Essen darf kein Zwang sein!

Eine Mutter ist besorgt um ihr neugeborenes Baby: Nach der Geburt hat es abgenommen, an der Grenze des Soll und die Ärztin hat zu einer Wiegeprobe* vor und nach dem Stillen geraten, um zu überprüfen, ob das Baby genug Muttermilch trinken würde. Die Zahlen stimmten nicht, die Eltern sollten Zufüttern, sie sind verängstigt und unter Druck, ohne den Gründen wirklich nachgehen zu können und nehmen unter diesem Druck keine weiter Fachmeinung in Anspruch. Szenenwechsel: Mittagstisch bei einem sechs Monate altem Kind. „Noch ein Häppchen für Papa. Morgen soll doch auch die Sonne scheinen!“ Wieder ein Szenenwechsel: Im Kindergarten sitzt ein Kind lustlos vor der Linsensuppe. „Das wird aufgegessen, sonst gibt es keinen Nachtisch!“ – Druck und Angst. Essen wird immer wieder mit Zwang verbunden, mit Sorgen, mit Grenzüberschreitungen. Kinder würden sonst – so scheint es – nicht essen. Eltern stecken schnell in der Angstfalle: Was, wenn mein Kind nicht ausreichend isst? Oder nicht ausgewogen genug?

Tatsächlich haben Kinder einen recht guten Überlebenssinn. Sie essen, wenn sie Hunger haben. Und sie essen – sofern sie aus gesunden Lebensmitteln auswählen dürfen – was sie brauchen. Manchmal sind das mehr Kohlehydrate, manchmal mehr Proteine. Kinder haben es noch, dieses Bauchgefühl, das wir Erwachsenen oft vermissen. Solange es sich nicht um Fett oder Zucker handelt, die gern bevorzugt werden, weil Kinder eben auch evolutionär vorsorgen wollen für schlechte Zeiten, können sie ganz gut auf sich achten.

Schon kleine Babys zeigen, ob sie Hunger haben oder nicht: Sie zeigen typische Hungersignale wie Schmatzen und Wenden des Kopfes (Suchen nach der Brustwarze), das Saugen an den Händen und schließlich schreit es, wenn es Hunger hat. Ebenso gut kann es anzeigen, wenn es satt ist, indem es den Kopf einfach abwendet. Dieses Abwenden, das Zeichen für „Stop“ ist deswegen auch eines der wichtigen Beikostreifezeichen.

Was in der Stillphase also als Zeichen akzeptiert wird, wird oft dann, wenn es um die Beikost geht, nicht mehr berücksichtigt. Hier werden lustige Löffel gekauft, damit das Baby bereitwillig isst, das Handy wird für Ablenkungsmanöver eingesetzt, damit dem erstaunten Baby schnell ein Löffel Essen in den Mund geschoben werden kann oder es werden Aufforderungen und Bitten formuliert wie „Noch zwei Hapse!“ „Noch ein Löffelchen für Oma!“ Eltern sorgen sich, wenn Kinder nicht die Menge von 190g eines Norm-Gläschens aufnehmen. Die Angst vor der schlechten Ernährung überwiegt das Wissen darum, dass ein Zwang zum Essen auch nicht gesund sein kann.

Auf die Spitze getrieben wird es dann, wenn das Kind nicht nur mit Gesten und Körperhaltung ausdrückt, dass es nicht bereit zum Essen ist, sondern im Kindergartenalter ganz klar artikuliert, dass es etwas nicht essen möchte. Dabei ist es egal, ob ein Kind eine Speise ablehnt, weil es keinen Hunger hat oder weil es eben diese Speise nicht mag: Wenn ein Mensch nicht essen möchte, ist dies zu akzeptieren. Und es gibt keinen Grund, ein Kind zu einem Probehäppchen zu zwingen. Weder durch Versagen einer Nachspeise noch durch psychischen Druck. Denn: im BGB wird das Recht auf gewaltfreie Erziehung verankert:

„(2) Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“

Ein Kind zum Essen zu zwingen durch körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen oder ähnliches ist nicht zulässig. Dies gilt nicht nur in den Familien, sondern auch in Kindertageseinrichtung und Schulen: Kinder dürfen nicht zum Essen gezwungen werden.

Und es geht nicht nur um die Nahrungsaufnahme an sich, die vielleicht in gerade dieser Situation zu viel ist, sondern auch um das, was es bedeutet, in Hinblick auf die Nahrungsaufnahme immer zu „mehr“ verleitet zu werden, durch Tricks von Vertrauenspersonen das eigene Bauchgefühl untergraben zu bekommen und schließlich zu lernen, nicht mehr darauf zu hören. Manchmal ist es auch nicht das „wenig essen“, das Eltern verunsichert, sondern auch das „mehr essen“: Es gibt immer wieder auch Phasen, in denen Kinder mehr oder weniger essen, in denen sie sich mehr oder weniger bewegen, in denen sie mehr oder weniger brauchen. Es ist gut, wenn sie ein Gespür für sich entwickeln können und wir als Eltern sie mit einem gesunden Angebot dabei begleiten können und im Rückschluss durch das Essverhalten des Kindes auch etwas über unser Kind und seine aktuelle Entwicklung erfahren. Wie viele andere Entwicklungsbereiche entwickelt sich auch das Essen und das Kind braucht Zeit, um mit diesem neuen Entwicklungsbereich vertraut zu werden.

Wir alle wünschen uns selbständige Kinder. Solche, die für sich später einstehen, die ihre Bedürfnisse klar formulieren können, die sensibel sind und feinfühlig mit anderen Menschen umgehen und auf die Bedürfnisse schwächerer Menschen eingehen. Um dies zu erreichen, müssen wir auch die Bedürfnisse unserer Kinder berücksichtigen, zum Beispiel auch beim Essen.

Wie handhabt Ihr das mit dem Aufessen?
Eure

Susanne_clear Kopie

* Die Wiegeprobe ist übrigens ein längst überholtes Vorgehen, das keine Aussagekraft hat

Ergänzung vom 09. September 2016:
Der Artikel bezieht sich auf gesunde Kinder, die keine lebensbedrohlichen Unverträglichkeiten oder Erkrankungen haben, die direkt mit der Nahrungsaufnahme oder Auswahl verträglicher Lebensmittel in Zusammenhang stehen, sowie Kinder, die nicht zu früh geboren und mit Sonden ernährt werden mussten oder aufgrund der Frühgeburtlichkeit besonders mit Nahrung versorgt oder zu häufigem Stillen angehalten werden mussten.

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29 Kommentare

  1. Es tut mir gerade gut, das zu lesen. meun Baby ist gut 6 Monate alt und hat zum Schrecken vieler (Ärztin, Omas, z.T. auch Freundinnen) noch keine Mahlzeit ersetzt. Und dass, wo sie doch insgesamt so zierlich ist!!! Puhh, ganz schön anstrengend, da stärkt mich dein Artikel für den Tag! Danke

    • Das war bei uns genauso. Dieses berühmte „Mahlzeiten ersetzen“ ist auch echt Unsinn, ganz ehrlich. Macht so viel Druck. Das Kiddo hat ewig lange keine „ganzen“ Mahlzeiten gegessen. Um uns allen Stress zur ersparen, haben wir das schließlich so gemacht: Wie gewohnt stillen, und immer wenn es bei uns Essen gab, dem Kind auch was anbieten. Nach und nach hat sich das dann von selbst ergeben. Ohne dass einer von uns um Punkt 12 mit Brei und unglücklichem Kind am Tisch sitzen musste, weil „man das ja so macht“. Und wenn man nicht stillt, gibt man eben die Flasche nach Bedarf.

      Kleine Einschränkung: Wenn ich wusste, es gibt in 15 Minuten Mittagessen, habe ich nicht davor noch gestillt, sondern danach. Erschien mir sinnvoller.

      (Liebe Susanne, wenn ich da Quatsch erzähle, korrigier mich bitte. Will ja niemandem Blödsinn empfehlen, nur weil das bei uns funktioniert hat)

  2. Ich habe vor einiger Zeit „Mein Kind will nicht essen“ vom guten Dr. Gonzales gelesen. Seitdem bin ich sehr sehr viel entspannter, was das Essen angeht. Das Kiddo wird essen, wenn es hungrig ist. Wir bieten ihm diverse Sachen an, und wenn es mag, isst es davon eine ordentliche Portion, oder eben auch nur ein paar Krümel. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, ich würde mir überhaupt nie Gedanken machen, ob sie denn genug isst. Aber ich versuche, da nicht mehr einzugreifen. Und mache diese Gedanken statt dessen mit mir selbst aus.

    Also, das Buch kann ich anderen essens-unsicheren Müttern nur empfehlen. Nicht so gut finde ich, dass vorausgesetzt wird, dass die Mutter noch stillt – aber ich schätze mal, man kann die Empfehlungen auch auf Fläschchennahrung anwenden. Wir stillen vor allem nachts noch, mir gibt das ernährungsmäßig zusätzlich Sicherheit. Eine Freundin gibt nachts Fläschchen nach Bedarf (sie hat nie gestillt), das funktioniert auch sehr gut, denn ihr Sohn ist nicht so der begeisterte Esser und zieht einfach Milchnahrung noch vor. Tagsüber isst er ein bisschen was, aber nachts möchte er eben noch seine Flasche. Was solls. Wird er irgendwann von selbst ändern.

  3. Victoria

    Uff, ja der Artikel trifft auch bei uns einen Nerv. Aufessen muss unser Sohn nie, das kann ich auch nicht immer. Genug Essen tut er sowieso.
    Nur leider nicht unbedingt so wie wir das gerne hätten. Sprich er ist Brot, Nudeln, Reis, alles am liebsten ohne Soße. Obst meist nur in Shake Form, aber ok. Nur Gemüse ist echt nicht seins. Wenn wir ihn da nicht unter Druck setzen, dann ist er es einfach nicht. Glücklich bin ich dabei auch nicht, aber andererseits heißt es doch auch immer Kinder müssen Dinge öfter probieren um sie zu mögen. Ja aber wenn ich ihn nicht zum probieren bekomme wird das doch nie was? Von 2-3 Jahre haben wir abgewartet und Gemüse irgendwie reingeschmuggelt. Nun ist er 3.5 und es reicht uns ehrlich gesagt Er muss 1 mal am Tag ein bisschen Gemüse essen. Dabei hilft es auch nicht wenn er es aussuchen darf was und wie, er mag es einfach nicht. Am besten funktioniert im Moment leider die „es gibt sonst heute nichts anderes mehr“ Methode. Irgendwelche Vorschläge dazu?

    • Ich würde es nicht mit Druck machen, das erzeugt Gegendruck- kenne ich von meinem Sohn. Er war sehr begrenzt in der Obstauswahl. Ich habe es dann so gemacht, dass ich unterwegs (nachmittags auf dem Spiellplatz) nur Obst mit hatte und dieses auch bereitwillig an seine Freunde verteilt habe, das fand er so ungeheuerlich, dass seine Mama das Essen anderen Kids gibt, dass er anfing alles mögliche zu probieren und es dann den anderen so weg gegessen hat… Jetzt funktioniert das auch gut, wenn meine Freundinnen etwas dabei haben und er dann von Ihnen essen „darf“! Er ist vier und wir haben unter uns Muttis so die heimliche Absprache, dass keiner auf dem Spielplatz Kekse oder Süßkram dabei hat. Da darf er immer eine Sache gleich nach dem Abholen im KiGa essen auf dem Weg zum Spielplatz. Das Handhabe ich mit meiner Tochter fast 2 genau so und es funktioniert gut. Du könntest ja einfach unterwegs geschnittene Möhren, Gurken, Kohlrabis und so etwas dabei haben (gibt’s bei und zum Abendessen dazu). Gekochtes Gemüse nach der Sohn auch nicht, die Tochter einige Sorten schon…

      • Victoria

        Hallo Kathrin, danke für die Tipps. Ich hab das zwar auch schon probiert, vermute aber das Problem ist dass er wenn er das gesunde nicht ist doch immer irgendwann etwas bekommt was er mag. Weil ich ihn nicht hungrig lassen will oder zwingen was zu essen was er nicht mag. Nur probieren sollte er eben. Wir werden noch einmal schauen ob wir es nicht etwas anders und konstanter machen können mit dem Gemüse. Manchmal überraschen einen die Kinder einfach sehr wenn sie so ganz anders reagieren als man es erwartet hätte.

  4. Liebe Susanne,

    da hast du mit deinem Thema mal wieder voll ins Schwarze getroffen!

    Meine Große (3 1/2 Jahre) hat ihren eigenen Kopf und einen seeeehr starken Willen. Auch beim Essen. Ich zwinge sie zu nichts, was mir aber ehrlich gesagt sehr oft sehr schwer fällt. Aber es ist in Ordnung, dass sie abends und morgens ihre Schale Milch (mit Düsis, Saltoos oder Dinkelecken) isst, anstatt wie wir morgens Brot und abends warm.
    Ich habe das Problem mit dem Nachtisch. Sie darf entweder Joghurt, Schokopudding oder etwas aus ihrer Süßigkeitenschüssel. Und zurzeit hab ich das Gefühl, sie isst nicht mehr richtig sondern will nur noch die Süßigkeiten. Schon beim Tischdecken redet sie in einer Tour von ihren Süßigkeiten. Hast du da einen Tipp für mich?

    Unser Kleiner (fast 11 Monate) ist ein BLW-Kind. Er isst, wenn wir essen und wir nach jeder Mahlzeit gestillt und nachts zwischen 2 und 5 Mal. Leider isst er tagsüber hauptsächlich Knäckebrot und Banane, weshalb ich zurzeit etwas Sorge habe, dass er deshalb noch so viel stillt. Mir fehlt es irgendwie an einfachen Alternativen fürs Frühstück oder Mittagessen (wir essen halt dann immer nur Brot). Abends isst er, was wir essen. Von Brokkoli über Spinat, Nudeln etc. Mal mehr, mal weniger.

  5. Kleine Portionen auf dem Teller und lieber öfter nachfüllen, nix muss probiert werden, nix muss aufgegessen werden, dennoch gibt es klare Essenszeiten. Wer später essen/kochen möchte, muss die Küche wieder in den aufgeräumten Zustand zurück versetzen, es gibt für die Kleinen keine Schokolade/Süßkram nach 16 Uhr (wegen der anregenden und aufputschenden Wirkung), wem das angebotene Essen nicht schmeckt, der kann jederzeit alternativ Obst, Gemüse oder Brot essen. Insgesamt klappt das ganz gut.

  6. Super Thema. Hier darf die Kleine essen, so viel und was sie will, von dem, was es gibt. Sie bekommt auch Naturjoghurt zum Nachtisch ohne vorher etwas von der Hauptspeise zu essen. Süßigkeiten sind hier noch nicht usus. Ich kann bei ihr sehr schön beobachten, dass viele Lebensmittel ihre Phasen haben. Mal mag sie 3 Bananen am Tag und bloß keine Erdbeeren, dann wieder mag sie keine Bananen, dafür unendlich viele Himbeeren. Das ist auch bei Gemüse oder Kohlenhydraten so.
    Zum Frühstück mag sie zur Zeit Brot. Lange war es Müsli mit Joghurt und Früchten.

    Allerdings erlebe ich in der Kita leider oft, dass Kinder zum Aufessen angehalten werden und mit Nachtischentzug erpresst werden. Auch wenn die Aussage ‚wenn du nicht aufisst und keinen Hunger mehr hast, dann gibt es im Bauch auch keinen Platz für Nachtisch‘ stimmig klingen mag, finde ich, wir Erwachsenen sollten uns da selbst an die Nase fassen. Wenn ich nicht probieren mag, probiere ich nicht. Wenn mir nach Marmelade zum Abendbrot ist, esse ich sie. Und wenn ich statt Kartoffel mit Fleisch und Soße lieber nur einen leichten frischen Joghurt essen will, dann eben so.

  7. Katzenflieder

    Ja, ich lasse meine Kinder selbst entscheiden wann es ihnen reicht. Selbst bei meiner großen Tochter, die eine Gedeihstörung hat. Klar bei ihr versuch ich schon noch zu sagen „iss mal noch nen Haps“, wenn sie nach 3 Nudeln sagt, sie will nicht mehr obwohl sie nachmittags nichts gegessen hat. Sie weiß dass es bei mir nach dem Abendessen dann kein weiteres Essen mehr gibt. Sie ist auch jemand, der unregelm. Frühstück isst. Mal isst sie eine Schüssel Cornflakes, mal reicht ihr ein Smootie, mal will sie gar nichts oder trinkt nur Wasser. Das ist ok. Sie ist mit ihren fast 5 Jahren alt genug um die Konsequenzen zu verstehen.
    Und auch die ganz kleine, darf selbst entscheiden. Da sie mit BLW aufgewachsen ist, macht sie mit ihren 1,5 Jahren jetzt schon deutlich dass sie satt ist.

  8. Ich habe dazu in einem Ratgeber fuer Kinder folgenden Tipp gelesen: Alle Bestandteile der Mahlzeit, inklusive Nachtisch, von Anfang an auf dem Tisch haben und den Kindern die Moeglichkeit geben, sich zu bedienen. Die meisten kleineren Kinder greifen zuerst zum Nachtisch, danach aber dann zu den anderen Sachen, da sie noch Hunger haben! Ich habe es eine Zeit lang ausprobiert und fuer unsere Familie stimmte das tatsaechlich (Nachtisch war portioniert, egal ob es Obst, Joghurt, Keks oder Gummibaerchen war). Letztendlich ist doch egal, in welcher Reihenfolge das Nahrhafte und die Suessigkeit verzehrt wird.

  9. Ich finde den Artikel sehr gut, habe allerdings einige Einwände.. Kinder sind sehr unterschiedlich..Von der Statur, Appetit, Hungergefühl. Wenn wir null Druck machen würden, würde unser Sohn (3 Jahre, der seeehr schlank ist und immer um die 3er Perzentile war/ist) am liebsten nur (Vollkorn-) Kekse, Schokolade, Gummibärchen und Nudeln pur essen. Jeden Tag. Zeitweise macht man sich dann wirklich Sorgen, wenn das Kind nur 2 Apfelschnitze, 3 Bisse Brot und 4 Stück Kartoffeln isst an einem Tag. Und dabei auch noch permanent in Bewegung ist.
    Selbst wenn es keine Schokolade gibt zuhause, er verlangt danach. Achja und draußen ein Eis.
    Daher muss man mit etwas Druck sagen, heute gibt es keine Schokolade, zum Frühstück schon mal gar nicht, sondern Müsli. Dann isst er es schon. Und er isst dann auch Kartoffeln oder Reis. Aber Gemüse maximal roh oder versteckt in der Soße. Obst variiert je nach Laune. Es gibt aber auch Wochen, da isst er null Gemüse von sich aus, auch wenn sie vor ihm auf dem Tisch steht (also so Möhren, Kohlrabi, Paprika). Da muss man es ihm schon explizit in die Hand drücken.

    Meine Tochter (1),ist BLW-mäßig aufgewachsen und isst mal dies, mal das und wird immer mal wieder auch noch gestillt (meist nur abends/nachts). Bei ihr mache ich mir aber nicht so Sorgen, weil sie auch mehr Reserven hat…
    Liebe Grüße Julia

    • So ist mein Sohn auch, seeeehr schlank, ich muss mir vom KIA regelmäßig anhören, dass es gerade noch geht, aber wenn es noch weniger Gewichtszunahme wird, er uns zum Spezialisten schickt (was auch immer der machen soll ?!), aber fit und altersgerecht entwickelt. Ich achte bei ihm auf gesunde nahrhafte Kost. Er ist vier, ich habe mit ihm besprochen, dass der Körper Vitamine und Mineralien braucht, diese aber nicht in Süßigkeiten sind. Das Körperspiel von TipToi hat mich gut unterstützt. Er darf jetzt 1 Süßigkeit am Tag essen (verwaltet er selbst in einem Kofffer) und auch mal einen süßen Quark oder so etwas… Seitdem ist mehr Platz im Bauch für die gesunden Sachen die es bei den Mahlzeiten gibt, bzw. Obst zwischendurch. Ich finde, das ist kein Zwang oder Druck, denn man selbst als Eltern hat doch die Verantwortung für die Gesundheit der Kinder und auch dafür, dass sie lernen, was gesunde Ernährung ist. Daher darf man doch die Auswahl der Lebensmittel steuern, wir gehen auch gemeinsam einkaufen und sprechen darüber… Doch zwingen, dass ein Kind eine bestimmte Menge isst, das verstehe ich als Zwang. Die Eltern geben vor, was wann gegessen wird, das Kind entscheidet ob es isst und wieviel es isst! Kein gesundes Kind verhungert bei regelmäßigem Nahrungsangebot. Das kostet bei sehr schlanken Kindern einiges an Überwindung für einen selbst als Eltern, aber es funktioniert und vermeidet viele Machtkämpfe bei Tisch (ich war früher auch oft froh, wenn er überhaupt etwas gegessen hat). Meine Tochter hat es jetzt nur so kennen gelernt (fast 2), isst gerne ist aber noch schmaler als der Bruder im entsprechenden Alter, der die Hälfte von Ihr gegessen hat. Muss wohl an den Genen liegen…

  10. Simone Sowada

    Kürzlich traf ich eine Familie, deren Kinder ich in der Kita betreut habe nach 10 Jahren wieder. Nach 10 Jahren konnte sich die Mutter an eine Sache sofort erinnern: „Frau S. Ich habe Sie dafür geliebt, dass meine Jungs bei Ihnen sagen durften, was sie nicht essen wollten. Bei ihrer Vorgängerin mussten sie immer probieren und mussten oft spuken oder bekamen Durchfall!“
    Ü

    Für mich eine Selbstverständlichkeit – für die Mutter scheinbar ein solcher Segen, dass sie mich aufgrund dessen nie vergessen hat <3

    Gerade in familienergänzenden Einrichtungen muss was Essen und zwang betrifft noch ganz viel passieren :/

    Min Sohn MUSS im übrigen nichts. – er wirds schon wissen und ich hab auch nicht jeden Tag zur selben Zeit den selben Hunger 🙂

  11. Hallo Susanne,

    wir machen gerade Eingewöhnung im Kindergarten und es wurde gesagt, dass die Kinder nicht zum Essen gezwungen werden. Aber dann wollte meine Tochter vom Tisch aufstehen und die Erzieherin hat gesagt sie muss ihren Becher leer trinken, dann dürfte sie erst aufstehen. Ich finde das Thema schwierig. Besonders beim Trinken sage ich auch öfters „Trink mal etwas“ denn ich habe das Gefühl, dass die Kinder das beim Spielen einfach oft vergessen. Wie siehst du das mit dem Trinken?

    • Liebe Ella,
      Getränke sollten für Kinder im Kindergarten eigentlich immer frei verfügbar bereit stehen. Erzieherinnen können dann zwischendurch fragen, ob die Klnder mal was trinken wollen oder es bewusst anbieten. Hierdurch lernen Kinder auch, auf sich selbst zu achten und nach Bedarf zu trinken. Auf jeden Fall sollten Getränke nicht nur zu den Mahlzeiten gereiht werden.

      • Liebe Susanne,
        also grundsätzlich stehen die Getränke immer zur Verfügung. Mit dem Essen ist es nur ein bisschen kompliziert, es gibt einen Frühstückstisch und die Kinder essen immer in Grüppchen von 5. d.h. sie können erst dann essen, wenn ein Platz frei ist und es gibt eine feste Zeit (so lange die Kerze auf dem Tisch an ist) und danach nicht mehr. Was die Kinder nicht essen, sollen sie wieder in ihre Brotdose zurück geben, das ist okay. Nur das mit dem „Becher-Leer-Trinken“ vor dem aufstehen ist mir negativ aufgefallen.

    • Clarissa Harings

      Ich würde die Kindergärtnerin direkt damit konfrontieren, daß so etwas nicht geht. Soll halt jeder seinen Becher haben mit seinem Namen drauf und dann trinkt das Kind halt später wieder was, wenn es Durst hat. Trinken auf Kommando finde ich falsch, genauso wie Essen. Die wollen einem feste Zeiten eintrichtern, aber ich persönlich halte das für nicht gut… Es passt halt zur Leistungsgesellschaft, wo man auf Effizienz getrimmt wird, wozu auch fixe Nahrungszeiten gehören, damit im Rest der Zeit geackert werden kann ohne Pausen… Aber es ist unnatürlich. Der Mensch sollte sich dann versorgen (dürfen) wenn er möchte und auch das Bedürfnis hat und zwar nur dann.

  12. Liebe Caro,
    Wenn Kinder mit einer Sonde ernährt wurden oder es andere medizinische Gründe gibt, ist das natürlich eine andere Situation und man muss sehen, wie das Kknd langsam zu einem eigenen Rhythmus kommen kann. Das braucht oft viel Zeit.

  13. Hallo, mein Sohn (7) ist meines Erachtens nach ein Geniesser, für andere ein schlechter Esser! Er wurde 34 Monate gestillt, teilweise auch noch voll, weil er ausser ab und zu Obstbrei und Kekse (nicht das beste, aber irgendwann freute ich mich über alles was er wenigstens probierte) nichts essen wollte. Wir haben das stillen beide sehr genossen und er war ein sehr propperer Kerl 😉 und das nur durch Muttermilch. Danach war es ein stetiges auf und ab mit dem Essen mal mehr mal weniger …… teilweise war ich echt verzweifelt! Nach nen Jahr macht es klick, denn es ging ihm gut mit seinem Essverhalten und das ist das wichtigste! Viellecht haben wir ihm einfach das falsche angeboten, zurzeit ist er ist am liebsten gerächerten Tofu, Seitan, Erbsen, Haferschleim, Soja Pasta, Brokkoli und Fisolen ….. LG Dana

  14. Clarissa Harings

    Man kann das sehr einfach halten. So lange medizinisch noch alles in Ordnung ist, freie Hand lassen. Wenn es zu extrem wird, dann eingreifen 🙂

  15. Hmmm, also ich finde den Beitrag super beschrieben. Ich würde nie meine Tochter zum essen zwingen oder erpressen. Das haben wir von Anfang an nicht gemacht. Aber ich finde man sollte auch auf Ausnahmesituationen aufmerksam machen. Unsere Tochter wollte mit 6monaten nicht essen, also haben wir gewartet, bis sie es gezeigt hat. Zwischendurch gab es mal was in die Hand und ihr erstes richtiges Probieren war eine ungespritzte Gurke vom Bauern. Sie hatte daraufhin eine allergische Reaktion, bekam komische Flecken und schwoll leicht an. Natürlich ist man danach noch vorsichtiger. Mit ca9monaten starteten wir Breifrei und sie fing an Nudeln und Reis für sich zu entdecken. Alles ohne Zwang, aber was soll ich sagen, unsere Tochter würde lieber hungrig ins Bett gehen anstatt etwas zu essen was sie nicht mag-das Problem hier ist, dass sie eine sehr gute Schläferin ist – gut und gerne 13std durchpennt. Hat sie aber an dem Tag davor kaum etwas zu sich genommen, kam es hier schon mehrfach vor, dass wir sie kaum wach bekamen am nächsten Morgen und sie in einer Art Unterzuckerung landete. Sie ist 20monate und das kann kein Dauerzustand sein, daher müssen wir abends auch mehrfach fragen „Willst du noch was essen?“ „Hast du Hunge?“ „Probier mal..“ oder aber auch uns komplett zum Deppen machen, indem wir jeden gegessenen Happen beklatschen.

    Ich habe soviele Tipps und Ratschläge bekommen, aber wenn unsere Tochter nicht will, dann isst sie nicht und es mangelt ihr hier nicht am Angebot. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass wenn man in der Schwangerschaft kaum etwas zusich nehmen konnte, dass evtl die Kinder später auch weniger essen-dies trifft hier komplett zu und sollte bei unserer Nr. 2 es nun anders laufen (da ich in der ss essen kann) dann glaube ich da sehr stark dran. Aber es muss jeder seine Erfahrungen machen. Es gibt nicht die eine Lösung für die Erziehung oder den Umgang mit dem Kind, ganz klar Zwang und die beschriebenen Beispiele aus dem Bericht sollte kein Kind erfahren. Doch es gibt immer wieder „Ausreißerkinder“ in den unterschiedlichsten Bereichen wie bspw. Essen, dennoch ein sehr schön geschriebener Artikel.

    • Liebe Ania, danke für Deinen Kommentar. Klar gibt es immer auch Ausnahmen. So, wie Du es beschreibst, geht Ihr aber dennoch sehr respektvoll mit Eurer Tochter um und zwingt sie nicht, sondern bietet an und fragt nach. Das ist wirklich toll. Ansonsten kann ich auch sehr empfehlen das Buch „Babyernährung“ von Anja Gaca – da sind sehr viele Situationen beschrieben und auch Beikost und eher mäkelige Kinder.

  16. Christiane

    Hallo,
    Ich wurde als Kind zum Essen gezwungen und habe dadurch Essstörungen entwickelt, die mich bis heute begleiten.
    Das Essen hat sich so zu einem einzigen Machtkampf entwickelt und nachhaltig die Beziehung zu meiner Mutter zerstört.
    Bitte zwingt eure Kinder zu nichts. Gebt ihnen gesunde Lebensmittel, sie werden sich über die Zeit das nehmen, was sie brauchen. So mache ich es jetzt auch mit meinen Kindern.

  17. Puh, kein einfaches Thema. Also tatsächlich habe ich mir weder beim Stillen noch in den ersten Jahren, in denen meine Tochter begann zu essen viele Gedanken dazu gemacht. Doch später so ab 2,5 würde ich schätzen, fiel mir auf, dass sie immer wieder besonders an Wochenenden oder Feiertagen, die Chance nutzt sich fast komplett von „Süßem“ zu ernähren. Der Tag beginnt dann mit Pancakes oder Marmeladenbrötchen, dann kommt evtl. noch Kuchen, Waffeln oder ein Eis des Weges, beim Mittagessen hat sie zufällig keinen Hunger und abends auch nicht, bis sie dann später auf dem Sofa nach Süßigkeiten fragt. Klar, kann man sagen, so ein Ausnahmetag kann ja mal vorkommen, doch nicht selten geht es am darauffolgenden Tag so weiter. Sie lässt einfach gerne die Mahlzeiten am Tisch aus und nascht sich so durch den Tag. Daher finde ich es durchaus wichtig den Überblick zu haben und da gezielt gegenzusteuern.

    Ein zweites relativ neues Phänomen ist das Aufessen, was sie sich selber genommen hat. Beispiel sie macht sich ein Müsli und isst dann nur die halbe Schüssel. An der Stelle finde ich es wichtig zu lernen, „ich nehme nur soviel, wie ich auch essen möchte.“ mir ist auch klar, dass das ein Lernprozess ist, doch wenn ich sie nicht zum Aufessen anhalte, lernt sie es vermutlich nie.

    • Liebe Eva, im Artikel geht es ja auch um ein gesundes Angebot und wenn Süßigkeiten/Chips etc. verfügbar und oft als Alternative angeboten werden, wollen Kinder das auch nutzen, weil solche Dinge eben noch einmal anders ansprechen und wir Menschen durchaus auch bei Verfügbarkeit solche Nahrungsmittel zu uns nehmen.
      Beim Müsli kannst du auch anbieten, dass sie eben zunächst eine ganz kleine Portion nimmt und später nochmal nachnehmen kann, statt andersrum. Wenn sie immer aufessen muss, lernt sie davon nicht, weniger zu nehmen.

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