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Ein Babyjahr – über die ganz individuelle Entwicklung im ersten Jahr

Jedes Babyjahr ist anders. Jedes Baby durchläuft die Entwicklung einzelner Fähigkeiten zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Auch wenn der Entwicklungsplan, d.h. die Ordnung dessen, welche Fähigkeiten und Entwicklungsschritte aufeinander aufbauen, in etwa festgelegt ist, kann es in der zeitlichen Gestaltung sehr große Unterschiede geben: Manche Kinder krabbeln mit sechs Monaten, andere erst mit 12 oder noch später. In meinem Buch „FABELhaft durchs erste Babyjahr: Der gute Start für Eltern und Babys: Bewegung und Bindung, Spiel und Spaß“ habe ich die Entwicklung im ersten Lebensjahr beschrieben – möglichst unter Auslassung irgendwelcher Altersangaben, denn

Das persönliche Entwicklungstempo des Kindes kann man kaum beeinflussen. Jedes Kind nimmt sich seine Zeit, und bei jedem Kind ist die Reihenfolge der Entwicklungsschritte ein wenig anders.

Meine beiden Kinder haben mir mit ihrer unterschiedlichen Entwicklung noch einmal vor Augen geführt, wie sehr die Entwicklung auch vom Temperament abhängt und wie verschieden sie wirklich ist. Hier gebe ich Euch einen Einblick in die Entwicklung meines Sohns im ersten Jahr:

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Noch im Bauch. Warm, weich, dunkel, gedämpfte Geräusche.

Ein_Jahr_Baby2

Geboren an einem schönen Herbsttag zu Hause im Wohnzimmer.

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1 Monat alt. Noch Neugeborenenakne. Mit den Armen und Beinen wird gestrampelt. Die Hände haben sich schon geöffnet.

Ein_Jahr_Baby4

2 Monate alt. Hand wird zum Mund geführt. Er lächelt. Die Bauchlage ist manchmal angenehm. Erster Husten kam, war anstrengend und ging wieder.

Ein_Jahr_Baby5

3 Monate alt. Die Hände haben sich vor dem Gesicht gefunden und werden befühlt und betrachtet. Spielzeug wird mit den Händen gegriffen, wenn es von der Seite angeboten wird. Es wird mehr gesehen (deswegen große Ablenkung beim Stillen), der Zahneinschuss ist da. Mit unermüdlichem Eifer wird versucht, sich auf den Bauch zu drehen. Es beginnt eine harte Zeit mit viel Weinen.

Ein_Jahr_Baby6

4 Monate alt. Wiegt 6500g und ist 65cm lang. Die Füße werden ertastet. Das Drehen auf den Bauch funktioniert (nach rechts). In der Bauchlage wird der Kopf oben gehalten und bereits der Handstütz genutzt. Spuckeblasen werden massenweise produziert.

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5 Monate. Die Beine werden angezogen unter den Bauch und es geht schon langsam etwas voran. Alle diese Bewegungsversuche werden von Geräuschen wie aus dem Sportstudio begleitet.

Ein_Jahr_Baby8

6 Monate. Es wird gewippt. Er schiebt sich rückwärts, sagt „Ata“ und isst gerne Pastinakenstücke. Brei gibt es bei uns nicht.

Ein_Jahr_Baby9

7 Monate. Es geht vorwärts und es gibt viel zu entdecken. Immer in Bewegung.

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8 Monate. Krabbeln und freies Sitzen gehören zum Alltag.

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9 Monate. Zieht sich hoch zum Stand.

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10 Monate. Steht frei und läuft an Möbeln entlang. Er sagt zum Kochherd und Essen „heisss“ und spielt mit Teller und Löffel füttern.

Ein_Jahr_Baby13

11 Monate. Läuft frei, schaut sich Bilderbücher an, bürstet die Puppe, füttert das Kuscheltier. Er winkt und klatscht in die Hände. Neben „heissss“ sagt er auch „auf“ (für alles, was auf oder an gehen soll), „Papa“ hat er auch schon ein paar Mal richtig verwendet, aber sein Lieblingswort und -subjekte sind „wau-wau“s.

Und nun wird mein Sohn in wenigen Tagen 1 Jahr alt. Er will draußen nicht mehr viel getragen werden, sondern läuft lieber allein oder an meiner Hand. Es ist so schnell vergangen, dieses Jahr und er ist groß geworden und hat viel gelernt und geschafft. Und auch, wenn ich schon einmal ein Kind durch das erste Jahr begleitet habe, ist es immer wieder ein Wunder und immer wieder anders.

Wie war Euer erstes Jahr?

20 facts about me – auf instagram getagged, auf dem blog beantwortet

20facts_fraumierau

Berlinmittemom Anna Luz de León hat mich nach „20 facts about me“ gefragt. Und hier sind 20 ganz persönliche Dinge über mich:

  1. Ich bin in Berlin geboren und möchte auch irgendwann hier sterben.
  2. Meine Großmutter väterlicherseits verstarb im 103. Lebensjahr – ebenfalls in Berlin. Ihr größte Reise ging nach Australien.
  3. Ich bin das vierte Kind meines Vaters.
  4. Einer meiner drei Brüder verstarb vor 13 Jahren an Tuberkulose.
  5. Von außerklinischer Geburtshilfe bin ich absolut überzeugt – meine beiden Kinder habe ich Geburtshaus und zu Hause geboren.
  6. Mein Beruf ist zugleich mein liebstes Hobby: Alles über Schwangerschaft, Geburt, Kinder, Eltern und drum herum finde ich unglaublich spannend – schon immer.
  7. Wenn ich könnte, würde ich mein ganzes Leben lang studieren und schreiben.
  8. Mein Mann ist meine beste Freundin.
  9. Geheiratet habe ich in einem rosa Hochzeitskleid in Venedig. Mit Gondel und allem drum und dran, aber ohne Familie (außer meinem Mann natürlich).
  10. Ich telefoniere sehr ungern. SMS, Chat, Twitter, Email sind meine bevorzugten Kommunikationsarten.
  11. Mit 15 trug ich schwarz, hatte bunte Haare und hörte Punkmusik.
  12. Ich wollte immer Kinder haben, eigentlich zwei. Jetzt, wo ich zwei habe, möchte ich drei.
  13. Die 9. Klasse habe ich wiederholt.
  14. Nach meinem Abi arbeitete ich kurz im Adlon.
  15. Während des Studiums jobbte ich fünf Jahre bei Esprit im Verkauf am Potsdamer Platz und später in den Gropiuspassagen.
  16. Ein Faible für Kleidung habe ich behalten: Am Liebsten kaufe ich mittlerweile bio/öko/fairtrade – besonders für die Kinder -, aber bei Noa Noa und Petit Bateau werde ich auch so immer wieder schwach.
  17. Ich esse Fleisch. Selten, aber ich bin keine Vegetarierin.
  18. Ich backe gerne und gerne viel für Partys und Geburtstage.
  19. Ich bin seit sechs Jahren Nichtraucherin.
  20. Ich bin Coffee Hipster. Ein Tag ohne Cappuccino ist ein schlechter Tag.

Nun wisst Ihr mehr über mich. Oder sind noch Fragen offen? Welche 20 facts möchtet Ihr teilen?

Meine große Tochter – Über ein Jahr große Schwester sein

Geschister_Babybauch

Nun ist es bald ein Jahr her, dass mein zweites Kind zur Welt kam. Wieder ist es Herbst. Die Kastanien fallen, die Blätter werden bunt. Ich blicke aus dem Fenster und sehe, wie sich die Bäume lichten. In ein paar Wochen wird mein Blick auf den nackten Asphalt gehen und nicht mehr auf das dichte Grün der Baumwipfel. Obwohl der Rahmen immer wieder gleich ist, hat sich der Inhalt, das bunte Innenleben, verändert seit dem letzten Herbst. Ich habe zwei Kinder, nicht mehr „nur“ eines. Wir sind Eltern von zwei Kindern. Und meine Kinder sind Geschwisterkinder.

Es war ein langes Jahr, gemessen an Ereignissen. Die Geburt eines neuen Familienmitgliedes ist immer etwas Besonderes. Strukturen verändern sich, man muss sich neu finden.Beim ersten Kind ist es die Geburt einer Familie, beim zweiten Kind aber nicht weniger. Auch beim zweiten Kind müssen alle Familienmitglieder neu ihren Platz finden. Es sind nicht mehr beide Hände für ein Kind reserviert. Es muss geteilt werden: Mutter, Vater, Großeltern, Raum, Spielzeug.

Mit 3,5 Jahren ist meine Tochter große Schwester geworden. Als sie ihren Bruder zum ersten Mal sah, nackt nach der Geburt in unserem Bett liegend, zog sie sich aus und drückte sich mit aller Herzlichkeit an ihn. Es war der Beginn einer großen Liebe. Die Wochen danach waren sicher nicht einfach. Sie war nicht mehr das alleinige Kind. Aufmerksamkeit musste geteilt werden. Wir als Eltern mussten lernen zu teilen, sie musste lernen zu warten. Es gab Dinge, die das Zusammenwachsen erleichterten: Geschenke, die der kleine Bruder zur Geburt für die Schwester  mitbrachte, eine Haushaltshilfe für die ersten Wochen, Vater und Großmutter, die Spielzeit mit der Tochter verbrachten und Ausflüge unternahmen. Und trotz dieser Dinge gab es auch den Blick in ihren Augen, der uns sehr wohl sagte, dass sie auch die früheren Zeiten vermisste.

Das Bild einer Familie mit zwei Kindern wird in vielen Farben gemalt, nicht nur in rosa und rot. Es gab Momente, in denen sie im Spiel scherzhaft (?) sagte: „Und dann stecke ich den Bruder in einen Briefumschlag und schicke ihn wieder zurück.“ oder fragte, was denn wäre, wenn der Bruder in den Fluss fallen und ertrinken würde. Gedanken, die schwer sind und trotzdem erlaubt sein müssen. Auch das Negative braucht seinen Raum.

Oft genug gab es Momente, in denen beide Kinder weinten. Wen zuerst trösten oder beide gleichzeitig? Oder sie waren beide krank und ein Kind wurde zum Erbrechen über die Wanne gehalten während das andere mit Durchfall auf der Toilette gestützt wurde – wie viele Hände kann man haben? Oft genug musste die Tochter warten, wenn erst einmal der schreiende Sohn versorgt werden musste.

Und auch wenn es so viele Dinge gibt, die ich hier aufzählen könnte, die anstrengend, kräftezehrend, blöd oder ungewollt waren, gibt es so viele mehr, die ganz wunderbar waren. Besonders die kleinen, heimlichen Momente: Wenn sich Tochter und Sohn unbeobachtet fühlen und man durch den Türspalt sieht, wie die große Schwester den kleinen Bruder sanft streichelt. Wenn man erlebt, wie sie auf dem Spielplatz zu einem viel größeren Jungen sagt „He, pass auf meinen kleinen Bruder auf!“. Wenn man gerade dazu kommt, wenn sie versucht, ihn in ein Tragetuch zu binden oder mit der eigenen Brust zu stillen. Momente des Glücks, wenn zwei Kinder an einem Tisch sitzen, sich anschauen, hampeln und lachen – und man als Erwachsener nie, nie verstehen wird, warum.

Was meine Tochter in diesem Jahr gelernt hat, ist durch nichts anderes im Leben zu ersetzen. Keine Kindergartenerfahrungen können ihr zeigen, wie es ist, die Eltern zu teilen. Rücksicht nehmen Tag und Nacht, aber auch für seine eigenen Bedürfnisse einstehen, sie äußern. Für sich eintreten und dann auch wieder für einen anderen Menschen. Empathie entwickeln und zeigen. Die Große sein und sehen, was man alles schon kann im Vergleich zu einem kleinen Baby. Vorbild sein in so vielen Dingen und einem kleinen Menschen Dinge beibringen. Kuscheln mit einem Geschwisterkind, wenn man traurig ist. Sich gegen die Eltern „verbünden“ und gemeinsam Unsinn machen. Die positiven Eigenschaften des Geschwisterseins sind nicht an zwei Händen abzuzählen.

Mein Sohn ist in diesem einen Jahr groß geworden, doch noch viel mehr ist es meine Tochter.

 

An die guten Momente denken wir zu selten…

Glücksmomente

Der Herbst ist da und damit die Erkältungszeit. Zeiten, in denen wir viel gefordert werden, wenn wir Kinder haben. Da sind die Ängste, ob es vielleicht doch etwas Schlimmes ist. Wir wachen Nächte durch, um unsere Kinder zu tragen, mit ihnen zu inhalieren, Fieber zu messen oder oder oder. Und selbst wenn die Kinder gerade nicht krank sind, haben wir oft anstrengende Zeiten: Entwicklungsschübe kommen und gehen, der Alltag ist da und muss bewältigt werden mit Kochen, Putzen, Einkaufen,… An manchen Tagen ist alles einfach anstrengend. Man wünscht sich ein unbeschwertes und einfaches Leben. Wie war das noch damals, als die Kinder nicht da waren? Als man noch bis 10 Uhr im Bett lag, dann im Schlafanzug zum Kühlschrank schlenderte, sich etwas heraus nahm und im Bett vor dem laufenden Fernseher ungesund gefrühstückt hat?

Doch natürlich sind auch in unserem Alltag jetzt die wundervollen Momente da. Wir sehen nur zu selten hin. Oder wir vergessen sie wieder. Manchmal sind wir auch zu abgelenkt, um sie wirklich bestaunen und würdigen zu können, die zauberhaften kleinen Momente des Glücks. Doch genau sie sind es, die uns in der Herbstzeit Kraft geben können und die uns am Ende eines anstrengenden Tages doch noch einmal lächeln lassen, um gut in die Nacht zu finden und einen kraftvollen neuen Tag beginnen zu können.

Deswegen: Nehmt Euch einen kleinen Notizblock, einen Stift und ein Marmeladenglas. Stift und Notizblock müssen in Eure Hosentasche passen, so dass beides immer griffbereit ist. Und dann notiert jeden Tag die wunderbaren Momente, die ihr erlebt: Wie Euer Baby Euch nach dem Schlafen angelächelt hat. Wie es Euch auf wackeligen Beinen entgegen gelaufen ist. Das schöne Bild, das Euer Kind Euch gemalt hat. Wie Ihr Eurem großen Kind beim Schaukeln in der Herbstsonne zugesehen habt. Es genügt ein Satz mit Datum und Uhrzeit. Legt am Abend die Zettelchen des Tages (es kann auch nur einer sein, aber wenigstens einer!) in das Glas. Lasst dabei die schönen Momente noch ein vor Euren Augen vorbei ziehen. Und wann immer Ihr es braucht: Bedient Euch aus dem Glas der Glücksmomente. Zieht Euch ein Zettelchen heraus, lest es und lasst es Euch damit gut gehen.

Alles ist nur eine Phase! Es kommen bessere Zeiten und schöne Momente gibt es jeden Tag.

Geborgen bis zum Ende – Über das Sterben in Würde

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In diesen Tagen hätte meine Großmutter Geburtstag. Sie starb vor 6 Jahren an Krebs. Und obwohl sie an ihrem Lebensende nur noch ein Schatten ihres früheren Selbst war, dünn und klein im Bett liegend, starb sie, wie sie es sich wünschte: zu Hause. In dem Zuhause, das fast ihr ganzes Leben lang ihr Lebensmittelpunkt war. Wo sie ihre drei Kinder großzog und ihre Enkelkinder bekochte. Wo sie lebte und liebte. Es war wahrlich kein einfaches Ende. Für keinen von uns. Nicht für sie, die sehr an ihrem Leben hing. Nicht für uns, die wir sie in den Tod begleiteten und Tag für Tag neu Abschied nehmen mussten und irgendwann auch auf den endgültigen Abschied für sie hofften. Trotz aller Schwere war es auch ein Abschied in Würde, an den ich oft denken muss. Als sie starb, war ihre Familie um sie. Geborgenheit ist es nicht nur, was wir am Lebensanfang brauchen, sondern auch an seinem Ende.
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Die ersten Schuhe – Alles Wichtige zum ersten Schuhkauf

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Es ist ein besonderer Moment: der Kauf der ersten Schuhe für das Baby. Denn es geht nicht nur darum, möglichst gute, passende und verträgliche Schuhe zu kaufen. Es geht auch darum, dass das Baby nun seine ersten Schritte unternimmt und hinein läuft in die Welt. Ein kleiner Mensch auf zwei Beinen. So unglaublich! War nicht gerade eben noch die Geburt? Und nun läuft das Kind schon auf zwei Beinchen, noch etwas wackelig, durch den Raum. Irgendwann zwischen 9 und 18 Monaten machen die meisten Kinder ihre Schritte. Wann, das ist ganz unterschiedlich. Wichtig ist, dass das Baby nach seinem eigenen Tempo alle Bewegungsstadien durchmachen darf, die es es zum eigenständigen Laufen benötigt. Deswegen sollten Kinder möglichst nicht zu früh passiv hingestellt oder an den Händen herum geführt werden.
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