Monat: August 2018

Unser Weg mit einem Schreibaby – Sarah berichtet über ihren Weg nach einer traumatischen Geburt

Schreibabys, Babys mit starken Bedürfnissen, High Need Babys – noch immer sind diese Themen oft mit Scham besetzt, es gibt viele Vorurteile und falsche Informationen. In der Reihe „Unser Weg mit einem Schreibaby“ wollen wir dieses Thema aus der Nische holen, Menschen sensibilisieren und betroffene Eltern unterstützen.
Hier berichtet Sarah über ihren Weg mit einem „Schreibaby“, der am Anfang wirklich sehr schwierig und traumatisch war. Wenn Du über Deine Erfahrung berichten möchtest, schreib an [email protected]

1. Sarah, Euer Start war nicht ideal: Nach einer schönen Schwangerschaft hattet ihr eine traumatische Geburt.
Ja, ich hatte eine sehr schöne, angenehme Schwangerschaft, hab mich die ganze Zeit über wohl gefühlt und acht Wochen vor der Geburt meine Doktorarbeit fertig gestellt. Dann begann der Mutterschutz und das war die beste Zeit der Schwangerschaft überhaupt: ich bin total zur Ruhe gekommen, habe nur gemacht, wozu ich Lust hatte, hab viel zu Geburten und Wochenbett gelesen, war beim Schwangerenyoga und hab viel geschlafen. Vier Tage vor dem errechneten Termin habe ich mich leider erkältet, was mich umso mehr geärgert hat, als ich die ganze Schwangerschaft hindurch nicht krank gewesen war. Als zwei Tage vor dem Termin die Fruchtblase gesprungen ist (wobei ich das nicht mitgekriegt habe, es lief nur die ganze Zeit Fruchtwasser), fühlte ich mich ganz elendig und schwach, hatte zwei Nächte lang nicht geschlafen und hab mich gefragt, wie ich eine Geburt schaffen sollte. Weil ich nach 24 Stunden immernoch keine Wehen hatte, riet meine Beleghebamme dann dazu, ins Krankenhaus zur Einleitung zu fahren, was wir auch taten. Ab der Einleitung bis zur Geburt vergingen dann nochmal 21 Stunden und am Ende musste Paul mit der Saugglocke geholt werden, weil ich total entkräftet war und seine Herztöne immer schlechter wurden. Ich hab sowohl den Wehentropf als auch die Saugglocke und den Dammschnitt das als extrem gewaltvoll und brutal empfunden. Als Paul geboren war und ich ihn zum ersten Mal auf dem Bauch hatte, wurde ich ohne Betäubung genäht (weil ich scheinbar viel Blut verlor), so dass meine Erinnerung an diesen Moment nur qualvolle Schmerzen sind.

2. Wie ging es dann nach der Geburt weiter?
Nach einer Nacht im Krankenhaus sind wir auf eigene Verantwortung nach Hause gefahren, weil wir in der Klinik nicht zur Ruhe kamen. Die erste Nacht zu Hause hat Paul von 20:00 bis 8:00 durch geschrien – das war die schlimmste Nacht in meinem Leben. Und auch danach hat er die ersten drei Monate jeden Abend von ca. 20:00/21:00 bis 03:00 geschrien und ließ sich durch nichts trösten. Die Hebamme meinte, er habe Koliken, aber ich bin mir sicher, dass er, wie ich auch, die Geburt als traumatisch empfunden hat und seinen Kummer darüber herausschrie. Auch ich habe in dieser ersten Zeit fast nur geweint, konnte nicht über die Geburt sprechen, kam nicht zur Ruhe, konnte nicht schlafen und wenn ich doch mal einschlief, hatte ich oft Alpträume. Ich hatte das Gefühl, die Geburt nicht selbst geschafft zu haben, versagt zu haben und meinem Kind dadurch einen furchtbaren Start ins Leben gegeben zu haben. Dadurch, dass ich durch die krassen Schmerzen nicht gemerkt habe, wie er aus mir herauskam, habe ich ihn lange nicht als meinen sehen können. Es klingt komisch, aber mir hat das Baby aus meinem Bauch gefehlt – das immer schreiende Bündel neben mir hat mich einfach nur überfordert. Gleichzeitig hatte ich natürlich enorme Schuldgefühle, weil ich so wenig Kraft für ihn hatte und ihn zuerst nicht richtig annehmen konnte.

3. Das klingt nach einer sehr schweren Zeit für Euch. Wie seid Ihr da durch gekommen?Zum Glück hatte Thomas für ein Jahr Elternzeit und war immer da. Er hat den Großteil der Nächte übernommen, zwischen dem Stillen hatte meist er Paul auf dem Arm, hat ihn getragen und geföhnt (das war oft das Einzige, was kurz half). Ich hätte wirklich nicht gewusst, wie ich das hätte schaffen sollen, wenn er hätte arbeiten müssen.

Wir haben den Fehler lange bei uns gesucht und besonders ich habe mir viele Vorwürfe gemacht, keine gute Mutter für mein kleines Kind sein zu können, das es so schwer hat.

Wir dachten beide, unser Leben sei vorbei. Erst nach ungefähr 2 oder 3 Monaten hatten wir das Gefühl, es wird etwas leichter: Paul schien es nicht immer nur schrecklich zu finden auf der Welt, er schlief auch mal leichter ein am Abend, wir sammelten etwas Kraft. Ich kann mich erinnern, dass er genau an dem Tag, als er acht Wochen alt war, zum allerersten Mal abends beim Stillen eingeschlafen war und ich ihn ablegen konnte. Auf einmal hatte ich einen ruhigen Abend für mich – dieses Gefühl des Trosts und der Erleichterung werde ich nie vergessen.

Aber der Schrecken blieb: immer wenn er weinte, zuckten wir zusammen und hatten Angst, wir kriegten ihn nicht wieder beruhigt. Auch wenn es sehr still war, hörten wir beide ein Phantomschreien und oft ein Piepsen im Ohr.

4. Was hat Euch, was hat Dir gefehlt in dieser Zeit? Wer außer Deinem Freund hat Euch geholfen oder was?
Eine sehr große Stütze in dieser Zeit war außerdem meine Mutter, die – obwohl sie noch voll arbeitet und damals 200 km entfernt wohnte – am Anfang fast jedes Wochenende zu uns kam. Sie brachte vorgekochtes Essen mit, nahm Paul und ging stundenlang mit ihm spazieren, so dass wir schlafen oder auch einfach nur mal in Ruhe duschen konnten, machte die Wohnung sauber, ging einkaufen und tröstete mich. Auch meine Schwester, damals selbst hochschwanger, kam zu uns und nahm uns Paul mal ab. Außerdem haben meine Freundinnen geholfen, indem sie eine whatsapp-Gruppe organisiert haben, in der wir uns melden konnten, wenn wir etwas brauchten (Klopapier, Windeln, Essen oder so). Das wurde dann umgehend geliefert. Eine andere Freundin, die selbst schon Kinder hat, fragte täglich per Facebook nach, wie es mir geht und wiederholte immer wieder: es wird leichter.

Gefehlt hat uns sicher die Erfahrung und das Wissen, dass wir nichts falsch machen, dass unser Kind nicht unseretwegen so viel schreit, und dass es vorbeigehen wir. Wir haben den Fehler lange bei uns gesucht und besonders ich habe mir viele Vorwürfe gemacht, keine gute Mutter für mein kleines Kind sein zu können, das es so schwer hat. Ein Bewusstsein dafür, dass es einfach Kinder gibt, die viel schreien, dass niemand etwas dafür kann, und der Austausch mit anderen Eltern hätte uns sicher geholfen.

5. Wie geht es Euch heute nach über einem Jahr?
Mittlerweile ist Paul ein sehr ausgeglichenes Kind, das sich viel freut und gern bei uns ist. Wir sind als Familie gut zusammen gewachsen und freuen uns jeden Tag über dieses kleine Wesen, das so viel Freude mit sich bringt. Wenn Paul heute weint oder schreit, gibt es meist einen konkreten Grund, den wir beheben können – das ist eine sehr entlastende Erfahrung. Mittlerweile denke ich auch, dass es gut war, dass er seine ganze Traurigkeit und seinen Frust am Anfang ordentlich herausgeschrien hat – so staut sich wenigstens nichts an. Als Paar haben wir uns allerdings noch nicht richtig wieder erholt, dafür war einfach im letzten Jahr zu wenig Zeit und Energie da. Daran arbeiten wir aber jetzt und es ist Besserung in Sicht.

6. Was würdest Du anderen Eltern als Tipp mit auf den Weg geben, wenn Ihr Baby viel weint?
Es liegt nicht an euch. Es geht vorbei. Es wird leichter. Versucht es so anzunehmen, wie es ist, und euch nicht schuldig zu fühlen, wenn das nicht klappt. Sucht euch Unterstützung, bindet Familie und Freund_innen ein, organisiert Babyfreie Zeiten und macht dann was für euch, und wenn das den Facebookfeed durchscrollen ist, weil für mehr die Energie nicht reicht. Teilt euch die Nächte auf – wir haben im 2-3Stunden-Rhythmus getauscht: einer hat das schreiende Kind getragen oder geföhnt, die andere ist mit Oropax in ein anderes Zimmer und hat geschlafen. Stillen ist nicht das einzige, was dabei hilft das Kind zu beruhigen, und es ist genauso wichtig, dass die Mutter nicht kaputt geht. Deshalb, Väter: nehmt Elternzeit! Und zwar mehr als die obligatorischen zwei Monate. Dann könnt ihr nämlich eine wirkliche Stütze sein und eine tiefe Beziehung zu eurem Kind aufbauen, von der ihr beide immer zehren werdet.

Weitere Erfahrungsberichte gibt es hier:
Unser Weg mit einem Schreibaby – Julia von familiengarten berichtet
Unser Weg mit einem Schreibaby – Nina, ihr Baby und Reflux

Kontrollverlust in der Elternschaft: akzeptieren und neu ausrichten

Die wahrscheinlich einschneidendste Erfahrung, die das Elternsein für mich mitbrachte, ist der Verlust der Kontrolle, wie ich sie gewohnt war vom Leben vor den Kindern: Ich machte konkrete Pläne, ich befolgte sie und kam selten von einem vorgegebenen Weg ab. Studium, Arbeit, Haushalt – alles funktionierte und war abhängig von den Planungen Erwachsener. Und dann wurden wir eine Familie und mein Begriff von Planung änderte sich.

Schwangerschaft und Geburt – ein neues Verständnis beginnt

Schon der Kinderwunsch brachte eine neue Erkenntnis mit, die sich von nun an durch das Leben ziehen sollte: Nicht alles ist so planbar und funktioniert wie ein Stundenplan. Es dauerte eine Weile, bis sich die gewünschte erste Schwangerschaft ankündigte – und spätere kamen dann überraschender. Auch in der Schwangerschaft zeigte sich die Abkehr vom Gewohnten: Hier entwickelte sich auf einmal ein Mensch, der schon von Anfang an einen eigenen Zeitplan mitbrachte. Der Bauch wurde größer und schwerer und ich wünschte mir besonders beim zweiten Kind nach Überschreiten des Geburtstermins die Geburt sehnlich herbei – aber das Kind kam, als es bereit dazu war nach dem eigenen Zeitplan. Tag für Tag schleppte ich mich mit über einem Meter Bauchumfang durch den Tag, bemalte jeden Tag den Bauch, massierte und redete gut zu: Das Kind kam dann plötzlich eines Sonntagmorgens auf seine ganz eigene Weise. Und auch die Geschwister hatten eigene Wege: Ein Kind vor dem Termin, ein Kind nach dem Termin, ein Kind am Termin – jedes ging seinen persönlichen Weg und war nicht zu beeinflussen von meinen Gedanken und Planungen. Der Gynäkologe Prof. Dr. Hildebrandt (2013) spricht sich daher auch dafür aus, dass die Bezeichnung “Geburtstermin” generell nicht mehr verwendet wird, sondern lieber von einem “Geburtszeitraum” gesprochen werden sollte, um weder Schwangere noch deren Familienmitglieder oder Hebammen und Ärztinnen zu beunruhigen und mehr zur Gelassenheit beizutragen. Auch Hebamme Anja schreibt hier dazu: „Wir können vieles, von dem was geschieht, nicht kontrollieren. Aber wir können gestalten, wie wir damit umgehen.“ Es ist der Beginn eines neuen Umgangs, ein neues sozialen Leben, das mit Kinderwunsch und Geburt beginnt.

Das Baby bestimmt mit seinen Bedürfnissen den Alltag

Und dann liegt dieser kleine Mensch in den eigenen Armen und alles daran signalisiert, was es will: Der kleine Mund, der saugen möchte, um Nahrung zu erhalten. Der Körper, der sich anschmiegt und nicht abgelegt werden möchte. Der französische Geburtshelfer und Gynäkologe Michel Odent spricht davon, dass das Milchbildungshormon Prolaktin neben dem Nestbautrieb und Nervosität auch zu “Geisteszuständen von Untergebenheit und Unterwerfung” führt: Wir stellen uns auf das Baby ein und seine Bedürfnisse – und zunächst rücken unsere Pläne in den Hintergrund. – Dieses Hormon wirkt übrigens nicht nur bei Frauen, sondern bereitet auch die werdenden Väter auf das Umsorgen des Nachwuchses vor und stimmt sie darauf ein.

Mit kleinem Baby funktioniert der Alltag besser, wenn wir uns zu großen Teilen auf dieses Kind ausrichten und nicht versuchen, unsere früheren (Zeit)pläne durchzusetzen. Das Baby versteht unsere Welt noch nicht, es spürt nur die Bedürfnisse in sich nach Hunger, Zuwendung, Ruhe, Miteinander… Bedürfnisse aufzuschieben ist nun noch nicht möglich. Das entwickelt sich erst mit der Zeit. Versuchen wir aber, sie vehement zu verschieben, führt dies zu Unruhe und größeren Komplikationen und Planänderungen, weil das Baby sich schließlich immer stärker in seinem Bedürfnis mitteilen wird – bis es eventuell aufgrund von Aufgabe verstummt. Das aber kann andere Probleme mit sich bringen. Besonders in der ersten Zeit gibt das Baby den Rhythmus vor – und langsam pendelt sich dann ein gemeinsamer Rhythmus ein in einem Entgegenkommen von beiden Seiten. Daher ist es – nicht nur am Anfang – auch so wichtig, dass Eltern sich gegenseitig unterstützen und noch weitere Hilfe haben, damit sie diesen Babybedürfnissen nach einem entspannten Ankommen entgegen kommen können.

Und dann kommt die „Trotz“phase

Und gerade dann, wenn sich alles ein wenig mehr eingependelt hat, und der Alltag natürlich dennoch nicht wie zuvor, aber auch nicht mehr nur noch in kurzen Intervallen am kleinen Kind orientiert ist, sagt das Kind auf einmal „NEIN!“, und auch hier sehen wir wieder, dass es nicht hilft, die eigenen Wünsche und Pläne durchzudrücken, sondern auch hier beginnen wir wieder mit einem Aushandeln, mit einem Pendeln zwischen dir und mir und müssen noch einmal neu Verständnis für neue Bedürfnisse aufbringen: Das Bedürfnis nach Autonomie, das Bedürfnis nach Ressourcensicherung, das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit und gleichzeitig verstehen, dass noch immer Bedürfnisse nicht wie bei uns Erwachsenen behandelt werden können, dass sie oft nicht aufschiebbar sind und dass die Kindergedanken noch anders laufen und sich einem Gefühl noch wild, laut und überschwänglich Platz gemacht wird, wenn es besonders groß wird.

Und so geht es weiter…

Ist diese Zeit vorbei, kommt der nächste Bereich der Vorschuljahre, in denen das Kind nun schon so viel größer ist und sich mit der Welt vertraut macht und den persönlichen Platz darin sucht und sich die Persönlichkeit weiter entwickelt. Es möchte nicht dieses oder jenes Hobby haben, sondern ein ganz bestimmtes und heute unbedingt verabredet sein oder dorthin zur Übernachtungsparty. Es entscheidet auf einmal im Schulalter, sich anders zu ernähren, oder probiert andere Dinge aus. Es beginnt, den eigenen Weg zu gehen, und wir müssen weiterhin aushandeln zwischen dir und mir und uns.

Kontrolle im Familienalltag – aber anders

Bedeutet das nun also, dass wir unsere Kontrolle über das Leben und den Alltag verlieren? Nein. Es bedeutet aber, dass wir im Laufe der Zeit lernen, in einem System zu leben und zu denken – und von Anfang an den kleinen Menschen, der zu unserem Leben dazu kommt, als solchen betrachten sollten: als Mensch mit eigenen Bedürfnissen, Empfindungen und Wünschen. Mit eigenen Vorstellungen. Als Eltern geben wir Werte mit auf den Weg, die uns wichtig sind, die sich vielleicht beim Kind im Laufe der Jahre auch wandeln. Und dennoch ist es wichtig, Werte und Leitsterne zu verfolgen. Denn sie sind es, an denen wir uns selbst immer wieder ausrichten können im Durcheinander des Alltags. Wir verlieren als Eltern nur eine bestimmte Art von Kontrolle, die sich ergibt aufgrund eines eigenständigen Lebens, ohne auf andere immerzu achten zu müssen. Wir gewinnen aber eine neue Art von Alltagsroutine und Kontrolle hinzu: Eine sehr menschliche, bedürfnisorientierte und emphatische Sicht auf das Leben, wenn wir uns darauf einlassen. „Kontrolle“ im Elternleben bedeutet, einen groben Plan zu haben, wohin es geht. Es bedeutet, voraus zu schauen und am besten gleich möglich auftretende Probleme einzuplanen – und sich freudig überraschen zu lassen, wenn sie nicht kommen. Es bedeutet auch, voran zu gehen und Sicherheit zu vermitteln und diese besonders auch dann auszustrahlen, wenn das Kind mal strauchelt.

Als Eltern lernen wir, mit vielen Bällen zu jonglieren und darauf gefasst zu sein, wenn noch ein weiterer spontan hinein geworfen wird – und irgendwie ist das doch ein ganz schönes Bild statt nur einem Stundenplan zu folgen.

Eure

derkompass: friedvolle Elternschaft

Ruth ist eine der meist gelesenen Stimmen in Bezug auf „unerzogenes“ Familienleben bzw. Abkehr von der Erziehung und Gewalt im Familienleben. Auf ihrem Blog schreibt sie darüber, auf Instagram teilt sie ihre Gedanken und nun hat sie einen kostenlosen Onlinekurs zur friedvollen Elternschaft. Ihr Video zur Ankündigung klingt schon einmal spannend, gespannt bin ich nun auch auf den Kurs.

Saisonal essen als Familie – so geht es {enthält unbezahlte Werbung}

Text enthält Affiliate Links*
Werbung {Markennennung, unbezahlt}

Familienmahlzeiten sind besondere Zeiten im Familienalltag, denn hier kommen alle zusammen, reden, nehmen Nahrung mit allen Sinnen wahr und genießen. Mahlzeiten in der Familie sind mehr als nur Nahrungsaufnahme. Und auch Nahrung kann mehr sein als nur Lebensmittel aufzunehmen: Die Auswahl der Lebensmittel ist wichtig und wirkt sich nicht nur auf unsere Umwelt aus, sondern auch auf den Nährwert, den die Nahrungsmittel haben. Durch die Auswahl der Lebensmittel, die wir auf dem Familientisch anbieten, können wir auf eine recht einfache Weise etwas für die Umwelt und gleichzeitig eine gesunde Ernährung tun: Saisonale Lebensmittel zu verwenden ist in der Regel gesünder (natürlich nimmt auch die Anbauweise Einfluss und die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln).

Warum bedeutet saisonal weniger Umweltbelastung?

Saisonal und regional sind miteinander verbunden: Was bei uns Saison hat, wächst hier in der Nähe. Oft finden wir auch Obst und Gemüse, das gerade bei uns Saison hat, aber dennoch von weit her kommt – hier kann „saisonal“ durchaus irreführend sein und es ist gut, nicht nur auf das zu achten, was eben gerade natürlicherweise bei uns wächst, sondern auch, woher es wirklich kommt. Viel Obst und Gemüse wird über weite Strecken transportiert, wodurch verschiedene Schadstoffe entstehen durch die Transportmittel. Aber nicht nur das: Auch der Anbau in Treibhäusern verursacht beispielsweise im Vergleich zum Freilandanbau wesentlich mehr CO2. Das in Deutschland beliebteste Gemüse beispielsweise, die Tomate, verursacht nach Angaben hier im Anbau hierzulande außerhalb der Saison im Treibhaus 9,3 kg CO2 je kg Tomaten, die Flugwaren aus den Kanaren immer noch 7,2 kg CO2 je kg Tomaten und im Vergleich dazu der ökologische Anbau in der Region während der Saison nur 0,035 kg CO2 je kg Tomaten. – Es lohnt sich also im Alltag, auf die kleinen Schilder beim Einkaufen zu achten, woher eigentlich das Gemüse, das man für saisonal hält, kommt. Durch eine bedachte Auswahl können Energie und Treibhausgase eingespart werden und oft auch Verpackungsmaterialien reduziert werden.

„Die Erdbeere ist eine sehr zarte Frucht
Die vor ihrer Ernte viel Sonne haben muss
Im Winter holen wir sie in Plastik aus weit, weit her
Wasser auf die Wüste, trotz Wasserknappheit, Yeah!
Die Beere schmeckt lasch, dem Gaumen fehlt Spaß
Die Beere ist rot, doch ihre Seele ist tot“
– „Erdbeeren ohne Grenzen“ von Mine & Fatoni

Schwierig ist der Einkauf von Obst und Gemüse aus anderen Ländern auch da, wo die Natur vor Ort unter dem Anbau leidet, weil beispielsweise das Trinkwasser für die Bevölkerung und das Wasser für die Natur aufgrund der Landwirtschaft knapp wird oder weil Wälder für die Bewirtschaftung abgeholzt werden

Warum ist saisonal gesünder?

Regional und saisonal zu essen, war früher vollkommen normal: Obst und Gemüse wurde geerntet und gegessen oder auf verschiedene Weise eingeweckt und haltbar gemacht für den späteren Bedarf. Das hatte durchaus auch gesundheitliche Vorteile, wenn beispielsweise im Herbst und Winter dann Vitamin C reiches Sauerkraut gegessen wurde und auch andere Obst- und Gemüsesorten können gut lang aufbewahrt werden.

Sich von heute auf morgen nur noch auf regionales und saisonales Obst und Gemüse einzustellen, ist gar nicht so einfach, aber wir können immerhin kleine Schritte gehen, um ein wenig die Umwelt zu entlasten.

Wird aber Obst und Gemüse außerhalb der Saison im Gewächshaus gezüchtet, müssen dort oft Pestizide eingesetzt werden, denn im feucht-warmen Klima vermehren sich Pilze und andere Schädlinge. Es muss zudem mehr gedüngt werden, um gut zu wachsen, was sich auf den Nitratgehalt des Lebensmittels auswirkt. Auch um einen langen Transport zu überstehen, wird das Obst und Gemüse behandelt, damit es noch gut aussehend bei uns ankommt. Zudem muss es, um nicht zu verderben, unreif geerntet werden, wodurch dazu noch der Nährstoffgehalt verringert ist. Und letztlich wirkt sich diese Art des Obst- und Gemüseanbaus auch auf den Geschmack aus: Das zu früh gepflückte und über lange Strecken her gebrachte Obst und Gemüse schmeckt nicht so, wie die reife Variante der passenden Jahreszeit.

Obst und Gemüse saisonal und regional beziehen – so geht es!

Wir sind daran gewöhnt, jedes Obst und Gemüse zu jeder Zeit zu bekommen. Natürlich hat das auch mit Bequemlichkeit zu tun und mit mangelndem Wissen. Sich von heute auf morgen nur noch auf regionales und saisonales Obst und Gemüse einzustellen, ist gar nicht so einfach, aber wir können immerhin kleine Schritte gehen, um ein wenig die Umwelt zu entlasten. Kein Umbruch von heute auf morgen, aber sich gemeinsam mit den Kindern dem Thema nähern, denn es kann ein spannendes Projekt sein, gemeinsam die Natur auf diese Weise zu erkunden.

Einen ersten Überblick darüber, welches Obst und Gemüse zu welcher Saison reif ist, kann ein Saisonkalender geben wie der „Obst und Gemüse der Saison“-Kalender mit einer Jahresübersicht über saisonales Gemüse und weiteren Informationen, der zudem noch auf Papier gedruckt wird, bei dem bis zu 15% Zellstoff durch Lebensmittelreste ersetzt werden.

Schön ist es natürlich, gemeinsam mit Kindern Obst und Gemüse anzubauen. Wer keinen eigenen Garten hat, kann sich mittlerweile verschiedene Gärten zum Obst- und Gemüseanbau mieten – auch virtuell. Während unsere Freunde von Von guten Eltern ein gemietetes Landstück am Stadtrand zum Selbstbewirtschaften haben, lässt sich ein anderer Freund aus einem IP Garten das virtuell gezüchtete Gemüse zuschicken. Wer sich nicht langfristig festlegen will, kann auch eine Selbstpflücke mit Kindern besuchen und dort Obst und/oder Gemüse ernten und anschließend weiter verarbeiten.

Inspirationen für alle, die ein klein wenig Platz auf dem Balkon oder im Hinterhof oder der Fensterbank haben, geben auch Bücher wie Lia Leendertz „Urban Gardening: Gemüse anbauen auf kleinsten Raum„*. Auf der Fensterbank wachsen nämlich nicht nur gut Küchenkräuter, sondern auch Sprossen lassen sich in einem Keimglas* (das man auch selber machen kann) gut ziehen und sogar Gemüse wie Tomaten kann hier gedeihen.

Im nächsten Schritt kann dann gemeinsam überlegt werden, wie das Obst über Herbst und Winter konserviert wird, damit eben nicht die frischen Erdbeeren im Winter gekauft werden müssen, sondern auf das selbstgemachte Sommeressen zurück gegriffen werden kann: Von Konfitüren und Marmelade über fermentiertes Essen bis hin zu Pesto, eingemachten Gurken oder getrocknetem Obst: Es gibt viele Möglichkeiten, die auch zu Hause gut machbar sind. Wer mag, kann beispielsweise mit getrockneten Apfelscheiben beginnen, die auf einer Schnur aufgefädelt in einem trockenen Raum getrocknet werden und später geknabbert werden können. Auch hierzu gibt es viele Anregungen auf Blogs, Videos oder Bücher wie Caswell/Siskin „Der kleine Selbstversorger„.

Auch wenn es nicht von heute auf morgen geht und wir vielleicht auch nicht in allen Bereichen und immer saisonal und regional einkaufen, lohnt es sich, einmal genauer hin zu sehen und vielleicht hier und da eine kleine Änderung in den Einkaufsgewohnheiten vorzunehmen oder zusammen mit Kindern dieses spannende Thema aufzugreifen und zu sehen, wo es hin führt.

Habt Ihr noch weitere Tipps?
Viel Spaß beim Ausprobieren,
Eure

 

* Dieser Artikel enthält Links zu Amazon, durch die ich im Falle einer Bestellung eine Provision erhalte ohne dass für Euch Mehrkosten anfallen.
Welt retten und bei Amazon bestellen, passt das? Ehrlich gesagt: Nicht so richtig. Im Moment habe ich aber noch keine gute Lösung für alternative Einkaufsmöglichkeiten, die auch wirklich von Euch genutzt werden. Seien wir ehrlich: Oft geht man dann doch zu Amazon, um zu bestellen. Ich glaube, dass der Effekt, einige der Produkte hier zu verwenden, sich langfristig positiv auswirkt. Wer auch wirklich woanders bestellen würde, kann die Bücher auch bei buch7.de oder ecobookstore bestellen oder am besten direkt beim Buchhandel um die Ecke kaufen oder bestellen.
Für die Platzierung der Links werde ich nicht von den Herstellern, Verlagen, Blogs oder Anbietern bezahlt. Das Poster „Obst und Gemüse der Saison“ habe ich als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.

Wenn Geschwister streiten – Teil 2: Hauen, kämpfen, balgen – Ist das noch normal?

Geschwister streiten sich, denn sie haben unterschiedliche Sichtweisen, Bedürfnisse, Wünsche und streben jeder für sich danach, möglich viele Ressourcen für ihre eigene Entwicklung zu erhalten: in Form von emotionalen oder materiellen Ressourcen. Wie dieser Streit aussieht, ist ganz unterschiedlich: mal lauter, mal leiser. Es ist gut, Streit zu zulassen und Kindern die Chance zu geben, Kompetenzen in der Beseitigung eines Streits zu erwerben. Wut, Enttäuschung, Streit sind nicht per se negative Gefühle, auch wenn wir sie oft so empfinden. Es sind Gefühle, die Raum brauchen. Konflikte müssen benannt und ausgetragen werden, damit sie sich nicht chronisch forttragen in einer Familie. Manchmal brauchen Kinder Hilfe, um aus einem Streit heraus zu finden. Hilfe meint: Ich unterstütze Euch darin, einen guten Weg für Euch beide zu finden und verurteile nicht vorab. Manchmal aber übersteigt der Streit das Aushandlungsniveau und geht dazu über, körperlich zu werden. Aber nicht jede körperliche Auseinandersetzung zwischen Geschwistern ist auch ein Streit.

Worum geht es eigentlich beim Körpereinsatz?

Wenn ich meine Kinder betrachte, sehe ich so manches Mal, wie sie ihren Körper einsetzen im Spiel, in der Kommunikation, im Streit. Und nicht nur hier: Auch auf dem Spielplatz oder in Spielsituationen mit Freunden agieren sie viel über den Körper. Denn die meisten Menschen teilen sich nicht nur über Sprache mit, sondern auch durch Gestik, Mimik und Gebärden. Dies umso mehr, wenn Kinder noch keine Worte haben oder nicht in Worte fassen können, was sie ausdrücken wollen.

Es hilft nicht, Geschwisterkämpfe rigoros zu verbieten, sondern es geht immer um das individuelle Problem, das dahinter steht.

Nicht selten passiert es, dass wir aus unserer erwachsenen Perspektive vorschnell eingreifen und interpretieren: Da ist ein Kind, das breitbeinig den Weg versperrt und seinem Geschwisterkind sagt: „Hier darfst Du nicht rein!“ Oder ein Kind sitzt am Tisch und tritt immer wieder mit dem Fuß gegen das Stuhlbein eines anderen Stuhls, auf dem ein anderes Kind sitzt. Oder ein kleines Kind beißt im Spiel auf einmal beherzt in das größere Geschwisterkind. Es geht so schnell zu denken: „Das war aber ich nicht nett von Dir, das war ziemlich böse!“ Aber wie so oft ist es wichtig, nicht gleich die Handlung zu bewerten, sondern hinter die Handlung auf den Sinn zu sehen und zu versuchen, die Beweggründe des Kindes zu verstehen.

Kinder setzen ihren Körper aus verschiedenen Gründen ein im Spiel und auch in Auseinandersetzungen. Gerade dann, wenn sie impulsiv reagieren, wenn sie reflexhaft auf eine Handlung antworten, kann das körperlich sein. Weil sie vor der Handlung noch nicht wie wir Erwachsenen abwägen können, weil sich kein Nachdenken dazwischen schaltet. Oder aber ihnen fehlen auch Worte und Alternativen, um sich wirklich auszudrücken: Sowohl in den Momenten, in denen sie sich zur Wehr setzen wollen, als auch in solchen, in denen sie vor Übermut und Freude oder Lust ihren Körper stärker einsetzen, als es vielleicht angemessen wäre.

Unterschiedliche Entwicklungsphasen treffen aufeinander

In Geschwisterkonstellationen treffen häufig Altersunterschiede aufeinander, in denen das ältere Kind bei der Geburt des Geschwisterkindes selbst noch in der „Trotz“Phase/Autonomiephase ist und noch nicht fähig ist, jede Handlung reflektiert abzuwägen. Später ist das kleinere Geschwisterkind noch nicht fähig, dies zu tun oder sich sprachlich gut auszudrücken, um auf das ältere Geschwisterkind angemessen zu reagieren – die Positionen des „Nicht-Verstehens“ bzw. „Anders-Handelns“ wechseln sich also ab: Erst ist vielleicht das ältere Geschwisterkind dasjenige, das zu körperlich reagiert, später ist es das kleine Geschwisterkind, das dies tut. Dies liegt an vielen Punkten auch an ihrem jeweiligen Entwicklungsstand und dem Temperament, das sie mitbringen. Daneben aber spielt es auch eine Rolle, wie wir Konflikte zulassen und moderieren oder ob wir diese gänzlich versuchen zu verbannen oder indirekt befeuern.

Vorschnelles Eingreifen

Neben den Momenten, in denen Kinder körperlich Ablehnung oder Überforderung oder Freude ausdrücken, gibt es aber auch die anderen Momente des Balgens mit Geschwistern. Da rollen zwei Kinder über den Fußboden und lachen dabei oder sie spielen im Wasser und spritzen sich gegenseitig nass. Oder sie toben im Bett zusammen mit Kissen. Kommt man als Erwachsener plötzlich zu einem solchen Spiel hinzu, ist die Versuchung groß, einzugreifen: „Ihr sollt euch nicht raufen!“ „Hör auf, deinen kleinen Bruder immer nass zu spritzen!“ – Wir beurteilen eine Situation oft bevor wir wirklich verstanden haben. Und wir greifen oft vorschnell ein.

Natürlich gibt es auch die Situationen, in denen wir als Eltern wissen und denken: „Ah, das Spiel sieht nicht gut aus, da kippt gleich die Stimmung.“ Als Lösung erscheint es naheliegend, zu sagen: „Ich greife lieber jetzt ein und beende das Spiel bevor sie sich verletzen.“ Aber wie bei anderen Konflikten nehmen wir den Kindern damit die Möglichkeit, zu Lösungen zu kommen. Statt als Erwachsener eine Lösung anzubieten, können wir uns in das Spiel, das zu kippen droht, einbringen. Genau hinsehen: Warum kippt dieses Spiel vielleicht jetzt? Hat das größere Kind mehr Energie und muss sie los werden? Kann ich mich einbringen, damit es sich im Balgen gegen mich stemmt und die Energie los lässt? Oder kann ich das kleine Kind, das frustriert ist, weil es unterliegt, unterstützen und dem größeren Kind die Augen öffnen für die Frustration des anderen? Eine Lösung für eine Auseinandersetzung muss nicht immer sein, den Kampf zu beenden. Eine Lösung ist es auch, ihn in eine andere Bahn zu lenken, wenn die Kinder es nicht selbst schaffen.

Ist es immer Kampf und Ablehnung?

Prinzipiell wichtig ist deswegen die Einsicht: Körperlichkeit, Auseinandersetzung und Balgen sind nicht negativ. Sie können Kommunikationsmittel sein, wenn Worte fehlen („Ich will mitmachen“, „Ich will das nicht“, „Ich brauche jetzt Toben“), sie können ein Spiel sein zwischen Kindern, in dem Kompetenzen erworben werden (motorische Kompetenzen wie auch Rücksichtnahme und soziales Spiel) und sie können auch eine Lösung sein für Bedürfnisse („Du bist sauer, komm lass uns …“). Unser Blick als Eltern auf das Toben und Balgen ist oft negativ, weshalb wir vorschnell eingreifen oder es als Eltern auch gar nicht anbieten als Spiel zusammen mit den Kindern. Doch Hauen und Balgen können wesentlich mehr sein als Aggression. Ist es ein Spiel, sollten wir es als Spiel zulassen und einen Blick darauf haben, wie es sich entwickelt und erst notfalls Unterstützung anbieten.

Kampf als Streit

Dennoch gibt es natürlich auch direkten Streit und körperliche Auseinandersetzungen. Mehr als ein „Das darfst Du nicht!“ hilft aber auch hier wieder das Hinsehen: Das große Geschwisterkind, das sich körperlich gegen das Neugeborene zur Wehr setzt und es kneift oder sich auf das Baby legt, möchte mit dem Verhalten etwas ausdrücken. Eine Antwort im Sinne von „Davon geht das Baby kaputt!“ oder „Das darfst Du nicht!“ bringt das Kind nicht weiter, eröffnet keine Alternativen und hilft dem Kind nicht in der Situation, in der es sich befindet. Wir müssen nach Alternativen außerhalb der Situation suchen, damit das große Kind sich nicht körperlich gegen das Baby zur Wehr setzen muss, um gesehen zu werden. Manchmal bedeutet dies, das Kind über einen längeren Zeitraum nah im Zusammensein mit dem Geschwisterkind zu begleiten und immer wieder aufzufangen, Situationen zu erklären oder zu übersetzen, Alternativen aufzuzeigen und zu signalisieren, dass dieses Kind gesehen wird und wir versuchen, es zu verstehen und in seinen Bedürfnissen ernst zu nehmen. Es braucht Zeit, bis das Kind lernt, wie es mit einem Baby gut umgehen kann und dass sein eventuell vorhandener Zorn oder die Eifersucht nicht das Baby als Ziel haben, sondern sich direkt an die Erwachsenen richten sollten.

Auch bei größeren Geschwistern hilft ein „Ihr sollt Euch nicht weh tun!“ nicht, um Probleme zu beheben, die hinter der Aktion stehen. Im Gegenteil: Wird die Auseinandersetzung auf diese Weise immer unterbrochen und es wird nicht nach anderen Lösungen gesucht, schwelt der Konflikt weiter, chronifiziert und wird vielleicht zu einer generellen Ablehnung. Es hilft nicht, Geschwisterkämpfe rigoros zu verbieten, sondern es geht immer um das individuelle Problem, das dahinter steht. Häufig hat es mit Ressourcenverteilung zu tun und wir müssen nach emotionalen und materiellen Alternativen suchen, damit sich alle Geschwister gesehen und verstanden fühlen. Manchmal braucht es dafür auch eine Zeit, in der Geschwister weniger miteinander spielen. Hier ist es immer wieder wichtig, den eigenen Harmoniedrang zu hinterfragen und sich einzugestehen, dass es auch völlig in Ordnung ist, wenn Kinder nicht miteinander, sondern getrennt spielen beispielsweise.

Vorbildverhalten im Toben bei Eltern und Kind

Wenn wir mit den Kindern balgen und toben, können wir ihnen in diesem Spiel auch beibringen, Grenzen zu sehen und zu respektieren. Auch hier sind wir selbst Vorbild und achten auf das Kind und seine Signale und hören mit dem Toben dann auf, wenn das Kind zeigt, dass es keine Freude mehr hat. Ein Nein ist ein Nein, ein Stopp ist ein Stopp. Wir können dem Kind im Spiel erklären: Wenn einer von uns Stopp sagt und/oder die Hand ausstreckt, ist das ein Abbruchzeichen. Als Eltern können wir es selber im Spiel einsetzen und auf unsere Grenzen hinweisen und das Kind kann dies übernehmen und später auf andere Situationen übertragen. Es kann so im Toben und Spiel auch erfahren, wo Grenzen liegen, versteht, was als Berührung in Ordnung ist und was nicht und lernt, das zu kommunizieren.

Körperlichkeit ist normal. Balgen und normal und auch, dass es zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Kindern kommt. Wichtig ist, wie wir das bewerten, ob wir es überhaupt bewerten müssen und wie wir damit umgehen in dem Sinne, eine langfristige Lösung zu finden und nicht nur akut einen Streit abzustellen.
Eure

terrorpüppi: Kita – ja, nein, vielleicht?

Madame FREUDig nimmt sich als Psychoanalytikerin hier eines immer wieder heiß diskutierten Themas an: Kita ja oder nein? Ich persönlich finde den Begriff „Fremdbetreuung“ immer wieder schwierig, aber den Text an sich sehr lesenswert und die Aussage des Textes sehr wichtig: Ja oder nein – so einfach ist das eben nicht, denn es geht um Bedürfnisse und individuelle Menschen, Familien und Wege. Der Text auf dem Blog terrorpüppi erinnerte mich auch an einen kürzlich hier im Tagesspiegel erschienenen Text über den Krisendienst des Jugendamts (keine leichte Kost), weil er zeigt: Wir dürfen nicht immer von uns ausgehen und von unseren eigenen Entscheidungen. In dem Text vom Tagesspiegel gibt es auch eine Situation, in der eine Frau ihr Kind abgibt und geht, wie Madame FREUDig in ihrem Artikel aus Sicht der Therapeutin beschreibt.

mitkindernleben: Kinder und Tod

Heute gibt es mal etwas, was ich woanders gern gehört habe: Den MKL Podcast kann ich generell empfehlen, aber diese Folge über den Tod finde ich besonders spannend. Patricia und Caspar erzählen hier darüber, wie sie in der Familie mit dem Thema umgehen, ob Kinder mit auf Beerdigungen gehen sollten und welche Vorsorgen eigentlich überhaupt wichtig und sinnvoll sind. Ein schweres Thema in knappen 40 Minuten zum Zuhören.

Den Familienalltag organisieren – Ein guter Plan für Familien {Werbung}

Werbung für Eigenprodukt

Die Anzahl der Tage, an denen wir familiäre Unterstützung haben für die Versorgung der Kinder oder unseren Haushalt, können wir im Jahr an einer Hand abzählen. Wir sind größtenteils auf uns selbst angewiesen. Wir, das bedeutet: mein Mann und ich. Die Aufgaben, die wir haben, teilen wir: Arbeit, Hausarbeit, Carearbeit. Und obwohl wir uns daran orientieren wollen, es recht gleichmäßig aufzuteilen, sind es nicht in allen Bereichen 50 Prozent. Über die Jahre haben wir glücklicherweise noch ein ergänzendes Netz aufbauen können, das uns unterstützt, bestehend aus Freund*innen und Nachbar*innen. Ich habe schon oft darüber geschrieben, wie wichtig dieses Netz um einen herum ist. Denn schon Bowlby schrieb, dass die Versorgung eines Kindes nicht auf den Schultern einer einzelnen Person lasten kann, sondern u.a. ausreichend Unterstützung wichtig ist, um feinfühlig auf kindliche Bedürfnisse eingehen zu können. Aber dennoch bedeutet eine Familie viel Organisation, viel Aufwand, viele Aufgaben, die erledigt werden müssen und solche, die erledigt werden wollen oder nicht vergessen werden sollten.

Kommunikation und zeitnahes Aufschreiben sind meine Alltagshelfer

Unseren Alltag organisieren wir daher in erster Linie durch viel Kommunikation: Wann machst Du was, wann ich? Was liegt praktisch auf dem Weg des einen und wer kann an einem anderen Tag die Kinder von Freunden einsammeln? Und wann haben wir dabei eigentlich Zeit für uns und unsere Freund*innen? Es ist ein Abwägen und Aushandeln und bedeutet nicht selten auch: Eine Person von uns beiden muss Abstriche machen.

Während mein Mann auf die Onlineorganisation schwört, bin ich ein Mensch, der sich gerne die Dinge selbst notiert mit Hand. Mein Kalender liegt jeden Tag geöffnet auf dem Schreibtisch und ich notiere mir immer wieder die Dinge, an die ich gerade denke: Unbedingt noch Waschmittel kaufen, das Kinderbuch im Buchladen bestellen, den Artikel für einen Auftraggeber ändern, Sarahs Mutter hat geschrieben, dass ihre Tochter sich mit meiner verabreden will,… Jeden Tag gibt es viele Dinge, jede Woche hat so ihre eigenen Themen.

Einen Guten Plan haben

Zu meinen Kalendern hatte ich schon immer eine besondere Beziehung. Sie sind wie Tagebücher und ich habe viele von ihnen in einer Kiste zu liegen mit vielen besonderen Erinnerungen darin. Aus Zeiten, in denen man noch Telefonnummern aufschrieb. Als meine Freundin Milena zusammen mit Jan 2015 das Crowdfunding von Ein Guter Plan starteten, war ich von Anfang an dabei und hielt schon bald meinen ersten Ein Guter Plan in meinen Händen.

Es gibt nicht das eine Geheimnis zum Glück für Babys, Kinder, Familien. Aber es gibt Tipps und Anregungen, wie Du Deinen richtigen Weg finden kannst für Deine Familie.

In den folgenden Jahren wurde dieser Kalender mein stetiger Begleiter und eines der meistverschenkten Geschenkte: Ich schenkte es Freund*innen, Kolleg*innen, anderen Blogger*innen zu Weihnachten und selbst meinen Lektor*innen schickte ich zu Weihnachten diesen Begleiter. Der Kalender entwickelte sich zu einem Bestseller und erhielt den Red Dort Award für sein Design. Für eine Ausgabe wurde ich gebeten, einen kleinen Text über Achtsame Elternschaft zu schreiben. Und immer wieder kam ich mit Milena ins Gespräch: Wie wunderbar der Kalender war, wie toll die Übungen darin, der Habittracker, die wöchentlichen Tipps. Aber für Familien, da…

Ein Guter Plan Family

Und so wurde die Idee eines Familienkalenders geboren. Während der Inhalt schon recht klar war und ich durch den Newsletter für Achtsame Elternschaft schon über viele Wochen Erfahrungen gesammelt hatte mit Alltagstipps für Eltern, überlegten wir eine Weile an der Aufteilung der Wochen, so dass ein Familienleben wirklich gut Platz darin finden sollte.

Und wir besprachen nicht nur die wöchentlichen Tipps für mehr Achtsamkeit im Familienalltag, die in jeder Woche vorkommen und jede Woche eine kleine andere Anregung geben, sondern änderten auch einige der schon bekannten und bewährten Techniken ab, um sie an den Familienalltag anzupassen. So entstand Ein Guter Plan Family.

Der Kalender für Deinen ganz persönlichen Weg mit Deiner Familie

Es gibt ihn nicht, den einen immer richtigen Weg für alle Familien. Das wissen wir eigentlich alle, auch wenn wir immer wieder von allen Seiten die „perfekten“ Tipps gesagt bekommen, die „richtigen“ Handlungsanweisung. Es gibt nicht das eine Geheimnis zum Glück für Babys, Kinder, Familien. Aber es gibt Tipps und Anregungen, wie Du Deinen richtigen Weg finden kannst für Deine Familie. Nicht durch Checklisten oder Handlungsanweisungen, sondern durch kleine Beobachtungsaufgaben für den Alltag, durch Reflexion von Situationen und Handlungen. Dadurch kannst Du sehen, was Ihr in Eurer Familie wirklich braucht. Diese Anregungen bekommst Du für jede Woche im Kalender.

Und darüber hinaus ist es gerade für Familien aber auch wichtig, zu entspannen: Der Alltag ist manchmal anstrengend und stressig und es scheint, dass es einfach zu viele Aufgaben sind. Stress ist nicht gut für uns – für uns, unseren Organismus, aber auch nicht für unser Verhalten unseren Kindern gegenüber. Stress führt zu negativen Verhaltensmustern. Es ist nicht normal für Familien, ständig unter Stress zu stehen. Genau dagegen wendet sich unser Kalender: Glorifizierung von Familienstress. Ein Guter Plan Family soll Dir helfen, einen Blick dafür zu bekommen, was wirklich wichtig ist gerade – und was Du beiseite schieben kannst. Auch das ist in jeder Familie anders und nur Du selbst kannst entscheiden und Deinen Weg finden. Die von Jan und Milena entwickelte Achtsamkeits-Ampel, die über die Jahre für viele ein Einbegriff und oft kopiert wurde, wurde für Ein Guter Plan Family weiter entwickelt und an Familien angepasst: So kannst Du für jede Woche Deine Grundbedürfnisse im Blick behalten und siehst auch, was Du vielleicht in der nächsten Woche anders machen kannst, damit es Dir gut geht.

Das macht Ein Guter Plan Family besonders

Ganzheitlicher Terminkalender für 2019
25 Techniken für mehr familiäre Zufriedenheit
Innovative Achtsamkeitsampel: erkenne Stressmuster
53 Tipps für mehr Achtsamkeit im Familienalltag
Monatliche Reflexion und Zielsetzung
Einband aus französischem Leinen
240 Seiten | 14 x 22cm | 480 g
Mit Broschüre zur Projektplanung
Zwei Lesebändchen in Gold und Schwarz

Das ist also unser Kalender für Euch geworden für ein entspanntes Familienleben, für Euren ganz persönlichen Weg durch das Jahr 2019 für mehr Entspannung und mehr entspanntere Zeiten miteinander. Mehr erfährst Du auch in unserem kleinen Video über den Kalender.

Eure

Hier kannst Du den Kalender bestellen.