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Lass uns ein Bilderbuch ansehen – Wie man Bilderbücher abwechslungsreich und spannend betrachten kann

Geht es Euch auch so? Manche Bilderbücher muss man immer wieder gemeinsam ansehen. So oft, dass man sie schon im Schlaf nachmalen könnte. Immer wieder genau die gleichen Beschreibungen. Oder später bei den ersten Büchern mit Schrift: Wehe, man verliest sich, denn das Kind kennt die Geschichte in- und auswendig und erkennt jeden kleinen Fehler. Kinder lieben einfach Wiederholungen. Alles bleibt gleich, das gibt Sicherheit. Und doch kann es für Eltern schön sein, auch mal etwas Abwechslung in das Vorlesen zu bringen. Deswegen zeige ich Euch heute unsere kleinen Tipps, um eine Geschichte oder ein Buch immer mal wieder etwas anders zu gestalten.

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Gemeinsam ein Buch ansehen bedeutet kuscheln, Aufmerksamkeit teilen, zusammen Zeit verbringen, sich mitzuteilen, aufmerksam zuhören, Worte finden, beisammen sein, sich aufeinander einlassen, Neues entdecken, Altes wertschätzen, Gefühle mitteilen.

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Abwechslung in das Buchbetrachten kann man bringen, indem man zum Beispiel Sachen aus dem alltäglichen Leben den Geschichten zuordnet. Das können Tiere sein, die man dem Tierbuch zuordnet. Oder auch andere Gegenstände aus einer Geschichte, wenn zum Beispiel im Buch mit einem Ball gespielt wird, kann man fragen: „Hast Du auch einen Ball? Wo ist der Ball? Welche Farbe hat Dein Ball?“ Es gibt viele Möglichkeiten, die Bilderbuchgeschichten in den Alltag zu übertragen und ein Spiel aus der gemeinsamen Bilderbuchbetrachtung zu machen.

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„Wenn Du im Buch eines der Puzzletiere wieder findest, sortier es in das Puzzle ein.“ So wird aus der Bilderbuchbetrachtung ein Suchspiel.

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Und manchmal kann man Bücher auch einfach in einem ganz anderen Kontext einsetzen. Hier zum Beispiel dient das Buch als Stall für die Tiere auf dem Spielplatz.

Und wie bringt Ihr etwas Abwechslung in Eure Vorlesesituationen?

Ordnung, Ordnung, Ordnung

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Immer wieder werde ich gefragt, wie ich das mit der Ordnung zu Hause so halte und wie das mit den Kindern so gemacht wird. Zunächst einmal: Natürlich sieht es auf meinen Fotos ordentlich aus, aber ganz oft ist es auch ganz anders hier. Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne. Und letztlich verbringe ich lieber Zeit mit meinen Kindern, als ständig zu waschen, putzen, Staub zu wischen und so weiter. Natürlich ist das auch notwendig, aber es nimmt absolut nicht den größten Teil meiner Tagesbeschäftigung ein. Wie also mache ich es mit dem Ordnung halten im Alltag?

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Aufräumen

Ich bitte meine Kinder, mit aufzuräumen. Dabei erwarte ich nicht, dass sie nach meinen Maßstäben aufräumen. Es geht eher darum, ihnen zu zeigen, dass das Aufräumen zum Tag dazu gehört und sie daran zu gewöhnen. Kinder haben einen ganz eigenen Ordnungssinn und der kann sich von dem der Eltern sehr unterscheiden. Sie sortieren vielleicht nach anderen Maßstäben oder entwickeln ganz neue Kategorien: Nicht alle Bausteine sollen in eine Kiste, sondern auf einmal werden zwei Kisten benötigt, weil ja die grünen Bausteine nicht dazu gehören. Nach und nach steigen die Erwartungen an das Aufräumen bei mir an und es werden mehr Vorgaben gemacht. Beim Sohn freue ich mich, wenn er Dinge in eine Kiste wirft. Die Tochter sollte aber mit ihren fast 5 Jahren schon die verschiedenen Bastelsachen in die zugehörigen Boxen legen.

Wenn ich mit den Kindern im Spielzimmer spiele oder bei ihnen sitze und lese oder etwas andere tue, habe ich immer auch einen Blick auf die Spielsachen. Merke ich, dass ein Spiel zu Ende gespielt ist, bitte ich, das weg zu räumen bevor mit einer neuen Sache begonnen wird. Wenn sich aber gerade ein neues Spiel aus einem alten entwickelt hat und ich die Kinder nicht unterbrechen möchte, räume ich die Sachen auch einfach selbst zur Seite. Das Aufräumen bleibt also im Fluß. Ich empfinde es als wichtig, dass der Spielraum immer etwas klar ist, damit die Kinder auch wieder neu in ein Spiel kommen und nicht von zu viel umher liegenden Dingen abgelenkt sind.

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Sortieren

Um es im Alltag auch den Kindern einfacher zu machen, haben die Dinge ihren Platz: Die Bücher der Tochter stehen in einem Regal, die des Sohns im anderen. Die Bastelsachen sind alle in durchsichtigen Plastikboxen, so dass man von außen weiß, was darin ist. Sie stehen weiter oben im Regal, so dass die Kinder Bescheid sagen können, wenn sie die Knete, die Sandkiste oder den Playmais haben wollen. So fällt es leicht, etwas auszuwählen und auch, es später wieder zurück zu stellen.

Sauber machen

Ich finde, das ist das schwerste im Alltag mit den Kindern – gerade, wenn sie zu Hause sind: Die Grundreinigung der Wohnung. Staub wischen, putzen, saugen. Es nimmt viel Zeit in Anspruch, einen Vierpersonenhaushalt zu pflegen und diese Zeit wollen die Kinder aber oft nicht hergeben. Da hilft nur eins: beides miteinander verbinden! Wir haben Kinderbesen, Kinderschrubber, Handfeger und Kehrblech in kleiner Ausführung. Besonders beliebt ist das Badputzen mit viel Wasser und Schaum. Natürlich geht das nicht so schnell wie früher ohne Kinder und ist auch ab und zu mit kleinen Pannen verbunden, wenn der Wassereimer umfällt oder mit dem Besen beim Rumhantieren ein Glas vom Schrank gefegt wird. Kinder können aber aktiv mit dabei sein, lernen dabei viel in Hinblick auf die Feinmotorik und haben einfach Spaß.

Wenn Besuch kommt

Früher habe ich vor Besuchen gründlich aufgeräumt, gesaugt, vielleicht sogar die Fenster geputzt. Heute ist das in der Form, in der ich es damals getan habe, nicht mehr möglich. Aber früher habe ich auch meine Küchenhandtücher gebügelt – heute nicht mehr vorstellbar. Ein sehr lustiges und durchaus effektives Vorgehen, um die Wohnung schnell gut aussehen zu lassen, habe ich bei Chantalle von Fat Mum Slim gefunden. Tatsächlich habe ich ein ähnliches Vorgehen für Notfallaufräumaktionen bei mir. Und wenn das nicht klappt, oder nicht ausreicht, dann verweise ich auf dieses Gedicht, dessen Verfasser unbekannt ist, ich ihm aber für diese schönen Zeilen gerne einmal danken würde:

Freund, wenn Du dieses Haus betrittst;
vieles nicht ganz sauber blitzt.
Du merkst, das es hier Kinder gibt,
die man mehr als Putzen liebt.

Da gibt es Spuren an den Wänden,
gemalt von flinken kleinen Händen.
Wir machen es mal später weg,
jetzt spielen wir erstmal Versteck.

Spielzeug liegt an jedem Ort,
doch eines Tages ist es fort.
Die Kinder sind uns kurz geliehen,
bis sie erwachsen von uns ziehen.

Dann wird auch alles aufgeräumt,
dann läuft der Haushalt wie erträumt.
Jetzt freuen wir uns an unseren Kindern
und lassen uns daran nicht hindern.

Warum Kinder in ihr Spiel versunken sein sollen – Ein bisschen Flow für den Alltag

Wasserspiel

Gestern haben wir zauberhafte neue Badepralinen für die Kinder hergestellt aus Kakaobutter, Natron, Zitronensäure, Stärke und Glitzersternchen. Diese wurden heute sogleich ausprobiert in der Badewanne und dabei konnte ich den Sohn in seinem Spiel mit Wasser beobachten. Der Wasserhahn lief und immer und  immer wieder versuchte er, den Strahl ergreifen zu können. Seine kleine Hand versuchte, den Strahl zu packen wie ein Seil – und schloss sich dann doch immer wieder nur in sich selbst. Ganz verzückt ließ er das Wasser durch seine Finger rinnen und beobachtete seinen Lauf. Es erschien mir fast, als würde er es zum ersten Mal so bewusst wahrnehmen. Seine Hand drehte sich unter dem Wasserstrahl und er beobachtete, wie das Wasser in alle Richtungen spritzte. Minutenlang saß er so da und beobachtete und probierte.

Wie Erwachsenen würden es als „Flow“ bezeichnen: das völlige Aufgehen in einer Tätigkeit. Kinder haben sie noch problemlos, diese Momente des „Flow“, in denen ihr Handeln einfach dahin fließt, in denen sie sich ganz einer Sache hingeben und ihr Bewusstsein gar nicht mehr zu trennen ist von der Handlung. Ein Moment, in dem sie ganz und gar ihre Aufmerksamkeit auf eine Sache richten, auf eine Handlung, eine Beobachtung. Alles andere in der Umgebung wird vergessen. In diesem Moment sind sie die Handlung selbst. Ablenkung ist kaum möglich. Eine Ermahnung, eine Stimme von Außen wird tatsächlich nicht wahrgenommen, so sehr sind sie konzentriert. Die Zeit fliegt geradezu dahin und wird nicht wahrgenommen.

Der Antrieb für dieses Handeln liegt in ihnen selbst. Ihr Forscherdrang verleitet sie dazu, sich dieser Neugierde hinzugeben. Es beobachtet, erprobt, nimmt Grenzen wahr und testet sie aus. Was kann ich? Was kann ich nicht? Kann ich den Wasserstrahl anfassen? Immer wieder werden neue Erkenntnisse ausprobiert, auf die Probe gestellt und so immer weiter erkannt, was man mit einem Gegenstand tun kann, wofür er da ist. Das Kind nähert sich durch Experimente einer Sache an, um sie ganz und gar zu verstehen.

So ist es nicht nur mit dem Wasserstrahl, sondern mit so vielen neuen Dingen, die das Kind kennen lernt. Es probiert sich und den Gegenstand aus und erfährt auf diese Weise, wofür es ihn nutzen kann. Und je älter es ist und je mehr Fähigkeiten es hat, umso intensiver wird es sich mit dem Gegenstand auseinander setzen, neue Fähigkeiten daran ausprobieren und immer mehr Wissen sammeln darüber, wie es damit umgehen kann. Der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget hat dies seinerzeit als das Wechselspiel von Assimilation und Akkomodation bezeichnet, wodurch das Kind sich letztlich sein Wissen von der Welt aneignet.

Für uns bedeutet dies: Lassen wir das Kind spielen. Zeigen wir ihnen nicht sofort, wofür wir denken, dass ein Gegenstand benutzt wird. Lassen wir das Kind selbst probieren, wozu er da ist. Zeigen wir nicht gleich, wie ein Spielzeugauto aufgezogen, ein Ball gerollt oder ein Musikinstrument benutzt wird. Geben wir Zeit, nehmen wir uns und unsere Erwartungen zurück. Genießen wir es, wenn es sich in einem Zustand des Versunkenseins befindet und immer Neues ausprobiert, sich erprobt und so seine Welt verstehen lernt. Greifen wir nicht zu schnell ein in das Spiel, sondern lassen wir das Kind experimentieren. Ermahnen wir nicht und sind nicht verärgert, weil das Kind unsere Stimme nicht hört. Versuchen wir einfach, uns auch hinein zu versetzen: zu verstehen, warum und was das Kind versucht. Nehmen wir einen kleinen Teil dieses kindlichen Denkens und Handelns in uns auf für unseren Alltag und lassen uns auch davon inspirieren und den „flow“ in unseren Alltag kommen. Denn manchmal würde es uns auch sehr gut tun.

 

 

Ein Klick reicht nicht – Zur ErMahnwache in Berlin

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Heute gab es Proteste in verschiedenen Städten Deutschlands zur Situation der Hebammen. Natürlich gab es auch in Berlin eine der ErMahnwachen. Etwa 500 Leute sollen dort gewesen sein und auch in der Abendschau (ab 0:29) wurde darüber berichtet. 500 Leute sind gut, aber natürlich braucht es noch mehr Leute, um aufmerksam zu machen, um Protest zu zeigen und etwas zu bewegen. Wie wichtig es ist, dass wir aktiv werden, zeigt dieses Gespräch:

Mann: „Ach, was haben Sie denn da für Sachen auf Ihren Pullovern?“

Ich: „Die Geburtsjahren und Umstände, unter denen wir geboren wurden. Heute war eine Demonstration in Berlin für den Erhalt der Hebammen.“

Mann: „Ach, war das heute? Ja, ich hab darüber gelesen.“

Ich: „Es ist wichtig, dass sich Menschen dafür einsetzen, dass die Hebammen auch weiterhin frei arbeiten können und Frauen eine Wahl haben, wo und wie sie gebären können.“

Mann: „Ja, ja, ich unterstütze das auch. Ich hab die Petition unterzeichnet.“

Ich: „Toll, danke.“

Es ist super, dass schon so viele Menschen die Petition zur Rettung der Hebammen unterzeichnet haben. Aber: Wir dürfen nicht denken, dass ein Klick im Internet eine politische Aussage ist und es damit reicht. Es ist so verführerisch zu denken, dass man sich ja engagiert, wenn man Petitionen unterzeichnet. Und natürlich ist das auch toll, aber um etwas zu bewegen, benötigt man mehr als nur einen kleinen Klick. Deswegen: Geht auf die Straßen! Zeigt Eure Flaggen! Versendet Eure Postkarten! Wir sind mehr Berliner als 500, die sich für Hebammen und freie Geburtskultur einsetzen!

Ein paar Eindrücke von heute aus Berlin:

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Besonders gefreut habe ich mich auch über bekannte Gesichter: GfG-Kolleginnen von mir, Christina Baris von artgerecht, Franzi Karagür von Einfach Klein und viele Leute, die ich über Twitter und Facebook kennen gelernt habe oder die mich daher „erkannt“ haben.

Noch mehr Bilder findet Ihr hier und hier.

Was wir längerfristig tun können, um das Vertrauen in die Gebärfähigkeit zu stärken

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Das Gebären ist in einer Krise: Die freiberuflichen Hebammen sind in Gefahr und damit die freie und selbstbestimmte Wahl des Geburtsortes. An anderer Stelle habe ich bereits ausgeführt, wie wichtig es ist, dass nun nicht nur schnell eine Lösung für die akute Lage gefunden wird, sondern es um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt, das auch gesamtgesellschaftlich angegangen werden muss. Frauen haben das Vertrauen in ihre Gebärfähigkeit verloren. Selbst innerhalb des Protestes für die Hebammen hört man immer wieder: Ohne Hebammen können wir nicht gebären! Natürlich sind Hebammen in der Schwangerschaft, bei der Geburt und in der Zeit danach von unschätzbarem Wert und unterstützen die Phase des Übergangs, begleiten und nehmen an die Hand, wo es notwendig ist. Doch in erster Linie sind es die Frauen, die gebären und die Vertrauen in ihre Gebärfähigkeit haben müssen, damit natürliche und selbstbestimmte Geburten möglich sind.

Wenn nachhaltig eine Lösung gefunden werden soll für das Problem, in dem sich die Geburtshilfe und die Gebährfähigkeit momentan befinden, muss – durchaus neben dem akuten Handlungsbedarf – eine gesamtgesellschaftliche Wende vollführt werden. In den letzten Tagen wurde ich aufgrund des vorangegangenen Artikels oft gefragt, wie das denn bewerkstelligt werden soll. Was kann man tun, um Frauen wieder an ihre Gebärfähigkeit zu erinnern und ihnen Vertrauen zu schenken?

Punkt 1: Geburtsvorbereitung ist kein medizinischer Hechelkurs, sondern Stärkung des Vertrauens in sich

Zunächst ist es natürlich wichtig, Schwangere richtig zu betreuen. Geburtsvorbereitungskurse sollten kein Ort sein, an dem nur medizinisches Faktenwissen vermittelt wird. Natürlich ist es richtig und wichtig, dass Paare über den Verlauf der Geburt Bescheid wissen und auch erfahren, dass die erste Phase der Geburt, die so genannte Eröffnungsphase, eine lange Zeit andauern kann oder wie weit der Muttermund geöffnet sein muss, damit das Baby geboren wird. Diese Rahmenbedingungen sind insbesondere für Paare wichtig, die in Krankenhäusern gebären, damit sie dort die Situation einschätzen und die Sprache des Personals verstehen können.

Der Schwerpunkt einer Geburtsvorbereitung sollte jedoch immer anders gelagert sein: in der Unterstützung des Selbstvertrauens. Es ist von großer Bedeutung, zu vermitteln, welche enormen Fähigkeiten der Körper hat, um eine Geburt normal und spontan zu ermöglichen. Paare können lernen, welche Hormone unter der Geburt wichtig sind und was man tun kann, um ihre Wirkung günstig zu beeinflussen. Es sollte erklärt werden, wie unglaublich flexibel das Becken ist und wie durch bestimmte Positionen die Geburt positiv beeinflusst werden kann. Von großem Nutze ist es, Rahmenbedingungen zu verdeutlichen, die sich direkt auf den Geburtsverlauf auswirken, wie zum Beispiel Ruhe und Intimsphäre bewirken, dass sich die Schließmuskeln lockern und erst so Geburt entspannt möglich ist. Erst wenn diese wichtigen Zusammenhänge erklärt sind Frauen auf dieser Basis wissen, dass sie selbst und ihr Körper fähig sind, ein Kind auf natürliche Weise zu gebären, können dann noch Methoden zum Umgang mit Schmerz wie Meditation, Atmung, Bewegung etc. erlernt werden.

Qualität in der Geburtsvorbereitung ist also ein wichtiger Aspekt, um Frauen in ihrer Gebärfähigkeit zu unterstützen.

Punkt 2: Positive Geburtsgeschichten stärken Vertrauen

Direkt mit dem Geburtsvorbereitungskurs zusammen stehen positive Geburtsgeschichten. Verheerend für einen Kurs kann es sein, wenn Frauen mit schlechten Geburtserfahrungen in dem Kurs zu viel Raum einnehmen und Erstgebärende mit Geschichten verängstigen. Für Frauen mit traumatischen Geburtserfahrungen ist es wichtig, einen Raum zu haben, um sich darüber auszutauschen und diese schlechten Erfahrungen zu verarbeiten. Dieser Raum ist jedoch nicht in einem normalen Geburtsvorbereitungskurs, sondern in einer Einzelberatung mit einer Hebamme oder Traumatherapeutin.

Positive Geburtsberichte hingegen sind wunderbare Möglichkeiten, um Frauen in ihrer Gebärfähigkeit zu unterstützen. Auch Ina May Gaskin hebt in ihrem neuen Buch „Birth Matters – Die Kraft der Geburt“ die Bedeutung von Geburtsgeschichten hervor. Da Geburt in der heutigen Zeit hinter wohl geschlossenen Türen geschieht und wir kaum positive Geburtsgeschichten kennen und auch nicht die Möglichkeit haben – wie es in anderen Kulturen der Fall  ist – bei normalen Geburten dabei zu sein, ist es von großer Bedeutung, sie zu lesen und von anderen Frauen zu hören, dass normale Geburten möglich sind und wie sie ablaufen.

Es wäre wünschenswert, wenn es noch mehr Raum und Möglichkeiten gäbe, solch positive Geburtsgeschichten von spontanen Geburten ohne Eingriffe zu lesen.

Punkt 3: Geburten in den Medien – Zeichen setzen

Insbesondere in Film und Fernsehen werden Geburten problematisiert. Wir sehen schreiende Frauen, die auf dem Rücken in Betten liegen. Wir hören davon, wie Herztöne zurück gehen. Und in vielen Fällen enden Geburten in Serien und Filmen mit Kaiserschnitten. Die Medien beeinflussen uns in unserer Wahrnehmung und auch in dem, wie wir selbst über uns denken. Mit solch negativen Beispielen gehen wir auch negativer an die eigene Geburt heran. Darum ist es wichtig, solche Geburtsszenen kritisch zu betrachten und auch ein Zeichen zu setzen: Wir wollen nicht nur solche Geburten sehen! Wenn neue Filme und Serien mit dieser Art von Geburtsberichten gezeigt werden, müssen sich Menschen beschweren. Fernsehsender und Filmproduktionsfirmen müssen ein Feedback erhalten, das lautet: Zeigt normale Geburten!

Punkt 4: Lobbyarbeit

Die Probleme in Bezug auf die Haftpflichtversicherung der Hebammen sind nicht neu und auch generell ist zu bemerken, dass das Vertrauen der Frauen in die Gebärfähigkeit seit Jahren schwindet. Problematisch ist, dass es nur eine kleine Lobby gibt, die sich für die natürliche und selbstbestimmte Geburt einsetzt. Wollen wir in Zukunft wieder einen Schritt nach vorn gehen in Hinblick auf Stärkung der Gebärfähigkeit, ist es wichtig, diese Lobby zu unterstützen. Es gibt einige Vereine in Deutschland, die sich aktiv für die selbstbestimmte Geburt einsetzen. Ich persönlich engagiere mich in der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung – Familienbildung und Frauengesundheit – e.V. seit vielen Jahren. Dieser Verein setzt sich schon seit 1980 für Frauen, Eltern und Familien in Umbruchsituationen wie Schwangerschaft, Familienanfang und Wechseljahre ein. Darüber hinaus sind jedoch auch Vereine wie Greenbirth e.V., Mamaprotest oder Hebammen für Deutschland e.V., die sich für selbstbestimmte Geburten einsetzen. Diese Vereine benötigen Unterstützung in Form von Engagement und Spenden, um sich für ihre Ziele einzusetzen.

Punkt 5: Am Anfang beginnen – Kinder positiv an Geburten heran führen

Möchten wir wirklich tiefgreifende Veränderungen in der Geburtskultur erreichen, müssen wir – wie immer – am Anfang anfangen: bei den Kindern. Schon Kinder erfahren heute Geburt negativ. Sie hören, wie negativ von Geburten berichtet wird, sie sehen in Film und Fernsehen negative oder zumindest nicht selbstbestimmte Geburten, sie haben kaum positive Geburtsvorstellungen. All diese Geschichten und Erfahrungen setzen sich jedoch fest und formen ein Bild davon, wie Geburt eingeschätzt und erwartet wird. Deswegen ist es wichtig, dass wir unsere Kinder von Anfang mit positiven Geburten konfrontieren. Wenn wir mit ihnen über ihre Geburten sprechen, müssen wir nicht das Negative hervorheben, sondern die positiven Aspekte fokussieren. Wir können Bücher auswählen, die gut mit dem Thema umgehen und in denen die Mütter nicht nur mal schnell ins Krankenhaus geschickt werden wie bei „Conni und das neue Baby“. Hier wären Kinderbücher wie „Runas Geburt“ oder „Unser Baby kommt zu Hause“ zu nennen. Viele Geburtsvorbereiterinnen bieten zudem spezielle Kurse für Kinder und Schulen an: Hier erfahren Kinder je nach Alter unterschiedlich gewichtet alles Wissenswerte über Schwangerschaft und Geburt, können Fragen stellen und in praktischen Übungen erfahren, was in einer Schwangerschaft passiert und wie wohltuend unterstützende Maßnahmen wie Massagen sein können oder dass Babys nicht sofort nach der Geburt gebadet werden müssen und warum das so ist. Solche Unterrichtseinheiten lassen bei Kindern positive Gedanken zur Geburt entstehen und können daher langfristig die Einstellung zu Schwangerschaft und Geburt verändern.

Meine Tochter ist nun fast 5 Jahre alt. Sie weiß schon viel über Geburten, was auch durch meine Arbeit kommt, aber auch, weil wir viel darüber sprechen. Gerade ist es wieder ein aktuelles Thema und sie fragt immer wieder nach ihrer Geburtsgeschichte.Für ihren Geburtstag schreibe und illustriere ich ihr nun ein Buch über ihre Geburt. Ich hoffe, Ihr damit auch ein Stück Vertrauen in die Gebärfähigkeit mitzugeben. Wie es sich entwickelt, das Buch, werde ich von Zeit zu Zeit hier im Blog zeigen.

 Was könnt oder wollt Ihr tun für Euch und Eure Kinder?

Warum ich mich nicht nur für meine Hebamme einsetze. – Sondern für mich.

Geburt

Es geht ein Aufruhr durch Facebook, Twitter und Co., Zeitungen und Fernsehsendungen berichten davon: Am 13.02.2014 ließ der Deutsche Hebammen Verband e.V. verlauten, dass der Berufsstand der Hebammen durch den Einbruch des Versicherungsmarktes bedroht ist.  Ab Sommer 2015 gibt es keine Haftpflichtversicherungsmöglichkeiten mehr für freiberufliche Hebammen. Ohne diese kann freiberufliche Hebammenarbeit nicht mehr durchgeführt werden, da ohne Haftpflichtversicherung keine Geburten zu Hause, im Geburtshaus oder als Beleggeburten in Krankenhäusern möglich sind. Zahlreiche Initiativen haben sich gebildet, um Politikern und Gesellschaft zu zeigen: Wir benötigen freie Hebammen. Immer wieder ließt man: Setzt Euch ein für Eure Hebamme! Doch dieser Aufruf ist falsch. Es geht nicht darum, sich für einen Berufsstand einzusetzen, sondern es sollte heißen: Frauen, setzt Euch ein für Euer Recht auf eine freie und selbstbestimmte Geburt. Es ist kein Hebammenprotest, sondern ein Frauenprotest!

Zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen

Hebammen müssen bei Geburten dabei sein. Sie sind die Fachfrauen für die Geburtsarbeit, nicht die Ärzte. So regelt es dasHebammengesetz, in dem es heißt:

§ 4
(1) Zur Leistung von Geburtshilfe sind, abgesehen von Notfällen, außer Ärztinnen und Ärzten nur Personen mit einer Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung „Hebamme” oder „Entbindungspfleger” sowie Dienstleistungserbringer im Sinne des § 1 Abs. 2 berechtigt. Die Ärztin und der Arzt sind verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, daß bei einer Entbindung eine Hebamme oder ein Entbindungspfleger zugezogen wird.
(2) Geburtshilfe im Sinne des Absatzes 1 umfaßt Überwachung des Geburtsvorgangs von Beginn der Wehen an, Hilfe bei der Geburt und Überwachung des Wochenbettverlaufs.

Nach diesem Gesetz darf sogar ein Arzt nur im Notfall eine Geburt ohne Hebamme durchführen. Bei Geburten in Krankenhäusern muss zwar ein Arzt zur Geburt anwesend sein, aber begleitet und geleitet wird sie durch die Hebamme.
Durch die steigenden Haftpflichtversicherungen sind nun aber die Arbeit der Hebammen in Gefahr, d.h. derjenigen, die Hausgeburten, Geburtshausgeburten und Beleggeburten begleiten. Auch die Vor- und Nachsorgetätigkeit ist betroffen, auch wenn hierfür die Versicherungskosten bislang nicht so stark angestiegen sind, wie es bei der außerklinischen Geburtshilfe der Fall war. Nun könnte man sagen, dass Hebammen ja weiterhin durch das gesetzliche Recht dabei sein müssen – nur eben im Krankenhaus und dass Geburten dann eben im Krankenhaus stattfinden müssen. Doch was bedeutet das für Geburten?

Die pathologisierte Geburt

Geburt ist ein normaler Vorgang, an dem es zunächst nichts Pathologisches gibt. Gibt es keine schwerwiegenden Vorerkrankungen, steht einer normalen Geburt nichts im Wege. So kommt es auch, dass Geburten traditionell von Hebammen begleitet werden und eben auch nicht unbedingt in Krankenhäusern stattfanden. Dass Geburten zunehmend jedoch in Krankenhäuser verlegt wurden, ist eine gesellschaftliche Entwicklung durch Einwirken der Pharma-, Medizinprodukte- und Ärztelobby. Geburt wurde in den vergangenen Jahrhunderten zunehmend pathologisiert. Es wurden Ängste geschürt, um Frauen dazu zu bewegen, Geburten in Krankenhäuser zu verlegen. Begründet wurde dies oft mit mehr Sicherheit für Frau und Kind. Betrachtet man allerdings die Datenlage, stimmt dies nicht. Die Einführung von Medizinprodukten führte in vielen Fällen zu einer Verschlechterung der Gebärsituationen: Das neu eingeführte CTG führte zu einer vermehrten Anzahl von Kaiserschnittgeburten, da dessen Angaben falsch interpretiert wurden: Naturgemäß sinken die Herztöne unter der Geburt durch die Wehen, was allein noch keine Indikation für einen Kaiserschnitt ist. Da aber für das CTG oft das Liegen im Bett erforderlich ist (und das CTG auch lange läuft, wenn Daten falsch interpretiert werden), kann sich das Kind aber womöglich nicht richtig im Becken einstellen. Auch sind die Wehen schmerzhafter. Um den Schmerz zu mindern, gibt es die PDA, die wiederum zahlreiche Nebenwirkungen haben kann und den Geburtsverlauf negativ beeinflusst. Da die Geburt hierdurch in die Länge gezogen wird, werden wiederum Wehenmittel zur Anregung verabreicht, die stärkere Kontraktionen hervor rufen und den Blutzufluss zum Kind stärker beeinträchtigen können. Auf diese Weise erhöht sich die Kaiserschnittrate, die in den letzten 10 Jahren um 10 Prozent auf derzeit ca. 30 Prozent angestiegen ist.

Es ist ein pathologisierter Kreislauf, der aus Kostengründen aufrechterhalten wird: Ein CTG wird angeschlossen und zeichnet Daten auf. Die Anwesenheit der Hebamme bzw. das Abhören mit einem Hörrohr ist nicht notwendig, die Hebamme kann mehrere Personen gleichzeitig betreuen. In Bezug auf die Haftpflichtversicherungen gibt es zudem einen wichtigen anderen Aspekt zu betrachten: Die Müttersterblichkeit ist durch die Kaiserschnittraten gestiegen. Doch kostenintensiver in Hinblick auf die Versicherung ist ein Kind, das durch die Geburt beeinträchtigt wurde, weshalb für Krankenhäuser der Kaiserschnitt „die sicherere“ Wahl ist. Geburten in Krankenhäusern sind statisch nachweisbar häufiger mit Eingriffen begleitet: Vom Wehenmittel über Dammschnitt bis zum Kaiserschnitt. Selbstbestimmte Geburt ist im Krankenhaus schwer möglich.

Das Recht auf eine freie Geburt

Führt man sich all dies vor Augen, wird klar: Hier stehen andere Interessen als die der Gebärenden im Vordergrund. Die freie Hebamme, die nicht den Klinikinteressen unterliegt, kann im Sinne und zum Wohl der Frau arbeiten. Natürlich wollen das auch Klinikhebammen, doch sind die Rahmenbedingungen für sie erschwerend und in gewissem Umfang müssen sie sich den Klinikregeln unterwerfen. Freie Hebammenarbeit ist deswegen wichtig, damit Frauen nicht diesem System unterworfen werden.

Dennoch ist es nicht der Kampf um die freien Hebammen, den wir austragen müssen. Sie sind Begleiterinnen auf dem Weg. Sie stehen uns mit ihrem Wissen und ihrer Kompetenz zur Seiten und helfen durch die Wehen. Gebären aber tun wir alleine unsere Kinder. Wenn wir sagen, dass wir ohne Hebammen nicht gebären können (Slogan: „Ohne Hebis keine Babys!“) ist das schlichtweg falsch. Und idealerweise ist das erste Gesicht nicht das der Hebamme, sondern das der Gebärenden. Wenn wir sagen, dass wir Geburten nur durch Hebammen bewerkstelligen, geben wir das Vertrauen in unsere Gebärfähigkeit ab. Aber genau das ist es, was wir brauchen für Geburten – ob im Krankenhaus oder anderswo. Wir müssen wieder dorthin gelangen, dass Geburt als normaler, nicht pathologisierter Vorgang betrachtet wird. Dass wir selber davon überzeugt sind! Wir müssen für unser eigenes Recht kämpfen, nicht für das eines Berufsstandes. Wir müssen in der Gesellschaft für ein Umdenken sorgen, dass sich nicht nur auf das Vorhandensein von helfenden Händen stützt. Natürlich sind diese Hände wichtig und wir müssen sie jetzt unterstützen, aber insgesamt ist es unser eigener Protest.

Jetzt ist der Moment, gesamtgesellschaftlich aktiv zu werden und eine Kehrtwende in Hinblick auf Frausein und Geburt zu vollziehen. Für uns, für unsere Kinder und für alle Gebärenden nach uns – und dabei auch für die Hebammen.

 

 

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Der Partner während der Geburt – Warum „Es gibt für Dich nichts zu tun.“ nicht stimmt

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Momentan gibt es in der aktuellen ELTERN-Zeitschrift eine Reihe unter dem Titel „Väter 2014“. Diesmal geht es darum, wie Männer heute Schwangerschaft und Geburt erleben. An einigen Stellen konnte ich diesmal nur den Kopf schütteln: Darin findet sich ein Interview mit Dr. Wolf Lütje, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe im Hamburger Amalie-Sieverking-Krankenhaus. Dr. Lütje erzählt darin, dass er einen Geburtsvorbereitungskurs für Männer gibt, in dem er ihnen wichtige Botschaften für die Geburt vermittelt. Die erste davon lautet:

Du hast es während der Geburt mit einer Frau zu tun, die du nicht kennst.

Botschaft Nummer zwei ist:

Es gibt für dich nichts zu tun. Man muss den Männern die Erwartungen nehmen. Dann gehen sie entspannter in den Kreißsaal. Es kann nämlich sein, dass alles, was ein Mann im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hat, auf einmal bedeutungslos wird – weil die Frau gar nicht berührt werden will, weil sie ihm den Waschlappen aus der Hand schlägt, mit dem er ihr die Stirn kühlen möchte, oder weil sie den Becher Wasser in die Ecke pfeffert.

Mit Botschaft Nummer drei und vier finde ich wichtig, würde sie jedoch noch etwas weiter ausführen. Dr. Lütjes Nachrichten sind:

Der Mann soll sich vor den Bildern schützen. […] Es ist gut, wenn du dich um deine Frau kümmerst, aber noch besser ist es, wenn du dich um dich selbst kümmerst.

Zum Begriff  „Partner während der Geburt“

Seit 2009 bin ich selber Geburtsvorbereiterin. Ich habe im Geburtshaus Kurse für Paare gegeben und Paare in Einzelgesprächen auf die Geburt vorbereitet. Ich spreche an dieser Stelle bewusst von „Paaren“, denn ich habe bereits Regenbogenfamilien betreut oder auch Frauen, die als Partner nicht ihren Lebenspartner, sondern eine Freundin mitnahmen. Für sie alle gelten die Empfehlungen, die ich Partnern in meiner Arbeit mit auf dem Weg gebe. Unabhängig davon, ob nun der Begleiter bei der Geburt ein Mann, eine Frau, eine Freundin oder irgendjemand anderes Nahestehendes ist.

Partnerschaft unter der Geburt

Nun also zum Kern dieses Artikels: Gedanken zu den „wichtigen“ Botschaften von Dr. Lütje. Haben wir es unter der Geburt mit einem anderen Menschen zu tun? Die Geburt ist ein einschneidendes Ereignis im Leben – und zwar für alle Beteiligten. Ein Mensch wird geboren, Eltern werden geboren, ein Paar wird zu einem Elternpaar. Durch und während der Geburt verändern sich Dinge. Und gebärende Frauen begeben sich in einen Zustand, den sie – zumindest beim ersten Kind – noch nicht erlebt haben. Viele Frauen berichten nach einer Geburt davon, welch unglaubliche Kräfte sie in sich mobilisieren konnten, dass sie eine bisher ungeahnte Kraft verspürten, dass sie über ihre Grenzen hinaus gegangen sind. Ja, gebärende Frauen lernen sich unter der Geburt neu kennen. Und natürlich lernt auch der Partner die Frau dadurch auf eine neue Weise kennen.

Was jedoch eher dem Klischee aus dem Film nahe kommt sind Frauen, die immer lieb und freundlich sind und unter der Geburt auf einmal mit Gegenständen um sich werfen, schmutzige Schimpfwörter benutzen und den Partner verfluchen. Ja, es kommt vor, dass Schimpfwörter benutzt werden, es gibt negative Gedanken und auch ruppige Bewegungen, aber unter der Geburt gibt es normalerweise keinen Persönlichkeitswechsel.

Es ist falsch, Partner in den Glauben zu versetzen, die Frau würde unter der Geburt vielleicht eine ungehaltene Fremde werden. Es ist falsch, weil es schlichtweg nicht stimmt, aber auch, weil natürlich auch negative Emotionen zum Ausdruck kommen können, aber sie nicht einer vollkommen anderen Person entspringen. Frauen können unter der Geburt emotional kräftiger sein als sonst, aber in ihrem persönlichen Temperamentsrahmen. Und Kraft wird unter der Geburt benötigt. Die Energien, die frei werden, sollten eher als unterstützend und bestärkend wahrgenommen werden.

Wir sind und bleiben die Menschen, die wir sind. Auch unter der Geburt. Vielleicht kommt eine Seite zum Ausdruck, die wir sonst weniger in uns tragen. Oder wir erkennen auch Neues in uns. Aber wir werden keine Fremden. Und unter der Geburt wird der Partner auch deswegen nicht fremd, weil man sich auf ihn einstellt, weil man bei ihm ist. Man stellt sich aufeinander ein. Man durchlebt gemeinsam diese Geburt, die auch beide auf ihre Weise verändern wird.

Was Partner unter der Geburt leisten

Machen wir uns nichts vor: Gebären muss nun einmal die Frau. Da führt kein Weg dran vorbei. Aber sie ist nicht allein und es stimmt nicht, dass ein Partner nichts für sie tun kann. Gerade bei einer Geburt im Krankenhaus kann der Partner nämlich von besonders großer Hilfe sein.

Was viele Paare nicht ahnen ist der Umstand, dass sie in der Eröffnungsphase lange Strecken auf sich gestellt sind. In dieser Zeit kommt in vielen Krankenhäusern ab und zu eine Hebamme vorbei, um nach dem Voranschreiten der Geburt zu sehen, aber sie sitzt nicht im gleichen Zimmer. Das ist in den meisten Fällen auch gut so, denn hierdurch kann die Frau zu sich kommen, wird nicht abgelenkt. Das Großhirn wird nicht aktiviert, was besonders Michel Odent immer hervor hebt. Sie kann ganz bei sich sein und auf ihren Körper hören. Doch hier ist es auch gut, jemanden an der Seite zu haben. Klassischerweise lernen Partner im Geburtsvorbereitungskurs wie sie den Rücken der Gebärenden massieren können oder ihr Becken bewegen. Und während die Gebärende unter der Geburt vollkommen richtig ihr Großhirn ausschaltet und damit auch nicht an all die Ratschläge aus dem Kurs denkt, ist da der Partner dabei, der daran denken kann. Der ohne große Gespräche oder Erinnerungen an die soundsovielte Geburtsvorbereitungssitzung ihr den gesüßten Tee reicht, der den Rücken massiert, die Hand hält oder das Becken bewegt. Der sie unterstützt im Atmen, mitatmet und auch einfach darauf achtet, was sie gerade möchte, was ihr Körper ihr sagt und darauf eingeht. Der auf sie und ihre innere Stimme vertraut.

Gebärende brauchen unter der Geburt Ruhe und Zurückgezogenheit. Sie müssen Intimsphäre haben, damit sich die Schließmuskeln entspannen, sich der Muttermund öffnen kann. Und gerade hierfür ist der Partner im Krankenhaus von unschätzbarem Wert: Weiß er um die Bedeutung von Ruhe und Intimsphäre, kann er sich um diese Rahmenbedingungen kümmern, während sich die Gebärende auf die Geburt konzentriert. Er kann Klinikpersonal darum bitten für mehr Ruhe zu sorgen, kann Routinen ablehnen, kann sich auch gegen bestimmte Eingriffe zur Wehr setzen, die vorher gemeinsam als ungewünscht besprochen wurden. Während der Geburt fällt es Frauen nämlich oftmals schwer, solche Entscheidungen zu fällen. Es soll schon einmal – nur vorsichtshalber – ein Zugang an der Hand gelegt werden? Solche (wenn auch nur kurz schmerzhaften) Eingriffe können Frauen aus der Geburtsarbeit wieder heraus holen. Sie sind oft auch schlichtweg nicht notwendig, wenn ein Paar zu einer normalen, spontanen Geburt in die Klinik kommt. Ebenso verhält es sich mit einem Einlauf zur Darmentleerung. In einem guten Fall werden diese Routinen im Geburtsvorbereitungskurs angesprochen und das Paar kann auf dieser Basis gemeinsam besprechen, was sie sich wünschen und was nicht – und für was der Partner unbedingt einstehen soll.

Natürlich können Geburtsbegleiter und Partner nicht die Geburtsarbeit abnehmen. Sie können auch die Schmerzen nicht wegnehmen. Aber sehr wohl können sie Schmerzen vermindern. Studien belegen, wie sich positiver Körperkontakt auf das Schmerzempfinden auswirkt. Und ja, es gibt Frauen, die unter der Geburt nicht berührt werden möchten. Ina May Gaskin betont, wie sehr das Lachen während der Geburt Erleichterung bringen kann, weil der Betaendorphinspiegel gehoben wird, was Schmerzen betäubt. In ihrem Buch „Birth Matters – Die Kraft der Geburt“ schreibt sie auch, wie das Küssen während der Geburt hilfreich sein kann, um den Schmerz beim Durchtritt des Kindes durch den Geburtskanal zu mindern. Begleiter unter der Geburt können also entscheidend positiv auf die Geburt einwirken, obwohl sie vielleicht in mancher Augen nicht viel tun. Doch wie so oft im Leben gilt auch hier: Qualität ist wichtiger als Quantität. Es kommt nicht darauf an, wie viel ein Partner unter der Geburt macht, sondern dass das, was er tut, das ist, was gerade gebraucht wird.

In einem guten Geburtsvorbereitungskurs sollten die Menschen, die eine Gebärende zur Geburt begleiten, also lernen, wie wichtig die Rahmenbedingungen für eine Geburt sind: Ruhe, Abgeschiedenheit, angenehme Atmosphäre und verständiges Personal. Sie können Handgriffe lernen, die Erleichterung bringen unter den Wehen, wie Rücken- oder Fußmassagen. Und sie können erklärt bekommen, wie sonst positiv auf Schmerzen eingegangen werden kann durch Körperkontakt, Berührungen, durch Küsse, durch gemeinsames Lachen, durch gemeinsames Tönen und positive Gedanken. Und natürlich sollten sie auch wissen, dass die Gebärende unter der Geburt im Vordergrund steht und man weder erwarten kann noch sollte, dass sie sich um die Begleitung kümmern kann.

Begleitung zur Geburt – eine wohl überdachte Wahl

Was vorher auf jeden Fall – und darin stimme ich mit Dr. Lütje überein – geklärt werden muss, ist der Umstand, ob der Lebenspartner wirklich die Geburt begleiten möchte. Heutzutage wird das oft angenommen oder gar voraus gesetzt. Doch ist es wichtig, das vorher zu besprechen. Manche Partner haben Schwierigkeiten, die Frau unter der Geburt zu sehen. Die Gründe dafür können sehr individuell sein und sollten auf jeden Fall immer beachtet werden.

Ist vorher bekannt, dass der Lebenspartner nicht bei der Geburt dabei sein kann oder möchte, kann eine Alternative gesucht werden. Auch eine gute Freundin oder Doula kann zur Geburt hinzu gezogen werden. Von unschätzbarem Wert ist eine Beleghebamme. Wichtig ist, dass der Begleiter oder die Begleiterin auf das Ereignis vorbereitet ist und die Abläufe kennt. Es muss in der Geburtsvorbereitung beispielsweise erwähnt werden, dass unter der Geburt auch Stuhl bei der Frau abgehen kann, wenn das Kind durch den Geburtskanal tritt. Sind solche Fakten bekannt, muss sich weder die Frau dafür schämen (oder gar verhalten, was sich auf den Fortgang der Geburt negativ auswirken kann), noch werden Partner davon überrascht. Hier ist, was Dr. Lütje ebenfalls hervorhebt, die Position des Partners so wichtig: Die begleitende Person muss ja nicht direkt das Durchtreten des Kopfes sehen. Ein Platz im Rücken der Gebärenden, um sie zu halten und zu stützen, zum Beispiel bei einer Geburt auf dem Gebärhocker oder im Stand, ist für viele Begleiter eine sehr gute Position.

Fazit: Es gibt viel zu tun für Menschen, die Gebärende begleiten

Wer eine Gebärende begleitet, kann viel für sie tun. Es muss nicht der Lebenspartner sein, der sie zur Geburt begleitet, aber eine vertraute Person ist eine wunderbare Unterstützung, wenn eine Frau im Krankenhaus ihr Kind gebären möchte. Geburtspartner können zwar keine Schmerzen abnehmen und auch nicht das Kind gebären, aber es gibt zahlreiche hilfreiche Dinge, die sie tun können. Wie und was möglich ist, können sie vorher in einem Geburtsvorbereitungskurs erklärt bekommen. Hebammen und Geburtsvorbereiterinnen sind speziell dafür ausgebildet, Kurse anzubieten, in denen es nicht nur um die medizinischen Fakten zur Geburt geht, sondern um das eigentlich wichtige: Wie eine gute Geburtsatmosphäre geschaffen werden kann und wie die Gebärende auf natürliche Weise unterstützt werden kann. Ich persönlich würde daher immer zu einem Besuch bei einer Geburtsvorbereiterin oder Hebamme raten und nicht zu einem Kurs, der von Ärzten in der Klinik geleitet wird, da deren eigentliches Berufsfeld ein anderes ist.

 

Von Windeln und windelfrei – Über unsere private Windelauswahl neben Elimination Communication

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Darüber, wie wir unseren Weg zur Elimination Communication (EC) gefunden haben, habe ich ja bereits ausführlich berichtet. Es war der Sohn, der mit Vehemenz immer wieder zum Ausdruck brachte, dass er das mit den Windeln bzw. mit den vollen Windeln wirklich nicht so toll findet. Nun, mit 15 Monaten, sagt er jedes mal „Kacka“, wenn er dieses Bedürfnis verspürt. Seit ca. 2 Monaten hatten wir nun keine Windel mehr, die ein großes Geschäft beinhaltete und auch davor nur selten Situationen, in denen wir zu langsam waren, ihn zur Toilette zu bringen und rechtzeitig von den Windeln zu befreien. Denn wenn man EC mit dem Kind macht, ist eines besonders wichtig: Die Wahl der Windel, wenn das Kind denn welche trägt.

Im Sommer ist Elimination Communiaction besonders einfach. Es ist warm, das Baby oder Kleinkind kann wunderbar in einem langen Hemd oder einer lockeren Splitpants durch die Gegend laufen und man hält es ab, wenn es dies signalisiert. Natürlich können auch Windeln genutzt werden, besonders für unterwegs, aber es muss tatsächlich nicht sein. Wer aber Windeln im Sommer auch unterwegs nutzt und wer besonders im Winter das Problem des Zwiebellooks kennt, der weiß: Wenn das Kind sein Bedürfnis anmeldet, sollte man es schnell ausziehen können. Langes Ausziehen ist also eher ungünstig. Aber wie passt das mit Stoffwindeln zusammen?

Als ich zum ersten Mal mit meinem Mann über Stoffwindeln sprach, war er völlig abgeneigt. Bei Stoffwindeln dachte er nämlich an Mullwindeln und Bindewindeln. Diese kannte er noch aus der Kindheit und war gar nicht davon überzeugt, sie bei uns zu nutzen. Als ich ihm dann aber erklärte, dass sich seither auf dem Stoffwindelmarkt viel getan hat und es Stoffwindeln gibt, die wie Wegwerfwindeln angelegt werden, kamen wir doch ins Gespräch.

Nachdem wir uns im Hug & Grow etwas in die riesige Auswahl an Stoffwindeln eingearbeitet hatten, haben wir uns zunächst für ein Startpaket mit TotsBots Bamboozles entschieden. 20 dieser Höschenwindeln aus Bambusrayon und Polyester wurden vor dem Tragen einige male gründlich gewaschen und getrocknet, damit sie wirklich saugfähig sind. Es gibt sie in 2 Größen. Wir hatten zunächst von jeder Größe 10, hätten aber auch von Anfang an Größe 2 benutzen können und haben dann die 1er Windeln schnell wieder verkauft (übrigens annähernd zum Einkaufspreis) und 2er nachgekauft. Der Unterschied zwischen Größe 1 und 2 war nicht besonders groß und im Steg sind die sowieso beide identisch. Mittels Druckknöpfen kann die Windel noch verkleinert werden. Im Innenteil der Windel wird eine separate Einlage mit Druckknöpfen befestigt, wodurch die Windel wirklich sehr saugfähig ist. Auch nach einem Jahr Nutzung ist sie noch immer in einem guten Zustand: Das Material ist weich und saugstark, die Klettverschlüsse schließen sehr gut. Sie sitzt toll und verrutscht auch bei viel Bewegung nicht. Für die Nacht ist sie ein sehr guter Begleiter, denn sie nimmt wirklich viel Feuchtigkeit auf ohne für das Kind unangenehm zu werden. In Hinblick auf Elimination Communication kommt nun aber der Haken: Es ist eben nur eine Höschenwindel. Zum Nässeschutz benötigt man eine Überhose wie beispielsweise eine Wollhose. Und damit hat man schon etwas mehr Aufwand, wenn es mal schnell gehen soll. Und: Ab und zu geht schon ein bisschen was in die Windel. Wenn der Sohn dann aber aufs Töpfchen geht, möchte ich ihm danach nicht die etwas nasse Windel wieder anziehen, sondern eine trockene. So ist der Waschaufwand recht hoch, obwohl jede Windel nur wenig nass wird.

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Also machte ich mich auf die Suche nach einer Alternative zur klassischen Höschenwindel, zumindest für den Tag. Dabei stieß ich auf verschiedene Systeme: All-in-one-Windeln, Pocketwindeln, Snap-in-one-Windeln (beide All-in-Two, wie übrigens auch die Höschenwindeln in diese Kategorie fallen) und All-in-Three. Zunächst probierte ich eine All-in-one-Windel aus: Hier ist tatsächlich alles in einer Windel zusammen. Die Einlage ist direkt an der Windel befestigt und um die Windel herum befindet sich eine Nässeschutzschicht. Die Windel ist deswegen ganz schnell einsatzbereit, man muss absolut nicht vorher zusammenklicken oder einlegen und man kann sie dementsprechend schnell ausziehen. Gute Idee also für EC. Ich habe eine Swaddlebee Simplex aus dem Hause Blueberry probiert. Die Einlage ist an der Windel befestigt. Da es jedoch auch eine Innentasche gibt, können zusätzlich zu dieser Einlage noch weitere Einlagen hinzugefügt werden (wie bei einer Pocket-Windel, siehe unten). Auch hier gibt es Druckknöpfe, um die Windel zu verkleinern und sie wird auch über Druckknöpfe geschlossen, wodurch sie wirklich sehr fest hält. Auch der Sitz ist gut. Verwendet man nur die festgenähte Einlage, ist die Saugkraft nicht so stark wie bei der TotsBots Bamboozle, aber in Kombination mit EC passt das gut, da ja auch weniger in die Windel geht und im Idealfall dafür mehr in die Toilette. Nachteil gegenüber den weiter unten aufgeführten Windeln ist natürlich, dass sie komplett in die Wäsche muss. Und wie bei der Höschenwindel: Eine nasse Windel wird nicht noch einmal angezogen.

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Auf den Geschmack gekommen, wollte ich nun auch eine Pocketwindel ausprobieren, Prinzip All-in-two. Auch hier gilt wieder: Überhose ist mit dran. Sie hat allerdings eine Tasche, in die die Einlage geschoben wird. Man kann also auch verschiedene Einlagen oder mehrere Schichten einlegen. Ausprobiert habe ich eine Bumgenius aus dem Hause Cotton Babies. Zur Windel gehören zwei Microfasereinlagen, die in die Tasche geschoben werden können (wie gesagt können aber auch andere Einlagen genutzt werden). Die mitgelieferten Einlagen sind aber gut in ihrer Saugkraft, sitzt gut und hat für EC einen tollen Vorteil, denn sie lässt sich sehr gut und schnell dank der Klettverschlüsse ausziehen und es fällt rutscht die Einlage nicht zur Seite oder fällt nach hinten während des Abhaltens wie es bei einer All-in-one passieren kann. Nach dem Waschen trocknet sie sehr schnell, schneller als die TotsBots Bamboozles. Nachteil: Entweder muss die gesamte Windel gewaschen werden oder die nassen Einlagen müssen aus der Tasche heraus gezogen werden, was für manche vielleicht unangenehm ist. Aber es ist möglich, die Windel mehrmals zu benutzen und nur die Einlage zu wechseln, was dann zu weniger Waschaufwand führt.

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Natürlich musste es dann zum Vergleich auch noch eine Snap-in-one-Windel sein, die ja auch nach dem All-in-two-Prinzip funktioniert. Hier gibt es eine wasserundurchlässige Außenschicht und die Einlagen, die eingeklickt oder gelegt werden. Dabei kam ich auf die GroVia Hybrid. Auch sie ist mit Druckknöpfen in der Größe verstellbar, verfügt aber über Klett zum Schließen. Die Außenschicht ist recht dünn und wird auch recht schnell etwas feucht, wodurch das System des mehrfachen Auswechselns der Einlagen nicht ganz so gut aufgeht. Je nachdem welche Einlagen verwendet werden, können sie beim Ausziehen auch runter fallen oder verrutschen, sind also nur bedingt EC geeignet. Sie lässt sich aber auch sehr gut und leicht öffnen.

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Und schließlich bin ich dann noch bei einer All-in-Three-Windel angelangt. Hier gibt es eine Außenwindel, eine Innenwindel zum Einklicken und die Einlage. Stephanie Oppitz und die Windelmanufakturwindeln lernte ich über meine Kollegin Anne Weidlich kennen. Und was Anne mir vorschwärmte, hielt dem Test stand: Eine Windel mit tollen Stoffen für die Außenwindel und sogar der Möglichkeit, sich selbst den Stoff für die Außenwindel auszusuchen oder einen Wunschstoff für die Windel zuzuschicken. Unter den Stoffwindeln also die Königin der Designmöglichkeiten! Darin befindet sich eine wasserfeste Innenwindel aus PUL, die sich gut anschmiegt und nicht ausläuft und in die verschiedene Einlagen gelegt werden können. Obwohl die Einlagen nicht an der Innenwindel befestigt werden, werden sie so eingelegt, dass sie beim Öffnen im Stehen nicht heraus fallen. Die Einlagen können mehrfach ausgewechselt werden, bevor die gesamte Windel gewaschen werden muss, wodurch sich die Wäschemenge wirklich reduziert. Somit ist auch diese Windel eine tolle Kombination für EC.

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Mein Fazit also lautet: Für EC ist die Kombination mit All-in-Three wie bei der Windelmanufaktur oder einer Pocketwindel sehr praktisch. Sie können schnell an- und ausgezogen werden, das auch gut im Stehen, ohne dass Teile der Windel verloren gehen oder beschmutzt werden beim Abhalten. Für nachts, wo der Sohn nicht abgehalten wird, ist auch weiterhin die Höschenwindel der Favorit. Wer noch einen besseren Überblick über die verschiedenen Windelsysteme benötigt, die ich hier vorgestellt habe, findet ihn hier oder auch detaillierte Informationen zu einzelnen Produkten im kostenlosen Windel-Ebook vom Hug & Grow.

 

Stoffwindeln und EC findest Du interessant und möchtest gerne auch andere Familien hierzu beraten? Dann ist vielleicht unser Workshop „GfG-Babypflege“ das Richtige für Dich. Hier lernst Du alles Wissenswerte zu Stoffwindeln, EC und Babypflege.

 

Wir tragen noch – 15 Monate ohne Kinderwagen

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Bei meiner Tochter damals habe ich die ganz normale Babyausstattung gewählt. Dazu gehörte selbstverständlich auch ein Kinderwagen – den hat ja schließlich jeder. Glücklicherweise konnte ich einen Kinderwagen von einer Freundin bekommen, denn irgendwie hatte ich damals schon ein ungutes Gefühl wegen der Nachrichten von Schadstoffen in Kinderwagen und dachte, bei einem gebrauchten Modell wäre wenigstens alles gut ausgelüftet. Letztlich habe ich den Kinderwagen aber nur sehr wenige Male überhaupt benutzt. Ich habe getragen bis zum 2. Geburtstag. Und nun, beim Sohn, haben wir uns gar nicht erst einen neuen Kinderwagen zugelegt. Beim letzten Mal hat es ja mit dem Tragen großartig funktioniert. Warum also diesmal nicht auch darauf vertrauen? Damit sind wir nicht falsch in der Annahme gewesen: 15 Monate lang wird der Sohn nun schon getragen. Und weil es auf meinem persönlichen Trageweg schon so viele Fragen gab, möchte ich hier auf einige der am häufigsten gestellten Fragen eingehen:

Bekommen Babys beim Tragen genug Luft?

Als die Tochter wenige Monate alt war, war ich mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Die Tochter war in der Wickelkreuztrage vor mir und schlief. Ich fühlte nach, ob sie vielleicht schwitzen würde. Eine ältere Dame schaute mich an und sagte unaufgefordert: „Uns wurde ja früher gesagt, dass Kinder am besten grade auf dem Rücken liegen sollen. So bekommt das Kind ja gar keine Luft!“ Ach. Und auch 4 Jahre später, unterwegs mit dem Sohn, wurde ich wieder angesprochen von einer Frau, ob mein Kind denn da drin noch leben würde, denn Luft würde es ja wohl nur schwer bekommen können. Studien haben allerdings belegt, dass das nicht der Fall ist: Getragene Babys leiden nicht unter Sauerstoffmangel! Weder gesunde Frühgeborene noch normal geborene Kinder zeigen einen kritischen Rückgang der Sauerstoffsättigung beim aufrechten (!) Tragen. Abzuraten ist auf jeden Fall hingegen von den in Amerika viel vertriebenen Bag-style-slings, in denen Babys wie in Beuteln liegen und zu wenig Luft bekommen können. Hier kann tatsächlich eine Sauerstoffunterversorgung drohen.

Tragen schadet dem Rücken und der motorischen Entwicklung des Babys?

Neben der Frage nach dem Sauerstoffmangel ist eine weitere sehr weit verbreitete Meinung ja, dass das Tragen zu Wirbelsäulenschäden führen würde. Auch hiermit war ich zunächst bei der Tochter und dann beim Sohn konfrontiert. Kopfschütteln und Nachfragen, ob das denn nicht bekannt sei, dass Kinder für eine gesunde Entwicklung auf dem Rücken liegen müssten. Selbst in der Spielgruppe, die ich mit dem Sohn besuchte, wurde das von der Kursleiterin angemerkt (wodurch ich diesen Kurs nicht mehr besuchte). Skoliose? Kyphose? Lordose? Die dem Tragen angedichteten Haltungsschäden sind vielfältig.

Die Tochter hat nachdem sie zwei Jahre ausschließlich getragen wurde eine sehr gute Körperhaltung, wie uns die Kinderärtztin und auch die Erzieherinnen immer wieder sagen. Doch weil das ja recht subjektiv ist, lohnt der Blick auf weitere Studien: Hilal Kavruk konnte in einer Studie zeigen, dass selbst bei Kindern, die schon früh lange Zeit am Tag aufrecht getragen wurden, nicht mehr Wirbelsäulenschäden oder Haltungsauffälligkeiten auftraten als bei nicht getragenen Kindern. Auch Evelin Kirkilionis beschreibt eindrücklich, dass Haltungsschäden nicht vom Tragen hervorgerufen werden – sofern eine gute Trage gewählt wird bzw. das Tuch richtig gebunden ist:

Zwei Faktoren unterscheiden eine gute von einer ungeeigneten Tragehilfe bzw. Bindetechnik: Die beschriebene Spreiz-Anhock-Haltung und eine gut unterstütze aufrechte Rückenhaltung. Damit ein Baby nicht in sich zusammensinkt, muss es eng eingebunden sein, um sich so am Körper des Erwachsenen angelehnt aufrichten zu können.

Dass Kinder deswegen nicht mit dem Gesicht nach vorn getragen werden sollen, erschließt sich daraus schon selbst. Haltungsschäden durch das Tragen – sofern es richtig gemacht wird – können also ausgeschlossen werden. Im Gegenteil: Das Tragen kann sogar zur zur Vorbeugung einer Hüftdysplasie dienen.

Oft schon habe ich auch die Frage gehört, ob das ständige Umhertragen nicht das Kind am Krabbeln und Laufen hindern würde. Auch hier kann ich aus der Erfahrung mit meinen beiden Kindern sagen: Nein, das tut es nicht. Meine Tochter lief mit 12 Monaten, mein Sohn mit 10 Monaten. Beide haben vorher alle anderen Stadien der normalen Bewegungsentwicklung durchlaufen: Drehen, Rollen, Robben, Schieben, Krabbeln, Bärengang.  Aber auch unabhängig von meiner persönlichen Erfahrung zeigt sich, dass das Tragen keineswegs zu einer Entwicklungsverzögerung führt. Im Gegenteil könnte man eher von einer Förderung des Kindes durch das Tragen sprechen, da das Kind auf vielen verschiedenen Ebenen durch das Tragen angeregt wird: Es nimmt andere Seheindrücke wahr, kann besser und näher mit der erwachsenen Bezugsperson kommunizieren, der Gleichgewichtssinn wird geschult, durch die Bewegungen wird auch der Körper stimuliert, der Kopf kann früher aufrecht gehalten werden.

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Ist das nicht zu schwer?

Wer erst mit dem Tragen beginnt, wenn das Kind schon älter ist, hat es manchmal schwerer, als wenn von Anfang an getragen wird. Denn glücklicherweise passt sich der Körper ja dem wachsenden Gewicht nach und nach an. So wird das schwerer und größer werdende Kind gar nicht wirklich als größere Last wahrgenommen, weil sich die Muskulatur anpasst. Was allerdings schon wichtig ist und einen enormen Unterschied in der Belastung ausmachen kann, ist die Art des Tragens: Welche Tragehilfe wird genutzt? Wie wird das Tuch gebunden? Vorne, hinten oder auf der Hüfte? Damit das Baby oder Kleinkind gut getragen wird und das Tragen auch für die Bezugspersonen eine Freude ist und bleibt, ist es wirklich sinnvoll, eine Trageberatung zu machen. Auch wenn Begleitheftchen heute Tragetechniken zeigen oder man im Internet Videos ansehen kann, ersetzt dies nicht eine fachkundige Beratung, bei der ganz persönlich am Körper gezeigt wird, wie man ein Tuch anlegt und festzieht, wie die Trage sitzen soll etc.

Unser Trageweg

Im Folgenden möchte ich Euch schildern, wie ich meine Kinder getragen habe bisher – aber das ist unser persönlicher Weg. Jeder findet im Laufe der Zeit (ggf. mit professioneller Unterstützung die Trageweise, die für ihn uns seine Kinder passt). Meine beiden Kinder habe ich von Anfang an im Tuch getragen. Mittlerweile habe ich eine kleine Sammlung an verschiedenen Tüchern: kurz, lang, mittel, verschiedene Muster und Marken. Natürlich habe ich auch beruflich einige Modelle für verschiedene Zwecke, aber besonders auch privat ist mir die Auswahl mittlerweile wichtig.

Am Anfang habe ich meine Tochter ausschließlich in der Wickelkreuztrage getragen, den Sohn am Anfang dann auch in der Känguru-Trage. Allerdings kam der Sohn im Herbst 2012 zur Welt, auf den dieser lange und kalte Winter folgte. Ich stellte fest, dass im hohen Schnee und unterwegs mit zwei Kindern das Tragetuch zu unflexibel für mich war (in Hinblick auf schnelles rein und raus) und nutzte beim Sohn dann auch als Tragehilfe den Bondolino (anfangs mit Verengung des Stegs durch eine Tuch).

Als die Tochter größer wurde, habe ich für unterwegs auch die Kreuztrage ausprobiert, weil es ein so einfaches hineinsetzen und rausnehmen auch unterwegs ermöglichte. Der Sohn, der viel schneller viel mehr begreifen wollte und viel offener und schneller in der Gesamtentwicklung ist, habe ich bereits mit 6 Monaten dann in den Sling genommen und auf der Hüfte getragen – was ich bei der Tochter erst mit 9 Monaten machte. Der Sling ist für mich gerade zu Hause eine enorme Erleichterung, wenn im Haushalt etwas gemacht werden muss, aber das Kind den Körperkontakt sucht. Die Tochter habe ich dann bis zum Ende der Tragezeit im Sling auf der Hüfte getragen.

Und der Sohn heute mit 15 Monaten? Während ich meine Tochter so gut wie nie auf dem Rücken trug, ist es beim Sohn nun anders. Er liebt auch den Sling, aber die Rückentrage mag er auch sehr, wenn er möglichst hoch gebunden auf meinem Rücken ist und über meine Schulter sehen kann. Das ist mit herkömmlichen Tragehilfen nicht so einfach zu machen (abgesehen natürlich vom Tuch), aber mit dem Meitai.

Der Meitai ist sozusagen die Urform der Tragehilfe. Er besteht in seiner ganz ursprünglichen Form aus einem rechteckigen Stück Stoff, dessen Ecken mit Bändern verlängert sind. Die oberen Verlängerungen dienen als Träger und die unteren als Hüftgurt. Das Kind „sitzt“ in dem Stoffrechteck. Hier bei uns sind besonders die Meitais von Fräulein Hübsch bekannt geworden. Mittlerweile habe ich auch eine kleine Auswahl an Meitais zu Hause. Wie auch bei den Tragetüchern gilt auch hier: Die Stoffqualität ist wichtig für den richtigen „Sitz“ des Kindes. Wie oben erwähnt, ist für das richtige Tragen eine bestimmte Haltung notwendig und besonders auch die Stützung des Rückens. Je jünger das getragene Kind ist, desto wichtiger sind diese Qualitätsmerkmale, damit es gut gehalten werden kann. Kleine Babys sollten deswegen nur in besonders hochwertigen Meitais getragen werden, in denen der Rücken optimal unterstützt wird. Auch hier ist eine Trageberatung wieder viel wert, denn es können Modelle verschiedener Hersteller ausprobiert  und Vor- und Nachteile erläutert werden.

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Für den Sohn habe ich zum Testen kürzlich einen Meitai von Bykay erhalten. Der Stoff ist ein Mix aus Baumwolle und Leinen im Denim-Look. Der Steg ist eigentlich schon zu schmal für ihn, doch lassen sich die breiten Träger auffächern und verbreitern auf diese Weise den Steg optimal. Selbst die Tochter könnte ich so noch in eine Anhock-Spreiz-Haltung binden. Auch im Winter mit einem dicken Schneeanzug (der ja das gute Binden bzw. eine gute Haltung oft behindert), kann der notwendige Sitz gebunden werden. Die gepolsterten Schultergurte machen das Tragen auch für mich angenehm und sind bei einem Gewicht von 12kg auch durchaus notwendig mittlerweile.

So also wird er auch weiterhin getragen. Im Meitai, im Tuch, im Sling. Selten vorne, meist auf der Hüfte oder auf dem Rücken. Für mich ist es noch immer die schönste Art, mein Kind sanft ins Leben zu begleiten. Ich gebe ihm Nähe und ermögliche ihm dabei, alles zu sehen, zu erfahren, kennen zu lernen.

 

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Verlosung: 

Die Firma Bykay hat einen ihrer Meitais zur Verlosung bereit gestellt. Ihr habt auch ein größeres Tragekind und wollt den Meitai ausprobieren? Dann nehmt am Gewinnspiel auf Facebook teil und gewinnt einen Meitai, den die Firma Bykay zur Verfügung gestellt hat!

Schneeflöckchen… Wir begrüßen den Schnee

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Nun also ist er da: der Schnee! Die Tochter hat ihn so lange herbei gesehnt. Ich hatte ja schon fast gehofft, dass wir dieses Jahr um Glatteis und Schnee herum kommen – der letzte Winter würde mir persönlich für ein paar Jahre reichen. Doch nun also ist er da, der Schnee, die Kinder freuen sich und deswegen möchte ich Euch daran teilhaben lassen, wie wir ihn begrüßen und was wir mit dem Schnee so anfangen.

„Frau Holle“ ansehen

Seit Wochen schon sehen wir am Sonntag die DEFA-Verfilmung von „Frau Holle“. Die Tochter liebt sie, findet immer wieder neue Details dazu und wir sprechen sehr viel über den Inhalt. Für Kinder ist es nämlich überhaupt nicht schlimm, immer und immer wieder dasselbe zu sehen.Im Gegenteil: Sie lieben ja Wiederholungen und haben so die Möglichkeit, sich ausführlich damit zu beschäftigen. Und ich persönlich finde diese Version des Märchens auch sehr gelungen. Die Farben, das Bühnenbild – einfach ganz großartig.

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Schneeflöckchen-Fensterdeko

Natürlich wünschen sich die Kinder noch mehr Schnee. Und um die Freude aufzugreifen und Frau Holle zu zeigen, wie sehr wir uns freuen, haben wir schnell eine kleine Fensterdeko gebastelt. Dazu braucht man nur: Einen Stock (haben wir immer in Massen zu Hause, weil die Tochter von jedem Spaziergang welche mitbringt), Wattebälle, durchsichtige Schnur, eine Nadel.

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Den Faden fädel ich noch selbst auf die Schnur, aber dann kann die Tochter weiter machen: Mit der Nadel werden die Wattebäusche aufgefedelt, jeder einzelnen festgeknotet. Die Watte-Schnüre werden dann an dem Stock befestigt und alles zusammen kommt ans Fenster. Eine schöne Beschäftigung für einen Nachmittag!

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Schneeballschlacht im Spielzimmer und Fühlspiel

Nun also sind die Wattebällchen ausgepackt. Beim Auffädeln bleibt es natürlich nicht, denn zu schön sind diese kleinen, flauschigen Teilchen. Also machen wir eine gemeinsame Schneeballschlacht damit. Achtung bärtige Väter: Wattebällchen im Bart sind schwierig!

Und dann kommen alle Wattebällchen in unsere große Holzkiste. Der Sohn kann darin etwas spielen und genießt es, die weichen Bällchen über die nackten Beine zu wischen, sich den Bauch damit zu kitzeln. Eine schöne Erfahrung für den Tastsinn!

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Schneemann im Glas

Kürzlich habe ich in einem Blog die Idee zum Schneemann im Glas gesehen und da wir nun gerade noch Watte übrig hatten und leere Gläser sowieso immer da sind, haben wir einen Schneemann im Glas gebaut: Dazu braucht man ein Schraubglas mit Deckel, Watte, Stoffreste für Hut und Schal, ein Stück Papier für die Nase, einen Edding oder Knöpfe oder Glitzersteine für die Augen und den Mund. Wir haben den Schneemann zusammen gebastelt: Ein Auge habe ich aufgeklebt, eins die Tochter, eine Seite des Mundes habe ich aufgemalt, eine die Tochter,… Der zweite Schneemann wird dann ganz allein gemacht nach eigenen Vorstellungen.

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Schneespiele für zu Hause

Und wenn der Schnee dann da ist, dann muss auch nicht nur draußen damit gespielt werden. Im letzten Jahr haben wir den Schnee in kleinen Schalen in die Wohnung geholt und ins Waschbecken gestellt. Dort konnte die Tochter nach Herzenslust mit dem Schnee spielen: Ihn in verschiedene Formen geben, Wasser hinzu fügen, sehen, wie er schmilzt, ihn mit Wasserfarbe vermengen und die Mischung in einzelne Gläser tun und und und. Viele, viele Nachmittage haben wir mit diesem Spiel gefüllt.