Kategorie: Elternschaft

Kinder „richtig“ motivieren

Unsere Kinder sind unterschiedlich und gehen auch verschieden offen und gern auf neue Situationen und Herausforderungen zu. Manche Kinder sind zurückhaltender, während sich andere freudig in ein Abenteuer stürzen. Generell sind leichte Herausforderungen für Kinder ein Motor ihrer Entwicklung: Wenn eine Tätigkeit ein wenig außerhalb ihrer aktuellen Fähigkeiten liegt und sie sich daran erproben können und vielleicht die Erfahrung machen, dass sie hier selbst wirksam werden können und ein Ziel erreichen oder eine Fähigkeit ausbauen, ist das motivierend und stärkt die Wahrscheinlichkeit, auch künftig positiv Herausforderungen zu begegnen. Manche Kinder aber scheuen sich, den ersten Schritt zu machen und auf eine Herausforderung überhaupt erst zuzugehen. Sie brauchen ein wenig Unterstützung und Zuspruch von ihren nahen Bezugspersonen.

Beziehung als Basis für Motivation

Im Mittelpunkt unseres menschlichen Motivationssystems stehen Beziehung, Zuwendung, Wertschätzung und Miteinander – das soziale Miteinander ist Antrieb unseres Handelns und nicht etwa externe Belohnungen, wie wir oft denken. Um unsere Kinder für eine Herausforderung zu interessieren und zu ermutigen, ist es deswegen bedeutsam, dass diese Herausforderung auf dem Boden unserer Beziehung und im Schutz dieser erfolgt. Positives Miteinander fühlt sich für uns gut an und macht uns glücklich.

Wichtig für dieses positive Miteinander ist deswegen das Vertrauen der Bezugsperson in das Kind und seine Fähigkeiten: Durch unsere Gestik, Mimik und Sprache vermitteln wir dem Kind, dass wir daran glauben, dass es hier in dieser Situation handlungsfähig ist und wir davon überzeugt sind, dass die Herausforderung schaffbar ist. Wichtig ist dabei, dass dies wirklich realistisch eingeschätzt wird und das Kind weder über- noch unterfordert wird.

Sprachlich motivieren

Aus der sicheren Basis des Miteinander heraus können wir Kinder mit Worten darin unterstützen, sich einer herausfordernden Aufgabe zuzuwenden: Wir können sie im Tun bestärken („Ich glaube, du hast den richtigen Weg schon gefunden.“), Hinweise geben, wie sie die Aufgabe wahrscheinlich lösen können („Und jetzt richtig doll drehen.“), unsere Wahrnehmung teilen („Das sieht sehr rutschig aus.“), Sicherheit vermitteln („Ich bin gleich hier neben dir und seh dir zu.“) und Hilfe anbieten, wenn das Kind wirklich nicht allein weiterkommt. Oft ist es auch wichtig, dass wir nicht unser eigenes Handeln, unsere Strategien und Zeitpläne als Basis für das Handeln des Kindes betrachten, sondern uns von unserer Vorstellung ein Stück weit lösen und dem Kind Raum und Zeit für eigene Lösungswege geben („Wir haben Zeit, probier es ruhig aus.“).

Gerade bei Kindern, die weniger offen und selbstverständlich auf neue Herausforderungen zugehen, ist es wichtig, sie zu ermutigen und zu bestärken und nicht durch (vielleicht auch unbewusste) Aussagen noch mehr von der Entdeckung der Welt abzuhalten, indem wir ihnen beispielsweise sagen, dass eigentlich im Rahmen des Machbaren liegende Aktivitäten doch zu gefährlich wären/das Kind es nicht schaffen könne/noch zu klein sei/das doch gar nicht das Interessensgebiet des Kindes wäre oder das Kind das einfach ohne weitere Erklärung lassen soll.

Sprachliche Motivation mit Bedacht einsetzen

Beständiges Antreiben und Auffordern ist allerdings ebenso ungünstig wie mangelnde Unterstützung: Werden Kinder beständig zum Handeln gedrängt, kann sich dies negativ auf ihr Selbstbild und die Motivation auswirken. Es kommt also auf ein gesundes Mittelmaß an, um das eher zurückhaltende Kind zu motivieren und auf den Weg des Erkundens zu bringen.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

„Ich trau‘ dir das zu!“ – Kinder vertrauensvoll begleiten

Keine Frage: Kinder lernen die Welt erst kennen und können viele Situationen noch nicht so einschätzen, wie wir Erwachsene es tun würden. Ihnen fehlt Erfahrungswissen und ihre kognitive Entwicklung ermöglicht beispielsweise erst im fortgeschrittenen Schulalter, dass Distanzen und Geschwindigkeiten richtig eingeschätzt werden, was beispielsweise in Hinblick auf die Sicherheit im Straßenverkehr wichtig ist. Jenseits von diesen Umständen, in denen Eltern Entscheidungen für das Wohlergehen ihrer Kinder treffen müssen, gibt es aber einen breiten Raum für selbständiges Handeln, das die Kinder nicht nur einfordern, sondern das wir ihnen auch gewähren sollten.

Erkundungswunsch und Vertrauen sollten Hand in Hand gehen

Kinder brauchen das Gefühl, ihre Umwelt erkunden zu können, darin Erfahrungen zu machen und von den Eltern das dafür notwendige Vertrauen entgegengebracht zu bekommen. Die Haltung der Bezugsperson „Ich trau‘ dir das zu!“ motiviert gleichsam zum Ausprobieren, wie es auch die Beziehung stärkt, weil es dem Kind vermittelt, dass die Bezugsperson positiv und ressourcenorientiert auf das Kind blickt. Es tut gut, zu wissen, dass ein anderer Mensch uns etwas zutraut und uns als kompetent erachtet.

Natürlich kann es vorkommen, dass das Kind an Herausforderungen scheitert. Deswegen ist es wichtig, als Bezugsperson die Herausforderungen im Blick zu haben und nicht zu hoch anzusetzen, so dass das Kind wirklich dazu ermuntert wird, was im Rahmen der eigenen Möglichkeiten liegt. Scheitert es dennoch, kann es durch die liebevolle Verbindung aufgefangen werden: Es hat diesmal nicht geklappt, aber ich bin mir sicher, ein anderes Mal funktioniert es. Vielleicht hilft auch (bei größeren Kindern) die Frage: Wie kann ich dich unterstützen, damit du es beim nächsten Mal schaffst?

Wenn das Vertrauen schwerfällt

Manchmal fällt es Eltern auch schwer, dem Erkundungsdrang des Kindes zu vertrauen: Was, wenn es sich verletzt? Ist das nicht zu gefährlich? Das Abwägen von Gefahren ist wichtig, aber es sollte Eltern nicht davon abhalten, ein gutes Maß an Freiheit und Erkundung zuzulassen. Ohne das selbständige Erkunden kann das Kind nämlich nicht nur die eigenen Fertigkeiten nicht ausbauen und dem Entwicklungsbedürfnis nicht folgen, es verinnerlicht auch nach und nach, dass die Welt besonders gefährlich sei und es selbst darin nicht handlungsfähig ist. Langfristig kann sich besondere Ängstlichkeit der Bezugspersonen auf das Selbst- und Weltbild des Kindes negativ auswirken.

Wenn es Eltern immer wieder schwerfällt, dem Kind Freiraum zu geben, lohnt sich daher ein Blick auf die eigenen Gründe dafür: Warum fällt es mir so schwer, das Kind die Welt erkunden zu lassen? Was sind meine Ängste, woraus speisen sie sich? Habe ich selbst negative Erfahrungen gemacht, die mich heute so besonders vorsichtig sein lassen? Nicht immer liegt die Antwort für starke Vorsicht auf der Hand, manchmal benötigen Eltern auch Unterstützung, um sich der eigenen Ursachen bewusst zu werden und dann zu lernen, vertrauensvolle neue Wege zu gehen.

Die meisten Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder selbständig werden und irgendwann selbstbestimmt durch das Leben gehen können. Dafür ist es wichtig, dass wir ihnen aus einer sicheren Beziehung heraus mit Vertrauen die Freiheit geben, die Welt nach und nach kennenzulernen und sich in ihr zu bewegen. Gesunde Selbständigkeit wird gewonnen aus Sicherheit, Vertrauen und dem Wissen, dass bei Bedarf ein Mensch da ist, der einen wieder auffängt.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

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Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Ehrlichkeit mit sich selbst als Grundlage für Veränderung

Elternsein ist oft nicht einfach. Die Strukturen, in denen wir heute leben, machen es uns an vielen Stellen nicht leicht: zu wenig Unterstützung und Miteinander, zu hohe Arbeitszeitbelastung, zu viele Aufgaben der Erwerbs- und Fürsorgearbeit parallel in wenig kindgerecht gestalteten Stadtumgebungen. Dazu wissen wir zwar heute, was Kinder brauchen und was ihnen nicht gut tut – und dennoch fällt es uns schwer, dies umzusetzen, weil wir selbst oft mit anderen Erziehungsmethoden geprägt wurden, als wir sie selbst anwenden wollen. Auf Basis all unseres Wissens setzen wir uns Ziele, die wir erreichen wollen und wie wir sein wollen, und sind traurig, wenn wir sie dann nicht erreichen. Oft vergessen wir bei diesen hohen Zielsetzungen nämlich einen wichtigen Zwischenschritt: ehrlich auf uns selbst zu blicken.

Auf Augenhöhe mit dir selbst

Anstatt uns hohe Ziele für die Begleitung unserer Kinder zu setzen und hohe Erwartungen an unser eigenes Verhalten zu stellen, ist es sinnvoller, zunächst ehrlich in die eigenen Augen zu blicken und sich zu fragen: Wer bin ich und was kann ich realistisch? Ein ehrlicher Blick auf sich selbst und die eigenen Möglichkeiten eröffnet den Raum, realistische Ziele zu setzen, statt an zu hohen beständig zu scheitern.

Wir alle haben unterschiedliche Päckchen an eigener Vergangenheit zu tragen, wir haben unterschiedliche Stressbelastungen im Alltag: auch wenn wir alle Eltern sind, sind unsere Rahmenbedingungen für das Begleiten von Kindern höchst unterschiedlich. So, wie jedes Kind individuell betrachtet werden will und sollte, sollten auch Eltern individuell betrachtet werden. So, wie es nicht „das Kind“ gibt, gibt es nicht „das Elternteil“. Das Begleiten von Kindern muss sowohl den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Kindes, als auch der Erwachsenen Rechnung tragen. So ergibt sich für jede Familie ein individuelles Familienleben.

Fragen, die du dir also ehrlich stellen kannst, um dir realistische Ziele setzen zu können:

  • Welche Lasten trage ich an Vergangenheit und was fällt mir durch meine eigenen Erfahrungen besonders schwer?
  • Wie belastbar bin ich mit Stress und vielen Aufgaben? Was bedeutet dies für unseren Alltag? Wo muss ich entlastet werden, um nicht zu viel Stress in die Kinderbegleitung fließen zu lassen?
  • Welche Gefühle und Situationen kann ich richtig gut begleiten und was fordert mich immer wieder heraus? Was brauche ich, damit ich auch herausfordernde Situationen gut genug durchstehe?
  • Was brauche ich an Zeit und Ritualen, damit es mir im Alltag gut geht? Was darf auf keinen Fall fehlen – auch wenn ich fälschlicherweise immer wieder denke, dass ich meine eigenen Bedürfnisse hinter die der anderen zurückstellen sollte?

Diese und andere Fragen können die eigene Belastungsgrenze sichtbar machen. Bedürfnisorientiertes Begleiten von Kindern ist nur dann möglich, wenn wir uns selbst nicht beständig überfordern. Ein ressourcenorientierter Blick auf Kinder ist ebenso wichtig, wie auf uns selbst. Von unseren eigenen Möglichkeiten ausgehend, können wir uns dann über positive Entwicklungen viel mehr freuen, als wenn wir beständig im Vergleich sind mit anderen, die aber ganz andere Rahmenbedingungen haben als wir selbst. Jeder positive Schritt voran ist – so klein er auch sein mag – ein Schritt voran. Und auch wenn andere Eltern vielleicht größere Schritte machen oder scheinbar entspannter und leichter mit ihren Kindern umgehen können, sollte nicht die Schrittlänge der anderen unser Ziel sein, sondern die eigene Möglichkeit das Vorankommen bestimmen.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

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Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Kinder brauchen klare Ansprachen

Kommunikation ist ein wesentlicher Teil unseres Miteinanders und gleichzeitig fällt es uns manchmal so schwer, miteinander zu sprechen: unsere Wünsche und Erwartungen auszudrücken, uns durch Sprache abzugrenzen oder durch Sprache auf unsere Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Während viele Kinder recht klar in ihrem Ausdruck sind, haben wir Erwachsene oft viel größere Schwierigkeiten. Manchmal aus der Angst heraus, als Elternteil unfreundlich oder nicht ausreichend rücksichtsvoll zu sein oder auch aus dem Wunsch heraus, Probleme zu umschiffen. Für unsere Kinder aber ist es wichtig, dass wir klar ausdrücken, was wir uns für uns oder von ihnen wünschen.

Erwartungen und Wünsche klar formulieren

„Könntest du vielleicht bitte den Tisch abräumen?“, „Möchtest du jetzt die Socken wegräumen?“ – Was in unseren Erwachsenenohren freundlich und zugewandt klingt, ist für kleine Kinder manchmal nicht eindeutig genug. Sie können unsere Absicht nicht herausfiltern aus der Frage. Deswegen ist es wichtig, dass wir Aufforderungen und Wünsche klar formulieren. Das bedeutet nicht, dass wir deswegen unfreundlich sein müssen: Mit einer zugewandten Körperhaltung, einem netten Tonfall und freundlicher Mimik können wir klar formulieren: „Bitte räum jetzt den Tisch ab.“ oder „Bitte räum die Socken jetzt weg.“

Keine doppelten Botschaften, kein Sarkasmus

Doppelte Botschaften sind für Kinder (und oft Erwachsene) ein großes Kommunikationsproblem: Hier wird eine inhaltliche Aussage mit einer anderen, widersprechenden Botschaft kombiniert: „Ich helfe dir gerne, aber das machst du alleine!“, „Sag mir, was du gemacht hast, ich bin nicht böse!“ mit bösem Gesichtsausdruck und/oder drohender Körperhaltung sagen. Sarkasmus können Kinder in der Regel in der Kleinkind- und Vorschulzeit noch nicht gut verstehen und reagieren daher falsch (aber aus ihrer Perspektive richtig) auf sarkastische Äußerungen.

Keine Fragen, wenn es eigentlich keine Optionen gibt

„Was soll ich heute zum Abendessen machen?“ kann eine lieb gemeinte Frage sein. Wenn das Kind aber ehrlich mit „Pommes und Burger“ darauf antwortet und diese Wahl aber eigentlich keine Option ist, kann das zu Konflikten führen. Sinnvoller ist es deswegen, wenn nur dann eine offene Frage gestellt wird, wenn die Antwort des Kindes auch tatsächlich eine Option ist. Kleinkinder können zudem von offenen Fragen und zu viel Entscheidungsfreiheit überfordert sein. Hilfreicher ist dann eine Frage wie: „Möchtest du zum Abendessen Brot oder die Nudeln vom Mittagessen?“

Ein typisches anderes Feld, in dem oft Fragen gestellt werden, obwohl eigentlich eine Aufforderung gemeint ist, ist das Aufräumen: „Möchtest du jetzt dein Zimmer aufräumen?“, „Kannst du jetzt dein Zimmer aufräumen?“ Auch hier ist es hilfreich, eine klare Aussage zu treffen, anstatt eine Frage zu formulieren. Der Anspruch, dass ein Kleinkind allein selbständig aufräumen kann, ist oft zu hoch gegriffen. Sinnvoller ist eine klare Aussage wie „Wir räumen jetzt gemeinsam auf. Du sammelst alle Kuscheltiere ein und ich alle Bausteine.“

Uneindeutige Äußerungen führen zu Problemen

Wir wollen unsere Kinder liebevoll und respektvoll begleiten. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir nicht eindeutig mit ihnen sprechen können. Wir schaffen es auch nicht, durch liebevolle Ansprachen Konflikte zu umschiffen, die sich daraus ergeben, dass das Kind vielleicht von unserem Wunsch oder unserer Aussage nicht begeistert ist. Im Gegenteil: Uneindeutige Äußerungen von Erwachsenen können zu größeren Konflikten führen, weil das Kind sie nicht richtig versteht, die erwachsene Person deswegen verärgert ist und es dann zum Streit kommt, weil das Verhalten des Kindes als Angriff auf der Beziehungsebene verstanden wird („Das ist ein Machtspiel!“, „Du willst mich nicht verstehen!“) anstatt auf der Inhaltsebene (Das Kind will gerade nicht aufräumen).

Deswegen: Bedürfnisorientiertes und respektvolles Begleiten von Kindern und eine klare, eindeutige Ansprache schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Sie kann dazu beitragen, offen und lösungsorientiert über Probleme und Bedürfnisse zu sprechen.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

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Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Als Eltern streiten

Viele Eltern haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich streiten. Sie fragen sich: Dürfen wir uns streiten? Ist es nicht ein Zeichen unseres Versagens als Eltern, als Paar, zu streiten? Dürfen wir uns vor dem Kind streiten oder nur heimlich? Und wie soll es gehen, heimlich zu streiten und Ärger aufzuheben, wenn das Kind erst einmal noch da ist und nicht schläft? Auch hier haben wir Bilder verinnerlicht, die es uns schwer machen können, den Alltag entspannt zu leben. Denn klar ist: Natürlich gibt es hier und da Unstimmigkeiten zwischen Erwachsenen, die auch geklärt werden müssen.

Wir haben streiten nicht gelernt

Oft haben wir noch aus der eigenen Kindheit verinnerlicht, dass Streit schlecht sei und schnell behoben werden muss: Wenn Kinder sich streiten und Erwachsene eingreifen, geht es oft mehr um die Beendigung des Streits als um wirkliche Problemklärung, bei der beide Seiten respektvoll angehört werden und es zu einer Vermittlung kommt. In unserem vollen Tagesprogramm und oft hoher Stressbelastung scheint nicht noch der Raum dafür zu sein, sich ewig mit einer Streiterei unter Kindern zu beschäftigen. Und im Streit zwischen Erwachsenen und Kind ist ein Diskurs oft nicht erlaubt, zu tief ist verankert, dass Erwachsene Recht haben müssen, um die Macht innerhalb der Familie zu erhalten und das Kind nicht zu einem Tyrannen werden darf durch Mitspracherecht.

Wir haben also ein ziemlich schlechtes Bild von Streit verinnerlicht und oft keine gesunde Streitkultur verinnerlicht, weshalb es uns auch innerhalb von Erwachsenenbeziehungen schwerfällt, gut mit Streitsituationen umzugehen.

Es geht um das Wie

Wenn es nun zu einer Meinungsverschiedenheit zwischen Erwachsenen innerhalb der Familie kommt, kann uns die fehlende Streitkultur daran behindern, einen Streit gut auszutragen oder überhaupt erst zu erlauben. Auch die verinnerlichte Angst, es könnte sich negativ auf das Kind auswirken, kann uns daran behindern, den Diskurs zu eröffnen. Der Gedanke, Streit innerhalb einer Familie wirke sich negativ auf das Kind aus, hält sich hartnäckig in unseren Köpfen. Dabei geht es auch hier – wie in vielen zwischenmenschlichen Bereichen – um das Wie und nicht um das Ob.

Werden Konflikte zwischen Erwachsenen innerhalb der Familie destruktiv ausgetragen, kann sich das durchaus negativ auf das Kind auswirken: Sie können das Gefühl der (emotionalen) Sicherheit des Kindes verringern, zu Anpasungsproblemen, psychischen Schwierigkeiten, schulischen Problemen und Problemen im Umgang mit Gleichaltrigen führen. Destruktive Konflikte mit verbaler oder körperlicher Gewalt, Feindseligkeit, Blockadeverhalten, aber auch Rückzug und Meidung sind daher nicht gut für das Familienklima und das Wohlergehen des Kindes.

Konstruktive Streitigkeiten sind aber durchaus „erlaubt“ und können das Familienklima sogar verbessern. Wir streiten uns schließlich, weil es uns um etwas Wichtiges geht. Für das Kind, das ein Problem zwischen den Erwachsenen spürt oder erfährt, ist es sogar hilfreich, wenn es die Lösung dessen auch erfahren kann. Für konstruktive Streitgespräche ist es sinnvoll, dass wir einander zuhören und beide Seiten zu Wort kommen lassen. Auch wenn sich manchmal einige Themen angestaut haben, bis es zu einem Streit kommt, ist es hilfreich, nicht zu pauschalisieren, sondern bei konkreten Situationen und einem Thema zu bleiben und bei sich und den eigenen Gefühlen: erklären, wie man sich fühlt und warum das so ist ohne Beleidigungen und Abwertungen der anderen Person. Es ist hilfreich, nicht das Schlechteste zu unterstellen, sondern von der bestmöglichen Annahme des Verhaltens auszugehen und der anderen Person auch im Streit wertschätzend zu begegnen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Manchmal findet sich nicht gleich ein passender Kompromiss, sondern wir brauchen Zeit, um eine gute Lösung zu finden.

Es ist wichtig, dass wir unseren Kindern eine gute Streitkultur beibringen, indem wir ihre Streitigkeiten begleiten und ihnen eine Hilfestellung geben beim Regeln von Konflikten. Gleichzeitig sind wir aber auch in unseren eigenen Streitigkeiten Vorbild dafür, dass sie eine neue Streitkultur verinnerlichen können.

Eure

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Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

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Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Glaubenssätze hinterfragen

Wir alle kennen jene Situationen, in denen wir etwas wollen, aber das Kind möchte etwas anderes. Schnell sind wir verleitet, zu denken: „Ich bin hier die erwachsene Person, ich bestimme, wo es lang geht!“ Tatsächlich ist es ja eine wichtige Aufgabe von uns Erwachsenen, dass wir innerhalb des Bindungssystems die Funktion übernehmen, das Kind sicher zu begleiten: Als Erwachsene haben wir einen Erfahrungsvorsprung, unsere Gehirne funktionieren anders, was uns ermöglicht, Situationen anders einzuschätzen und damit dem Kind einen sinnvollen Weg aufzuzeigen und es sicher zu begleiten. Das alles ist richtig – und dennoch gibt es manchmal Situationen, in denen auch wir Erwachsene mit unserer Einschätzung daneben liegen.

Erlernte Glaubenssätze leiten uns

Manchmal leiten uns nicht wirklich realistische Einschätzungen einer Situation oder eine wirkliche, verletztende Grenzüberschreitung, sondern es sind vielmehr verinnerlichte Glaubenssätze, die uns denken lassen, dass wir hier und jetzt in einer bestimmten Art reagieren sollten: Das Kind will keine Jacke anziehen – wir denken, wir müssten das Anziehen jetzt durchsetzen, weil man das so macht im Herbst/Winter/Frühling. Das Kind will die süße Nachspeise zuerst essen – wir denken, dass zuerst die „richtige“ Mahlzeit gegessen werden muss und erst nach der Sättigung damit die Nachspeise erlaubt sei. Das Kind sagt ein Schimpfwort und wir reagieren laut und verärgert, weil Kinder doch höflich sein müssen. – In all diesen Fällen leiten uns bestimmte Glaubenssätze, die wir verinnerlicht haben und nicht eine wirklich erzieherische Notwendigkeit. Wir denken, dem Kind müsse kalt sein, weil uns so kalt ist oder es würde sich sonst erkälten. Wir denken, dass eine richtige Mahlzeit herzhaft sein muss und eine Nachspeise eine Belohnung sei für das Aufessen. Wir denken, Kinder dürfen sich nicht schlecht gegenüber Erwachsenen benehmen, weil das auf schlechte Erziehung hinweist.

Diese Art von verinnerlichten Glaubenssätzen machen uns den Familienalltag manchmal schwerer, als er sein müsste, denn sie führen zu Konflikten, die wir vermeiden könnten: Wir können die Jacke mitnehmen und das Kind zieht sie an, wenn es friert. Wir können Nachspeisen nicht als Belohnung einsetzen für das Aufessen, sondern Süßigkeiten einen eigenen Raum geben ohne Zusammenhang mit anderen Mahlzeiten. Wir können es annehmen, dass das Kind gerade extrem verärgert ist und Alternativen erklären, statt Verbote auszusprechen.

Der Ursprung deiner Glaubenssätze

Unsere Glaubenssätze bilden sich im Laufe unseres Lebens aus durch die Erfahrungen, die wir machen und die Werte, mit denen wir selbst geprägt werden. Oft speisen sie sich aus eigenen Kindheitserfahrungen in unseren Ursprungsfamilien, aber auch aus dem weiteren Umfeld und den Medien, die wir konsumieren. Gerade wenn wir mit einer anderen Erziehung selbst aufgewachsen sind, können sich bestimmte Gedanken in uns manifestiert haben, die uns heute unbewusst leiten.

Ist das wirklich wichtig?

In Konflikten mit Kindern – gerade wenn es Themen sind, die regelmäßig auftreten – lohnt sich daher eine Reflexion der eigenen Annahmen: Warum ist mir das so wichtig? Ist das wirklich sinnvoll? Warum nehme ich an, dass wir das genau so machen müssen und nicht anders?

Vielleicht stellen wir dann an der ein oder anderen Stelle fest, dass wir hier einen Weg verfolgen, der so gar nicht gegangen werden muss und können aus den Fußstapfen der Vergangenheit heraustreten und neue Wege gehen. Das erfordert manchmal einige innere Anstrengung, ist aber lohnenswert.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

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Beschütze mich – warum es für Kinder wichtig ist, hinter ihnen zu stehen

Eigentlich ist es klar, dass wir als Elternteil hinter unseren Kindern stehen, sie beschützen und umsorgen. Und dennoch gibt es immer wieder Situationen, in denen es uns schwerfällt, wirklich für das Kind einzustehen. Insbesondere dann, wenn andere Personen unser Verhalten oder das des Kindes bewerten oder ein bestimmtes Verhalten vom Kind einfordern. Auf einmal verschwinden unsere Vorsätze und Forderungen oder Verhaltensweisen, die wir eigentlich nicht zulassen wollen, werden doch erlaubt. Vielleicht denken wir, dass sich das nur auf die Beziehung des Kindes zu dieser anderen Person auswirkt, aber als Bezugsperson sind wir auch hier involviert.

Das Bindungssystem ist ein Schutzsystem

Das Bindungssystem ist aus Sicht des Kindes ein Schutzsystem: Es dient dazu, dass die Bedürfnisse des Kindes, das sich noch nicht selbst versorgen kann, erfüllt werden. Durch diese Bedürfniserfüllung bildet das Kind ein Vertrauen aus in andere Menschen und erlebt sich als wirksam und wertvoll, weil auf seine Signale und Bedürfnisse entsprechend eingegangen wird. Dieses Vertrauen in sich und andere legt einen Grundstein dafür, wie das Kind auch zukünftig mit der Umwelt und sich umgeht. Zu den Bedürfnissen gehören dabei nicht nur beispielsweise Nahrung und Schlaf, sondern auch das Bedürfnis nach Sicherheit und der Schutz vor Gewalt in ihren verschiedenen Formen. Die Bezugspersonen sind dafür zuständig, diesen Schutz zu bieten.

Wann Bezugspersonen schützen und begleiten sollten

Wenn das Kind eine Situation erlebt, in der es Schutz beansprucht, weil es sich beispielsweise ängstigt, sollte daher eine Bezugsperson zur Seite stehen und diesen Schutz anbieten. – Und zwar unabhängig davon, ob die erwachsene Person diese Situation selbst als bedrohlich oder ängstigend empfindet.

Die Bewertung der erwachsenen Person kann sich durchaus auf das Kind auswirken: Allein durch die Körpersprache vermitteln wir, ob wir eine Situation ebenfalls als bedrohlich wahrnehmen, oder nicht. Das Kind nimmt diese Signale wahr und reagiert auf unsere Einschätzung der Situation. Negativ ist allerdings, wenn wir dem Kind die Angst oder das Schutzbedürfnis absprechen: „Jetzt stell dich aber mal nicht so an!“ oder sogar über die Angst des Kindes lachen „Haha, der will doch nur spielen!“

Es ist hilfreich, die Angst des Kindes in einer Situation, in der sie nicht begründet ist, anzunehmen und dem Kind zu vermitteln, dass es sich nicht sorgen muss. Dies aber zunächst auf dem Boden der Annahme: „Ich merke, dass du Angst hast, ich gehe mal voran.“ oder „Du möchtest nicht, dass der Hund so nah an dich herankommt, ich nehm dich auf den Arm und er darf an meiner Hand schnuppern.“

Auch in Bezug auf das übergriffige Verhalten anderer Personen ist es wichtig, dass wir gegenüber dem Kind die für die Beziehung so wichtige Schutzposition einnehmen: Wenn das Kind nicht gekitzelt werden möchte, dies der anderen Person klarmachen. Das Kind vor Körperkontakt schützen, den es nicht will wie „Küsschen geben“ oder Händeschütteln. Und auch vor psychischer Gewalt verdient das Kind Schutz, wenn andere Menschen übergriffig sind, es beispielsweise als „Heulsuse“ bezeichnen oder „Angsthasen„.

Schutz kostet manchmal Überwindung

Es ist manchmal nicht einfach, diesen Schutzauftrag zu erfüllen, der für die Beziehung so wichtig ist. Dies insbesondere dann, wenn wir als Bezugsperson selber einer unseren Bezugspersonen gegenüberstehen, die wir als Instanz erlebt haben: eigene Eltern, ältere Familienangehörige und wir uns nun, obwohl es immer eine Hierarchie gab, in der ihre Entscheidungen über unseren standen, nun entgegentreten müssen. Auch in anderen sozialen Kontexten in der Öffentlichkeit erscheint es manchmal schwer, die eigene Haltung zu vertreten und das Kind zu schützen: Zu groß ist die Angst, als schlechtes Elternteil bewertet zu werden, das in den Augen der anderen falsch erzieht. Schließlich ist das Gefühl, zur Gemeinschaft zu gehören, so wichtig für Menschen.

Dennoch: Als Bezugsperson müssen wir diese Schamgrenzen überwinden und für das Kind einstehen. Es braucht uns als sicheren Hafen, als Schutzinstanz, aus deren Sicherheit heraus es die Welt entdecken kann. Es muss darauf Vertrauen können, dass wir für dieses Kind einstehen – denn wer sollte es sonst, wenn nicht die nahen Bezugspersonen?

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Neugeborene Eltern

Wir lesen und reden so viel davon, wie sich der Erfahrungsraum des Babys durch die Geburt verändert: Es fühlt andere Dinge als zuvor, es riecht anderes, es sieht anderes. Nie zuvor hat es Kleidung getragen oder war kühlen Luftzügen ausgesetzt, wenn es gewickelt wurde. Es taucht in eine neue Welt ein, in der es nur wenige Berührungspunkte gibt zum Erleben zuvor. Eine Welt, in der es alles kennenlernen muss und möchte – mit der fortschreitenden geistigen und körperlichen Entwicklung erweitert sich auch der Erfahrungsraum nach und nach.

Auch für Eltern ist alles neu

Während es uns schon oft gelingt, gütig auf unsere Kinder zu blicken, fällt der Blick auf uns selbst aber oft weniger wohlwollend aus. Obwohl auch wir Eltern neu sind in all diesen Themen. Für viele Eltern ist das Anziehen des Babys nach der Geburt das erste Mal, dass sie ein Neugeborenes bekleiden und den kleinen Körper in einen winzigen Babybody hüllen. Es ist das erste Mal, eine Windel zu wechseln und die erste schlaflose Nacht, in der man sich fragt, was nur das Baby hat und warum es nicht schläft. Es ist das erste Mal, diese riesige Verantwortung zu tragen und das erste Mal, mit einem Menschen zu kommunizieren, der noch nicht spricht und die Welt so anders sieht und fühlt, wie es eben ein kleines Kind tut.

Und selbst dann, wenn es das zweite, dritte,… Kind ist, ist dieses Kind sehr wahrscheinlich nicht in allen Verhaltensweisen identisch mit den Kindern, die man schon kennt. Jedes Kind kommt mit verschiedenen Temperamentsdimensionen zu uns, ist reagiert stärker oder schwächer auf Reize, ist schneller oder langsamer zu trösten, braucht mehr oder weniger Körperkontakt bei der Co-Regulation.

Neben dem Verhalten in Bezug auf das Kind verändert sich gleichsam auch die Umgebung: Wenn es mehrere Elternteile gibt, verändert sich die Beziehung untereinander dadurch, dass nun ein Baby mit Bedürfnissen dazugekommen ist. In der Familie werden Eltern durch die Geburt eines Kindes zu Großeltern, ihre Kinder werden zu Eltern und müssen fortan Entscheidungen treffen, die das eigene Kind im Blick behalten und die eigene Eltern-Kind-Beziehung verändert sich. Selbst Freundschaften können sich dadurch verändern, dass eine Person des Freundschaftsnetzwerkes ein Kind bekommen hat.

Wir wachsen hinein – und das ist gut so

Wir denken so oft, dass wir die Antwort auf alles haben müssten. Schließlich sind wir Erwachsen. Schließlich sollten Eltern doch unfehlbar sein und einen Plan von der Welt und allem haben. Tatsächlich aber bringen wir nur ein paar Basics mit in dieses Elternsein: Hormone, die ausgeschüttet werden wie Oxytocin und Prolaktin. Fürsorgeverhalten, das dadurch entsteht (manchmal aber auch durch die eigene Erziehung oder gesellschaftlichen Druck überlagert werden kann). Der wesentliche Teil ist, dass wir uns als Eltern auf dieses Kind einstimmen müssen. Und das ist gleichsam Herausforderung wie Vorteil: Denn weil Kinder nicht alle gleich sind, müssen wir Eltern hineinwachsen in diese neue Aufgabe. Wir müssen lernen, wie unser Kind ist, was es braucht, welche Signale es gibt. Wir müssen lernen und sind eben nicht von Anfang an richtig eingestellt und haben alle Antworten.

Deswegen: Sei nachsichtig mit dir. Natürlich gibt es Dinge, die wir immer vermeiden sollten bei allen Kindern: jede Form der Gewalt. Aber jenseits davon ist das Begleiten von Kindern Versuch – Irrtum – erneuter Versuch. Manchmal finden wir schnell die richtige Antwort, manchmal dauert es etwas, manchmal finden wir selbst sie vielleicht gar nicht. Manchmal machen wir Fehler, die sich vielleicht im liebevollen Alltag verlieren. Oder wegen denen wir um Entschuldigung bitten müssen oder Hilfe von anderen brauchen. All das ist Elternschaft. Elternschaft ist Wachstum, Irrtum, Hoffnung, Liebe, aber vor allem ist es ständige Bewegung. Sieh gütig auf dich und dein Wachstum. Auch du bist neugeboren in dieser Eltern-Kind-Beziehung.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Versöhnung nach dem Eltern-Kind-Streit

Streit kommt in Familien vor: zwischen den Eltern, zwischen Geschwistern, zwischen Elternteil und Kind. Natürlich ist es hilfreich, Streit da, wo es geht, durch überlegtes Handeln zu vermeiden, aber er ist nicht immer so schädlich für das Familienklima, wie manchmal behauptet wird – sofern er gut ausgetragen wird. Lange Zeit wurde angenommen, dass Streit zwischen Elternteilen vermieden und wenn doch, dann nicht vor dem Kind stattfinden sollte. Untersuchungen zeigen aber, dass nur destruktive Paarkonflikte problematisch sind, die verbale oder physische Aggressivität, Blockadeverhalten, Rückzug, Meidung oder andere Feindseeligkeit beinhalten, die dazu führen können, dass beispielsweise das Gefühl der emotionalen Sicherheit des Kindes verringert wird. Konstruktive Konfliktbewältigung ist hingegen nicht von Nachteil.

Gerade wenn das Kind Zeuge des Elternkonflikts ist, ist es hilfreich, wenn es auch dessen Lösung erfährt.

Susanne Mierau „New Moms for Rebel Girls“ S.193

Konstruktive Problemlösung ist hilfreich

So, wie bei Streitigkeiten in der Paarbeziehung, ist es auch bei Streitigkeiten zwischen Geschwistern wichtig, dass der Konflikt konstruktiv gelöst wird. Und auch bei Streitigkeit zwischen Eltern und Kind kommt es auf konstruktive Lösungen an: In einem familiären Streit geht es darum, die Perspektive der anderen Person einzunehmen, zu verstehen und eine gemeinsame, sinnvolle Lösung zu finden. Durch einen konstruktiven und gerechten Umgang mit Konflikten in der Familie kann das Kind lernen, diese Problemlösungstrategie auch auf außerfamiliäre Situationen zu übertragen – eine wichtige Fertigkeit für das weitere Leben.

Zudem ist es im Rahmen des Bindungssystems wichtig, dass die nahen Bezugspersonen als sichere, wissende und starke Begleitung dem Kind eine Orientierung bieten. Gerade dann, wenn das Kind im Baby-, Kleinkind- oder auch noch Vorschulalter nicht konkret benennen kann, wie es sich fühlt, was es gerade als Problem wahrnimmt, ist es wichtig, dass sich die Bezugsperson in das Kind hineinversetzt und versucht, die Ursache wertfrei zu ergründen, um dann eine Lösung zu finden.

Das ist manchmal gar nicht so leicht: Unsere eigenen Empfindungen können uns dabei im Weg stehen, objektiv auf die Situation zu blicken. Auch verinnerlichte Glaubenssätze (beispielsweise dass Konflikte Machtkämpfe wären und Eltern immer Recht behalten müssen, damit sie ihre Autorität nicht verlieren) können es erschweren, konstruktiv mit einem Konflikt umzugehen.

Versöhnung nach dem Streit

Neben der Lösung des konkreten Problems ist es hilfreich, wenn nach dem Konflikt auch die Beziehungsebene noch einmal thematisiert wird: Es kann besprochen werden, dass es einen Streit gab, gemeinsam eine Lösung gefunden wurde und viele Gefühle daran beteiligt waren. Dass es Streit gibt, ist normal. Das sollten auch Kinder erfahren und nicht Angst oder Vermeidungsverhalten in Bezug auf Streitigkeiten entwickeln, weil sie in der Familie tabuisiert werden. Der Fokus auf die Beziehungsebene vermittelt: Streit kommt vor, aber ich habe dich mit deinen Bedürfnissen gesehen und verstanden und bin trotz unserer unterschiedlichen Meinung für dich da und suche mit dir eine Lösung, damit es uns besser geht. Das Kind kann noch einmal nachvollziehen, was passiert ist und bekommt vermittelt, dass eine Beziehung von Offenheit und Respekt gelebt wird.

Nicht immer ist eine Lösungsfindung schnell und einfach. Manchmal muss ausprobiert werden, was funktioniert und was nicht. So dauert es manchmal mit der Beseitigung des Streits etwas. Die Versöhnung muss auch nicht daraus bestehen, dass beide Seiten wieder gute Laune haben, sondern daraus, anzuerkennen, dass es verschiedene Perspektiven und Empfindungen gab und man als Bezugsperson dennoch sicher zur Verfügung steht und das Kind weiterhin liebt. Das Kind hat auch das Recht, nicht sofort wieder gute Laune haben zu müssen. Manchmal braucht es etwas Zeit, bis der Ärger wirklich verflogen ist. Auch das ist in Ordnung. Das Kind sollte wissen, dass es sich jederzeit vertrauensvoll an die Bezugsperson wenden kann mit seinen Gefühlen, da wir als Erwachsene die Schutz- und Regulationsfunktion für das Kind erfüllen und dies auch im Konfliktfall tun.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de

Wann Kinder allein entscheiden können – und wann nicht

Wir wissen es: Kinder wollen selbstwirksam sein und die Welt kennenlernen. Dafür müssen sie sich aktiv mit der Welt auseinandersetzen können. Je älter sie werden, desto mehr fordern sie das auch ein, meist ab dem zweiten Lebensjahr. Wenn sie aktiv am Alltag beteiligt sind und darin eigene Entscheidungen treffen können, kann dies das Vertrauen zwischen Bezugsperson(en) und Kind stärken, das Selbstvertrauen fördern und auch den Ausbau der Fertigkeiten des Kindes unterstützen. Deswegen ist es gut, das Kind an vielen Tätigkeiten des Alltags zu beteiligen und ihm zu ermöglichen, sich daran auszuprobieren. Wichtig ist dabei, dass die Aufgaben machbar sind, vielleicht sogar etwas herausfordernd, aber nicht zu schwer, damit es nicht zu einer Frustration kommt durch Überforderung.

Warum Kinder nicht alles allein entscheiden können

Im Alltag ergeben sich viele Möglichkeiten, bei denen Kinder beteiligt werden können. Da sie jedoch trotz aller Kompetenzen Kinder sind, haben sie aufgrund ihres geringeren Alters und Erfahrungsschatzes über viele Dinge noch kein umfangreiches Wissen verinnerlicht. Zudem können sie – je nach Alter – bestimmte Gefahren, aber auch Zeit- und Mengenangaben, noch nicht einschätzen. Deswegen ist es wichtig, dass ihre Bezugspersonen die Situationen aufgrund ihres Wissens besser einschätzen und Gefahren vorbeugen können. In einigen Situationen müssen daher Entscheidungen von den erwachsenen Bezugspersonen allein getroffen werden, gerade im Bereich der Gesundheitsvorsorge und dem Schutz vor Gefahren.

Bindungspersonen müssen beschützen

Das Bindungssystem ein Schutzsystem, das die Bedürfniserfüllung und das sichere Aufwachsen des Kindes gewährleisten soll. Die primäre Bindungsperson ist dementsprechend jemand, der auf mehr Wissen und auch körperliche Fähigkeiten zurückgreifen kann, um dies zu bewerkstelligen. Manchmal kollidiert diese Schutzfunktion mit den Wünschen und Vorstellungen des Kindes, worauf besonders Kleinkinder oft mit Wut reagieren. Dennoch ist es wichtig, sich als Bezugsperson der eigenen Rolle und Verantwortung bewusst zu sein.

Es muss also immer wieder abgewogen werden: Muss ich als als Elternteil eine Entscheidung treffen, weil das Kind die Folgen nicht absehen kann, kurz-/mittel- oder langfristig durch die Situation in Gefahr ist? Viele Gesundheitsthemen fallen in diesen Bereich, beispielsweise die Mundhygiene, aber beispielsweise auch das Windelwechseln, wenn das Kind beim langen Tragen einer vollen Windel sonst eine schmerzhafte Dermatitis entwickeln würde oder auch Sicherheitsthemen wie Spaziergänge auf der Straße.

Kinder einbeziehen, wenn Bezugspersonen entscheiden

Es gibt Situationen, in denen es keine Möglichkeiten gibt, das Kind in die Entscheidung einzubeziehen – hier müssen die Bezugspersonen allein eine Entscheidung treffen und ggf. den Unwillen des Kindes dann verständnisvoll auffangen, begleiten und die Gefühle regulieren. Oft ist das bei medizinischen Eingriffen der Fall.

In vielen Situationen gibt es allerdings einen Handlungsspielraum, in dem das Kind eingebunden werden kann. Bei der Mundhygiene gibt es zwar nicht die gesunde Option, über einen längeren Zeitraum ganz auf das Zähneputzen zu verzichten, aber es gibt viele Möglichkeiten, in denen das Kind innerhalb des Möglichkeitsraums Entscheidungen treffen kann: An welchem Ort willst du die Zähne geputzt bekommen? Welche Zahnpasta magst du? Auch beim Windelwechseln gibt es viele Möglichkeiten des Einbeziehens.

Glaubenssätze hinterfragen

In vielen Bereichen können wir also durchaus unsere Kinder in Entscheidungen einbinden und oft können sie sogar allein Entscheidungen fällen. Neben den gefährlichen Situationen, in denen Bezugspersonen klar die Führung übernehmen müssen, stehen uns in anderen Situationen oft Glaubenssätze im Weg, die uns daran hindern, das Kind für kompetent genug zu halten. Es lohnt sich, sich selbst zu hinterfragen: Ist das jetzt wirklich wichtig? Denke ich nur, dass das Kind das nicht kann, weil ich es selbst nicht durfte/wir es noch nie ausprobiert haben/andere es anders machen? Denke ich, dass das Kind das nicht darf aufgrund bestimmter gesellschaftlicher Konventionen, die vielleicht überholt sind? Diese Fragen können uns helfen, gelassener mit Kindern umzugehen und ihnen einen größeren Handlungsspielraum zuzugestehen.

Entscheidungsfähigkeit des Kindes an Entwicklung anpassen

In jenen Situationen, in denen das Kind keiner Gefahr ausgesetzt ist und es eine eigene Entscheidung treffen kann, ist es wichtig, dass wir als Bezugspersonen auch an die Möglichkeiten des Kindes denken. Die Frage „Was willst du heute zum Abendessen essen?“ kann für ein Kleinkind überfordernd sein. Besonders dann, wenn wir sie nicht so offen meinen, wie wir sie stellen. Dann sagt das Kind vielleicht „Schokopudding“, obwohl wir etwas Herzhaftes meinten, und das Kind ist dann zurecht frustriert von der Zurückweisung. Hier ist es sinnvoll, dass wir uns zunächst der eigenen Absicht klar sind und gegebenenfalls einen Entscheidungsrahmen anbieten, an dem sich das Kleinkind orientieren kann: „Was möchtest du essen, Brot mit Belag oder Kartoffelbreirest vom Mittagessen?“ Mit zunehmendem Alter können Optionen ausgebaut und auch zur freien Verfügung überlassen werden. Aber zu viele Optionen überfordern manchmal sogar uns Erwachsene noch: Eine Entscheidung zu treffen bedeutet gelegentlich auch, andere gute Optionen auszuschlagen. Eine im Nachhinein falsche Wahl belastet uns wieder und zeigt, dass wir Zeit in eine letztlich falsche Wahl investiert haben. Einige Menschen haben es dabei schwerer, sich damit zufrieden zu geben, eine falsche Entscheidung zu treffen. Sie ärgern sich mehr über Fehlentscheidungen.

Unseren Kindern den Raum zu geben für eigene Entscheidungen ist richtig und gut, aber nicht immer ist es möglich und manchmal nur in einem begrenzten Handlungsfeld – auch das ist für das Kind gut.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de