Monat: März 2014

Frauen, haltet zusammen! – Über Spaltungen in Krankenhaus- und Hausgeburt beim Hebammenprotest

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Der Hebammenprotest hält an und da noch keine tatsächliche Lösung gefunden wurde, gibt es zahlreiche Initiativen, die sich der Erhaltung der Hebammen verschrieben haben. “Vom ersten Gesicht”, der bildlichen Vorstellung von Hebammen und ihren Geschichten, bis hin zu Demonstrationen, Fähnchen und Aufklebern im Alltag. Nun gerade hat eine neue Initiative für Aufmerksamkeit gesorgt: das geplante Buch “Selbstgeboren” von Hebamme Anna Virnich. Es soll ein Buch sein, das Geburtsberichte von Geburten vorstellt, die selbstbestimmt ohne medizinische Intervention verlaufen sind. Dazu hat Anna dazu aufgerufen, ihr Geburtsberichte zuzuschicken. Doch das Feedback zu diesem Aufruf ist zwiegespalten: Frauen, die solche Geburten hatten, melden sich bereitwillig, andere Frauen sprechen von Ausgrenzung, von Stigmatisierung und Abwertung anderer Geburten. Damit wird eine Tendenz auf den Punkt gebracht, die sich schon anderweitig angebahnt hat: im Rahmen des Protestes kommt es zu Spaltungen und zu schwierigen Diskussionen über Geburtserfahrungen. Dabei sollte es doch um etwas anderes gehen…

Konflikt vorprogrammiert: Geburten sind ein hoch emotionales Thema

Schon bei den ersten Protestwellen wurde klar, dass es im Rahmen des Hebammenprotestes an die Substanz geht. Es geht nämlich um einen Berufszweig, der Frauen in der größten Umbruchphase ihres Lebens begleitet. In Situationen, die sie für ihr Leben prägen, an die sie sich immer erinnern werden. Es ist ein höchst emotionales Thema. Und wie es bei diesen Themen und besonders in Sachen Elternschaft und Geburt immer ist, ist es auch ein Bereich, der hoch anfällig für Verletzungen ist. Wir alle wollen immer das Beste geben für unsere Kinder. Dieses Beste kann dabei sehr unterschiedlich aussehen: manche Frauen stillen, andere nicht, manche tragen, andere nutzen Kinderwagen und manche gebären zu Hause und andere im Krankenhaus. Das Beste für Kinder und Eltern kann ganz unterschiedlich aussehen. Es kommt immer auf die Umstände an, auf die Person, auf das bisherige Leben und die Erfahrungen. Doch ganz außer Frage steht immer: Eltern wollen das Beste für ihre Kinder und entscheiden nach ihrem persönlichen Gefühl. Und somit ist jede Entscheidung, die sie treffen, die richtige für dieses Kind und diese Familie. Wir sollten aufhören damit, von Außen zu urteilen, ob irgendetwas besser oder schlechter ist, denn wir kennen die Rahmenbedingungen nicht.

Niemand kann und darf von Außen richten

Um das am Beispiel einer Geburt zu illustrieren: Ich habe Geburten in Krankenhäusern hospitiert und war auch bei einer Kaiserschnittgeburt dabei, die mich sehr bewegt hat. Von außen könnte man sagen: “Ah, eine Frau, die einen Kaiserschnitt hatte. Na da hat sie es ja einfach gehabt und gar keine richtige Geburtserfahrung.” Das sagen Menschen, die nur hören, dass jemand einen Kaiserschnitt hatte und den Rahmen nicht kennen. Die Geschichte ist die, dass da ein junges Paar war, das das erste Kind erwartete. Alles lief gut, aber das Kind wollte sich nicht drehen und lag in Beckenendlage. Die Frau probierte alles mögliche, damit das Kind sich doch noch drehen würde. Tägliche Übungen im Vierfüßlerstand, homöopathische Mittel und ein Versuch einer für sie schmerzhaften äußeren Wendung. Es halft nichts. Sie hatte große Angst vor einer natürlichen Geburt in Beckenendlage, da es in ihrem Bekanntenkreis ein Kind bei der Geburt verstarb. Ihre Ängste konnte sie so kurz vor der Geburt nicht beseitigen, so dass sie frei genug gewesen wäre für eine spontane Geburt in Beckenendlage. Sie entschloss sich mit ihrem Partner für einen Kaiserschnitt. Sie waren darauf vorbereitet und jeder hatte seinen Platz bei der Geburt neben der Hebamme und den Ärzten. Die Hebamme war sehr wichtig an ihrer Seite und auch später für die Narbenpflege. Diese Frau war vollkommen gut und richtig vorbereitet und hat ganz selbstbestimmt entschieden, wie die Geburt laufen soll. Wer könnte hier den ersten Stein werfen? Niemand. Und das sollten wir deswegen auch einfach nie tun. Denn wir kennen nicht den Rahmen. Und selbst wenn, dann kennen wir nie genau die inneren Beweggründe. Alles, was wir wissen müssen, ist: Eltern wollen das Beste. Immer. Und deswegen gibt es keine schlechteren oder besseren Eltern oder Geburten.

“Ich würde mir auch nen Nikolaushut aufsetzen, würde das helfen”

Es ist gut und wichtig, dass wir uns für selbstbestimmte Geburten einsetzen. Und es ist auch gut und wichtig, dass wir Frauen aufzeigen, dass das Gebären auch ohne medizinische Eingriffe möglich ist. Denn ja: Medizinische Eingriffe ziehen oftmals weitere medizinische Eingriffe nach sich. Gerade bei Geburten können sich “kleinere” Maßnahmen wie ein Wehentropf am Anfang auf den weiteren Verlauf der Geburt auswirken. Aber an diesen Umständen sind auf keinen Fall die Gebärenden Schuld! Was hier nämlich verwechselt wird ist die Verantwortung der medizinischen Eingriffe unter der Geburt: Keine Frau und keine Familie kann unter der Geburt gut entscheiden, was getan werden soll, was notwendig ist und was nicht. Schlichtweg, weil sie nicht wissen, welcher Eingriff sich (besipielsweise hormonell) wie auswirken kann und auch, weil sie nicht dazu im Stande sind. Eine Frau kommentierte das ganz wunderbar passend auf meiner Facebookseite: “hätte man mir da gesagt, man setzt mir nen nikolaushut auf weil das helfen würde, ich hätts getan.” Frauen und Paare können vor der Geburt gut und umfassend informiert werden, aber die wirkliche Verantwortung unter der Geburt für den Verlauf tragen die Fachleute. Und sie sind es, die in Hinblick auf Selbstbestimmtheit wachgerüttelt werden müssen. Sie müssen dazu angehalten werden, nicht nur im Interesse der Kostenersparnis und der Einfachheit zu handeln, sondern zum Wohle der Frauen. Gerade in Krankenhäusern, die ja Unternehmen sind, gestaltet sich das manchmal schwierig. Und deswegen gilt auch hier wieder: Keiner Frau kann man irgendwelche Vorwürfe machen, weil sie unter der Geburt dieses oder jenes in Anspruch genommen hat. Ob nun Wehentropf, PDA oder sonstwas. Unter der Geburt werden Eltern immer dem zustimmen, was sie denken, was das Beste für das Kind ist. Und dabei vertrauen sie auf den Rat der Fachleute.

Was bedeutet das für den Protest?

Im Hebammenprotest geht es darum, dass wir uns für den Erhalt der Hebammenarbeit einsetzen. Es geht nicht darum, dass wir uns für eine bestimmte Form der Geburten einsetzen. Hebammen werden bei jeder Art von Geburt benötigt: Im Krankenhaus ebenso wie zu Hause oder im Geburtshaus. Wir brauchen Hebammen. Das ist die einzige derzeitige Aussage, für die wir protestieren. Hebammen sind wichtig und Frauen benötigen sie und ihr Wissen rund um die Geburt. Darüber hinaus ist es wichtig, dass es nicht nur in Krankenhaus angestellte Hebammen gibt, sondern auch freie Hebammen. Denn Frauen müssen wählen können, wie sie ihre Kinder gebären. Und zwar vorurteilsfrei. Auf Basis umfassender Aufklärung müssen Frauen frei entscheiden können, wie und wo sie ihre Kinder gebären. Und das kann das Krankenhaus, die Wohnung oder irgendein anderer Ort sein. Die Entscheidung dafür kann jeder Mensch selbst treffen und zwar deswegen, weil er so entscheidet, wie es für ihn persönlich und das Kind richtig ist.

Meine Wünsche…

Ich wünsche mir, dass die Diskussionen in diesem Rahmen weiter geführt werden: Dass Frauen kein schlechtes Gewissen eingeredet wird für Geburtsumstände, die sie entweder aus bestem Gewissen so gewählt haben oder die sie nicht beeinflussen konnten. Ich wünsche mir auch, dass Frauen, die sich für freie und selbstbestimmte Geburten ohne Interventionen einsetzen, dies ebenso frei tun können, ohne dass es als Angriff gewertet wird. Ich wünsche mir, dass jede Geburtsarbeit einer Frau als Geburtsarbeit anerkannt wird, denn auch Kaiserschnitte sind absolut kein Spaziergang. Ich wünsche mir, dass Frauen – egal welche Geburt sie auch hatten – Stolz sein können auf das Wunder, das sie vollbracht haben: Einen kleinen Menschen empfangen, getragen und geboren. Denn das ist es doch, worauf es letztlich ankommt.

 

Der perfekte Sandkasten – Wir bauen eine Matschküche

Die ersten Sonnenstrahlen und warmen Tage haben die Spielplatzsaison eingeläutet. Wohin man auch sieht: Die Spielplätze sind wieder gefüllt, Eltern und Kinder tummeln sich im Sand. Auch bei uns hat der Frühling Einzug gehalten und lockt die Kinder hinaus. Deswegen ist es höchste Zeit, den Garten herzurichten und den Kindern einen schönen Spielbereich im Garten einzurichten. Weiterlesen

Ein zauberhafter 5. Geburtstag – Ideen für eine Feenparty

In diesem Jahr hat sich die Tochter zu ihrem Geburtstag eine Feenparty gewünscht. Feenparty? Da habe ich mich erst einmal hingesetzt und überlegt, was mir zu Feen so einfällt: Zauberstab, rosa, Gold, Glitzer und Sterne, Feenbilder. Das war es, was mir spontan eingefallen ist. Eine Schatzsuche sollte es auch geben und aus diesen Zutaten habe ich folgendes Geburtstagsarrangement gebastelt.

1. Feengeburtstagseinladungen

Die Regel bei uns lautet: Es werden so viele Kinder eingeladen wie das Kind in Jahren alt ist plus eins. Zum fünften Geburtstag durften daher 6 Kinder eingeladen werden. Das ist gar nicht so einfach, denn eigentlich hätte die Tochter lieber viel mehr Freunde eingeladen. Schwierig war auch, dass ein eingeladenes Kind Teil eines Zwillingspaares ist und es Unverständnis gab, warum nicht beide eingeladen wurden. Doch damit der Geburtstag wirklich übersichtlich und gut zu gestalten ist, weichen wir von der Regel nicht ab.

Die Einladungen sollten schon einmal das Motto ausdrücken. Daher sollten die Kinder kleine Zauberstäbe bekommen, die sie zur Feenparty einladen würden. Ausgewählt habe ich dafür Holzstäbe mit Sternen. Jeder Stab wurde mit dem Namen des Kindes versehen (mittels Brennpen) und wurde dann mit einfacher Farbe angemalt und bekam einen Glitzerstern in die Mitte geklebt. Die Einladung dazu wurde auf buntes Papier geschrieben und aufgerollt an den Zauberstab geheftet.

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2. Schatzsuche planen

Es sollte natürlich eine Schatzsuche geben. Natürlich, weil es nämlich gerade auf allen Kindergeburtstagen Schatzsuchen gibt. Zudem ist es toll, wenn sich die Kinder draußen bewegen können und man die Suche in eine tolle Geschichte mit Aufgaben einbindet.

Zunächst musste die Route geplant werden. Start und Ende lagen fest, dann sollte es noch einen Zwischenstopp beim Eisladen geben. Festgehalten wurde die Route auf einfachen Frühstücks-Holzbrettern. Jedes Kind erhielt eine Schatzkarte aus Holz, auf dem sein Name und die Route vermerkt war. Diese Sachen wurden wieder mit Brennpen ins Holz gebrannt.

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Zusätzlich wurden jedoch am Tag der Schatzsuche noch Pfeile auf den Boden gemalt mit Aufgaben, die an bestimmten Punkten erfüllt werden mussten. Etwas haltbarer, sichtbarer und einfacher zum Schreiben als normale Straßenkreide sind Stifte mit Flüssigkreide, wie der Edding 4090, den wir benutzt haben. Allerdings wird man auf der Straße etwas komisch angesehen, wenn man damit Bürgersteig und Laternen anmalt.

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3. Der Schatz

Der Schatz: Belohnung für die lange Suche und das Meistern der Aufgaben. Er sollte zum Thema natürlich passen, den Kindern Freude bereiten und langen Spielwert haben. Ich habe mich für verschiedene Bestandteile entschieden: Goldstücken zum Spielen, die später u.a. im Kaufmannsladen Verwendung finden können, und Glasperlen zum Auffädeln. Jedes Kind sollte eine eigene kleine Schatzkiste bekommen.

Zunächst wurde das Gold angefertigt. Dazu werden einfach kleine Steine mit Goldlack besprüht. Fertig!

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Die Schatzkisten für jedes Kind sind kleine Pappkartons, die mit Serviettentechnik behandelt wurden: Auf jeden Pappkarton kamen kleine Elfen aus einer Serviette. Passend zum Karton gab es ein kleines Papiertütchen mit der gleichen Elfe. Die Kinder bekamen zuerst die Tüten und sollten dann die dazu passende Schatzkiste finden.

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Die zugehörigen Servietten (für die Tüten und Kisten benötigte ich nur 2) wurden später für den Tisch verwendet. Ein fertiges Geschenkset sah dann so aus:

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4. Ideen für Zuhause

Zu Hause wurde dann noch Topfschlagen gespielt mit Smarties als Gewinn, es wurden Blüten aufgefädelt zu Blumenketten und Stopptanz getanzt.

Zum Abendessen gab es Nudeln mit Tomatensoße und ein kleines Stück Geburtstagskuchen zum Nachtisch. Der Stuhl des Geburtstagskindes wurde mit bunten Tüchern dekoriert.

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Nach dem Abendessen wurden dann 6 müde Kinder abgeholt und auch meine Kinder sind bald ins Bett gefallen. Und ich habe noch einmal daran gedacht, wie der Tag vor 5 Jahren war, wie die Wehen waren, wie meine Tochter geboren wurde. Denn schließlich ist es auch der Tag meiner Geburt als Mutter gewesen.

Lass uns ein Bilderbuch ansehen – Wie man Bilderbücher abwechslungsreich und spannend betrachten kann

Geht es Euch auch so? Manche Bilderbücher muss man immer wieder gemeinsam ansehen. So oft, dass man sie schon im Schlaf nachmalen könnte. Immer wieder genau die gleichen Beschreibungen. Oder später bei den ersten Büchern mit Schrift: Wehe, man verliest sich, denn das Kind kennt die Geschichte in- und auswendig und erkennt jeden kleinen Fehler. Kinder lieben einfach Wiederholungen. Alles bleibt gleich, das gibt Sicherheit. Und doch kann es für Eltern schön sein, auch mal etwas Abwechslung in das Vorlesen zu bringen. Deswegen zeige ich Euch heute unsere kleinen Tipps, um eine Geschichte oder ein Buch immer mal wieder etwas anders zu gestalten.

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Gemeinsam ein Buch ansehen bedeutet kuscheln, Aufmerksamkeit teilen, zusammen Zeit verbringen, sich mitzuteilen, aufmerksam zuhören, Worte finden, beisammen sein, sich aufeinander einlassen, Neues entdecken, Altes wertschätzen, Gefühle mitteilen.

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Abwechslung in das Buchbetrachten kann man bringen, indem man zum Beispiel Sachen aus dem alltäglichen Leben den Geschichten zuordnet. Das können Tiere sein, die man dem Tierbuch zuordnet. Oder auch andere Gegenstände aus einer Geschichte, wenn zum Beispiel im Buch mit einem Ball gespielt wird, kann man fragen: “Hast Du auch einen Ball? Wo ist der Ball? Welche Farbe hat Dein Ball?” Es gibt viele Möglichkeiten, die Bilderbuchgeschichten in den Alltag zu übertragen und ein Spiel aus der gemeinsamen Bilderbuchbetrachtung zu machen.

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“Wenn Du im Buch eines der Puzzletiere wieder findest, sortier es in das Puzzle ein.” So wird aus der Bilderbuchbetrachtung ein Suchspiel.

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Und manchmal kann man Bücher auch einfach in einem ganz anderen Kontext einsetzen. Hier zum Beispiel dient das Buch als Stall für die Tiere auf dem Spielplatz.

Und wie bringt Ihr etwas Abwechslung in Eure Vorlesesituationen?

Guten Abend, gute Nacht – Über das Zubettgehen

Schlafen

Wenn über das Schlafen gesprochen wird, kommt irgendwann auch das Thema Einschlafrituale auf den Tisch. Denn eines ist klar: Kinder lieben Rituale und gerade auch beim Einschlafen können sie eine schöne Hilfe sein. Warum? Weil sie Struktur geben. Weil sie dem Kind klar machen: Es ist ein immer gleicher Ablauf und Du weißt, was als nächstes passiert. Doch nicht nur für Kinder sind sie eine gute Unterstützung, auch Eltern helfen die kleinen Rituale am Abend, um sich an immer gleichen Handlungen zu orientieren. Gerade am Anfang des Elterndaseins ist es hilfreich, sich mit Ritualen den Tag zu strukturieren. Im Laufe der Jahre hatten wir verschiedene Einschlafrituale, denn je nach dem Alter des Kindes und dem Bedarf bzw. auch der Familienzusammensetzung haben sich die Rituale verändert. Heute gebe ich Euch einen kleinen Einblick in unsere Einschlafrituale der letzten 5 Jahre.

Gute Nacht, mein Baby!

Als unsere Tochter geboren war, war das Elternsein erst einmal neu für uns und ich fand es gut, mir mit Ritualen den Tag zu strukturieren. Schließlich war ich vorher noch nie einfach so zu Hause für lange Zeit ohne gerade zu arbeiten oder zu studieren. Was für den Tag galt, galt auch für den Abend: Ein Ablauf sollte her, der die Abendplanung unterstützen sollte. Wir entschieden uns, unsere Tochter abends mit einer entspannenden Massage zu beruhigen. Massiert wurde auf dem Wickeltisch im Bad, mal von Mama, mal von Papa. Es gibt spezielle beruhigende Massagegriffe. Grob gesagt sind es besonders alle Massagebewegungen, die vom Körper weg gehen, die entspannen, lösen und beruhigen. Also strichen wir Abend für Abend ihren Körper aus, was sie sehr genoss. Zusammen mit der Massage war auch die restliche Körperpflege verbunden: Sie bekam eine frische Windel und ab dem 4. Monat, als ihre ersten beiden Zähne erschienen, wurden die Zähne geputzt. Dann legte ich mich mit ihr auf der Brust auf das Sofa, stillte sie bis sie einschlief und las dann noch etwas, wenn ich nicht selbst dabei einschlummerte. Irgendwann, wenn mein Mann dann schlafen ging, weckte er mich und brachte uns ins Bett.

Als sie größer wurde, massierten wir sie ab und zu im Bett. Papa sagte dann gute Nacht und ich stillte sie im Bett bis sie einschlief. Es gab und gibt bei uns keine festen Zubettgehzeiten. Wir essen immer in etwa zur gleichen Zeit zu Abend, manchmal früher, manchmal später und daran schließt sich das Zubettgehen mit der Abendpflege an. Wenn wir merken, dass die Kinder besonders müde sind, beeilene wir uns mit dem Abendessen oder machen nur ein kleines Essen.

Gute Nacht, mein Kleinkind!

Als die Tochter größer wurde, blieb das Zubettgehen zunächst wie gehabt. Ich stillte sie bis zu ihrem 2. Geburtstag zum Einschlafen. Vorher schauten wir uns oft noch ein Bilderbuch gemeinsam an. Das Abstillen am Abend war eine große Änderung in unserem Abendablauf und zunächst brachte es viel durcheinander. Das Stillen wurde durch das Kuscheln ersetzt. Nach dem Abendessen ging es ins Bad, Zahnseide wurde benutzt, die Tochter durfte selbst putzen und wir putzten noch einmal die Zähne nach. Danach wurde im Bett ein Buch vorgelesen, meist ein kleines Pixi-Buch aus ihrer Sammlung. Bevor wir zu den großen Vorlesebüchern übergingen, durfte sie auch zwei Geschichten auswählen. Ich blieb bei ihr, bis sie eingeschlafen war. Dann genoss ich den Abend mit meinem Mann oder arbeitete noch etwas, bevor ich mich wieder ins Familienbett zu ihr legte.

Gute Nacht, große Schwester und kleiner Bruder!

Als dann der Sohn geboren wurde, war die Tochter 3,5 Jahre alt. Wie sollte ich sie weiter ins Bett bringen, wo doch jetzt das Baby da war? Wie macht man das mit dem Familienbett? Sind wie am Ende des Familienbetts angekommen? Diese Fragen stellten wir uns, und dann ging es doch einfacher, als wir dachten. Nach dem Abendessen wurden beide Kinder bettfertig gemacht. Die Tochter wie gewohnt mit Zahnseide und Zähneputzen, der Sohn bekam eine frische Windel. Da es keinen Raum für die Abendmassage beim Sohn gab, wurde er einfach morgens oder tagsüber massiert. Eine Weile aber forderte die Tochter mehr Massageeinheiten am Abend ein und ich massierte sie im Bett nach dem Zähneputzen. Wir gingen alle zusammen ins Bett: Mutter, Vater und zwei Kinder. So tun wir es auch heute noch. Der Mann liest ein Kapitel aus einem Vorlesebuch vor. Die Tochter lauscht, der Sohn hört etwas zu oder spielt ein wenig vor sich hin oder wird gestillt oder schaut parallel ein Bilderbuch an. Im Anschluss an das Vorlesen kann die Tochter sich aussuchen, ob sie noch ein Hörspiel auf ihrer Hochebene im Spielzimmer hören möchte bei Sternenlicht oder sie im Wohnzimmer auf dem Sofa liegen möchte, wo ihr Papa ihr noch ein Lied vorsingt. In der Zwischenzeit stille ich den Sohn im Familienbett, wo er auch schon bald einschläft. Die Tochter schläft dann auf der Hochebene oder auf dem Sofa meistens ein und wird dann wieder ins Bett zurück getragen.

So also laufen die Abende im Hause Mierau ab. Wichtig ist mir immer wieder, dass es zwar gleichbleibende Abläufe gibt, aber keine starren Regeln. Es muss nie etwas zu exakt einer bestimmten Uhrzeit passieren. Wir orientieren uns immer an den Kindern. Sind sie müde, wird alles etwas vor verlegt. Sind sie noch nicht müde, dürfen sie länger spielen und wir dehnen den Ablauf aus. So ersparen wir uns immer wieder Frust am Abend. Denn kaum etwas ist schlimmer, als Kinder, die nicht schlafen wollen und Eltern, die davon genervt sind. Ich kann deswegen nur allen Eltern raten: Schaut auf Eure Kinder und geht es ganz locker an. Wer müde ist, der wird auch schlafen – und das gilt auch für müde Eltern.

Und wie sind Eure Einschlafrituale?

Ordnung, Ordnung, Ordnung

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Immer wieder werde ich gefragt, wie ich das mit der Ordnung zu Hause so halte und wie das mit den Kindern so gemacht wird. Zunächst einmal: Natürlich sieht es auf meinen Fotos ordentlich aus, aber ganz oft ist es auch ganz anders hier. Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne. Und letztlich verbringe ich lieber Zeit mit meinen Kindern, als ständig zu waschen, putzen, Staub zu wischen und so weiter. Natürlich ist das auch notwendig, aber es nimmt absolut nicht den größten Teil meiner Tagesbeschäftigung ein. Wie also mache ich es mit dem Ordnung halten im Alltag?

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Aufräumen

Ich bitte meine Kinder, mit aufzuräumen. Dabei erwarte ich nicht, dass sie nach meinen Maßstäben aufräumen. Es geht eher darum, ihnen zu zeigen, dass das Aufräumen zum Tag dazu gehört und sie daran zu gewöhnen. Kinder haben einen ganz eigenen Ordnungssinn und der kann sich von dem der Eltern sehr unterscheiden. Sie sortieren vielleicht nach anderen Maßstäben oder entwickeln ganz neue Kategorien: Nicht alle Bausteine sollen in eine Kiste, sondern auf einmal werden zwei Kisten benötigt, weil ja die grünen Bausteine nicht dazu gehören. Nach und nach steigen die Erwartungen an das Aufräumen bei mir an und es werden mehr Vorgaben gemacht. Beim Sohn freue ich mich, wenn er Dinge in eine Kiste wirft. Die Tochter sollte aber mit ihren fast 5 Jahren schon die verschiedenen Bastelsachen in die zugehörigen Boxen legen.

Wenn ich mit den Kindern im Spielzimmer spiele oder bei ihnen sitze und lese oder etwas andere tue, habe ich immer auch einen Blick auf die Spielsachen. Merke ich, dass ein Spiel zu Ende gespielt ist, bitte ich, das weg zu räumen bevor mit einer neuen Sache begonnen wird. Wenn sich aber gerade ein neues Spiel aus einem alten entwickelt hat und ich die Kinder nicht unterbrechen möchte, räume ich die Sachen auch einfach selbst zur Seite. Das Aufräumen bleibt also im Fluß. Ich empfinde es als wichtig, dass der Spielraum immer etwas klar ist, damit die Kinder auch wieder neu in ein Spiel kommen und nicht von zu viel umher liegenden Dingen abgelenkt sind.

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Sortieren

Um es im Alltag auch den Kindern einfacher zu machen, haben die Dinge ihren Platz: Die Bücher der Tochter stehen in einem Regal, die des Sohns im anderen. Die Bastelsachen sind alle in durchsichtigen Plastikboxen, so dass man von außen weiß, was darin ist. Sie stehen weiter oben im Regal, so dass die Kinder Bescheid sagen können, wenn sie die Knete, die Sandkiste oder den Playmais haben wollen. So fällt es leicht, etwas auszuwählen und auch, es später wieder zurück zu stellen.

Sauber machen

Ich finde, das ist das schwerste im Alltag mit den Kindern – gerade, wenn sie zu Hause sind: Die Grundreinigung der Wohnung. Staub wischen, putzen, saugen. Es nimmt viel Zeit in Anspruch, einen Vierpersonenhaushalt zu pflegen und diese Zeit wollen die Kinder aber oft nicht hergeben. Da hilft nur eins: beides miteinander verbinden! Wir haben Kinderbesen, Kinderschrubber, Handfeger und Kehrblech in kleiner Ausführung. Besonders beliebt ist das Badputzen mit viel Wasser und Schaum. Natürlich geht das nicht so schnell wie früher ohne Kinder und ist auch ab und zu mit kleinen Pannen verbunden, wenn der Wassereimer umfällt oder mit dem Besen beim Rumhantieren ein Glas vom Schrank gefegt wird. Kinder können aber aktiv mit dabei sein, lernen dabei viel in Hinblick auf die Feinmotorik und haben einfach Spaß.

Wenn Besuch kommt

Früher habe ich vor Besuchen gründlich aufgeräumt, gesaugt, vielleicht sogar die Fenster geputzt. Heute ist das in der Form, in der ich es damals getan habe, nicht mehr möglich. Aber früher habe ich auch meine Küchenhandtücher gebügelt – heute nicht mehr vorstellbar. Ein sehr lustiges und durchaus effektives Vorgehen, um die Wohnung schnell gut aussehen zu lassen, habe ich bei Chantalle von Fat Mum Slim gefunden. Tatsächlich habe ich ein ähnliches Vorgehen für Notfallaufräumaktionen bei mir. Und wenn das nicht klappt, oder nicht ausreicht, dann verweise ich auf dieses Gedicht, dessen Verfasser unbekannt ist, ich ihm aber für diese schönen Zeilen gerne einmal danken würde:

Freund, wenn Du dieses Haus betrittst;
vieles nicht ganz sauber blitzt.
Du merkst, das es hier Kinder gibt,
die man mehr als Putzen liebt.

Da gibt es Spuren an den Wänden,
gemalt von flinken kleinen Händen.
Wir machen es mal später weg,
jetzt spielen wir erstmal Versteck.

Spielzeug liegt an jedem Ort,
doch eines Tages ist es fort.
Die Kinder sind uns kurz geliehen,
bis sie erwachsen von uns ziehen.

Dann wird auch alles aufgeräumt,
dann läuft der Haushalt wie erträumt.
Jetzt freuen wir uns an unseren Kindern
und lassen uns daran nicht hindern.

Dann schau doch weg! – Über das Stillen in der Öffentlichkeit

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Immer wieder ist es ein groß in den Medien diskutiertes Thema: Stillen in der Öffentlichkeit. 2011 gab “Big Bang Theory”-Star Mayim Bialik Anlass zur Diskussion darum, ob Stillen in der Öffentlichkeit in Ordnung sei oder nicht und – in ihrem Fall – bis zu welchem Alter des Kindes das nun überhaupt noch richtig sei. Sie hatte ihren dreijährigen Sohn in der U-Bahn gestillt. Als Mutter von zwei Kindern und Familienbegleiterin kenne ich diese Diskussion um das öffentliche Stillen nur zu gut. Meine Tochter habe ich bis zum Alter von 2 Jahren gestillt – durchaus auch in der Öffentlichkeit – und meinen 16 Monate alten Sohn stille ich auch noch nach Bedarf. Doch oft ist es gar keine Frage des Alters, sondern generell des Umstandes: Kann und soll man in der Öffentlichkeit stillen? Denn ganz ehrlich gesagt wurde ich mit beiden Kindern nicht erst schief angeschaut beim Stillen als sie ein bestimmtes Alter erreicht hatten, sondern auch schon, als sie noch ganz klein waren. Stillen in der Öffentlichkeit erregt immer wieder die Gemüter – aber warum eigentlich?

Stillen ist Nahrungsaufnahme

Ich fahre in der Berliner S-Bahn. Ein Mann steigt ein und verzehrt einen Döner mit nicht geringer Geruchsbelästigung der umstehenden Fahrgäste. Eine Frau gegenüber trinkt einen Kaffee aus einem Pappbecher. Ein Kind sitzt in der Ecke und isst aus einer Tupperdose ein Schulbrot. Auf dem Boden liegen Papierreste, die deutlich erkennen lassen, dass ein früherer Fahrgast Nahrungsmittel einer großen Fastfood-Kette hier zu sich genommen hat. Auf der Straße ist es nicht anders: Menschen laufen mit Käsebrötchen, Nougatcroissants und Brezeln durch die Straßen, trinken Softdrinks auf Glasfalschen. Niemand beschwert sich, schaut mit hochgezogener Augenbraue einen anderen an oder tuschelt hinter vorgehaltener Hand laut. Es ist ein normaler Anblick, dass Menschen in der Öffentlichkeit Nahrungsmittel zu sich nehmen. Wenn ein Baby in einem Einkaufszentrum eine Flasche bekommt, schüttelt niemand den Kopf.

Muttermilch ist die normale Nahrung des Babys und Kleinkindes. Stillverbände fordern heute, dass nicht mehr davon gesprochen wird, dass Stillen Vorteile hätte, denn es geht nicht um Vorteile, sondern darum, dass dies nun einmal die richtige und normale Ernährungsform ist. Wie auch immer versucht wird, Muttermilch künstlich herzustellen, ist es nicht machbar, sie so gesund herzustellen, wie nun einmal Muttermilch ist. Und Muttermilch kommt natürlich in ihrer naturgegebenen Verpackung: der weiblichen Brust. In diesem Sinne hat die Entblößung der weiblichen Brust beim Stillen den einfachen Grund, dem Kind seine normale Nahrung zukommen zu lassen. Stillen ist Nahrungsaufnahme. So wie andere Babys ihre Milch aus der Flasche trinken oder Erwachsene ihr Mettbrötchen in den Mund schieben, ernährt sich das Kind über die Brust. Wer das Stillen sexuell konnotiert, hat einfach nicht verstanden, worum es dabei geht. Zudem wird dieser sexuelle Aspekt allein durch den Betrachter in die Stillsituation eingebracht: Weder Mutter noch Kind vollziehen eine sexuelle Handlung wenn sie stillen.

Nahrungsaufnahme verdient angemessene Rahmenbedingungen = kein Stillen auf Toiletten

Gegner des öffentlichen Stillens führen gerne an, dass ja nicht in der Öffentlichkeit gestillt werden müsste, weil es ja Stillräume geben würde oder sich stillende Mütter an einen “diskreten Ort” zurück ziehen könnten wie eine Toilette. Ja, mancherorts gibt es Stillräume und das kann auch eine gute Alternative sein, wenn Frauen dies wünschen. Häufig allerdings sind diese Stillräume mit Toiletten zusammen gelegt. Und ehrlich: Wer möchte gerne seinem Kind eine Mahlzeit auf einer öffentlichen Toilette anbieten? Wer möchte gerne eine Mahlzeit auf einer öffentlichen Toilette einnehmen? Unabhängig von hygienischen Bedenken und der Geruchsbelästigung und häufig auch einem Mangel an bequemer Sitzposition kann doch niemand ernsthaft einer Mutter mit Kind vorschlagen wollen, sich auf eine Toilette zum Stillen zurück zu ziehen?

Stillen ist eine Nahrungsaufnahme wie jede andere auch und verdient daher den selben respektablen Umgang wie andere Mahlzeiten größerer Menschen auch. Die Personen sollten sich in einer angemessenen Körperhaltung befinden können – gerade beim Stillen ist dies wichtig, um Haltungsproblemen und Verspannungen vorzubeugen -, sie sollten nicht durch Geruch, Lautstärke oder Temperatur beeinträchtigt werden. Das betrifft sowohl die Mutter als auch das Kind.

Um  auch in der Öffentlichkeit stillen zu können, werden zum Schutz vor fremden Augen heute oft Stilltücher oder Stillschals angeboten. Wenn Frauen sich vor den Blicken anderer schützen möchten, finde ich die Verwendung von diesen Stoffbarrieren sinnvoll (allerdings nicht anders herum, wenn man auf Fürsorge andere Menschen vor dem Anblick schonen möchte, siehe oben). Gerade am Anfang einer Stillbeziehung, wenn es vielleicht auf Anhieb noch nicht so gut klappt mit dem Anlegen, können Frauen schnell verunsichert sein und wünschen sich keine ungewollten Zuschauer. Später dann, um den dritten Lebensmonat des Kindes, kann ein solches Tuch auch für das Kind sinnvoll sein, denn in dieser Zeit kommt es zu einem Entwicklungsschub, bei dem sich das Sehen stark verändert und Babys sind nun viel leichter ablenkbar als zuvor, was sich gerade beim Stillen darin zeigt, dass sie immer wieder die Brust loslassen, wieder ran gehen oder gar den Kopf wenden, während die Brust noch im Mund ist. Darüber hinaus sind Stilltücher aber nicht unbedingt vorteilhaft: Manche verhindern auch den Einblick der Mutter. Doch gerade auch darum geht es ja beim Stillen, denn wie Untersuchungen belegt haben, sehen Säuglinge gerade in dem Abstand gut und scharf, den sie einnehmen, wenn sie an der Brust der Mutter liegen und in ihr Gesicht blicken. Der Anblick der Mutter beim Stillen hat also eine Bedeutung für das Kind und sollte deswegen nicht aus irgendwelchen gesellschaftlichen Einflüssen unterbunden werden.

Leider ist es in Deutschland so, dass Besitzer von Cafés und Läden ein Hausrecht geltend machen können und das Stillen in ihren Räumlichkeiten untersagen dürfen – was immer wieder in den Medien zu lesen ist. In Schottland hingegen gibt es ein Gesetz zum Schutz des Stillens, nach welchem es strafbar ist, eine Mutter vom Stillen abzuhalten. Eine bei uns hierzu eingereichte Petition war bislang nicht erfolgreich.

Natürlich bedeutet dies nicht, dass stillende Mütter mit zwei entblößten Brüsten an einem Cafétisch sitzen müssen. Natürlich ist eine gewisse Diskretion möglich und auch angebracht, aber nicht in der Weise, in der sie oft eingefordert wird und besonders nicht, wenn sie die Rechte des Kindes auf Erfüllung seiner Grundbedürfnisse einschränkt.

Lieber Geschrei oder ein gestilltes Kind?

Das Stillen in der Öffentlichkeit hat zudem auch noch ganz handfeste Vorteile für alle Personen, die zugegen sind: Wenn Babys und Kleinkinder hungrig sind, machen sie auf sich aufmerksam. Können Sie es noch nicht mit Worten, tun sie es durch laute Äußerungen, durch Schreien und Weinen. Nahrung ist lebensnotwendig und Babys machen darauf sehr eindrücklich aufmerksam. Wer also schnell und beherzt das Stillen ermöglicht, verringert so auch die Zeit, in der das Kind auf sein Bedürfnis aufmerksam machen muss. Das ist vorteilhaft für das Kind, aber auch für alle anderen Anwesenden.

Woher sollen wir es lernen, wenn wir es nicht sehen?

Muttermilch ist die gesündeste Nahrung für das Kind und für lange Zeit die artgerechte Nahrung. Die verschiedenen Inhaltsstoffe der Muttermilch sind auf unterschiedlichen Ebenen wichtig für die kindliche Entwicklung. Dass Stillen also die beste Form ist, ein Kind zu ernähren, ist gewiss. Dennoch ist es so, dass das Stillen für viele Frauen nicht einfach ist. Stillhindernisse beginnen oft schon kurz nach der Geburt, besonders häufig bei Klinikgeburten. Oft müssen Kinder nicht abgestillt werden, weil die Mütter nicht stillen wollen, sondern weil sie nicht genügend oder richtige Unterstützung erhalten. Denn: Stillen ist nicht etwas, was wir instinktiv richtig machen. Stillen hat viel mit Vorbildern und Lernen zu tun. Wenn uns aber Vorbilder fehlen, fällt es uns schwer, dieses Verhalten auszuführen. Gerade deswegen ist das Stillen in der Öffentlichkeit auch für nachfolgende Generationen so wichtig: Kinder sollen auch in Zukunft mit der für sie richtigen und natürlichen Nahrung versorgt werden, Mütter sollen es einfach haben, stillen zu können. Dafür müssen Kinder sehen können, dass Babys gestillt werden. Sie müssen zusehen können, wie Kinder an die Brust gehalten werden. Beschränken wir diese Art der Nahrungsaufnahme immer mehr, nehmen wir auch zukünftigen Generationen die Chance, stillen zu können und es als natürlichen Vorgang zu betrachten.

Auf einmal zu groß fürs Stillen?

Besondere Irritation ruft in der Öffentlichkeit das Stillen von “größeren” Kindern hervor. Dabei sind “größere” Kinder nicht etwa Vorschulkinder, sondern bereits Kinder im Alter von 1 oder 2 Jahren werden beim Stillen kritisch betrachtet – und ihre Mütter ebenso. Es scheint fast, also würde auf einmal ab einer bestimmten Körpergröße das Stillen doch noch etwas Anrüchiges oder Verbotenes werden. Warum eigentlich? Auch nach dem ersten Geburtstag hat Muttermilch für die kindliche Entwicklung und besonders das Immunsystem besondere Inhaltsstoffe zu bieten. Das für Menschen sinnvolle Abstillalter liegt weit über dem, was wir hier als Durchschnitt betrachten. Stillen ist, wie oben aufgeführt wurde, keine sexuelle Handlung und wird es auch dann nicht, wenn das Kind aus Kleidergröße 80 hinaus gewachsen ist. Es obliegt jeder Mutter und jeder Familie selbst, zu entscheiden, wie lange ihre Stillbeziehung andauert und ob überhaupt gestillt werden soll oder nicht. Doch die gesunden Aspekte der Muttermilch sind nun einmal nicht von der Hand zu weisen. Dies gilt sowohl für Babys als auch ältere Kinder. Und daher sollte auch das Stillen älterer Kinder in der Öffentlichkeit nicht verpönt oder verlacht werden, sondern die selbe Berechtigung haben wie jede andere Nahrungsaufnahme auch. Denn – um es noch einmal zu wiederholen -: Stillen ist Nahrungsaufnahme – und manchmal auch noch Zuwendung, Kuscheleinheit, Beruhigung. Ganz einfach.

 

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