In diesem Jahr war ich endlich auch bei der re:publica. Als Teilnehmerin und sogar als Speakerin. Es war großartig, dort endlich einmal all jene Menschen kennen zu lernen, die ich bisher nur über das Internet kannte. Viele Erwartungen haben sich positiv bestätigt und mein Online-Clan ist offline nicht weniger sympathisch. Zu den vielen schönen Begegnungen zählten besonders @berlinmittemom, @dasnuf, @fraubruellen (mit der ich auf der Toilette ein Kleid begutachtete), @mairegen, @watchtheglow, @mama_notes und @bb_wortgewandt. Dazu auch Personen, die ich von Twitter erst kurz kenne wie @steveRueck. Ganz neu dazu kamen auch nette Blogger, die ich ganz neu für mich entdeckt habe durch die Konferenz wie @Mareicares, die auf ihrem Blog kaiserinnenreich.de von ihrem Leben als Mutter von zwei Kindern berichtet, von denen eines einen seltenen Chromosomenfehler hat. Auch bloggende Väter wie @zwillingswelten konnte ich endlich einmal erleben oder habe erfahren, dass mein Vortrag Väter dazu angeregt hat, selbst einen Blog zu machen. Und auch Detlef Untermann von Opas-blog.de saß in meinem Vortrag und meldete sich zu Wort. Mit Carline Mohr, deren Blog Mohrenpost ich gerne lese und dabei immer wieder herzlich lachen muss, traf ich einige Male auf kurze Gespräche zusammen.
Mit meinem Thema des Online-Clans wurde ich in den Podcast (ab 04:36) von @timpritlove und @wortkomplex eingeladen, von einer Journalistin des Deutschlandfunk interviewt und habe mich mit Philip Banse bei dctp.tv über das Thema unterhalten. Mit den Frauen von BlogF, einer Vernetzung von Frauenblogs, kam ich auch ins Gespräch. Und auch sonst erhielt ich via Twitter und in Gesprächen viel Input zu meinem Thema, so dass ich noch viel weiter daran arbeiten und recherchieren möchte. Vielleicht ist ja im nächsten Jahr auf der rp15 wieder Raum, um über die bloggenden Eltern, ihre Bedeutung und ihre Themen zu sprechen. Als nächstes werde ich das Thema nun für eine Zeitschrift verschriftlichen.
Mit Kindern ist immer was los
Mit dabei auf der Konferenz waren auch meine Kinder. Ich finde es immer gut und wichtig, ihnen zu zeigen, womit wir Eltern uns beschäftigen und wie unsere Arbeit aussieht. Auf diese Weise haben meine Kinder schon viele Orte und Menschen kennen gelernt. Nun ist es aber nicht unbedingt einfach mit zwei kleinen Kindern auf einer großen Konferenz zu sein. Das fing damit an, dass wir am Montag, als wir abends unsere Tickets abholten, die Lieblingspuppe der Tochter verloren. Als wir es zu Hause bemerkten und die Tochter in Tränen ausbrach, starteten wir einen Aufruf über Twitter, der mehrere hundert Male geteilt wurde und die Lieblingspuppe konnte so noch am selben Abend wieder in die wartenden Arme der Tochter kommen. Am nächsten Tag ließ ich dann den Wetbag mit den benutzen Stoffwindeln des Sohns liegen, der sich aber auch wieder anfand. Wenn man mit Kindern unterwegs ist, hat man viel Gepäck. Je mehr Gepäck, desto schneller geht auch was verloren.
Ab 16 Uhr ist es für viele Eltern vorbei mit der Konferenz
Doch ich war nicht die einzige, die ihre Kinder mit zur Konferenz brachte: In meinem Vortrag sah ich bereits einige Eltern mit Tragetüchern und ihren Babys und traf auch immer wieder auf andere Eltern mit Kindern. Bei Kaffee und Kuchen saß ich mit einer anderen Speakerin zusammen, Jessica Marquis, die auch mit ihrer Tochter angereist war. In allen Gesprächen mit Eltern stellten wir zusammen eines gemeinsam fest: In Hinblick auf die Familienfreundlichkeit lässt sich hier auf der re:publica noch einiges optimieren. Denn ja: Viele der Teilnehmer/innen sind Eltern. Selbst wenn es keine Familienblogger sind, haben viele der Anwesenden heute Kinder. Das bedeutet: Man ist angewiesen auf eine Betreuung für die Kinder, wenn man selber den Vorträgen zuhören möchte. Die größeren Kinder gehen vielleicht bereits in den Kindergarten, müssen aber nachmittags abgeholt werden. Für einige ist es vielleicht möglich, die Betreuung durch Babysitter oder Verwandte zu arrangieren, was aber für alle Tage oft nicht möglich ist. Gerade bei kleineren Kindern lässt sich das schwer machen. So können Eltern nur in begrenztem Umfang an der Konferenz teilnehmen, oder, wie jemand zu mir sagte: „Ich habe mir die Vorträge nach 16 Uhr lieber gar nicht angesehen, weil ich sowieso nicht daran teilnehmen kann und nicht traurig sein wollte über das, was ich verpasse.“ Es ist re:publica und keiner kann hingehen.
Ideen für eine entspannte Elternschaft auf der rp15
Positiv hervorzuheben ist auf jeden Fall schon einmal, dass Kinder bis zum Alter von 15 Jahren freien Eintritt haben. Auch gibt es Unterstützung, wenn Vortragende Babysitter benötigen. Woran es aber mangelt, sind verschiedene Dinge:
- Wickelmöglichkeiten – ich war lange auf der Suche nach einem geeigneten Ort und leider wussten die „Helping Hands“ auch keine Antwort
- Rückzugsbereich fürs Stillen (ich persönlich stille ja durchaus unproblematisch in der Öffentlichkeit, weiß aber, dass andere Mütter lieber ungestört sind hierfür) oder fürs Geben der Flasche
- ein Spielbereich für Kinder: Während es auf dem Chaos Communication Congress in jedem Jahr einen schönen Spielbereich für Kinder gibt, fehlt das hier auf der re:publica vollständig. Wünschenswert wäre ein abgegrenzter Bereich, in dem kleine Krabbelkinder auf dem Boden sein können und größere Kinder Spielmöglichkeiten haben wie beispielsweise ein Bällchenbad, eine Ecke mit Legosteinen oder auch thematisch passende Angebote. Perfekt wäre natürlich auch die Möglichkeit einer Fremdbetreuung oder einer Animation für Kinder, d.h. gemeinsame Bastelangebote.
- Toll wären auch Workshops für größere Kinder. Passende Talks hierzu gab es einige auf der Konferenz: “Common kids can code!?”, “re:learn konkret: Geschichten aus der Praxis und für die Praxis”, “Lehrst Du noch oder lernst Du schon? – Moderne Schule ist (k)eine Frage der Technik”, “Wildnis in der Wildnis: Digitaler Aufbruch an unseren Schulen”, “Bildung verfangen im Netz? Was hilft, wenn nichts hilft?” – Hier lohnt es sich, mal hinein zu schauen in die Aufzeichnungen der Vorträge bei Youtube.
Diese Punkte ließen sich sehr einfach gemeinsam in einem Bereich unterbringen. So, dass auch am Nachmittag Eltern dabei sein können oder am Vormittag anwesende Kinder etwas altersgerechte Abwechslung erleben können, wenn Mama und/oder Papa mit anderen im Gespräch sind oder sich einen Vortrag anhören möchten. Denkbar wäre auch, für Elternblogger ein gemeinsames Frühstückstreff am Morgen zu veranstalten bevor die ersten anderen Talks beginnen, denn Eltern sind auch schon vor 10 Uhr auf den Beinen. Mit einer Mate oder einem Kaffee am Bällchenbad, in dem das Kind munter spielt, lässt es sich ganz nett mit anderen netzwerken. Als Elternteil oder auch sonst.
Auf jeden Fall freue ich mich schon heute auf nächstes Jahr: Auf neue Vorträge, auf das Treffen mit meinem Clan und das Kennenlernen neuer Blogger. Und das alles hoffentlich in einem etwas familienfreundlicherem Rahmen.