Einschlafroutinen mit Kleinkindern

„Ich will aber nicht!“, „Ich will aber jetzt noch…“, „Ich kann nur schlafen, wenn Du noch eine Geschichte vorliest!“, „Ich bin gar nicht müde!“… Die Kleinkindzeit und das Einschlafen können manchmal eine schwierige Zeit sein: Nicht nur tagsüber drückt sich der Wunsch des Kindes nach Selbständigkeit aus, sondern auch abends. Dann aber manchmal gepaart mit Müdigkeit oder erschöpfter Kooperationsfähigkeit. – Eine ungünstige Mischung, wenn auch noch Eltern müde und erschöpft sind.

Am Ende des Tages…

Am Ende des Tages hat das Kind sehr viel erlebt. Es hat – wie jeden Tag – Neues gelernt, hat mit anderen Menschen interagiert. Vielleicht war es in einem Kindergarten, hat sich dort oder andernorts mit Freund*innen gestritten, vertragen, gespielt. Vielleicht musste es sich an Regeln und Abläufe anpassen, was nicht schlimm ist, aber Kraft kostet. Vielleicht ist es am Ende des Tages erschöpft, aber noch immer so neugierig. Vielleicht möchte es unbedingt noch dieses eine schöne Buch vorgelesen bekommen und im Arm kuscheln, obwohl es doch schon müde ist.

Vielleicht möchte es einfach nicht müde sein, sondern selbst bestimmen über sich und die Müdigkeit nicht anerkennen. Es möchte nicht gerade jetzt noch den Mund aufhalten zum Zähneputzen, denn das erfordert wieder Kraft und Ruhe – und vielleicht tut es auch noch etwas weh, weil gerade neue Zähne kommen und Schmerzen sind dann, wenn wir müde sind, noch viel intensiver. Am Ende eines Tages ist viel passiert und die Kraft eines Kindes, sowie die Möglichkeit, entspannt mit Situationen umzugehen, aufgebraucht. Wir sollten nicht zu viel erwarten von einem Kleinkind am Ende des Tages.

… braucht ein Kind einen langsamen Übergang

Wissen und berücksichtigen wir, dass das Kind am Ende des Tages viel erlebt hat, viel gesehen hat, viel in dem Gehirn dieses Kindes jetzt und in der Nacht verarbeitet wird, verstehen wir, dass nun nicht mehr viele Möglichkeiten bestehen, um uns entgegen zu kommen. Es ist ein wenig so, wie wenn wir nach einem fordernden Tag nach Hause kommen und einfach auf das Sofa sinken. Und dieses Sofa sind wir, die Eltern. Das Kind braucht es nun bequem, entspannt und ruhig. Manchmal ist diese Zeit des Einsinkens schon am Nachmittag zu finden, manchmal beginnt sie erst gegen Abend. Nun heißt es: Erwartungen zurückfahren an das kindliche Verhalten. Konkret kann es bedeuten:

  • Das Kind kann nicht mehr große Entscheidungen treffen in Bezug auf das Essen und fühlt sich überfordert von zu viel Auswahl.
  • Vielleicht hat es aber auch den Wunsch, etwas ganz Bestimmtes zu essen, weil es die Nährstoffe darin benötigt. Vertrauen wir dem Kind, wenn es aus einer gesunden Auswahl einen Wunsch heraus formuliert.
  • Das Kind kann nicht mehr laufen und möchte getragen werden: Eben gerade tobte es noch auf dem Spielplatz, aber nun ist es wirklich müde, weil der Antrieb des Spiels, der Neugierde, des Lernens nicht mehr da ist. Der Nachhauseweg ist zu beschwerlich – gönnen wir dem Kind die Ruhe auf unserem Rücken oder im Buggy.
  • Sich müde anziehen ist anstrengend – auch das kennen vielleicht einige von uns – nun nicht noch ausziehen und ganz neu ankleiden. Manchmal ist es sinnvoll, einfach schon vor dem Abendessen den Schlafanzug anzuziehen, damit es danach nicht zu mühevoll ist.
  • Langsam in den Schlaf gleiten und dabei einem anderen Menschen nah sein und von einer vertrauten Stimme hinüber in den Schlaf geleitet werden – das ist sicherlich schön. Wer gerne vorliest, muss nicht darauf bestehen, dass nach einer Geschichte wirklich Schluss ist. Es tut gut, die beruhigende Stimme einer liebevollen Person zu hören.
  • Den Raum verdunkeln und eine kuschelige Atmosphäre schaffen, die Ruhe ausstrahlt und nicht zum Spielen einlädt. Nun ist Zeit des Ruhens. Niemand muss schlafen, ist aber eingeladen, sich auszuruhen – schon diese Haltung des Nicht-Schlafen-Müssens kann etwas verändern.
  • Vielleicht plagen das Kind auch Ängste, die es noch nicht benannt hat oder schwer in Worte fassen kann. In der magischen Phase gibt es auf einmal Angst vor Krokodilen unter dem Bett oder Monstern im Kleiderschrank. – Natürlich lässt es sich so nicht gut einschlafen. Nehmen wir diese Ängste also ernst.
  • Auch in der Umstellungszeit des Mittagsschlafes wird das entspannte Einschlafen abends manchmal schwierig: Entweder ist das Kind müde, weil es den Mittagsschlaf nicht gemacht hat und kann aus Müdigkeit nicht mehr kooperieren, wird vielleicht auch wütend oder aggressiv aus Müdigkeit. Oder es macht noch Mittagsschlaf, vielleicht auch erst spät oder lang, und ist dann einfach wirklich nicht müde, wäre aber am nächsten Tag unausgeschlafen am Morgen. Hier muss der tatsächliche Schlafbedarf des Kindes am Tag angesehen und überlegt werden, wie er sinnvoll aufgeteilt werden kann.
  • Eine ruhige Routine an den meisten Nachmittagen kann eine Hilfe sein für diese Zeit: ruhige Momente und Nachmittagsgestaltung, beruhigende Geschichten, entspannte Vorbereitungen der Abendabläufe unter Einbindung der Selbständigkeit

Und wenn alles nicht klappt…

An manchen Abenden finden unsere Kinder das Fenster zum Schlaf einfach nicht. Auch das ist eine Fähigkeit, die mit der Zeit wächst. Erkennen wir an, dass es auch Ausnahmesituationen gibt und es an manchen Tagen schwierig ist. Erkennen wir an, dass das Kind einen anstrengenden Tag hatte und nörgelig ist, aber nicht zur Ruhe findet. Probieren wir es am nächsten Tag mit mehr Ruhe am Nachmittag oder schauen wir, was genau das Kind heute so besonders aufgedreht hat. Sprechen wir noch einmal ruhig über den Tag und die Geschehnisse: Was war heute besonders schön und was weniger? Was wollen wir morgen anders machen? Wichtig ist, selbst ruhig zu bleiben und nicht unter Stress zu geraten, weil das Kind nicht einschläft. Das erreichen wir mit ruhiger Atmung, Abwechslung mit Partner/Partnerin und einem eigenen, ruhigen Abendprogramm.

Eure

6 Kommentare

  1. Müde Mama

    Schöner Artikel….

    aber auch ich möchte einfach mal in ein „Sofa“ einsinken (und lange liegen bleiben)….nach anstrengenden Tagen, nach Monaten ohne erholsamen Schlaf. Da möchte ich auch einmal Verständnis dafür haben, dass ich nicht mehr kann. Meine Reserven erschöpft sind. Wenn da eben kein Dorf herum ist, dass uns auffangen kann. Manchmal, da reicht ruhig Atmen und all das eben nicht.

    Dennoch liebe ich meine Kinder und bin gerne auch an solchen Tagen das weiche Sofa für sie…. Manchmal aber, da möchte ich selbst noch einmal Kind sein…

      • Müde Mama

        Danke Dir, liebe Susanne.

        Ich verfolge Deinen Blog seit 2016 und er hat mir immer sehr geholfen, den für uns richtigen (gegen sämtliche Widerstände von außen) zu finden.

        Ich komme recht gut mit wenig Schlaf aus, auch schon vor dem Kinder haben. Meine Tochter schreit allerdings, zappelt und das alles im Schlaf. Einfach nur wach sein ist anstrengend genug, ein Kind dann aber auch noch zu beruhigen, da zu sein, zu halten, zu trösten damit es für hoffentlich 30 Minuten ruhig weiter schlafen kann… das geht an die Substanz.

        Die Tips aus Deinem Artikel setzen wir weitergehend um, leider lässt sie nachts nur mich an sich ran.

        Sie ist so ein wunderbares Kind, voller liebe und ein Sonnenschein. Ich bin mir so sicher, dass sich das mit dem Schlafen bessern wird. Meine Kinder sind so kompetent und ich vertraue ihnen/uns/meinem Bauchgefühl.

  2. Gabriele

    Ich hatte Einschlaf leichte kinder u war Tagesmutter jahrelang u manchmal war der Tag so schwer das wir also meine 2 u ich einfach auf der Couch gekuschelt haben u ich das schlafende Kind ins Bett trug allerdings war das nur die Ausnahme aber stressfreier wie Machtkampf wenn alle selbst ich platt war.

  3. Dieser Artikel kommt so passend und er ist sehr liebe- und verständnisvoll geschrieben. Danke dafür. Unser Dreijähriger geht nun in den Kindergarten und macht seitdem keinen Mittagsschlaf mehr. Er hält das erstaunlich gut durch und schläft abends total schnell ein – das ist ganz ungewohnt für mich. Aber abends muss er spätestens um 19 Uhr, besser früher im Bett liegen, sonst ist er total übermüdet und nichts geht mehr. Nachts wird er jetzt wieder sehr oft wach, was für mich natürlich echt anstrengend ist. Ich gebe diesem kleinen Menschen ganz viel Nähe, aber müde bin ich am nächsten Morgen immer. Es ist nur eine Phase, ich weiß. Und trotzdem hoffe ich, dass die Nächte bald wieder ruhiger werden.

  4. Manubananu

    Liebe Susanne,
    da hätte ich eine Frage an dich.
    Mein Sohn tut sich von Geburt an häufig schwer, einzuschlafen. Nun ist er zwei. Sein Zeitfenster, um in den Schlaf zu finden ist oft sehr sehr kurz, was es dann zusätzlich erschwert. Wir schlafen im Familienbett, lesen und kuscheln, bis er schläft. Nun wird er seit einigen Tagen aber tatsächlich so aufgedreht/aggressiv, dass er beginnt, auf mir rumzuklettern, zu toben, mit den Füßen zu treten, sich mit dem Kopf hin und her zu werfen, manchmal beißt er auch…ich finde es an sich nicht schlimm, wenn er das braucht um runterzukommen. Aber es betrifft nun eben auch mich, zudem schwanger und ich muss die ganze Zeit aufpassen, dass er mir damit nicht weh tut oder den Bauch trifft. Da kann ich nicht mehr ruhig neben ihm bleiben, was ihn natürlich zusätzlich aufdreht. Was wäre deine Lösung/dein Tipp für diese Phase?

    Lieben Dank an dich!

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