Schlagwort: Geburt

Bitte berühren – Warum Hebammenarbeit unersetzbar ist

In der letzten Woche war ich beim Hebammenkongress des Hebammenverbandes und habe dort über „Neue Medien in der Geburtsvorbereitung“ gesprochen. Ich habe einen Überblick gegeben darüber, welche Medien Eltern heute nutzen, auf welche Weise sie davon beeinflusst werden und welches Potential für die Hebammenarbeit darin liegt. Es ist ein spannendes Thema, denn in der Schwangerschaft – und eigentlich schon beim Kinderwunsch – werden wir auf vielfältige Weise beeinflusst. Anders als früher suchen wir unsere Hilfen nicht mehr bei uns bekannten Personen, sondern aus Büchern, Zeitschriften, Fernsehen und Internet. Weiterlesen

Wofür ich als Mutter kämpfe – Du auch?

Ich liebe meine Kinder. Und ich wünsche mir für sie das Allerbeste. Ich wünsche mir für sie ein schönes Leben und eine gute Zukunft. Und natürlich schon jetzt einen guten Weg. Einen Weg, der vielleicht nicht immer frei von Steinen ist und das auch nicht sein muss. Aber immerhin einen Weg, auf dem nicht zu viele Felsbrocken liegen und der nicht  durch zu dunkles Gelände führt. Weiterlesen

Musik und Tanz zur Geburt am Beispiel Robbie Williams und Ayda Field

Geburt ist bewegend. Nicht nur gefühlsmäßig, sie sollte auch tatsächlich bewegt sein. Denn Bewegung ist es, die unter der Geburt hilft. Wir alle wissen, wie wichtig Bewegung ist, um Stress abzubauen. Um Stresshormone abbauen zu können, ist Bewegung gut und wichtig. So kennen wir es aus modernen Ansätzen der Pädagogik, dass Kinder im Unterricht einen Wechsel von Bewegung und Lernen erfahren. Weiterlesen

Zukunft des Gebärens – Was ich mir für meine Tochter nicht wünsche

Vor kurzer Zeit feierten wir den zweiten Geburtstag meines Sohnes. Zeit, um zurück zu blicken und auch mit meiner Tochter einen Blick zurück zu werfen auf den Tag, an dem sie große Schwester wurde. Ihr Bruder wurde zu Hause geboren und sie erlebte viele Teile der Geburt mit: Sie wachte am Morgen auf, als die Geburt schon begonnen hatte, krabbelte mit ihren dreieinhalb Jahren durch meine Beine hindurch, während ich stehend Wehen veratmete. Weiterlesen

Sonntagssüß: Kandierte Gänseblümchen

Nun war es in Sachen Sonntagssüß eine ganze Weile still hier. Das lag nicht daran, dass es bei uns keine Sonntagssüße gab, sondern an dem Umstand, dass sich die Kinder momentan ausschließlich Eis als Süßes wünschen – und zwar am liebsten beim Eisladen mit bunten Streuseln. Damit wir aber auch mal wieder eine kleine  Selbstmachidee haben, die sehr gut zum Eis passt, haben wir an diesem Wochenende kandierte Gänseblümchen gemacht. Weiterlesen

Frauen, geht auf die Straße – Geburt ist ein Thema für ALLE Frauen

 

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Am Samstag wird in Berlin wieder demonstriert für den Erhalt des Berufsstandes der Hebammen. Gerade in der letzten Zeit hat sich jedoch eine Kluft unter den Frauen aufgetan in Bezug auf den Hebammenprotest. Das Projekt „Selbstgeboren“ hat nur verdeutlicht, welche Emotionen beim Einsatz für die Hebammen mitschwingen. Oft liest oder hört man auch kritische Stimmen, man solle sich nicht für einen Berufsstand einsetzen, der längst modernisiert werden sollte oder der nur noch Multiplikator für esoterische Behandlungskonzepte sei. Doch beim Protest für die Hebammen geht es eigentlich weder darum, ob nun ein Kaiserschnitt oder eine spontane Geburt zu Hause besser sei und es geht auch nicht darum, ob Frauen irgendwelche Kügelchen oder Umschläge benötigen, um bei Problemen in der Schwangerschaft Linderung zu erhalten: Es geht um ein Recht aller Frauen, frei zu entscheiden. Jede Frau muss selbst entscheiden können, wo und wie sie ein Kind gebären möchte, wenn sie sich entschieden hat, eines zu bekommen.

Frauen müssen wählen dürfen, wie sie gebären und haben ein Recht auf Medikamente

An manchen Stellen wird beschrieben, dass man heute im Besitz aller medizinischen Möglichkeiten nicht mehr gezwungen ist, sich dem Geburtsvorgang zu unterwerfen, sich auf sein Stammhirn zu besinnen und trotz Schmerzen auf Schmerzlinderung durch Medikamente zu verzichten. Medizinische Interventionen erscheinen als Machtmittel, auf die Frauen heute Zugriff haben und sich dessen bedienen dürfen. Das ist auch vollkommen richtig. Frauen haben Zugriff auf diese Mittel und dürfen sich nach freier Entscheidung daran bedienen: Keine Frau sollte und muss heute natürlich gebären, wenn sie Ängste hat oder das Schmerzempfinden ihr gebietet, schmerzstillende Medikamente zu nutzen. Ich persönlich finde es vollkommen richtig, dass jede Frau ein Recht auf Wahlfreiheit hat. Dies ist insbesondere vor der Geburt wichtig, um für sich zu klären, welche Maßnahmen man wünscht und welche nicht.

Wahlfreiheit oder doch Fremdbestimmung durch Ärzte und Konzerne?

Nicht zu verwechseln mit dieser Freiheit der Entscheidung ist jedoch die Fremdbestimmung im Krankenhaus durch medizinisches Personal, das nicht unbedingt im Sinne der Frau und ihrem persönlichen Bedarf handelt, sondern im Sinne eines großen Klinikkonzerns, bei dem es um Bettenbelegungen, Arztkosten und Krankenkassenabrechnungen geht. Medizinische Intervention ist eben nicht zwangsläufig ein Ausdruck der Selbstbestimmung. Gerade im Rahmen der Proteste um das Projekt Selbstgeboren wurde deutlich, wie viele Frauen unter fehlender Selbstbestimmung bei Geburten leiden mussten. Traumatische Geburtserfahrungen können zu schwerwiegenden (psychischen) Erkrankungen führen. Australische Studien zeigen, dass dort Selbstmord eine der Haupttodesursachen in der perinatalen Phase ist.

Eingriffe unter der Geburt können  Auswirkungen haben, deren sich Frauen vorher nicht bewusst sind. Der hormonelle Kreislauf ist sehr empfindlich. Geburt ist ein normaler Vorgang, an dem es zunächst nichts Pathologisches gibt. Gibt es keine schwerwiegenden Vorerkrankungen, steht einer normalen Geburt zunächst nichts im Wege. So kommt es auch, dass Geburten traditionell von Hebammen begleitet werden und eben auch nicht unbedingt in Krankenhäusern stattfanden. Dass Geburten zunehmend jedoch in Krankenhäuser verlegt wurden, ist eine gesellschaftliche Entwicklung durch Einwirken der Pharma-, Medizinprodukte- und Ärztelobby. Geburt wurde in den vergangenen Jahrhunderten zunehmend pathologisiert. Es wurden Ängste geschürt, um Frauen dazu zu bewegen, Geburten in Krankenhäuser zu verlegen. Begründet wurde dies oft mit mehr Sicherheit für Frau und Kind. Betrachtet man allerdings die Datenlage, stimmt dies nicht. Die Einführung von Medizinprodukten führte in vielen Fällen zu einer Verschlechterung der Gebärsituationen: Das neu eingeführte CTG führte zu einer vermehrten Anzahl von Kaiserschnittgeburten, da dessen Angaben falsch interpretiert wurden: Naturgemäß sinken die Herztöne unter der Geburt durch die Wehen, was allein noch keine Indikation für einen Kaiserschnitt ist. Da aber für das CTG oft das Liegen im Bett erforderlich ist (und das CTG auch lange läuft, wenn Daten falsch interpretiert werden), kann sich das Kind aber womöglich nicht richtig im Becken einstellen. Auch sind die Wehen schmerzhafter. Um den Schmerz zu mindern, gibt es die PDA, die wiederum zahlreiche Nebenwirkungen haben kann und den Geburtsverlauf negativ beeinflusst. Da die Geburt hierdurch in die Länge gezogen wird, werden wiederum Wehenmittel zur Anregung verabreicht, die stärkere Kontraktionen hervor rufen und den Blutzufluss zum Kind stärker beeinträchtigen können. Auf diese Weise erhöht sich die Kaiserschnittrate, die in den letzten 10 Jahren um 10 Prozent auf derzeit ca. 30 Prozent angestiegen ist.

Es ist ein pathologisierter Kreislauf, der aus Kostengründen aufrechterhalten wird: Ein CTG wird angeschlossen und zeichnet Daten auf. Die Anwesenheit der Hebamme bzw. das Abhören mit einem Hörrohr ist nicht notwendig, die Hebamme kann mehrere Personen gleichzeitig betreuen. In Bezug auf die Haftpflichtversicherungen gibt es zudem einen wichtigen anderen Aspekt zu betrachten: Die Müttersterblichkeit ist durch die Kaiserschnittraten gestiegen. Doch kostenintensiver in Hinblick auf die Versicherung ist ein Kind, das durch die Geburt beeinträchtigt wurde, weshalb für Krankenhäuser der Kaiserschnitt “die sicherere” Wahl ist. Gebärende werden unter Druck gesetzt, die beste Entscheidung für ihr Kind treffen zu müssen und dabei wird ihnen die Kompetenz abgestritten, sich für sich selbst einzusetzen und dadurch die beste Wahl für das Kind zu treffen. „Aber was ist, wenn…“ wird dem Instinkt entgegen gesetzt. Der Spruch „Geht es der Mutter gut, geht es dem Kind gut“ gilt nicht. Geburten in Krankenhäusern sind statisch nachweisbar häufiger mit Eingriffen begleitet: Vom Wehenmittel über Dammschnitt bis zum Kaiserschnitt.

 

Der neutrale Partner an der Seite

Gerade deswegen ist es wichtig, dass Frauen eine Person an ihrer Seite haben, die sich loyal für sie einsetzt. Eine Person, die nicht selbst in die Geburt einbezogen ist wie die Gebärende oder ihr Partner/ihre Partnerin. Jemand, der  Erfahrungen  und emotional etwas Abstand hat. Jemand, der sich objektiv einsetzen kann. Diese Möglichkeit besteht, wenn man eine Hebamme hat, die man vorher kennt. Mit der man besprochen hat, welche Wünsche und Vorstellungen man hat, welche Interventionen in Ordnung sind und auf was bei Komplikationen geachtet werden soll. Eine Fachkraft, die sich unter der Geburt neutral einsetzt, medizinische Notwendigkeiten ggf. erklärt und „übersetzt“. Für manche Frauen kann das eine Hebamme sein, die Rescuecreme auf dem Bauch verschmiert und Globuli gegen Schmerzen gibt oder Akupunkturnadeln in den Fuß steckt. Für andere Frauen ist das eine Hebamme, die Bescheid gibt, wann die PDA gesetzt werden kann oder die verlässlich an der Seite steht bei einem geplanten Kaiserschnitt. Eine Begleitung, die auch schon in der Schwangerschaft zur Seite steht und zum Wohl der Gebärenden und Kinder handelt und nach der Geburt auf Basis des Wissens um die Schwangerschaft und Geburt optimal betreuen kann. So können Frauen bestärkt und unterstützt werden in der größten Umbruchphase des Lebens und auch gestärkt daraus hervor gehen, um ihren Weg weiter zu gehen. Psychischen Komplikationen nach der Geburt kann entgegen gewirkt werden.  Geburt hat einen entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung und weitere Entwicklung, auf Selbstbewusstsein und Mutterschaft, auf das gesamte Leben. Daher ist es von so großer Bedeutung, diese sensible Phase bei Frauen gut zu unterstützen. Die Wahlmöglichkeit der Frau, wo und wie sie gebären möchte ist ebenso wichtig wie die Wahlmöglichkeit, ob sie schwanger werden/sein möchte oder nicht.

Alle Frauen sind gefordert, sich für Frauen einzusetzen

Unsere Gesellschaft braucht Hebammen, damit Frauen frei gebären können. Wahlfreiheit bedeutet nicht nur, dass man auf medizinische Produkte und Dienstleistungen heute zurückgreifen kann, wenn man das wünscht. Wahlfreiheit bedeutet auch, dass man das lassen kann, wenn man es möchte. Wir sind dann frei, wenn uns alle Möglichkeiten offen stehen und wir auch auswählen können, ob wir die naturheilkundliche Begleitung oder die schulmedizinische wünschen.

In diesem Sinne sind alle Frauen dazu aufgefordert, sich für die Hebammen einzusetzen. Auch wer keine Kinder gebären möchte, wer sich dagegen entschieden hat oder das Alter der Gebärfähigkeit überschritten hat: Setzt Euch ein für Eure Schwestern, Nichten, Freundinnen. Setzt Euch ein für das Recht der Frauen auf eine freie Wahl und demonstriert für den Erhalt des Hebammenstandes

Frauen, haltet zusammen! – Über Spaltungen in Krankenhaus- und Hausgeburt beim Hebammenprotest

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Der Hebammenprotest hält an und da noch keine tatsächliche Lösung gefunden wurde, gibt es zahlreiche Initiativen, die sich der Erhaltung der Hebammen verschrieben haben. „Vom ersten Gesicht“, der bildlichen Vorstellung von Hebammen und ihren Geschichten, bis hin zu Demonstrationen, Fähnchen und Aufklebern im Alltag. Nun gerade hat eine neue Initiative für Aufmerksamkeit gesorgt: das geplante Buch „Selbstgeboren“ von Hebamme Anna Virnich. Es soll ein Buch sein, das Geburtsberichte von Geburten vorstellt, die selbstbestimmt ohne medizinische Intervention verlaufen sind. Dazu hat Anna dazu aufgerufen, ihr Geburtsberichte zuzuschicken. Doch das Feedback zu diesem Aufruf ist zwiegespalten: Frauen, die solche Geburten hatten, melden sich bereitwillig, andere Frauen sprechen von Ausgrenzung, von Stigmatisierung und Abwertung anderer Geburten. Damit wird eine Tendenz auf den Punkt gebracht, die sich schon anderweitig angebahnt hat: im Rahmen des Protestes kommt es zu Spaltungen und zu schwierigen Diskussionen über Geburtserfahrungen. Dabei sollte es doch um etwas anderes gehen…

Konflikt vorprogrammiert: Geburten sind ein hoch emotionales Thema

Schon bei den ersten Protestwellen wurde klar, dass es im Rahmen des Hebammenprotestes an die Substanz geht. Es geht nämlich um einen Berufszweig, der Frauen in der größten Umbruchphase ihres Lebens begleitet. In Situationen, die sie für ihr Leben prägen, an die sie sich immer erinnern werden. Es ist ein höchst emotionales Thema. Und wie es bei diesen Themen und besonders in Sachen Elternschaft und Geburt immer ist, ist es auch ein Bereich, der hoch anfällig für Verletzungen ist. Wir alle wollen immer das Beste geben für unsere Kinder. Dieses Beste kann dabei sehr unterschiedlich aussehen: manche Frauen stillen, andere nicht, manche tragen, andere nutzen Kinderwagen und manche gebären zu Hause und andere im Krankenhaus. Das Beste für Kinder und Eltern kann ganz unterschiedlich aussehen. Es kommt immer auf die Umstände an, auf die Person, auf das bisherige Leben und die Erfahrungen. Doch ganz außer Frage steht immer: Eltern wollen das Beste für ihre Kinder und entscheiden nach ihrem persönlichen Gefühl. Und somit ist jede Entscheidung, die sie treffen, die richtige für dieses Kind und diese Familie. Wir sollten aufhören damit, von Außen zu urteilen, ob irgendetwas besser oder schlechter ist, denn wir kennen die Rahmenbedingungen nicht.

Niemand kann und darf von Außen richten

Um das am Beispiel einer Geburt zu illustrieren: Ich habe Geburten in Krankenhäusern hospitiert und war auch bei einer Kaiserschnittgeburt dabei, die mich sehr bewegt hat. Von außen könnte man sagen: „Ah, eine Frau, die einen Kaiserschnitt hatte. Na da hat sie es ja einfach gehabt und gar keine richtige Geburtserfahrung.“ Das sagen Menschen, die nur hören, dass jemand einen Kaiserschnitt hatte und den Rahmen nicht kennen. Die Geschichte ist die, dass da ein junges Paar war, das das erste Kind erwartete. Alles lief gut, aber das Kind wollte sich nicht drehen und lag in Beckenendlage. Die Frau probierte alles mögliche, damit das Kind sich doch noch drehen würde. Tägliche Übungen im Vierfüßlerstand, homöopathische Mittel und ein Versuch einer für sie schmerzhaften äußeren Wendung. Es halft nichts. Sie hatte große Angst vor einer natürlichen Geburt in Beckenendlage, da es in ihrem Bekanntenkreis ein Kind bei der Geburt verstarb. Ihre Ängste konnte sie so kurz vor der Geburt nicht beseitigen, so dass sie frei genug gewesen wäre für eine spontane Geburt in Beckenendlage. Sie entschloss sich mit ihrem Partner für einen Kaiserschnitt. Sie waren darauf vorbereitet und jeder hatte seinen Platz bei der Geburt neben der Hebamme und den Ärzten. Die Hebamme war sehr wichtig an ihrer Seite und auch später für die Narbenpflege. Diese Frau war vollkommen gut und richtig vorbereitet und hat ganz selbstbestimmt entschieden, wie die Geburt laufen soll. Wer könnte hier den ersten Stein werfen? Niemand. Und das sollten wir deswegen auch einfach nie tun. Denn wir kennen nicht den Rahmen. Und selbst wenn, dann kennen wir nie genau die inneren Beweggründe. Alles, was wir wissen müssen, ist: Eltern wollen das Beste. Immer. Und deswegen gibt es keine schlechteren oder besseren Eltern oder Geburten.

„Ich würde mir auch nen Nikolaushut aufsetzen, würde das helfen“

Es ist gut und wichtig, dass wir uns für selbstbestimmte Geburten einsetzen. Und es ist auch gut und wichtig, dass wir Frauen aufzeigen, dass das Gebären auch ohne medizinische Eingriffe möglich ist. Denn ja: Medizinische Eingriffe ziehen oftmals weitere medizinische Eingriffe nach sich. Gerade bei Geburten können sich „kleinere“ Maßnahmen wie ein Wehentropf am Anfang auf den weiteren Verlauf der Geburt auswirken. Aber an diesen Umständen sind auf keinen Fall die Gebärenden Schuld! Was hier nämlich verwechselt wird ist die Verantwortung der medizinischen Eingriffe unter der Geburt: Keine Frau und keine Familie kann unter der Geburt gut entscheiden, was getan werden soll, was notwendig ist und was nicht. Schlichtweg, weil sie nicht wissen, welcher Eingriff sich (besipielsweise hormonell) wie auswirken kann und auch, weil sie nicht dazu im Stande sind. Eine Frau kommentierte das ganz wunderbar passend auf meiner Facebookseite: „hätte man mir da gesagt, man setzt mir nen nikolaushut auf weil das helfen würde, ich hätts getan.“ Frauen und Paare können vor der Geburt gut und umfassend informiert werden, aber die wirkliche Verantwortung unter der Geburt für den Verlauf tragen die Fachleute. Und sie sind es, die in Hinblick auf Selbstbestimmtheit wachgerüttelt werden müssen. Sie müssen dazu angehalten werden, nicht nur im Interesse der Kostenersparnis und der Einfachheit zu handeln, sondern zum Wohle der Frauen. Gerade in Krankenhäusern, die ja Unternehmen sind, gestaltet sich das manchmal schwierig. Und deswegen gilt auch hier wieder: Keiner Frau kann man irgendwelche Vorwürfe machen, weil sie unter der Geburt dieses oder jenes in Anspruch genommen hat. Ob nun Wehentropf, PDA oder sonstwas. Unter der Geburt werden Eltern immer dem zustimmen, was sie denken, was das Beste für das Kind ist. Und dabei vertrauen sie auf den Rat der Fachleute.

Was bedeutet das für den Protest?

Im Hebammenprotest geht es darum, dass wir uns für den Erhalt der Hebammenarbeit einsetzen. Es geht nicht darum, dass wir uns für eine bestimmte Form der Geburten einsetzen. Hebammen werden bei jeder Art von Geburt benötigt: Im Krankenhaus ebenso wie zu Hause oder im Geburtshaus. Wir brauchen Hebammen. Das ist die einzige derzeitige Aussage, für die wir protestieren. Hebammen sind wichtig und Frauen benötigen sie und ihr Wissen rund um die Geburt. Darüber hinaus ist es wichtig, dass es nicht nur in Krankenhaus angestellte Hebammen gibt, sondern auch freie Hebammen. Denn Frauen müssen wählen können, wie sie ihre Kinder gebären. Und zwar vorurteilsfrei. Auf Basis umfassender Aufklärung müssen Frauen frei entscheiden können, wie und wo sie ihre Kinder gebären. Und das kann das Krankenhaus, die Wohnung oder irgendein anderer Ort sein. Die Entscheidung dafür kann jeder Mensch selbst treffen und zwar deswegen, weil er so entscheidet, wie es für ihn persönlich und das Kind richtig ist.

Meine Wünsche…

Ich wünsche mir, dass die Diskussionen in diesem Rahmen weiter geführt werden: Dass Frauen kein schlechtes Gewissen eingeredet wird für Geburtsumstände, die sie entweder aus bestem Gewissen so gewählt haben oder die sie nicht beeinflussen konnten. Ich wünsche mir auch, dass Frauen, die sich für freie und selbstbestimmte Geburten ohne Interventionen einsetzen, dies ebenso frei tun können, ohne dass es als Angriff gewertet wird. Ich wünsche mir, dass jede Geburtsarbeit einer Frau als Geburtsarbeit anerkannt wird, denn auch Kaiserschnitte sind absolut kein Spaziergang. Ich wünsche mir, dass Frauen – egal welche Geburt sie auch hatten – Stolz sein können auf das Wunder, das sie vollbracht haben: Einen kleinen Menschen empfangen, getragen und geboren. Denn das ist es doch, worauf es letztlich ankommt.

 

Ein Klick reicht nicht – Zur ErMahnwache in Berlin

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Heute gab es Proteste in verschiedenen Städten Deutschlands zur Situation der Hebammen. Natürlich gab es auch in Berlin eine der ErMahnwachen. Etwa 500 Leute sollen dort gewesen sein und auch in der Abendschau (ab 0:29) wurde darüber berichtet. 500 Leute sind gut, aber natürlich braucht es noch mehr Leute, um aufmerksam zu machen, um Protest zu zeigen und etwas zu bewegen. Wie wichtig es ist, dass wir aktiv werden, zeigt dieses Gespräch:

Mann: „Ach, was haben Sie denn da für Sachen auf Ihren Pullovern?“

Ich: „Die Geburtsjahren und Umstände, unter denen wir geboren wurden. Heute war eine Demonstration in Berlin für den Erhalt der Hebammen.“

Mann: „Ach, war das heute? Ja, ich hab darüber gelesen.“

Ich: „Es ist wichtig, dass sich Menschen dafür einsetzen, dass die Hebammen auch weiterhin frei arbeiten können und Frauen eine Wahl haben, wo und wie sie gebären können.“

Mann: „Ja, ja, ich unterstütze das auch. Ich hab die Petition unterzeichnet.“

Ich: „Toll, danke.“

Es ist super, dass schon so viele Menschen die Petition zur Rettung der Hebammen unterzeichnet haben. Aber: Wir dürfen nicht denken, dass ein Klick im Internet eine politische Aussage ist und es damit reicht. Es ist so verführerisch zu denken, dass man sich ja engagiert, wenn man Petitionen unterzeichnet. Und natürlich ist das auch toll, aber um etwas zu bewegen, benötigt man mehr als nur einen kleinen Klick. Deswegen: Geht auf die Straßen! Zeigt Eure Flaggen! Versendet Eure Postkarten! Wir sind mehr Berliner als 500, die sich für Hebammen und freie Geburtskultur einsetzen!

Ein paar Eindrücke von heute aus Berlin:

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Besonders gefreut habe ich mich auch über bekannte Gesichter: GfG-Kolleginnen von mir, Christina Baris von artgerecht, Franzi Karagür von Einfach Klein und viele Leute, die ich über Twitter und Facebook kennen gelernt habe oder die mich daher „erkannt“ haben.

Noch mehr Bilder findet Ihr hier und hier.

Was wir längerfristig tun können, um das Vertrauen in die Gebärfähigkeit zu stärken

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Das Gebären ist in einer Krise: Die freiberuflichen Hebammen sind in Gefahr und damit die freie und selbstbestimmte Wahl des Geburtsortes. An anderer Stelle habe ich bereits ausgeführt, wie wichtig es ist, dass nun nicht nur schnell eine Lösung für die akute Lage gefunden wird, sondern es um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt, das auch gesamtgesellschaftlich angegangen werden muss. Frauen haben das Vertrauen in ihre Gebärfähigkeit verloren. Selbst innerhalb des Protestes für die Hebammen hört man immer wieder: Ohne Hebammen können wir nicht gebären! Natürlich sind Hebammen in der Schwangerschaft, bei der Geburt und in der Zeit danach von unschätzbarem Wert und unterstützen die Phase des Übergangs, begleiten und nehmen an die Hand, wo es notwendig ist. Doch in erster Linie sind es die Frauen, die gebären und die Vertrauen in ihre Gebärfähigkeit haben müssen, damit natürliche und selbstbestimmte Geburten möglich sind.

Wenn nachhaltig eine Lösung gefunden werden soll für das Problem, in dem sich die Geburtshilfe und die Gebährfähigkeit momentan befinden, muss – durchaus neben dem akuten Handlungsbedarf – eine gesamtgesellschaftliche Wende vollführt werden. In den letzten Tagen wurde ich aufgrund des vorangegangenen Artikels oft gefragt, wie das denn bewerkstelligt werden soll. Was kann man tun, um Frauen wieder an ihre Gebärfähigkeit zu erinnern und ihnen Vertrauen zu schenken?

Punkt 1: Geburtsvorbereitung ist kein medizinischer Hechelkurs, sondern Stärkung des Vertrauens in sich

Zunächst ist es natürlich wichtig, Schwangere richtig zu betreuen. Geburtsvorbereitungskurse sollten kein Ort sein, an dem nur medizinisches Faktenwissen vermittelt wird. Natürlich ist es richtig und wichtig, dass Paare über den Verlauf der Geburt Bescheid wissen und auch erfahren, dass die erste Phase der Geburt, die so genannte Eröffnungsphase, eine lange Zeit andauern kann oder wie weit der Muttermund geöffnet sein muss, damit das Baby geboren wird. Diese Rahmenbedingungen sind insbesondere für Paare wichtig, die in Krankenhäusern gebären, damit sie dort die Situation einschätzen und die Sprache des Personals verstehen können.

Der Schwerpunkt einer Geburtsvorbereitung sollte jedoch immer anders gelagert sein: in der Unterstützung des Selbstvertrauens. Es ist von großer Bedeutung, zu vermitteln, welche enormen Fähigkeiten der Körper hat, um eine Geburt normal und spontan zu ermöglichen. Paare können lernen, welche Hormone unter der Geburt wichtig sind und was man tun kann, um ihre Wirkung günstig zu beeinflussen. Es sollte erklärt werden, wie unglaublich flexibel das Becken ist und wie durch bestimmte Positionen die Geburt positiv beeinflusst werden kann. Von großem Nutze ist es, Rahmenbedingungen zu verdeutlichen, die sich direkt auf den Geburtsverlauf auswirken, wie zum Beispiel Ruhe und Intimsphäre bewirken, dass sich die Schließmuskeln lockern und erst so Geburt entspannt möglich ist. Erst wenn diese wichtigen Zusammenhänge erklärt sind Frauen auf dieser Basis wissen, dass sie selbst und ihr Körper fähig sind, ein Kind auf natürliche Weise zu gebären, können dann noch Methoden zum Umgang mit Schmerz wie Meditation, Atmung, Bewegung etc. erlernt werden.

Qualität in der Geburtsvorbereitung ist also ein wichtiger Aspekt, um Frauen in ihrer Gebärfähigkeit zu unterstützen.

Punkt 2: Positive Geburtsgeschichten stärken Vertrauen

Direkt mit dem Geburtsvorbereitungskurs zusammen stehen positive Geburtsgeschichten. Verheerend für einen Kurs kann es sein, wenn Frauen mit schlechten Geburtserfahrungen in dem Kurs zu viel Raum einnehmen und Erstgebärende mit Geschichten verängstigen. Für Frauen mit traumatischen Geburtserfahrungen ist es wichtig, einen Raum zu haben, um sich darüber auszutauschen und diese schlechten Erfahrungen zu verarbeiten. Dieser Raum ist jedoch nicht in einem normalen Geburtsvorbereitungskurs, sondern in einer Einzelberatung mit einer Hebamme oder Traumatherapeutin.

Positive Geburtsberichte hingegen sind wunderbare Möglichkeiten, um Frauen in ihrer Gebärfähigkeit zu unterstützen. Auch Ina May Gaskin hebt in ihrem neuen Buch „Birth Matters – Die Kraft der Geburt“ die Bedeutung von Geburtsgeschichten hervor. Da Geburt in der heutigen Zeit hinter wohl geschlossenen Türen geschieht und wir kaum positive Geburtsgeschichten kennen und auch nicht die Möglichkeit haben – wie es in anderen Kulturen der Fall  ist – bei normalen Geburten dabei zu sein, ist es von großer Bedeutung, sie zu lesen und von anderen Frauen zu hören, dass normale Geburten möglich sind und wie sie ablaufen.

Es wäre wünschenswert, wenn es noch mehr Raum und Möglichkeiten gäbe, solch positive Geburtsgeschichten von spontanen Geburten ohne Eingriffe zu lesen.

Punkt 3: Geburten in den Medien – Zeichen setzen

Insbesondere in Film und Fernsehen werden Geburten problematisiert. Wir sehen schreiende Frauen, die auf dem Rücken in Betten liegen. Wir hören davon, wie Herztöne zurück gehen. Und in vielen Fällen enden Geburten in Serien und Filmen mit Kaiserschnitten. Die Medien beeinflussen uns in unserer Wahrnehmung und auch in dem, wie wir selbst über uns denken. Mit solch negativen Beispielen gehen wir auch negativer an die eigene Geburt heran. Darum ist es wichtig, solche Geburtsszenen kritisch zu betrachten und auch ein Zeichen zu setzen: Wir wollen nicht nur solche Geburten sehen! Wenn neue Filme und Serien mit dieser Art von Geburtsberichten gezeigt werden, müssen sich Menschen beschweren. Fernsehsender und Filmproduktionsfirmen müssen ein Feedback erhalten, das lautet: Zeigt normale Geburten!

Punkt 4: Lobbyarbeit

Die Probleme in Bezug auf die Haftpflichtversicherung der Hebammen sind nicht neu und auch generell ist zu bemerken, dass das Vertrauen der Frauen in die Gebärfähigkeit seit Jahren schwindet. Problematisch ist, dass es nur eine kleine Lobby gibt, die sich für die natürliche und selbstbestimmte Geburt einsetzt. Wollen wir in Zukunft wieder einen Schritt nach vorn gehen in Hinblick auf Stärkung der Gebärfähigkeit, ist es wichtig, diese Lobby zu unterstützen. Es gibt einige Vereine in Deutschland, die sich aktiv für die selbstbestimmte Geburt einsetzen. Ich persönlich engagiere mich in der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung – Familienbildung und Frauengesundheit – e.V. seit vielen Jahren. Dieser Verein setzt sich schon seit 1980 für Frauen, Eltern und Familien in Umbruchsituationen wie Schwangerschaft, Familienanfang und Wechseljahre ein. Darüber hinaus sind jedoch auch Vereine wie Greenbirth e.V., Mamaprotest oder Hebammen für Deutschland e.V., die sich für selbstbestimmte Geburten einsetzen. Diese Vereine benötigen Unterstützung in Form von Engagement und Spenden, um sich für ihre Ziele einzusetzen.

Punkt 5: Am Anfang beginnen – Kinder positiv an Geburten heran führen

Möchten wir wirklich tiefgreifende Veränderungen in der Geburtskultur erreichen, müssen wir – wie immer – am Anfang anfangen: bei den Kindern. Schon Kinder erfahren heute Geburt negativ. Sie hören, wie negativ von Geburten berichtet wird, sie sehen in Film und Fernsehen negative oder zumindest nicht selbstbestimmte Geburten, sie haben kaum positive Geburtsvorstellungen. All diese Geschichten und Erfahrungen setzen sich jedoch fest und formen ein Bild davon, wie Geburt eingeschätzt und erwartet wird. Deswegen ist es wichtig, dass wir unsere Kinder von Anfang mit positiven Geburten konfrontieren. Wenn wir mit ihnen über ihre Geburten sprechen, müssen wir nicht das Negative hervorheben, sondern die positiven Aspekte fokussieren. Wir können Bücher auswählen, die gut mit dem Thema umgehen und in denen die Mütter nicht nur mal schnell ins Krankenhaus geschickt werden wie bei „Conni und das neue Baby“. Hier wären Kinderbücher wie „Runas Geburt“ oder „Unser Baby kommt zu Hause“ zu nennen. Viele Geburtsvorbereiterinnen bieten zudem spezielle Kurse für Kinder und Schulen an: Hier erfahren Kinder je nach Alter unterschiedlich gewichtet alles Wissenswerte über Schwangerschaft und Geburt, können Fragen stellen und in praktischen Übungen erfahren, was in einer Schwangerschaft passiert und wie wohltuend unterstützende Maßnahmen wie Massagen sein können oder dass Babys nicht sofort nach der Geburt gebadet werden müssen und warum das so ist. Solche Unterrichtseinheiten lassen bei Kindern positive Gedanken zur Geburt entstehen und können daher langfristig die Einstellung zu Schwangerschaft und Geburt verändern.

Meine Tochter ist nun fast 5 Jahre alt. Sie weiß schon viel über Geburten, was auch durch meine Arbeit kommt, aber auch, weil wir viel darüber sprechen. Gerade ist es wieder ein aktuelles Thema und sie fragt immer wieder nach ihrer Geburtsgeschichte.Für ihren Geburtstag schreibe und illustriere ich ihr nun ein Buch über ihre Geburt. Ich hoffe, Ihr damit auch ein Stück Vertrauen in die Gebärfähigkeit mitzugeben. Wie es sich entwickelt, das Buch, werde ich von Zeit zu Zeit hier im Blog zeigen.

 Was könnt oder wollt Ihr tun für Euch und Eure Kinder?

Warum ich mich nicht nur für meine Hebamme einsetze. – Sondern für mich.

Geburt

Es geht ein Aufruhr durch Facebook, Twitter und Co., Zeitungen und Fernsehsendungen berichten davon: Am 13.02.2014 ließ der Deutsche Hebammen Verband e.V. verlauten, dass der Berufsstand der Hebammen durch den Einbruch des Versicherungsmarktes bedroht ist.  Ab Sommer 2015 gibt es keine Haftpflichtversicherungsmöglichkeiten mehr für freiberufliche Hebammen. Ohne diese kann freiberufliche Hebammenarbeit nicht mehr durchgeführt werden, da ohne Haftpflichtversicherung keine Geburten zu Hause, im Geburtshaus oder als Beleggeburten in Krankenhäusern möglich sind. Zahlreiche Initiativen haben sich gebildet, um Politikern und Gesellschaft zu zeigen: Wir benötigen freie Hebammen. Immer wieder ließt man: Setzt Euch ein für Eure Hebamme! Doch dieser Aufruf ist falsch. Es geht nicht darum, sich für einen Berufsstand einzusetzen, sondern es sollte heißen: Frauen, setzt Euch ein für Euer Recht auf eine freie und selbstbestimmte Geburt. Es ist kein Hebammenprotest, sondern ein Frauenprotest!

Zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen

Hebammen müssen bei Geburten dabei sein. Sie sind die Fachfrauen für die Geburtsarbeit, nicht die Ärzte. So regelt es dasHebammengesetz, in dem es heißt:

§ 4
(1) Zur Leistung von Geburtshilfe sind, abgesehen von Notfällen, außer Ärztinnen und Ärzten nur Personen mit einer Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung „Hebamme” oder „Entbindungspfleger” sowie Dienstleistungserbringer im Sinne des § 1 Abs. 2 berechtigt. Die Ärztin und der Arzt sind verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, daß bei einer Entbindung eine Hebamme oder ein Entbindungspfleger zugezogen wird.
(2) Geburtshilfe im Sinne des Absatzes 1 umfaßt Überwachung des Geburtsvorgangs von Beginn der Wehen an, Hilfe bei der Geburt und Überwachung des Wochenbettverlaufs.

Nach diesem Gesetz darf sogar ein Arzt nur im Notfall eine Geburt ohne Hebamme durchführen. Bei Geburten in Krankenhäusern muss zwar ein Arzt zur Geburt anwesend sein, aber begleitet und geleitet wird sie durch die Hebamme.
Durch die steigenden Haftpflichtversicherungen sind nun aber die Arbeit der Hebammen in Gefahr, d.h. derjenigen, die Hausgeburten, Geburtshausgeburten und Beleggeburten begleiten. Auch die Vor- und Nachsorgetätigkeit ist betroffen, auch wenn hierfür die Versicherungskosten bislang nicht so stark angestiegen sind, wie es bei der außerklinischen Geburtshilfe der Fall war. Nun könnte man sagen, dass Hebammen ja weiterhin durch das gesetzliche Recht dabei sein müssen – nur eben im Krankenhaus und dass Geburten dann eben im Krankenhaus stattfinden müssen. Doch was bedeutet das für Geburten?

Die pathologisierte Geburt

Geburt ist ein normaler Vorgang, an dem es zunächst nichts Pathologisches gibt. Gibt es keine schwerwiegenden Vorerkrankungen, steht einer normalen Geburt nichts im Wege. So kommt es auch, dass Geburten traditionell von Hebammen begleitet werden und eben auch nicht unbedingt in Krankenhäusern stattfanden. Dass Geburten zunehmend jedoch in Krankenhäuser verlegt wurden, ist eine gesellschaftliche Entwicklung durch Einwirken der Pharma-, Medizinprodukte- und Ärztelobby. Geburt wurde in den vergangenen Jahrhunderten zunehmend pathologisiert. Es wurden Ängste geschürt, um Frauen dazu zu bewegen, Geburten in Krankenhäuser zu verlegen. Begründet wurde dies oft mit mehr Sicherheit für Frau und Kind. Betrachtet man allerdings die Datenlage, stimmt dies nicht. Die Einführung von Medizinprodukten führte in vielen Fällen zu einer Verschlechterung der Gebärsituationen: Das neu eingeführte CTG führte zu einer vermehrten Anzahl von Kaiserschnittgeburten, da dessen Angaben falsch interpretiert wurden: Naturgemäß sinken die Herztöne unter der Geburt durch die Wehen, was allein noch keine Indikation für einen Kaiserschnitt ist. Da aber für das CTG oft das Liegen im Bett erforderlich ist (und das CTG auch lange läuft, wenn Daten falsch interpretiert werden), kann sich das Kind aber womöglich nicht richtig im Becken einstellen. Auch sind die Wehen schmerzhafter. Um den Schmerz zu mindern, gibt es die PDA, die wiederum zahlreiche Nebenwirkungen haben kann und den Geburtsverlauf negativ beeinflusst. Da die Geburt hierdurch in die Länge gezogen wird, werden wiederum Wehenmittel zur Anregung verabreicht, die stärkere Kontraktionen hervor rufen und den Blutzufluss zum Kind stärker beeinträchtigen können. Auf diese Weise erhöht sich die Kaiserschnittrate, die in den letzten 10 Jahren um 10 Prozent auf derzeit ca. 30 Prozent angestiegen ist.

Es ist ein pathologisierter Kreislauf, der aus Kostengründen aufrechterhalten wird: Ein CTG wird angeschlossen und zeichnet Daten auf. Die Anwesenheit der Hebamme bzw. das Abhören mit einem Hörrohr ist nicht notwendig, die Hebamme kann mehrere Personen gleichzeitig betreuen. In Bezug auf die Haftpflichtversicherungen gibt es zudem einen wichtigen anderen Aspekt zu betrachten: Die Müttersterblichkeit ist durch die Kaiserschnittraten gestiegen. Doch kostenintensiver in Hinblick auf die Versicherung ist ein Kind, das durch die Geburt beeinträchtigt wurde, weshalb für Krankenhäuser der Kaiserschnitt „die sicherere“ Wahl ist. Geburten in Krankenhäusern sind statisch nachweisbar häufiger mit Eingriffen begleitet: Vom Wehenmittel über Dammschnitt bis zum Kaiserschnitt. Selbstbestimmte Geburt ist im Krankenhaus schwer möglich.

Das Recht auf eine freie Geburt

Führt man sich all dies vor Augen, wird klar: Hier stehen andere Interessen als die der Gebärenden im Vordergrund. Die freie Hebamme, die nicht den Klinikinteressen unterliegt, kann im Sinne und zum Wohl der Frau arbeiten. Natürlich wollen das auch Klinikhebammen, doch sind die Rahmenbedingungen für sie erschwerend und in gewissem Umfang müssen sie sich den Klinikregeln unterwerfen. Freie Hebammenarbeit ist deswegen wichtig, damit Frauen nicht diesem System unterworfen werden.

Dennoch ist es nicht der Kampf um die freien Hebammen, den wir austragen müssen. Sie sind Begleiterinnen auf dem Weg. Sie stehen uns mit ihrem Wissen und ihrer Kompetenz zur Seiten und helfen durch die Wehen. Gebären aber tun wir alleine unsere Kinder. Wenn wir sagen, dass wir ohne Hebammen nicht gebären können (Slogan: „Ohne Hebis keine Babys!“) ist das schlichtweg falsch. Und idealerweise ist das erste Gesicht nicht das der Hebamme, sondern das der Gebärenden. Wenn wir sagen, dass wir Geburten nur durch Hebammen bewerkstelligen, geben wir das Vertrauen in unsere Gebärfähigkeit ab. Aber genau das ist es, was wir brauchen für Geburten – ob im Krankenhaus oder anderswo. Wir müssen wieder dorthin gelangen, dass Geburt als normaler, nicht pathologisierter Vorgang betrachtet wird. Dass wir selber davon überzeugt sind! Wir müssen für unser eigenes Recht kämpfen, nicht für das eines Berufsstandes. Wir müssen in der Gesellschaft für ein Umdenken sorgen, dass sich nicht nur auf das Vorhandensein von helfenden Händen stützt. Natürlich sind diese Hände wichtig und wir müssen sie jetzt unterstützen, aber insgesamt ist es unser eigener Protest.

Jetzt ist der Moment, gesamtgesellschaftlich aktiv zu werden und eine Kehrtwende in Hinblick auf Frausein und Geburt zu vollziehen. Für uns, für unsere Kinder und für alle Gebärenden nach uns – und dabei auch für die Hebammen.

 

 

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