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Natur für Stadtkinder – Wie Stadtkinder elementare Erfahrungen machen können

Stadtkind

Auf einen Heuballen springen, durch den Wald rennen und Pilze sammeln, Lämmer streicheln oder mit einem kleinen Boot über den Fluss fahren – wir alle wünschen uns ein Stückchen Bullerbü für unsere Kinder. Dies umso mehr, wenn wir lesen, wie gut es für Kinder ist, Natur zu erfahren, dass sie dort elementare Erfahrungen machen können, dass Bauernhofbesuche vor Allergien schützen sollen und so weiter. Das Leben in der Natur – es kann Kindern so viel bieten.

Und dennoch ist es so, dass viele Eltern nun einmal mit ihren Kindern in der Stadt wohnen und bestensfalls in den Ferien die Möglichkeit haben, die Natur uneingeschrenkt zu genießen. Bedeutet dies, dass Stadtkindern all diese wichtigen Erfahrungen verwehrt bleiben? Wohl kaum, wenn wir darauf achten, dass sie auch in der Stadt Erfahrungen sammeln können, sich erproben und losgelöst mit allen Sinnen begreifen dürfen. Doch wie geht das?

Der wesentliche Unterschied zwischen Kindern in der Stadt und auf dem Land ist, dass Stadtkinder viel mehr unter beobachtenden Augen stehen als ihre Altersgenossen auf dem Land. Auf Spielplätzen finden sich Gruppen von Eltern, gut meinende Nachbarn sind allseits zugegen: Stadtkinder sind nur selten unbeobachtet. Und dieser Umstand wirkt sich auch auf das Spielverhalten aus: Denn Eltern greifen oft in das Spielverhalten der Kinder ein. Unbeobachtet klettern Kinder auf den Baum, erproben sich, wie weit sie kommen, wie gut sie sich hochziehen können. Auf Spielplätzen sind mittlerweile nur noch selten wirkliche Kletterbäume zu finden. Wenn Kinder phantasievollen Ersatz für den fehlenden Kletterbaum finden und die Rutsche mit nackten Füßen hochlaufen wollen, wird ihnen unter dem strengen Blick so mancher Eltern dieses Vorhaben untersagt. Und dies trifft auch auf die „falsche“ Nutzung der Schaukel zu, da bei unsachgemäßem Gebrauch eigene und Verletzungen fremder Kinder in Betracht zu ziehen sind. Spielplatzgeräte geben eine Nutzung meist vor – in den Augen der Erwachsenen und die Missachtung dieses gewünschten Umgangs wird oft von den Eltern ermahnend geahndet.

Doch nicht nur das: Eltern greifen nicht nur im Umgang mit dem Spielmaterial viel ein, sondern auch in den Umgang der Kinder untereinander. An der Schaukel wartend mit ihrem Kind wird so manches Mal das lange schaukelnde Kind ermahnt, es möge doch auch die anderen mal ran lassen oder das eigene schaukelnde Kind wird gebeten, nach einer gewissen Zeit Platz zu machen für den nächsten Schaukler. Kinder stehen Schlange an Spielplatzgeräten, anstatt sich anderweitig zu beschäftigen, weil ihnen die Regeln der Erwachsenen für den Spielplatz beigebracht werden. Doch was passiert ohne eingreifende Eltern? Ist es nicht möglich, dass Kinder unter sich um Spielmaterial verhandeln? Müssen wir ständig in die Sozialkompetenz des Kindes einschreiten?

Doch auch neben Spielplätzen ist es Stadtkindern möglich, sich selbst zu erproben, wenn wir ihnen den Raum dafür bieten: Auf kleinen Mauern kann balanciert werden, ausrangierte Matratzen auf dem Bürgersteig laden zum Hüpfen ein, im Slalom lässt es sich um Poller rennen oder Bänke dürfen erklommen werden. Wenn wir genau hinsehen, sehen wir so viele tolle Möglichkeiten in der Stadt. Oder – noch besser – lassen die Kinder sie einfach entdecken. Wir müssen nicht immer sofort eingreifen und etwas verbieten. Denn ist es wirklich schlimm, wenn ein Kind über eine Bank balanciert? Oder wenn es an irgendeiner Metallstange hochklettern will?

Nur weil wir selbst den Blick dafür verloren haben und es uns vielleicht vor anderen Erwachsenen peinlich ist, müssen wir unsere Kinder nicht um die Möglichkeit bringen, sich selbst auszuprobieren. Es ist nicht schlimm, wenn ihre kleinen Schuhe vielleicht ein wenig Straßendreck an eine Sitzbank bringen oder sie immer und immer wieder die Rollstuhlrampe hinunter rennen. Sie machen dies aus einem inneren Antrieb, weil sie sich und ihre Fähigkeiten ausprobieren wollen. Dazu brauchen sie kein Bullerbü, wenn wir sie einfach lassen und begleiten auf ihrem holprigen Weg.

„Die machen ja gar nicht ‚Quak‘!“ – Über die Bedeutung von Naturerfahrungen für Kinder

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Heute war die gesamte Familie im Wald spazieren. Wir haben und Pflanzen angesehen, die Tochter ist einen Hochstand hinauf geklettert, wir haben Nacktschnecken und Mistkäfer bewundert. Ein Laubfrosch hüpfte uns über den Weg. Und dann gab es diesen Moment, als wir laute Geräusche hörten. Wir entdeckten einen kleinen See und darin quakten lautstark die Frösche. Die Tochter war begeistert und lauschte andächtig. „Komm, wir gehen weiter!“ sagte ich nach einiger Zeit zu ihr. Aber sie hielt inne und sagte: „ich möchte den Fröschen noch etwas zuhören!“ Am Abend im Bett fragten wir sie wie jeden Tag, was heute das Schönste für sie war. „Grillen, ein Eis… Und die Frösche! Die Frösche im Wald. Frösche machen nämlich gar nicht ‚Quak‘. Die machen ganz anders. Und ich habe sie gehört und weiß jetzt, wie sie wirklich klingen.“

Dieses kurze Gespräch verdeutlichte mir einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Kinder elementare Erfahrungen machen dürfen. Kräuter schmecken, Gänseblümchen pflücken und die Blütenblätter essen, Tiere streicheln, die Füße ins kalte Seewasser tauchen, mit den Händen im Matsch wühlen, den Tieren zuhören und ihre Sprache kennen lernen. Kinder verstehen die Welt, wenn wir sie zuhören lassen. Wenn wir ihnen die Möglichkeit geben, die Welt mit allen Sinnen zu begreifen – im wahrsten Sinne des Wortes. Kinder brauchen diese Möglichkeiten, um sich ein Bild von der Welt machen zu können, in der sie leben. Und damit auch zu verstehen, wie wichtig diese Welt ist und wie erhaltenswert, wundersam und schön.

Deswegen: Lasst Eure Kinder den Fröschen, Hähnen und Katzen lauschen. Lasst sie Erde in den Händen zerreiben und Blumen am Wegrand pflücken. Gebt ihnen die Möglichkeit, die ganze Natur in ihrer Schönheit und Einzigartigkeit zu bewundern. Dann lernen sie nicht nur, dass Frösche gar nicht „Quak“ machen, sondern auch, wie bezaubernd diese Welt ist, in der sie leben. Auf dass sie hoffentlich in der Zukunft damit gut umgehen und nicht verlernen, welchen Zauber sie für sie bereithält.

Kräuterspirale für den Garten selbst anlegen

Das Wochenende steht mit gutem Wetter vor der Tür. Bei gutem Wetter sind wir gerne im Garten und im Sommer ist am Samstag immer unser Grilltag. Für dieses Wochenende zeige ich Euch deswegen heute eine schöne DiY-Idee, die recht schnell geht, mit Kindern Spaß macht und dazu noch das Grillfest oder Eure Küche bereichtert: das Anlegen einer Kräuterspirale. Weiterlesen