Warum mein Baby jeden Tag massiert wird

In einer Familie mit drei Kindern bilden sich im Laufe der Zeit viele Rituale aus, die den Alltag betreffen: angefangen beim gemeinsamen Frühstück über Tischsprüche und Abendroutinen bis hin zur Körperpflege der Kinder. Vom ersten Kind an war die Babymassage eines der liebsten Pflegerituale, die wir in unseren Alltag eingebunden haben. – Und sie ist es auch geblieben, begleitet die großen Kinder noch immer als Kindermassage und nun auch das zuletzt angekommene Kind. Die wohltuenden, liebevollen Berührungen sind aus unserem Leben nicht mehr weg zu denken.

An jedem Tag haben wir denselben Ablauf: Wenn das Baby ausgeschlafen und wach ist, wird es entkleidet und abgehalten und anschließend auf ein kuscheliges Fell gelegt. Mit einem warmen,nur wenig feuchtem Waschlappen wird es dann sanft gewaschen und anschließend mit einem Basisöl massiert. Oft ist mindestens eins der Geschwisterkinder dabei, spielt mit dem Baby, massiert oder wartet, dass auch es selbst massiert wird. Liebevolle Berührung vermittelt Zusammengehörigkeit, Geborgenheit und tut einfach gut.

Berührung ist mehr als Hautkontakt – für das Baby bedeutet er alles

Der Tastsinn ist derjenige unserer Sinne, der sich als erster entwickelt: Schon 5 1/2 Wochen nach der Zeugung kann das Baby Berührungen an Lippe oder Nase spüren. Im Laufe der Schwangerschaft dehnt sich die Berührungsempfindlichkeit auf den ganzen Körper aus. Wenn das Kind dann geboren ist, ist der Tastsinn zwar noch nicht ganz ausgereift, aber er bietet dem Baby den besten Zugang zu dieser neuen Welt. Im Kontakt mit uns lernt es die Welt kennen: Eng an uns geschmiegt fühlt es sich sicher. Es versucht, sich mit seinen kleinen Händen an uns festzuhalten, die Beine gehen in eine Stellung, in der es nach dem Aufnehmen optimal getragen werden kann: Unser Baby zeigt mit all seinen Mitteln, dass es sich Hautkontakt wünscht. Es braucht unsere schützende Nähe, unsere wohltuende Wärme. Im Körperkontakt mit uns spürt es, dass es nicht allein ist, dass jemand da ist, der sich kümmert, es pflegt und behütet. Unsere körperliche Nähe verspricht alles, was das Baby zum Überleben braucht: Nahrung, Schutz, Pflege, Zuwendung. Deswegen ist es so wichtig, dass gerade dieser Sinn des Babys so ausgeprägt ist.

Liebevolle Massage stärkt die Bindung

Große Augen schauen einen an, wenn das Baby in der richtigen Stimmung zur Massage ist: Vielleicht lächelt es oder rudert freudig mit den Armen. Wenn es größer wird, streckt es vielleicht schon einen Arm oder ein Bein entgegen, weil es die Massage liebt und genießt. Und spätestens dann ahnen wir es: Massage ist nicht nur Sicherheit, nicht nur Berührung, sondern hat auch einen großen Einfluss auf die Beziehung. Bindung entsteht u.a. durch die emotionalen Erfahrungen, die das Baby mit dem Elternteil macht: Wenn wir feinfühlig, sorgsam, respekt- und liebevoll mit den Bedürfnissen und Signalen unseres Babys umgehen, kommen wir einer sicheren Bindung näher. Bei dieser Art des Körperkontakts, angenehmen Gefühlen, Stillen, respektvoller Körperpflege und gemeinsamen schönen körperlichen Interaktionen wird u.a. Oxytozin ausgeschüttet: Oxytozin bewirkt Entspannung, ein Gefühl der sozialen Verbundenheit, mildert Ängste, senkt den Blutdruck, verringert den Kortisolspiegel, verbessert die Wundheilung, regt (Nerven-)Wachstum an. Wird Oxytozin ausgeschüttet, fungiert es als Bindungshormon und wir fühlen uns dem Menschen uns gegenüber verbunden. Genau das passiert, wenn wir unser Baby liebevoll streicheln und massieren.

Die respekt- und liebevolle Massage eines Babys oder Kindes ist deswegen mehr als nur irgendein Ritual oder ein Kurstrend. Es ist eine alte Tradition, wie wir unseren Kindern näher kommen können und sie im Ankommen unterstützen und ihnen helfen, mit den Anforderungen der Welt zurecht zu kommen. Wir nehmen Last von ihren kleinen Schultern, entspannen sie und nehmen den Stress, den das Leben manchmal bereithält. Wir zeigen ihnen, dass wir für sie da sind.

Deswegen massiere ich mein Kind jeden Tag. Du auch?
Eure
Susanne_clear Kopie

8 Kommentare

  1. Bettina Merkelbach

    Ja, die Massage ist seit vielen Monaten ein geliebter Bestandteil unseres Abendrituals und entspannt uns beide gleichermaßen. Meine kleine Maus strahlt mich an, wenn ich als Zeichen meine Hände mit Öl einreibe und signalisiert mir: Ja, du kannst loslegen. 😀

  2. Simone Brauer

    Das klingt immer alles so schön bei euch. Umso frustrierennder wenn es bei einem selbst ganz anders läuft. Mini hält absolut nix von Schlaf, auch permanenter Korperkontakt bringt sie nicht zur Ruhe. Sie brüllt egal in welcher Position und natürlich endet auch die Massage nach kürzester Zeit in einem Disaster…

    • Hallo Simone, mir geht es aktuell mit meinem 10 Wochen alten Sohn genauso. Darf ich fragen, wie alt dein Kind ist?
      Viel Kraft für dich und deine Familie!
      Viele Grüße
      Ulrike

      • Simone Brauer

        Die Kleine ist 5 Wochen und eigentlich ist ihr Charakter von Geburt an schon sehr deutlich erkennbar. Na dann auch dir viel Kraft. Schön zu wissen das man nicht ganz alleine ist.

        • Das tut mir sehr leid. eines meiner Kinder ist/war ein high needs kind und daher kenne ich das auch. ich wünsche Euch viel Kraft!

  3. Bei uns hat es auch nicht so gut funktioniert. Der kleine hat max. 5 Minuten mitgemacht und dann keine Lust mehr gehabt. Es war auch egal zu welcher Tageszeit wir die Massage gemacht haben ?

  4. Propperline

    Bei uns war der Papa im Baby-Massage-Kurs, als einziger Mann damals. Dem Großen hat es gefallen, haben wir immer wieder mal in den Tagesablauf integriert. Wenn es auch nicht zur Regelmäßigkeit wurde, so machen wir es immer wieder mal und die Kinder mögen es. Bei uns bietet es sich z.B. immer gut nach dem Baden an.

  5. Katrin Rosendahl

    Das kann wirklich sein, dass sie von der Massage auch mal überfordert sind. Die Leiterin meines Babymassagekurses hat uns das damals erklärt, und auch bei meiner Tochter war es auch mal so, dass sie es eine Weile lang sehr schön fand, aber dann plötzlich anfing, zu weinen. Ich war nicht sicher, ob ihr zu kalt geworden war (im Wohnzimmer, auf dem Sofa mit Heizung, aber ohne Wärmelampe) oder ob es ihr nur zu viel wurde. Aber es kann jedenfalls sein und heißt nicht, dass man was falsch gemacht hat.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert