen Alltag.

Wann machst Du Deinen nächsten Nesttag?
Eure