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Hinsehen

Da sitze ich am Abend da mit Kopfschmerzen und bin erschöpft vom Tag, denn es gab viel Streit zu schlichten und viel Einfühlungsvermögen war gefordert. Der Babysohn wollte viel getragen werden und war unleidlich, das große Kind hatte keine Lust auf Schularbeiten und der mittlere Sohn wurde so sauer, dass auf einer Weihnachtsfeier der Schule nur die Schulkinder beschenkt wurden, dass wir die Schulfeier früher verlassen mussten, was wieder das Schulkind sauer machte und schließlich auch das Baby unruhig werden ließ.

Das Abendessen war kurz, denn alle waren müde und erschöpft und schlecht gelaunt und beim Vorlesen der Gutenachtgeschichte wurde darüber geschimpft, dass sie viel zu kurz sei. Und die Gutenachtlieder wären auch heute falsch. Nun schlafen sie, meine drei Kinder. Und ich denke einen kurzen Augenblick darüber nach, wie anstrengend alles war.

Dann sehe ich mir die Nachrichten des Tages an, die immer wieder zu lesen sind. Und ich denke: Ja, Dein Tag war aus Deiner Perspektive anstrengend. So, wie Deine Tage eben manchmal anstrengend sind. Aber ich habe ein Zuhause, hatte drei Mahlzeiten und Kaffee und Kekse. Ich habe meine Kinder und meinen Mann und meine Freunde. Ich habe eine warme Wohnung und fürchte nicht um unser Leben. Es geht mir so gut, selbst wenn es mir schlecht geht. Das alles bedeutet nicht, dass es mir nicht subjektiv auch schlecht geht oder schlecht gehen darf. Aber mit etwas Abstand betrachtet geht es mir doch ziemlich gut.

Ich streichel über den warmen Kopf meines Babys, das so sicher und warm und weich in meinem Arm liegt und denke an die Menschen, die genau dieses Gefühl der Sicherheit und Wärme jetzt nicht haben. Eine Freundin hat heute den Artikel „7 real things you can do right now about the catastrophe in Aleppo“ geteilt. Es geht um Menschen wie wir, um Menschen mit Kindern. Alles, wofür wir hier einstehen, die Sicherheit, die Geborgenheit, das Glück wurde diesen Menschen genommen. Wenn unsere Botschaft Menschlichkeit und Liebe ist, dürfen wir nicht wegsehen, denn dieses Ziel gibt es nicht nur für uns selbst und unsere Kinder. Wenn unser Wunsch ist, unseren Kindern eine gute Zukunft in einer schönen Welt zu ermöglichen, können wir uns dies nur für alle Kinder gleichzeitig wünschen, denn wir sind alle Teil dieser einen Welt. Und nicht zuletzt deswegen müssen wir hinsehen und wir müssen etwas tun für diese Menschen, für diese Kinder und ihre Eltern, die sie wie wir in ihren Armen halten und ihnen wünschen, dass irgendwie alles gut wird. Und wir alle können etwas tun, jeder ein Stück, das irgendwie möglich ist. Und nicht wegsehen ist schon ein Teil davon.

Eure

5 Dinge, die meine Kinder mich gelehrt haben

Oft denken wir, dass wir unseren Kindern viel beibringen müssten oder ihnen die Welt erklären sollten. Wir denken, dass sie noch so viel lernen müssen, damit sie werden wie wir. Aber sie sind ja schon. So wie sie sind. Und sie lernen jeden Tag von uns, von ihrer Umwelt die Dinge, die wichtig sind. – Und wir lernen von ihnen, auch wenn es uns manchmal nicht bewusst ist.

An manchen Tagen frage ich mich, wie ich wohl früher Sachen gesehen oder ob ich sie überhaupt wahrgenommen hätte. Mein Denken hat sich verändert durch meine Kinder.

  1. Wirklich hinsehen: Ein Eichhörnchen klettert einen Baum hoch, eine klitzekleine Schnecke kriecht über den Weg. Hätte ich das früher gesehen? Durch meine Kinder habe ich gelernt, hinzusehen und aufmerksam zu sein für die Dinge, die es jeden Tag überall zu entdecken gibt.
  2. Wirklich zuhören: Im Zusammenleben mit Kindern muss man hinhören, genau hinhören: Was möchte das Kind genau? Im kritischen Alter zwischen 2 und 6 führt es sonst oft zu Problemen. Dieses Zuhören ist nicht nur gut im Zusammensein mit den Kindern, sondern auch mit anderen (erwachsenen) Menschen.
  3. Einfach wieder fröhlich sein: Nie wieder im Leben ist es so einfach, so schnell von tieftraurig zu fröhlich-lachend zu wechseln. In einem Moment ist etwas noch furchtbar, im nächsten springt das Kind wieder auf und lacht. Eine Kunst, die das Erwachsenenleben so vereinfachen kann.
  4. Ruhepausen sind wichtig: Unsere Kinder haben noch ein Gespür dafür, wann sie eine Pause brauchen. Anregung und Entspannung wechseln sich ab und nach einem aufregenden Spiel wird ein Buch angesehen. Das fehlt uns Erwachsenen oft, wenn wir durch den Alltag hetzen von Termin zu Termin, von Aufgabe zu Aufgabe.
  5. Mit allen Sinnen genießen: Wie können Kinder noch Dinge genießen und mit allen Sinnen wahrnehmen: riechen, fühlen, schmecken. – Wann tun wir Erwachsene das schon? Meine Kinder haben mir gezeigt, wie schön es ist, beim Essen zwischendurch dorthin zurück zu kommen und wirklich zu genießen und nachzuspüren.

Und was habt Ihr von Euren Kindern gelernt?
Eure

Von der Nein-Umgebung zur Ja-Umgebung für Babys

Wenn unsere Kinder mit der Fortbewegung beginnen, kommt meistens das eine große Wort in unseren Wortschatz gegenüber dem Baby: „Nein!“. Zuvor war alles lieb und kuschelig und jedes Lächeln des Babys wurde mit einem Lächeln beantwortet. Vielleicht gab es hier und da mal ein kleines „Nein“, wenn zu sehr an den Haaren gezogen wurde beim Spiel. Aber nun kann sich das Baby fortbewegen, die Wohnung erkunden und möchte alles anfassen, ausprobieren und die Welt mit allen Sinnen begreifen. Aber die Welt – unsere Welt – soll vielleicht gar nicht von dem Baby immer begriffen werden, denken wir Erwachsenen. Und so sagen wir „Nein!“ und „Nein!“ und „Nein!“. An manchen Tagen vielleicht mehr als alles andere. Langfristig ist das weder für das Baby noch für den Erwachsenen eine schöne Beschäftigung.

Die Nein-Umgebung für das Baby

Natürlich gibt es Grenzen: im Zusammensein mit anderen Menschen geraten wir immer wieder an Grenzen und auch unsere Kinder lernen im Zusammesein mit anderen Grenzen kennen: Dinge, die man anderen Menschen nicht zufügen darf, beachten von Besitzverhältnissen (beispielsweise anderer Kinder), Grenzen zum eigenen Schutz oder zum Schutz von anderen. Es gibt viele sinnvolle Grenzen, die unsere Kinder in der Kindheit kennen lernen. Sie geben dem Zusammenleben einen Rahmen und helfen im Gegenzug auch, die eigenen Grenzen abstecken zu lernen. Das Kind lernt, dass andere Menschen Grenzen haben und es für sich auch welche ziehen kann und darf – und dass jeder Mensch auch andere Grenzen haben kann.

Doch Grenzen dürfen auch nicht zu sehr eingrenzen. Sie sollen nicht ausgrenzen von der natürlichen Entwicklung und dem Erleben. Sie sollen dem Baby nicht die Lust an der Exploration rauben, nicht verhindern, dass das Kind seinem natürlichen Bedürfnis nachgeht, nicht die Neugierde einschränken. Das Baby soll nicht durch zu viele Neins gehemmt werden und sich nicht mehr trauen, Neues zu entdecken. Es soll nicht ängstlich werden durch eine ständige Einschränkung.

Die Nein-Umgebung für den Erwachsenen

Eine Umgebung, die das Baby eingrenzt, hat jedoch nicht nur negative Auswirkungen auf das Kind, sondern zugleich auch auf den Erwachsenen, der zu einem Nein „gezwungen“ ist. In einer Umgebung, die den kindlichen Anforderungen nicht entspricht, muss die Bezugsperson beständig auf das Kind achten und muss sich sehr darauf fokussieren. Da es dem Kind an der Möglichkeit mangelt, sich selbst durch Erkundung und Abenteuer zu beschäftigen, braucht es eine andere Beschäftigung – zumeist die Interaktion mit der Bezugsperson. Zu wenig Raum zum Erkunden und selbstwirksamen Spiel kann daher leicht dazu führen, dass Eltern in dem kleinen Rahmen, der vorgesehen ist, das Kind bespielen müssen.

Auf Dauer ist das ständige „Nein!“ Zudem recht zermürbend und die gesprochenen Worte wirken sich auch auf unsere Wahrnehmung aus: Macht das Kind überhaupt etwas anderes am Tag als das, was ich verbiete? Je enger der Raum ist, den wir als Erwachsene zulassen, desto mehr Neins müssen wir sagen und desto negativer wird unser Blick auf das Kind und seine Aktivitäten.

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Eine Nein-Umgebung in eine Ja-Umgebung umwandeln

Was brauchen also Familien? Eine Umgebung für das Baby, in der möglichst wenig „Nein!“ notwendig ist. Das Baby muss sich gemäß seiner Entwicklung frei bewegen können, d.h. rollende Babys brauchen genügend Platz, um in beide Richtungen rollen zu können, krabbelnde Babys dürfen längere Strecken krabbeln, sich hoch ziehende Babys brauchen Möglichkeiten, um sich sicher hoch ziehen zu können, laufende Babys brauchen Platz zum Laufen. Innerhalb dieses Platzes lohnt es sich, wenn wir uns auf Babyhöhe begeben und den Raum auf uns wirken lassen: Was ist interessant? Was ist gefährlich? Es is lohnenswert, im Raum verschiedene Möglichkeiten für das Baby zu haben, mit denen es umgehen kann. Das müssen keine Ecken mit extra Spielzeug sein, sondern es reicht Platz zum Bewegen und Kisten oder Schränke oder Schubladen mit ungefährlichen Alltagsgegenständen, die ausgeräumt und bespielt werden können (Löffel aus Metall und Holz, Schneebesen, Plastikschüsseln oder Nudelsieb, kleine Holzbausteine, Becher aus Metall, eine umgedrehte Holzschublade kann zu einem kleinen Podest zum Rauf- und Runterkrabbeln werden, Plastiktrinkflaschen, ggf. gefüllt mit Nudeln oder Reis, Kirschkernsäckchen, Steck-Wäscheklammern). In einer solchen Umgebung, die den Bedürfnissen des Babys nachkommt und gleichzeitig ungefährlich ist, hat das Baby die Möglichkeit, sich selbständig zu bewegen und frei zu spielen ohne bespielt werden zu müssen. Es muss nicht beständig eingeschränkt werden in seiner Tätigkeit, sondern kann sich frei entfalten.

Schritte, um eine Ja-Umgebung zu schaffen

  • Begib Dich auf Babyhöhe und betrachte den Raum: Was ist gefährlich, was ist anregend?
  • Faustregel: Alles, was durch eine Toilettenpapierrolle passt, ist kein Babyspielzeug
  • Sind alle Steckdosen gesichert?
  • Gibt es keine herabhängenden Kabel oder Decken, an denen das Baby ziehen könnte, die dazu führen, dass ihm etwas auf den Kopf fällt?
  • Nutze den Anlass doch zum Aussortieren: Was brauchst Du eigentlich nicht mehr?
  • Gibt es Schubladen, an denen es sich die Finger klemmen kann, wenn es mit einer Hand hinein fässt und sich mit der anderen dagegen stützt?
  • Sind Reinigungsmittel, Medikamente etc. gut gesichert und nicht zugänglich?
  • Hat das Baby ausreichend Platz für alle Bewegungsbedürfnisse?
  • Hat es die Möglichkeit, verschiedene Erfahrungen im Raum zu machen und in einen Flow-Zustand im Spiel zu kommen?
  • Gibt es Möglichkeiten zum Erkunden wie beispielsweise zum Ausräumen von Kisten oder Schubladen?
  • Sind Treppen gesichert?

Viel Spaß beim Gestalten Eurer Ja-Umgebung.

Eure

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Loslassen – das erste Kind ist Lehrmeister*in

Es geht immer wieder um das Loslassen: Das Loslassen des Babys bei der Geburt, das Gebären. Dem Baby Freiheit geben und Nähe. Das Baby und Kleinkind Erfahrungen sammeln lassen, es nicht vor allem behüten, sondern Lernerfahrungen ermöglichen, damit es sich sein Bild von der Welt machen kann. Das Kind bei anderen Menschen sicher wissen, es irgendwann auf Kindergeburtstagen allein lassen. Übernachtungen bei Freund*innen. Irgendwann wird es einkaufen gehen und allein zur Schule gehen. Das erste Mal ausgehen abends. Die erste lange Reise allein mit Freund*innen. Wir Eltern müssen immer wieder vertrauen, immer wieder loslassen. Denn es ist richtig und gehört dazu. Aber es fällt so schwer – gerade beim ersten Kind.

Die ersten Kinder sind immer besonders, denn alles ist neu und als Elternteil muss man sich erst einmal heranfühlen an das Leben als Elter: an die Nähe und auch die Sicherheit, dem Kind Raum für sich zu geben. Sie sind so klein, so zerbrechlich und wir Eltern wollen sie beschützen und umhegen und natürlich wollen wir nicht, dass es ihnen schlecht geht, dass sie sich verletzen oder negative Erfahrungen machen. Beim zweiten Kind haben wir viel Wissen schon in uns, wir können mit vielen Dingen entspannter sein und auch ein Auge zudrücken, denn wir haben gemerkt: es schadet ja nicht. Oder es liegt außerhalb unseres Möglichkeitsraums. Das zweite Kind bekommt vom größeren Geschwisterkind heimlich ein Stück Schokolade zugeschoben – in einem Alter, als das große Kind nichtmal wusste, dass es das gibt. Das zweite Kind darf viel früher abenteuerlichere Sachen machen, weil wir wissen, dass Kinder das eben können. Und ein wenig wird es so mit jedem weiteren Kind entspannter.

Aber das erste Kind bleibt immer erstes Kind, immer Vorreiter in allem. Denn mit ihm erleben wir Eltern auch weiterhin immer erste Situationen, auch wenn es größer wird. Beim ersten Kind sind wir immer wieder auch Anfängereltern, denn nie zuvor hatten wir ein Schulkind, nie zuvor die Pubertät eines eigenen Kindes erlebt. Das erste Kind fordert uns immer wieder neu zum Loslassen heraus und ebnet den Weg dafür, dass wir später wissen, wie es richtig geht.

Auch für mich ist mein erstgeborenes Kind noch immer eine große Lehrmeisterin des Loslassens. Heute geht es nicht mehr um die Babythemen. Ich habe gelernt, all diese Dinge gut zu meistern. Doch im Alltag mit meinem großen Kind stellen sich mir neue Herausforderungen und Ängste und Sorgen, über die ich nun erstmals neu springen muss, um den Weg mit den anderen Kindern gelassener zu gehen.

Als mein Kind in dieser Woche auf einmal nicht wie immer am Abholtreffpunkt nach der Schule war und auch nicht in der Schule oder der Nähe davon, war das für mich eine große Herausforderung. Es war einfach nach Hause gegangen, weil es mich überraschen wollte und wir haben uns wohl irgendwie verpasst. Im zweiten Moment – nach dem Erschrecken, nach einer Träne der Erleichterung – blickte ich mein Kind an und sah, dass es nun wirklich schon ganz schön groß ist. Und dass es wohl längere Wege schon allein zurück legen kann, weil es sich das zutraut. Und ich muss lernen, dass es sich das zutraut und dieses Gefühl richtig ist. Flügel geben bedeutet manchmal, über den eigenen Schatten zu springen.

Eure

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Der Dank kommt später – und in den kleinen Dingen

Ich habe drei Wochen mit kranken Kindern hinter mir von einer normalen Erkältung über Bronchitis, Magen-Darm bis Mittelohrentzündung. Drei Kinder, die sich mit dem Kranksein abwechselten oder auch mal gleichzeitig krank waren. Ich habe Tees gekocht, Brustwickel angelegt, Eimer gehalten, Kinder gebadet, vorgelesen, Fieber gemessen – was man eben so macht mit krankem Kind. Und mein Mann ebenso. Drei Wochen, nach denen ich wirklich ziemlich erschöpft bin von all dem Kranksein, kurzen Nächten, vom ständigen Auf-den-Beinen-sein und wenig Ruhe. Wären meine Kinder Erwachsene, würde ich mir von ihnen ein Dankeschön wünschen. Ein paar Worte des Dankes für all die Anstrengungen. Und würde ein erwachsener Mensch keine Dankbarkeit zeigen, wäre ich wohl ziemlich verärgert – obwohl man Gutes nicht wegen des Dankes danach tut. Aber ein wenig erwartet man es eben doch danach. Die Kinder sind nicht dankbar, sie haben eher schlechte Laune, denn die gewohnte Bewegung fehlt ihnen und auch sie sind erschöpft vom langen Kranksein.

Kinder müssen nicht dankbar sein in dem Sinne, in dem es Erwachsene sind. Sie sind Kinder. Sie sind da, weil wir sie zu uns eingeladen haben. Sie denken noch nicht wie Erwachsene, sie handeln nicht wie Erwachsene. Sie sagen nicht artig: „Vielen lieben Dank dafür, dass Du mich gepflegt und Suppe ans Bett gebracht hast.“ Im besten Fall ist es für sie selbstverständlich, dass wir uns um sie sorgen und wir einfach immer da sind, bedingungslos. Im besten Fall erwarten sie es, weil es eben normal ist, dass sich andere Menschen um sie kümmern und sie nicht allein lassen mit ihren Beschwerden und Bedürfnissen. Im besten Fall fühlen sie sich einfach geliebt und können sich nichts anderes vorstellen.

Ich hoffe, dass eines Tages irgendwann einmal meine Kinder denken, dass sie eine schöne Kindheit hatten. Dass sie sich auf ihre Bindungspersonen verlassen konnten und sie sicher für sie da waren. Das wäre der Dank, den ich mir wünsche. Sie müssen es nicht in Worte fassen, sondern sollen es in sich spüren. Der Dank ist, dass sie glückliche Menschen werden, die sich geliebt fühlen.Bis dahin jedoch kann ich mich auch an den kleinen Dingen des Alltags festhalten, die mir Dank sind für das, was ich den Kindern mit auf den Weg geben möchte: Momente, in denen sie liebevoll zueinander sind. Oder wenn sie anderen Kindern helfen. Wenn der Kummer eines anderen sie nicht kalt lässt, sondern auch sie helfen wollen. All diese kleinen Momente zeigen mir, dass sie wissen, was Empathie bedeutet, weil sie sie vorgelebt bekommen. Sie lernen, sich einzufühlen in andere, weil andere sich in sie einfühlen und mitfühlen. Sie lernen durch uns als Vorbilder den Umgang mit anderen Menschen.

Für die großen Gefühle, das Schulterklopfen und das Lächeln zum Durchhalten sind nicht die Kinder zuständig. Dafür benötigen wir andere erwachsene Menschen, die uns das Gefühl geben, dass wir unsere Sache gut machen und die uns anerkennend zunicken. Denn ja: manchmal ist es einfach anstrengend und wir brauchen das Lob und den Dank eines anderen, um diese Zeiten gut durchzustehen – aber eben nicht von unseren Kindern.

Eure

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Das Baby will nicht essen: Beikost ist Bei-Kost

Nun habe ich das dritte Kind an meiner Seite, dem ich langsam den Familientisch näher bringe. Wie auch bei den anderen Kindern, kann das Kind von Anfang an unsere Familienspeisen mitessen, wenn es das möchte. Das Tempo gibt mein Kind vor: Es bestimmt, wie viel es isst, wann es isst, was es isst und wann es doch lieber nur Muttermilch möchte. Denn Beikost ist einfach nur Bei-Kost.

Oft ist zu lesen „Stillen ist mehr als Nahrung“, doch dass auch Beikost und eigentlich jede Mahlzeit am Familientisch mehr als nur Nahrungsaufnahme ist, wird oft vergessen.

Susanne Mierau – Geborgen wachsen

So viele Dinge lernt das Baby kennen, die es nicht kannte. Eine ganze Welt, ein ganzes Leben außerhalb der Gebärmutter. Es will die Dinge mit allen Sinnen erkunden und freut sich darüber, Sachen zum Mund zu führen und dort zu erfahren, wie es schmeckt, wie es sich anfühlt. Irgendwann merkt es, dass Nahrungsaufnahme auch satt macht. Manche Babys beginnen schneller damit, größere Mengen Nahrung zu sich zu nehmen, andere brauchen mehr Zeit dafür. Es gibt auch hier nicht den einen immer richtigen Weg. Deswegen können Gläschenmengenangaben für Eltern so verwirrend sein: Manche Babys haben noch mehr Appetit als das Glas an Nahrung anbieten konnte, andere essen niemals die ganze Menge auf. Manchmal schwankt das auch von Tag zu Tag – wie bei uns Erwachsenen. Manchmal kommen Erkältungen oder andere Erkrankungen dazwischen und das Baby kehrt zurück zur ursprünglichen Ernährungsform Muttermilch oder Prenahrung und beginnt danach erst langsam wieder andere Nahrung zuzulassen.

All das ist normal, all das ist richtig und kein Anlass zur Sorge. Beikost heißt Bei-Kost, weil es die Nahrung ist, die zum Hauptnahrungsmittel Muttermilch bzw. Prenahrung gegeben wird. Doch Kinder müssen damit im zweiten Lebenshalbjahr noch nicht den Hauptteil ihrer Nahrung bestreiten. Sie müssen auch nicht zum ersten Geburtstag auf das Essen der Familie vollständig umgestellt sein. Dr. Carlos González schreibt in seinem schönen Buch „Mein Kind will nicht essen“ (2008, S. 138) dazu: „Das einzige Lebensmittel, das ausschließlich – zumindest in einem bestimmten Lebensabschnitt – alle Bedürfnisse des Menschen zu erfüllen vermag, ist Muttermilch. Ein Neugeborenes wird 6 oder mehr Monate lang allein mit Muttermilch optimal ernährt; aber keiner, weder ein Kind noch ein Erwachsener, wäre optimal ernährt, wenn er 6 Monate lang nur Fleisch, nur Brot oder nur Orangen essen würde. Das bedeutet nicht, dass Fleisch, Brot und Orangen „keinen Nährwert“ besitzen, sondern nur, dass sie von anderen Lebensmitteln ergänzt werden müssen. Ergänzt, nicht ersetzt.“

Dass Muttermilch so lange Babys gut nährt, liegt an ihren vielen Inhaltsstoffen und ihrem hohen Nährwert von ca. 70 kcal pro 100g – damit ist sie nahrhafter als viele Gemüse- oder Obstsorten, die wir unseren Babys als Anfangsnahrung anbieten. Dr. González schreibt auch hierzu (ebd., S. 27): „Vor wenigen Jahren analysierte ein wissbegieriger Forscher 3 Gemüsebreie mit Fleisch, die verschiedene Mütter in Madrid für ihre Kinder hergestellt hatten; sie enthielten im Durchschnitt 50kcal pro 100g […] Wundert es Sie da noch, dass das Kind die Brust dem Gemüsebrei vorzieht?“ Unsere Kinder haben (noch) ein sehr gutes Gespür dafür, was sie wirklich brauchen und was für ihre Entwicklung gut und richtig ist. Wenn wir ihnen ein gesundes (!) Angebot machen an Lebensmitteln, bedienen sie sich nach ihrem Entwicklungsstand und ihren Bedürfnissen daran. Und manchmal brauchen sie weniger, manchmal mehr, manchmal kehren sie zurück zur Muttermilch und dann wieder denken wir, dass sie sich bald abstillen. All dies passiert im Laufe der Stillbeziehung und ist alles richtig und normal.

Eure

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Messer, Gabel, Schere, Licht… sind für kleine Kinder nicht?

Unser Alltag bringt jeden Tag viele Herausforderungen mit sich für unsere Kinder, an denen sie sich auf natürliche Weise erproben können, die sie wachsen lassen. Herausforderungen, die in unseren Augen vielleicht keine sind oder die wir nicht zu welchen werden lassen, weil wir frühzeitig eingreifen. Eigentlich wissen wir schon aus dem Spiel der Babys, dass es die Alltagsdinge sind, die für unsere Kinder interessant sind. Die Dinge, mit denen wir umgehen. Sie sehen, was wir tun und wollen es nachahmen – aber wir lassen sie nicht aus Sorge. Wann ist das Kind bereit für den Umgang mit Messer, Gabel, Schere, Licht, Feuer? Dann, wenn es das möchten und wir ihnen einen guten Umgang damit zeigen können.

Kinder wollen irgendwann mit Besteck umgehen

Wenn Kinder mit dem Essen beginnen, wollen sie die Nahrung mit allen Sinnen kennenlernen. Sie wollen sie berühren, in ihren kleinen Händen quetschen und fühlen, welche Eigenschaften dieses Lebensmittel hat. Sie wollen Konsistenz erfahren und lernen, wie sie dieses rutschige Stück Mango in den Mund bekommen. Wenn sie ihre Erfahrungen gemacht haben, richten sie ihren Blick irgendwann weniger auf die Eigenschaften des Essens und mehr auf den Rahmen drum herum und beachten, wie andere am Tisch essen. Sie fordern die Werkzeuge ein, die auch andere haben. Kinderbesteck muss nicht bunt sein, nicht in ein fahrendes Auto umgewandelt werden können. Es muss einfach nur handgerecht sein, so dass das Kind damit umgehen kann wie wir. Und auch die Kinder, die anfangs mit den Händen essen statt mit Löffeln gefüttert zu werden, werden dieses Werkzeug von sich aus einfordern und dann nach und nach besser damit umgehen.

Messer für Kinder: vom Schnitzen und kleinen Küchenhelfern

Meine Tochter war 3,5 Jahre alt, als sie im Wald mit dem Schnitzen begann. Sie hatte es gesehen und wollte es auch machen. Dabei standen keine Ergebnisse im Vordergrund, sondern die reine Freude am Tun, das Ausprobieren. Sie lernte dem Umgang mit dem Messer und die groben Versuche verfeinerten sich über die Zeit. Sie machte nach und erfuhr von uns, wie sie Stöcke halten musste, um sich nicht zu schneiden. Es gab auch kleinere Unfälle, aber wirklich kleine, denn sie hatte sich die Technik abgesehen.

Doch nicht nur im Wald ist der Umgang mit Messern für unsere Kinder möglich, auch zu Hause dürfen sie damit umgehen, wenn sie in der Küche helfen. Auch hier haben wir an ihre Bedürfnisse angepasste Kindermesser, die dennoch ein richtiges Mithelfen ermöglichen. Auch bei Dasnuf lässt sich nachlesen, wie ihre Kinder im Alltag und in der Küche mithelfen können. Außerhalb der Küche haben sie einen frei zugänglichen Bastelbereich, in dem neben verschiedenen Farben und Klebstiften auch Scheren zur Verfügung stehen. Es gibt Scheren aus Plastik, Metallscheren mit abgerundeten Spitzen, Scheren, die verschiedene Muster schneiden und normale, spitze Bastelscheren. Die Kinder suchen sich selbständig die Schere aus, mit der sie umgehen wollen und schneiden aus unserer Sammlung an (Alt-)papier und Pappe herum. Die Kataloge, die unaufgefordert in unserem Briefkasten landen, werden den Kindern zum Ausschneiden überlassen, woran sie sich jedes Mal sehr erfreuen und ganz nebenher ihren Umgang mit den Scheren verfeinern.

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Ehrfurchtsvoll mit Feuer umgehen

Und dann gibt es da noch das Feuer. Ehrfurchtsvoll bestaunen die Kinder die Flammen beim Lagerfeuer, wenn wir Stockbrot machen oder in ihrem kleinen Spielzeugofen im Garten kleine Holzstücke verbrennen. Ehrfurcht ist ein guter Begleiter, Angst nicht. Deswegen dürfen sie sich auch damit ausprobieren: Zunächst, indem sie die Kerze auf dem Tisch ausblasen dürfen, dann indem sie sie mit einem Streichholz entzünden können (erst wird ihnen das Streichholz gereicht, dann dürfen sie es selber entzünden). Sie können kleine Kerzenboote auf dem Wasser fahren lassen und sehen, wie schnell sie im Wasser erlöschen. Und dann trauen sie sich von allein an den Herd und die Pfanne, die über dem Feuer ist. Natürlich gibt es die Regel, dass niemals ohne Erwachsenen etwas angezündet wird und daran halten sie sich auch.

Unsere Kinder lernen dann einen guten Umgang mit den Dingen, wenn wir ihnen einen Umgang ermöglichen. Dazu müssen wir sie ernst nehmen und ihre Wünsche und Bedürfnisse annehmen. Manchmal hält uns unsere Sorge davon ab, unseren Kindern Dinge zu erlauben, für die sie selbst bereit sind. Aber wenn wir ihnen gute Vorbilder sind, ihnen vertrauen und sie auf dieser Basis begleiten, können wir ihnen sehr viele Kompetenzen auf einfache Weise ermöglichen aus ihrem eigenen Wunsch heraus, dem sie engagiert nachgehen. Lassen wir sie doch einfach lernen, was sie gerade lernen möchten.

Eure

Susanne_clear Kopie

Vom Größerwerden

Wenn ich meine drei Kinder betrachte, fällt mir auf, wie sie sich mit steigendem Alter immer weiter von meinem Körper entfernt haben. Da ist das Baby, das noch immer an und auf mir lebt. Gerade jetzt in der letzten Woche gab es nur wenige Momente, in denen es sich von mir entfernen wollte. Es hält sich mit Armen und Beinen an mir fest, richtet den kleinen Körper zum Stehen an mir auf. Liege ich im Bett, krabbelt es auf mir herum und lacht, wenn es sich plumpsend ins Kissen fallen lässt.  Weiterlesen

Erschöpfung und Ansprüche

An manchen Tagen lege ich mich abends auf das Sofa, mein Baby auf meinem Bauch liegend, und bin erschöpft. Einfach vom Tag, von den hundert Fragen „Mama…“ von den zig Portionen klein geschnittener Äpfel. Von der Acrylfarbe auf dem Eichentisch. Von 3 Waschladungen Wäsche am Tag, von denen eine doppelt gewaschen wurde, weil ein Stift in der Weißwäsche dabei war. Erschöpft davon, dass ich auch arbeite und auch arbeiten muss neben dem „Familie haben“. Weiterlesen