Schlagwort: Windelfrei

Keine „Wickelkämpfe“ – Anleitung zur achtsamen Körperpflege im Alltag

Ich sitze in einem Café, am Nebentisch eine Familie mit einem vielleicht einjährigem Kind. Es isst gerade ein paar Sachen vom Teller, als die Mutter es vom Stuhl hoch nimmt, an seiner Windel riecht und fragt „Hast Du einen Stinker gemacht?“ Das Kind schüttelt den Kopf. „Na, das glaub ich aber nicht.“ Weiterlesen

Von Windeln und windelfrei – Über unsere private Windelauswahl neben Elimination Communication

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Darüber, wie wir unseren Weg zur Elimination Communication (EC) gefunden haben, habe ich ja bereits ausführlich berichtet. Es war der Sohn, der mit Vehemenz immer wieder zum Ausdruck brachte, dass er das mit den Windeln bzw. mit den vollen Windeln wirklich nicht so toll findet. Nun, mit 15 Monaten, sagt er jedes mal „Kacka“, wenn er dieses Bedürfnis verspürt. Seit ca. 2 Monaten hatten wir nun keine Windel mehr, die ein großes Geschäft beinhaltete und auch davor nur selten Situationen, in denen wir zu langsam waren, ihn zur Toilette zu bringen und rechtzeitig von den Windeln zu befreien. Denn wenn man EC mit dem Kind macht, ist eines besonders wichtig: Die Wahl der Windel, wenn das Kind denn welche trägt.

Im Sommer ist Elimination Communiaction besonders einfach. Es ist warm, das Baby oder Kleinkind kann wunderbar in einem langen Hemd oder einer lockeren Splitpants durch die Gegend laufen und man hält es ab, wenn es dies signalisiert. Natürlich können auch Windeln genutzt werden, besonders für unterwegs, aber es muss tatsächlich nicht sein. Wer aber Windeln im Sommer auch unterwegs nutzt und wer besonders im Winter das Problem des Zwiebellooks kennt, der weiß: Wenn das Kind sein Bedürfnis anmeldet, sollte man es schnell ausziehen können. Langes Ausziehen ist also eher ungünstig. Aber wie passt das mit Stoffwindeln zusammen?

Als ich zum ersten Mal mit meinem Mann über Stoffwindeln sprach, war er völlig abgeneigt. Bei Stoffwindeln dachte er nämlich an Mullwindeln und Bindewindeln. Diese kannte er noch aus der Kindheit und war gar nicht davon überzeugt, sie bei uns zu nutzen. Als ich ihm dann aber erklärte, dass sich seither auf dem Stoffwindelmarkt viel getan hat und es Stoffwindeln gibt, die wie Wegwerfwindeln angelegt werden, kamen wir doch ins Gespräch.

Nachdem wir uns im Hug & Grow etwas in die riesige Auswahl an Stoffwindeln eingearbeitet hatten, haben wir uns zunächst für ein Startpaket mit TotsBots Bamboozles entschieden. 20 dieser Höschenwindeln aus Bambusrayon und Polyester wurden vor dem Tragen einige male gründlich gewaschen und getrocknet, damit sie wirklich saugfähig sind. Es gibt sie in 2 Größen. Wir hatten zunächst von jeder Größe 10, hätten aber auch von Anfang an Größe 2 benutzen können und haben dann die 1er Windeln schnell wieder verkauft (übrigens annähernd zum Einkaufspreis) und 2er nachgekauft. Der Unterschied zwischen Größe 1 und 2 war nicht besonders groß und im Steg sind die sowieso beide identisch. Mittels Druckknöpfen kann die Windel noch verkleinert werden. Im Innenteil der Windel wird eine separate Einlage mit Druckknöpfen befestigt, wodurch die Windel wirklich sehr saugfähig ist. Auch nach einem Jahr Nutzung ist sie noch immer in einem guten Zustand: Das Material ist weich und saugstark, die Klettverschlüsse schließen sehr gut. Sie sitzt toll und verrutscht auch bei viel Bewegung nicht. Für die Nacht ist sie ein sehr guter Begleiter, denn sie nimmt wirklich viel Feuchtigkeit auf ohne für das Kind unangenehm zu werden. In Hinblick auf Elimination Communication kommt nun aber der Haken: Es ist eben nur eine Höschenwindel. Zum Nässeschutz benötigt man eine Überhose wie beispielsweise eine Wollhose. Und damit hat man schon etwas mehr Aufwand, wenn es mal schnell gehen soll. Und: Ab und zu geht schon ein bisschen was in die Windel. Wenn der Sohn dann aber aufs Töpfchen geht, möchte ich ihm danach nicht die etwas nasse Windel wieder anziehen, sondern eine trockene. So ist der Waschaufwand recht hoch, obwohl jede Windel nur wenig nass wird.

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Also machte ich mich auf die Suche nach einer Alternative zur klassischen Höschenwindel, zumindest für den Tag. Dabei stieß ich auf verschiedene Systeme: All-in-one-Windeln, Pocketwindeln, Snap-in-one-Windeln (beide All-in-Two, wie übrigens auch die Höschenwindeln in diese Kategorie fallen) und All-in-Three. Zunächst probierte ich eine All-in-one-Windel aus: Hier ist tatsächlich alles in einer Windel zusammen. Die Einlage ist direkt an der Windel befestigt und um die Windel herum befindet sich eine Nässeschutzschicht. Die Windel ist deswegen ganz schnell einsatzbereit, man muss absolut nicht vorher zusammenklicken oder einlegen und man kann sie dementsprechend schnell ausziehen. Gute Idee also für EC. Ich habe eine Swaddlebee Simplex aus dem Hause Blueberry probiert. Die Einlage ist an der Windel befestigt. Da es jedoch auch eine Innentasche gibt, können zusätzlich zu dieser Einlage noch weitere Einlagen hinzugefügt werden (wie bei einer Pocket-Windel, siehe unten). Auch hier gibt es Druckknöpfe, um die Windel zu verkleinern und sie wird auch über Druckknöpfe geschlossen, wodurch sie wirklich sehr fest hält. Auch der Sitz ist gut. Verwendet man nur die festgenähte Einlage, ist die Saugkraft nicht so stark wie bei der TotsBots Bamboozle, aber in Kombination mit EC passt das gut, da ja auch weniger in die Windel geht und im Idealfall dafür mehr in die Toilette. Nachteil gegenüber den weiter unten aufgeführten Windeln ist natürlich, dass sie komplett in die Wäsche muss. Und wie bei der Höschenwindel: Eine nasse Windel wird nicht noch einmal angezogen.

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Auf den Geschmack gekommen, wollte ich nun auch eine Pocketwindel ausprobieren, Prinzip All-in-two. Auch hier gilt wieder: Überhose ist mit dran. Sie hat allerdings eine Tasche, in die die Einlage geschoben wird. Man kann also auch verschiedene Einlagen oder mehrere Schichten einlegen. Ausprobiert habe ich eine Bumgenius aus dem Hause Cotton Babies. Zur Windel gehören zwei Microfasereinlagen, die in die Tasche geschoben werden können (wie gesagt können aber auch andere Einlagen genutzt werden). Die mitgelieferten Einlagen sind aber gut in ihrer Saugkraft, sitzt gut und hat für EC einen tollen Vorteil, denn sie lässt sich sehr gut und schnell dank der Klettverschlüsse ausziehen und es fällt rutscht die Einlage nicht zur Seite oder fällt nach hinten während des Abhaltens wie es bei einer All-in-one passieren kann. Nach dem Waschen trocknet sie sehr schnell, schneller als die TotsBots Bamboozles. Nachteil: Entweder muss die gesamte Windel gewaschen werden oder die nassen Einlagen müssen aus der Tasche heraus gezogen werden, was für manche vielleicht unangenehm ist. Aber es ist möglich, die Windel mehrmals zu benutzen und nur die Einlage zu wechseln, was dann zu weniger Waschaufwand führt.

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Natürlich musste es dann zum Vergleich auch noch eine Snap-in-one-Windel sein, die ja auch nach dem All-in-two-Prinzip funktioniert. Hier gibt es eine wasserundurchlässige Außenschicht und die Einlagen, die eingeklickt oder gelegt werden. Dabei kam ich auf die GroVia Hybrid. Auch sie ist mit Druckknöpfen in der Größe verstellbar, verfügt aber über Klett zum Schließen. Die Außenschicht ist recht dünn und wird auch recht schnell etwas feucht, wodurch das System des mehrfachen Auswechselns der Einlagen nicht ganz so gut aufgeht. Je nachdem welche Einlagen verwendet werden, können sie beim Ausziehen auch runter fallen oder verrutschen, sind also nur bedingt EC geeignet. Sie lässt sich aber auch sehr gut und leicht öffnen.

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Und schließlich bin ich dann noch bei einer All-in-Three-Windel angelangt. Hier gibt es eine Außenwindel, eine Innenwindel zum Einklicken und die Einlage. Stephanie Oppitz und die Windelmanufakturwindeln lernte ich über meine Kollegin Anne Weidlich kennen. Und was Anne mir vorschwärmte, hielt dem Test stand: Eine Windel mit tollen Stoffen für die Außenwindel und sogar der Möglichkeit, sich selbst den Stoff für die Außenwindel auszusuchen oder einen Wunschstoff für die Windel zuzuschicken. Unter den Stoffwindeln also die Königin der Designmöglichkeiten! Darin befindet sich eine wasserfeste Innenwindel aus PUL, die sich gut anschmiegt und nicht ausläuft und in die verschiedene Einlagen gelegt werden können. Obwohl die Einlagen nicht an der Innenwindel befestigt werden, werden sie so eingelegt, dass sie beim Öffnen im Stehen nicht heraus fallen. Die Einlagen können mehrfach ausgewechselt werden, bevor die gesamte Windel gewaschen werden muss, wodurch sich die Wäschemenge wirklich reduziert. Somit ist auch diese Windel eine tolle Kombination für EC.

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Mein Fazit also lautet: Für EC ist die Kombination mit All-in-Three wie bei der Windelmanufaktur oder einer Pocketwindel sehr praktisch. Sie können schnell an- und ausgezogen werden, das auch gut im Stehen, ohne dass Teile der Windel verloren gehen oder beschmutzt werden beim Abhalten. Für nachts, wo der Sohn nicht abgehalten wird, ist auch weiterhin die Höschenwindel der Favorit. Wer noch einen besseren Überblick über die verschiedenen Windelsysteme benötigt, die ich hier vorgestellt habe, findet ihn hier oder auch detaillierte Informationen zu einzelnen Produkten im kostenlosen Windel-Ebook vom Hug & Grow.

 

Stoffwindeln und EC findest Du interessant und möchtest gerne auch andere Familien hierzu beraten? Dann ist vielleicht unser Workshop „GfG-Babypflege“ das Richtige für Dich. Hier lernst Du alles Wissenswerte zu Stoffwindeln, EC und Babypflege.

 

Geborgen Wachsen + Windelmanufaktur = geborgene Babypflege

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Heute habe ich mit der Königin der handgefertigten Stoffwindeln in Berlin getroffen: Stephanie Oppitz von der Windelmanufaktur. Schon eine ganze Weile habe ich ein Auge auf die schönen handgefertigten Stücke geworfen und die immer neuen, tollen Stoffwindeldesigns bewundert. Über meine wunderbare Kollegin Anne Weidlich aus Dresden kamen wir dann persönlich zusammen: Geborgen wachsen und Windelmanufaktur im Austausch. Und das auch nicht an einem beliebigen Ort, sondern unter dem Dach der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung, Familienbildung und Frauengesundheit.

Doch ich konnte nicht nur ihre schönen Windeln, Wetbags, Stilleinlagen und Slipeinlagen bewundern, sondern wir haben auch einen ganz konkreten Plan verfolgt: Wir wollen unsere Ansichten und Ideen und unsere Elternangebote unter einen Hut bringen und haben deswegen den ersten umfassenden Workshop zur bedürfnisorientierten, achtsamen Babypflege konzipiert. Mittlerweile gibt es Ausbildungen zu Windelfrei-Coaches, Stoffwindel-Beratern und natürlich klassische Babypflegeworkshops. Wir bringen nun all diese Themen zusammen zu einem einheitlichen Weiterbildungsangebot.

Worum es konkret geht? Auf einer Basis von wichtigen Informationen über Babypflege, wie zum Beispiel Basiswissen über die Haut als unser größtes Organ und ihre Bedürfnisse, Wissenswertes zu Pflegeprodukten und natürlich das richtige Handling in der Pflege, sehen wir, welche Möglichkeiten sich heute in Hinblick auf moderne, zeitgemäße, umweltschonende Baby- und Kleinkindpflege ergeben. Stephanie Oppitz gibt einen umfangreichen Überblick über moderne Stoffwindeln, verschiedene Marken, ihre jeweiligen Besonderheiten und die Warenkunde – selbstverständlich unabhängig von ihren eigenen Produkten, aber aus dem Erfahrungsschatz schöpfend, den sie als Herstellerin und Sammlerin von Stoffwindeln hat. Teilnehmer_innen erfahren hier alles Wichtige zum Wickeln und zur richtigen, bedürfnisorientierten und unabhängigen Beratung von Eltern. Susanne Mierau bietet darüber hinaus Einblicke in die Kommunikation mit dem Kind über seine Ausscheidungsbedürfnisse: Teilnehmer_innen erfahren, wie Babys von Geburt an ihre Bedürfnisse mitteilen und Eltern in der Wahrnehmung der Signale geschult werden können. Durch dieses umfangreiche Weiterbildungsmodul können Familien sehr individuelle betreut und begleitet werden. Absolvent_innen des Kurses können Eltern in ihrem ganz speziellen Wünschen beraten: Von der Auswahl der jeweils zum Kind und zur Familiensituation passenden Stoffwindel über die richtige allgemeine Säuglingspflege bis hin zum Konzept „Elimination Communication“. Das Beste daran: Wir wissen es ja, es gibt nicht DIE eine Lösung. Und oft genug auch nicht nur ein Modell in einer einzelnen Familie. Wir vermitteln deswegen, wie individuelle, bedürfnisorientierte und undogmatische Lösungen gefunden werden können. Alle Babypflege-Coaches arbeiten zudem nach einem Codex, der Eltern die Gewissheit gibt, unabhängig beraten zu werden ohne zu befürchten, dass aufgrund von Provisionen oder Prozenten mit einzelnen Windelherstellern in die ein oder andere Richtung beraten wird.

Unser erster Workshop findet am 16./17./18. Mai in Berlin statt und ist für Fachleute im Bereich der Elternbildung offen. Er kann ab sofort bei der GfG ([email protected]) gebucht werden. Alle weiteren Informationen erhaltet Ihr dort. Vielleicht also bis demnächst!?

 

9 Monate Windelfrei – eine Bilanz

Töpfchen

Kürzlich hat Franzi von „Einfach klein“ eine Bilanz von 18 Monaten windelfrei gezogen und zu weiteren Berichten aufgefordert. Dem möchte ich hier gerne nachkommen und über unsere bisherige „windelfrei“-Zeit berichten. An anderer Stelle hatte ich ja bereits davon berichtet, wie wir zu windelfrei kamen: Vor vielen Jahren hatte ich einmal das Buch „Es geht auch ohne Windeln!“ gelesen und mir dann, nach der Geburt der Tochter gedacht, dass es aber gut auch mit Windeln geht. Dann kam einige Jahre später der Sohn in unser Leben. Und er war so völlig anders als die Tochter mit einem ganz anderen Temperament und anderen Bedürfnissen. Es dauerte einige Monate – 5 an der Zahl – bis ich merkte, dass sein häufiges Weinen mit seinem Ausscheidungsbedürfnis zusammen hing. Er wollte einfach nicht in seinen nassen Stoffwindeln sein! Und so nahm ich den Gedanken des „windelfrei“ also doch noch einmal auf und begann, ihn abzuhalten.

Obwohl man manchmal liest, dass es schwierig ist, mit „älteren“ Kindern zu beginnen, hatten wir keine wirklichen Startschwierigkeiten. Es schien so, dass der Sohn nur darauf gewartet hätte, dass bei mir endlich der Groschen fällt: „Endlich verstehst Du mein Signal!“, schien er mir zu sagen. Er war beglückt, dass ich ihn abhielt. Die englische Bezeichnung „elimination communication“ passt meiner Meinung nach hervorragend für die natürliche Säuglingspflege. Denn bei der Bezeichnung „windelfrei“ könnte man irrtümlicherweise annehmen, auf Windeln würde ganz verzichtet werden. Natürlich klappte es nicht immer. Das lag meist daran, dass ich mit anderen Dingen beschäftigt war und sein Signal einfach nicht wahrnahm, während ich mit der Tochter (die in dieser Zeit anfangs noch nicht in den Kindergarten ging) in eine Sache vertieft war oder gerade etwas im Haushalt machte. Oder unterwegs war und ihn nicht abhalten konnte, weil es zu kalt war, wir gerade im Auto saßen oder oder…

Dann kam der Sommer und damit eine einfache windelfrei-Zeit. Draußen Abhalten war durch angenehme Temperaturen möglich (auch wenn ich trotzdem weiterhin Stoffwindeln verwendete und ihn auch dort hinein machen ließ, wenn es nicht anders ging) und auch in der Wohnung konnte er nackt herumtollen. Natürlich ging auch mal was daneben. Auch mal öfter. Besonders in Zeiten von Umbrüchen (Entwicklungsschübe, Zahnen, Krankheit) änderten sich die Signale. Da ich das Windelflies nicht mehr benötigte, weil er seinen Stuhlgang sehr genau anzeigte und das so gut wie nie in die Windel gemacht wurde, entdeckte ich, dass Windelflies ideal ist, um damit Urin aufzuwischen und sauber zu machen, weil es so schön reißfest ist und später trotzdem mit den Stoffwindeln mitgewaschen werden kann. Der Mann war weiterhin etwas skeptisch und fragte manchmal, ob es in unserer Wohnung noch Orte geben würde, an denen noch kein Kind eine Pfütze hinterlassen hätte. Doch ich machte weiter.

Als der Sohn anfing, selbständig in den freien Sitz zu kommen mit etwa 8 Monaten, kaufte ich ein Töpfchen und setzte ihn, als er gut allein sitzen konnte, für das „große Geschäft“ auf das Töpfchen. Zunächst war es ungewohnt für ihn, weil er das Abhalten gewöhnt war. Dann aber, als er uns als Vorbilder sah und verstand, benutze er das Töpfchen zunehmend, irgendwann auch für Urin. Er veränderte seine Ansagen und machte nicht mehr mit Blicken oder Geräuschen auf sein Bedürfnis aufmerksam, sondern fasste gelegentlich demonstrativ an die Windel, um mir klar zu machen, dass er musste. Natürlich gab es auch weiterhin viele Situationen, in denen auch die Windel nass wurde. Gerade  während der Eingewöhnungszeit der Tochter im Kindergarten war es nicht möglich, dort richtig auf seine Signale zu achten bzw. darauf einzugehen. Wenn ich aber merkte, dass er musste und ich ihn nicht abhalten konnte, erklärte ich ihm, dass er nun leider in die Windel machen müsse und ich sie ihm dafür schnell wechseln würde. Ich bin mir sicher, dass er mich verstand.

Allerdings war und ist er in Sachen Abhalten sehr wählerisch: Er möchte nur auf sein eigenes Töpfchen gehen und bevorzugt auch unser Waschbecken und unsere Toilette. An anderen Orten tut er sich schwer damit. Er wartet und schüttelt den Kopf. Oft nimmt er dann doch lieber den Weg, in die Windel zu machen.

Um den 10. Monat kamen die ersten Wörter und um den 13 Monaten kamen auch „pullern“ und „Kacka“ in den Sprachgebrauch. Dabei ist „Kacka“ oft für Stuhl und Urin im Gebrauch und bedeutet so viel wie „auf Toilette gehen“. Damit wird windelfrei nun noch einfacher, weil er tatsächlich oft einfach ansagt, dass er auf Toilette muss oder zumindest, wenn er gerade in die Windel gemacht hat. An Tagen, an denen ich die Möglichkeit habe, gut auf seine Signale zu achten, kann ich ihn vollständig abhalten. Stuhlgang erledigt er ausnahmslos in sein Töpfchen.

9 Monate leben wir nun „elimination communication“. Und auch, wenn der Mann anfangs und zwischendurch immer wieder ziemlich skeptisch war, findet er es gut, wie es jetzt beim Sohn funktioniert und dass auch er ihn nun problemlos abhalten kann. Die Kommunikation um die Ausscheidungsbedürfnisse hat tatsächlich auch an unserer Beziehung oder vielmehr an meinem Bild vom Kind  verändert: Babys sind unglaublich kompetente, kleine Wesen. So, wie sie ihren Hunger, ihr Bedürfnis nach Nähe oder den Wunsch nach Unterhaltung ausdrücken, zeigen sie auch, wann und ob sie auf Toilette gehen müssen. Es ist nicht notwenig, ihnen beizubringen, ihr Bedürfnis in eine Windel zu verrichten, um es ihnen später wieder abzutrainieren. Wenn wir genau hinsehen, können wir ihr Signal tatsächlich deutlich wahrnehmen. In Kombination mit Stoffwindeln kann man zusätzlich auch einen guten Beitrag für die Umwelt leisten, in dem man Wegwerfwindelberge nicht weiter ansteigen lässt. Und es hat den großen Vorteil (sowohl bei windelfrei als auch bei der Verwendung von Stoffwindeln), dass die Haut im empfindlichen Windelbereich viel besser versorgt wird. Kein einziges Mal hatte der Sohn bislang eine Windeldermatitis. Für uns war und ist es der richtige Weg, „elimination communication“ zu betreiben, auch wenn ich mir das anfangs nicht hätte denken können. Aber auch wenn ich all diese positiven Wirkungen sehe, halte ich weiter auch daran fest: Natürlich geht es auch mit Windeln, und man ist trotzdem kein schlechte Mutter und kann eine gute, tiefgehende Beziehung mit seinem Kind haben! Kein Dogma, aber einen Versuch ist es wert, oder?