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Kinder vor dem Computer? Apps im Test

Erst kürzlich habe ich darüber geschrieben, für wie sinnvoll ich es halte, dass Kinder auch den Umgang mit den modernen Medien erlernen. Denn schließlich gehören sie zu unserem Leben dazu. Sehr passend dazu habe ich ein Interview mit Anke Engelke bei Brigitte Mom entdeckt, in dem sie folgendes angibt:

Wie sollte man dann mit Kindern fernsehen?

Die Kinder dabei begleiten, zehn oder zwanzig Minuten anschauen und danach darüber reden. Oder im Idealfall auch mal die Pausentaste drücken – man muss ja nicht linear schauen – und sagen: „Hä? Das habe ich jetzt nicht verstanden. Hast du das verstanden?“ Es ist ganz wichtig, dass man weiß, was die Kinder aufnehmen.

Gilt sicher auch fürs Internet.

Internet? Einfach gar nicht, oder?

Wir haben jetzt im iPad einen Code eingestellt, damit mein Sohn nicht . . .

Wie alt ist der denn?

Acht. Er gibt immer Wörter bei Google ein und sucht zum Beispiel Tierfilme.

Warum darf der denn Ihr iPad haben?

Na ja, darf er eigentlich gar nicht. Es liegt halt bei uns rum.

Dafür habe ich kein Verständnis. Alles, was rumsteht, ist für das Kind natürlich Teil des Lebens. Also, wenn die Eltern gern eine Flasche Wein trinken, dann steht da halt irgendwo eine Flasche Wein rum, und die gehört dann zum Kosmos des Kindes – auch eines kleinen Kindes. Das ist Alltag. Wenn die Eltern rauchen, wenn sie sich streiten, wenn das iPad rumliegt, alles normal. Eltern definieren den Kosmos des Kindes.

Anke Engelke selbst hat ein Uralt-Handy, mit dem sie ungern telefoniert. Lieber schickt sie SMS, und ihre Mails checkt sie nur einmal, abends.

Sind Sie da nicht ein bisschen zu streng? Das iPad erleichtert uns auch den Alltag, wir gucken da nach, wann die nächste Bahn kommt oder was wir kochen.

Wie schade. Ich würde das immer in Frage stellen. Es ist schließlich Ihr Leben, da muss man genau gucken, was da Einzug hält und was selbstverständlich wird. Finde ich bedenklich, weil das auch die Trägheit der Erziehungsberechtigten zeigt.

„Alles was rum steht, ist für das Kind natürlich Teil des Lebens.“ Darin gebe ich Frau Engelke sogar Recht. Und so sind natürlich auch neue Medien Teil des Lebens. Computer, Pads, Smartphones sind Teil unseres Lebens. Und deswegen müssen unsere Kinder auch lernen, wie man damit umgeht. Nicht stundenlang am Tag und natürlich entsprechend ihrem Alter. Aber Dinge, die wir selbst nutzen, aus dem Alltag vor den Augen der Kinder zu verstecken, ist nicht der richtige Weg. Das ist, als ob man ihnen sagen würde, sie dürften keine Schokolade essen und heimlich jeden Abend selbst eine Tafel verdrücken. Das wäre nicht authentisch und Kinder brauchen authentische Eltern. Und warum sollte es schlimm sein, dem Kind zu zeigen, wie es modern nach Informationen suchen kann? Es bedeutet nicht, dass wir keine Lexika mehr in unseren Schränken zu stehen haben oder den Weg zur Bibliothek nicht finden. Aber das Internet bietet in Sachen Wissensvermittlung und -auffindung viele Möglichkeiten. Doch dafür müssen Kinder auch lernen, wie man Suchmaschinen überhaupt benutzt, wie man dort die richtigen Worte eingibt und wo man suchen kann. Kinder müssen Kompetenz im Umgang mit diesen Dingen erwerben.

Kompetenz ist etwas anderes als pures „Dranlassen“. Mit Kompetenzvermittlung kann man sie auch über mögliche Gefahren aufklären – natürlich dem Alter und dem Entwicklungsstand entsprechend. Doch wie können Kinder überhaupt eine solche Kompetenz erwerben?

Nach und nach den Umgang lernen

Wenn Kinder an moderne Medien heran geführt werden, dann kann man sie nicht einfach hinsetzen und selbst machen lassen. Kleine Kinder brauchen selbstverständlich eine Anleitung, um den Umgang zu lernen. Sie brauchen einen Ansprechpartner, der mit ihnen zusammen auf Erkundung geht, der ihnen bei Fragen zur Seite steht und hilft. Der erklärt, was sie nicht verstehen. Und der natürlich auch die Zeit überwacht, die das Kind am Computer verbringt.

Je nach Alter können Kinder dann an verschiedene Inhalte heran geführt werden. Zunächst aber ist es wichtig, dass Kinder grundlegende Kompetenzen mit dem Umgang erwerben. Das bedeutet, dass sie zum Beispiel erst einmal lernen, wie  man das Medium richtig bedient. Klingt banal, gehört aber zur Kompetenz und macht Kinder schon Freude: An- und Ausschalten, lernen, wie man mit den Fingern auf dem Touchpad etwas bewegt, wie die Feinmotorik ausgerichtet sein muss. Natürlich ist das erst dann möglich, wenn das Kind auch entsprechend entwickelt ist. Babys und Kleinkinder haben daher an diesen Geräten noch nichts zu suchen, denn sie müssen sich motorisch erst einmal entfalten, bevor sie das Fingerspiel auch hier einsetzen und spezialisieren.

Und so können nach und nach weitere Informationen vermittelt werden: Nach dem Umgang mit dem Medium an sich kann das Kind anhand von Spielprogrammen ganz gezielt für sein Alter passende Inhalte nutzen. Vielleicht den Wetterbericht abrufen, um zu erfahren, ob für den Ausflug am Wochenende die Regenkleidung eingepackt werden muss? Oder anhand bestimmter Spiele weiter den Umgang mit dem Medium lernen.

Apps für Kinder im Test: Worauf kann ich achten?

Im Rahmen einer Aktion von Microsoft habe ich mit meiner Tochter verschiedene Apps auf dem Microsoft Surface 2 getestet. Neben der Erfahrung, ob speziell diese Apps geeignet sind für mein Kind, haben wir darüber jedoch auch einige Informationen generell zu Apps erfahren, die ich gerne weiter gebe.

1. Wähle eine App thematisch passend aus

Eigentlich eine selbstverständliche Regel, aber dennoch wichtig aufzuführen: Manchmal lassen wir Erwachsenen uns blenden. Bei Spielzeug kennen wir das, dass wir manchmal verleitet sind, Dinge zu kaufen, die uns selbst gefallen oder die wir in der Werbung als ansprechend empfunden haben. Unsere Meinung stimmt aber nicht unbedingt mit der unserer Kinder überein. Daher ist es gut, vorher zu erfragen und zu klären, welche Dinge gerade interessant sind, welche Figuren vielleicht besonders beliebt sind. bei der Tochter war Biene Maja thematisch gerade ganz weit vorne. Zwar hatte sie noch nie die Zeichentrickserie gesehen, aber von anderen Kindern aus ihrem Kindergarten davon gehört und auch schon eine Kinderzeitung der Zeichentrickfigur geschenkt bekommen. Auch inhaltlich passt es gerade zu ihrem Entwicklungsstand: Hier gibt es Suchbilder, Memoryspiele, Musik, die die kleinen Figuren machen. Durch die große Auswahl an Spielmöglichkeiten ist es wichtig, dass die Eltern dabei bleiben, das Spiel begleiten und das Kind durch die vielen bunten Auswahlmöglichkeiten vor Reizüberflutung schützen. Nach und nach in Begleitung kann das Spiel dann von einer Fünfjährigen gespielt werden.

2. Wähle eine App aus, die zum Entwicklungsstand des Kindes passt

Kinder können schnell überfordert oder von Reizen überflutet werden. Wenn man ihnen ein neues Gerät zeigt, ist schon allein der Umgang damit so aufregend und neu, dass nicht auch gleich das spannendste und bunteste Spiel ausgewählt werden muss. Ein ganz ruhiges Spiel, das erst einmal den Umgang mit dem Touchpad übt, ist praktisch. „Fiete“ ist ein ganz ruhiges und einfaches Spiel: Hier gibt es 15 Aufgaben, die Kinder meistern können: Eine Käsescheibe mit dem Finger auf das Brot schieben, dem Seemann einen Regenschirm in die Hand geben oder Äpfel in einen Korb manövrieren. Die aufregendste Aufgabe ist es, in einem Memoryspiel die zueinander passenden Paare zu finden. Es sind ganz einfache Bilder, nicht zu schrille Sounds – ein gutes Spiel für den Einstieg. Für die Tochter ist es auf Dauer schon etwas zu langweilig, wie sie selbst sagte.

3. Probiere eine App immer zuerst selbst vollständig aus

Es sieht so einfach aus: Da erscheint ein niedliches Bild und ein freundlicher Text sagt, dass diese App für Kinder geeignet ist. Auf diese Aussagen sollte man sich aber nicht verlassen. Gut ist es, eine App selbständig einmal auszuprobieren und alle Spielbereiche einmal durchzugehen. In der App „Tatütata Wunderwimmelbuch“ bin ich beispielsweise mit der Tochter auf einen für sie beunruhigenden Inhalt gestoßen, den ich nicht vermutet hätte: Im Bereich „Wunderwimmelbuch Polizei“ gibt es eine bewegte Seite, auf der viel passiert. Durch Antippen der Figuren und Dinge können die Kinder das Bild in Bewegung setzen. Hier gibt es auch einen Dieb, der in einen Laden einbricht. Dann kommt die Polizei, verhaftet ihn, bringt ihn ins Gefängnis. Dort biegt er die Stangen auf, flüchtet und bricht wieder in den Laden ein. Die Tochter war ganz verwundert: Warum kann der Böse wieder ausbrechen? Warum tut er das wieder? Warum konnte die Polizei ihn nicht festhalten? Mir ist nicht klar, was die Entwickler des Spiels hier für eine Aussage treffen wollten. Ganz klar aber bei uns: Das Spiel ist pädagogisch betrachtet durchgefallen.

Es gibt also einige Dinge, die wir Eltern vorher schon beachten können, bevor wir uns gemeinsam mit dem Kind an den Computer setzen. Und natürlich gilt dann dabei: Zusammen sein. Gemeinsam über das Spiel reden, das Kind unterstützen und seine Reaktionen beachten. Kompetenz entwickeln, statt nur Beschäftigung.

 

Vielen Dank an Microsoft für die Bereitstellung des Surface 2 für diesen Artikel.

Ruhe bewahren – Tipps gegen das elterliche Schreien

 

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Wir haben rosa Hasen an unserer Wohnzimmerwand. Wie es dazu kam? Der Sohn spielte am Vormittag mit Stempeln. Ganz unbemerkt trug er einen der Stempel von seinem kleinen Maltisch weg ins Wohnzimmer. Stieg damit auf das Sofa und stempelte freudig das Holzregal und die weiße Wand hinter dem Sofa an. Ich kam dazu, blickte ihn an, blickte die Wand an. Und ich begann, zu zählen: 5, 4, 3, 2, 1. In manchen Situationen hilft es mir, einfach zu zählen, zu warten und dann erst zu sprechen. Denn: Ich weiß ja, dass er es nicht böse gemeint hat und dass er mich nicht ärgern wollte. Aber Stempelfarbe an der Wand? Ob der Schmutzradierer das weg bekommt? Zum Sohn sagte ich nach meiner Pause: „Du hast die Wand angestempelt. Machen wir sowas?“ Er blickt mich an und schüttelte den Kopf. Dann hüpfte er wie ein kleiner Gummiball vom Sofa herunter, rannte auf seinen kleinen Beinen ins Spielzimmer. Es rumpelte, ich sah in der Türöffnung einen Ball vorbei rollen. Dann wieder Getrampel, er kam zurück gerannt, kletterte wieder aufs Sofa. In der Hand ein rotes Tuch mit Teddybären. Er blickt mich an, nahm das Tuch und hielt es über die angestempelte Wand: „Mama, Stempel versteckt, so!“ Und ich musste lachen. Über die Idee, die angestempelte Wand mit einem roten Teddytuch zu verstecken und über die Leichtigkeit dieses Kindes. Ja, eigentlich ist es doch so einfach. Was sind schon ein paar angestempelte Hasen an der Wand? Ein Tuch rüber oder ein Bild und niemand sieht sie. Oder man malt einfach einen Bilderrahmen drum herum.

Aber manchmal ist es auch nicht ganz so einfach. Da ist man dann doch sauer. Oder traurig oder wütend. Das Kind anschreien bringt nicht wirklich etwas. Denn: Das Kleinkind denkt noch ganz anders als wir. Es versteht wirklich nicht, was wir meinen. Und vom Schreien bekommt es vielleicht Angst vor uns, versteht aber nicht wirklich, warum wir so aufgeregt sind. Deswegen können wir uns dieses Anschreien sparen – es bringt niemandem etwas. Was also tun, wenn wir wirklich sauer sind?

1. Zählen

Mein Lieblingsmittel vor dem Lospoltern ist das Zählen: Ganz kurz Inne halten und rückwärts zählen von 5 bis 1. Wenn man merkt, dass man sehr aufgebracht ist, auch von 10 bis 1. Bei mir hilf das ganz wunderbar, um mich erst einmal zu besinnen und zu denken: Okay, also so schlimm ist es nicht.

2. Rausgehen

Wenn es doch etwas Schlimmer ist und ich weiß, dass Zählen nicht ausreicht. Drehe ich mich einfach kurz um und gehe raus aus der Situation. Oft schaffe ich es noch, zu sagen „Ich brauche kurz einen Moment, ich bin gleich wieder bei Dir“. Oder in Situationen, in denen ich weiß, dass die Kinder das unter sich regeln müssen. An manchen Tagen streiten sie sich immer wieder um dieselben Spielsachen: Einer hat etwas in der Hand, der andere möchte das haben. Dann hat der etwas in der Hand und das wird vom anderen Kind begehrt. Wenn ich an solchen Tagen ständig eingreifen würde bei „Mama, der Bruder/die Schwester hat mir das weggenommen“, würde ich den ganzen Tag neben den Kindern sitzen und wäre total erschöpft. Deswegen erkläre ich ihnen, dass wir viele Spielsachen haben und sie sich die Dinge aufteilen müssen. Wie, das müssen sie verhandeln. Und dann gehe ich raus. Manchmal gehe ich in die Küche, mache mir einen Kaffee und genieße die ganz kurze Auszeit und Ruhe für mich. Das gibt mir Energie.

3. Perspektive ändern

Und wenn wir einen kurzen Moment für uns hatten, eine kleine Pause, dann können wir darin nachdenken: Ist es wirklich so schlimm? Ist es schlimm, dass das Kind mit dem Glitzerstift das Badezimmerregal verschönern wollte? Ist es schlimm, dass es sich selbst die Haare geschnitten hat? Oft werden wir dann denken: Na ja, es ist jetzt nicht schön oder ich hätte es mir nicht so gewünscht oder es macht jetzt gerade Arbeit, die ich nicht gebrauchen kann, aber richtig schlimm ist es eigentlich nicht. Wir dürfen auch ruhig mal etwas anders machen. Warum essen wir nicht einfach mal ausnahmsweise alle die Spaghetti mit den Händen? Manchmal stellen wir genau dann fest, wie schön es ist, Kind zu sein und wie viel Spaß solche „verrückten“ Dinge mal im Alltag tun können.

4. Erklären/Entschuldigen

An manchen Tagen, da ist man einfach erschöpft. Vielleicht war es eine schlechte Nacht oder der Arbeitsstress oder oder. Jedenfalls hat man generell wenig Ressourcen gerade für sich und ist deswegen empfindlicher. An solchen Tagen reagiert man auch empfindlicher darauf, wenn die Kinder „etwas angestellt“ haben. Und wenn man dann doch erschöpft schreit, dass das Kind nun bitte nicht quer durch die Wohnung schreien soll, dass es was zu trinken haben möchte, sondern einfach selber in die Küche gehen kann, dann fühlt man sich danach oft ziemlich schlecht. Denn was war denn jetzt so schlimm daran? Man hat überreagiert, weil es einem selbst nicht gut ging. Und dieses Verhalten müssen wir nicht vor uns rechtfertigen, sondern wir müssen unserem Kind erklären: Es tut mir leid. Es tut mir leid, ich bin gerade total erschöpft und habe einen schlechten Tag, weil ich schlecht geschlafen habe. Ich wollte Dich nicht anschreien. (Natürlich gibt man dem Kind in dieser Situation nicht die Schuld dafür, dass man schlecht geschlafen hat – auch wenn es so ist.)

5. Ressourcen

Und mit dem vorigen Punkt verbunden sind die Ressourcen, auf die wir zurück greifen müssen, um gar nicht erst in die Überforderung zu kommen. Was tut uns im Alltag mit Kindern gut? Was können wir für uns Eltern tun? Wo kann man sich eine schöne Auszeit nehmen? Und auch reflektieren: Okay, heute geht es mir nicht gut. Da ist es wohl keine gute Idee, noch auf den lauten Indoor-Spielplatz zu gehen. Da bleibe ich lieber zu Hause mit den Kindern, backe ein paar Waffeln, mache einen leckeren Tee und dann kuscheln wir. Oxytocin, das Liebeshormon, ist immer dabei beim Kuscheln und beruhigt uns. Oder wir lesen ein Buch. Oder schauen einen Film. Wir Erwachsenen wissen, wann wir schlechte Tage haben und wir können eigentlich genau planen, wie wir damit umgehen und was uns gut tut. Wer das verlernt hat, weil er seine Bedürfnisse zu oft hinten angestellt hat, kann sich jetzt hinsetzen und eine Liste machen, was er im Alltag sich Gutes tun kann: Ein Tee? Ein Kaffee? Eine Schüssel mit Wasser füllen und die Füße hinein stellen – und das Kind bekommt zugleich eine kleine Planschschüssel? So können wir auch unseren Kindern beibringen auf sich zu achten und zu lernen, wann sie eine Auszeit brauchen.

6. Hilfen

Wenn wir zu lange zu wenig für uns getan haben, wenn wir merken, dass wir die Kinder zu oft anschreien, dann brauchen wir vielleicht Hilfe, um wieder entspannt im Alltag mit unseren Kindern zu sein. Das können Freunde sein, die uns Dinge abnehmen, das kann Familie sein, die uns unterstützt. Das können auch professionelle Erziehungsberatungsstellen sein oder auch eine Mutter-Kind-Kur. Wichtig ist, dass wir und nicht durchbeißen, dass wir nicht denken, dass wir etwas schaffen müssen, was für uns nicht schaffbar ist. Jetzt gerade geht es vielleicht nicht mehr anders und man muss Hilfen annehmen. Das bedeutet nicht, dass man eine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater ist. Es bedeutet genau das Gegenteil, weil man dafür sorgt, dass es wieder besser geht.

Es gibt viele Wege, um vom Schreien weg zu kommen. Der wichtigste ist: Hör auf Dein Herz! Höre darauf, wenn es Dir schlecht geht und tu Dir was Gutes. Höre auf Dein Herz, dass Dir sagt, dass Du Dein Kind nicht anschreien möchtest. Höre auf Dein Herz, wenn es Dir sagt, dass es Hilfe braucht.

Was tut Ihr Euch Gutes, um im Alltag gelassener zu sein? Vielleicht können wir hier eine Sammlung für alle erschöpften Eltern zusammenstellen:

 

 

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Kinder dürfen Fehler machen

 

Kürzlich, an einem besonders warmen Tag, nahm der Sohn heimlich mein Deo aus der Schublade, untersuchte es auf seine Weise und ließ es dann auf die Fliesen fallen. Es zerbrach. Von dem Aufprall alarmiert, ging ich schnell zu ihm, sah die zersplitterte Flasche und schaute ihn an. Glücklicherweise hatte er die Scherben nicht angefasst. Ich schaute ihn an, er zeigte auf die Glasscherben und sagte „Putt macht, das!“ Ich war verärgert, weil es ein warmer Tag werden würde, ich kein Deo mehr im Haus hatte, dies meine Lieblingsmarke war und ich hier auf dem Land weit und breit keinen Ersatz kaufen konnte auf die Schnelle. Schon tausendmal hatte ich gesagt, dass der Sohn nicht an diese Schublade gehen sollte… Als ich die Scherben aufgesammelt hatte, brachte ich sie in die Küche und legte sie auf die Anrichte. Dort lag schon eine kaputte Tasse, die mir zuvor kaputt gegangen war. Eine ganz alte Tasse aus einem Geschirr, dass ich nicht mehr nachkaufen konnte. Eine Tasse von acht, aus denen ich besonders gerne den Kaffee morgens trinke.

Da lagen sie nun nebeneinander: Die Scherben eines Deos und die einer alten Tasse. Und ich fragte mich, warum ich verärgert war über den Sohn und seine Entdeckungsfreude, die im Zerbrechen des Deos endete. Denn eigentlich ist es nicht schlimm. Ja, es ist ein bisschen blöd. Aber die zersprungene alte Tasse, die ich kaputt gemacht hatte, war nicht zu ersetzen. Innerlich war ich über das Deo verärgerter als über die Tasse gewesen. Ich war mit meinem Kind innerlich härter zu Gericht gegangen als mit mir.

Dinge passieren: Sachen gehen kaputt, volle Gläser fallen am Tisch um, es gibt Flecken auf Lieblingskleidungsstücken und manchmal geht auch richtig etwas zu Bruch. Das ist das Leben. Es ist nicht schön, dass das passiert, aber es passiert. An manchen Tagen haben wir viel Kraft und gute Laune, um darüber hinweg zu sehen, an anderen Tagen sind wir verärgert. Sind nicht wir selbst es, denen ein Missgeschick widerfährt, sind wir vielleicht besonders verärgert an einem solchen Tag.

Doch eigentlich gibt es dafür keinen Grund. Denn wie wir selbst machen die Kinder nichts, um uns zu ärgern. Sie beschmieren nicht den Teppich mit Zahnpasta und werfen auch nicht das Deo herunter, um uns zu ärgern. Die fordern uns nicht heraus, um uns zur Weißglut zu bringen. Warum sollten sie das auch tun? Sie lieben uns, sie sind unsere Kinder. Sie wünschen sich auf keinen Fall, dass mit ihnen geschimpft wird, dass wir laut sind oder sie böse ansehen. Der Satz „Das macht er nur, um Dich zu testen.“ stimmt in den meisten Fällen nicht. Ja, Kinder suchen Grenzen. Körperliche (Wie hoch kann ich klettern? Was schaffe ich?) und auch soziale (Was wird Mama sagen?), aber sie machen dies nicht, um uns zu ärgern. Sie machen es, um Erkenntnisse für sich selbst zu gewinnen, um das Leben zu verstehen.

Es ist wichtig, dass wir uns das immer wieder vor Augen führen: Kinder wollen uns mit ihrem Verhalten nicht ärgern oder herausfordern. Sie fordern sich selbst heraus, um zu erfahren, wie die Welt ist, in der sie leben. Es ist nur ein kleiner Unterschied in der Sichtweise, der doch so viel ausmacht. Aus einem verärgerten Blick wird ein liebevolles Ansehen des Kindes. Und es wächst die Erkenntnis in uns: Wir müssen unseren Kindern mindestens so viel zugestehen wie uns, auch an Fehlern und Missgeschicken. Mehr noch: Denn natürlich sind Missgeschicke gerade ihnen erlaubt, weil sie noch so klein sind, ihre kleinen Hände noch nicht so fest greifen wie unsere und ihre kleinen Füße leichter stolpern als unsere erprobten großen. Kinder müssen Fehler machen, um die Welt zu verstehen. Und wir stehen an ihrer Seite. Achten darauf, dass sich ihre kleinen Hände an den Glasscherben nicht verletzten, sagen ihnen, dass sie es bitte nicht wieder tun, streichen ihnen über den Kopf und sind froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist.

Kinder und Medien – Kompetenz fürs Leben erwerben

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Ich bin gerne draußen im Garten, am See, bei einem Spaziergang im Wald. Ich liebe es, dabei meine Kinder zu beobachten und ihr Spiel anzusehen. In der Natur können sie sich ganz frei bewegen, erfinden Spiele: Stöcke werden zu Schippen, zu Angeln, zu Gabeln. Sie werden zum Schnitzen oder Wandern benutzt. In der Natur können Kinder ihrem ganz persönlichem Impuls folgen, das Leben zu erkunden, selbständig und auf ihre Art. Sie kommen auf Ideen, die sie mit vorgefertigten Spielmaterialien nicht bekommen. Doch neben all diesen wunderschönen Naturerfahrungen gibt es auch eine ganz andere Seite, die meine Kinder kennen lernen und meiner Meinung nach auch kennenlernen müssen: moderne Medien wie Telefon/Handy, Computer, Fernsehen. – Ist das ein Gegensatz? Passt das nicht zu meiner Art des Familienlebens? Oder ist es nur der fortgeführte Grundgedanke?

Eltern als Vorbilder

Ich arbeite jeden Tag am Laptop. Zwar bin ich darum bemüht, in den Zeiten, in denen ich mit den Kindern zusammen bin, so wenig wie möglich am Handy oder Laptop herumzudrücken, doch sind beide im Alltag da und werden gelegentlich benutzt: Einen Anruf entgegen nehmen, einen Tweet senden, eine Email lesen – all diese Dinge passieren auch bei mir im Alltag, weil ich keine festen Arbeitszeiten außerhalb der Familie habe, sondern zu Hause arbeite auch wenn eines meiner Kinder nicht in einen Kindergarten geht. Und so sehen meine Kinder auch, dass ich Computer und Handy benutze. Der Sohn hat längst ein eigenes kleinen Smartphone aus Holz, das er gerne mit sich herum trägt und gelegentlich hinein sagt „Hallo, Susanne Mierau!?“ oder es in die Höhe hält und sagt „Foto!“. Die Tochter hört ihre Lieblingsgeschichten auf dem Ipad und hat schon vor vielen Jahren einen OLPC bekommen. Sie hat mit ihrer Freundin schon über Skype telefoniert und mit ihrem Vater über mein Handy Videotelefonate gemacht. Moderne Medien sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Selbst wenn wir auf dem Land sind und im Wald bin ich froh darüber, im Notfall eine Landkarte auf meinem Handy aufrufen zu können oder die BfR-App Vergilftungsunfälle bei Kindern gespeichert zu haben.

Fortschritt gab es auch schon bei uns

Man könnte sagen, die Zeiten haben sich geändert – aber haben sie das überhaupt? Sind Ipad und Handy heute nicht das, was für mich in meiner Kindheit ein Walkman (oder gar ein tragbarer CD-Player!) und ein GameBoy waren? Gesellschaftliche Entwicklungen schreiten voran. Nicht nur bei uns, sondern überall auf der Welt. Der schon erwähnte OLPC ist dafür nur ein Beispiel, dass längst nicht mehr nur in westlichen Industriegesellschaften Kinder an Computer heran geführt werden. Neue Medien sind überall um uns herum. Wir nutzen sie im Alltag und unsere Kinder müssen ebenfalls lernen, sie zu nutzen. So, wie wir früher lernten, dass S-Bahnen nicht mehr mechanisch mit Schiebemechanismus geöffnet werden sondern fortan indem man auf das kleine blinkende runde Feld drückt. Das Leben um uns herum entwickelt sich weiter.

Schritt für Schritt

Wenn wir unsere Kinder auf das Leben in unserer Gesellschaft vorbereiten wollen, müssen wir ihnen auch die Möglichkeit geben, dieses Leben zu erlernen. Natürlich müssen sie zunächst lernen, sich selbst zu verstehen, ihren Körper einzusetzen, zu greifen, zu laufen, zu sprechen. Sie müssen lernen, mit sich selbst umzugehen, um dann zu verstehen, wie man mit anderen Dingen umgeht. Sie müssen natürliche Kompetenzen erwerben,damit sie diese dann einsetzen, um Spielzeuge oder Dinge zu benutzen. Deswegen macht es erst Sinn, ihnen bestimmte Spielmaterialien oder Medien anzubieten, wenn sie diese Grundfähigkeiten ausgebildet haben.

Wie sieht also Medienpädagogik bei uns aus? Die Tochter hat erst recht spät angefangen, auf dem Fernseher bestimmte Inhalte zu sehen. Sie war etwa 3 Jahre alt, als wir begannen, mit ihr ausgewählte Clips auf Youtube zu sehen wie Elmo, Sendung mit der Maus oder Ernie und Bert. Der Sohn hingegen als zweites Kind wurde viel früher damit vertraut gemacht, weil eben die große Schwester es schon vorleben konnte. Heute sehen wir sonntags gemeinsam eine ausgewählte Serie zusammen.

Damit die Tochter aber auch versteht, wie Filme eigentlich gemacht werden und dass sie auch nur aus vielen verschiedenen Fotos bestehen, hat der Mann kürzlich mit ihr ein kleines Video selbst gedreht mit Stop Motion Studio. Meine Spiegelreflexkamera kann sie schon sehr gut bedienen und auch mit dem Handy macht sie schon eigene Fotos, bittet darum, bestimmte Dinge fotografiert zu bekommen, wenn sie sie unterwegs sieht und für sich aufheben möchte. Fotos von Freunden hängen an der Wand. Denn auch das gehört zur Medienerziehung dazu. Neben dem Speicher auf meinem Laptop und Handy gibt es aber auch ein ganz altmodisches Fotoalbum (oder besser: viele Alben), die die Bilder noch so aufbewahren, wie es in meiner Kindheit passierte.

Wer das am Handy nicht machen möchte, kann mit seinem Kind aber auch ganz einfach ein Daumenkino basteln, um zu zeigen, wie aus vielen einzelnen Bildern ein Film wird.

Was für mich früher der Kassettenrekorder war, ist für die Tochter heute der CD-Player, auf dem sie nach Absprache ihre Lieblingscd’s hören kann. Für mich ist es, als ob ich in meine Kindheit zurück versetzt werden würde, denn sie hört die CDs, die ich als Kind als Kassetten im Regal stehen hatte. Unterwegs gibt es diese Aufnahmen auch auf dem IPad zu hören, das sie schon erstaunlich gut selber bedienen kann, wie ich es schon erlebt habe, als sie heimlich darauf andere Dinge suchte. Daher gilt im Umgang damit: Nicht allein lassen, sondern immer dabei bleiben.

Auf dem OLPC hat sie mit ihrem Vater schon erste ganz einfache Spiele gespielt. Auch diese nie allein, sondern immer in Begleitung. Nun wollen wir die ersten Apps ausprobieren mit ihr und sehen, wie sie damit umgeht und ob es ihr gefällt. Für das Projekt „Kinder und Medien – Meine ersten Apps“ habe ich von Microsoft ein Surface 2 zur Verfügung gestellt bekommen und werde demnächst davon berichten, wie die Tochter die Spiele fand, welche ihr gefallen haben und warum und wie sie mir gefallen haben.

 

 

Es ist nicht alles Sonnenschein und rosarot

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Ich werde immer wieder gefragt, ob es bei mir auch schlechte Zeiten gibt, ob ich mal genervt bin von meinen Kindern, ob ich auch schimpfe. Ja, auch ich bin nur ein Mensch. Und ja: Hier auf diesem Blog gibt es viele Bilder von schönen Wochenenden, von tollen Freizeitaktivitäten und unsere Wohnbereiche sind auf Bildern aufgeräumt. Aber es gibt auch bei uns Wollmäuse und Schmutz unterm Küchentisch. Es gibt Tage, an denen habe ich schlechte Laune oder bin genervt, weil meine Kinder zum xten Mal dieselbe Frage stellen oder seit 15 Minuten Wörter für verschiedene Ausscheidungen durch die Gegend schreien (und der Sohn beherrscht mit 20 Monaten diverse solcher Wörter von Scheiße über Pipi, Piss bis Kacke). Und auch ich schreie mal, wenn ich es einfach nicht anders mehr hin bekomme. Das ist nicht schön und oft schäme ich mich danach dafür. Ich entschuldige mich bei meinen Kindern, wenn ich ungerecht war oder sie nach meinen Maßstäben schlecht behandelt habe.

Hier im Blog geht es oft um die schönen Seiten vom Leben mit Kindern, aber auch um Schlafprobleme, um Ammenmärchen, um Verluste. Ich bin bemüht, all diese Dinge auch zu zeigen. Aber sehr viel zeige ich die schönen Seiten. Nicht, weil es nur diese gibt oder weil ich mich als Supermutter hervor tun möchte, die ich nicht bin. Ich zeige diese Dinge als Anreiz, als Idee und auch für mich selber als Richtschnur. Ich kann mir meine Beiträge ansehen und denken, dass es hier und da immer wieder schöne Geschichten im Alltag gibt. Wer nicht blogt, dem ich habe einmal empfohlen, sich die Schönheiten des Alltags auf kleine Zettelchen zu schreiben. Gerade in anstrengenden Zeiten ist es gut, sich diese Zettelchen hervor zu holen und zu sehen: Ich habe auch ganz, ganz viele schöne Zeiten mit meinen Kindern und meiner Familie und für mich.

Wir alle sind nicht perfekt und das ist gut so. Aber wir können uns Ziele setzen. Wir können darüber nachdenken, wenn wir ungerecht oder schlecht gelaunt sind. Wir müssen nicht permanent wunderbar, liebevoll und zuckersüß sein. Aber wir können uns am Abend hinsetzen und denken, dass vielleicht ein paar Dinge anders hätten laufen können. Dass wir vielleicht hier und da einfach mehr Luft hätten holen können statt zu schreien. Und wir können auf dieser Ebene Pläne schmieden, wie wir es zukünftig anders machen wollen. Denn das Leben mit Kindern ist vor allem eins: beständiger Wechsel und Mitwachsen. Wir verändern uns mit unseren Kindern, passen uns an, heben uns ab, damit wir dann wieder zueinander finden.

Zunächst einmal müssen wir uns von dem Gedanken befreien, dass es sie wirklich gibt, die perfekten Eltern. Warum es gut ist, dass wir nicht perfekt sind, habe ich an anderer Stelle bereits geschrieben. Trotzdem sitzt der Gedanke bei vielen Eltern fest: „Bevor ich Kinder hatte, dachte ich, es sei alles einfach und schön. Und jetzt ist es nicht so, also habe ich versagt.“ Doch hierin finden sich schon viele falsche Annahmen, denn: Ja, es ist in Ordnung, vorher Elternschaft zu romantisieren. Schließlich kennen wir heute kaum realistische Vorbilder und sind wir ehrlich: Ganz ohne romantische Vorstellungen vom Kinderhaben würden wir es vielleicht auch einfach sein lassen? Es ist also in Ordnung, vorher zu träumen und sich Dinge auszumalen. Und dann kommt die Realität und es läuft vielleicht doch nicht so, wie man es sich dachte. Oder man hat bei all den romantsichen Vorstellungen bestimmte Aspekte ganz vergessen, z.B. dass Babywindeln nunmal alle paar Stunden gewechselt werden müssen oder Babys Bäuerchen gerne auf der Bluse landet. Hat man eben einfach nicht dran gedacht. Es kommt vielleicht ein kleiner Realitätsschock. Aber hat man deswegen versagt? Nein, das hat man nicht. Im Leben ist es immer so, dass wir Erwartungen haben. An jeden neuen Tag. Mit Kindern oder ohne. Und an manchen Tagen müssen wir diese Erwartungen korrigieren. So ist es auch mit dem Kinderhaben.

Eltern versagen nicht, weil das Leben mit Kindern nicht so ist, wie sie es sich vorgestellt haben. Und sie versagen auch nicht, weil sie Dinge anders tun, als andere oder als sie es selbst gern täten. Und vor allem versagen sie nicht, weil andere es anscheinend besser können – bzw. sie denken, dass andere es besser könnten.

Elternschaft bringt uns immer wieder an unsere Grenzen. Es bringt uns in Kontakt mit der Kindheit, die wir selbst erfahren haben. Damit, was wir an unserer Kindheit besonders schön oder aber überhaupt nicht schön empfunden haben. Elternsein ist vor allem immer eins: neu. Sogar beim zweiten Kind, denn man ist Elternteil eines Geschwisterverbundes. Bei jedem neuen Kind ist auch die Elternschaft wieder neu. Ständig müssen wir uns, unsere Rolle und unsere Richtung neu bestimmen. Elternschaft ist ein hoch komplexer Vorgang, abhängig von vielen unbekannten Variablen.

Und so ist es in der Natur der Sache, dass unser Leben nicht immer rosarot ist, dass es auch dunkle Tage gibt und schmutzige Ecken. Aber solange wir darüber nachdenken, solange wir reflektieren, sind wir gute Eltern. Weil wir uns nämlich bemühen. Darauf kommt es an. Wenn ein Tag schlecht lief, wird der nächste wieder besser werden. Merkt Euch das, liebe Eltern und geht mit Euch selbst weniger hart ins Gericht.

 

Im Gespräch mit Frau Mierau

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Heute habe ich mal etwas Anderes als sonst für Euch: Eine Podcastfolge mit mir. Eingeladen war ich als Gast bei Leitmotiv und dort habe ich mich unterhalten über den Online-Eltern-Clan, worüber ich ja auch schon auf der re:publica sprach, über Fotos von Kindern im Internet. Ich gebe einen Einblick in meine Arbeit, besonders meine frühere Tätigkeit und mein Studium und das Veröffentlichen von Ebooks m Selbstverlag. Außerdem geht es auch um falsch herum getragene Babys und eine ganz persönliche Geschichte aus meinem Leben.

Hier geht es also zum Leitmotiv mit Frau Mierau.

 

Der richtige Sonnenschutz für mein Kind

Sonne

Die Temperaturen steigen gerade an, das gute Wetter und die Hitze locken hinaus zu gehen. Gerade mit Kindern denkt man: Es ist so heiß, wir gehen auf den Wasserspielplatz oder an den See. Doch gerade dort ist es oft sehr sonnig und auf Spielplätzen und am freien Wasser findet sich nicht immer viel Schatten. Sonnenschutz ist aber gerade für Kinder besonders wichtig. Was also ist nun der beste Schutz für diese Zeit?

Kinderhaut braucht besonderen Schutz

Die Haut von Kindern ist noch sehr dünn und noch nicht wie die von Erwachsenen in der Lage, schnell und ausreichend viel Melanin zu produzieren. Dazu kommt noch, dass auch die Reparaturmechanismen der Haut noch nicht ausreichend ausgebildet sind, so dass die Haut durch einen Sonnenbrand erheblich geschädigt wird.

Der beste Schutz: Nicht in die Sonne gehen!

Es ist ganz klar: Der beste Sonnenschutz ist es, nicht in die Sonne zu gehen. Das gilt besonders für die Zeiten, in denen die Sonne besonders stark über uns steht und direkt auf uns hinunter strahlt. Was in anderen Ländern gemacht wird, ist daher auch für uns angeraten: Siesta von 11 bis 15 Uhr! In dieser Zeit sollten Kinder am Besten nicht hinaus gehen. Das mag uns manchmal schwer fallen, wenn die Kinder gerade keinen Mittagsschlaf machen wollen, aber auch diese Zeit lässt sich Drinnen gut überbrücken: Eine kleine Wanne mit Wasser kann auch in der Wohnung aufgebaut werden. Große Kinder können am Waschbecken spielen. Eine andere Idee sind Holzkisten, in denen Kinder mit etwas Sand spielen können. Säuglinge sollten generell nicht der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt werden. Das heißt, dass Kinder unter einem Jahr nicht ohne Schatten spielen sollten, auch nicht auf Spielplätzen.

Sonnenkleidung als Schutz?

Wer der Freiluft nicht trotzen kann, ist mit Schatten am Besten beraten und auch die Bekleidung hat einen wichtigen Einfluss: Je dichter gewebt ein Material ist, desto mehr Sonnenschutz bietet es. Generell bestimmen Dichte, Material und Farbe, wie stark der Stoff vor der Sonne schützt: Je dunkler und dichter gewebt, desto höher der Sonnenschutz. Ein einfaches weißes Baumwollshirt lässt 10% der Sonnenstrahlung durch, hat also einen USF (UV-Schutzfaktor) von 10. Geringer wird dieser Wert beispielsweise durch das Nasswerden der Textilien;hierdurch wird mehr UV-Strahlung durch das Gewebe gelassen. Ein hervorragender Schutz besteht nach Europäischem Standard, wenn mehr als 97,5% der UV-Strahlung abgeblockt werden. Es gibt mittlerweile spezielle Sonnenschutzkleidung. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass diese Kleidung nach UV-Standrad 801 getestet wurde. Bei Kleidung wird ein Schutzfaktor (UPF = Ultraviolett Protection Factor) von40 empfohlen. Für Kinder gilt ansonsten: In der Sonne (und auch im Schatten) sollten Sonnenhüte getragen werden, die auch Ohren und Nacken bedecken. Die Kleidung sollte nicht zu eng anliegen und möglichst viel Körperfläche bedecken. Sandalen sind zwar schön, aber besser ist es, wenn auch der Fußrücken bedeckt ist, denn gerade hier entstehen oft Sonnenbrände, wenn der Fußrücken beim Eincremen vergessen wird oder keine Socken getragen werden. Wer mit Kindern baden geht, sollte besonders auf spezielle Sonnenschutzkleidung achten. Idealerweise sollte die Badekleidung auch die Schultern bedecken.

Sonnencreme

Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl verschiedener Sonnenschutzmittel: Cremes, Lotionen, Sprays und Öle. Unterschieden wird zudem noch in Chemische UV-Filter und solche Cremes mit mineralischen Filtern. Was auf den ersten Blick unüberschaubar wirkt, lässt sich allerdings kurz zusammen fassen: Für Kinder sind ausschließlich Cremes mit mineralischen Filtern aus zertifizierter Naturkosmetik zu gebrauchen. Chemische UV-Filter sind schon seit langer Zeit in der Kritik aufgrund ihrer hormonellen Wirkung, die sogar in der Muttermilch nachgewiesen werden konnte. Demnach empfehlen sich solche Sonnenschutzmittel auch nicht für die Mütter (und eigentlich für überhaupt niemanden). Auch Erdölprodukte, die die Haut schädigen, sind in Naturkosmetika nicht zu finden, weshalb diese die erste Wahl sein sollten. Aber selbst wenn in der Naturkosmetik keine bedenklichen Stoffe zu finden sind, sind diese Cremes nicht bedenkenlos aufzutragen. Auch sie verstopfen die Haut und trocknen längerfristig die Haut aus. Daher ist der beste Schutz weiterhin gute Kleidung und der Verbleib im Schatten oder im Haus in der sonnenintensiven Zeit.

Wer aber Sonnenschutzcreme verwendet, sollte bei Kindern zumindest einen Lichtschutzfaktor 30 verwenden, bei empfindlicher Haut noch deutlich mehr. Der Lichtschutzfaktor gibt an, wie viel länger man sich mit dem Sonnenschutzmittel in der Sonne aufhalten kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Dabei kann jedes Mittel bei verschiedenen Personen unterschiedliche Zeiträume ergeben je nach Hauttyp der Personen. Um eine Schutzwirkung zu erzielen, muss die Creme wirklich intensiv aufgetragen werden, d.h. es sollte nicht daran gespart werden. 30 bis 40ml für den gesamten Körper werden vom Bundesamt für Strahlenschutz empfohlen. Bei mineralischen Cremes sieht man deutlich die weiße Creme auf der Haut. Nachcremen empfiehlt sich beim Baden, doch wird die Schutzdauer von Sonnencreme durch das Nachcremen niemals verlängert! Wenn die Zeit abgelaufen ist, muss der Mensch unbedingt aus der Sonne, um Folgeschäden zu vermeiden.

Deswegen: Schützt Eure Kinder gut vor der Sonne, am Besten durch Vermeidung intensiver Sonneneinstrahlung und angemessene Kleidung. Der beste Schutz ist, nicht in die Sonne zu gehen!

50 Alltagstipps für geborgenes Aufwachsen

Ich werde oft gefragt, wie es denn nun geht, dieses „geborgene aufwachsen“ oder „Attachment Parenting“ oder „achtsames Elternsein“. Und jedes Mal finde ich wieder, dass es zugleich ganz einfach und doch auch schwer zu erklären ist. Deswegen gebe ich Euch heute eine Liste, was es für mich heißt, mit meinen Kindern geborgen zu wachsen – denn auch ich wachse mit ihnen:

  • Nimm Dein Kind ernst.
  • Tröste Dein Kind, wenn es weint. Immer.
  • Sage nicht, dass etwas nicht schlimm sei, wenn Dein Kind weint.
  • Trage Dein Kind, wenn Du es kannst. Es wird Deine Nähe lieben und genießen.
  • Stille Dein Kind, wenn Du es kannst und willst. Wenn es nicht geht, mach es anders. Nehmt Euch Zeit füreinander. Das Kind nähren ist mehr als Nahrung.
  • Lass Dir nicht einreden, stillen dürfe man nur für eine bestimmte Zeit. Lass Dir die Zeit, die Ihr braucht.
  • Lass Dein Kind Kind sein.
  • Gib Deinem Kind die Möglichkeit, sich selbst kennen zu lernen, sich auszuprobieren und sich nach seinem Tempo zu entwickeln.
  • Versuche, auf Dein Herz zu hören und lass Dich nicht von anderen von Deinem Weg abbringen.
  • Gib Deinem Kind Zeit. Und Dir.

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  • Lass Dein Kind mit den Händen das Gras fühlen und mit den Füßen im Matsch strampeln.
  • Puste mit Deinem Kind gemeinsam Pusteblumen.
  • Lass Dein Kind auf Bäume klettern.
  • Geht gemeinsam barfuß über das Gras.
  • Begib Dich ab und zu auf die Höhe Deines Kindes und sieh die Welt aus seinen Augen.
  • Probiere aus, wie sinnlich es ist, eine Mahlzeit mit den Fingern einzunehmen.
  • Bastelt Gänseblümchenketten.
  • Lach mit Deinem Kind.
  • Lies Deinem Kind vor.
  • Hör Deinem Kind zu.

Gänesblümchenkrone

  • Lass Dein Kind mit einem Problem nicht allein.
  • Lass Dein Kind bei Dir schlafen, wenn es das braucht.
  • Lass es auch fünf Kuscheltiere mit ins Bett bringen, wenn sie ihm gerade wichtig sind.
  • Lass Dein Kind auf Deinen großen Füßen laufen.
  • Tanze mit Deinem Kind.
  • Wenn Du keine Kraft hast oder einen schlechten Tag, dann sag es Deinem Kind einfach.
  • Macht zusammen Musik.
  • Ermögliche Deinem Kind, an das Magische zu glauben, so lange es das tut. Lass es an Wunder glauben.
  • Lass Dir die Welt von Deinem Kind erklären.
  • Lass Dein Kind träumen.

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  • Sei ehrlich zu Deinem Kind.
  • Verabschiede Dich immer, bevor Du gehst.
  • Sag „Bitte“ und „Danke“ zu Deinem Kind.
  • Lasst zusammen Seifenblasen fliegen und fangt sie ein.
  • Zeige Deinem Kind, dass man zu anderen Menschen freundlich ist.
  • Geh zur Teeparty mit allen Puppen und Teddybären.
  • Bereitet zusammen das Essen zu.
  • Sing mit Deinem Kind.
  • Lach über die Witze Deines Kindes.
  • Verzeih Deinem Kind, wenn es etwas angestellt hat.

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  • Entschuldige Dich bei ihm, wenn Du etwas angestellt hast.
  • Vergib Dir selbst, wenn Du nicht perfekt bist. Niemand ist das.
  • Erkläre Deinem Kind, dass Menschen nicht perfekt sein müssen. Auch Ihr beide nicht.
  • Nimm Dein Kind in den Arm und gebe ihm einen Kuss. Einfach so.
  • Wenn Dein Kind in den Kindergarten kommt: Hör auf Dein Bauchgefühl und das Deines Kindes.
  • Macht zusammen Stockbrot am Lagerfeuer.
  • Erzähle aus Deiner Kindheit.
  • Sag Deinem Kind, dass es heute ein schöner Tag mit ihm war.
  • Spiel mit Deinem Kind.
  • Lebe Deinem Kind vor, was Du wünschst, das es lernen soll.

Umfüllspiele

Auf einen Punkt gebracht: Liebe Dein Kind.

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Upcycling: Einen individuellen, zauberhaften Kaufmannsladen für die Kinder gestalten

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Wie Ihr aus meinen Wochenenden in Bildern wisst, liebe ich es, auf Flohmärkten zu stöbern und finde dort gerne schöne Dinge für die Kinder zum Spielen. – Oder Dinge, die einmal schön werden können. Auch bei Ebay Kleinanzeigen suche ich gerne mal nach Dingen oder lasse mich inspirieren für ein neues Projekt. Hier habe ich vor einiger Zeit einen alten Kaufmannsladen erworben, den ich nun endlich aufgearbeitet habe, wie ich es schon lange vorhatte.

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Hier ist der Urzustand des Kaufmannsladens. Es gibt einiges zu reparieren und auszubessern.

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An einigen Stellen wurde er vom Vorbesitzer bestempelt, angemalt und ein paar Stellen müssen neu verleimt werden.

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Zunächst wird das Holz abgeschliffen. So werden Unebenheiten und unschöne Stellen beseitigt.

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Dann trage ich mit einem Pinsel gleichmäßig dünn weiße Holzfarbe auf, ein Farbrest.

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Für den Kaufmannsladen habe ich mir eine kleine Besonderheit überlegt: Er soll ein Apfel-Logo bekommen, dass sich auf dem Kaufmannsladen, auf den kleinen Baumwoll-Einkaufstüten und auch auf kleinen Papiertüten wieder findet.

Auf den Einkaufsladen mache ich einen Apfeldruck mit einem aufgeschnittenen Apfel: Einfach die gewünschte Farbe drauf verteilen und dann aufdrucken. Ich habe vorher ein paar Drucke auf Papier geübt.

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Und so sieht es dann auf Holz aus. Der Apfel ziert die Spitze des Kaufmannsladens.

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Für die Stoff- und Papiertüten habe ich mir extra einen kleinen Stempel anfertigen lassen über den Dawanda-Shop AvieArt „Leckerbissen & Köstlichkeiten“ steht darauf, zusammen mit dem Apfel-Logo. Den Stempel können die Kinder dann auch direkt im Kaufmannsladen benutzen.

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Stofftasche mit Apfeldruck und Stempel

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Aufgehangen werden können die drei Beutel an kleinen blauen Keramikknäufen, die ich extra dafür angebracht habe.

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Auch am Verkaufstisch ist ein solcher Knauf angebracht, an dem die bestempelten Papiertüten für Obst und Gemüse hängen (10 Papiertüten für 0,65€, z.B. bei Modulor).

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Und dann gibt es noch den Inhalt des Kaufmannsladens: Hier gibt es viele Glasflaschen (Bügelverschlussgläser habe ich neu gekauft für 1,50€ hier) mit verschiedenen Inhalten aus dem Garten und der Küche: Nudeln, Kräuter, Steine. Noch mehr Anregungen für die Bestückung des Kaufmannsladens findet Ihr hier.

 

Unaufhaltsam

 

Der Sohn ist nun 19 Monate alt. Er erkennt sich und andere auf Fotos, benennt seine Körperteile und die anderer Menschen. Er spricht in 3-Wort-Sätzen und spielt wunderbar phantastische Spiele. Im Spielkreis hat er in dieser Woche Stühle zusammen geschoben und sagte „Schiff baut! Springt runter!“ und hat sich von den Stühlen fallen lassen. Nachdem seine Schwester am letzten Wochenende drei Treppenstufen hinunter gesprungen ist, wollte er es ihr gleich tun und landete dabei auf der Nase. Überhaut ist alles, was die große Schwester tut, ganz wunderbar und nachahmenswert. Daher beherrscht er auch die Worte „Kacke“, „Scheiße“ und „Eierloch“, die er sehr gerne in für mich unpassenden Situationen hervor bringt. Beispielsweise in einer langen Schlange bei der Post, wenn er schreit „Warten! Kacke!“ Ich distanziere mich dann gerne ausdrücklich von den Worten und versuche mit einem Lächeln über mein errötetes Gesicht hinweg zu täuschen. Aber natürlich lernt er nicht nur Unsinn von der großen Schwester, sondern hat durch die ein besonderes Interesse an Zahlen und Buchstaben und versucht, Treppenstufen zu zählen und schreit mir gerne ins Ohr, wenn er auf der Straße etwas Geschriebenes entdeckt („Schrieben, Mama, schrieben!“).

Ebenso wie die Wörter mit jedem Tag mehr werden und auch das Spiel phantasievoller und variabler, wächst der Sohn unaufhaltsam. Im ersten Lebensjahr war er ziemlich klein und dünn, etwas unterdurchschnittlich in Größe und Gewicht. Nun aber hat er auf einmal quasi über Nacht einen Sprung gemacht. Die 74/80 passte ganz plötzlich nicht mehr. Neue Bodys, neue Hosen und neue Schuhe mussten her. Seinen absoluten Lieblingsbody haben wir bei me&i gefunden: grün mit Zebras. Der Sohn liebt die Zebras, die er Pferde nennt, denn schließlich liebt ja die große Schwester Pferde und er darf sie jedes Wochenende zum Reiten begleiten.

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Und auch wenn er schon über das erste Jahr hinaus gewachsen ist, kann man noch immer von Entwicklungsschüben sprechen. Ich würde sogar bei meiner großen Tochter mit 5 Jahren noch von Entwicklungsschüben sprechen. Wie als kleines Baby sind es Zeiten, in denen er besonders anhänglich ist, besonders viel stillen möchte, viel auf den Arm will. Manchmal lässt er dann auch Dinge, die er schon konnte, wieder weg. Und auf einmal ist sie da, die neue Fähigkeit, das Hüpfen, das Pfeifen. Bei der Tochter ist es nicht mehr so sehr die Anhänglichkeit, wenn der Entwicklungsschub kommt, sondern eher das Gegenteil davon: Das Reiben an Regeln und Normen, die Auseinandersetzung. Oft auch die Zerrissenheit zwischen Autonomie und Anhänglichkeit. Mit 5 Jahren wackelt die Welt, vieles steht auf dem Prüfstand und fügt sich neu zusammen. So ist es für beide Kinder gerade eine aufregende, sich und sie verändernde Zeit.