Der Schlaf von Babys und Kindern ist eines der großen Themen in den ersten Jahren. Wir lesen davon, dass „Kinder schlafen lernen“ müssen, dass Schlaf wichtig sei für die Entwicklung und zu wenig Schlaf ungesund, wir stellen uns Fragen darüber, ob nun Mittagsschlaf wirklich wichtig ist, wenn wir abends doch gerne ein wenig Zeit für uns hätten ohne Kind. Wie also ist es nun mit dem Schlaf? Können oder müssen Kinder das lernen oder machen sie das von ganz allein? Und wie verändert sich das Schlafen im Laufe der Zeit?
Die gute Nachricht ist: Babys müssen nicht schlafen lernen, sie schlafen schon ganz selbständig von Anfang an. Die von vielen Erwachsenen allerdings als schlecht wahrgenommene Nachricht ist: Sie schlafen anders als wir. Und genau das bringt uns manchmal in eine Zwickmühle. Nach der Geburt hat das Baby erst einmal keinen geregelten Schlaf-Wach-Rhythmus: Schlafen und Wachen wechseln sich ab. Wie bei uns Erwachsenen ist auch schon für die Kleinsten der Schlaf wichtig, u.a. für das Gehirn und die Lernprozesse. Daher haben sie auch einen anderen Schlafrhythmus und eine andere Verteilung der Schlafphasen. Noch im Uterus besteht der Schlaf des ungeborenen Babys zu nahezu 100% aus REM-Schlafphasen, bei neugeborenen Kindern aus etwa 70%. Diese Schlafphase, in der die Augen sich unter den Lidern schnell bewegen (REM = Rapid Eye Movement) dient dem Gehirn zum Sortieren und Verarbeiten von Eindrücken – wir lernen, insbesondere auch emotionale Erlebnisse verfestigen sich hier.
Das Baby lässt sich nicht ablegen!
Vom Wachzustand geht das Baby zunächst in den REM-Schlaf über und dann in den Tiefschlaf: Viele Eltern wissen, dass sich das Baby, obwohl es doch gerade eingeschlafen scheint, nicht gleich ablegen lässt. Es erwacht sofort, wenn wir es ablegen, wenn es eine Diele knarzen hört oder sich die Situation in einer anderen Art für das Baby spürbar ändert. Und auch wenn uns Erwachsenen das oft als unpraktisch für uns selbst erscheint, ist es dieses Schlafverhalten für das Baby durchaus sinnvoll: Während dieser ersten Schlafphase ist es noch aktiv genug, um zu überprüfen, ob die Rahmenbedingungen für einen Schlaf wirklich gut sind, oder ob es nicht doch vorher noch einmal versorgt werden muss oder andere Rahmenbedingungen braucht, beispielsweise weil es zu kühl oder zu warm bekleidet ist, weil es spürt, dass es allein ist und dieses Gefühl seinem Bedürfnis nach Sicherheit widerspricht.
Das Baby wacht nachts auf!
Nach etwa 20 Minuten REM-Schlaf geht das Baby dann in den Tiefschlaf über: Nun lässt es sich ablegen. Nach einem Schlafzyklus von etwa 50 Minuten erwacht das Baby mehr oder weniger kurz, häufig zur Nahrungsaufnahme. Zudem überprüft es nun wieder, ob die Rahmenbedingungen weiterhin gut sind. Fühlt es sich beispielsweise schutzlos, wird es erwachen und weinen, um die Bezugspersonen zu sich zu holen. Auch bei einem Ausscheidungsbedürfnis erwachen die Babys oder werden unruhig. Wer das Baby abhält, merkt, dass es nach dem Ausscheiden wieder gut einschlafen kann.
Auch ältere Kinder und sogar wir Erwachsene wachen nachts auf – allerdings können wir selbständig wieder einschlafen und müssen (meistens) nicht durch eine andere Person wieder in den Schlaf begleitet werden, weil wir genug Erfahrungen im Laufe der Zeit gesammelt haben und wissen, dass wir an unserem Schlafort sicher sind. Auch verlängern sich im Laufe des Lebens die Schlafzyklen: Bei einem Erwachsenen dauern sie 90 bis 120 Minuten an – wir wachen also in späteren Jahren seltener auf pro Nacht.
Babys schlafen nicht durch – oder doch?
Dass Babys nicht in dem Sinne durchschlafen, wie wir von durchschlafen denken, ist also ganz normal. Die Gesamtschlafdauer bei Babys variiert stark: Neugeborene schlafen zwischen 11 und 20 Stunden am Tag, 6 Monate alte Babys zwischen 9 und 17 Stunden. Und auch nach der Babyzeit ist der Schlafbedarf noch unterschiedlich und einige Kinder brauchen noch länger einen Mittagsschlaf und andere hören früher damit auf. Mit „durchschlafen“ wird in der Regel ein Zeitfenster von 5 Stunden bezeichnet. Im ersten Jahr wachen viele Babys noch drei Mal und mehr nachts auf. Und selbst nach dem ersten Geburtstag schlafen Kinder noch nicht in dem Sinne durch, wie wir es uns oft wünschen würden.
Mit dem Babyschlaf umgehen
Dass Babys also so schlafen, wie sie schlafen, ist richtig und normal. Leider kollidiert es dennoch mit unseren erwachsenen Schlafgewohnheiten – und unseren Erwartungen hierzulande. Während in Costa Rica davon ausgegangen wird, dass Kinder etwa mit 3,5 Jahren durchschlafen, erwarten dies in Indien Eltern erst von 5jährigen. Zudem gibt es selbst in der voranschreitenden Entwicklung immer wieder mal Rückschritte in Phasen, in denen das Baby besondere neue Entwicklungen durchläuft und daher unruhiger schläft oder wenn es beispielsweise einen Infekt hat oder Zähne bekommt.
Wichtig ist daher: Den Schlaf des Babys so annehmen, wie er ist. Babys brauchen einfühlsame Begleitung und keine Schlaftrainings. Wichtig ist es dennoch, dass auch wir Erwachsene auf unsere Schlafbedürfnisse achten. Daher ist es gut, wenn sich Eltern abwechseln können, damit beide ausreichend Schlaf bekommen. Praktisch für ein gutes Schlafgefühl ist auch der so genannte „Ammenschlaf“: Schlafen Mutter und Baby in körperlicher Nähe (das Baby beispielsweise im Familienbett oder Beistellbett), nähern sich die Schlafphasen von Mutter und Kind an, wodurch die erwachsene Bezugsperson nicht aus dem Tiefschlaf gerissen wird durch das erwachte Baby, sondern oft kurz vor dem Baby erwacht, schnell auf die Bedürfnisse eingehen kann und dann selbst wieder schnell in den Schlaf findet. der Schlaf kann so erholsamer sein beim Co-Sleeping als bei räumlicher Trennung.
Wie geht es Euch mit dem Schlaf Eures Babys?
Eure
Passende Bücher zum Thema:
Mierau, Susanne (2016): Geborgen wachsen. Wie Kinder glücklich groß werden. – München: Kösel.
Mierau, Susanne (2019): Mutter.Sein. Von der Last eines Ideals und dem Glück des eigenen Wegs. – Weinheim: Beltz.
Mierau, Susanne (2024): Das Schlafbuch für die ganze Familie. – Weinheim: Beltz.
Lüpold, Sibylle (2014): Ich will bei Euch schlafen! (Ein-)Schlafen lernen mit Co-Sleeping. – Freiburg: Urania Verlag.
Unser 13 Monate alter Sohn war immer schon ein schlechter Schläfer, aber seit zwei Monaten macht er die Nacht zum Tag. Er schläft eigentlich gar nicht mehr, brüllt und wimmert stundenlang, lässt sich aber überhaupt nicht trösten, sondern wirft sich nach hinten. Er schafft es einfach nicht, richtig einzuschlafen. Es ist wirklich ganz schlimm. Der Kinderarzt weiß auch nicht, woran es liegt. Die Backenzähnchen sind mittlerweile raus und es wird dennoch nicht besser. Der arme kleine Kerl. Und wir armen Eltern ? Ehrlich gesagt, finde ich das langsam nicht mehr normal. Es gibt auch null Rhythmus. Zum Teil müssen wir 20 mal pro Nacht den Schnuller wieder reinstecken. Er schläft bei uns im Bett. Ich sage mir immer wieder, das geht vorbei, in ein paar Wochen hab ich das vergessen. Aber es ist für unsere Familie, vor allem die große Schwester, echt hart. Liebe Grüße, Eva
Das glaube ich. Aus der Ferne ist das natürlich schwer zu beurteilen: schwierige Träume? Entwicklungsschub? Habt Ihr vielleicht noch eine zweite ärztliche Meinung eingeholt? Könnt Ihr Euch die Nächte aufteilen?
Liebe Eva, ich kann dir die Babywippe Swing2sleep empfehlen! Kostet zwar einiges aber unsere Tochter 2 Monate hat nur geschrien in der Wippe kann sie sich entspannen und schläft schon mal 4h durch!
LG und alles Gute
Liebe Eva! ich fühle so mit dir , waren in derselben Situation und entgegen vieler anderer Meinungen diesbezüglich war das Beste was wir machen konnten uns eine Schlafberaterin an die Seite zu holen . Danach war unsere Tochter viel besser gelaunt da sie endlich den nötigen Schlaf bekommen hat den sie brauchte ☺️Wir alle sind jetzt viel glücklicher, ausgeglichener und ausgeschlafener ?und Übrigens die Inder sind neben den Japaner eine der am schlechtesten schlafenden Nationen :/
Hallo.
Meine Tochter wird bald ein Jahr. Ich lebe mit ihr alleine und sie hat von Beginn an sehr viel geschrien. Sie geht abends gegen 18.30 Uhr schlafen. Ich Stille sie einmal in der Nacht . Um 4 Uhr wird sie wach und kann nicht noch Mal einschlafen. Sie ist aber nicht fit sondern so müde das sie immer weiter schreit und weint. Erst gegen 6.30 Uhr schläft sie dann noch Mal für eine Stunde ein. Ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen. Die Zeit zwischen 4 und 7 Uhr ist einfach unerträglich. Was kann ich tun? ?
Liebe Steffi, das klingt wirklich sehr anstrengend. Aus der Ferne ist das schwer zu beurteilen. Es wirken sich sehr viele Aspekte auf den Schlaf aus. Ich würde dir empfehlen, vor Ort Hilfe zu suchen in einer Bertaungsstelle für Emotionelle Erste Hilfe, die sich mit der Regulation sehr gut auskennen https://www.emotionelle-erste-hilfe.org/berater-in-deutschland/
Das geht mir ähnlich! Meine Tochter schläft zwar bis 5:00 ca. (schläft aber erst gegen 23:00). Dann stille ich und danach schläft sie nicht mehr. Schreit, sobald ich sie hinlege. Ich brauche aber mehr Schlaf!
Die Lösung, neben ihr zu schlafen, kann ich allerdings auch nicht machen, weil sie selbst schlafend zu laut ist und zu viele Geräusche (Grunzen usw.) macht. Selbst mit Oropax.
Und tagsüber schläft sie nie länger als 30min. Und nur bei mir nach dem Stillen oder wenn ich sie im Tragetuch herum trage. D.h. da kann ich auch nicht schlafen…
Ich wollte mein Kind nie schreiend alleine lassen…:-( Aber anders kann ich nicht mehr…
Was hast du gemacht?
Meine Tochter, mittlerweile 7 Monate alt, schläft seit ca 4 Monaten nicht mehr als 1 Std am Stück, zeitweise nur eine halbe Stunde, sprich ich leider auch nicht. Sie schläft bei mir im Bett, das Verlangen nach Nähe kann es eigentlich nicht sein. Sie möchte dann auch an die Brust, obwohl sie keinen Hunger hat, ansonsten schreit sie.
Mir wurde gesagt dass es helfen könnte wenn sie alleine in ihrem bettchen liegt, zwar auch im selben Zimmer aber eben nicht direkt im gleichen Bett, da sie mich so nicht so riechen würde. Jedoch wird sie auch hier stündlich wach.
Habt ihr noch einen Rat? Der Schlafmangel ist nur schwer auszuhalten ?
Wahrscheinlich passt dieser Artikel gut zu Deiner Situation: https://www.vonguteneltern.de/halbjahreskrise-im-ersten-babyjahr/