Kategorie: Baby

Von der Nein-Umgebung zur Ja-Umgebung für Babys

Wenn unsere Kinder mit der Fortbewegung beginnen, kommt meistens das eine große Wort in unseren Wortschatz gegenüber dem Baby: „Nein!“. Zuvor war alles lieb und kuschelig und jedes Lächeln des Babys wurde mit einem Lächeln beantwortet. Vielleicht gab es hier und da mal ein kleines „Nein“, wenn zu sehr an den Haaren gezogen wurde beim Spiel. Aber nun kann sich das Baby fortbewegen, die Wohnung erkunden und möchte alles anfassen, ausprobieren und die Welt mit allen Sinnen begreifen. Aber die Welt – unsere Welt – soll vielleicht gar nicht von dem Baby immer begriffen werden, denken wir Erwachsenen. Und so sagen wir „Nein!“ und „Nein!“ und „Nein!“. An manchen Tagen vielleicht mehr als alles andere. Langfristig ist das weder für das Baby noch für den Erwachsenen eine schöne Beschäftigung.

Die Nein-Umgebung für das Baby

Natürlich gibt es Grenzen: im Zusammensein mit anderen Menschen geraten wir immer wieder an Grenzen und auch unsere Kinder lernen im Zusammesein mit anderen Grenzen kennen: Dinge, die man anderen Menschen nicht zufügen darf, beachten von Besitzverhältnissen (beispielsweise anderer Kinder), Grenzen zum eigenen Schutz oder zum Schutz von anderen. Es gibt viele sinnvolle Grenzen, die unsere Kinder in der Kindheit kennen lernen. Sie geben dem Zusammenleben einen Rahmen und helfen im Gegenzug auch, die eigenen Grenzen abstecken zu lernen. Das Kind lernt, dass andere Menschen Grenzen haben und es für sich auch welche ziehen kann und darf – und dass jeder Mensch auch andere Grenzen haben kann.

Doch Grenzen dürfen auch nicht zu sehr eingrenzen. Sie sollen nicht ausgrenzen von der natürlichen Entwicklung und dem Erleben. Sie sollen dem Baby nicht die Lust an der Exploration rauben, nicht verhindern, dass das Kind seinem natürlichen Bedürfnis nachgeht, nicht die Neugierde einschränken. Das Baby soll nicht durch zu viele Neins gehemmt werden und sich nicht mehr trauen, Neues zu entdecken. Es soll nicht ängstlich werden durch eine ständige Einschränkung.

Die Nein-Umgebung für den Erwachsenen

Eine Umgebung, die das Baby eingrenzt, hat jedoch nicht nur negative Auswirkungen auf das Kind, sondern zugleich auch auf den Erwachsenen, der zu einem Nein „gezwungen“ ist. In einer Umgebung, die den kindlichen Anforderungen nicht entspricht, muss die Bezugsperson beständig auf das Kind achten und muss sich sehr darauf fokussieren. Da es dem Kind an der Möglichkeit mangelt, sich selbst durch Erkundung und Abenteuer zu beschäftigen, braucht es eine andere Beschäftigung – zumeist die Interaktion mit der Bezugsperson. Zu wenig Raum zum Erkunden und selbstwirksamen Spiel kann daher leicht dazu führen, dass Eltern in dem kleinen Rahmen, der vorgesehen ist, das Kind bespielen müssen.

Auf Dauer ist das ständige „Nein!“ Zudem recht zermürbend und die gesprochenen Worte wirken sich auch auf unsere Wahrnehmung aus: Macht das Kind überhaupt etwas anderes am Tag als das, was ich verbiete? Je enger der Raum ist, den wir als Erwachsene zulassen, desto mehr Neins müssen wir sagen und desto negativer wird unser Blick auf das Kind und seine Aktivitäten.

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Eine Nein-Umgebung in eine Ja-Umgebung umwandeln

Was brauchen also Familien? Eine Umgebung für das Baby, in der möglichst wenig „Nein!“ notwendig ist. Das Baby muss sich gemäß seiner Entwicklung frei bewegen können, d.h. rollende Babys brauchen genügend Platz, um in beide Richtungen rollen zu können, krabbelnde Babys dürfen längere Strecken krabbeln, sich hoch ziehende Babys brauchen Möglichkeiten, um sich sicher hoch ziehen zu können, laufende Babys brauchen Platz zum Laufen. Innerhalb dieses Platzes lohnt es sich, wenn wir uns auf Babyhöhe begeben und den Raum auf uns wirken lassen: Was ist interessant? Was ist gefährlich? Es is lohnenswert, im Raum verschiedene Möglichkeiten für das Baby zu haben, mit denen es umgehen kann. Das müssen keine Ecken mit extra Spielzeug sein, sondern es reicht Platz zum Bewegen und Kisten oder Schränke oder Schubladen mit ungefährlichen Alltagsgegenständen, die ausgeräumt und bespielt werden können (Löffel aus Metall und Holz, Schneebesen, Plastikschüsseln oder Nudelsieb, kleine Holzbausteine, Becher aus Metall, eine umgedrehte Holzschublade kann zu einem kleinen Podest zum Rauf- und Runterkrabbeln werden, Plastiktrinkflaschen, ggf. gefüllt mit Nudeln oder Reis, Kirschkernsäckchen, Steck-Wäscheklammern). In einer solchen Umgebung, die den Bedürfnissen des Babys nachkommt und gleichzeitig ungefährlich ist, hat das Baby die Möglichkeit, sich selbständig zu bewegen und frei zu spielen ohne bespielt werden zu müssen. Es muss nicht beständig eingeschränkt werden in seiner Tätigkeit, sondern kann sich frei entfalten.

Schritte, um eine Ja-Umgebung zu schaffen

  • Begib Dich auf Babyhöhe und betrachte den Raum: Was ist gefährlich, was ist anregend?
  • Faustregel: Alles, was durch eine Toilettenpapierrolle passt, ist kein Babyspielzeug
  • Sind alle Steckdosen gesichert?
  • Gibt es keine herabhängenden Kabel oder Decken, an denen das Baby ziehen könnte, die dazu führen, dass ihm etwas auf den Kopf fällt?
  • Nutze den Anlass doch zum Aussortieren: Was brauchst Du eigentlich nicht mehr?
  • Gibt es Schubladen, an denen es sich die Finger klemmen kann, wenn es mit einer Hand hinein fässt und sich mit der anderen dagegen stützt?
  • Sind Reinigungsmittel, Medikamente etc. gut gesichert und nicht zugänglich?
  • Hat das Baby ausreichend Platz für alle Bewegungsbedürfnisse?
  • Hat es die Möglichkeit, verschiedene Erfahrungen im Raum zu machen und in einen Flow-Zustand im Spiel zu kommen?
  • Gibt es Möglichkeiten zum Erkunden wie beispielsweise zum Ausräumen von Kisten oder Schubladen?
  • Sind Treppen gesichert?

Viel Spaß beim Gestalten Eurer Ja-Umgebung.

Eure

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Braucht mein Baby einen Nuckel?

Auf fast jeder Erstausstattungsliste steht er drauf: der Nuckel. Als mein Mann und ich vor so vielen Jahren noch kinderlos heirateten, bekamen wir zur Hochzeitsfeier einen Blumenstrauß, in den viele rosa und hellblaue Nuckel gebunden waren als Wunsch für Kinderreichtum. Kinderreich wurden wir, aber in Bezug auf die Nuckel sind wir ganz unterschiedliche Wege gegangen: Weiterlesen

Den Moment auskosten – sie werden so schnell groß

„Leg ihn doch mal ab“, sagt mir meine Freundin. Ich sehe mein Baby an, wie es so warm und weich in meinem Arm liegt. Ich möchte es gar nicht ablegen. Dieses Baby ist wahrscheinlich das letzte Baby, das ich in meinem Leben gebären werde. Das letzte, das ich stillen werde, das letzte, dessen süßen Babyduft ich einatme. Ich möchte die Zeit auskosten, es nah bei mir haben und jede Sekunde dieses Wachsens genießen. Weiterlesen

Die Entwicklung meines Babys mit 3 Monaten

Ich bin immer wieder überrascht davon, wie unterschiedlich Kinder sind und welch verschiedene Wege sie gehen – selbst als Geschwister. Die Natur hat einen Weg vorgegeben, auf dem unsere Kinder entlang gehen. Aber das eine läuft langsamer, das andere schneller. Manche rennen, manche schleichen eher. Wenn wir ihnen aber ihre Zeit geben, wenn wir nicht drängen oder einschränken, geht jedes Kind seinen Weg. Eben in seinem Tempo, aber es geht. Die Natur hat dafür gesorgt, dass Babys und Kinder zu jedem Zeitpunkt genau das können, was sie können sollen, was notwendig ist für den nächsten Schritt. Sie sind keine Mängelwesen, sondern genau so, wie sie sein sollen. Monat für Monat können wir ihre Entwicklung beobachten und begleiten.  Weiterlesen

Beobachte Dein Baby, um es zu verstehen

Wenn wir uns mit unserem Kind vertraut machen wollen, wenn wir es verstehen möchten, hilft es nicht, möglichst viele Bücher zu lesen oder Studien über die kindliche Entwicklung durchzugehen. Es hilft nicht, dass wir uns von anderen sagen lassen, was wir zu tun hätten. Denn jedes Kind ist ein wenig anders, hat andere Signale. Kinder unterscheiden sich in ihrer Tröstbarkeit, in ihrer Erregbarkeit, in ihrer Ängstlichkeit und in vielen anderen Dingen. Es gibt nicht „das Kind“, sondern Kinder. Normwerte sind die Angaben des Durchschnitts, aber links und rechts davon gibt es viele andere Kinder: langsamere und schnellere, größere und kleinere, dickere und dünnere. Was uns wirklich hilft, wenn wir unser Kind kennen lernen möchten, ist das Beobachten.

Eltern müssen daher keine Babyflüsterer sein, denn dieses Wort geht genau an dem vorbei, was wir eigentlich meinen und was Babys sich wünschen. Eltern müssen Babyversteher werden – nach und nach.

Geborgen wachsen. Wie Kinder glücklich groß werden, S. 59

Zur Ruhe kommen als Eltern

Wir sind es nicht mehr gewöhnt, still da zu sitzen und zu beobachten. Wir bewegen uns, haben mit vielen Dingen gleichzeitig zu tun. Wir sind mit den Gedanken schon beim nächsten Projekt bevor wir eines abgeschlossen haben. „Ich muss noch die Waschmaschine ausräumen.“ höre ich mich sagen während ich das Geschirr in den Geschirrspüler stelle. Für die Ruhe und das Beobachten haben wir so wenig Zeit – und nehmen sie uns auch selten. Denn ja: Der Alltag ist eben voll von Aufgaben und es ist auch wirklich oft schwer, zu priorisieren. Und es erscheint uns vielleicht tatsächlich zunächst merkwürdig, uns die Zeit zu nehmen, uns einfach nur hinzulegen oder hinzusetzen und zu beobachten. – Was könnte ich alles in dieser Zeit tun!

Aber gerade das ist es: Wenn wir beobachten, tun wir enorm viel. Wir nehmen unser Baby wahr, lernen es kennen, lernen etwas über dieses Kind und dessen Bedürfnisse. Es ist eine große Aufgabe, dieses Kennenlernen. Und eine wichtige Aufgabe. Es ist nicht „nichts tun“, sondern Zeit, die wir in Beziehung, Verständnis und Stressvermeidung stecken.

Das Baby im Alltag beobachten

Also nehmen wir uns einmal die Zeit und legen uns neben unser Baby: Wir beobachten, wie es sich bewegt, wohin es blickt und merken, wie weit es schon schauen kann. Wir entdecken, was es selbst entdeckt, was es gerade spannend findet. Vielleicht ein Schattenspiel an der Wand? Wir stellen fest, wie aufregend die Welt eigentlich ist und wie wenig es Bedarf, damit sich das Baby unterhalten fühlt. Wir sehen, wie sich Arme und Beine bewegen, ob die Hände schon gezielt greifen oder noch unschlüssig in der Luft umher wandern. Vielleicht zeigt es uns mit seiner Körperhaltung, dass es jetzt hochgehoben werden möchte? Wir beobachten den Gesichtsausdruck, seine Töne und hören nach und nach die Unterschiede in seinem Ausdruck: es gluckst vor Freude, es ruft, es schreit auf bevor es ausscheidet. Wir lernen die Sprache unseres Babys verstehen. Und selbst wenn es schläft, können wir es beobachten: Ob es tief und ruhig schläft oder ob die Augen sich noch unruhig hinter den geschlossenen Lidern bewegen. Ist es schon im tiefen Schlaf versunken oder nur oberflächlich und noch nicht ablegbar?

Wir sehen, was unser Kind alles schon selber kann, wie kompetent es in vielen Bereichen ist. Vielleicht sind wir sogar überrascht davon, was es schon kann und wie gut es mit einer scheinbar schwierigen Situation umgeht.

Schon fast meditativ ist die Rückkehr zur Beobachtung, zur Langsamkeit. Sie lehrt uns viel über unser Baby, lässt es uns verstehen. Und ein wenig lernen wir dabei auch über uns selbst.

Eure

Susanne_clear Kopie

Zwei Monate alt

Ich bin immer wieder überrascht davon, wie unterschiedlich Kinder sind und welch verschiedene Wege sie gehen – selbst als Geschwister. Die Natur hat einen Weg vorgegeben, auf dem unsere Kinder entlang gehen. Aber das eine läuft langsamer, das andere schneller. Manche rennen, manche schleichen eher. Wenn wir ihnen aber ihre Zeit geben, wenn wir nicht drängen oder einschränken, geht jedes Kind seinen Weg. Eben in seinem Tempo, aber es geht. Die Natur hat dafür gesorgt, dass Babys und Kinder zu jedem Zeitpunkt genau das können, was sie können sollen, was notwendig ist für den nächsten Schritt. Sie sind keine Mängelwesen, sondern genau so, wie sie sein sollen. Monat für Monat können wir ihre Entwicklung beobachten und begleiten.  Weiterlesen

Ich bin bei Dir – Wenn Babys weinen

Die Sonne, der Wind, die Blätter am Baum. Ein Sonnenstrahl, der Dich an der Nase kitzelt. Schattenbilder sind an der Wand gemalt. Die Stimmen Deiner Geschwister, mal laut, mal leise. Das Auto, das vorbei fährt. Hände, die Deinen Körper streicheln, die hoch nehmen, Dich hinlegen. Eine Windel wird abgenommen und eine frische angelegt. Und dann Dein eigenes Lachen, das aus Dir empor steigt und das noch so neu ist. – Du erlebst so viel jeden Tag. So viele neue Eindrücke. Dinge, die Du noch nie gesehen oder erlebt hast. Je mehr Du im Hier und Jetzt ankommst, desto mehr nimmst Du auch davon wahr. Manchmal, in Deinen wachen Momenten, scheint es, als könne man Dir beim Denken zusehen, beim Staunen. Und manchmal ist es auch einfach zu viel. Zu viele Eindrücke, zu viele neue Momente. Du möchtest Dich in Dich, in den Schlaf, zurück ziehen und kannst es aber nicht. Du weinst aus Erschöpfung und wünschst, dass Du endlich schlafen kannst. Ich sehe es in deinen kleinen Augen und bin bei Dir.

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Das Baby gibt den Rhythmus vor

Es gibt viele Dinge, die sich durch das Leben mit einem Baby ändern. Die wohl größten Änderungen betreffen nicht den eigenen Körper, das Stillen, die geringe Schlafmenge oder die Umgestaltung der Wohnung. Die größte Änderung im Leben ist die Zeit, das Zeitgefühl und der Rhythmus. Und dieses wirkt sich auf so viele andere Bereiche aus. Denn das Zeitgefühl ist es, das wir nun auf den Kopf stellen, bei dem wir am meisten abrücken müssen von unserem bisherigen Leben. Ein Baby anzunehmen bedeutet, sich ihm anzupassen, sich seinen Bedürfnissen anzupassen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass wir unsere eigenen Pläne zu gewissen Teilen hinten an stellen. Einen Rhythmus im Leben mit einem Baby kann man sich schaffen, indem man den eigenen Rhythmus ablegt. Weiterlesen

Einen Monat alt

Ich bin immer wieder überrascht davon, wie unterschiedlich Kinder sind und welch verschiedene Wege sie gehen – selbst als Geschwister. Die Natur hat einen Weg vorgegeben, auf dem unsere Kinder entlang gehen. Aber das eine läuft langsamer, das andere schneller. Manche rennen, manche schleichen eher. Wenn wir ihnen aber ihre Zeit geben, wenn wir nicht drängen oder einschränken, geht jedes Kind seinen Weg. Eben in seinem Tempo, aber es geht. Die Natur hat dafür gesorgt, dass Babys und Kinder zu jedem Zeitpunkt genau das können, was sie können sollen, was notwendig ist für den nächsten Schritt. Sie sind keine Mängelwesen, sondern genau so, wie sie sein sollen. Monat für Monat können wir ihre Entwicklung beobachten und begleiten.  Weiterlesen