Wenn euer Kind einen regulären Kindergarten besucht, habt ihr wahrscheinlich schon häufiger Entwicklungsgespräche geführt oder sie stehen bald an. Häufig sind diese Gespräche einfach noch mal eine Bestätigung: meinem Kind geht es hier gut, es entwickelt sich „normal“.
Manchmal gibt es jedoch Gespräche, die sich einfach nicht gut anfühlen. Das kann ganz verschiedene Ursachen haben, z.B. das Gefühl der einseitigen Betrachtung oder Stigmatisierung des eigenen Kindes. Wie könnt ihr damit umgehen?
Spürt in euch hinein: Ihr seid die Experten für euer Kind und kennt es am besten. Das heißt nun nicht, dass ihr die Einschätzungen von Erzieher*innen einfach in den Wind schlagen sollt (denn diese haben wiederum einen pädagogischen Background und äußern im besten Falle Befürchtungen etc. nicht leichtfertig, sondern nach sorgfältiger Überprüfung ihrerseits). Dennoch solltet Ihr für euch überprüfen, ob ihr den Dingen, die genannt wurden, so zustimmen könnt und euer Kind wiedererkennt.
Gesprächsbereitschaft: Steht nicht allem ablehnend gegenüber, aber macht deutlich: mein Kind ist wunderbar, so wie es ist. Es sind höchstens und lediglich die Handlungen, die hier im Fokus stehen sollten.
Sucht gemeinsam nach Lösungen: Was erschwert dem Kind die Situation? Geht keiner Schuldfrage nach, sondern schafft ein gegenseitiges Hilfesystem fürs Kind, dass sich der Frage widmet: Was braucht dieses Kind, um sich hier im Kindergarten wohl zu fühlen und gut anzukommen? Und wie können wir gemeinsam ihm dabei helfen?
Geduld: Wenn es um reine charakterliche Dinge geht oder Entwicklungsunterschiede, die ihre Zeit brauchen: habt Geduld. Und bittet die Erzieher*innen, diese ebenfalls zu haben.
Akzeptanz für die Einzigartigkeit von Kindern: Kein Kind muss in ein Raster passen. Dein Kind spielt zufrieden mit sich und mag keine Großgruppensituationen, scheut diese sogar? Vielleicht bist du ja selbst ebenfalls ein Mensch, der wenige, ausgewählte Freunde hat und damit vollkommen zufrieden ist. Nicht jedes Kind muss ein „Gruppenleader“ sein, sofern es sich mit seiner Situation wohl fühlt.
Chance: Seht Konflikte auch immer als Gelegenheiten, um gemeinsam zu wachsen.
Entwicklungsgespräche als Anregung
Meistens erfüllen Entwicklungsgespräche einen ganz zentralen Zweck: Sie stellen den Kontakt und die Verbindung zwischen Pädagog*innen und Eltern sicher. Deswegen: habt Mut, freut euch auf die Möglichkeit, euch auszutauschen und in Verbindung mit den Menschen zu treten, die euer Kind Tag für Tag begleiten. Und scheut euch dennoch nicht, ihre Ansichten zu hinterfragen. Bei den Farbtupfern vermeiden wir daher das Wort „Entwicklungsgespräch“ und sprechen lieber von „Begleitungsgesprächen“, denn Worte schaffen Realität.
Janine Ringel ist Sozialpädagogin (BA) und Mutter von zwei Kindern (2014 und 2017 geboren). 2017 hat sie zusammen mit ihrem Mann den kleinen, bindungsorientierten, auf Achtsamkeit und GFK basierenden Kindergarten „Farbtupfer“ in Lübeck für Kinder von 2-6 Jahren gegründet und arbeitet darüber hinaus in der Elternberatung. Sie ist ausgebildet in gewaltfreier Kommunikation nach M.B.Rosenberg. Mehr von Janine findet Ihr auf auf farbtupfer.org oder hier auf Instagram.