Schlagwort: Familie

Wenn Temperamente in der Familie aufeinander treffen

Kinder sind keine zu füllenden Gefäße. Sei kommen nicht in unser Leben und wir „machen etwas“ aus ihnen. Wir verformen nicht, sondern begleiten sie auf ihrem Weg, denn jedes Kind kommt schon auf die Welt mit einem Wesen, einem Temperament. Dieses Temperament ist seine persönliche Art. Im Laufe der Zeit verändert es sich etwas durch die Erfahrungen, die das Kind im Laufe des Lebens macht und durch die Art, wie wir damit umgehen. Aber die Grundmelodie eines Menschen bleibt bestehen. Sein Temperament ist angeboren. Weiterlesen

Weniger Stress im Familienalltag an Schlechtelaunetagen

Manche Tage sind einfach sehr anstrengend, wenn die Vorstellungen von Kindern und Erwachsenen auseinander gehen, gerade große Entwicklungssprünge anstehen oder sich die Geschwister nicht verstehen. Manche Tage sind so, dass man am Ende des Tages, wenn die Kinder im Bett liegen, tief durchatmen muss und froh ist, dass endlich Ruhe eingekehrt ist. Und an manchen Tagen sitze ich abends dort neben den Kindern, denke an den Tag und frage mich, warum es überhaupt so kommen musste. Denn an den meisten Tagen, die genau so laufen, habe ich die Warnsignale zuvor überhört und der Tag eskalierte vor sich hin von einem Chaos zum nächsten. Weiterlesen

Über Erziehungspartnerschaften mit Lebenspartner_innen und Erzieher_innen

Manchmal fragen mich andere Eltern, wie wir das denn mit den Kindern so machen und ob mein Mann denn diese ganzen Sachen wie Familienbett und Tragen und so auch mitmachen würde. In diesen Momenten stelle ich mir einen kurzen Moment vor, wie es denn gehen sollte, wenn es nicht so wäre und muss tatsächlich zugeben, dass ich es mir nicht vorstellen kann. Wie sollte man als Familie leben, wenn man ganz unterschiedliche Auffassungen hat? Schaut man genauer hin, geht es sogar nicht nur um den Lebenspartner oder die -partnerin, sondern um alle Menschen, die wesentlich mit den Kindern zusammen sind. Auch andere Familienmitglieder, die mit den Kindern viel Zeit verbringen und Erzieherinnen sollten grundlegende Haltungen akzeptieren. Erziehungspartnerschaft bedeutet, sich zu verständigen und auf einer Seite zu stehen. Weiterlesen

Als der Sohn Sternschnuppen blies

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Heute berichte ich einmal von einem ganz normalen Samstagsfrühstück. Oft werde ich gefragt, ob es bei uns immer so schön und harmonisch ist, wie es manchmal wirkt. Und oft sage ich nein – und schreibe sogar, dass es nicht so ist. Heute gibt es daher auch mal wieder einen kleinen Einblick in unseren Familienalltag.

Da wir gerade unser Haus auf dem Land renovieren, schlafen wir mit den Kindern auf zwei großen Matratzen im Kinderzimmer, welches der einzige Ort ist, an dem die Renovierungen bislang vorbei gegangen sind. Die Geschichte beginnt also heute morgen irgendwo auf dem Land in einem Kinderzimmer, in dem 4 Personen auf 2 Matratzen auf dem Fußboden schlafen. Es ist ungewöhnlich spät für das Aufstehen, schon kurz vor 8 Uhr, als mir im Bett unbehaglich wird. Ein müdes Auge öffnend begreife ich auch recht schnell den Grund dafür: Eine Wollüberhose mitsamt Sohn befindet sich auf Gesichtshöhe neben mir. Auf der anderen Seite, zwischen den Mann und mich gelegt, hat sich die Tochter wieder ins Bett geschlichen, nachdem sie wohl schon im Bad war, sich gewaschen hat und nun ihre kalten Füße wieder wärmen möchte. „Mama, ich habe Hunger!“ ertönt ihre vorwurfsvolle Stimme. Sie ist der Auslöser dafür, dass sich der Sohn blitzschnell umdreht und in mein Gesicht schreit „Mama, Hunger!“, denn Geschwister halten in diesen Situationen immer zusammen und der Sohn hat zudem die Eigenart, besonders wichtige Dinge immer ganz nah vor meinem Gesicht vorzutragen. Gerne nimmt er mein Gesicht dazu auch in seine zwei weichen (und meist schmutzigen) Kinderhände und schreit dann ziemlich laut seinen jeweiligen Wunsch hinein.

Ich blicke den Mann an, denn es ist seine Aufgabe, am Wochenende für die Brötchen zu sorgen und das Einkaufen selbiger zu koordinieren. denn dies ist keine leichte Aufgabe: Die Tochter möchte seit einigen Wochen allein Brötchen beim Bäcker einkaufen gehen. Der erste Einkaufsversuch ist damals etwas… misslungen.

Mittlerweile funktioniert das wesentlich besser mit einer Einkaufsliste und dem Umstand, dass der Mann in einiger Entfernung hinter her geht. Der Sohn allerdings hat den dringenden Wunsch, auch einkaufen zu gehen. „Brötchi holen, ich!!!“ wird wieder in mein Gesicht geschrien, als Tochter und Mann sich bereit machen. ich erkläre dem verstimmten Sohn, dass das heute leider nicht ginge, er mir aber sehr gerne beim Tischdecken helfen kann. damit kann ich ihn etwas beruhigen. Tochter und Mann gehen samt Einkaufsbeutel, Liste und Geldbeutel los. Gestern lief das Tischdecken nicht ganz so gut und schon bevor ich am Tisch saß, gab es erste Unfälle:  

Heute allerdings geht es schon wieder besser und wir sitzen alle gemeinsam am wohl gedeckten Frühstückstisch. Bis zu dem Moment, als das Thema wieder auf die Sternschnuppen zu sprechen kommt. Denn in dieser Woche war der Tag, an dem die meisten Sternschnuppen erwartet wurden. Leider sind die Kinder aber eingeschlafen, bevor welche am Himmel zu sehen waren und unser Sternschnuppenfest ist daher recht kurz geworden. Natürlich haben die Kinder diese große Attraktion aber nicht vergessen. Der Sohn jedenfalls nahm sich eine der kleinen Snacktomaten, biss sie an, blies kräftig hinein und verteilte den Tomateninhalt sorgsam über den Frühstückstisch. „Sternschnuppen blasen hab ich!“ schreit er mich vom Stuhl rechts neben mir an und strahlt.

Und so, Ihr Lieben, hat mein Wochenende angefangen. Und Eures?

Alles Liebe,

Susanne_smooth Kopie

Mein Dorf war zu Besuch

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Gerade arbeite ich an meinem Vortrag für die re:publica 2014 mit dem Titel „Der Online-Elternclan: Zur gesellschaftlichen Bedeutung von Elternblogs„. Darin geht es um den Wert und den Nutzen, den Elternblogs und auch andere moderne Medien heute für Eltern haben. Denn an vielen Stellen werden die Eltern mit ihren Smartphones und Tablets belächelt, verspottet oder gar beschimpft. Von zu wenig Aufmerksamkeit für die Kinder wird an vielen Stellen gesprochen. Doch den wirklich wichtigen Nutzen und die Bedeutung dieser Medien werden häufig übersehen. Ganz klar ist aber auch: Natürlich können diese Sachen nicht reale Beziehungen ersetzen. „Wer ein Kind groß ziehen möchte, braucht ein ganzes Dorf.“, so ließt man an vielen Stellen. Der Online-Elternclan kann ein ganz wichtiger Teil dieses Dorfes sein. Immer da, zu jeder Uhrzeit parat. Er kann in vielerlei Hinsicht unterstützen und sogar mal eben einer Alleinerziehenden Mutter das Geld für die Klassenfahrt der Tochter zusammen sammeln. Aber er kann auch nicht das Kind mal schnell auf den Arm nehmen, eine Windel wechseln oder das Essen kochen. Deswegen geht es heute und hier auch mal um meinen realen Clan, den ich an meiner Seite habe.

Zu meinem Clan gehört natürlich meine Familie, d.h. meine Eltern und die Familie des Mannes. Dazu kommt dann die erweiterte Familie, die zum Beispiel aus der Familie meines Patenkindes besteht. Dann gibt es noch die Freunde mit ihren Kindern: Manche noch aus der Schulzeit, aus dem Studium, dann neu dazu gewonnene im Laufe der Zeit und durch Spielplatzbesuche. Auch die Familien aus meinem Spielkreis gehören etwas mit zum Clan, denn wir sehen uns zweimal wöchentlich, lassen die Kinder zusammen spielen und essen gemeinsam. Durch Twitter und Facebook sind auch einige Menschen zu meinem Clan dazu gestoßen, auf die ich heute nicht mehr verzichten möchte und die ich im realen Leben getroffen und ins Herz geschlossen habe. Wenn ich dies alles so überdenke und aufzähle, ist mein Clan recht groß – auch wenn ich nicht Zeit habe, um alle regelmäßig zu sehen.

Heute hatte ich Besuch von einem Teil meines Clans. Eine meiner liebsten Freundinnen kam mit einer ihrer Töchter. Wir saßen in der Sonne, tranken gemeinsam Kaffee und schauten den Kindern beim Spielen zu. Wir gingen spazieren, mal gingen meine Kinder an meiner Hand, mal an ihrer und dann gingen sie auch alle zusammen im Sonnenschein. Beim Mittagessen nahm sie mir den Sohn ab, damit ich das Essen kochen konnte und beim Essen saßen wir gemeinsam an einem großen Tisch. Der Sohn ließ sich mal von der einen oder anderen füttern und liebte es. Die Kinder spielten fangen und achteten aufeinander und nahmen im Spiel Rücksicht, obwohl sie alle ganz unterschiedlichen Alters sind. Die Große konnte zeigen, dass sie aus Stöckern schon Wörter legen kann, die Tochter schaute aufmerksam zu und der Sohn genoss es, mit beiden zu spielen. Umgekehrt lernte der große Besuch, vorsichtig mit einem kleinen Kind umzugehen und es langsam mit Eis zu füttern und zu beachten, dass die Frustrationstoleranz eines so kleinen Kindes doch gering ist.

Es war schön, dies alles zu beobachten. Zu sehen, wie gut es Kindern unterschiedlichen Alters tut, zusammen zu sein. Jedes konnte etwas vom anderen lernen. Es tat gut, mal beide Hände beim Kochen frei zu haben und mit einer Freundin in der Sonne zu sitzen und zu reden. Erleben, wie wichtig es ist, mal los zu lassen und einfach andere Wege zuzulassen. Ich bin glücklich, meinen Clan zu haben. Meinen Online-Clan und meinen Real-Clan. Jeder bereichert auf seine Weise mein Leben, macht es einfacher und schön. Vielen Dank!

Über Coworking mit Kindern, Hausarbeit und den ganz normalen Alltag

Schreibtisch

Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das ist immer wieder ein großes Thema für alle Familien, mit denen ich Kontakt habe. Und auch bei mir macht dieses Thema natürlich nicht Halt. Früher, vor den Kindern, war ich einmal angestellt. Ich hatte ein kleines Büro, in dem ich täglich saß oder ich war auf Dienstreisen. Ich arbeitete und danach hatte ich frei. Es gab Urlaub und wenn ich krank war, war ich krank und lag im Bett. Schon damals kam mir aber der Gedanke, dass das vielleicht nicht immer so laufen wird, wenn ich erst einmal Kinder habe.

Kinder verändern  das Leben

Nun bin ich Mutter von zwei Kindern und diese Berufserfahrung liegt  6 Jahre zurück. Ich habe mich für ein anderes Modell der Arbeit entschieden, das mir und meinen Vorstellungen von Arbeit und Familie näher kommt. Dabei bin auch ich nicht mehr so tiefenentspannt, wie ich es früher einmal war. Auch wenn mein derzeitiges Arbeitsmodell besser zu mir passt, habe ich insgesamt einfach mehr Aufgaben als früher. Egal was für eine super Arbeit ich auch hätte, ich müsste trotzdem mehr Wäsche waschen und zusammenlegen, Spielzeug aus dem Weg räumen, mehr kochen und mehr spielen als ich es früher tat – auch wenn ich mir die Aufgaben mit meinem Partner teile. Das Leben verändert sich eben mit Kindern. Diese Veränderung müssen wir hinnehmen und uns drum herum das Leben so bauen, dass es auch weiterhin schön ist.

Mein Arbeitsmodell

Als der Sohn geboren wurde, war klar, dass ich erst einmal zu Hause bleiben würde. Wie lange dieses „erst einmal“ aussehen würde, war mir anfangs noch nicht klar. Vor der Schwangerschaft hatte ich mich gerade selbständig gemacht mit einer eigenen Praxis und der Sohn trat recht überraschend in mein Leben. Ich hatte gerade mein erstes Buch veröffentlicht und wollte meinen selbständigen beruflichen Weg weiter ausbauen. Doch schon ein Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft erinnerte mich daran, dass manche Pläne eben vom Leben vereitelt werden. Die Tochter war noch in einer großartigen Tagespflegeeinrichtung und wechselte kurz vor der Geburt des Sohns in einen Kindergarten, aus dem wir sie schnell wieder heraus nahmen,weil die Rahmenbedingungen dort einfach haarsträubend waren. So war ich erst einmal mit zwei Kindern allein zu Hause bis die Tochter einen wirklich guten Kindergartenplatz bekam. Und weil der Sohn u.a. aufgrund der schlechten Erfahrungen, die wir im anderen Kindergarten machten, erst einmal zu Hause bleiben sollte bis zum 3. Geburtstag, musste ich mein Arbeitsmodell überdenken.

Schließlich nach vielen Überlegungen kam ich zu einer Art Hausarbeitsmodell: Ich bin berufstätig, obwohl eines meiner Kinder nicht institutionell betreut wird. Wie das geht? Ich nutze insbesondere die Schlafenszeiten meiner Kinder und das Wochenende für die Arbeit. Hauptbestandteile meiner Arbeit ist das Schreiben und meine Gruppen- und Einzelberatungen. Das Schreiben kann ich wunderbar zu Hause erledigen, insbesondere wenn die Kinder schlafen. Kernarbeitszeiten sind daher der Mittagsschlaf (ca. 2 Stunden) und der Abendschlaf (ebenfalls ca. 2 Stunden). Innerhalb dieser 4 Stunden entstehen Ebooks, Blogartikel, Vorträge. Am Wochenende leite ich Workshops oder mache Hausbesuche. In dieser Zeit werden die Kinder von ihrem Vater betreut und machen meistens spannende Ausflüge. Natürlich nicht das ganze Wochenende über, denn wir haben auch ausreichend Familienzeit gemeinsam.

Der Alltag braucht vor allem eines: Struktur

Die Idee für diese Art des Arbeitens ist nicht über Nacht gekommen und hat auch nicht gleich problemlos funktioniert. Sie ist zu dem erst herangewachsen und hat mich einiges gelehrt darüber, wie man mit Kindern zu Hause arbeiten kann. Der wichtigste Eckpfeiler von allen Dingen ist eines: Struktur. Meine Tage sind sehr genau durchgeplant, damit alles so funktionieren kann, wie es soll. Wenn die Kinder morgens zwischen 6 und 7 Uhr aufwachen, ist der Mann für das Frühstück zuständig und ich räume in dieser Zeit schon einmal Wäsche in die Waschmaschine und/oder den Trockner, räume Spielsachen aus dem Weg, lege den Kindern ihre Kleidung zurecht, helfe beim Waschen und Anziehen. So können wir gemeinsam frühstücken und dann spätestens um 8 Uhr alle aus dem Haus gehen. An 3 Tagen bringt der Mann die Tochter in den Kindergarten, an 2 Tagen übernehme ich das und gehe anschließend mit dem Sohn zusammen zu dem Spielkreis, den ich zweimal wöchentlich leite. An den restlichen drei Tagen, die ich nicht auswärts arbeite, gehe ich vormittags einkaufen und räume auf, putze und wasche, spiele und bastle mit dem Sohn. Während des Mittagsschlafs  arbeite ich an meinen schriftlichen Dingen oder bereite Workshops und Vorträge vor. Nach dem Mittagsschlaf wird meistens gegessen (manchmal auch davor), dann hole ich mit dem Sohn die Tochter ab. Der Nachmittag gehört dann meistens ganz den Kindern und ich versuche, wenig Hausarbeit hier unterzubringen oder sie gut einzubeziehen. Das Abendessen wird oft zusammen mit den Kindern  zubereitet, danach geht es ins Bett und ich arbeite noch einmal bis 22 Uhr, um dann eine Stunde mit meinem Partner zu verbringen.

Notizen machen

Auf meinem Schreibtisch liegen zwei Kalender: Einer für die berufliche Wochenplanung, insbesondere für die Planung meiner Artikel und Workshops, einer für die privaten Dinge. Wann immer mir eine Aufgabe oder Erledigung einfällt, schreibe ich sie auf: Geschenke für Kindergartenfreunde kaufen, wichtige Telefonate führen und und und. Denn oft kann ich nicht direkt auf eine Mail antworten oder gehe nicht ans Telefon, wenn angerufen wird. Ideen für Blogartikel, die mir zwischendurch einfallen oder die ich als Anfragen zugeschickt bekomme, werden auf Klebezetteln notiert. Am Abend schreibe ich mir wichtige Dinge auf, die am nächsten Tag unbedingt erledigt werden müssen. Leider vergesse ich trotzdem ab und zu Dinge, versende Post zu spät oder vergesse den Geburtstag einer Freundin. Aber bei aller Planung und allen Notizen bin ich einfach auch ein Mensch.

Notfalldinge

Für den Fall, dass ich etwas Wichtiges vergessen habe, gibt es noch die Notfalldinge: Zum Beispiel habe ich eine geheime Geschenkekiste, in der sich immer Notfallgeschenke für Kinder befinden für den Fall, dass ich einen Geburtstag vergessen haben sollte oder die Tochter spontan zu irgendwas eingeladen wird. In der Notfallgeschenkekiste finden sich zum Beispiel Schleichtiere, Seifenblasen, Kindertattoos und Bastelsachen, um schnell individuelle Geschenke herzustellen, wie meine beliebten Holzbrettchen. Einmal wöchentlich lasse ich uns frisches Bio-Essen liefern und wenn ich keine Zeit habe, um in Ruhe alles auszuwählen, habe ich einen gespeicherten Einkaufszettel, auf dem die Basics zusammengestellt sind wie Kartoffeln, Äpfel, Gurken etc., den ich einfach nur anklicken muss.

Was ich gelernt habe: Ganz da sein

Wenn man täglich nur 4 Arbeitsstunden hat, ist man auf Produktivität angewiesen. Das bedeutet für mich: Ich muss mich auf meine Sache konzentrieren und darf mich nicht ablenken. Kein: Ach, hier sieht es aber gerade unordentlich aus, da räume ich lieber mal schnell auf. Kein: Ach, ich schau nur mal ganz kurz hier bei Twitter oder Facebook. Wer zu Hause mit Kind arbeitet, muss die wenigen Produktivphasen, die es gibt, nutzen. Keine Prokrastination erlaubt.

Was daraus folgt,ist, dass man immer ganz bei einer Sache sein sollte. Ich muss zugeben, ich arbeite noch daran. Denn auch wenn es mir in meinen Arbeitsphasen leicht fällt, ist es in den Kinderspielzeiten nicht immer einfach nicht zu denken: „Du musst aber noch xy erledigen!“ Was für die Arbeit gilt, gilt nämlich auch für die Kinder: Wenn ich bei ihnen bin, dann bin ich ganz für sie da. Ich ermahne mich, beim Mittagessen nicht ans Telefon zu gehen und beim Mittagsschlaf wird dem Postboten nicht geöffnet.

Kinder einbeziehen in die Arbeit

Manchmal geht es natürlich nicht anders. Manchmal muss Mama auch in der Spielzeit am Nachmittag ans Telefon oder schnell eine Email tippen. Bei der Tochter geht es gut, dass ich ihr dann erkläre, dass ich kurz arbeiten muss und ihr das Zeitfenster nenne und die Eieruhr auf diese Zeit setze: „Ich muss kurz am Computer arbeiten. Das dauert 15 Minuten. Wenn der Wecker klingelt, bin ich fertig und wieder ganz für Euch da.“ Die Tochter kann mit 5 Jahren gut damit umgehen. Der Sohn hat im Alter von 17 Monaten natürlich noch nicht ein solches Zeitgefühl. Daher erkläre ich ihm auch, dass ich kurz arbeiten muss, und gebe ihm dann eine Spielsache, die er besonders gerne mag, aber nicht immer bekommt. Ich habe dafür extra Spielsachen zur Seite gelegt, die zu diesem Zwecke hervor geholt werden. Somit kann er sich in dieser Zeit ganz dem Spiel hingeben, ist oft im Flow und möchte sogar manchmal viel länger damit spielen, als ich Zeit benötige. Diesen Trick habe ich abgewandelt von der „Stillkiste“ der Tochter, die ich zur Geburt des Sohns angelegt habe, damit sie interessantes Spielmaterial hat während ich mit dem Stillen beschäftigt bin.

Andere Möglichkeiten, mit Kindern zu arbeiten

Gerade in der letzten Zeit lese ich immer wieder Artikel darüber, dass viele Eltern neue Wege gehen in Hinblick auf Beruf, Familie und Kinderbetreuung. Recht neu, aber derzeit viel in den Medien, ist das Modell der Coworkingspaces mit Kindern. Rockzipfel in Leipzig hat es vor gemacht, in Hamburg wird es probiert und auch Berlin steht mit Coworking Toddler in den Startlöchern. Vielerorts eröffnen sich neue Projekte und Ideen, die Eltern angehen, weil sie die normalen Wege nicht mehr gehen wollen oder sie zum Lebensmodell nicht passen. Wir müssen neue Wege gehen, damit Eltern nicht schlecht gelaunt und frustriert sind, nahe dem Burnout.  Es gibt sicherlich Berufe, in denen es nunmal einfach nicht geht, dass Kinder mit dabei sind. Krankenschwestern und -pfleger, Polizistinnen und Polizisten, Verkäufer/innen…. Die Liste der Berufe ist lang, bei denen Kinder nur schwer dabei sein können. Aber wir können auch darauf hin arbeiten, dass für diese Berufsgruppen bessere Betreuungs- und Vereinbarkeitsmöglichkeiten gefunden werden, dass es Eltern-Kind-Büros gibt, flexiblere und komfortablere Betreuungsmöglichkeiten. Wenn sich Eltern mehr zusammen tun und neue Wege gehen, erschließen sich langfristig auch für andere Berufsgruppen andere Betreuungssysteme, weil auf den Bedarf eingegangen werden muss. Damit wir alle am Nachmittag weniger gestresst sind und mit unseren Kindern mehr lächeln können.