Alle Artikel von Susanne Mierau

Wahlfreiheit und Selbstbestimmung – eine Parabel

Es war einmal ein wunderbares, wildes und freies Tier. Es lebte in der Natur und konnte sich darin bewegen: Am Morgen ging es in Richtung Osten, denn es liebte den Sonnenaufgang und genoss die Zeit, in der es der Sonne zusehen konnte, wie sie den Himmel erklomm. Später ging es in Richtung Süden, streifte durch die Umgebung, beobachtete andere, suchte sich eine Mahlzeit und lief solange es die Beine trugen. Es machte eine Pause, wann immer es das wollte, ließ sich nieder und ruhte aus. Wenn es Lust hatte, ging es am Abend Richtung Westen, um der Sonne beim Untergehen zuzusehen. Und an manchen Tagen war es auch im Norden zu sehen, wenn der Weg des Tages dorthin führte. Es besuchte andere, lebte in den Tag und war einfach frei. Es gebar Kinder in dieser Freiheit, die auch frei ihre Wege gehen konnten. Eines Tages wurde es jedoch eingefangen und in ein Gehege gebracht. Es war an vielen Stellen ein durchaus schön gestaltetes Gehege und auch darin konnte es sich bewegen. Es konnte fast der Sonne zusehen beim Aufgehen und auch ein Stück weit beim Untergehen. Es konnte nicht so weit laufen wie es wollte, aber ein bisschen weit. Es konnte auch hier ein Kind gebären und streifte mit diesem später zusammen durch das neue Zuhause. Es berichtete von der Freiheit, von der Weite, von den unendlichen Möglichkeiten. Doch das Kind verstand all dies nicht so wirklich. Das Zuhause des Kindes war auch schön, denn man konnte schließlich fast den Sonnenaufgang sehen und fast den Sonnenuntergang und es war sicher in diesem großzügigen Gehege vor anderen Dingen. Aber es würde nie erfahren, wie es wirklich sein würde bis zum Horizont zu laufen, um die Sonne aufgehen zu sehen. Es hatte, auch wenn es ganz nett war dort, eine andere Vorstellung von dem, was schön und richtig war als die Mutter, die diese Freiheit kennenlernte.

Wahlfreiheit bedeutet nicht, dass man sich in einem bestimmten Rahmen bewegen kann, den andere für einen abgesteckt haben. Wahlfreiheit bedeutet, dass man sich wirklich bewegen kann. Selbstbestimmung bedeutet, dass man selber seinen ganz persönlichen Weg gehen kann ohne Einschränkungen von Außen. Auch wenn andere Menschen meinen, einen vermeintlich besseren, sicheren oder gesünderen Weg für uns zu kennen, sind wir es, die entscheiden dürfen. Und wir können nur dann wirklich eine Entscheidung treffen, wenn wir den Raum dafür haben. Wir können nur wirklich objektiv etwas beurteilen, wenn wir es ganz be-greifen, wenn wir es fühlen und vergleichen können.

Wenn wir in Grenzen aufwachsen, in engen Gehegen, können wir nicht wirklich beurteilen, was Freiheit wirklich ist. Wir sprechen von Selbstbestimmung und Wahlfreiheit ohne wirklich zu wissen, was es ist. Denn es ist keine Wahlfreiheit, wenn wir nur fast bis zum Horizont kommen, auch wenn es bis dahin ganz nett ist. Selbstbestimmung fängt da an, wo wir wirklich selbst entscheiden – frei von Beeinflussung und wirklich frei von den Interessen anderer Menschen. Frei davon, ob wir es uns finanziell leisten können oder nicht. Einfach, weil wir das tun können, was für uns gut ist und wir gleichzeitig auch wissen, welche Möglichkeiten es alle gibt. Wir können uns aus der unglaublichen Vielzahl an Farben die auswählen, die wirklich nur uns gefällt.

Diese Wahlfreiheit ist es, die ich mir für meine Kinder wünsche und auch für mich. Sei es, wenn es um Geburt geht oder um eine andere Entscheidung des Lebens.

Eure
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Lesenkönnen verändert die Welt von Kindern und Eltern

“Mama, was heißt HURE?” Ich laufe mit meinem Kind durch die Berliner Straßen. Wir sind schon viele Male hier entlang gelaufen, kennen die schmutzigen Ecken, die niedlichen Cafés, die schönen Spielplätze. Und dennoch entdeckt mein Kind die Geburtsstadt nun neu, denn es kann lesen. Es liest Straßennamen vor, Schilder an Läden, groß geschriebene Titel auf Zeitungsaufstellern – und Wörter an Häuserwänden. Es ist, als ob mein Kind in eine ganz neue Welt eintaucht, eine andere Welt kennenlernt. Eine Welt von Worten, von Nachrichten, die ich ihm bisher vorenthalten konnte. Aber mit dem Beginn des Lesens ändert sich alles. Weiterlesen

Geborgenheit bedeutet… für Anne von “X-MAL ANDERS Ullrich-Turner-Syndrom! Ja und?!”

Anne ist Mutter von zwei Kindern: ihre Tochter wurde im Juni 2012 mit dem Ullrich-Turner-Syndrom geboren, ihr Sohn kam im Februar 2015 zur Welt. Auf ihrem Blog “X-MAL ANDERS Ullrich-Turner-Syndrom! Ja und?!” berichtet sie von ihrem Leben mit ihren Kindern und besonders auch davon, was das Ullrich-Turner-Syndrom ist und wie es sich im Alltag auswirkt. Zusätzlich hat sie auch ein Buch über das Syndrom geschrieben, in dem das Leben betroffener Frauen portraitiert wird, denn durch diese Chromosomenveränderung kommt es u.a. zu einer geringeren Körpergröße und einer anderen Geschlechtsentwicklung. Am Anfang ihres Weges als Mutter waren die Ängste groß und sie war verunsichert durch die Diagnose. Wie sie mit ihrer Familie dennoch ihren eigenen geborgenen Weg gefunden hat, berichtet sie heute: Weiterlesen

Unser Jahreszeitentisch im Februar

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Am vergangenen Wochenende haben wir den Januarjahreszeitentisch mit der Winterkönigin und den selbst gebauten Bäumen abgebaut. Die Zeit des Schnees ist – wie es jedenfalls scheint – nun vorbei. Es taut, es regnet, es fließt. Für mich scheint auch die Zeit nur allzu schnell dahinzufließen und deswegen habe ich den Fluss als Kernelement für den Februarjahreszeitentisch gewählt: Mütterchen Tau steht am Fluss. Weiterlesen

Der Verantwortungsschock

Gestern unterhielt ich mich mit einer anderen Mutter. Sie berichtete mir von der ersten Zeit mit ihrem ersten Kind und sagte etwas, was mich sehr bewegt hat “Und dann war dieser Verantwortungsschock: Nur weil ich das Kind geboren hatte, sollte ich jetzt auch wissen, wie man das alles macht!” Ich dachte noch eine ganze Weile darüber nach und fand, dass sie wirklich recht hatte: Ja, nach der Geburt kommt oft ein Verantwortungsschock und auch ich erinnere mich daran, wie ich mein erstes Kind unbeholfen im Arm hielt und mich fragte, was ich denn jetzt den ganzen Tag so tun würde und wie das überhaupt gehen solle.  Weiterlesen

Geborgenheit bedeutet… ein Leben mit Liebe zu mehreren Partnern für Nicole

Geborgenheit kann in verschiedenen Familien ganz unterschiedlich gestaltet sein, sich anders ausformen. Nicole hatte mir vor einiger Zeit geschrieben und wollte mir gerne von ihrem Weg berichten und davon, wie sie in ihrer Familie Geborgenheit und Familie lebt: Sie und der Vater ihres Sohns haben beide noch jeweils andere Partner, die die Familie ergänzen. Für Nicole und ihre Familie das richtige Familienmodell, wie sie schreibt: Weiterlesen

Wenn kleine Hände größer werden…

Manchmal wenn wir unterwegs sind, halte ich nur noch eine Hand, die meines kleinen Sohns. Meine Tochter läuft neben mir her, rennt manchmal vor, fährt Rad oder Roller. Immer seltener schiebt sich ihre nun schon so viel größere Hand als früher in die meine. Irgendwann wird es wohl das letzte Mal sein. Oder vielleicht nicht das letzte, sondern nur noch eines der noch wenigen Male. Sie ist groß, so groß.  Weiterlesen

Geborgenheit bedeutet… von Julia von lebeliebelache

Julia lebt Geborgenheit mit ihrer Familie in einem ganz kleinen Dorf mit nur 54 EinwohnerInnen und ist dort mit ihren Gedanken zu windelfrei, Familienbett und dem Tragen eher ein ungewöhnlicher Anblick. Mit ihren drei kleinen Kindern geht sie aber ihren ganz persönlichen Weg und berichtet seit kurzer Zeit auch auf ihrem Blog lebeliebelache davon. “Geborgenheit sollte auch auf Pauschalisierungen verzichten.” schreibt sie und das passt auch zu all den anderen Dingen, die sie von ihrem Weg zu berichten weiß: Weiterlesen

Kinder sind an allem schuld!?

Kinder sind an allem schuld, so liest es sich gerade quer durch das Internet: Daran, dass wir nicht uns nicht die Nächte in Diskotheken um die Ohrenschlagen können wie früher. Daran, dass wir uns nicht kleiden können wie vor der Geburt und sowieso daran, dass der Körper anders aussieht. Kinder sind schuld daran, dass wir mit unserem Partner nicht mehr genug Freizeit verbringen oder allein in den Urlaub fahren können. Und natürlich sind sie auch daran schuld, dass wir nicht mehr durchschlafen können. Unser Leben verändert sich durch Kinder recht wahrscheinlich und schuld sind natürlich sie, die neu dazu gekommen sind, denn vorher ging ja alles anders. Das Problem ist nur: Es stimmt nicht. Weiterlesen

Geburtsvorbereitung für Geschwisterkinder

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Auf die Geburt vorbereitet zu sein und darauf, Eltern eines (weiteren) Kindes zu werden, ist nicht nur für uns Erwachsene wichtig, sondern auch für die Kinder, wenn es in der Familie schon welche gibt. Die Veränderungen sind – gerade wenn das erste weitere Kind in die Familie kommt – groß für das “große Geschwisterkind”. Bei uns wird es nun das dritte Kind sein und unsere Tochter wird noch einmal große Schwester, unser Sohn wird zum ersten Mal großer Bruder und rückt somit von seinem Platz als kleinstes Familienmitglied in die Mitte. Wie auch schon bei unserem zweiten Kind, sind die Geburt und die Veränderungen ein großes Thema, das uns durch die Schwangerschaft begleitet. Weiterlesen